Society 366 / 2014/15
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Die Kunst des Teppichknüpfens<br />
hat das höchste<br />
Ansehen<br />
IRAN<br />
KUNST<br />
tet dabei mit gekochten Farben, die seit<br />
<strong>15</strong>00 vor Chr. bekannt sind. Die Übertragung<br />
dieser Kunst auf Metall wurde vom<br />
6. bis 4. Jh. v. Chr. und danach bis 500 n.<br />
Chr. dokumentiert.“ Dieses Handwerk<br />
wurde in Isfahan in der Zeit der Safawiden<br />
gefördert.<br />
Fotos: Botschaft der Islamischen Republik Iran in Wien<br />
Die Größe des Iran hat dazu<br />
geführt, dass jede Provinz<br />
ihre charakteristische Handwerkskunst<br />
besitzt. Zum<br />
Beispiel sind in der Provinz<br />
Isfahan Teppiche, Emaille, Kürschnerei,<br />
Gravuren, Mosaik-, Silber-, Einlegearbeiten,<br />
Goldschmiedearbeiten, Buchbinderei<br />
und Reliefkunst besonders bekannt.<br />
In der Provinz Kerman sind es hauptsächlich<br />
die Teppichkunst, Schalweberei<br />
und Kupferprodukte. In den verschiedenen<br />
Provinzen gibt es unterschiedliche<br />
Arten der Handwerkskunst. Die wichtigsten<br />
darunter sind:<br />
•<br />
Der persische Teppich<br />
Die Kunst des Teppichknüpfens hat<br />
von allen Handwerkskünsten das höchste<br />
Ansehen, da dabei mit Händen voller<br />
Schwielen tausende Knoten in Farsi und<br />
Torki-Form aneinander gereiht werden<br />
müssen. Die Fisch-, Harati-, Butei-, Kerbs-,<br />
Lachaktoranji-, Minakhani-, Sardar Jangal-,<br />
und Schah Abbasi-Muster werden am häufigsten<br />
für Teppiche gewählt.<br />
•<br />
Kelims<br />
Kelimknüpfen ist eine weitere Art des<br />
iranischen Handwerkes. Hierfür kommt<br />
Ziegen- und Schafwolle zur Verwendung.<br />
Früher wurden Kelims zur Abdeckung<br />
des Bodens und der Wand oder als Decke<br />
für das Vieh benützt. Heutzutage werden<br />
sie als eine moderne Bodenbedeckung<br />
in Häusern genutzt. Die verwendete Farbe<br />
wird traditionell aus Pflanzen gewonnen.<br />
Um die Kelims älter und wertvoller<br />
erscheinen zu lassen, wäscht man sie<br />
mit Erdnussschalen. In allen Provinzen<br />
des Landes, insbesondere in Ostaserbaidschan,<br />
Ardebil, Kermanschah, Kurdistan,<br />
Fars, Kerman, Khorassan und Hormozgan<br />
werden diese Teppiche hergestellt. Die Kelims<br />
von Sirjan in Kerman, Anbaran in Ardebil,<br />
Harssin in Kermanschah sind dabei<br />
die beliebtesten.<br />
•<br />
Kupferarbeiten<br />
Kupferarbeit ist ebenfalls eine beliebte<br />
Kunst im Iran. Kupfergeschirr hat hier<br />
eine langjährige Tradition. Man spricht<br />
von 5000 Jahren Kupferkunst im Iran.<br />
Kupfer war mutmaßlich das erste vom<br />
Menschen entdeckte Metall. Die ersten,<br />
die mit diesem Metall umzugehen wussten,<br />
waren die Perser. Diese Kunst floriert<br />
insbesondere in Städten wie Kaschan, Isfahan,<br />
Kerman, Zanjan und Schiraz.<br />
•<br />
Schmiedekunst<br />
Schmiedekunst war in der Ära der<br />
Kadscharen-Dynastie sehr populär. Ineinander<br />
verschlungene Blumenmuster und<br />
stilisierte Buchstaben sind für diese Art<br />
der dekorativen Kunst charakteristisch.<br />
Straßenlaternen wurden ebenfalls mithilfe<br />
dieser Technik hergestellt. Auch heute<br />
fertigen die Künstler dekorative Geschirre,<br />
Stehlampenschirme und Vasen für den<br />
Verkauf an.<br />
•<br />
Emaille-Arbeiten<br />
Prof. Pop bezeichnet in seinem Buch<br />
„Untersuchung der iranischen Kunst“<br />
Emaille-Arbeit als „die bezeichnende<br />
Kunst des Feuers und der Erde. Man arbei-<br />
•<br />
Miniaturmalerei<br />
Es ist schwer, die Ursprünge der Kunst<br />
der Miniaturmalerei zu verfolgen. Jedoch<br />
ist bekannt, dass sie ihren Höhepunkt<br />
hauptsächlich während der Herrschaft<br />
der Mongolen und Timuriden (13. – 16.<br />
Jhd.) erreichte. Mongolische Herrscher<br />
Irans führten die chinesische Malerei ein.<br />
Das Papier erreichte den Iran von China<br />
aus bereits im Jahr 753. Die Miniaturschule<br />
im Iran wurde im 1. Jahrhundert nach<br />
Islam gegründet. Man initiierte Erneuerungen<br />
in der arabischen Schrift. Die besten<br />
und schönsten Exemplare des Korans<br />
wurden von iranischen Miniaturkünstlern<br />
verfasst. Die Miniaturisten des Iran<br />
brachen ihren Kontakt mit Poesie, Kultur<br />
und mit dem einheimischen Gedankengut<br />
und den Vorstellungen nie ab. Viele<br />
Märchen und Legenden, Heldensagen<br />
und die Lebensart des Landes finden sich<br />
in den Miniaturbildern wieder.<br />
•<br />
Gravur<br />
Metalle wie Kupfer, Gold, Silber oder<br />
Messing werden graviert. Dabei werden<br />
kleine Figuren mit einem feinen Hammer<br />
auf das Objekt geklopft. Heutzutage füllt<br />
man den Innenraum des behandelten<br />
Metallobjekts mit Gips, damit durch das<br />
Schlagen und Klopfen nicht so viel Lärm<br />
erzeugt wird. Danach werden verschiedene<br />
Muster mit dem geeigneten Hämmerchen<br />
gezeichnet. Der Künstler schlägt mit<br />
dem Hammer auf das Ende eines eisernen<br />
Stabs um mit seiner sehr scharfen Spitze<br />
diverse Motive einzugravieren.<br />
•<br />
Intarsie<br />
Die Holzintarsie ist eine der feinsten<br />
Arten des Handwerks. Man braucht dafür<br />
viel Geduld und ein ausgezeichnetes<br />
künstlerisches Fingerspitzengefühl.<br />
Mit billigsten Materialien wird hier ein<br />
Kunstwerk erzeugt. Die Künstler verwenden<br />
dafür ihr Gedankengut, Kufi-Schrift,<br />
Blumen und Hühnermotive. Die Intarsie<br />
ist eine Kombination aus Holzgravur und<br />
Schnitzerei. Diese Kunst repräsentiert das<br />
menschliche Gefühl und die Kreativität<br />
der Künstler, die in bester Art und Weise<br />
ihr Können zeigen.<br />
•<br />
SOCIETY 2_<strong>2014</strong> | 85