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Society 359 / 2011

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WISSENSCHAFT<br />

AUSZEICHNUNG<br />

Toleranzpreis <strong>2011</strong> für<br />

Daniel Barenboim<br />

Toleranzpreis der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste<br />

Ost und West vereint<br />

Eine der vornehmsten Aufgaben der in Salzburg ansässigen Europäischen Akademie der<br />

Wissenschaften und Künste ist die jährliche Verleihung des Toleranzpreises an eine Persönlichkeit<br />

des öffentlichen Lebens, welche ein Beispiel gelebter Toleranz ist. Von EVA VON SCHILGEN<br />

Die Wahl der Akademie fiel dieses Jahr<br />

auf den weltberühmten Pianisten und<br />

Dirigenten Daniel Barenboim, der sich<br />

seit Jahrzehnten um die Annäherung der<br />

verfeindeten Volksgruppen in Nahost einsetzt.<br />

Er gründete mit dem indessen verstorbenen<br />

palästinensischen Literaturwissenschaftler<br />

Edward Said 1999 in Weimar<br />

das „West-Eastern Divan Orchestra“, in<br />

dem junge Musiker aus Israel, Palästina,<br />

Ägypten, Syrien, Jordanien, Iran, dem Libanon<br />

und Andalusien spielen. Durch das gemeinsame<br />

Musizieren soll der Dialog zwischen<br />

den Kulturen gefördert und<br />

politische Barrieren überwunden werden.<br />

Der Name des Orchesters leitet sich ab<br />

von der 1819 erschienenen Gedichtsammlung<br />

„West-östlicher Divan“ von Johann<br />

Wolfgang von Goethe. Goethes Interesse<br />

am Islam war groß und er bewunderte das<br />

Werk des im 14. Jahrhundert lebenden<br />

persischen Dichters Hafis. Drei Stiftungen<br />

unterstützen das Orchester, die Fundación<br />

KONTAKT<br />

DIE EUROPÄISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN<br />

UND KÜNSTE IN SALZBURG<br />

St. Peter Bezirk 10, 5020 Salzburg<br />

Tel. +43-(0)662-84 13 45<br />

E-Mail: office@euro-acad.eu<br />

www.euro.acad.eu<br />

Barenboim-Said in Spanien, die Daniel Barenboim<br />

Stiftung in Deutschland und die<br />

Barenboim-Said Foundation in den USA.<br />

***<br />

Künstler ohne Berührungsängste<br />

Daniel Barenboim stammt aus einer jüdischen<br />

Familie und wurde 1942 in Buenos<br />

Aires in Argentinien geboren. Bereits im Alter<br />

von acht Jahren gab er sein erstes Konzert.<br />

Er war Chefdirigent des „Orchestre de<br />

Paris“ und des „Chicago Symphony Orchestra“.<br />

Seit 1992 ist er Künstlerischer Leiter<br />

und Generalmusikdirektor der „Staatsoper<br />

Unter den Linden“ in Berlin, sein Vertrag<br />

wurde kürzlich bis 2022 verlängert.<br />

2000 wählte ihn die Staatskapelle Berlin<br />

zum Chefdirigenten auf Lebenszeit. An<br />

der Mailänder Scala ist er seit 2001 Musikdirektor.<br />

2007 dirigierte er bei den Salzburger<br />

Festspielen die Oper „Eugen Onegin“<br />

und trat das erste Mal hier mit dem „West-<br />

Eastern Divan Orchestra“ auf.<br />

Der Künstler kennt keine Berührungsängste.<br />

So war er von 1981 bis 1999 Dirigent<br />

der Bayreuther Festspiele, wo er „Tristan<br />

und Isolde“, „Die Meistersinger von Nürnberg“,<br />

„Parsifal“ und die Tetralogie „Der<br />

Ring des Nibelungen“ dirigierte. 2001 gab er<br />

mit der Berliner Staatskapelle in Israel ein<br />

Gastspiel und spielte als Zugabe einen Orchesterauszug<br />

aus Wagners „Tristan und<br />

Isolde“, ein Tabubruch, galt doch Wagners<br />

Musik wegen der antisemitischen Haltung<br />

des Komponisten und der Vereinnahmung<br />

seiner Werke durch die Nationalsozialisten<br />

als in Israel nicht aufführbar.<br />

FOTOS: © EUROPÄISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND KÜNSTE, AUSTRIA PRESSE SERVICE/ANDREAS KOLARIK<br />

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