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EXTRA zu Schreibenlernen und Methodenverbot Populäre Vorurteile und ihre Widerlegung Die Broschüre »Faktencheck Grundschule« erschien als Beilage zu Heft 142 (Mai 2018) von Grundschule aktuell. Auf jeweils einer Doppelseite finden Sie fundierte Auseinandersetzungen und Argumente zu den unten stehenden gängigen Vorurteilen. Die einzelnen Argumente und auch die komplette Broschüre stehen als PDF unter www. grundschulverband.de/unserethemen/argumente zum kostenlosen Download bereit. Sie können sie gern weitergeben. Faktencheck Grundschule Mai 2018 Populäre Vorurteile und ihre Widerlegung Hier finden Sie Argumente gegen Vorurteile zu den Themen dieser Sonderseiten: • Schreiben nach Gehör ist eine schädliche Methode und gehört verboten • Falsches Schreiben prägt sich ein – Kinder dürfen von Anfang an nur geübte Wörter schreiben • Die Schülerleistungen werden immer schlechter Die weiteren Themen: Mehr Tests steigern die Leistungen von Schülern, Lehrern, Ländern | Zeugnisse ohne Noten sind ein Angriff auf das Leistungsprinzip | Mehr Hausaufgaben fördern das Lernen und steigern die Leistung | Schulkinder brauchen klare Strukturen – offener Unterricht ist nichts für die Schwachen | Mehr digitale Medien machen die Grundschule besser – oder die Kinder dumm? | Die verbundene Druckschrift bewirkt unleserliche Handschriften und ist ein Angriff auf die Kultur! | Inklusion ist eine Illusion und überfordert alle | Jahrgangsgemischte Lerngruppen funktionieren nicht und überfordern alle | Kleine Klassen bringen nichts! Die Broschüre in gedruckter Form ist im Online-Shop unter www. grundschulverband.de/produkt-kategorie/extras/ für 5 Euro erhältlich (Bestellnr. 6085), 5 Hefte für 8,50 Euro, 10 Hefte für 12 Euro, inkl. Versandkosten Impressum Sonderseiten in »Grundschule aktuell«, Heft 144 (November 2018) Redaktion: Ulrich Hecker Verlag: Grundschulverband e. V., Niddastraße 52, 60329 Frankfurt / Main, Tel. 0 69 / 77 60 06 www.grundschulverband.de, info@grundschulverband.de Herausgeber: Der Vorstand des Grundschulverbandes e. V. Herstellung: novuprint Agentur GmbH, 30175 Hannover Druck: Strube Druck und Medien OHG, 34587 Felsberg Bildnachweise Titelzitate: SPIEGEL ONLINE, 22.09.2018; Rheinische Post, 26.09.2018 Fotos: Bildungshaus Riesenklein / Halle (Saale) (S. VI), Bert Butzke / Mülheim a. d. Ruhr XII Grundschule aktuell 144 • November 2018 – Sonderseiten
Praxis: Lernen braucht Beziehung Seite 22 mit dem sich die Kinder identifizieren, kann über Schwierigkeiten nachgedacht und geredet werden. Das verschafft Lehrern und Kindern eine gemeinsame Sprache. Die Symbolisierung der ungeliebten, störenden Anteile in der Figur ermöglicht es dem Kind, sich über dieses unreife Verhalten zu erheben – »ach, der gibt schon wieder an«. Und der Lehrerin gibt es die Möglichkeit, auch diese Anteile zu verstehen – »der muss vielleicht so viel klauen, weil er so wenig hat«. Durch die Symbolisierung kindlichen Verhaltens in den Geschichten konnte Hasan die Erfahrung machen, dass die Lehrerin, die offenbar einen Otto gern haben kann, auch ihn versteht, seine gemeinen Seiten zwar kritisiert, ihn als Person aber dennoch gern hat. Der Lehrerin wurde durch die Beschäftigung mit der frechen, egoistischen Figur von Zwerg Otto der Zugang zu Hasans anmaßender und großkotziger Seite erleichtert. Häufig gelang es ihr, mit Humor und Verständnis auf sein Verhalten zu reagieren und sich nicht von ihm angegriffen zu fühlen, ganz im Sinn der Halte-Funktion nach Bion. In der Zumute-Funktion war es ihr dadurch möglich, sein