Society 366 / 2014/15
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DIPLOMATIE<br />
KASACHSTAN<br />
Foto: Botschaft der republik Ksachstan<br />
sich daher gezwungen, die Pläne seiner Regierung<br />
unmittelbar zu korrigieren. Unter anderem hat<br />
die Regierung ihren Haushaltsentwurf für 20<strong>15</strong><br />
revidiert, da durch den aktuellen Preisverfall auf<br />
den Rohstoffmärkten die Haushaltseinnahmen<br />
des rohstoffreichen Landes schrumpfen.<br />
•<br />
Neue Wirtschaftspolitik „Nurly<br />
Schol“<br />
Die Neue Wirtschaftspolitik unter dem Motto<br />
„Nurly Schol“ („Der helle Weg“) soll bereits zum<br />
1. Januar 20<strong>15</strong> wirksam werden. Um die Konjunktur<br />
anzukurbeln, will Kasachstan die Geldreserven<br />
aus seinem Nationalfonds anzapfen, der ein<br />
Volumen von fast 77 Milliarden US-Dollar hat.<br />
Der Nationalfonds wurde im Jahr 2000 nach dem<br />
Vorbild des norwegischen Ölfonds gegründet. In<br />
den Fonds fließt ein Teil der Rohstoffeinnahmen<br />
des Staates. „Jetzt ist die Zeit gekommen, in der<br />
wir diese Geldreserven nutzen müssen“, sagte<br />
Nasarbajew.<br />
Jährlich kommt ein Betrag von rund acht Milliarden<br />
US-Dollar aus dem Fonds dem Staatshaushalt<br />
zugute. Bereits im Februar <strong>2014</strong> hatte die<br />
kasachische Regierung entschieden, für <strong>2014</strong> und<br />
20<strong>15</strong> zusätzlich insgesamt knapp 5,5 Milliarden<br />
US-Dollar in zwei Tranchen aus dem Nationalfonds<br />
bereitzustellen, um Wirtschaft und Beschäftigung<br />
neuen Schwung zu verleihen.<br />
Das Staatsoberhaupt hat seine Regierung nun<br />
angewiesen, die zweite Tranche in Höhe von etwa<br />
2,75 Milliarden US-Dollar für die Lösung der dringlichsten<br />
Probleme zu nutzen. Konkret sollen 100<br />
Milliarden Kasachische Tenge (552 Millionen US-<br />
Dollar) für Vorzugskredite an kleine und mittlere<br />
Unternehmen (KMU) wie auch große Firmen verwendet<br />
werden. Damit soll die Finanzierung und<br />
Umsetzung laufender Projekte in der Lebensmittel-<br />
und Chemieindustrie sowie im Maschinenbau<br />
und im Dienstleistungssektor abgesichert werden.<br />
Laut Staatschef Nasarbajew seien bereits 23 Milliarden<br />
Kasachische Tenge aus dem Programm abgerufen<br />
worden, weil die Verzinsung in Höhe von<br />
sechs Prozent über zehn Jahre beispiellos günstig<br />
sei.<br />
•<br />
Expo 2017 in Astana<br />
Für die Erholung des Bankensektors und<br />
den Rückkauf „fauler Kredite“ hat Präsident<br />
Nasarbajew eine Kapitalerhöhung des Fonds für<br />
Problemkredite um 250 Milliarden Kasachische<br />
Tenge (1,38 Milliarden US-Dollar) angeordnet. Außerdem<br />
sollen die Bedingungen für ausländische<br />
Investitionen weiter verbessert werden. Mit Blick<br />
auf dieses Ziel sollen 81 Milliarden Kasachische<br />
Tenge (447 Millionen US-Dollar) in den Bau des<br />
ersten Güterverkehrszentrums („Trockenhafen“),<br />
in die Infrastruktur der Sonderwirtschaftszone<br />
„Chorgos – Östliches Tor“ sowie in die Erdöl-Chemie-Industrie-Technoparks<br />
Atyrau und Taraz fließen.<br />
»Wir müssen<br />
die Ärmel hoch<br />
krempeln und<br />
mit der Arbeit<br />
beginnen.<br />
«<br />
Nursultan<br />
Nasarbajew<br />
LINKS<br />
Präsident der Republik<br />
Kasachstan<br />
www.akorda.kz<br />
Außenministerium der<br />
Republik Kasachstan<br />
www.mfa.kz<br />
Regierung in Kasachstan<br />
