2018-11-00
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Planung · Bäderbau | AB Archiv des Badewesens <strong>11</strong>/<strong>2018</strong> 656<br />
ein. Die Berechnungen erfolgen in Abgleich<br />
zu einem in den Berechnungsprogrammen<br />
hinterlegten Referenzgebäude,<br />
das auf den Grundlagen der DIN<br />
V 18599 basiert. 1) In diesem normativ<br />
vorgegebenen Rechenweg liegt die<br />
Schwäche der Berechnungen der EnEV.<br />
Eines der Hauptziele der EnEV ist bspw.,<br />
eine Vergleichbarkeit zwischen gleichen<br />
Gebäudetypen herzustellen. Dies<br />
soll es Mietern ermöglichen, vor der<br />
Anmietung von Büroflächen oder einer<br />
Wohnung auswählen und vergleichen<br />
zu können. Für ein kommunales<br />
Hallenbad ist dieser Aspekt nahezu unerheblich,<br />
da es vor Ort vermutlich ohnehin<br />
keine Alternative geben wird.<br />
Begreift man die EnEV als Hilfsmittel<br />
der Planung, um Gebäude energetisch<br />
zu optimieren, fällt schnell auf, dass<br />
für die anzunehmenden Zonen, die für<br />
Schwimmbäder gewählt werden müssen,<br />
gar keine bäderspezifischen Parameter<br />
hinterlegt sind, und dass mit viel<br />
zu guten Randbedingungen in die Berechnung<br />
gegangen wird. Hinzu kommt,<br />
dass der Energiebedarf aus Produktionsprozessen<br />
– und dazu zählen die<br />
Deutsche Energie-Agentur bzw. der<br />
Verordnungsgeber die Erzeugung von<br />
Warmwasser in einem Hallenbad – gar<br />
nicht erst eingerechnet wird. 2) Somit<br />
ergibt die Bilanzierung nach EnEV für<br />
Hallenbäder ein völlig unzureichendes<br />
und unvollständiges Bild zum Energiebedarf<br />
ab. 3)<br />
Niedrigstenergiestandard<br />
im Schwimmbadbau<br />
Auf europäischer Ebene wurde mit der<br />
Veröffentlichung der EU-Gebäuderichtlinie<br />
vom 30. Mai <strong>2018</strong> 4) die Einführung<br />
des Niedrigstenergiestandards<br />
als Ziel eingeführt. Als erster<br />
Schritt zu klimaneutralen Gebäuden<br />
sollen innerhalb der EU bis 2030 die<br />
Treibhausemissionen um 40 % gegenüber<br />
1990 reduziert werden. Im gleichen<br />
Zeitraum wird der Anteil der erneuerbaren<br />
Energien auf 32 % gesteigert<br />
und der Primärenergieverbrauch<br />
um 32,5 % gegenüber einer Referenzentwicklung<br />
reduziert. 5)<br />
Da in der aktuellen Fassung der EnEV<br />
(vom 28.10.2015) noch keine Vorgaben<br />
hinsichtlich des Niedrigenergiestandards<br />
vorliegen, wird auf die absehbare<br />
Zusammenlegung der EnEV und des<br />
Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes<br />
(EEWärmeG) zum GebäudeEnergieGesetz<br />
(GEG) verwiesen. Einzig Schleswig-Holstein<br />
hat bereits einzuhaltende<br />
Ziele definiert. Der einzuhaltende<br />
Wert an den Jahres-Primärenergiebedarf<br />
wird mit 20 % unter EnEV-Standard<br />
festgelegt, und der Transmissionswärmeverlust<br />
muss den Vergleichswert<br />
um mindestens 30 % unterschreiten.<br />
Für Schwimmbäder bleibt es somit<br />
bei einer besonderen Situation, da<br />
zur Erfüllung der EnEV-Werte weder<br />
schwimmbadtaugliche Rechenansätze<br />
noch Zonierungen vorliegen.<br />
Passivhausstandard<br />
Als eine weitere Möglichkeit des energieoptimierten<br />
