Nationaler Radverkehrsplan 2020
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6 Elektromobilität<br />
6.1 Ausgangssituation<br />
Auf dem Fahrradmarkt entwickelt sich die Elektromobilität<br />
derzeit besonders dynamisch. In den letzten Jahren<br />
sind die Absatzzahlen von so genannten Pedelecs jeweils<br />
um 30 bis 50 % gestiegen. Unter Pedelecs werden gemeinhin<br />
elektrisch unterstützte Fahrräder verstanden, bei<br />
denen die Motorunterstützung nur einsetzt, wenn der<br />
Fahrer in die Pedalen tritt (siehe Kasten). Wurden 2007<br />
noch rund 70.000 solcher Fahrzeuge verkauft, so waren es<br />
2011 bereits 310.000. Aktuelle Prognosen und Befragungen<br />
deuten darauf hin, dass sich dieser Trend unvermindert<br />
fortsetzen wird. 32 Während 2009 noch 24 % aller Personen,<br />
die im Rahmen des Fahrrad-Monitors befragt wurden, am<br />
Thema Pedelec interessiert waren, hat sich die Zahl bis<br />
heute auf 47 % fast verdoppelt. Insgesamt erwägen 24 %<br />
der Personen, die einen Fahrradneukauf planen, den Kauf<br />
eines Pedelecs. In der Gruppe der über 60-Jährigen liegt<br />
der Anteil sogar bei 54 %. 33<br />
Mit Pedelecs lassen sich neue Regionen für den Radverkehr<br />
erschließen und es werden neue Zielgruppen angesprochen,<br />
weil durch die elektrische Unterstützung höhere<br />
Durchschnittsgeschwindigkeiten erreicht, längere Strecken<br />
zurückgelegt und Steigungen einfacher bewältigt werden<br />
können. Das eröffnet sowohl dem Radverkehr als auch der<br />
Fahrradwirtschaft neue Potenziale.<br />
So wird das Pendeln im Berufsverkehr auch über größere<br />
Distanzen, insbesondere zwischen Städten und ihrem<br />
Umland, zu einer neuen Option. In hügeligen Gebieten<br />
oder in bergigen Regionen wird das Radfahren durch<br />
die neue Technik für breite Nutzergruppen sowohl im<br />
Alltags- als auch im Tourismusbereich attraktiv. Und<br />
schließlich sorgen Pedelecs dafür, dass der Einzugsbereich<br />
von Knotenpunkten des öffentlichen Personenverkehrs<br />
auch über die sonst übliche Distanz der „normalen“<br />
Fahrräder hinaus vergrößert wird. Dadurch können in<br />
den Spitzenzeiten des Berufsverkehrs stark ausgelastete<br />
Buszubringer etwa zu den Bahnstationen entlastet<br />
werden. In der Kombination von Bus und Pedelec besteht<br />
nicht zuletzt auch in dünn besiedelten Regionen eine<br />
attraktive Alternative zum Auto.<br />
Da für das Fahren von Pedelecs weniger Kraftaufwand<br />
erforderlich ist als bei herkömmlichen Fahrrädern, sind<br />
Pedelecs vor allem für ältere Menschen interessant.<br />
Es bestehen aber auch Einsatzmöglichkeiten für neue<br />
Zielgruppen und Fahrtzwecke (siehe Kasten). Durch neue<br />
Modelle mit attraktiver Optik werden zudem Menschen<br />
angesprochen, die das Rad für sportliche Aktivitäten in<br />
der Freizeit nutzen.<br />
32<br />
ZIV: Mitglieder & Kennzahlen 2012, Bad Soden a. Ts. 2012.<br />
33<br />
Sinus Markt- und Meinungsforschung: Fahrrad-Monitor Deutschland, Heidelberg 2011<br />
46 Handlungsfelder