architektur Ausgabe 1 2019
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
86<br />
Alt & Neu<br />
Alpenhotels –<br />
Lernen aus der Geschichte<br />
Kaiser Karl der Große veranlasste die Kirchen und Klöster zur Erbauung von Hospizen,<br />
in denen Pilger und Reisende Unterkunft und Verpflegung erhielten. Neben<br />
solchen für die Verpflegung von Alten und Kranken entstanden zahlreiche Hospize<br />
entlang wichtiger Verkehrsverbindungen, wie etwa Gebirgspässen, und übernahmen<br />
dort zugleich die Funktion von Poststationen für Pferdewechsel. Viele Hotelanlagen<br />
im Hochgebirge gehen auf derartige Hospize zurück.<br />
Text: Peter Reischer<br />
„Ancien hospice du Simplon“, Ansichtskarte, 1925<br />
© SLA**<br />
Kaiser Franz Josef Haus vor Pasterze, um 1920<br />
© Archiv GROHAG*<br />
1922 begannen die ersten Überlegungen einer Verkehrsverbindung<br />
über die Hohen Tauern. Mehrere<br />
Treffen und Konferenzen fanden zu diesem Thema<br />
statt und an einem jener Treffen, 1924, nahm auch<br />
der damalige Kärntner Landesbaurat Franz Wallack<br />
teil. Er erhielt im Zuge der Gespräche den Auftrag zur<br />
„Erstellung eines generellen Projektes“ für die spätere<br />
Großglockner Hochalpenstraße (GGHAS). Hotelanlagen<br />
wurden bereits damals im Bauprogramm verankert,<br />
und zwar „eine Hotelgruppe mit 800 Betten<br />
auf der Südseite der Straße am Kasereck, ein Hotel<br />
mit 200 Betten auf der Nordseite am Piffkar und eine<br />
Schutzhütte mit 50 Betten in der Scheitelstrecke bei<br />
der Fuscherlacke. Alle Bauplätze liegen vollkommen<br />
lawinensicher“. Später kam ein vierter Bauplatz dazu<br />
und mit der Stichstraße zur Franz-Josefs-Höhe (FJH)<br />
wurde ein weiterer, fünfter Bauplatz gewonnen.<br />
Wallack unternahm mehrere Studienreisen über die<br />
wichtigsten Schweizer, italienischen und französischen<br />
Alpenstraßen und -pässe und erarbeitete genaue<br />
Unterlagen über Straßenbeschaffenheit, Breite,<br />
Tunnels, Begrenzungen etc. und er legte auch umfangreiche<br />
Dossiers über Hotelbauten in den Alpen<br />
an. Von 1930 - 1935 wurde die Großglockner-Hochalpenstraße<br />
mit allen Nebenanlagen nach den Plänen<br />
Wallacks und unter seiner Bauleitung errichtet. Er<br />
ließ viele seiner Untersuchungen, Aufzeichnungen<br />
und Überlegungen in das Bauprojekt einfließen. Diese<br />
erscheinen aus heutiger Sicht als Mustervorgaben<br />
einer der Nachhaltigkeit und Effizienz verpflichteten<br />
architektonischen Haltung. So meinte er zum<br />
Beispiel in Bezug auf Stromversorgung bei den angesprochenen<br />
Hotelbauplätzen: „Aus Gründen der<br />
Beeinträchtigung des Landschaftsbildes sowie der