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Berliner Zeitung 05.03.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 54 · D ienstag, 5. März 2019 – S eite 18 **<br />

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Sport<br />

Evelyn Konrad, 24, und Sara<br />

Stollenwerk, 27, sind die<br />

Lebensgefährtinnen der<br />

Hertha-Spieler Davie Selke,<br />

24, und Marvin Plattenhardt, 27. Ein<br />

Gespräch über Neid, Klischees,<br />

Handtaschen und das Zusammenleben<br />

mit einem Bundesligaprofi.<br />

Wie stehen Sie beide zu dem Begriff<br />

Spielerfrau?<br />

SARA STOLLENWERK: Ehrlich<br />

gesagt, kann ich damit nix anfangen,<br />

weil er zum Klischee geworden ist. Es<br />

gibt gar nicht die Option, dass eine<br />

Spielerfrau mit etwas Positivem in<br />

Verbindung gebracht wird. Man<br />

kriegt gleich einen Stempel aufgedrückt:<br />

Das ist doch die Frau von ...<br />

Die Leute hinterfragen gar nicht unseren<br />

Werdegang. Das ist auch den<br />

Jungs gegenüber unfair.<br />

EVELYN KONRAD: Ich habe Davie<br />

kennengelernt, als er noch gar<br />

kein Profi war. Wenn er es nicht geworden<br />

wäre, wären wir auch so<br />

ganz normal zusammen. Dann wäre<br />

ich jetzt keine sogenannte Spielerfrau.<br />

Ich gehe meinen eigenen Weg,<br />

das ist mir wichtig. Ichhabe International<br />

Business studiert und bin erst<br />

nach Abschluss meines Studiums<br />

2017 zu Davie gezogen. Für mich war<br />

klar, dass ich mein Studium ordentlich<br />

zu Ende bringe. Ich wollte nicht<br />

auf Davie angewiesen sein. Ich habe<br />

meine Thesis über Influencer-Marketing<br />

geschrieben und arbeite jetzt<br />

selbst als Influencerin.<br />

Undwas machen Sieberuflich?<br />

STOLLENWERK: Ich habe 2015<br />

mein Studium in Modejournalismus<br />

und Medienkommunikation abgeschlossen<br />

und danach in einer PR-<br />

Agentur gearbeitet. Jetzt bin ich freiberuflich<br />

in dem Bereich unterwegs.<br />

Ich möchte aber demnächst mit<br />

meinem Bruder etwas Eigenes gründen.<br />

Daran sieht man, dass ich<br />

selbstständig an der Karriere arbeite<br />

und nicht nur zu Hause rumsitze<br />

nach dem Motto: Ichbin ja eh finanziell<br />

abgesichert. Übrigens: Auch das<br />

sind wir nicht. Man weiß nie, wie<br />

sich das alles entwickelt. DieKarriere<br />

kann –toi, toi, toi –durch Verletzungen<br />

schnell vorbei sein. Ein zweites<br />

Standbein ist deshalb wichtig.<br />

„Wir gehen unseren eigenen Weg“<br />

Sind die Millionengehälter Ihrer<br />

Männer eigentlich fair?<br />

STOLLENWERK: Natürlich verdienen<br />

die Jungs viel mehr als der<br />

Otto Normalverbraucher. Aber ich<br />

sehe die Sache mittlerweile schon etwas<br />

anders, seitdem ich mit Marvin<br />

zusammen bin. Die Jungs haben<br />

wahnsinnig Druck, stehen ständig in<br />

der Öffentlichkeit. Ob sie aber zu viel<br />

verdienen, da gehen die Meinungen<br />

sicherlich auseinander.<br />

KONRAD: Ichbin nicht in der Position,<br />

um zu sagen: DasGehalt ist zu<br />

hoch oder zu niedrig. Man denkt<br />

aber oft, dass die Jungs nur Fußball<br />

spielen. Das ist aber nur die halbe<br />

Wahrheit. Die Leute wissen gar<br />

nicht, was Davie für die Karrierealles<br />

geopfert hat. Er hatte nicht die Jugend,<br />

die Sara oder ich hatten. Feiern<br />

gehen, Party machen –das war alles<br />

nicht drin. Er hat auf vieles verzichtet.<br />

Ich würde den Spieß umdrehen<br />

und eher sagen, dass ein Doktor oder<br />

eine Krankenpflegerin zum Beispiel<br />

im Verhältnis zu wenig verdienen.<br />

Ist Ihr Privatleben durch die Beziehung<br />

mit einem bekannten Fußballer<br />

eingeschränkt?<br />

STOLLENWERK: Es ist nicht so,<br />

dass wir 24 Stunden von Fotografen<br />

verfolgt werden. Aber man merkt<br />

schon, dass das Interesse an uns größer<br />

geworden ist. Viele Boulevardmagazine<br />

schreiben auf einmal über<br />

Anlässlich des Frauentags<br />

treffen wir die<br />

Lebensgefährtinnen von<br />

<strong>Berliner</strong> Profisportlern.<br />

Den Anfang der Serie machen<br />

Evelyn Konrad und Sara<br />

Stollenwerk. Die eine ist die<br />

Freundin von Herthas Davie<br />

Selke, die andere lebt mit<br />

Marvin Plattenhardt<br />

zusammen<br />

Evelyn Konrad (l.) und Sara Stollenwerkließen sich auf der Dachterrasse des Verlagsgebäudes ablichten.<br />

