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B RIEFKASTEN<br />
Der Wolf in Tirol – ein Projekt<br />
für Naturromantiker?<br />
Der Leserbrief „Wolfsbesiedelung<br />
im Alpenraum“ von Prof. Reinhold<br />
Jäger in der Oberländer Rundschau,<br />
Woche 37, ist sehr fachkundig geschrieben<br />
und obendrein noch mit<br />
einer Prise irrationaler Angst des Menschen<br />
vor dem Wolf garniert. Aber<br />
man muss Prof. Jäger grundsätzlich<br />
recht geben: Wenn sich „die pure<br />
Wildnis“ (Zitat Prof. Jäger) auf den<br />
Almen und in den Jagdgebieten, die<br />
in Jahrtausenden gewachsenes Kulturland<br />
und schon lange nicht mehr<br />
„freie Wildbahn“ sind, ungezügelt<br />
ausbreitet, werden wir in Tirol in absehbarer<br />
Zeit größere Probleme bekommen,<br />
vor allem, solange der Wolf<br />
als streng geschützte Tierart im Sinne<br />
der „Berner Konvention über die Erhaltung<br />
der europäischen wild lebenden<br />
Pflanzen und Tiere“ gilt.<br />
Das Problem ist nämlich, dass der<br />
Wolf ein „Raubtier“ ist. Eigentlich<br />
ist dieser Begriff wissenschaftlich so<br />
nicht korrekt, richtig wäre, dass der<br />
Wolf zu den „Carnivora“, also zu den<br />
„Fleischverschlingenden“ gehört, aber<br />
der Mensch hat dem Wolf seit jeher<br />
das Delikt des „Raubes“ zur Last gelegt,<br />
denn er nimmt ihm unter Anwendung<br />
von Gewalt Sachen weg, die<br />
dem Menschen gehören. Dazu gehören<br />
u.a. die Weidetiere auf den Almen<br />
und nach Auffassung des Menschen<br />
auch jagdbare Tiere.<br />
Nun könnte man behaupten, angesichts<br />
von 31686 Stück geschossenem<br />
Schalenwild in Tirol im Jagdjahr<br />
2016/17 (Quelle: Jagdstatistik/Statistik<br />
Austria) wäre ein gewisser Prozentsatz<br />
an „Raub“ durch den Wolf durchaus<br />
verkraftbar, außerdem soll der Wolf<br />
ja das Wild angeblich „vitalisieren“,<br />
indem er schwache Tiere reißt und<br />
gesunde durch seine Jagden fit macht.<br />
Aber das ist Naturschwärmerei, denn<br />
so wie die Almen sind auch die Jagden<br />
in Tirol längst keine Naturlandschaft<br />
mehr, sondern eine Kulturlandschaft,<br />
deren Bewirtschaftung durch den<br />
Menschen nicht nur ein einträgliches<br />
Geschäft ist, sondern auch Millionen<br />
Euro kostet. Die Tiroler Jagdpächter<br />
geben nämlich jährlich ca. 13 Mio.<br />
Euro für den „Pachtschilling aus, für<br />
die Landesjagdabgabe 2,6 Mio. Euro,<br />
für gesetzlich vorgeschriebene Fütterung<br />
4 Mio. Euro, für Wildschaden<br />
bzw. dessen Verhütung 850.000 Euro<br />
und für Personalaufwand 6 Mio. Euro<br />
(Quelle: Tiroler Jägerverband).<br />
Wenn nun der EU-Umweltkommissar<br />
Vella meint, dass es bei der<br />
Wiederansiedelung der Wölfe um<br />
„die Wahrung des Naturerbes“ geht,<br />
ist er blind für die Realität in Tirol,<br />
denn in unserem Land ist die Naturlandschaft<br />
schon längst Mangelware,<br />
Tirol ist bis zu den Gipfeln hinauf<br />
primär eine Kulturlandschaft. Und es<br />
ist eine vielfach mühsam und sorgsam<br />
durch Jahrhunderte gestaltete Kulturlandschaft,<br />
besonders was das Almwesen<br />
in Tirol betrifft.<br />
Während die Jagdfläche in Tirol<br />
praktisch den Großteil unseres Landes<br />
ausmacht, ist immerhin ungefähr ein<br />
Drittel der Landesfläche Tirols bewirtschaftete<br />
Almfläche, wo insgesamt ca.<br />
100 000 Großvieheinheiten jährlich<br />
den Sommer verbringen. Da bleibt<br />
für Raubtiere nur mehr wenig Platz!<br />
Unsere Vorfahren haben sich gegen<br />
diese Tiere zur Wehr gesetzt, bis sie<br />
ausgerottet waren, was ebenso keine<br />
optimale Lösung ist wie eine unüberlegte<br />
„natürliche“ Wiederansiedelung<br />
von Raubtieren. Zwar sieht die<br />
Berner Konvention zur Erhaltung der<br />
europäischen wild lebenden Pflanzen<br />
und Tiere im Artikel 2 vor, dass dabei<br />
auch wirtschaftlichen und erholungsbezogenen<br />
Erfordernissen Rechnung<br />
getragen werden soll, und laut „Wolfmanagement<br />
in Österreich 2012“ geht<br />
die öffentliche Sicherheit vor, das<br />
heißt, der Wolf darf natürlich geschossen<br />
werden, bevor er die Großmutter<br />
