Berliner Kurier 17.11.2018
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42 PANORAMA BERLINER KURIER, Sonnabend, 17.November 2018*<br />
Kate McClurepostete im<br />
November 2017 ein Foto<br />
mit dem obdachlosen<br />
„Johnny“ (l.), der ihr<br />
angeblich sein letztes<br />
Geld für Benzin gab.<br />
Alles Lüge!<br />
Rührende Samariter-<br />
Geschichtewar erfunden<br />
Obdachloser rettete angeblich Frau in Not –und bekam dafür eine halbe Million Dollar Spenden<br />
Philadelphia – Es klang wie<br />
ein modernes, herzerwärmendes<br />
Märchen. Ein Obdachloser<br />
gibt seine letzten<br />
20 Dollar, um einer verirrten<br />
jungen Frau Benzingeld zu<br />
geben. Die Story verbreitete<br />
sich viral und auf einer Spenden-Webseite<br />
kamen fast eine<br />
halbe Million Dollar für<br />
Junkie Johnny Bobbitt (35)<br />
zusammen. Doch jetzt sagt<br />
die Staatsanwaltschaft, dass<br />
die Rettungsaktion tatsächlich<br />
ein Märchen war – ein<br />
(be)trügerisches.<br />
2017 hatten Kate McClure und<br />
ihr Freund Mark D’Amico die<br />
Story des angeblichen Samariters<br />
„Johnny“, der die 27-Jährige<br />
selbstlos in einem heruntergekommen<br />
Viertel in der US-<br />
Stadt Philadelphia gerettet hatte,<br />
im Internet verbreitet. Im<br />
November hatte der Obdachlose<br />
Kate geholfen, als sie nachts<br />
Alle keine Samariter: Johnny Bobbitt (l.), Kate McClureund ihr Lebensgefährte Mark D’Amico wurden verhaftet.<br />
mit ihrem Auto auf einem<br />
Highway liegen blieb. Der Sprit<br />
war ihr ausgegangen und Bobbitt<br />
kaufte ihr von seinen letzten<br />
20 Dollar das Benzin für<br />
den Heimweg .<br />
„Zum Dank“ richteten Kate<br />
McClure und ihr Partner Mark<br />
D’Amico für den Drogensüchtigen<br />
eine GoFundMe-Spendenseite<br />
ein, damit „Johnny“ sich<br />
eine Wohnung mieten und ein<br />
Auto kaufen könne. Aus aller<br />
Welt trafen Spenden ein, mehr<br />
als 400 000 Dollar kamen zusammen<br />
und das Paar verbreitete<br />
Fotos des Militär-Veteranen<br />
und seinem neuen Leben.<br />
Dochdannflog das LügengebildelautGerichtsakten„wegender<br />
Geldgier der Gruppe“ auf. Denn<br />
Bobbitt verklagte McClure und<br />
D’Amico, die ihm angeblich<br />
mehr als die Hälfte des Geldes<br />
noch nicht ausgezahlt hatten<br />
(KURIER berichtete). Genauer<br />
gesagt bekam er nur 75 000 Dollar.<br />
Den Rest der riesigen Spendensumme<br />
hatten McClure und<br />
D’Amico im Casino verzockt<br />
(110 000 Dollar) und für Luxus-<br />
Artikel wie einen BMW, Louis-<br />
Vuitton-Handtaschen und<br />
Schmuck aufden Kopf gehauen.<br />
Das Drama vor dem Zivilgericht<br />
brachte Ermittler des Betrugsdezernats<br />
von Burlington<br />
County auf den Plan. Die fanden<br />
heraus, dass „das Trio einen<br />
betrügerischen Diebstahl<br />
begangen hat, um potenzielle<br />
Spender zu täuschen.“ Denn die<br />
Cops wollen Beweise haben,<br />
dass sich die Drei schon mindestens<br />
einen Monat vor der<br />
„guten Tat“ gekannt und getroffen<br />
hatten. Sprich das Ganze<br />
war ein abgekartetes Spiel.<br />
D’Amico und McClure wurden<br />
Mittwochnacht in New<br />
Jersey verhaftet, Bobbitt am<br />
Donnerstag in Philadelphia.<br />
Die Staatsanwaltschaft will das<br />
betrügerische Trio hinter Gitter<br />
bringen, die Spenden-Plattform<br />
GoFundMe will die Spender<br />
entschädigen.<br />
Fotos: AP<br />
Helfer suchen in Trümmern nach<br />
Opfern des Feuers in Paradise.<br />
Foto: AFP<br />
Feuer-Inferno in Kalifornien: Mehr als 600 Vermisste<br />
Paradise –Beim verheerenden<br />
sogenannten „Camp Fire“ um Chaos“ geherrscht.<br />
der Geschichte des Bundesstaaliforniens<br />
Waldbrand im Norden Ka-<br />
die Stadt Paradise stieg damit Ermittler sammelten am tes. Im kleineren „Woolsey Fi-<br />
ist die Zahl der Vermissten<br />
auf 63.<br />
Dienstag DNA-Proben von Anre“<br />
nahe Malibu kamen drei<br />
sprunghaft angestie-<br />
Zum sprunghaften Anstieg gehörigen von Vermissten. weitere Menschen ums Leben.<br />
gen: Sie habe sich mit 631 mehr der Vermisstenzahl sagte Honea,<br />
Suchtrupps durchforsteten Bis Freitag war das Feuer zu<br />
als verdoppelt, sagte der Sheriff<br />
des Bezirks Butte, Kory Ermittler hätten unter an-<br />
derem Notrufe nach dem Ausbruch<br />
Brandruinen und Autowracks,<br />
die die Straßen im Katastro-<br />
fast zwei Dritteln eingedämmt.<br />
US-Präsident Donald Trump<br />
Honea. Sieben weitere Leichen<br />
des Waldbrandes vor eiphengebiet<br />
säumten. Das will sich heute beim Besuch in<br />
seien gefunden worden.<br />
Die Zahl der Todesopfer beim<br />
ner Woche ausgewertet. Es<br />
habe ein „außerordentliches<br />
„Camp Fire“ gilt als das tödlichste<br />
und zerstörerischste in<br />
der Region ein Bild von der Lage<br />
machen und Opfer treffen.