Stahlreport 2019.07
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BDS<br />
Berufsbildung<br />
Interview mit Thomas Paucker zu Ausbildungsfragen<br />
Auf die Ansprache kommt es an<br />
Thomas Paucker versteht etwas von Karrieren. Der Geschäftsführer von Jobufo<br />
vermittelt mit seinem Startup weltweit Stellen und profitiert dabei von seinem<br />
speziellen Kommunikations- bzw. Informationskonzept: akustisch und optisch<br />
den Printbereich immer mehr ersetzend. Mit diesem Rezept ist der 30-Jährige<br />
so erfolgreich, dass er mit seinem nochmals erweiterten Team inzwischen auf<br />
der Berliner Friedrichstraße zu Hause ist. Der gebürtige Rostocker könnte also<br />
genau der richtige Interviewpartner für den <strong>Stahlreport</strong> sein – auf der Suche<br />
nach Antworten, mit welcher Ansprache außer Arbeits- auch schon Ausbildungsplätze<br />
erfolgreich an die Frau/an den Mann gebracht werden können.<br />
Foto. Jobufo<br />
Hat sich auch die<br />
Einstiegsinformationen<br />
für angehende<br />
E-Commercler sowie<br />
für künftige Kaufleute<br />
im Großund<br />
Außenhandel<br />
angesehen: Thomas<br />
Paucker, Geschäftsführer<br />
der Jobufo<br />
GmbH.<br />
z Warum sollte sich ein Interessent<br />
mit einer klassischen Bewerbungsmappe<br />
abmühen, wenn er sich<br />
doch auch ganz einfach über sein<br />
eigenes Smartphone per selbstgedrehtem<br />
Video dem suchenden<br />
Unternehmen verkaufen kann?<br />
z Und warum sollten diese Firmen<br />
nicht dieselbe Technik verwenden,<br />
um sich und ihre Jobs als attraktiv<br />
vorzustellen?<br />
Auf Antworten zu diesen beiden<br />
Aspekten war in einem ersten <strong>Stahlreport</strong>-Bericht<br />
über die Jobufo GmbH<br />
eingegangen worden. (Vgl. 12/18,<br />
S. 36f).<br />
„Hallo, ich bin Thomas!“ So hatte<br />
es im vergangenen Jahr zur Vorbereitung<br />
dieses Berichts bei dem ersten<br />
Kontakt mit der Redaktion geheißen.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Deshalb drängt sich für<br />
dieses Interview eine Eingangsfrage<br />
förmlich auf: Gehört das Duzen zum<br />
Vermittlungskonzept, oder ist diese<br />
semantische Vertrautheit ganz einfach<br />
der Startup-Szene geschuldet?<br />
Thomas: Wir bei Jobufo glauben<br />
daran, dass das Duzen der Schlüssel<br />
zum Vertrauen ist. Mit dem „Du“<br />
sind wir näher am Kandidaten dran<br />
und sprechen ihn auf einer sehr persönlichen<br />
Ebene an. Darüber hinaus<br />
sind wir der Auffassung, dass das<br />
die Zukunft des Recruitings ist und<br />
man mit jedem Bewerber auf Augenhöhe<br />
kommunizieren sollte.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Thomas, Du und Dein<br />
Team telefonieren inzwischen vor<br />
jeder Bewerbung mit den Kandidaten,<br />
um sie irgendwie rechtzeitig<br />
schlau zu machen. Ganz abgesehen<br />
vom Atmosphärischen: Welche Botschaften<br />
werden dabei vermittelt<br />
und auf welchen Informationen<br />
bauen sie auf?<br />
Thomas: Wir begleiten jeden Kandidaten<br />
auf dem Weg zu seinem<br />
Traumjob. Hauptsächlich telefonieren<br />
wir mit den Kandidaten, um sie<br />
zu motivieren und an die Bewerbung<br />
per Video heranzuführen. Von<br />
Berufsberatung über die Bereitstellung<br />
von Informationen, bis hin zum<br />
Aufnehmen des Videos, bei uns<br />
bekommt jeder, was er braucht. Und<br />
wenn ein Kandidat noch nicht genau<br />
weiß, wie er seine Zukunft gestalten<br />
will, beraten wir ihn gern.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Also geht es auch<br />
darum, dass die Kandidat*innen ganz<br />
früh möglichst viel und das Wichtigste<br />
über einen möglichen Arbeitgeber<br />
erfahren. Überträgt man diese<br />
Erkenntnis auf anstehende Ausbildungsverhältnisse,<br />
müssten solche<br />
Gespräche vorab durch Informationen<br />
über die jeweiligen Ausbildungsberufe<br />
und die sie anbietenden Branchen<br />
vorbereitet werden.<br />
Thomas: Wir beschäftigen uns sehr<br />
viel mit den Unternehmen, Branchen<br />
und den dazugehörigen Ausbildungsberufen.<br />
Dabei geht es darum,<br />
den Kandidaten über den Ausbildungsberuf<br />
und das jeweilige Unternehmen<br />
bestmöglich beraten zu können.<br />
Wir gehen jedoch immer mehr<br />
dazu über, dass die Recruiter der<br />
Unternehmen Videos aufnehmen,<br />
in denen sie sich und ihr Unternehmen<br />
kurz vorstellen. Dadurch wird<br />
eine persönliche Ebene zwischen<br />
Recruiter und dem Bewerber von<br />
Anfang an geschaffen.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: In der Zwischenbilanz<br />
unseres Gesprächs kommt es also<br />
auf die richtige Kommunikation und<br />
Information an. Was bedeutet das<br />
Deiner Meinung nach für den aktuellen<br />
Fall, dass überraschend die<br />
angehenden Kaufleute E-Commerce<br />
mit 1.400 Stellen auf Anhieb ein Zehntel<br />
der Ausbildungsverträge erreicht<br />
haben, die traditionell die künftigen<br />
Kaufleute im Groß- und Außenhandel<br />
für sich verbuchen können.<br />
Thomas: Einige Ausbildungsberufe<br />
sind in der Zeit der Digitalisierung<br />
attraktiver als andere. Deshalb fehlen<br />
in manchen Ausbildungsberufen die<br />
Bewerber. Die Digital Natives, aufgewachsen<br />
mit dem Smartphone in<br />
der Hosentasche, sind jetzt auf Jobsuche.<br />
Dabei ist es ganz klar, dass<br />
sie nach Berufen suchen, die mit<br />
dem Digitalisierungstrend mitwachsen.<br />
Dennoch glaube ich, dass in<br />
Zukunft immer mehr Möglichkeiten<br />
geboten werden, damit sich auch<br />
andere Ausbildungsberufe im Zeitalter<br />
der Digitalisierung beweisen<br />
können. Dadurch wird auch der Ausbildungsberuf<br />
Kauffrau/-mann im<br />
Groß- und Außenhandel wieder mehr<br />
an Bedeutung gewinnen.<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Thomas, vielen Dank<br />
für dieses Gespräch!<br />
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