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*<br />
POLITIK<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
VomHass<br />
zum Mord<br />
Von<br />
Marina<br />
Kormbaki<br />
S chüsse,Schreie,Blaulicht,<br />
Eilmeldungen und die<br />
ewigeFrage: Warum?Amerika<br />
scheint gefangen zu seinin<br />
einem Kreislauf des Schreckens.<br />
Mit El Paso und Dayton<br />
sind jetztzwei weitere Schauplätzevon<br />
US-Massakernhinzugekommen.<br />
Höchste Zeit,<br />
daslaxeUS-Waffenrecht zu<br />
verschärfen. Die USA müssen<br />
den Waffengebraucheinschränken.Das<br />
gebietet nicht<br />
nur die Vernunft. Dasgebietet<br />
auch die zunehmende Polarisierung<br />
im Land. Immer öfter<br />
sehenAmerikaner in Amerikanern<br />
Feinde.Kürzlich gab<br />
FBI-Chef Christopher Wray<br />
bekannt,dass die meistenund<br />
tödlichsten in den USA verübten<br />
Terrorakte von weißen<br />
Nationalisten begangen werden.<br />
Auch der mutmaßliche<br />
Attentäter von El Pasosteht<br />
im Verdacht,der Ideologie<br />
von der Überlegenheit der<br />
Weißen anzuhängen. US-Präsident<br />
Donald Trumpbefeuert<br />
den lodernden Hass vieler<br />
Weißer auf vermeintlich<br />
Fremde. Von derRegion an<br />
der GrenzezuMexiko zeichnet<br />
der Präsident dasBild<br />
einer Kampfzone.Dabei zählt<br />
El Paso zu densichersten US-<br />
Städten. Jedenfalls galt dies<br />
bis Samstag, alsder martialischenRhetorik<br />
eine martialische<br />
Tat folgte.<br />
MANN DESTAGES<br />
Michael Kretschmer<br />
Michael Kretschmer, Sachsens<br />
Ministerpräsident, hat<br />
sich erneut deutlich gegen<br />
eine Zusammenarbeit mit<br />
der AfD ausgesprochen.<br />
„Von der<br />
AfD kommt<br />
eine Tonlage,<br />
die wir<br />
bisher nur<br />
von der<br />
NPD kannten“,<br />
sagte<br />
der CDU-<br />
Politiker<br />
„Focus Online“. Beim Verhältnis<br />
zu Demokratie und<br />
Rechtsstaat unterscheide<br />
sich die CDU deutlich von<br />
der AfD. Am 1. September<br />
wird in Sachsen ein neuer<br />
Landtag gewählt.<br />
Foto: Oliver Killig/dpa<br />
Foto: Imago Images<br />
El Paso – Der 249. Massenmord<br />
mit Schusswaffen<br />
in den USA am 215.<br />
Tag des Jahres war ein<br />
besonderer: Ein 21-Jähriger<br />
hat in El Paso an der<br />
Grenze zu Mexiko mindestens<br />
20 Menschen getötet<br />
und mehr als 40 verletzt.<br />
Patrick C. hat sich<br />
nach ersten Erkenntnissen<br />
wohl auch von der<br />
rassistischen Hetze des<br />
US-Präsidenten zu dem<br />
Blutbad „inspirieren“<br />
lassen.<br />
Etwa 3000 Menschen befanden<br />
sich am Samstagnachmittag<br />
im Walmart in<br />
El Paso. Für 17 amerikanische<br />
Bürger, viele hispanischer<br />
Herkunft, und drei<br />
mexikanische Staatsbürger<br />
wurde das Einkaufszentrum<br />
zur Todesfalle.<br />
Der Täter lief mit einer<br />
russischen Kalaschnikow<br />
AK-47 im Anschlag und Gehörschutz<br />
vom Parkplatz<br />
ins Gebäude, wo er minutenlang<br />
um sich schoss. Augenzeugen<br />
berichteten, die<br />
Menschen seien in Geschäfte<br />
geflüchtet und hätten<br />
