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RCKSTR Mag. #169

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INDIE-POP<br />

REVIEWS<br />

ILGEN-NUR<br />

POWER NAP<br />

Hamburg hat eine neue Slacker-Queen: Sie heisst Ilgen-Nur und hat<br />

mit «Power Nap» so etwas wie das perfekte Debüt aufgenommen –<br />

zwischen verspieltem 90ies-Indie-Pop, lässigem Geschrammel, einer<br />

grossen Portion DIY-Ästhetik und etwas Noise-Rock. Doch der Reihe<br />

nach. Ilgen-Nur Borali ist 23 Jahre alt und wuchs in einer Kleinstadt<br />

bei Stuttgart auf. Ihr Name ist türkisch-arabischer Herkunft. Als sie im<br />

Alter von elf Jahren «Made Of Bricks» von Kate Nash hörte, beschloss<br />

sie selbst Musik zu machen. Und nach ihrem Umzug nach Hamburg vor<br />

drei Jahren ging dann alles ganz schnell: 2017 erschien ihre erste, von<br />

Max Rieger (Die Nerven) produzierte EP «No Emotions» auf Kassette,<br />

sie ging mit Tocotronic auf Tour und stand bald auch bei Tastemaker-Festivals<br />

wie The Great Escape, Waves Vienna, dem Spot<br />

und Reeperbahn Festival auf der Bühne. Dass all die Vorschusslorbeeren<br />

berechtigt waren, stellt «Power Nap» nun unter Beweis.<br />

Die zehn erneut von Max Rieger produzierten Songs sind<br />

verdammt eingängig und trotzdem eigenständig – was nicht<br />

zuletzt an Ilgen-Nurs Gesang liegt. Mit sonorer Stimme singt<br />

sie in ihren Tagebuch-artigen Texten von den grossen Fragen<br />

des Erwachsenwerdens und ganz alltäglichen Dingen.<br />

Zum Beispiel, dass sie vergessen hat einzukaufen und deswegen<br />

jetzt keine Milch mehr im Kühlschrank ist («In My<br />

Head») – nur um dann mit philosophischen Zeilen wie «I<br />

spend my days in my head, re-living moments that I tend<br />

to forget» um die Ecke zu kommen. Snail Mail, Courtney<br />

Bartnett und Konsorten können sich warm anziehen.<br />

(naw)<br />

wwwww<br />

Für Fans von: Snail Mail, Courtney Bartnett,<br />

Built To Spill<br />

LATVIAS FINEST<br />

CARNIVAL<br />

YOUTH<br />

GOOD LUCK<br />

Herrgott, Carnival<br />

Youth. The 1975 singen mit Greta Thunberg<br />

gegen den Klimawandel und ihr fliegt von Lettland<br />

nach Sâo Paulo, nur um ein neues Album<br />

aufzunehmen? Denkt denn niemand an die<br />

Eisbären! Aber recht ordentlich hört sich das<br />

Endresultat trotzdem an: Die Letten haben sich<br />

zur Produktion mit Nicolas Vernhes und Greg<br />

Calbi zusammengetan, die bereits mit The<br />

War On Drugs, Arcade Fire und The National<br />

kollaborierten. Dementsprechend auf hohem<br />

– aber manchmal auch etwas anstrengenden<br />

– Niveau sind die zwölf vor Ideen blubbernden<br />

Indie-Rock-Tracks. (rec)<br />

wwwvv<br />

Für Fans von:<br />

MGMT, Ariel Pink, Mac DeMarco<br />

ALLES-WIRD-<br />

WIEDER-BESSER-<br />

POP<br />

IDER<br />

EMOTIONAL<br />

EDUCATION<br />

Es scheint, als würden sich die BFFs Lily Somerville<br />

und Megan Marwick auf ihrem Debütalbum<br />

gegenseitig Mut zusingen – und auch allen anderen,<br />

die über Sinn und Plan in dieser komplizierten<br />

Welt und seinen komplizierten Menschen<br />

seufzen. Probleme werden dabei zwar<br />

keine gelöst, aber ein ansprechender Soundtrack<br />

aus gefühlsgeladenem Power-Pop geschaffen.<br />

Nicht jeder Bänger schlägt dabei ins<br />

Ziel (wir geben den teilweise überbordenden<br />

«E-oh-e-oh-eh»-Shakira-Chören die Schuld),<br />

doch speziell in Midtempo-Tracks wie «Saddest<br />

Generation» wissen Ider zu überzeugen und<br />

berühren. (rec)<br />

wwwwv<br />

Für Fans von: Grimes, MS MR, Chrvches<br />

AUSBRUCH VOM<br />

POP-GEYSIR<br />

OF MONS-<br />

TERS AND<br />

MEN<br />

FEVER DREAM<br />

Huch, was ist denn hier los? Im ruppigen Opener<br />

«Alligator» sind die Isländer eindeutig mehr<br />

Monster als Mensch – eine ungewohnte Härte, die<br />

der Band gar nicht mal so schlecht steht. Schnell<br />

kehrt aber wieder Ruhe ein, sofern man beim<br />

hier zelebrierten Bombast dieses Wort verwenden<br />

darf. Pumpten OMAM früher feine Folk-Kompositionen<br />

zu eingängigen Pop-Tracks auf, bürstet<br />

auf ihrem dritten Album die slicke Produktion<br />

jeden Ton auf Stadion- und Chartstauglichkeit,<br />

opfert dabei aber auch ein wenig vom ursprünglichen<br />

Charme der Truppe. (rec)<br />

wwwvv<br />

Für Fans von: Imagine Dragons, Bastille,<br />

Florence + The Machine

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