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Berliner Kurier 05.08.2019

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*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

VomHass<br />

zum Mord<br />

Von<br />

Marina<br />

Kormbaki<br />

S chüsse,Schreie,Blaulicht,<br />

Eilmeldungen und die<br />

ewigeFrage: Warum?Amerika<br />

scheint gefangen zu seinin<br />

einem Kreislauf des Schreckens.<br />

Mit El Paso und Dayton<br />

sind jetztzwei weitere Schauplätzevon<br />

US-Massakernhinzugekommen.<br />

Höchste Zeit,<br />

daslaxeUS-Waffenrecht zu<br />

verschärfen. Die USA müssen<br />

den Waffengebraucheinschränken.Das<br />

gebietet nicht<br />

nur die Vernunft. Dasgebietet<br />

auch die zunehmende Polarisierung<br />

im Land. Immer öfter<br />

sehenAmerikaner in Amerikanern<br />

Feinde.Kürzlich gab<br />

FBI-Chef Christopher Wray<br />

bekannt,dass die meistenund<br />

tödlichsten in den USA verübten<br />

Terrorakte von weißen<br />

Nationalisten begangen werden.<br />

Auch der mutmaßliche<br />

Attentäter von El Pasosteht<br />

im Verdacht,der Ideologie<br />

von der Überlegenheit der<br />

Weißen anzuhängen. US-Präsident<br />

Donald Trumpbefeuert<br />

den lodernden Hass vieler<br />

Weißer auf vermeintlich<br />

Fremde. Von derRegion an<br />

der GrenzezuMexiko zeichnet<br />

der Präsident dasBild<br />

einer Kampfzone.Dabei zählt<br />

El Paso zu densichersten US-<br />

Städten. Jedenfalls galt dies<br />

bis Samstag, alsder martialischenRhetorik<br />

eine martialische<br />

Tat folgte.<br />

MANN DESTAGES<br />

Michael Kretschmer<br />

Michael Kretschmer, Sachsens<br />

Ministerpräsident, hat<br />

sich erneut deutlich gegen<br />

eine Zusammenarbeit mit<br />

der AfD ausgesprochen.<br />

„Von der<br />

AfD kommt<br />

eine Tonlage,<br />

die wir<br />

bisher nur<br />

von der<br />

NPD kannten“,<br />

sagte<br />

der CDU-<br />

Politiker<br />

„Focus Online“. Beim Verhältnis<br />

zu Demokratie und<br />

Rechtsstaat unterscheide<br />

sich die CDU deutlich von<br />

der AfD. Am 1. September<br />

wird in Sachsen ein neuer<br />

Landtag gewählt.<br />

Foto: Oliver Killig/dpa<br />

Foto: Imago Images<br />

El Paso – Der 249. Massenmord<br />

mit Schusswaffen<br />

in den USA am 215.<br />

Tag des Jahres war ein<br />

besonderer: Ein 21-Jähriger<br />

hat in El Paso an der<br />

Grenze zu Mexiko mindestens<br />

20 Menschen getötet<br />

und mehr als 40 verletzt.<br />

Patrick C. hat sich<br />

nach ersten Erkenntnissen<br />

wohl auch von der<br />

rassistischen Hetze des<br />

US-Präsidenten zu dem<br />

Blutbad „inspirieren“<br />

lassen.<br />

Etwa 3000 Menschen befanden<br />

sich am Samstagnachmittag<br />

im Walmart in<br />

El Paso. Für 17 amerikanische<br />

Bürger, viele hispanischer<br />

Herkunft, und drei<br />

mexikanische Staatsbürger<br />

wurde das Einkaufszentrum<br />

zur Todesfalle.<br />

Der Täter lief mit einer<br />

russischen Kalaschnikow<br />

AK-47 im Anschlag und Gehörschutz<br />

vom Parkplatz<br />

ins Gebäude, wo er minutenlang<br />

um sich schoss. Augenzeugen<br />

berichteten, die<br />

Menschen seien in Geschäfte<br />

