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Horizontbögen zur Standortbestimmung<br />
Die beiden goldenen Bögenanden Rändern der Scheibe<br />
werden als Horizontbögen interpretiert.„Hält man die<br />
Scheibehorizontal, so bezeichnet der rechte Bogen den<br />
Bereich,innerhalb dessen die Sonne während eines<br />
Jahresaufgeht“, erklärtder Astronom Wolfhard<br />
Schlosser –beim vorderen Endpunktzur Wintersonnenwende,beim<br />
hinteren zur Sommersonnenwende.<br />
Der linke Bogen zeige die Sonnenuntergänge.<br />
Ausden Horizontbögenließ sich die<br />
geografische Breite des Standorts ermitteln:<br />
30 Kilometer nördlich und südlich des<br />
heutigenMagdeburg. VomMittelberg, dem<br />
späteren Fundortder Scheibe, aus<br />
gesehen,soll die Sonne zur Sommersonnenwende<br />
genau hinter dem Brocken<br />
untergegangen sein. Irgendwann fügte<br />
jemand einenweiteren goldenen<br />
Bogen am unteren Rand derScheibe<br />
hinzu.Erwirdals Schiff interpretiert.<br />
dem Orient, schreiben Sie.<br />
Am Anfang unserer see For-<br />
schungen schoben wir alles,<br />
was auf allzu entfernte Ursprünge<br />
verwies, erst einmal<br />
weit weg. Nach und nach klärten<br />
uns die metallurgischen<br />
Untersuchungen aber auf,<br />
dass die Himmelsscheibe das<br />
Produkt einer Kultur sein<br />
musste, die eingebettet war in<br />
einen Fernhandel von Gegenständen<br />
und Wissen, der weit<br />
über unsere bis dahin gepflegten<br />
Vorstellungen hinausging.<br />
Unweit des Fundortes der<br />
Himmelsscheibe gruben Sie<br />
mächtige Grabanlagen aus.<br />
Die Fürstengräber von Leubingen<br />
und Helmsdorf sind schon<br />
vor mehr als 100 Jahren ausgegraben<br />
worden. Wir haben jetzt<br />
den größten Grabhügel der mitteleuropäischen<br />
Bronzezeit entdeckt.<br />
Zuvor waren die Männer mit ihren<br />
Waffen beerdigt worden. Jetzt durfte<br />
keiner mehr Waffen mit ins Grab<br />
nehmen, nur der Fürst. Der tat das<br />
im Übermaß. Außerdem fanden sich<br />
Langhäuser, in denen bis zu 100<br />
Männer untergebracht waren, zu denen<br />
Waffendepots gehörten.<br />
Das Gewaltmonopol des Staates!<br />
Eine sehr moderne Formulierung.<br />
Aber unsere Funde sagen genau das:<br />
Der Einzelne hat keine Waffen mehr.<br />
Die gehören jetzt dem Fürsten, dem<br />
Staat. Und noch etwas: Die Siedlungen<br />
sind nicht befestigt. Keine Hinweise<br />
auf Überfälle oder Plünderungen.<br />
Das Land scheint befriedet. Die<br />
Bevölkerung ist besser ernährt als<br />
zuvor. Wir wissen aber noch nicht,<br />
wo die Truppen zum Einsatz kamen.<br />
Womöglich an den Grenzen des<br />
Territoriums?<br />
Wir suchen noch. Vielleicht waren<br />
die Truppen auch über das Reich<br />
verteilt, um Präsenz zu zeigen. „Territorium“<br />
ist aber ein wichtiger Begriff.<br />
Das „Reich von Nebra“ unterscheidet<br />
sich von anderen frühen<br />
Staaten in wichtigen Punkten. Einer<br />
ist: Es liegt offen in der Landschaft.<br />
Im<br />
pharaonischen<br />
Ägypten<br />
zum Beispiel<br />
saß die<br />
Bevölkerung in<br />
einem Käfig.<br />
Rechts und links<br />
vom Nil begann bald<br />
die Wüste. Keine Alternative<br />
für die Bauern. Hier<br />
in Mitteldeutschland ist die<br />
Frage „Warum unterwerfen sich<br />
die vielen dem einen?“ nicht mit einem<br />
Hinweis auf die Waffengewalt<br />
allein zu beantworten.<br />
Knechtschaft ist doch immer auch<br />
eine „freiwillige“.<br />
Es muss auch eine stützende Ideologie<br />
geben. In Aunjetitz, im Reich<br />
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