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Society 366 / 2014/15

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IRAN<br />

KULTUR<br />

Prozent der Iranier sind Schiiten, zwei Prozent bekennen<br />

sich zu anderen Religionen und zehn Prozent<br />

sind Sunniten. Außer den drei Grundpfeilern<br />

des Islam – Einheit Gottes, Prophetentum und<br />

Auferstehungstag – gibt es für die Schiiten noch<br />

zwei weitere Glaubenssätze, nämlich die Gerechtigkeit<br />

Gottes und die Statthalterschaft (genannt<br />

Imamat). Seit dem zweiten Jahrhundert nach der<br />

Hidschra kennt man die Glaubensrichtung Schiitentum,<br />

was wörtlich übersetzt „Anhängerschaft“<br />

bedeutet. In der Lebenszeit des sechsten Imams<br />

der Schiiten entwickelte sich das Schiitentum rapide.<br />

Anhänger dieser Glaubensrichtung gab es<br />

seit den ersten Jahren des Islam im Iran. Jedoch<br />

wurde sie erst in der Safawiden-Ära zur offiziellen<br />

Religion des Staates.<br />

•<br />

Verschiedene Ethnien<br />

Da verschiedene ethnische Gruppen mit unterschiedlichen<br />

Kulturen im Iran ansässig sind,<br />

gibt es neben Farsi auch andere Sprachen. Neben<br />

Moslems leben auch Christen und Juden im Land.<br />

Zu den unterschiedlichen Kulturen innerhalb<br />

des Iran gehören die Aseri-Sprache, die kurdische<br />

Haft Sin, die „Sieben S“,<br />

sind die sieben Zutaten, mit<br />

denen die Festtafel beim<br />

Nouruzfest geschmückt wird.<br />

Sie alle beginnen im Persischen<br />

mit dem Buchstaben<br />

S: Weizensprossen (Sabzeh),<br />

Weizenpudding (Samanou),<br />

Knoblauch (Sir), Essig<br />

(Serkeh), Gewürzsumach<br />

(Somagh), Apfel (Sib),<br />

Mehlbeere (Senjed).<br />

Außerdem wird der Tisch<br />

oft auch noch mit Eiern,<br />

Spiegeln, Büchern, Kerzen<br />

und einem Glas mit Goldfisch<br />

dekoriert.<br />

WISSEN<br />

Die iranische Kultur ist seit<br />

sehr langer Zeit eine der<br />

einflussreichsten Kulturen<br />

im Nahen Osten und in<br />

Zentralasien. Persisch galt<br />

als die Sprache der Wissenschaft<br />

und der Religion. Die<br />

Hochkultur der Sassaniden<br />

setzte sich in die Zeit des<br />

Islam fort. Vieles, das später<br />

als islamische Gelehrsamkeit<br />

bekannt wurde wie<br />

Philologie, Literatur, Rechtsprechung,<br />

Philosophie,<br />

Medizin, Architektur und<br />

Wissenschaft, basierte auf<br />

dem Wissen der Sassaniden<br />

und wurde in die islamische<br />

Welt weitergetragen.<br />

Kultur und Sprache und zum Teil die arabische<br />

Sprache. Die kurdische Musik ist ein Hauptteil der<br />

heutigen iranischen Musikkunst. Viele volkstümlichen<br />

Sänger und Musikgruppen im Iran sind<br />

Kurden.<br />

Christentum, Judentum und Zoroastrier, eine<br />

vorislamische Religion, sind von der Verfassung<br />

der Islamischen Republik Iran die offiziell anerkannten<br />

Religionen im Land und haben auch<br />

ihre jeweiligen Abgeordneten im iranischen Parlament.<br />

•<br />

Bräuche und Traditionen<br />

Die Iraner würdigen ihre Sitten und Bräuche<br />

sehr. Sie haben ihre Wurzeln in nationalen Traditionen<br />

oder basieren auf religiösen Glaubensgrundsätzen.<br />

Kultur, insbesondere Poesie und Musik, ist<br />

mit dem täglichen Leben eines jeden Iraners eng<br />

verflochten. Ohne genaue Kenntnis über die iranische<br />

Literatur, Poesie und Sprichwörter kann man<br />

die wahre iranische Kultur nicht verstehen und somit<br />

ist ein Wissen über die iranische Gesellschaft<br />

ohne sie schwer möglich.<br />

Nouruz, das iranische Neujahr, ist eines der<br />

ursprünglichsten Feste im Iran. Es wird auch in<br />

Afghanistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan,<br />

Kirgistan, Kasachstan und in den von Kurden<br />

besiedelten Regionen des Irak, der Türkei und<br />

in Syrien am 21. März gefeiert. Auch im heutigen<br />

Sansibar in Ostafrika, wo früher die iranischen<br />

Auswanderer lebten, wird das Nouruz-Fest feierlich<br />

abgehalten. Nach dem Dschalali-Kalender<br />

beginnt das neue iranische Jahr mit dem Beginn<br />

des Frühlings. Vor dem 21. März, also vor Nouruz,<br />

wird traditionell auch ein kleines Fest gefeiert<br />

und zwar am Abend des letzten Dienstags vor dem<br />

Jahreswechsel. Am 13. Farvardin, also dreizehn<br />

Tage nach dem Jahreswechsel, wird hauptsächlich<br />

im Freien und in der Natur ein Fest gefeiert, dessen<br />

Symbol die „Sieben S“ sind.<br />

Die iranischen Feierlichkeiten, wie Nouruz,<br />

Mehrgan und Sadeh, werden von allen ethnischen<br />

Gruppen im Iran gefeiert.<br />

Wie alle anderen Moslems der Welt fasten die<br />

Iraner im Monat Ramadan. Das Fest des Fastenbrechens,<br />

eines der größten islamischen Feste, ist am<br />

Ende dieses Monats. Die Iraner halten auch Trauerfeierlichkeiten<br />

in den ersten zehn Tagen des<br />

arabischen Monats Muharram ab und gedenken<br />

des Märtyrertodes des Enkelkindes des Propheten,<br />

Imam Hussein, des Sohnes von Imam Ali, der mit<br />

seinen wenigen Anhängern samt seiner Familienmitglieder<br />

vom Umayyaden-Kalifen im Jahr 61<br />

nach der Hidschra im heutigen Kerbala im Irak<br />

umgebracht wurde. Alle Frauen der Märtyrer wurden<br />

zu Sklavinnen. Die Liebe der Iraner zur Prophetenfamilie<br />

ist so groß, dass man sie von der iranischen<br />

Kultur nicht trennen kann. Die Merkmale<br />

und Elemente dieser Liebe sind noch heute für das<br />

Verhalten und die Sitten der Iraner im täglichen<br />

Leben bestimmend und gehören zweifelsohne zur<br />

iranischen Kultur.<br />

•<br />

SOCIETY 2_<strong>2014</strong> | 81

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