Berliner Kurier 25.04.2019

BERLINER KURIER, Donnerstag, 25. April 2019
BERLIN 17
7500 Euro Strafe
für Oralverkehr
Foto: PressefotoWagner
Die
Angeklagten
sitzen vor
Gericht.
Liebespaar vergnügte
sich zügellos im
S-Bahn-Zugund
bekam jetzt die
Quittung dafür
Moabit – Das Liebespaar vergnügte
sich ganz ungeniert:
Mit Öffi-Sex in der S-Bahn
sorgten Nico N. (39) und Luisa
C. (37) für Empörung. Ein frivoles
Verkehrsdelikt, für das
sie 7500 Euro zahlen sollen.
Ein Jahr nach der zügellosen
Lust in der S5 der Prozess vor einer
Amtsrichterin. Die Angeklagten
wären am liebsten vor
Scham im Boden versunken.Ein
Paar, das eher bieder wirkt: Der
Mann aus Sachsen ist Manager
in einer großen Firma, sie arbeitet
in seiner Abteilung.
Sie waren am 22. April2018 als
Berlin-Besucher unterwegs. S-
Bahnhof Friedrichstraße. Mit
anderen Fahrgästen ging es in
die S5. Eng umschlungen das
Paar. Luisa C.: „Wir waren
frisch verliebt.“ Die Bahn fuhr
an. Es war 11.30 Uhr als Nico N.
aufstand und die Hose herunterließ.
Zeugin Isa K. (18): „Die
Frau kniete davor.“
Bahnhof Alexanderplatz. Eine
Mutter (40) stieg mit ihrem
Söhnchen (5) ein. Annett L. (Namen
geändert): „Oral-Sex! Das
geht gar nicht, was die da öffentlich
gemacht haben!“ Sie drehte
ihr Kind weg. Die Mutter: „Die
Szene spielte sich von Alex bis
Ostbahnhof ab.“ Fahrgäste regten
sich auf. Isa K.: „Als sie fertig
waren, ist die Frau mir und meinem
Freund gegenüber auch
noch aggressiv geworden.“ Eine
Rangelei im Waggon. Angeblich
flog eine Faust. Annett L.: „Der
Mann schien beschämt, die Frau
aber rasteteaus.“ Eine Dose flog
noch durch die Bahn. Dann
sorgte die Mutter des Fünfjährigen
für Ordnung: „Ich zog die
Notbremse.“ Am Ostbahnhof
nahm die Bundespolizei das
Paar in Empfang.
Luisa C. nun kleinlaut: „Ist eigentlich
gar nicht meine Art.
Aber an dem Tag war mir egal,
was die anderen dachten.“ Die
Richterin: „Was hatten Sie denn
vor in Berlin?“ Nico N.: „Hatten
Lust auszugehen.“ Sie hätten in
der Nacht zuvor gefeiert –„mit
Sekt und Wein“.
Tränen bei Luisa C.: „Tut mir
alles so leid.“ Sie reicht Zeugin L.
die Hand. Ein Blowjob, für den
das Paar tief in die Tasche greifen
muss: N. soll wegen Erregung
öffentlichen Ärgernisses
eine Strafe von 3600 Euro zahlen.
Das Verfahren gegen Luisa
C. wurde gegen Zahlung von
3900 Euro eingestellt. KE.
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