MENSCHENBILDER “ Wenn ich Musik mache, kann ich abschalten. Da bin ich in meiner eigenen Welt, bin total weg. Und nachher bin ich wirklich tiefenentspannt. Martin Vogetseder Foto: Josef Wambacher
Ein Haus voll Musik Der Lions Club Peuerbach hat in den vergangenen fünf Jahren mit über € 40.000 unschuldig in der Region in Not geratene soziale Härtefälle unbürokratisch unterstützt. Wir durften den neuen Clubpräsident Martin Vogetseder in seiner Heimat Raab besuchen und uns von seiner musikalischen Seite und seinem Talent Menschen zu begeistern selbst überzeugen. Martin setzt sich meist dort hin, wo die Sonne scheint. „Einen fixen Platz zum Üben habe ich eigentlich nicht. Normalerweise aber übe ich in unserem Fitnessraum.“ Zwischen Crosstrainer und einer gemütlichen Couch nimmt er an einem alten Schulsessel Platz. Seine Steirische Harmonika Marke Kärntnerland ist schnell ausgepackt. Der Notenständer fehlt, Martin verschwindet kurz. Im Nebenzimmer vernimmt man eine kurze Diskussion mit seiner Tochter. Martin kehrt triumphierend mit einem silbernen Notenständer zurück. „Wenn ich Musik mache, kann ich abschalten. Da bin ich in meiner eigenen Welt, bin total weg. Und nachher bin ich wirklich tiefenentspannt“, erklärt uns der Finanzberater. Martin beginnt mit einer Fingerübung. Geschickt wandern seine Finger über die Knopftasten, spielen erstmal eine Tonleiter. Wer sich schon einmal an einem diatonischen Akkordeon versucht hat, weiß, dass die Töne nicht nebeneinander liegen, sondern irgendwie kompliziert quer über das Instrument verstreut sind. „Bis zu zwei Stunden täglich übe ich. Zum Schluss schwitze ich, als ob ich Ausdauersport gemacht hätte.“ Probleme mit der Schulter hat er früher gehabt. „Der Physiotherapeut hat mir dann Therabänder mit nach Hause gegeben. Die bindet man dann an eine Türklinke und zieht daran. Ich hab aber lieber Quetschn angefangen. Ist dieselbe Bewegung. Seither bin ich schmerzfrei.“ Konzertsaal. Nächstes Stück: Trompetenecho. Der rosarote Panther nebenan wird etwas lauter, hält aber jäh inne: Aus dem oberen Stockwerk ist nun zusätzlich eine Trompete zu hören. Stückname Trompetenecho ist quasi Programm. „Das ist der Jonathan, mein Sohn. Der ist bei der Raaber Musikkapelle dabei“, erklärt uns Martin nach der letzten Note. Trompete spielt Martin selber seit 25 Jahren. Und Tuba. Und Horn. Seit er Jäger ist, auch Jagdhorn. Eine eigene Jagdhornbläsergruppe habe er auch gegründet. Dass seine Raaber Jagdhornbläsergruppe nur aus eigenen Jägern besteht, darauf ist er besonders stolz. Stolz ist er auch auf seine älteste Tochter, Stefanie. „Fannie spielt Oboe. Sie ist aber nicht mehr so oft daheim. Ich bin ja auch gerade Opa geworden.“ Abschlussstück: Helene Fischer, Atemlos. „Das musste ich wegen einer Wette lernen“, meint Martin verlegen. Rosaroter Panther und Trompetenlinie eines Wertungsstücks von Thomas Doss begleiten den Schlager. Martin packt die Steirische behutsam ein. Um 20:00 Uhr muss er beim Schrank in Peuerbach sein: Lions Sitzung. Seine Arbeit im Verein nimmt er ernst. „Ich finde es immer wichtiger, gerade in unserem schwindenden Sozialstaat, dass es Menschen gibt, die ein wenig Geld zusammentragen und dann akut, unkompliziert helfen“, ist der Präsident überzeugt. Erstes Stück: Hubert von Goisern, Heast as nit. Martin singt auch mit. Aus dem Nebenzimmer ist plötzlich ein Saxophon zu hören: Der rosarote Panther. Seine Tochter Pia hat sich wohl woanders einen Notenständer organisiert. „…und heit is’ båld morg’n. Huidiei jodleiri huidiridi.“ Martin lässt sich nicht beirren. Wie ein Bühnenscheinwerfer strahlt ihn die Sonne durch das Doppelfenster an. Der Fitnessraum wird zum HERBST 2018 Bei der Verabschiedung müssen wir seine Gattin Brigitta erst suchen. Im oberen Stockwerk können wir sie, mit Kopfhörern und Kindle verschanzt, doch noch finden. „Beim nächsten Mal, da werd‘ ich dann schon das Stück vom Herbert Pixner spielen können“, verspricht Martin. Text von Georg Wiesinger Seite / 23 <strong>TONI</strong> - das magazin