Stahlreport 2019.07
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Messen<br />
und Märkte<br />
Bericht<br />
Regelmäßige Inspektionen minimieren Haftungsrisiko<br />
Die Bauwerks prüfung im Hochbau<br />
für die Stahl- & Metalldistribution<br />
Eine leistungsfähige, intakte Infrastruktur im Großen wie im Kleinen ist die Basis jeden wirtschaft -<br />
lichen Handelns. Im Privaten sind der jährliche Gesundheitscheck sowie eine jährliche Fahrzeug -<br />
inspektion obligatorisch. Unsere Infrastruktur unterziehen wir solcher Fürsorge nicht, obwohl<br />
sie ständig sich ändernden, oft sehr „anspruchsvollen“ Umwelteinflüssen unterliegt. So kommen<br />
Wirtschaftsgebäude meistens ohne einen regelmäßigen Check in die Jahre. Oder wann haben Sie<br />
die letzte Bauwerks prüfung im Hochbau in ihren Lager-, Verarbeitungs- und Logistikhallen<br />
durchgeführt? Ein Gastbeitrag von Dipl. Ing. Marc Blum, Bausachverständiger für Bauwerkserhaltung<br />
und Sanierung sowie Schweißfachingenieur für Bau- und Betonstahl:<br />
[ Autor ]<br />
Marc Blum, Dipl.-Ing.,<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. (FH),<br />
M.Sc., Schweißfachingenieur<br />
für Bau- &<br />
Betonstahl, zert.<br />
BauSV für Bauwerkserhaltung<br />
& Sanierung,<br />
gepr. Restaurator<br />
& Denkmalpfleger<br />
im Metallbauhandwerk<br />
Während die Bauwerks prüfung<br />
bei öffentlichen Infrastrukturbauten<br />
schon seit Jahrzehnten verpflichtend<br />
und sogar mit eigener Norm DIN<br />
1076:1999-11 versehen ist, befindet<br />
sich die Bauwerks prüfung im Hochbau<br />
für Lager-, Verarbeitungs- und<br />
Logistikhallen in einer Phase, in der<br />
mit der VDI-Richtlinie 6200:2010-02<br />
gegenwärtig Standards geschaffen<br />
werden.<br />
Dies ist auch deshalb von Bedeutung,<br />
da der Bauwerkszustand im<br />
Hochbau für jeden Bestandshalter –<br />
nach Prof. Dr. Martin Mertens vom<br />
Institut für Technische Mechanik, Baustatik,<br />
Holz- und Brückenbau an der<br />
Hochschule Bochum – gewissermaßen<br />
eine „Terra incognita“ darstellt.<br />
Dabei sind die Maßnahmenbereiche<br />
einer ordnungsgemäßen Instandhaltung<br />
normativ bereits in der DIN<br />
31051:2012-09 „Grundlagen der<br />
Instandhaltung“ sowie in der DIN<br />
13306:2018-02 „Begriffe der Instandhaltung“<br />
wie folgt definiert:<br />
DIN-Norm „Grundlagen der<br />
Instandhaltung“<br />
1. Inspektion: Maßnahmen zur Beurteilung<br />
des Ist-Zustandes<br />
2. Wartung: Maßnahmen zur Verzögerung<br />
der Abnutzung<br />
3. Instandsetzung: Maßnahmen zur<br />
Herstellung der Funktionsfähigkeit<br />
4. Verbesserung: Maßnahmen zur<br />
Verbesserung der Funktionsfähigkeit<br />
5. Schwachstellenanalyse: Maßnahmen<br />
zur Aufdeckung erhöhter<br />
Abnutzung, die möglicherweise zu<br />
einem Ausfall führen kann.<br />
DIN-Norm „Begriffe der<br />
Instandhaltung“<br />
1. vorbeugende Instandhaltung<br />
2. korrektive Instandhaltung<br />
3. prospektive Instandhaltung<br />
Immer wieder rücken Bauwerke in<br />
das Licht der Öffentlichkeit, die<br />
durch Alterung, umweltbedingte<br />
Schäden (zuletzt zunehmend durch<br />
den Klimawandel) und/oder veränderter<br />
Nutzung spektakulär versagen.<br />
Das Urvertrauen der Bevölkerung<br />
und von Mitarbeitern in die<br />
Standsicherheit, Dauerhaftigkeit und<br />
insbesondere die Verkehrssicherheit<br />
von Gebäuden ist daher ohne regelmäßige<br />
Bauwerks prüfung und<br />
Instandhaltung im Hochbau heute<br />
undenkbar.<br />
Basierend auf den rechtlichen und<br />
normativen Grundlagen (allgemein<br />
anerkannte Regeln der Technik) zum<br />
Zeitpunkt der Planung und Ausführung<br />
besitzen die Bauwerke zwar<br />
Bestandsschutz und müssen zunächst<br />
baulich nicht ständig an den jeweils<br />
neuesten Stand angepasst werden.<br />
Anders sieht dies aber gerade in<br />
Bezug auf die Verkehrssicherheit und<br />
22 <strong>Stahlreport</strong> 7/8|19