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25<br />
Mark Beneckeüber<br />
Neuzeit-Blutsauger<br />
die Nachrückenden in Panik<br />
zu versetzen.<br />
Die Taktik glückte. Darüber<br />
hinaus pflegte Vlad angeblich<br />
nach einer Schlacht sein<br />
Abendmahl umringt von toten<br />
Opfern einzunehmen<br />
und dabei sein Brot gelegentlich<br />
in das Blut der Sterbenden<br />
zu tunken. 1477 wurde<br />
der Tyrann ermordet.<br />
All diese Geschichten inspirierten<br />
den berühmten<br />
Vampir-Autor Bram Stoker<br />
(1847–1912) zu seinem Roman<br />
„Dracula“. Bis heute ist<br />
der Stoffaktuell. Bücher und<br />
Filme über die Blutsauger<br />
sind nach wie vor Kassenschlager.<br />
Für Bathory ist das alles<br />
keine Fiktion: „Vampire gibt<br />
es nicht nur in Büchern, sie<br />
wandeln auch mitten unter<br />
uns.“ Er selbst wurde angeblich<br />
im Traum von Vlad III.<br />
Draculea persönlich dazu<br />
Forensiker Mark Beneckeinseinem<br />
Büro, umgeben vonSkurrilitäten und<br />
Außergewöhnlichem.<br />
aufgefordert, dessen Erbe<br />
fortzuführen. Danach habe<br />
sich sein Leben „von Grund<br />
auf verändert“, als ihm diese<br />
berüchtigte Gestalt im<br />
Traum begegnete. Der britischen<br />
„Sun“ sagte er: „Vor<br />
vier Jahren kamerinmeinen<br />
Träumenzumir.Erwar in einer<br />
dunklen Kammer und<br />
nannte mich ,mein Sohn'. Ich<br />
glaube nicht, dass ich sein<br />
Nachkomme bin, sondern<br />
dass er mich gewählt hat, um<br />
seine Botschaft und seine<br />
Traditionen an die neue Generation<br />
weiterzugeben.“<br />
Seine Mitglieder tränken<br />
auch Blut,behauptet er –sie<br />
würden es vonbereitwilligen<br />
Spendern beziehen. Und diese<br />
Blutspender gebe es zu<br />
genüge, so der „Vampirfürst“<br />
stolz. Er müsse daher nie auf<br />
die Suche gehen. Dass das<br />
Trinken von fremdem Blut<br />
mit gesundheitlichen Risiken<br />
verbunden ist, sei ihm<br />
bekannt, ertrotze dem aber:<br />
„Es gibt Gesundheitsrisiken,<br />
aber keinen Unterschied dazu,<br />
die Straße zu überqueren.<br />
Wir ergreifen Maßnahmen,<br />
um sicherzustellen,<br />
dass die Transaktionen sicher<br />
sind.“<br />
Und welchem Brauch geht<br />
er noch nach? „Manchmal<br />
schlafe ich in einem Sarg,<br />
wenn ich für die Welt totsein<br />
und meditieren will“, erklärt<br />
Bathory. Särge seien Zufluchsorte<br />
für ihn, besonders<br />
wenn das Netz ihn, den<br />
bekennenden Bluttrinker,<br />
kritisiere und anfeinde, ihn,<br />
wie bereits erwähnt, als Satanisten<br />
bezeichne. Es sei<br />
eben sein Lebensstil und andere<br />
seien halt eifersüchtig<br />
aufihn.<br />
Oder, lieber Herr Vampir,<br />
einfach nurentsetzt.<br />
Anne-Kattrin Palmer<br />
Fotos: Imago, Facebook<br />
Vampire –gibt es sie wirklich?<br />
Und warum sind sie<br />
solch ein Phänomen? Ist es<br />
Aberglauben? Faszination?<br />
Wir fragten Mark Benecke<br />
(48), den wohl bekanntesten<br />
Forensiker und<br />
Kriminalbiologen Deutschlands.<br />
Einer, der oft nach<br />
außen hin Unergründliches<br />
erforscht. Außerdem<br />
ist<br />
der Kölner<br />
Buchautor –<br />
unter anderem<br />
von<br />
„Vampire<br />
unter uns“.<br />
KURIER:<br />