www.government.kz<br />
Botschaft in Österreich<br />
www.kazakhstan.at<br />
Honorarkonsulat in Graz<br />
www.kasachstan-honorarkonsulat.at<br />
BMEIA: Kasachstan<br />
www.aussenministerium.at/<br />
astana<br />
Für die Weltausstellung Expo, die 2017 in Astana<br />
stattfinden wird, sind vierzig Milliarden Kasachische<br />
Tenge (221 Millionen US-Dollar) eingeplant<br />
– zusätzlich zu den bereits bereitgestellten<br />
25 Milliarden Kasachische Tenge (138 Millionen<br />
US-Dollar). Im Zuge der Expo 2017 soll außerdem<br />
die Transportinfrastruktur der Hauptstadt Astana<br />
ausgebaut werden. Der Hauptstadtflughafen<br />
erreicht bereits jetzt seine maximale Kapazität<br />
von 3,5 Millionen Passagieren jährlich. Für den<br />
Bau eines neuen Terminals und die Rekonstruktion<br />
der Start- und Landebahn will Kasachstan 29<br />
Milliarden Kasachische Tenge (160 Millionen US-<br />
Dollar) investieren. Dadurch soll die Kapazität des<br />
Airports bis 2017 auf 7,1 Millionen Passagiere pro<br />
Jahr erhöht werden.<br />
Neben des 5,5 Milliarden US-Dollar schweren<br />
Konjunkturpakets, das die Regierung bereits im<br />
Februar beschlossen hatte, erläuterte der Präsident<br />
in seiner Botschaft an das Volk einen „Plan der<br />
Infrastrukturentwicklung“ als Herzstück seiner<br />
neuen Wirtschaftspolitik. Diese falle überein mit<br />
dem zweiten Fünfjahresplan innerhalb des Staatsprogramms<br />
für die beschleunigte industrielle und<br />
innovative Entwicklung Kasachstans. Der „Plan der<br />
Infrastrukturentwicklung“ sieht Investitionen in<br />
die Transport- und Logistikinfrastruktur, den Ausbau<br />
der Logistikknotenpunkte, die Entwicklung<br />
der Industrie- und Energieinfrastruktur vor. Außerdem<br />
soll mehr Wohnraum geschaffen und die soziale<br />
Infrastruktur weiterentwickelt werden.<br />
•<br />
Drei Milliarden US-Dollar zusätzlich<br />
aus dem Nationalfonds<br />
Im Zuge der kritischen (welt-)wirtschaftlichen<br />
Situation hat Nasarbajew in seiner Jahresbotschaft<br />
angekündigt, dass im Zeitraum 20<strong>15</strong> bis<br />
2017 aus dem Nationalfonds noch einmal bis zu<br />
drei Milliarden US-Dollar jährlich bereitgestellt<br />
werden sollen. Schon bis zur kommenden Woche<br />
soll die kasachische Regierung „angemessene<br />
Lösungen für die Verwendung der Mittel aus<br />
dem Nationalfonds erarbeiten“ und diese in den<br />
Haushaltsentwurf für 20<strong>15</strong> einfließen lassen. Die<br />
Investitionen aus dem Nationalfonds sollen von<br />
Strukturreformen in den entsprechenden Wirtschaftsbereichen<br />
begleitet werden. Dafür will<br />
Kasachstan mit den internationalen Finanzinstituten<br />
zusammenarbeiten. Laut Nasarbajew seien<br />
die Weltbank, die Asiatische Entwicklungsbank<br />
(ADB), die Islamische Entwicklungsbank sowie die<br />
Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung<br />
(EBRD) bereit, bis zu neun Milliarden US-Dollar<br />
für neunzig prioritäre Projekte bereitzustellen,<br />
um so die Investitionstätigkeit anzukurbeln, neue<br />
Arbeitsplätze zu schaffen und zu verhindern, dass<br />
die Einkommen der Bevölkerung sinken.<br />
Der Präsident sieht seine Neue Wirtschaftspolitik<br />
als Motor für Kasachstans Wirtschaftswachstum<br />
in den kommenden Jahren. Dafür sei es lediglich<br />
notwendig, „die Ärmel hochzukrempeln und<br />
mit der Arbeit zu beginnen“.<br />
•<br />
SOCIETY 2_<strong>2014</strong> | 91