Berliner Kurier 17.11.2018
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BERLINER KURIER, Sonnabend, 17.November 2018<br />
BERLIN 13<br />
Die beiden Angeklagten<br />
müssen sich seit gestern<br />
vorGericht verantworten.<br />
Wolltendiese Männer<br />
einen Obdachlosen ertränken?<br />
Sie warfen das schlafende Opfer in den Landwehrkanal –dafür stehen sie seit gestern vor Gericht<br />
Foto: PressefotoWagner<br />
Moabit – Der Obdachlose lag<br />
arglos unter einem Baum, als<br />
ihn zwei Männer packten:<br />
Szymon K. (37) soll geschlafen<br />
haben, als er in den Landwehrkanal<br />
geschmissen wurde.<br />
Er überlebte knapp. Einer<br />
der Kumpels nun: „War<br />
Spaß.“<br />
Der Prozess rund fünf Monate<br />
danach. Zwei Bekannte von K.<br />
angeklagt: Ireneusz I. (47) und<br />
Tomasz S. (38). Wie K. stammen<br />
sie aus Polen. Gestrandet<br />
in Berlin. Obdachlos und im<br />
Trinkermilieu. Der 1. Juni am<br />
Fraenkelufer in Kreuzberg. Es<br />
soll zwischen beiden Angeklagten<br />
und K. zum Zoff gekommen<br />
sein. Gegen 17.43 Uhr sollen sie<br />
Szymon K. entdeckt haben. Er<br />
schlief seinen Rausch aus. Die<br />
Anklage: „Spontan fassten sie<br />
den Entschluss, ihn in den<br />
Landwehrkanal zu werfen.“<br />
Zeugen gaben zu Protokoll:<br />
„Erst rüttelten sie an dem<br />
Mann.“ Als er nicht zu sich<br />
kam, hätten sie ihn an Armen<br />
und Beinen gepackt. Szymon K.<br />
flog ins Wasser, ruderte hektisch<br />
mit den Armen. Dann<br />
tauchte er nicht mehr auf.<br />
Zwei Augenzeugen griffen<br />
ein, zogen ihn aus dem Kanal.<br />
Als sie den Bewusstlosen reanimieren<br />
wollten, sollen I. und S.<br />
auch noch gestört haben.<br />
Tomasz S. kopfschüttelnd:<br />
„So war es gar nicht.“ Er und K.<br />
hätten tagsüber mächtig gezecht.<br />
Tomasz S.: „Wir wollten<br />
uns dann am Kanal ausruhen.“<br />
Später habe er K. geweckt: „Ich<br />
wollte mit ihm zu einer Verabredung.“<br />
K. habe aber genörgelt.<br />
S.: „Ich packte ihn, verbrachte<br />
ihn ins Wasser. Er sollte<br />
zu sich kommen.“<br />
Schuld schiebt S. von sich: „Er<br />
fing an zu schwimmen, zwei<br />
oder drei Minuten.“ Er habe<br />
ihm die Hand gegeben. S.:<br />
„Plötzlich bekam er einen Anfall,<br />
wurde bewusstlos.“ Szymon<br />
K. kam schwer verletzt in<br />
ein Krankenhaus. Er ist noch<br />
immer in einer Klinik in Polen.<br />
Für seine Bekannten klickten<br />
die Handschellen. Sie befinden<br />
sich seit dem Drama am Kanal<br />
in Haft. Ireneusz I. schwieg vor<br />
Gericht. Erst lautete die Anklage<br />
auf gefährliche Körperverletzung.<br />
Doch ein Amtsrichter<br />
entschied: Verdacht auf versuchten<br />
Totschlag. Nun hieß es:<br />
„Versuchter Mord ist zu prüfen.“<br />
Fortsetzung: Montag. KE.<br />
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