Herr Benecke,<br />
was lieben<br />
Menschen<br />
an Vampiren?<br />
Mark Benecke:<br />
Vampire<br />
faszinieren<br />
und stoßen<br />
gleichermaßen<br />
ab. Und das seit Jahrtausenden.<br />
Sie sind Fantasiegestalten<br />
aus Film, Fernsehen und,<br />
ja, Aberglauben. Es dreht<br />
sich immer um Dauerbrenner<br />
der menschlichen Existenz:<br />
Liebe, Erlösung,<br />
Schuld. Und natürlich die<br />
Angst der Menschen, dass es<br />
Untote wirklich gibt. Es ist<br />
ein unerschöpfliches Thema,<br />
und das fasziniert mich genauso<br />
wie andere.<br />
Gib es Vampire denn wirklich?<br />
Untote natürlich nicht.<br />
Wenn angebliche Tote wieder<br />
aufwachen, gibt es immer<br />
wissenschaftliche Erklärungen.<br />
Aber es gibt Subkultur-<br />
Vampire. Menschen, die sich<br />
selbst als Vampire identifi-<br />
ist inzwischen<br />
zieren. Das<br />
unstrittig.<br />
Um welche<br />
Menschen<br />
handelt es<br />
sich?<br />
Sie nennen sich Real-<br />
und sie<br />
life-Vampyre,<br />
werden intern<br />
immer<br />
mit „y“ geschrieben:<br />
Vampyre. Es sind<br />
Menschen, die<br />
unter anderem das<br />
Bedürfnis haben, ab<br />
und zu Blut zutrinken,<br />
und das meinen die auch<br />
ganz ernst. Das ist jetzt<br />
keineswegs, was sie so spie-<br />
oder nach-<br />
lerisch empfinden<br />
empfinden, wenn die sich<br />
einmal dienstagabends tref-<br />
ist in ihrem<br />
fen, sonderndas<br />
ganzen Leben so.<br />
Welche Eigenschaften<br />
haben sie noch?<br />
Viele sind emp-<br />
Licht,<br />
findlich bei<br />
Berührungen oder<br />
Gerüchen. Oder sie<br />
können nachts nicht schlafen.<br />
Interessant ist, dass sie<br />
sich das vorher nicht aus Filmen<br />
oder Büchern angeeignet<br />
haben. Viele von ihnen<br />
sind depressiv und haben anstrengende<br />
Kindheiten hinter<br />
sich.<br />
Trinken alle Real-Life-<br />
Vampyre Blut?<br />
Nein, nicht alle. Andere lehnen<br />
das ab. Die sogenannten<br />
Energie-Vampire.<br />
Also ist ein Vampir nicht<br />
gleich ein Vampir?<br />
Nein, die Szene ist extrem<br />
aufgesplittert. Neben den<br />
Real-Life-Vampyren gibt es<br />
auch welche, die handeln nur<br />
aus romantischen Motiven,<br />
getreu dem Motto: Ach, käme<br />
doch mal ein Wesen, das mir<br />
mein Kleid vom Leib reißt.<br />
Andere interessieren sich<br />
nur für die Kleidung. Manche<br />
finden sich daher in der Gothic-Szene.<br />
Also eine Definition gibt es<br />
nicht?<br />
(Lacht.) Nur, dass sie Energie<br />
oder Blut brauchen, weil<br />
sie sich sonst schwach fühlen.<br />
Durch die vielen Aufsplittungen<br />
sind sich manche<br />
Real-Life-Vampyre auch<br />
spinnefeind. Die zanken sich<br />
wie im Kleingartenverein.<br />
Wo gibt es die Szene?<br />
Die meisten treffen sich inzwischen<br />
im Internet oder<br />
auf kleineren Veranstaltungen.<br />
Ich kenne viele, und die<br />
sind sehr nett, freundlich und<br />
friedlich.<br />
Wie viele gibt es?<br />
In Deutschland etwa 500.<br />
Weltweit mehrere Tausend.<br />
Erstaunlich viele leben in<br />
New Orleans –auch wegen<br />
des dort spielenden Films<br />
„Interview mit einem Vampir“.<br />
Mark Beneckekennt<br />
sich mit Vampiren aus.