KEM Konstruktion 05.2017
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WERKSTOFFE/VERFAHREN<br />
WERKSTOFFE<br />
Bild: NSK<br />
WEA (White Etching Areas) unter<br />
der Werkstoffoberfläche<br />
NSK gehört seit vielen Jahren zu den<br />
führenden Lieferanten von Wälzlagern für<br />
Windkraftgetriebe<br />
Bild: NSK<br />
Werkstoffe als Schlüssel zur Steigerung der Zuverlässigkeit von Wälzlagern in Windenergieanlagen<br />
Windkraft: Gesamtbetriebskosten senken<br />
Für Wälzlager in Windenergieanlagen (WEA) stehen anwendungsspezifische Sonderwerkstoffe und<br />
Oberflächenbehandlungen zur Verfügung. Ihr Einsatz kann die Zuverlässigkeit signifikant steigern und<br />
einen Beitrag zur Senkung der Gesamtbetriebskosten von WEA leisten.<br />
Klaus Sausele, Sector Manager Wind Energy, NSK Deutschland, Ratingen<br />
Die Windtechnik gehört zu den anspruchsvollsten Anwendungsbereichen<br />
von Wälzlagern. Die Lager sind teilweise sehr groß,<br />
sie werden hohen dynamischen Belastungen ausgesetzt und die<br />
Umgebungsbedingungen sind sehr ungünstig für Präzisionskomponenten<br />
der Antriebstechnik.<br />
Unter diesen Vorzeichen stellt eine Anlagenlebensdauer von<br />
175.000 h oder zwanzig Jahren bei kaum möglichem Zugang zu den<br />
Lagern die Wälzlager-Entwickler vor große Herausforderungen.<br />
Zudem definieren viele WEA-Hersteller inzwischen sogar eine<br />
noch längere Anlagenlebensdauer von 25 Jahren.<br />
Erschwerend kommt hinzu, dass es spezifische Schadensbilder<br />
gibt, gegen die Vorkehrungen getroffen werden müssen. Durch das<br />
Größenwachstum – inzwischen werden Anlagen für bis zu 10 MW<br />
entwickelt – können Wartungsarbeiten und Stillstand extrem hohe<br />
Kosten verursachen.<br />
Dies gilt sowohl für Onshore-Anlagen als auch – und das in besonderem<br />
Maße – für die schwer zugänglichen und stark exponierten<br />
Offshore-Anlagen auf See. Eine Auswahl von Wälzlagern mit optimierten<br />
Werkstoffen kann hier erheblich zur Senkung des TCO (Total<br />
Cost of Ownership) beitragen.<br />
Frühe Schäden durch White Etching Cracks<br />
Zu den typischen Unregelmäßigkeiten, die bei Wälzlagern in Windenergieanlagen<br />
auftreten können, gehören so genannte White<br />
Etching Areas unter der Werkstoffoberfläche. Diese im angeätzten<br />
Werkstoff-Schliffbild weiß erkennbaren Strukturen bestehen aus<br />
sprödem Ferrit, der sich durch Gefügeveränderungen bildet.<br />
Die veränderten Strukturen können den vorhandenen hohen Belastungen<br />
nicht mehr ausreichend standhalten. Es bilden sich Risse<br />
White Etching Cracks (WEC), die sich ausbreiten und schließlich<br />
an der Oberfläche zu Pittings bzw. Abblätterungen (White Structure<br />
Flaking (WSF)) führen. Diese Schäden treten am häufigsten an der<br />
Laufbahn der Innenringe auf, seltener an den Außenringen und sehr<br />
selten an den Wälzkörpern.<br />
Alle etablierten und optimierten Auslegungsverfahren von Wälz -<br />
lagern (u. a. die Berechnung der Lebensdauer gemäß ISO 281 und<br />
ISO/TS 16281), die Last/Drehzahlkollektive, Temperaturen, Schmierstofftypen<br />
und Schmierstoffreinheit berücksichtigen, können das<br />
Risiko eines Versagens durch WEC leider nicht abschätzen.<br />
Reproduktion des Schadensbildes im Labor<br />
Die Ursachen für die Entstehung von WEC sind wissenschaftlich<br />
nicht vollständig geklärt. Der aktuelle Wissensstand geht von Bedingungen<br />
aus, die in der Interaktion aller Komponenten des gesamten<br />
Antriebsstrangs begründet sind. Dazu gehören u. a.: Dynamik,<br />
118 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 05 2017