unsere Beziehung. Man muss schon<br />

aufpassen, was man sagt und welches<br />

Foto man vomUrlaub preisgibt.<br />

KONRAD: Ichmerke das auch. Als<br />

Influencerin muss ich schon aufpassen,<br />

was ich filme.Obich Davie nun<br />

zeige oder nicht. Ich lasse ihn lieber<br />

raus, weil er schon genug in der Öffentlichkeit<br />

steht.<br />

Wiehaben Siesich eigentlich kennengelernt?<br />

KONRAD: Ich habe Davie vor<br />

sechs Jahren im Urlaub auf Ibiza<br />

kennengelernt. Wir waren im gleichen<br />

Hotel und haben schnell gemerkt,<br />

dass wir aus der gleichen Region<br />

kommen. Davie<br />

sagte zu mir: Ach,<br />

auch Schwabe!<br />

STOLLENWERK:<br />

Marvin und ich haben<br />

uns auf dem FRAUEN<br />

Die<br />

Teufelsberg bei einem<br />

gemeinsamen<br />

PR-Dreh kennengelernt.<br />

Ich hatte aber keine Ahnung,<br />

wererist. MitFußball kannte<br />

ich mich bis dahin überhaupt nicht<br />

aus. Ich hatte vorher nur WM-Spiele<br />

gesehen.<br />

der Profis<br />

Teil 1<br />

Frau Konrad, Siearbeiten als Influencerin.<br />

Zuletzt gab es Kritik von Lili<br />

VOLKMAR OTTO<br />

Hollunder, Frau von<br />

René Adler. Sie sagte:<br />

„Wenn man 40-mal<br />

im Monat seine<br />

3000-Euro-Handtasche<br />

fotografiert und<br />

sie allen unter die Nase<br />

reicht, dann frag ich<br />

mich: Haben wir sie alle<br />

noch?“ Geben Sieihr recht?<br />

KONRAD: Das habe ich gar nicht<br />

gelesen.<br />

STOLLENWERK: Ichhabe das gesehen<br />

und finde, dass sie recht hat.<br />

Das war aber nicht nur hauptsächlich<br />

auf Spielerfrauen bezogen, sondern<br />

auf uns alle. Die Social-Media-<br />

Welt tickt leider sehr oberflächlich.<br />

Aber auf uns beide trifft das nicht zu.<br />

Wir prahlen nicht mit Markenklamotten<br />

herum.<br />

KONRAD: Es gibt auch andere<br />

Menschen, die einen guten Job haben<br />

und sich eine teure Handtasche<br />

kaufen. Da sagt keiner was. Bei uns<br />

heißt es immer: Oh, die Spielerfrau<br />

schon wieder …–manchmal fühle<br />

ich mich, als dürfte ich gar keine<br />

teureTasche besitzen.<br />

STOLLENWERK: Da sind wir wieder<br />

beim Stempel.<br />

KONRAD: Ja, ich bin eine normale<br />

Frau und mag Handtaschen.<br />

Wieso sollen wir uns denn keine kaufen?<br />

Es ist doch egal, ob ich mir die<br />

