antriebstechnik 11/2018
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UMRICHTERTECHNIK<br />
Energie ab. Im Regelbetrieb werden diese<br />
wieder geladen, sodass der Lade zustand<br />
der Akkus immer nur um ein paar Prozent<br />
schwankt. Eine solche Lösung senkt den<br />
Kraftstoffverbrauch von Schiffen um rund<br />
20 bis 30 %.<br />
Ein Höchstmaß an Sicherheit<br />
Die Stadt Amsterdam betrachtet die Fähren<br />
als „schwimmende Brücken“, welche den<br />
Norden von Amsterdam mit dem Süden der<br />
Stadt verbinden. Die Fahrt auf den Fähren<br />
ist für die Passagiere gebührenfrei.<br />
Das DC-Netz an Bord ist aus Sicherheitsgründen<br />
redundant ausgelegt, d. h. es sind<br />
zwei Teile, die komplett eigenständig arbeiten<br />
können. Die Integration solcher elektrischer<br />
Systeme an Bord ist anspruchsvoll<br />
und das Zusammenspiel der Bestandteile<br />
nicht einfach zu meistern. Vor allem der<br />
Kurzschluss-Schutz erwies sich als Herausforderung:<br />
DC-Netze können zwar in Bezug<br />
auf Systemverluste energieeffizient sein,<br />
aber ein Kurzschlussstrom in einem AC-<br />
System ist einfacher zu beherrschen als ein<br />
Kurzschluss in einem DC-Netz. Verwendet<br />
man hier einen traditionellen, langsamen<br />
Leistungsschalter, kann sich ein Lichtbogen<br />
im Leistungsschalter bilden. Um dieses<br />
Problem zu lösen, hat Danfoss ein neues<br />
Produkt entwickelt: Das Kurzschluss-<br />
Schutzsystem vom Typ Vacon-DCGuard.<br />
Das Gerät ermöglicht ausschließlich in<br />
Verbindung mit Vacon-Umrichtern ein<br />
schnelles Abschalten von DC-Netzen in<br />
Mikrosekunden. Dadurch wird die Anforderung<br />
an Marinelösungen, dass ein Fehler<br />
in einem Teil des Systems keinen Einfluss<br />
auf das ganze System haben darf, erfüllt.<br />
Bislang gab es so etwas nicht als Standardkomponente<br />
auf dem Markt. Der Vacon-<br />
DCGuard ist ein Halbleiterschutzgerät, das<br />
alle fehlerhaften DC-Ströme erkennen, abschalten<br />
und den fehlerhaften Teil des Systems<br />
in Mikrosekunden isolieren kann. Im<br />
Falle eines Kurzschlusses trennt DCGuard<br />
den fehlerhaften Teil des DC-Netzes vom<br />
gesunden, das verbleibende Netz bleibt voll<br />
funktionsfähig. Das Halbleiterschutzgerät<br />
reagiert so schnell, dass beim Auslösen<br />
nicht einmal ein Flackern der Beleuchtung<br />
im „gesunden“ Teil des Netzes wahrgenommen<br />
wird. Das Gerät besitzt bereits eine<br />
Marine-Typgenehmigung von DNV-GL und<br />
deckt die komplette Palette von 3 bis 4 140 A<br />
ab. Die Typgenehmigung ist wichtig, da es<br />
bis heute keine relevanten Normen für eine<br />
solche Anwendung wie DCGuard gibt.<br />
Hybridlösung verbessert<br />
Luftqualität …<br />
Als weitere Maßnahme zur Verringerung<br />
der Umweltbelastung in der Amsterdamer<br />
Innenstadt sind die Dieselaggregate mit<br />
leistungsstarken Abgasreinigungssystemen<br />
ausgestattet, auch als SCR (Selective Catalytic<br />
Reactor) bekannt, die toxische Gase<br />
und Partikel entfernen. Die IJ-Fähren 60<br />
und 61 erfüllen dadurch bereits heute die<br />
verschärften Schadstoffvorschriften, die ab<br />
2019/2020 in Kraft treten. Dies trägt zur<br />
Verbesserung der Luftqualität bei, zudem<br />
emittieren die Fähren weniger Schall als<br />
die Vorgänger.<br />
... und Manövrierbarkeit<br />
Auch die Skipper sind mit den neuen Fähren<br />
zufrieden: Sie lassen sich genauso einfach<br />
bedienen wie die konventionellen<br />
Schwesterschiffe mit Dieselantrieb, sind<br />
dabei aber viel leiser. Aufgrund des niedrigen<br />
Geräuschniveaus ist die Fahrt für<br />
Passagiere und Besatzung angenehmer als<br />
auf den bisherigen Fähren. Bei normalen<br />
Wetterbedingungen laufen zwei Generatoren<br />
bei konstanter Last.<br />
Die Akkus werden geladen, wenn die<br />
Fähren nicht oder mit niedriger Drehzahl<br />
fahren. Wenn die Schiffe beschleunigen,<br />
liefern die Akkus die Spitzenleistung. Im<br />
Akkumodus bei ausgeschalteten Generatoren<br />
könnten die Fähren zehn bis elf Mal<br />
hin- und zurückfahren, was einem etwa<br />
einstündigen Betrieb entspricht. Unter normalen<br />
Bedingungen bei laufenden Generatoren<br />
steigt und fällt der Ladestand der<br />
Akkus bei einer Fahrt hin und zurück nur<br />
um wenige Prozentpunkte.<br />
Fazit<br />
Die GVB ist mit der Lösung zufrieden und<br />
hat bereits entschieden, bei der nächsten<br />
Neuanschaffung von Fähren auf dieselbe<br />
Hybridlösung zu setzen. Durch die Kombination<br />
der Diesel als Generatorsatz mit<br />
elektrischem Hauptantrieb sowie einem<br />
starken Akku als Puffer, ist eine leise und<br />
umweltfreundliche Lösung entstanden.<br />
Dieser Aspekt ist durch die Innenstadtlage<br />
wichtig, da die Fähren an 365 Tagen rund<br />
um die Uhr alle paar Minuten fahren.<br />
Fotos: Danfoss<br />
www.danfoss.de<br />
01 Jeder Maschinenraum ist mit jeweils zwei<br />
Generatoren ausgestattet (insgesamt vier<br />
Generatoren)<br />
02 Das Solfic SCR-Abgasreinigungssystem<br />
entfernt toxische Gase und Partikel<br />
03 Das Li-Ion EST-Floattech-Akkusystem<br />
mit 2 × 68 kWh Leistung und<br />
Akkumanagementsystem<br />
<strong>antriebstechnik</strong> <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 37