HIERGEBLIEBEN 2019/02
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STECKBRIEF<br />
VIVIAN JESUSSEK (36)<br />
FÄCHER:<br />
ENGLISCH, SPANISCH<br />
LIEBLINGSWORT:<br />
„AWESOME“ (FANTASTISCH)<br />
HOBBY:<br />
SCIENCE-FICTION-ROMANE LESEN UND SPAZIEREN GEHEN<br />
LIEBLINGSKÜNSTLER:<br />
GABRIEL GARCÍA MÁRQUEZ<br />
WICHTIGSTES WERKZEUG:<br />
MEINE STIMME<br />
LIEBLINGSORT:<br />
CADIZ IN ANDALUSIEN (SPANIEN)<br />
LEHRERIN FÜR ENGLISCH UND EMPATHIE<br />
Wertschätzung und Humor machen das Zusammenleben leichter, meint Vivian Jesussek<br />
TEXT Joachim Welding | FOTO Laura Hasl<br />
Wie war Ihre eigene Schulzeit?<br />
VIVIAN JESUSSEK: Sehr lang und bewegt<br />
(lacht). Ich bin zweimal sitzengeblieben.<br />
Auch wenn es sich komisch anhört: Das hat<br />
mir gut getan.<br />
Wie bitte?<br />
Ja, als ich zwischen 15 und 17 Jahre alt war,<br />
habe ich mich gegen starre Normen in der<br />
Schule aufgelehnt. Ich war rebellisch. Ich<br />
musste Leistungsbereitschaft erst lernen.<br />
Aber keine Sorge: Mein Abi habe ich dann<br />
doch gemacht (lacht).<br />
Was wollten Sie werden?<br />
Entweder Lehrerin oder Talkmasterin im<br />
Fernsehen. Mir macht es viel Spaß, mit<br />
Menschen ins Gespräch zu kommen. Vor<br />
einer großen Gruppe wie einer Schulklasse<br />
zu sprechen, fällt mir leicht. Ich mag Menschen<br />
und versuche, sie möglichst so zu<br />
sehen, wie sie sind – ohne Vorurteile und<br />
mit Wertschätzung.<br />
Wie geht das in der Schule?<br />
Wir Menschen neigen ja dazu, einen anderen<br />
in eine Schublade zu packen: Der ist ja<br />
faul oder so. Wenn ein Schüler zum Beispiel<br />
abweisend oder aggressiv ist und sich nicht<br />
beteiligen will, kann das Gründe haben, die<br />
ich nicht sofort verstehe – etwa Probleme<br />
mit den Eltern. Dann muss ich als Lehrerin<br />
zuhören und versuchen zu erfassen, was<br />
den jungen Menschen gerade bewegt. Nur so<br />
kann ich ihn fair behandeln.<br />
Was beschreibt Sie am besten in fünf<br />
Wörtern?<br />
Temperament, Toleranz, Einfühlungsvermögen,<br />
Offenheit, Lachen (lacht).<br />
Wenn Sie ein neues Schulfach einführen<br />
könnten, was wäre das?<br />
Empathie, also Einfühlungsvermögen in<br />
andere Menschen.<br />
Warum das?<br />
Weil wir in unserer Welt nichts alleine bewegen<br />
können. Wir sind fast immer auf andere<br />
angewiesen, vor allem im Beruf. Wir sind<br />
keine Einzelkämpfer. Deshalb ist es wichtig,<br />
dass wir lernen, konstruktiv mit anderen<br />
zu leben und zu arbeiten, gerade wenn es<br />
Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte<br />
gibt. Dazu gehört, die Dinge aus der Sicht<br />
des anderen zu betrachten. So kann man<br />
schließlich einen Kompromiss erzielen, mit<br />
dem beiden Seiten leben können.<br />
Welchen Promi möchten Sie einmal<br />
treffen?<br />
Andreas Kuhlage und Jens Hardeland von<br />
Njoy. Beim Kaffee würde ich gerne mal mit<br />
den beiden über Gott und die Welt reden.<br />
Wie lautet Ihr Tipp für Ihre Schüler?<br />
Habt Geduld! Das Leben läuft nicht immer<br />
wie geplant. Manchmal muss man Umwege<br />
gehen. Man sollte lernen, flexibel auf neue<br />
Wendungen im Leben zu reagieren. Vielleicht<br />
entdeckst du dabei auch neue Fähigkeiten<br />
und Talente in dir. So kann man reifen und<br />
auch die Sichtweisen anderer Leute verstehen<br />
lernen.<br />
An welchen Schulstreich können Sie sich<br />
als Schülerin erinnern?<br />
Wir haben uns einen tollen Abi-Streich ausgedacht:<br />
Alle Autos der Lehrer haben wir<br />
mit gelben Notizzetteln zugeklebt. Das war<br />
eine Menge Arbeit! (lacht)<br />
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