selbst kaufe, mein Papa oder Davie.<br />

Lilli hat da aber schon recht. Es ist<br />

durch Instagram schon vieles oberflächlich<br />

geworden.<br />

Anderes Thema. Werist eigentlich ordentlicher<br />

zu Hause?<br />

STOLLENWERK: Ich muss mich<br />

da echt outen: Marvin ist ordentlicher<br />

als ich, wirklich! Er ist tip top.<br />

KONRAD: Bei Davie ist das etwas<br />

anders. Ich will nicht sagen, dass er<br />

unordentlich ist, aber er wirft seine<br />

Sachen schon mal ganz gerne in die<br />

Ecke. Aber genauso ist es ihm dann<br />

auch egal, wenn ich von einem<br />

Shooting komme und das mache.<br />

Welcher TypFan sind Sie?<br />

STOLLENWERK: Ich bin sehr<br />

emotional und werdeoft laut.<br />

KONRAD: Ich bin viel ruhiger als<br />

Sara, aber das ist auch nicht so<br />

schwer. Natürlich interessiert mich,<br />

wie Davie spielt. Aber ein richtiger<br />

Fanwerde ich wohl nicht mehr,auch<br />

wenn ich Fußball cool finde.Bei Davies<br />

ersten Spielen war es extrem. Da<br />

habe ich vor Freude bei jedem Tor<br />

geweint. Jetzt bin ich zurückhaltender<br />

und genieße.<br />

Können Sie nachvollziehen, dass so<br />

viele Fans Ihren Freunden zujubeln?<br />

KONRAD: Davie versucht, mir oft<br />

zu erklären, was das für ein Gefühl<br />

ist. Nach Torenist er voll unter Adrenalin<br />

und kann die ganze Nacht<br />

nicht schlafen. Ich glaube, dass das<br />

für uns nur schwer zu begreifen ist.<br />

STOLLENWERK: Ich blende alles<br />

aus und konzentriere mich nur auf<br />

das Spiel vonMarvin. Aber die Jungs<br />

können das nicht. Sie haben den<br />

360-Grad-Blick und überall Zuschauer<br />

um sich. Dasist verrückt. Ich<br />

kenne das mit dem Einschlafen<br />

auch. Marvin kommt nach Spielen<br />

ebenfalls spät zur Ruhe. Er steht<br />

noch Stunden danach unter Strom.<br />

Fangfrage: Auf welchem Platz steht<br />

Hertha in der Bundesliga?<br />

KONRAD: Sara,hilf uns!<br />

STOLLENWERK: Platz acht.<br />

Richtig. Undwie viele Punkte?<br />

KONRAD: Ähm, 35.<br />

STOLLENWERK: 35, ja. Wir sind<br />

doch bestens informiert.<br />

DasGespräch führte Patrick Berger.<br />

Jeck wie ehedem<br />

Beim 1. FC Köln drückt ein Machtkampf zwischen Manager Armin Vehund Klubpräsident Werner Spinner gewaltig auf die Stimmung. Eine Schlichtung ist unwahrscheinlich<br />