sich verbarrikadiert.<br />
Als die Polizei eintraf, ließ<br />
sich der Schütze sofort festnehmen.<br />
Das FBI untersuchte<br />
am Sonntag ein vierseitiges<br />
„Manifest“, das<br />
dem Täter, einem gebürtigen<br />
Texaner aus Allen, zugeschrieben<br />
wird. Es ist<br />
19 Minuten vor dem ersten<br />
Notruf im Internet veröffentlicht<br />
worden. Der Inhalt:<br />
Hasstiradengegen Latinos<br />
in den USA. Seine Tat<br />
beschreibt der 21-Jährige<br />
darin als „Antwort auf die<br />
hispanische Invasion von<br />
Texas“. Invasion – genau<br />
Kaltblütig: Patrick C. mit seinem<br />
russischen Sturmgewehr AK-47.<br />
Rassist richtet<br />
in den USAein<br />
Massakeran<br />
21-Jähriger hasst Latinos und greift zur Waffe.Viele Menschen sterben<br />
dieses Wort benutzt Donald<br />
Trump regelmäßig,<br />
wenn er von Migranten aus<br />
Lateinamerika spricht. Im<br />
Februar hatte der US-Präsident<br />
bei einer Rede in El<br />
Paso unweit des aktuellen<br />
Tatorts Latino-Einwanderer<br />
pauschal als „gefährliche<br />
Verbrecher“ beschimpft.<br />
Laut US-Medien soll sich<br />
Patrick C. bei seiner Tat<br />
auch auf das Massaker im<br />
neuseeländischen Christchurch<br />
berufen haben.<br />
Dort hatte im März ein<br />
Trump-Fan 51 Moscheegänger<br />
ermordet. Außerdem<br />
fand sich auf der inzwischen<br />
gelöschten Facebook-Seite<br />
von Patrick C.<br />
ein Foto, auf dem „Trump“<br />
zu lesen war –buchstabiert<br />
mit auf dem Boden ausgelegten<br />
Waffen.<br />
Vor allem Präsidentschaftsbewerber<br />
der Demokraten<br />
fordern nun erneut<br />
eine Verschärfung der<br />
Waffengesetze. „Das ist<br />
krank“, sagte der ehemalige<br />
Vizepräsident Joe Biden<br />
über die Tat. „Das geht über<br />
alles hinaus, was wir tolerieren<br />
sollten. Wir können<br />
die Waffenlobby NRA und<br />
die Waffenindustrie besiegen.“<br />
Trump selbst, der zuletzt<br />
mit Ausfällen gegen<br />
schwarze und hispanische<br />
US-Abgeordnete Schlagzeilen<br />
gemacht hatte, reagierte<br />
auf Twitter: Er<br />
nannte das Massaker eine<br />
„hasserfüllte Tat“. Es gebe<br />
keine Rechtfertigung dafür,<br />
„Unschuldige zu töten“.<br />
Doch vor allem viele Demokraten<br />
machen Trump<br />
und die Republikaner für<br />
die Tat mitverantwortlich.<br />
Tatsächlich hat sich die<br />
Zahl der rassistisch motivierten<br />
Gewalttaten seit<br />
der Wahl Trumps deutlich<br />
erhöht. Die Republikaner<br />
haben bisher alle Versuche,<br />
die Waffengesetze entscheidend<br />
zu verschärfen,<br />
verhindert.<br />
„Wenn du jemandem<br />
beibringst zu hassen und<br />
ihn dann mit Kriegswaffen<br />
ausrüstest, bis du genauso<br />
haftbar, als wenn du selbst<br />
eine ferngelenkte Rakete<br />
abschießt“, schrieb der demokratische<br />
Politiker Jesse<br />
Ferguson zornig auf Twitter.<br />
Und der linke US-Senator<br />
Bernie Sanders klagte:<br />
„Was ist das für ein geistiger<br />
Zustand in Amerika, wo<br />
wir wieder und wieder diesen<br />
unbeschreiblichen<br />
Horrorsehen müssen?“