MEDIAkompakt Ausgabe 26
Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart
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2/2019 MIND<br />
29<br />
Illustration: Berenike Mack<br />
Hinter jeder starken Frau<br />
stehen starke Frauen<br />
Female Fellows ist ein Verein, der geflüchteten und verfolgten<br />
Frauen und Mädchen hilft, Hürden zu überwinden, die sie alleine<br />
schwer schaffen. Die Gründerin Jana Derbas setzt sich für sie ein.<br />
VON CECILIE ETSE<br />
Wie aus einer Studie der Organisation<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung<br />
(OECD) hervorgeht, werden<br />
weibliche Geflüchtete schlechter<br />
in die Deutsche Gesellschaft integriert. Grund ist<br />
die geringe Teilnahme an Integrationsangeboten<br />
und wenig Kontakt zu Einheimischen. Nur zwölf<br />
Prozent der Frauen haben täglich Kontakt zu<br />
Deutschen. Das war ein ausschlaggebender<br />
Punkt, warum Jana Derbas „Female Fellows“ im<br />
März 2018 den Verein gründete.<br />
Der Verein unterstützt mit Hunderten ehrenamtlichen<br />
Helferinnen geflüchtete Frauen und<br />
Mädchen beim Spracherwerb, bei Behördengängen<br />
und im Alltag. Dabei fördern die Treffen und<br />
das dabei entstehende Vertrauensverhältnis die<br />
Eingliederung in die Gesellschaft. Es entstehen<br />
Freundschaften, ein spannender Austausch mit<br />
anderen Kulturen und jede Menge Spaß, sagt<br />
Jana Derbas und man lerne verschiedene kulinarische<br />
Gerichte kennen.<br />
Das Tandem-Projekt bezeichnet den Austausch<br />
zweier Frauen, einer einheimischen Frau<br />
und einer, die aus ihrem Heimatland geflüchtet<br />
ist oder verfolgt wurde. Wenn sich ein Paar gefunden<br />
hat, unternimmt es wöchentlich eine gemeinsame<br />
Aktivität. So schafft es die geflüchtete<br />
Frau, sich rascher zu integrieren. Für jede ehrenamtliche<br />
Helferin im Tandem-Projekt sind verschiedene<br />
Schritte wichtig. Zum einen die Begegnung<br />
mit den Frauen, die in anderen Ländern viel<br />
Leid erlebt haben und jetzt in der Fremde leben.<br />
Nicht nur die Kultur ist anders, auch der Alltag und<br />
die fremden Strukturen. Häufig löst das große Unsicherheit<br />
aus.<br />
Alle im Tandem-Projekt gehen offen und in einer<br />
respektvollen und aufgeschlossenen Art miteinander<br />
um. Zum anderen kommen so Mädchen<br />
und Frauen aus verschiedenen Kulturkreisen mit<br />
Bild: Verein<br />
individuellen Ausprägungen zueinander. Denn<br />
jede Kultur hat ihre Besonderheiten, daraus folgen<br />
unterschiedliche Wertvorstellungen. Vieles<br />
kann daher für Tandem-Partner neu sein, etwa die<br />
familiären Strukturen, die gesellschaftliche Rolle<br />
von Mann und Frau, Erziehung, Bildung, Religion,<br />
Tradition und Sprache. Daher sei es wichtig,<br />
sich mit der Kultur der Austauschpartnerin intensiv<br />
auseinanderzusetzen, sagt Jana Derbas, die<br />
selbst mit einem Jordanier verheiratet ist.<br />
Die meisten geflüchteten Frauen bei Female<br />
Fellows stammen aus Afghanistan und Syrien,<br />
aber auch aus Ländern wie Ghana, Nigeria und<br />
Eritrea. Jedes Tandem-Treffen wird daher mit der<br />
Austauschpartnerin abgesprochen, um eine Aktivität<br />
zu finden, bei der sich jeder wohlfühlen<br />
kann. Female Fellows ist in Stuttgart und im Umkreis<br />
aktiv. Jedoch will der Verein auf nationaler<br />
Ebene agieren und in mehreren Städten Deutschlands<br />
zusätzliche Standorte aufbauen.<br />
Der Leitsatz von Jana Derbas: „Von nichts<br />
kommt nichts. Erst muss man sich beweisen und<br />
zeigen, was man leistet und welches Potenzial in<br />
dem Projekt steckt.“ Erst vor kurzem konnte Female<br />
Fellows in Bietigheim so eine 25-Prozent-<br />
Stelle schaffen.