Nationaler Radverkehrsplan 2020
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E Perspektiven<br />
Potenziale bis <strong>2020</strong><br />
Das Potenzial eines aufkommensbezogenen Radverkehrsanteils<br />
von 15 % für ganz Deutschland, das im Rahmen<br />
einer Fachwerkstatt im Zuge der Weiterentwicklung des<br />
NRVP ermittelt wurde, ist ein realistisches Szenario für die<br />
mögliche Entwicklung des Radverkehrs in den kommenden<br />
Jahren. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, bedarf es<br />
kontinuierlicher Anstrengungen auf allen Ebenen.<br />
Die bundesweite Entwicklung wird dabei unterstützt<br />
durch Aktivitäten der Länder und Kommunen, die sich<br />
teilweise eigene Ziele für die Erhöhung des aufkommensbezogenen<br />
Radverkehrsanteils gesetzt haben: So soll nach<br />
eigenen Angaben beispielsweise der Anteil des Radverkehrs<br />
in Baden-Württemberg bis 2015 von 8 % auf 16 %<br />
verdoppelt werden; für das Jahr <strong>2020</strong> wird ein Anteil von<br />
20 % angestrebt. Berlin setzt auf eine Steigerung von 13 %<br />
(2008) auf 18 bis 20 % (2025), Hamburg auf eine Verdoppelung<br />
des Radverkehrsanteils auf 18 %, Potsdam auf eine<br />
Steigerung von 20 % (2003) auf 27 % (2012) und Nürnberg<br />
von 11 % (2008) auf 20 % (2015).<br />
Welche Potenziale insgesamt bestehen, zeigt zudem<br />
beispielhaft der Vergleich mit den Niederlanden oder<br />
Dänemark, die einen Radverkehrsanteil von 31 % bzw.<br />
19 % erreichen konnten.<br />
Vor dem Hintergrund unterschiedlicher geografischer und<br />
sonstiger lokaler Gegebenheiten ist bei der Entwicklung<br />
und Ausschöpfung des möglichen Radverkehrspotenzials<br />
ein differenzierter Ansatz erforderlich. Dabei sind nicht<br />
zuletzt auch hier die unterschiedlichen Ausgangslagen<br />
in den Ländern, Regionen und Kommunen (Stichwort:<br />
„Einsteiger“, „Aufsteiger“, „Vorreiter“) zu beachten. Vor diesem<br />
Hintergrund werden für die drei Gruppen folgende<br />
Entwicklungen angeregt:<br />
Bei den „Einsteigern“ sind die größten Zuwächse anzustreben.<br />
Die entsprechenden Kommunen sind daher<br />
aufgerufen, alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um<br />
die Gruppe der „Aufsteiger“ zu erreichen.<br />
Die vergleichsweise hohe Dynamik, die bei den „Aufsteigern“<br />
in der Radverkehrsförderung vorhanden ist,<br />
sollte weiter intensiviert werden. Diese Kommunen<br />
sollten den Radverkehrsanteil im Rahmen der Laufzeit<br />
des NRVP parallel zur möglichen Steigerung des Radverkehrs<br />
deutschlandweit verbessern.<br />
Die Aufgabe der „Vorreiter“ ist es, ihr derzeitiges<br />
Niveau zu halten und idealerweise weiter auszubauen.<br />
Empfohlen wird, sich darauf zu konzentrieren, dass<br />
auch längere Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt<br />
werden, um so die Verkehrsleistung im Radverkehr<br />
weiter zu steigern.<br />
Die angegebenen Steigerungspotenziale sind dabei nur<br />
als Orientierung für die einzelnen Entwicklungsstufen<br />
zu verstehen, die je nach ortsspezifischen Gegebenheiten<br />
variieren können. Einflussfaktoren sind insbesondere die<br />
Topografie sowie die Siedlungs- und die Sozialstruktur,<br />
die sowohl Abweichungen nach oben als auch nach unten<br />
bedeuten können.<br />
Ausblick auf 2050<br />
Der Impuls des NRVP geht über das Jahr <strong>2020</strong> hinaus,<br />
weil mit ihm ein Beitrag dazu geleistet werden soll, die<br />
Potenziale des Radverkehrs auf kommunaler, Landes- und<br />
Bundesebene flächendeckend auszuschöpfen und den<br />
Radverkehr als Teil einer integrierten Verkehrspolitik<br />
stärker zu verankern. Welche Rolle der Radverkehr im Verkehrssystem<br />
des Jahres 2050 konkret spielen wird, hängt<br />
von zahlreichen gesellschaftlichen Faktoren ab, deren<br />
unmittelbare Folgen jedoch derzeit nur schwer abschätzbar<br />
sind.<br />
Das Fahrrad wird im Verkehrssystem des Jahres 2050<br />
in jedem Fall einen wichtigen Platz einnehmen, weil es<br />
hinsichtlich der Umweltfreundlichkeit, der Klimaverträglichkeit,<br />
des sparsamen Flächenverbrauchs, des Beitrags<br />
zur Lebensqualität in den Städten und Gemeinden, den<br />
Kosten für die Nutzerinnen und Nutzer und für die öffentliche<br />
Hand bedeutende Vorteile aufweist. Wenn es darüber<br />
hinaus gelingt, die Radverkehrssicherheit nachhaltig zu<br />
verbessern sowie die Radverkehrsinfrastruktur an die<br />
steigende und geänderte Nachfrage anzupassen, wird sich<br />
Deutschland im Jahr 2050 zu Recht als fahrradfreundliches<br />
Land bezeichnen dürfen. Voraussetzung dafür ist<br />
jedoch, dass alle Beteiligten engagiert daran mitwirken,<br />
die Rolle des Fahrrades als integraler und gleichwertiger<br />
Bestandteil des Verkehrssystems weiter zu stärken.<br />
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