Verhalten im Einzelfall zu kritisieren und auch zu sanktionieren, ohne Hasan dabei in seiner ganzen Person abzulehnen. Ein kleines Meisterstück bei diesem wirklich sehr schwierigen Schüler. Damit bietet die Arbeit mit Kinderliteratur – und die Geschichten von der kleinen weißen Ente (mit den kindertherapeutischen Anmerkungen im Handbuch) sind dazu besonders geeignet – eine wichtige Ergänzung zum üblichen pädagogischen Umgang mit Verhaltensstörungen in Form von Klassenrat, Ermahnungen, Klassenbucheinträgen und Konfliktgesprächen. Zweites Beispiel Im Rahmen meiner Tätigkeit biete ich präventive Spielgruppen mit psychodramatischen Elementen an. Die Zusammensetzung dieser Gruppen erfolgt nach den Wünschen der Klassenlehrer. Sie melden »schwierige« Kinder mit ganz unterschiedlichem Verhalten an. So gibt es ängstlich-verweigernde oder auch aggressiv-dominante Kinder in den Gruppen. Das Psychodrama ist eine Therapieform aus den 1970er-Jahren, die von Jacob L. Moreno entwickelt wurde und sich an das Kinderspiel anlehnt. Das Kinderpsychodrama wurde auf dieser Grundlage wesentlich von Alfons Aichinger und Walter Holl entwickelt. 2 Bei der Arbeit mit Kindern hat es sich bewährt, dem Rollenspiel einen klaren strukturellen Rahmen zu geben. In der Aufwärmphase wird gemeinsam mit den Kindern erarbeitet, welches Szenario gespielt werden soll, und auch die Rollen werden untereinander verteilt. Daraufhin erfolgt das gemeinsame Bauen der Spielumgebung aus Polstern, Tüchern und Seilen (je nach Spielthema). Erst dann erfolgt das Spiel. Die Spielphase wird mit der gemeinsamen Auflösung des Spiels, dem Ablegen der Rollen und dem Aufräumen des Zimmers beendet. Eine kurze Nachbesprechung über das Erlebte schließt die Stunde ab. Ein typisches Szenario ist das folgende: In der Aufwärmphase werfen die Kinder ihre unterschiedlichen Spielideen zusammen. Einer möchte z. B. das Fangen eines Einbrechers spielen und ein anderer möchte ein Tier im Zoo sein. Aus den unterschiedlichen Ideen versuche ich als Spielleiterin dann eine Geschichte zu formen. Jana Heyer Grundschullehrerin, als pädagogische Koordinatorin an der Fläming-Grundschule in Berlin zuständig für die Förderung der Kinder mit Verhaltensschwierigkeiten sowie die Eltern- und Lehrerberatung: J.Heyer@flaeming-grundschule.de Hasan z. B. spielte mit seiner Gruppe am liebsten folgende Geschichte: Die kostbaren Tiere eines Zoos sollen geklaut werden. Zu Beginn der Stunde erzählen die Kinder, welches Tier sie heute spielen wollen und welche besondere Fähigkeit es hat. Die Kinder haben die Möglichkeit, durch die Wahl ihrer Tierrolle das Spiel ihren Bedürfnissen anzupassen. Das ängstliche Mäuschen versteckt sich vielleicht lieber, der mutige Löwe, den Hasan stets wählt, greift den Einbrecher unerbittlich an. Zunächst übernehme ich eine fürsorgliche Rolle und spiele eine Tierwärterin, die die Tiere gut versorgt. Später wechsele ich dann zu einer angreifenden Figur, z. B. dem Einbrecher, den die Tiere nur überwältigen können, wenn sie am Ende zusammenhalten. Prescht Hasan in seiner Rolle als Löwe vor und die Maus bleibt unbeteiligt, feixe ich in meiner Rolle als Einbrecher, dass die Tiere ihn nicht überwältigen können, weil die kleine Maus noch zu klein ist, um Hasan malte Zwerg Otto und diktierte dazu: Otto ist wütend, weil der Wind seine Bilder wegweht. Loni hilft ihm die Bilder aufzusammeln und ärgert ihn In der Psychodrama-Gruppe konnte Hasan zunehmend Spiele genießen, die ihm Geborgenheit und Zuwendung ermöglichten GS aktuell 144 • November 2018 23
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