architektur Ausgabe 1 2019
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
8<br />
Start<br />
Seine Arbeiten sind von Gebäuden, die das Erbe und<br />
den Wert einer Vergangenheit ausdrücken, inspiriert.<br />
Teilweise befasst er sich mit religiöser Architektur und<br />
deren Gebrauch des Lichtes, um eine symbolische<br />
Spiritualität und Offenbarung zu symbolisieren. Zeitweise<br />
arbeitet er mit bestimmten historischen Orten<br />
und Gebäuden, dann bewegt er sich auch von idiosynkratischen<br />
zu eskapistischen, zu mehr abstrakten<br />
Auffassungen über die Verwendung von Raum und<br />
Licht in der Architektur und im Allgemeinen hin. Eines<br />
seiner Hauptkriterien ist aber, den Prozess des Hinwegnehmens,<br />
des Entfernens von Material aus dem<br />
Stein sichtbar zu machen. Niemals wird bei seinen<br />
Skulpturen ein Teil nachträglich hinzugefügt. Sie sind<br />
alle aus dem Soliden herausgemeißelt. Auch diese<br />
handwerkliche Fähigkeit ist schon eine Kunst. Inspirieren<br />
lässt er sich schon von der ursprünglichen rohen<br />
Form eines gefundene Steinbrocken.<br />
Wenn man seine Skulpturen betrachtet, sind es eigentlich<br />
die Negativräume, die Volumina, die vom<br />
architektonischen Innenraum einer Kirche zum Beispiel<br />
in das Irgendwo (Unendliche) reichen, die so<br />
faszinieren. Die Frage nach den Grenzen eines Raumes<br />
drängt ins Bewusstsein. Wo hört Raum auf, wo<br />
beginnt er? Die Differenz zwischen der Rhetorik der<br />
bekannten, realen Architekturen und diesen dreidimensionalen<br />
Negativskulpturen regt auch einen Prozess<br />
des Nachdenkens über die Erfahrung von Raum<br />
und Baukultur an. Es reizt ihn, in den Stein eine innere<br />
Welt oder ein Fragment davon, einzukerben, zu meißeln.<br />
Diese sind in ihrer Essenz durchaus von der Außenwelt<br />
verschieden. Aber das Monumentale in der<br />
Verkleinerung bleibt. So gesehen sind seine Skulpturen<br />
Erinnerungen und Mahnmale für das unausweichliche<br />
Vergehen von Architekturen und Zivilisationen.<br />
Simmonds bringt den umbauten Leerraum (fast) bis<br />
zum Angreifen in die Sichtbarkeit. Denn ein Modell<br />
derselben Kirche mit Außenwand ist nie so räumlich,<br />
wie deren Innenraum als negative Skulptur. Er<br />
macht den Leerraum zum eigentlichen Körper, zum<br />
eigentlich Wichtigen einer Architektur, die sonst nur<br />
immer von der Hülle, also vom Abbild charakterisiert<br />
wird. Es sind manchmal mystische, fast unheimliche<br />
Räume und dieser Eindruck entsteht auch durch das<br />
für uns völlig ungewohnte Wahrnehmen des eigentlichen<br />
Raumes, losgelöst von der Hülle, abseits der<br />
ikonografischen Wirkung der Landmark. Wir sehen<br />
einen Raum, den wir niemals betreten können und<br />
das trägt zur Imagination des Raumgefühls bei. Es<br />
sind stille Architekturen, in die der Betrachter eintauchen<br />
kann, sich verlieren kann. Trotz der teilweisen<br />
Mystik und Düsterheit bleibt aber der spielerische<br />
Charakter dieses Konzeptes erhalten.