Es stürmte, es regnete, und der<br />

Rosenmontagszug wurde zum<br />

perfekten Gleichnis für die Situation<br />

beim 1. FC Köln. Bunt gekleidet standen<br />

die Jecken auf den Festwagen,<br />

die Karnevalskapellen gaben alles,<br />

auch die Massen schunkelten mit –<br />

dennoch wirkte irgendwie alles ein<br />

wenig grau. Und ungemütlich. Wie<br />

beim größten Fußballklub der Stadt.<br />

Zwar steht der FC nach drei Siegen<br />

in neun Tagen wieder an der<br />

Spitzeder Zweiten Bundesliga, doch<br />

in der Führung des Klubs drückt ein<br />

Machtkampf auf die Stimmung: Manager<br />

Armin Vehhat jedenfalls Spekulationen<br />

um seinen Abgang losgetreten.<br />

„Es gibt für mich ein Problem<br />

innerhalb des Vereins“, sagte der 58-<br />

Jährige nach dem wichtigen 2:1-Sieg<br />

am Sonntag beim FC Ingolstadt im<br />

Gespräch mit Kölner Journalisten.<br />

Dieses Problem habe „mit Vertrauen<br />

zu tun und ist wenig reparabel“.<br />

Die Person, an der sich Vehrund<br />

15 Monate nach seiner Amtsübernahme<br />

beim FC derart reibt, ist offenbar<br />

Klubpräsident Werner Spinner.<br />

Nach der enttäuschenden 2:3-<br />

Niederlage beim SC Paderborn vor<br />

zweieinhalb Wochen hatte Veh die<br />

Mannschaft und das Trainerteam<br />

um Markus Anfang in seiner Funktion<br />

als Sportchef deutlich kritisiert<br />

und öffentlich Druck ausgeübt.<br />

Spinner soll darin ein<br />

Fehlverhalten Vehs gesehen<br />

und sich mehr Rückendeckung<br />

für den<br />

Coach gewünscht haben –<br />

dies bemängelte er intern<br />

aber angeblich hinter Vehs<br />

Rücken. Der 70-Jährige<br />

weilte zuletzt im Ski-Urlaub<br />

und wurde erst am Rosenmontag<br />

zurück in Köln erwartet. Laut<br />

Kölner Express will er öffentlich<br />

nichts zum Thema sagen, sondern<br />

zunächst das Gespräch mit Vehsuchen.<br />

Unversöhnlich:<br />

Manager Veh<br />

DPA/ANSPRACH<br />

Mansolle doch bitte die<br />

Ruhe bewahren, sagte Toni<br />

Schumacher, der ehemalige<br />

Nationaltorwart, der<br />

bei seinem Herzensklub<br />

seit April 2012 als Vizepräsident<br />

in das Tagesgeschehen<br />

involviert ist. Zwei<br />

Tage vor seinem 66. Geburtstag<br />

erklärte Schumacher:<br />

„Wir drei, Werner<br />

Spinner, Markus Ritterbach und ich,<br />

werden uns zu gegebener Zeit dazu<br />

äußern. Es wäredas falsche Zeichen,<br />

jetzt eine Funktionärsdiskussion im<br />

Verein zu führen, das bringt nur Unruhe.Wir<br />

konzentrieren uns erst mal<br />

auf das Hier und Jetzt –und damit<br />

auf das Ziel, aufzusteigen.“ Spinner<br />

als Präsident und das Stellvertreter-<br />

DuoSchumacher/Ritterbach führen<br />

den FC seit fast sieben Jahren.<br />

Vorstandswahlen im September<br />

An einer Schlichtung scheint Armin<br />

Veh allerdings nicht mehr interessiert<br />

zusein. „Wenn man bei mir einenVertrauensverlust<br />

hat, kann man<br />

das nicht reparieren“, sagte er, und:<br />

„Ich weiß nicht, was das für Konsequenzen<br />

hat. Aber irgendwann gibt<br />

es welche.“<br />

Fraglich ist nun, welche Absichten<br />

der frühere Stuttgarter Meistertrainer<br />

verfolgt. Dass Vehtatsächlich<br />

seinen Abgang vorbereitet, scheint<br />

möglich zu sein, sein Vertrag läuft<br />

noch bis zum 30. Juni 2020. Allerdings<br />

wird imSeptember der Klubvorstand<br />

ohnehin neu gewählt. Und<br />

eine weitere Amtszeit Spinners<br />

wirkte schon vor Vehs jüngsten Äußerungen<br />

aus verschiedenen Gründen<br />

unwahrscheinlich.<br />

Denkbar also auch, dass Vehmit<br />

Blick auf den Spätsommer schon<br />

mal den Machtkampf mit Spinner<br />

probt. So oder so könnten dem FC<br />

ungemütliche Monate bevorstehen.<br />

Dabei böte der Blick auf dieTabelle ja<br />

durchaus Anlass zur Heiterkeit. (sid)

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