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Stahlreport 2019.07

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Revision der Prognose<br />

Deutscher Maschinenbau<br />

erwartet ein Minus<br />

Die Auftragslage und die reale Produktion im deutschen Maschinenbau sowie die damit erzielten Umsätze haben sich in<br />

den ersten Monaten des laufenden Jahres „sehr deutlich“ abgeschwächt – und der Blick nach vorn verheißt derzeit keine<br />

Besserung. „Deshalb ist eine Revision unserer Prognose unumgänglich, wir rechnen 2019 nun mit einem realen Minus der<br />

Produktion von 2 %. Dies sagte Carl Martin Welcker Anfang Juli in einem Pressegespräch. Er ist Präsident im Verband<br />

Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).<br />

So hatten beispielsweise die Auftragseingänge<br />

im Maschinenbau zuletzt auch im April enttäuscht: Im<br />

Vergleich zum Vorjahr sanken sie um real 11 %. Das<br />

war der fünfte Monatsrückgang in Folge. Für diesen<br />

Rückgang sorgten sowohl ein schwaches Inlandsgeschäft<br />

(minus 15 %) als auch fehlende Auslandsorders (minus<br />

9 %).<br />

„Angesichts der bis zuletzt rückläufigen Konjunktur-Frühindikatoren<br />

sowie der ständigen Störungen aus<br />

dem politischen Umfeld überrascht das Ergebnis nicht<br />

wirklich“, erläuterte VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph<br />

Wiechers. „Die anhaltenden Handelsstreitigkeiten der<br />

großen Wirtschaftsblöcke, aber auch viele regionale<br />

politische Krisen sorgen dafür, dass die Investoren verunsichert<br />

sind und sich mit neuen Bestellungen zurückhalten.“<br />

Aus dem Euroraum kamen im April 6 % weniger<br />

Aufträge, die Nicht-Euro-Länder lagen um 10 % unter<br />

dem Vorjahreswert. Im Drei-Monats-Vergleich Februar<br />

bis April 2019 rangierten die Bestellungen insgesamt<br />

um real 10 % unter dem Vorjahreswert. Während die<br />

Inlandsorders um 10 % sanken, gingen die Auftragseingänge<br />

aus dem Ausland um 11 % zurück. Die Bestellungen<br />

aus dem Euro-Raum gaben um 8 % nach, aus<br />

den Nicht-Euro-Ländern kamen 12 % weniger Aufträge.<br />

Einen weiteren Aspekt bringt die Deutsche Maschinenbauproduktion<br />

ein. Die reale Produktion hat ihr<br />

Vorjahresniveau im ersten Quartal um 0,5 % verfehlt.<br />

Konjunkturdaten des deutschen Maschinenbaus<br />

Bezeichnung Zeitraum Einheit 2018 2019 %-Änderung 2019/2018<br />

nominal real<br />

Umsatz Jan.-März Mrd. EUR 53,0 54,8 3,3 1,5<br />

Produktion (vorläufig) Jan.-März Index -0,5<br />

Export Jan.-März Mrd. EUR 42,9 43,8 2,1 0,5<br />

Import Jan.-März Mrd. EUR 18,4 19,1 3,5 1,9<br />

Auftragseingang<br />

Index<br />

Gesamt Jan.-April -9 -10<br />

Inland Jan.-April -7 -9<br />

Ausland Jan.-April -9 -11<br />

EURO-Partnerländer Jan.-April -9 -12<br />

Nicht-EURO-Länder Jan.-April -9 -10<br />

Beschäftigte März 1.000 1.041 1.068 2,6<br />

Kapazitätsauslastung April Prozent 90,3 87,4<br />

Maschinenpreise<br />

Index<br />

Erzeugerpreise April 1,7<br />

Ausfuhrpreise April 1,7<br />

Einfuhrpreise April 1,8<br />

Selbst wenn noch Korrekturen (nach oben) anstehen,<br />

dürfte die Herstellung im ersten Quartal kaum über<br />

eine schwarze Null hinausgekommen sein.<br />

Bei den Umsätzen sieht es nach Angaben des VDMA<br />

etwas besser aus; der Maschinenbau konnte sein Vorjahresniveau<br />

preisbereinigt um 1,5 % übertreffen. 2<br />

Quelle: VDM<br />

Basiseffekt<br />

Rückläufige Zahlen in der Werkzeugmaschinenindustrie<br />

Der Auftragseingang der deutschen<br />

Werkzeugmaschinenindustrie ist im I. Quartal<br />

2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

um 21 % gesunken. Dabei gingen die<br />

Bestellungen aus dem Inland um 10 %<br />

zurück; die Auslandsorders verloren 27 %.<br />

Das hat der VDW mitgeteilt, auf den Basiseffekt<br />

verwiesen sowie dennoch 1 % Produktionszuwachs<br />

für 2019 prognostiziert.<br />

„Diese Minusraten sind nicht zuletzt auf eine<br />

extrem starke erste Jahreshälfte 2018<br />

zurückzuführen“, kommentierte Dr. Wilfried<br />

Schäfer, Geschäftsführer des Vereins Deutscher<br />

Werkzeugmaschinenfabriken (VDW),<br />

im Mai. Dieser Basiseffekt werde im zweiten<br />

Halbjahr 2019 deutlich abnehmen. „Dennoch<br />

ist die Abkühlung der Weltwirtschaft<br />

nun endgültig auch in der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie<br />

angekommen.“<br />

Ursachen für die rückläufige Entwicklung<br />

seien schnell genannt: Politisch verursachte<br />

Störungen im Welthandel, Wachstumsschwäche<br />

in China, strukturelle Schwächen<br />

beim größten Abnehmer Automobilindustrie<br />

und der Einbruch in der Halbleiterbranche.<br />

„Die internationale Automobilindustrie hatte<br />

ihre Anlageinvestitionen bereits 2018 auf<br />

weniger als 4 % gegenüber dem Vorjahr halbiert<br />

und dürfte 2019 noch unter diesem<br />

Niveau planen“, erläuterte Schäfer.<br />

Erstmals seit Mitte 2014 lagen die Bestellungen<br />

von Werkzeugmaschinen wieder unterhalb<br />

des Umsatzes. Der konnte in den ersten<br />

drei Monaten 2019 noch 6 % zulegen.<br />

„Viele Unternehmen stützen sich derzeit auf<br />

den Auftragsbestand aus dem vorangegangenen<br />

Boom ab“, sagte Schäfer.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 7/8|19<br />

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