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Berliner Zeitung 01.10.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 228 · D ienstag, 1. Oktober 2019 – S eite 26 *<br />

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Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Wolfgang Niedecken (68) ist um eine<br />

starke Meinung zu den gesellschaftlichenVerhältnissen<br />

eigentlich eher<br />

selten verlegen, aber was er glaubt,<br />

vorallem im Osten Deutschlands beobachten<br />

zu müssen, verschlägt dem<br />

Frontmann der kölschen Rockband<br />

BAP beinahe die Sprache.Soklagte er<br />

in der Rheinischen Post jetzt sein<br />

Leid:„Die AfD-Erfolge in den neuen<br />

Bundesländernmachen einen ratlos.“<br />

BAP seien eineWoche in Dresden<br />

gewesen, erläuterte Niedecken<br />

seine Ratlosigkeit, man habe dort<br />

Teile des neuen Albums eingespielt:<br />

„Das Studio war in einemVorort.Und<br />

wenn man dortall die AfD-Plakate<br />

sieht, wirdeinem unwohl zumute.<br />

DieSPD kommt praktisch gar nicht<br />

mehr vor, die Grünen noch ein bisschen<br />

…Die Demokratie ist tatsächlich<br />

in der Krise.“ Krieeeese!<br />

Michael Ley (47) beschäftig sich mit<br />

recht überschaubaren, wenn auch<br />

sehr anspruchsvollen Problemlagen.<br />

DerPaketzusteller aus Engelskirchen<br />

im Bergischen Land ist siebenfacher<br />

deutscher Sudoku-Meister.Mit dem<br />

Lösen seiner Zahlenrätsel verfolgt er<br />

ein bescheidenes und zugleich ehrgeiziges<br />

Ziel, wie er jetzt am Rande<br />

der Sudoku-WM im hessischen<br />

Kirchheim erklärte:„Das gibt so ein<br />

kleines Glücksgefühl, wenn man die<br />

Lösung für ein Problem gefunden<br />

hat.“ Apropos Rätselglück: Ley<br />

könnte an diesem Dienstag Sudoku-<br />

Weltmeister werden!<br />

Nicole (54) hat mit<br />

dem Älterwerden<br />

nach eigenen<br />

Worten kein<br />

Problem. Zumindest<br />

äußerlich:<br />

Um schlank<br />

und schön zu<br />

bleiben, verzichtet<br />

die Sängerin<br />

„seit 35 Jahren<br />

auf Süßigkeiten<br />

–keine Schokolade,kein<br />

Kuchen,<br />

kein Zucker“.<br />

Uff! (schl.)<br />

Zuckerlos glücklich,<br />

weil schlank und rank.<br />

IMAGO PICTURES<br />

TIERE<br />

Obacht, hier ist ein Flusskrebs zum<br />

Äußersten bereit. DPA/BERND THISSEN<br />

Regen allüberall, so auch über dem<br />

Kemnader Seebei Bochum. In der<br />

Folge stiegen die Pegelstände des<br />

Ruhrstausees und brachten einige<br />

Bewohner auf Trab,wie den auf unseremBild<br />

verewigten Louisianakrebs,<br />

der auch Roter Amerikanischer<br />

Sumpfkrebs genannt wirdund den<br />

wissenschaftlichen Namen Procambarus<br />

clarkii trägt: Derrot-schwarz<br />

gefleckte,etwa 15 Zentimeter lange<br />

Scherenträger versperrtamMontag<br />

allzu wehrhaft einen Fußgängerweg<br />

am Seeufer.Wie der Name schon andeutet,<br />

ist das zu den Flusskrebsen<br />

gehörende Schalentier ein aus Nordamerika<br />

kommender Eindringling<br />

und ein großes Problem, weil es einen<br />

Pilz in sich trägt, der unsereheimischen<br />

Arten ausrottet. DerRote Amerikanische<br />

Sumpfkrebs wurde 2016 in<br />

die„Liste der unerwünschten Arten“<br />

für die Europäische Union aufgenommen.<br />

(schl.)<br />

Das Schloss Bran (auch Törzburg) wird Touristen gernals Draculaschloss präsentiert–mit Bram StokersRoman „Dracula“ hat es indes nichts zu tun. WINFRIED SCHUMACHER (3)<br />

Echte Wildnis<br />

In den rumänischen Karpaten kämpft eine Naturschutz-Stiftung für den größten Nationalpark Europas<br />

