HIERGEBLIEBEN 2019/02
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„UNSERE WIRTSCHAFT IST STARK!“<br />
Interview mit Thore Hansen, Leiter des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung der<br />
Industrie- und Handelskammer zu Kiel (IHK)<br />
TEXT Christian Dorbandt | FOTO Andreas Tamme<br />
Moin, Herr Hansen. Wie schätzen Sie die<br />
derzeitige wirtschaftliche Situation im<br />
Land ein? Lohnt sich die duale Ausbildung?<br />
Moin, moin. Wir stellen fest, dass die<br />
Konjunktur im Land weiterhin auf Kurs<br />
bleibt. Der Konjunkturklimaindex der IHK<br />
Schleswig-Holstein lag im zweiten Quartal<br />
<strong>2019</strong> bei 113,6 Punkten, etwas unterhalb<br />
des langjährigen Durchschnittswertes, aber<br />
immer noch sehr stark. Das Modell der dualen<br />
Berufsausbildung ist nach wie vor eine<br />
hervorragende Grundlage für den Einstieg<br />
ins Berufsleben. Das beweisen die Zahlen.<br />
Trotz sinkender Schülerzahlen konnten<br />
unsere Unternehmen zuletzt mehr Ausbildungsverträge<br />
als im Vorjahr abschließen.<br />
Welche Branchen sind vom Fachkräftemangel<br />
besonders betroffen?<br />
Viele Betriebe und Firmen können ihre<br />
Facharbeitsplätze nicht vollständig besetzen<br />
und steigern deshalb ihre Ausbildungsquote<br />
– eine große Chance für Schulabgänger<br />
mit allen Schulabschlüssen! Eine<br />
besonders starke Nachfrage meldet das<br />
Hotel- und Gaststättengewerbe, aber auch<br />
die Verkehrs- und Logistikbranche und die<br />
Bauwirtschaft.<br />
Was genau macht eine IHK?<br />
Die Industrie- und Handelskammern beraten,<br />
unterstützen und vertreten Wirtschaftsunternehmen<br />
in ihrer Region. Beispiel<br />
Existenzgründung: Angenommen, Sie<br />
möchten eine Firma gründen, wissen aber<br />
nicht genau, wie das funktioniert. Bei der<br />
IHK erhalten Sie dazu eine individuelle<br />
Beratung und erfahren, welche juristischen,<br />
finanziellen und betriebswirtschaftlichen<br />
Faktoren zu berücksichtigen sind. Beispiel<br />
Ausbildung: Wenn eine Firma Azubis ausbilden<br />
möchte, prüfen wir, ob die nötigen<br />
Voraussetzungen dafür gegeben sind. Die<br />
IHKs führen auch alle beruflichen Prüfungen<br />
in Industrie und Handel durch, das<br />
sind bundesweit jedes Jahr über 600.000!<br />
Nicht zuletzt bilden wir selbst aus. Zurzeit<br />
absolvieren elf Azubis eine Ausbildung zur<br />
Kauffrau oder zum Kaufmann für Büromanagement<br />
bei der IHK Kiel.<br />
Was erwartet die Wirtschaft von<br />
Schulabgängern?<br />
Unsere Firmen stellen jedes Jahr mehrere<br />
tausend Schulabgänger ein, um sie in<br />
einer dualen Ausbildung zu Fachkräften<br />
entwickeln zu können. Die Erwartungen in<br />
den einzelnen Branchen und Berufsfeldern<br />
sind allerdings sehr unterschiedlich. Allgemein<br />
gesprochen erwarten sie von ihren<br />
Nachwuchskräften grundlegende fachliche,<br />
persönliche und soziale Kompetenzen, zum<br />
Beispiel Grundkenntnisse in allen Schulfächern<br />
sowie die mündliche und schriftliche<br />
Beherrschung der deutschen Sprache. Außerdem<br />
sollten die Grundlagen für eine stabile<br />
Persönlichkeit sowie für Teamfähigkeit,<br />
Lern- und Leistungsbereitschaft vorhanden<br />
sein. Das Wichtigste ist die Freude an dem<br />
Beruf, für den sie sich bewerben.<br />
Haben Sie einen Tipp für die perfekte<br />
Berufsorientierung?<br />
In jeder Schülerin und jedem Schüler steckt<br />
Potenzial! Mein Tipp lautet: Beschäftigt<br />
euch ausführlich mit euren persönlichen<br />
Kenntnissen, Fähigkeiten und Neigungen<br />
und überlegt, welche Berufe dazu passen<br />
könnten! Oft werden Praktika bei Firmen<br />
in der Nachbarschaft verabredet, weil die<br />
Wege kurz sind, selbst wenn der Beruf kaum<br />
bekannt ist. Sinnvoller ist es, Informationen<br />
und Erfahrungen in denjenigen Berufen und<br />
bei Firmen zu sammeln, die euch wirklich<br />
interessieren!<br />
Wie verlief Ihre persönliche Berufsorientierung?<br />
Was war Ihr Traumberuf?<br />
Ich wollte ursprünglich etwas zum Thema<br />
‚Umweltschutz’ machen. Nach dem Abitur<br />
glaubte ich daher, das Studium der Umweltund<br />
Hygienetechnik sei passend. Leider war<br />
es das nicht! Deshalb wechselte ich in ein<br />
Lehramtsstudium mit der Fächerkombination<br />
Chemie und Sport. Das passte sehr gut.<br />
Mein weiterer Berufsweg führte mich später<br />
von der Schule in die private Wirtschaft,<br />
unter anderem als Manager für Sportveranstaltungen<br />
wie die Kieler Woche. Und jetzt<br />
beschäftige ich mich mit den Themen Ausund<br />
Weiterbildung bei der IHK Kiel.<br />
An einer Sache habe ich mich immer orientiert:<br />
Meine Arbeit soll mir Spaß machen!<br />
Nur dann kann ich motiviert in den Tag<br />
starten und meine Leistung bringen!<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Herr<br />
Hansen.<br />
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