REIFEN UND RÄDER Müller aus und ergänzt: «In Hockenheim hatte ich zum Saisonauftakt so ein Aha-Erlebnis. Da herrschten nur etwa 5 Grad und ich musste mit kalten Regenreifen aus der Box raus. Hockenheim hat eh einen feinen Asphalt, der nur sehr wenig Energie an die Pneus weitergibt. Ich war pro Runde 30 Sekunden langsamer als normalerweise. Und wenn du den Pneu nie warm kriegst, dann kann er nie Grip aufbauen. Als Fahrer rollst du dann einfach wie auf Eiern auf der Strecke rum.» Denn sobald ein Pneu leistungsorientiert und für die Rennstrecke gebaut werde, könne er im Unterscheid zu einem Gummi für einen Personenwagen keinen Kompromiss zwischen Komfort, Fahrbarkeit und Leistung eingehen. «Das Fenster, in dem ein Rennreifen arbeitet, ist viel schmaler. Wenn du dieses Arbeitsfenster zu breit machst, dann gehst du ja schon wieder einen Kompromiss ein. Vor allem, weil man in der DTM den gleichen Pneu und das gleiche Setup im Qualifying hat wie für den ersten Longrun im Rennen, bleibt die Reifenwahl eine Wissenschaft», erläutert Müller. Nico Müller und Sedat Sulkovic finden beim Audi Q8 ausser ein paar Mücken in der Front keine Mängel. Eine Wissenschaft, die der 1,85 Meter grosse Thuner diese Saison jedoch gut im Griff hat. «Letzte Saison war ich vor allem in der Qualifikation stark, die für die ersten drei in der DTM ebenfalls schon Punkte gibt, und dieses Jahr bin ich in den Longruns im Rennen selbst stärker.» Dabei ging Audi ein Risiko ein. Es stellte dem 27-Jährigen mit Felix Fechner einen gleichjungen Renningenieur zur Seite, der 2018 erstmals überhaupt als Renningenieur arbeitete. «Felix und ich verstehen uns hervorragend», erklärt der schnelle Schweizer. Ist das gute Verhältnis zum Renningenieur gleich entscheidend wie zum Garagisten? «Die Beziehung zu Felix ist schon sehr eng. Wir telefonieren drei, vier Mal pro Woche. Selbst wenn keine Rennen sind. Man hat immer Themen, die aufkommen, bei denen man das Gefühl hat, dass sie uns noch weiterbringen könnten», erläutert Müller, «diese Beziehung muss sich auch nicht nur um Rennsport drehen. Denn je besser du dein Gegenüber kennst und weisst, wie es tickt, desto einfach ist es, in schwierigen Situationen richtig zu reagieren.» Die spezielle Situation mit den beiden jungen «Wilden» zahlt sich bislang voll aus. «Wir haben immer noch sehr viel Potenzial, sind jedoch sicher auf dem richtigen Weg», konstatiert der Audi-Fahrer zufrieden. Statt mit seinem Renningenieur um den DTM-Boliden umkurvt Müller nun sein Auto bei der Amag Bern mit Audi-Serviceleiter Sedat Sulkovic. Bei der rund 15 Minuten dauernden Dialogannahme des Fahrzeugs können so alle möglichen Details, die am Q8 zu erledigen sind, gleich per Tablet erfasst werden. «Wir gehen mit den Kunden rund um den Patrick Läderach, Leiter Verkauf Audi bei der Amag Bern, unterhält sich mit Rennfahrer Nico Müller über den aktuellen Stand in der DTM. Wagen, halten etwa Felgenschäden fest oder machen ihn auf gewisse Aspekte aufmerksam», erklärt Sulkovic. «Die Software führt <strong>–</strong> wie der Name Dialogannahme verrät <strong>–</strong> im Dialog durch alle Punkte und ich erhalte ausserdem nützliche Hinweise auf mögliche Inputs und Zusatzdienstleistungen, die wir dem Kunden anbieten könnten. Sei dies nur eine Ersatzflasche Öl, falls wir sehen, dass er viel unterwegs ist und vielleicht eine brauchen könnte.» DTM-Pilot und Amag-Serviceleiter umrunden den Q8, können aktuell ausser den vielen Mückenresten am Kühlergrill aber nichts Spezielles entdecken. Nico Müller, der Wert auf ein gepflegtes Auto legt, gönnt seinem SUV in der neuen Waschstrasse daher noch eine Wäsche und sich selbst einen weiteren Espresso, bevor er sich von seinem Garagisten verabschiedet und wieder Richtung Rennstrecke losfährt. < Persönlich: Nico Müller Der 27-Jährige startete seine Motorsportkarriere 2004 im Kartsport. 2008 wechselte er für Jenzer Motorsport in den Formelsport. Seit 2012 gibt der Thuner dann in der Formel Renault 3.5 Gas und seit 2014 fährt er in den Deutschen Tourenwagen Masters (DTM). Hier ist er seit der Saison 2016 für den Allgäuer Rennstall ABT Sportsline im Audi unterwegs. Nico Müller ist bekannt für seinen starken Willen und seine Zielstrebigkeit, die ihn nicht nur im Rennsport prägen. Privat lebt er seit über drei Jahren mit der promovierten Sportlerin und Model Victoria Paschold (28) zusammen. Der smarte Thuner spricht fünf Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch) fliessend und jongliert auch mal in der Boxengasse, um sich vor dem Rennen abzulenken. Zu seinen Hobbies zählen Kart-, Rad- und Skifahren und wäre er nicht Rennfahrer geworden, würde er Business- und Sportwissenschaften studieren. www.nicomueller.ch <strong>September</strong> <strong>2019</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
Teilereinigung für Profis: Auflagen erfüllen, Haut und Umwelt schonen. WIR MANAGEN DAS mewa.ch/ist-professionell