VonWinfried Schumacher<br />

DieWildnis beginnt direkt<br />

vor seiner Haustür. Von<br />

seinem Reiterhof in<br />

Sinca Noua blickt Christoph<br />

Promberger auf das nahe Fagaras-Gebirge,<br />

blühende Wiesen<br />

vor dunklen Waldhängen –ein vertrautes<br />

Panorama im rumänischen<br />

Siebenbürgen. Doch die Gegend hält<br />

für Naturbegeisterte weit mehr als<br />

idyllische Aussichten bereit.<br />

Wolf, Bär und Luchs<br />

„Ein so riesiges Gebiet ohne Straßen<br />

und Siedlungen, in dem noch immer<br />

Wolf, Bär und Luchs leben“, sagt<br />

Promberger,„das ist in Europa ziemlich<br />

einzigartig.“ Derdeutsche Forstwissenschaftler<br />

undWildbiologe leitet<br />

zusammen mit seiner Frau Barbara<br />

die Fundatia Conservation Carpathia<br />

(FCC). Die Stiftung hat das<br />

Ziel, im Zentrum Rumäniens den<br />

größten Wald-Nationalpark Europas<br />

zu schaffen –ein Schutzgebiet von<br />

mehr als 250000 Hektar, etwa zehnmal<br />

größer als etwa der Nationalpark<br />

Bayerischer Wald.<br />

Werdurch die Einsamkeit der Fagaras-Berge<br />

wandert, mag tagelang<br />

keinem Menschen begegnen. Dagegen<br />

stehen die Chancen gut, auf Bären-<br />

oder sogar Wolfsspuren zu stoßen.<br />

Wasfür Touristen wie ein vom<br />

Menschen unangetastetes Naturparadies<br />

wirkt, ein seit Jahrhunderten<br />

vergessener Wald, ist jedoch in<br />

Wahrheit eine Wildnis in Gefahr.<br />

In den 2000er-Jahren wurden in<br />

Rumänien mehrere Tausend Quadratkilometer<br />

Land aus Staatsbesitz<br />

an die Bevölkerung zurückgegeben.<br />

Viele der neuen Waldbesitzer hatten<br />

jedoch nur wenig Bezug zu ihrem Eigentum.<br />

So kauften Holzhändler ihnen<br />

für wenig Geld riesige Flächen<br />

ab und ließen sie roden. Eine regelrechte<br />

Mafia entwickelte sich und<br />

vermachte –gedeckt durch korrupte<br />

Politiker –das Holz an inländische<br />

Holzeinschlagunternehmen und<br />

ausländische Konzerne.<br />

Abertausende Hektar Wald wurden<br />

vor allem zwischen 2005 und<br />

2010 in den Karpaten illegal gerodet.<br />

„Wir waren schockiert, dass kein<br />

Mensch etwas unternommen hat“,<br />

sagt Promberger. Die FCC konnte<br />

den Holzeinschlag in dem vonihnen<br />

kontrollierten Gebieten inzwischen<br />

weitgehend aufhalten. Andernorts<br />

Wandernauf eigene Gefahr:Inden Karpaten ist der Braunbär noch zahlreich.<br />

Kapitaler Geweihträger:Der „Karpatenhirsch“ gilt bei Jägernals Top-Trophäe.<br />

