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Berliner Kurier 25.04.2019

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SEITE3<br />

BERLINER KURIER, Donnerstag, 25. April 2019<br />

NACHRICHTEN<br />

Per Sonderzug zuPutin<br />

Foto: AP<br />

Mit Provokationen sorgt der Politikerfür maximale Aufmerksamkeit<br />

Berlin – Die Grünen sind<br />

schwer genervt von Boris<br />

Palmer. Tübingens Bürgermeister<br />

hat auf der Startseite<br />

der Deutschen Bahn Fotos<br />

entdeckt, über die er sich<br />

aufregte –und dies direkt<br />

hinausposaunt. Nun<br />

tobt (mal wieder) eine<br />

Rassismus-Debatte,<br />

in der auch Prominente<br />

mitmischen.<br />

Die Bahn zeigt<br />

auf ihrer Internetseite<br />

Bilder<br />

von zufriedenen<br />

Reisenden mit<br />

unterschiedlicher<br />

Hautfarbe. Darunter<br />

sind der<br />

dunkelhäutige Sternekoch<br />

Nelson Müller,<br />

die türkischstämmige<br />

TV-Moderatorin<br />

Nazan Eckes, eine<br />

dunkelhäutige Frau<br />

mit ihrem Baby und der<br />

Formel-1-Weltmeister<br />

Nico Rosberg.<br />

„Ich finde es nicht<br />

nachvollziehbar, nach<br />

welchen Kriterien die<br />

,Deutsche Bahn‘ die<br />

Personen auf dieser<br />

Eingangsseite ausgewählt<br />

hat“, schrieb Palmer<br />

auf Facebook.<br />

„Welche Gesellschaft<br />

soll das abbilden?“, fragte<br />

der 46-Jährige. Die<br />

Reaktionen ließen nicht<br />

lange auf sich warten.<br />

„Herr Palmer hat offenbar<br />

Probleme mit einer<br />

offenen und bunten Ge-<br />

sellschaft“, antwortete die<br />

Bahn. „Solch eine Haltung lehnen<br />

wir ab.“<br />

Und auch den Grünen schien<br />

das Posting ihres Kollegen peinlich.<br />

Bundesgeschäftsführer<br />

Michael Kellner lobte die Kampagne<br />

demonstrativ: „Die Bahn<br />

ist für alle da, und dass sie mit<br />

Vielfalt wirbt, begrüße ich. Es<br />

zeigt die gesellschaftliche Realität.“<br />

Andere prominente Grünen-Politiker<br />

wollten sich auf<br />

Nachfrage „lieber nicht“ äußern.<br />

Rosberg schrieb auf Twitter:<br />

„Herr Palmer, Sie wollen spalten<br />

und Menschen ausgrenzen.<br />

Nicht mit mir. Ich bin Sohn<br />

eines Finnen und einer Deutschen.<br />

Völkervielfalt liegt in<br />

meinen Genen.“ Auch Müller<br />

äußerte sich: „Ich bin tief bestürzt,<br />

dass ein Mensch in so<br />

einer verantwortlichen Position<br />

diese Diskussion erneut auf so<br />

eine negative Art und Weise anfeuert.“<br />

Öffentliche Zustimmung erhielt<br />

Palmer lediglich aus der<br />

AfD. Fraktionschef Alexander<br />

Gauland sprach von einer<br />

„wichtigen Debatte“. Es sei<br />

nicht Aufgabe der Bahn, sich in<br />

einer gesellschaftspolitischen<br />

Debatte politisch einseitig zu<br />

positionieren und „Haltung“ zu<br />

zeigen.<br />

Der Tübinger Grünen-Landtagsabgeordnete<br />

Daniel Lede<br />

Abal legte Palmer einen Rückzug<br />

aus der Politik nahe. Derin<br />

Provokationen geübte Politiker<br />

spielte denBall an seineKritiker<br />

zurück: „Wenn die Auswahl dieser<br />

Bilder vollkommen belanglos,<br />

normal, unbedeutend ist,<br />

warum regt ihr euch dann so<br />

auf?“ Und er legte nach: „Man<br />

kann als Angehöriger der Mehr-<br />

heit der DeutschenohneMigrationshintergrund–offiziell<br />

sind<br />

es 60 Prozent –den Eindruck<br />

bekommen, dass man nicht<br />

mehr angesprochen werden<br />

soll.“ Er habe diedrei Prominenten<br />

bei seinem ursprünglichen<br />

Posting nicht erkannt, schrieb<br />

Palmer weiter.<br />

Bahnsprecher Achim Stauß<br />

erklärteauf Anfrage des RedaktionNetzwerks<br />

Deutschland:<br />

„Die Fotoauswahl wurde rein<br />

inhaltlich getroffen. Jedes Foto<br />

steht für ein Produktthema der<br />

DB: Nico Rosberg steht für die<br />

Themen Schnelligkeit. Nelson<br />

Müller repräsentiert Bordgastronomie<br />

und Nachhaltigkeit,<br />

und Nazan Eckeszeigt die Themen<br />

digitale Services und Entertainment.“<br />

Die Bahn stehe für<br />

Vielfalt, schließlich gehörten<br />

Kollegen aus über 100 Nationen<br />

zur DB-Familie.<br />

Frührentner befeuern den Fachkräftemangel<br />

Arbeitgeberverbändewarnen vor schwerer Hypothek für Arbeitsmarkt.730 000 Mitarbeiter in drei Jahren verloren<br />