frisst. Trotz 59 nachweislicher Wolfangriffe<br />
auf Menschen im Zeitraum von<br />
1950 bis 2000 in ganz Europa, ohne<br />
Russ land (Quelle: Linnell Report), ist<br />
dieses Risiko aber im Vergleich zu 84<br />
Toten im alpinen Gelände nur im Jahr<br />
2016 Tirols als gering zu bezeichnen.<br />
Das eigentliche Problem bringt<br />
Prof. Jäger auf den Punkt, wenn er<br />
sinngemäß sagt, dass „die pure Wildnis<br />
Wolf“ unkontrolliert in eine Kulturlandschaft<br />
eindringt. Allerdings<br />
mache ich mir wegen der überspitzten<br />
Bemerkung von Prof. Jäger, dass<br />
die Menschen aus unseren Hochgebirgstälern<br />
abwandern werden,<br />
wenn der Wolf überhandnimmt,<br />
keine Sorgen, denn bisher hat noch<br />
jedes Lebewesen, das sich mit dem<br />
Menschen angelegt hat, den Kürzeren<br />
gezogen. Aber man sollte die<br />
Lösung des Problems auch nicht der<br />
Jägerschaft zuschieben, die dann eine<br />
Treibjagd auf eine streng geschützte<br />
Tierart machen soll, weil der Gesetzgeber<br />
zu wenig auf die besondere Situation<br />
in Tirol eingegangen ist.<br />
Robert Günter Klien, Landeck<br />
„Handylust und Handyfrust“<br />
Die Heimatbühne Kappl präsentiert eine Komödie<br />
von Wolfgang Bräutigam<br />
Ein moderner Bauernhof, alle sind für den Fortschritt, sogar<br />
die Oma besitzt ein Handy … da dreht Papa durch. Seine Angst<br />
vor Strahlen und das Bedürfnis alle wieder auf den „natürlichen“<br />
Teppich zu bekommen, bewegt ihn zu einer Verzweiflungstat: Er<br />
bewirbt sich für die Fernsehsendung „Zurück ins 16. Jahrhundert“<br />
und stürzt die Familie ins „Mittelalterchaos“.<br />
Landwirt Alois Krügel hasst nichts<br />
mehr als den technischen Fortschritt.<br />
Vor allem Handys sind ihm<br />
ein Gräuel, denn er ist der festen<br />
Überzeugung, dass die Funkstrahlen<br />
dieser schnurlosen Teile schädlich<br />
sind für Geist und Körper. Der Rest<br />
der Familie liebt es, immer auf dem<br />
neuesten Stand schnurlos zu kommunizieren.<br />
Als dann auch noch<br />
der Nachbar über Nacht auf seinem<br />
Grundstück ohne Genehmigung<br />
einen Mobilfunkmasten aufstellen<br />
lässt, reicht es Alois. Er startet eine<br />
Aktion gegen den Sendemast und<br />
schließt im Geheimen einen Vertrag<br />
mit der Cas tingfirma Lichtlein für<br />
die Fernsehsendung „Zurück ins 16.<br />
Jahrhundert“ ab, um der Familie die<br />
Freude an der Technik zu verleiden.<br />
Die dafür notwendige Abschaltung<br />
der Strom- und Wasserversorgung<br />
kommt für die ganze Familie mehr<br />
als nur überraschend. Es kommt zu<br />
erheblichen familiären Reibereien.<br />
Das Chaos ist perfekt, als die internetbegeisterte<br />
Tochter Sonja Besuch von<br />
ihrer Chat-Liebschaft erhält, dem sie<br />
ein Bild von Magd Liesl gesendet hat<br />
und Knecht Josef sich im Namen von<br />
Sohn Lukas Krügel für die Sendung<br />
„Bauer sucht Frau“ bewirbt und Beate<br />
Lichtlein, Chefin der Castingfirma,<br />
für seine erste Bewerberin hält.<br />
Premiere ist am Samstag, dem 13.<br />
Oktober im Gemeindesaal Kappl.<br />
Weitere Termine: 14., 26. und 27. Oktober,<br />
3., 4. und 9. November, Freitag<br />
und Samstag jeweils um 20 Uhr und<br />
Sonntag jeweils um 19 Uhr sowie am<br />
10. November um 14 und 20 Uhr.<br />
Kartenvorverkauf bei allen Volksbank-Filialen<br />
im Bezirk Landeck oder<br />
an der Abendkassa.<br />
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SA. 13.10.<br />
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SA. 03.11.<br />
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SO. 14.10.<br />
SA. 27.10<br />
SO. 04.11.<br />
SA. 10.11.<br />
Ort: Gemeindesaal Kappl<br />
Beginn: Fr. + Sa. um 20.00 Uhr, So. um 19.00 Uhr<br />
Am 10.11.2018 findet zusätzlich eine Nachmittagsvorstellung um 14.00 Uhr statt.<br />
Kartenvorverkauf in allen Filialen der Volksbank Tirol im Bezirk Landeck.<br />
Karten auch an der Abendkassa!<br />
Die hier veröffentlichten Zuschriften geben die Meinung des Verfassers wieder.<br />
E-Mail: leserbrief@rundschau.at<br />
3./4. Oktober 2018<br />
RUNDSCHAU Seite 29