geht der Kahlschlag weiter.Die Kontrollen<br />

der staatlichen Behörden<br />

funktionieren oft nicht, die Verantwortlichen<br />

sehen weg oder sind<br />

selbst an dem Geschäft beteiligt.<br />

Die Prombergers fanden auch<br />

viele Unterstützer.<br />

Einer von ihnen<br />

ist Hansjörg<br />

Wyss,der mit Medizintechnik<br />

reich wurde und<br />

nun weltweit Naturschutzprojekte<br />

fördert. Der<br />

Milliardär hatte<br />

gleich größere<br />

Pläne: Am besten<br />

das gesamte Fagaras-Gebirge<br />

mit den höchsten<br />

SLOWAKEI<br />

UNGARN<br />

POLEN<br />

Fagaras-Berge<br />

SERBIEN<br />

Gipfeln Rumäniens sollte zum<br />

Schutzgebiet werden.<br />

Bisheute wurden mehr als 23 000<br />

Hektar Land aufgekauft. Die Ranger<br />

der Stiftung überwachen weitere<br />

30 000 Hektar. Sieben Quadratkilometer,<br />

die bereits abgeholzt worden<br />

waren, wurden wieder aufgeforstet,<br />

mehr als zwei Millionen Bäume gepflanzt.<br />

In Rumänien soll, so hoffen<br />

es die Umweltschützer um die Prom-<br />

bergers, irgendwann einmal ein europäisches<br />

Yellowstone entstehen.<br />

„Yellowstone ist ein Symbol, eine<br />

Ikone“, sagt Promberger. „Amerika<br />

und Afrika haben solche Nationalparks,die<br />

wirklich jeder kennt. In Europa<br />

sticht jedoch<br />

keiner heraus.“ In<br />

UKRAINE den Karpaten<br />

sieht der Biologe<br />

das Potenzial für<br />

ein riesiges Wildnisgebiet,<br />

in dem<br />

RUMÄNIEN<br />

die Natur das Sagen<br />

hat. „In zwei<br />

Bukarest oder drei Jahren<br />

ist das nicht zu<br />

Karpaten<br />

100 km<br />

BLZ/HECHER<br />

schaffen“, sagt<br />

Promberger, aber<br />

ja vielleicht in 20.“<br />

Ein Ausflug in<br />

das Stramba-Tal, nicht weit vom Hof<br />

der Prombergers gelegen, gibt einen<br />

Eindruck vonder einzigartigen biologischen<br />

Vielfalt, die der künftige Park<br />

bewahren soll. Durchdas vonMischwald<br />

gerahmte Wiesental plätschert<br />

ein Flüsschen. Auf das dumpfe Quaken<br />

der Gelbbauchunken und das<br />

knarrende Rufen der Wachtelkönige<br />

antwortet der Kuckuck vom nahen<br />

Waldrand. Herrmann Kurmes sucht<br />

mit dem Fernglas den Waldrand ab.<br />

Der Siebenbürger Sachse hat im<br />

Stramba-Tal unzählige Male nach seltenen<br />

Vogelarten Ausschau gehalten.<br />

„Wenn wir Glück haben, erwischen<br />

wir auch einen Schreiadler oder<br />

Neuntöter“, sagt er.Kurmeswar einer<br />

der Initiatoren der rumänischen Vereinigung<br />

für Ökotourismus und ein<br />

Pionier für Naturreisen in den Karpaten.<br />

Wiedehopf, Wespenbussard, Habichtskauz<br />

–inMitteleuropa allesamt<br />

längst selten gewordene Vogelarten –<br />

hier lassen sie sich immer noch häufig<br />

blicken.<br />

Schreiadler und Neuntöter<br />

Die meisten Touristen kommen jedoch<br />

wegen der Braunbären. Am<br />

Ende des Tals, woder Wald immer<br />

näher an das Flüsschen rückt und es<br />

schließlich fast ganz verschluckt,<br />

werden sie regelmäßig gesichtet.<br />

„Am Anfang sagten die Leute: Ihr<br />

seid verrückt“, erzählt Kurmes.Als er<br />

Ende der Neunziger gemeinsam mit<br />

seiner Frau begann, Wanderungen<br />

auf den Spuren derWölfe,Bären und<br />

Luchse anzubieten, glaubten sie<br />

beide selbst noch nicht so richtig an<br />

den Erfolg. Es waren die Prombergers,die<br />

sie dazu motivierten.<br />

„Der Wolf gilt für viele hier noch<br />

immer als Hauptfeind desMenschen.<br />

Bären waren in der Ceausescu-Zeit<br />

die größten Devisenbringer durch die<br />

Trophäenjagd“, sagt Kurmes. „Das<br />

macht es schwer,einem Schäfer oder<br />

Jäger den Nutzen vonÖko-Tourismus<br />

zu erklären.“ Aus der Idee wurde<br />

trotzdem ein Erfolgskonzept. „Irgendwann<br />

haben die Leute verstanden:<br />

Zum Bergwandern können sie<br />

auch nach Österreich oder in die<br />