Berlin –Die abschlagsfreie<br />

Rente mit 63 verstärkt nach<br />

Ansicht der deutschen<br />

Arbeitgeber den Fachkräftemangel.<br />

„Das ist eine<br />

schwere Hypothek nicht<br />

nur für unsere Rentenkasse,<br />

sondern auch für unseren<br />

Arbeitsmarkt“, so der<br />

Foto: Sebastian Gollnow/dpa<br />

Äußertsich oft zu<br />

gesellschaftlichen Themen –<br />

und am liebsten ungefragt:<br />

Tübingens Oberbürgermeister<br />

Boris Palmer (Bündnis 90/Die<br />

Grünen).<br />

Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung<br />

der Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände (BDA),<br />

Steffen Kampeter. „Mit einer<br />

fehlgeleiteten Rentenpolitik“<br />

werde der Fachkräftemangel in<br />

Deutschland weiter befeuert.<br />

In den vergangenen Jahren<br />

gingen nach Zahlen der Deutschen<br />

Rentenversicherung<br />

knapp eine Viertelmillion Fachkräfte<br />

pro Jahr vorzeitig in Rente.<br />

Hintergrund: Seit Juli 2014<br />

kann man nach mindestens 45<br />

Jahren Einzahlung in die Rentenkasse<br />

schon ab 63 Jahren abschlagsfrei<br />

in Rente gehen. Von<br />

dieser Regelung machten dem-<br />

Quelle: Bahn<br />

Der Stein des palmerschen<br />

Anstoßes: Die Werbekampagne der<br />

Bahn mit dem TV-Koch Nelson<br />

Müller (l.), der Moderatorin Nazan<br />

Eckes (M.) und dem Formel-1-<br />

Weltmeister Nico Rosberg(r.).<br />

nach in den vergangenen drei<br />

Jahren rund 735 000 Arbeitnehmer<br />

Gebrauch. Dies seien deutlich<br />

mehr als von der Bundesregierung<br />

ursprünglich prognostiziert,<br />

klagte die BDA. Laut Bundesarbeitsministerium<br />

lägen die<br />

Zahlen aber im erwartbaren Bereich.<br />

Foto: Nicolas Armer/dpa<br />

Wladiwostok –Der nordkoreanische<br />

Staatschef Kim<br />

Jong Un ist mit einem Sonderzug<br />

in der russischen Stadt<br />

Wladiwostok eingetroffen, wo<br />

er heute Russlands Präsidenten<br />

Wladimir Putin erstmals<br />

treffen wird. Nach dem Reinfall<br />

beim zweiten Gipfel mit<br />

US-Präsident Donald Trump<br />

will Kim einen Erfolg.<br />

Trump missachtete Frist<br />

Washington –Die US-Regierung<br />

hat eine Frist verstreichen<br />

lassen, die Steuerunterlagen<br />

von Präsident Donald<br />

Trump an den Kongress<br />

zu übergeben. Traditionell<br />

legen US-Politiker schon<br />

während der Kandidatur für<br />

das Präsidentenamt ihre<br />

Steuerunterlagen offen.<br />

Gegen Nationalisten<br />

Brüssel –Der CSU-Politiker<br />

Manfred Weber hat in Athen<br />

erstmals öffentlich sein Programm<br />

für den EU-Wahlkampf<br />

vorgestellt und dabei<br />

den Nationalisten den Kampf<br />

angesagt. Zudem erteilte er<br />

einer türkischen Mitgliedschaft<br />

in der EU eine klare<br />

Absage.<br />

Armes Gelsenkirchen<br />

Berlin –Das Wohlstandsgefälle<br />

in Deutschland ist groß:<br />

Besonders gering ist das<br />

durchschnittlicheEinkommen<br />

in Gelsenkirchen –fast<br />

doppelt so viel Geld haben<br />

die Menschen im Kreis Starnberg<br />

zur Verfügung, geht aus<br />

einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung<br />

hervor.<br />

Afghanistan sicherer<br />

Kabul –InAfghanistan ist<br />

die Zahl ziviler Opfer von<br />

Gewalt laut UN-Angaben gesunken.<br />

Im ersten Quartal<br />

2019 seien 581 Zivilisten getötet<br />

und 1192 bei Kampfhandlungen<br />

verletzt worden,<br />

teilte die UN-Mission Unama<br />

mit –ein Rückgang um fast<br />

ein Viertel im Vergleich zum<br />

Vorjahr.

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