Bauens zeigte sich in<br />
den vergangenen Jahren die Entwicklung<br />
des Passivhaus Institutes aus<br />
Darmstadt, das seine Erfahrungen aus<br />
dem Wohnungsbau auf Schwimmbäder<br />
übertrug. Eine aktuelle Veröffentlichung<br />
der Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt und des Passivhaus Institutes<br />
widmet sich unter dem Titel „Passivhaus-Konzept<br />
für Hallenbäder: Leitfaden“<br />
auf 63 Seiten nun diesem Thema.<br />
Dieser Leitfaden wurde auf Grundlage<br />
der Erfahrungen zu den in den letzten<br />
Jahren errichteten Hallenbädern in Lünen<br />
und Bamberg 6) erarbeitet und stellt<br />
alle wesentlichen Themen zum Bau und<br />
zum Unterhalt eines Hallenbades aus<br />
bauphysikalischer, haustechnischer<br />
und organisatorischer Sicht zusammen.<br />
Im Ergebnis enthält der Leitfaden<br />
vieles, was durch die normalen<br />
normativen Vorgaben ohnehin im Rahmen<br />
der Planung erbracht werden muss.<br />
Dazu zählen z. B. die Wärmebrückenfreiheit<br />
der Konstruktionen, die nach<br />
DIN 4108-2 und EnEV § 7 grundsätzlich<br />
geboten ist, oder die Anforderungen<br />
an die Luftdichtheit der Konstruktion,<br />
die wiederum als Anforderung in<br />
der EnEV im § 6 verankert ist.<br />
Um den Heizwärmebedarf weiter zu<br />
verringern, empfiehlt der Leitfaden eine<br />
Reduzierung des U-Wertes noch unter<br />
die Anforderung der EnEV, was den<br />
Weg zu noch höheren Dämmstärken<br />
öffnet. Ziel ist dabei, die raumseitige<br />
Oberflächentemperatur zu erhöhen, einem<br />
Ausfall von Tauwasser auf kühleren<br />
Flächen vorzubeugen und auf<br />
diesem Weg die relative Raumluftfeuchte<br />
im Hallenbad zu erhöhen, um<br />
so durch eine geringere Entfeuchtungsleistung<br />
den Energiebedarf zu senken.<br />
Aus einigen Vorschlägen des Leitfadens<br />
ergeben sich jedoch auch neue<br />
Fragen für den ausführenden Planer.<br />
So empfiehlt der Leitfaden, so wenige<br />
Strangentlüftungen wie möglich auszuführen,<br />
da jede Durchdringung des<br />
Daches eine wärmetechnische Schwachstelle<br />
darstellt. Zugleich sollen möglichst<br />
alle Dachflächen nach außen entwässert<br />
und die Dämmebenen homogen<br />
ohne Gefälle ausgeführt werden.<br />
Was bei kleinen Privatwohnhäusern<br />
noch funktioniert, stellt bei großen<br />
Hallen eine bautechnische Herausforderung<br />
dar. Zum einem wird Wasser<br />
bei einem Null-Grad-Dach nicht zu der<br />
außen liegenden Entwässerung gelangen,<br />
und zum anderen sind dann Flachdächer<br />
nur noch als Sonderkonstruktion<br />
umsetzbar, da die Vorgaben der<br />
Flachdachrichtlinien sich so nicht umsetzen<br />
lassen. Für den Planer und Bauherren<br />
bedeutet das die grundsätzliche<br />
Anforderung einer haftungsrechtlichen<br />
Absicherung für den Versagensfall.<br />
Eine weitere Empfehlung, die den Energiebedarf<br />
senken soll, geht darauf ein,<br />
dass die Reinigungsarbeiten in den<br />
Hallenbädern in die normale öffentliche<br />
Betriebszeit verlegt werden sollten,<br />
um auf diese Weise den Energiebedarf<br />
zur Beleuchtung zu verringern.<br />
In Teilen von Vorreinigungen oder Um-