Nationaler Radverkehrsplan 2020
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verkehr stellen Kinder und Jugendliche die größte Gruppe<br />
dar. 19 Bei den älteren Menschen sind die Unfallfolgen<br />
meist besonders schwer. Im Jahr 2011 waren etwas über<br />
50 % aller getöteten Radfahrerinnen und Radfahrer über<br />
65 Jahre alt. 20<br />
In den meisten Fällen sind es dabei nicht die Radfahrenden,<br />
die Unfälle verursachen. Sie sind vielmehr überwiegend die<br />
Geschädigten. So waren bei Unfällen zwischen Pkw und<br />
Fahrrad bei 75 % der Fälle die Kfz-Fahrerinnen und -Fahrer<br />
hauptsächlich für den Unfall verantwortlich und bei Unfällen<br />
zwischen Lkw und Fahrrad zu 79 %. Bei den – in der<br />
Gesamtzahl deutlich selteneren – Unfällen von Radfahrenden<br />
mit Fußgängerinnen und Fußgängern wird dagegen die<br />
Mehrzahl der Unfälle von den Radfahrenden verursacht. 21<br />
3.2 Handlungserfordernisse<br />
Ziel der Radverkehrsförderung muss es sein, bei zunehmendem<br />
Radverkehr auch die Verkehrssicherheit zu<br />
erhöhen. Es gibt positive Beispiele aus Städten, in denen<br />
dies bereits gelungen ist, zum Beispiel Kiel, Karlsruhe<br />
oder Oldenburg.<br />
Verhalten<br />
Das allgemeine Verkehrsklima spielt hierbei eine<br />
besonders wichtige Rolle. Statt eines „Gegeneinanders“<br />
sind ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht im<br />
Straßenverkehr wichtig, wie es in § 1 StVO formuliert ist.<br />
Eine weitere zentrale Voraussetzung für einen sicheren<br />
Straßenverkehr sind Regelkenntnis und Regelakzeptanz<br />
bei allen, die am Verkehr teilnehmen. Ohne sie kommt es<br />
im Straßenverkehr unausweichlich zu Konflikten. Auch<br />
die Radfahrerinnen und Radfahrer haben hier eine große<br />
Verantwortung. Das zeigt nicht zuletzt der starke Anstieg<br />
der von ihnen begangenen Rotlichtverstöße zwischen<br />
2009 und 2011. 22 Regelkenntnis und Regelakzeptanz sind<br />
aber selbstverständlich von allen, die am Verkehr teilnehmen,<br />
zu fordern. Denn auch andere vermeintliche<br />
„Kavaliersdelikte“, wie zum Beispiel Geschwindigkeitsübertretungen<br />
oder das Parken auf Radwegen, können<br />
erhebliche Gefahren im Verkehr darstellen. Nicht zuletzt<br />
stellen in diesem Zusammenhang auch die vielfach immer<br />
noch mangelnden Kenntnisse über die Regelungen zur<br />
Radwegebenutzungspflicht ein Problem dar.<br />
Verteilung festgestellter Planungsdefizite im Radverkehr<br />
auf einzelne Entwurfsbereiche<br />
45%<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Quelle: BASt, 2010<br />
Knotenpunkte Strecke Querschnitt<br />
Vor dem Hintergrund, dass das Fahren unter Alkoholeinfluss<br />
innerorts die zweithäufigste Ursache bei von<br />
Radfahrerinnen und Radfahrern verschuldeten Unfällen<br />
ist, ergibt sich die Notwendigkeit einer kontinuierlichen<br />
und ggf. verstärkten Überwachung und Aufklärung, zum<br />
Beispiel im Rahmen von Kampagnen zum Thema „Alkohol<br />
und Straßenverkehr“. Gesetzgeberischer Handlungsbedarf<br />
zur Senkung der Promillegrenze für Radfahrerinnen<br />
und Radfahrer besteht derzeit nicht. Die Problematik von<br />
Fahrradfahren unter Alkoholeinfluss wird jedoch weiter<br />
aufmerksam beobachtet.<br />
Verhaltensbezogene Verkehrssicherheitsarbeit sollte dabei<br />
stets nach Zielgruppen differenziert geplant werden und<br />
alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer in<br />
den Blick nehmen. Wichtig ist, dass keine Ängste geschürt<br />
werden, weil diese zu gefährlichen Verhaltensweisen bei<br />
Radfahrenden führen können, wie zum Beispiel zum<br />
Befahren von Gehwegen oder zur Nichteinhaltung von<br />
Sicherheitsabständen zu parkenden Kfz. Andererseits<br />
darf selbstverständlich die Gefährlichkeit des eigenen<br />
Verhaltens oder die Gefahr eines Fehlverhaltens anderer<br />
Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer nicht<br />
unterschätzt werden.<br />
19<br />
Statistisches Bundesamt: Zweiradunfälle im Straßenverkehr, Wiesbaden 2011.<br />
20<br />
Statistisches Bundesamt: Verkehrsunfälle 2011, Wiesbaden 2012.<br />
21<br />
Statistisches Bundesamt: Zweiradunfälle im Straßenverkehr, Wiesbaden 2011.<br />
22<br />
BMVBS (Hrsg.): Deutsches Mobilitätspanel, Bericht 2011, Karlsruhe 2011.<br />
30 Handlungsfelder