geflüchtet und hätten<br />

sich verbarrikadiert.<br />

Als die Polizei eintraf, ließ<br />

sich der Schütze sofort festnehmen.<br />

Das FBI untersuchte<br />

am Sonntag ein vierseitiges<br />

„Manifest“, das<br />

dem Täter, einem gebürtigen<br />

Texaner aus Allen, zugeschrieben<br />

wird. Es ist<br />

19 Minuten vor dem ersten<br />

Notruf im Internet veröffentlicht<br />

worden. Der Inhalt:<br />

Hasstiradengegen Latinos<br />

in den USA. Seine Tat<br />

beschreibt der 21-Jährige<br />

darin als „Antwort auf die<br />

hispanische Invasion von<br />

Texas“. Invasion – genau<br />

Kaltblütig: Patrick C. mit seinem<br />

russischen Sturmgewehr AK-47.<br />

Rassist richtet<br />

in den USAein<br />

Massakeran<br />

21-Jähriger hasst Latinos und greift zur Waffe.Viele Menschen sterben<br />

dieses Wort benutzt Donald<br />

Trump regelmäßig,<br />

wenn er von Migranten aus<br />

Lateinamerika spricht. Im<br />

Februar hatte der US-Präsident<br />

bei einer Rede in El<br />

Paso unweit des aktuellen<br />

Tatorts Latino-Einwanderer<br />

pauschal als „gefährliche<br />

Verbrecher“ beschimpft.<br />

Laut US-Medien soll sich<br />

Patrick C. bei seiner Tat<br />

auch auf das Massaker im<br />

neuseeländischen Christchurch<br />

berufen haben.<br />

Dort hatte im März ein<br />

Trump-Fan 51 Moscheegänger<br />

ermordet. Außerdem<br />

fand sich auf der inzwischen<br />

gelöschten Facebook-Seite<br />

von Patrick C.<br />

ein Foto, auf dem „Trump“<br />

zu lesen war –buchstabiert<br />

mit auf dem Boden ausgelegten<br />

Waffen.<br />

Vor allem Präsidentschaftsbewerber<br />

der Demokraten<br />

fordern nun erneut<br />

eine Verschärfung der<br />

Waffengesetze. „Das ist<br />

krank“, sagte der ehemalige<br />

Vizepräsident Joe Biden<br />

über die Tat. „Das geht über<br />

alles hinaus, was wir tolerieren<br />

sollten. Wir können<br />

die Waffenlobby NRA und<br />

die Waffenindustrie besiegen.“<br />

Trump selbst, der zuletzt<br />

mit Ausfällen gegen<br />

schwarze und hispanische<br />

US-Abgeordnete Schlagzeilen<br />

gemacht hatte, reagierte<br />

auf Twitter: Er<br />

nannte das Massaker eine<br />

„hasserfüllte Tat“. Es gebe<br />

keine Rechtfertigung dafür,<br />

„Unschuldige zu töten“.<br />

Doch vor allem viele Demokraten<br />

machen Trump<br />

und die Republikaner für<br />

die Tat mitverantwortlich.<br />

Tatsächlich hat sich die<br />

Zahl der rassistisch motivierten<br />

Gewalttaten seit<br />

der Wahl Trumps deutlich<br />

erhöht. Die Republikaner<br />

haben bisher alle Versuche,<br />

die Waffengesetze entscheidend<br />

zu verschärfen,<br />

verhindert.<br />

„Wenn du jemandem<br />

beibringst zu hassen und<br />

ihn dann mit Kriegswaffen<br />

ausrüstest, bis du genauso<br />

haftbar, als wenn du selbst<br />

eine ferngelenkte Rakete<br />

abschießt“, schrieb der demokratische<br />

Politiker Jesse<br />

Ferguson zornig auf Twitter.<br />

Und der linke US-Senator<br />

Bernie Sanders klagte:<br />

„Was ist das für ein geistiger<br />

Zustand in Amerika, wo<br />

wir wieder und wieder diesen<br />

unbeschreiblichen<br />

Horrorsehen müssen?“

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