Schweiz“, sagt Kurmes,„die Chance,<br />

Wölfe oder Bären zu sehen, haben sie<br />

jedoch nur hier.“<br />

Demnächst soll das Carpathia-<br />

Schutzgebiet dem Yellowstone noch<br />

ähnlicher werden. Während dort Bisons<br />

die Touristen locken, sollen in<br />

den Fagaras-Bergen ihre eurasischen<br />

Verwandten wieder durch die<br />

Wälder streifen: Wisente.Die zotteligen<br />

Urrinder, die größten LandsäugetiereEuropas,waren<br />

in Rumänien<br />

spätestens im 19. Jahrhundert ausgestorben.<br />

„In den nächsten fünf<br />

Jahren sollen 75 Tiere indie Wildnis<br />

zurückkehren“, sagt Promberger.<br />

Und wäre damit seinem Ziel, eine<br />

„echteWildnis“ einzurichten, wieder<br />

ein Stückchen näher gekommen.<br />

Mindestens hundertTote<br />

durch Monsun-Regen<br />

Beitagelangem heftigen Monsun-<br />

Regen und Überschwemmungen<br />

sind im Nordosten Indiens mindestens<br />

hundertMenschen ums Leben<br />

gekommen. Im Bundesstaat Uttar<br />

Pradesh seien seit Freitag 63 Tote<br />

und im Nachbarstaat Bihar weitere<br />

27 Todesopfer gemeldet worden,<br />

teilten die Behörden am Montag mit.<br />

Nach Angaben des Wetterdienstes<br />

dürfte der ungewöhnlich starke<br />

Monsun in insgesamt 15 Bundesstaaten<br />

noch weiterevier bis fünf<br />

Tage anhalten. Allein im Juli starben<br />

in Indien, Nepal, Bangladesch und<br />

Pakistan mindestens 650 Menschen<br />

durch den Monsun. (AFP)<br />

Sportgeschäft in Auckland<br />

zeigt ungewollt Pornos<br />

In der Fußgängerzone vonNeuseelands<br />

größter Stadt Auckland hat ein<br />

Sportgeschäft amWochenende ungewollt<br />

stundenlang Pornos gezeigt. Die<br />

Sex-Szenen waren eine ganzeNacht<br />

lang auf großen Bildschirmen über<br />

dem Eingang zu sehen. Nach einem<br />

Bericht der <strong>Zeitung</strong> NewZealand Herald<br />

am Montag wurde dieVorführung<br />

erst gestoppt, als die ersten Angestellten<br />

zur Arbeit kamen.Vermutet<br />

wird, dass sich jemand durch einen<br />

Hacker-Angriff Zugang zum internen<br />

Videosystem verschaffte und die Bilder<br />

aufspielte. (dpa)<br />

Beschlagnahmte Luxusautos<br />

in der Schweiz versteigert<br />

Wurde auch versteigert: ein extrem seltener<br />

Lamborghini Veneno Roadster. DPA<br />

Ferraris,Lamborghinis,Bentleys und<br />

ein Maserati: In der Schweiz sind 25<br />

beschlagnahmte Luxusautos des<br />

Sohns des Präsidenten vonÄquatorialguinea<br />

versteigertworden. DieAuktion<br />

brachte am Sonntag 21,6 Millionen<br />

Euro ein, wiedas Auktionshaus<br />

Bonhams mitteilte.Die Schweizer<br />

Justiz hatte die Luxuskarossen 2016<br />

im Zuge vonKorruptionsermittlungen<br />

gegenTeodorin Obiang beschlagnahmt.<br />

Er soll Staatsgelder veruntreut<br />

haben, um seinen luxuriösen Lebensstil<br />

zu finanzieren. DerErlös der Auktion<br />

soll an Hilfsorganisationen fließen,<br />

die sich in Äquatorialguinea engagieren.<br />

(AFP)<br />

Mini-Elefant musste<br />

eingeschläfertwerden<br />

Dasacht Monate alte Elefantenkalb<br />

BenLòng im ZooLeipzig ist tot. Der<br />

seit geraumer Zeit erkrankte kleine<br />

Bulle wurde am Montagvormittag<br />

eingeschläfert, wie der Tierparkmitteilte.Trotz<br />

intensiver medizinischer<br />

Behandlung sei das Tier zunehmend<br />

schwächer geworden und am<br />

Schluss nicht mehr aufgestanden.<br />

„UnsereMittel waren angesichts der<br />

Laborwertebegrenzt“, sagte Zoodirektor<br />

JörgJunhold. „Aber wir haben<br />

alles Erdenkliche getan, um ihn zu<br />

stabilisieren und haben bis zum<br />

Schluss gehofft, dass er es schafft.“<br />

BenLòng war am 25. Januar zur Welt<br />

gekommen. Da Mutter Hoaihn nicht<br />

annahm, kümmerten sich Ziehmutter<br />

Don Chung sowie die „Tanten“<br />

Rani und Trinh um ihn. (dpa)

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