antriebstechnik 11/2018
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GETRIEBETECHNIK<br />
Festlegung der einzelnen Kantengewichtungen ist unmittelbar mit<br />
dem vorhandenen Wissen bzgl. des Ausfallverhaltens verknüpft<br />
und spiegelt gewissermaßen wieder wie gut das Systemverständnis<br />
ist. Werden den Gewichtungen konkrete Werte zugeordnet, so muss<br />
unbedingt darauf geachtet werden, dass die Summe aller Gewichtungen<br />
die 0-%-Grenze nicht unterschreitet bzw. die 100-%-Grenze<br />
nicht überschreitet. Diese beiden Grenzwerte liegen darin begründet,<br />
dass im schlimmsten Fall nur die beiden Zustände eingenommen<br />
werden können, nämlich:<br />
1) alle Größen beeinflussen gleichermaßen die Lebensdauer und<br />
2) keine der Größen beeinflusst die Lebensdauer von Zahnriemengetrieben.<br />
Sind keinerlei Kenntnisse vorhanden, können alle Gewichtungen<br />
„gleichwertig“ betrachtet und mathematisch über eine sog. Gleichverteilung<br />
ermittelt werden. Nichts desto trotz lassen sich die Gewichtungen<br />
z. B. durch Ausnutzung von Vorwissen (z. B. in Form<br />
von Häufigkeitsverteilungen von Ausfallursachen) adaptieren. Anschließend<br />
werden im Prozessschritt „Bildung der Entscheidungsmatrix“<br />
alle Einflussgrößen mit den Häufigkeiten der ein- und ausgehenden<br />
Kanten in die DSM eingetragen (Bild 10).<br />
Im letzten Prozessschritt „Auswertung der Matrix“ (Bild 06) lässt<br />
sich die DSM mathematisch auswerten und die Ergebnisse grafisch<br />
veranschaulichen, indem z. B. ein Häufigkeitsdiagramm über alle<br />
Einflussfaktoren generiert wird (Bild <strong>11</strong>).<br />
Bild <strong>11</strong> zeigt exemplarisch auf, wie die Auswertung der DSM<br />
visualisiert wird. Die (rot) eingekreisten Balken sind jeweils mit<br />
zwei Werten verknüpft: Einem Wert auf der horizontalen Achse, der<br />
den entsprechenden Einflussfaktor charakterisiert und einem Wert<br />
auf der vertikalen Achse für die Häufigkeit der von diesem Wert<br />
ausgehenden Kanten. Diese Ergebnisse lassen sich mit dem<br />
internen Expertenwissen kombinieren und die Priorität der möglichen<br />
Einflussfaktoren verfeinern. Das Resultat ist eine erste grobe<br />
Abschätzung der wichtigsten Einflussgrößen, welche im Wesentlichen<br />
für den Ausfall eines Zahnriemengetriebes verantwortlich<br />
sind und für das Verständnis des Ausfallverhaltens auf jeden Fall<br />
in Betracht gezogen werden sollten (Bild 12). Diese Faktoren<br />
lassen sich nun in Experimenten weiter analysieren und deren Einflüsse<br />
und Wechselwirkungen auf die Lebensdauer von Zahnriemengetrieben<br />
quantifizieren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass<br />
diese Priorisierung von Unternehmen zu Unternehmen minimal<br />
abweichen kann.<br />
Der Vorteil dieser Herangehensweise liegt in der Quantifizierung<br />
der Auswahl des Expertenwissens zur zielgerechten Selektion der<br />
wichtigsten Einflussfaktoren. Diese Entscheidungen können und<br />
sollten allerdings auch in real durchgeführten Experimenten verifiziert<br />
werden.<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[1] Bankwitz, H.: Einfluss von Fertigungstoleranzen auf die Zuverlässigkeit von<br />
Zahnriemengetrieben, 17. Tagung „Zahnriemengetriebe“, Institut für Feinwerktechnik<br />
und Elektronik-Design, Technische Universität Dresden, Dresden, 2013<br />
[2] Büsing, C.: Graphen- und Netzwerkoptimierung. Springer-Verlag, 2010<br />
[3] Braitinger, H.: Zähne zeigen – Welche Rolle spielen Zahnriemen in Linearachsen<br />
zukünftig? Antriebstechnik 19174/2017, Seite 40 – 42<br />
[4] Childs, T. H. C.; Dalgarno, K. W.; Hojjati, M. H.; Tutt, M. J.: Day, A. J.:<br />
The meshing of timing belt teeth in pulley grooves, IMechE, Proc. Instn Mech.<br />
Engrs, Vol. 2<strong>11</strong>, Part D, 1997<br />
[5] Childs, T. H. C.; Dalgarno, K. W.; Day, A. J.; Moore, R. B.: Automotive timing<br />
belt life laws and user design guide, UMechE, Proc. Instn Mech. Engers, Vol. 212,<br />
Part D, 1998<br />
<strong>11</strong><br />
12<br />
Häufigkeitsdiagramm für die Einflussfaktoren<br />
aus der DSM<br />
Relevanz der untersuchten Einflussfaktoren<br />
[6] Fraulob, S.; Nagel, T.: Analyse von Zahnriemengetrieben unter Nutzung der<br />
FEM, ANSYS Conference & 27th CADFEM User’s Meeting, 2009<br />
[7] Hage, F.; Krause, R.; Strunk, A.; Koch, C.: Schäden an Pkw-Zahnriementrieben,<br />
17. Tagung „Zahnriemengetriebe“, Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-<br />
Design, Technische Universität Dresden, Dresden, 2013<br />
[8] Laprie, J.-C.; Dependability-Basic Concepts and Terminology, Vol. 5, Springer,<br />
Wien, 1992<br />
[9] Nagel, T.: Zahnriemengetriebe. Carl Hanser-Verlag München-Wien, 2008,<br />
ISBN 978-3-446-41380-1<br />
[10] Perneder, R.: Handbuch Zahnriementechnik. Springer-Verlag Berlin-Heidelberg,<br />
2009, ISBN 978-3-540-89321-9<br />
[<strong>11</strong>] Schirmer, J.: 3D-FEM-Simulation und Formoptimierung hochbelasteter<br />
Zahnriemengetriebe, Dissertation, Technische Universität Dresden, Dresden, 2014<br />
[12] Stojanovic, B. et al.: Failure analysis of the timing belt drives, 12th International<br />
Conference on Tribology, 20<strong>11</strong><br />
[13] Verein Deutscher Ingenieure: Riemengetriebe, VDI 2758, Düsseldorf, 2001<br />
[14] Vollbarth, J.: Zahnriemen und Zahnscheiben aus einer Hand – warum?,<br />
17. Tagung „Zahnriemengetriebe“, Institut für Feinwerktechnik und Elektronik-<br />
Design, Technische Universität Dresden, Dresden, 2013<br />
[15] Witt, R.: Modellierung und Simulation der Beanspruchung von Zugsträngen<br />
aus Stahllitze für Zahnriemen, Dissertation, Technische Universität Dresden,<br />
Dresden, 2007<br />
<strong>antriebstechnik</strong> <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 153