audimax ING. 9/10-2019 - Karrieremagazin für Ingenieure

SPEZIALCHEMIE
TOTAL SPEZIAL
ALS CHEMIEINGENIEUR IN DER SPEZIALCHEMIE: ALLES RUND UM CHANCEN, GEHALT & CO.
TECHNIK + CHEMIE
BIST DU GEEIGNET?
Was machen eigentlich Chemieingenieure in der Spezialchemie? Sie
beschäftigen sich mit allen chemischen Prozessen, die zusammen mit
Disziplinen wie Physik und Mathematik in der Ingenieurwelt zum Einsatz
kommen. Dabei stellen sie mithilfe unterschiedlicher chemischer
Verfahren Materialien und Werkstoffe für die gesamte Industrie her. Sie
entwickeln essenzielle Produkte wie Medikamente, Reinigungsmittel,
Duschgel, Lacke, Düngemittel, Kunst- oder Konservierungsstoffe.
Du siehst dich selbst als eine Verbindung zwischen Technik und Chemie?
Du bist von der Chemie genauso fasziniert wie von Mathe und
Physik? Dann fehlen nur noch Soft Skills wie Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke
und Neugier, und schon ist der Grundstein für eine
Karriere als Chemieingenieur in der Spezialchemie gelegt. Übrigens:
Die Chemische Industrie ist eine international geprägte Branche. Gute
Englischkenntnisse sind also in jedem Fall ein Pluspunkt.
GEHALT IN DER SPEZIALCHEMIE
DAS VERDIENST DU
Gute Fachkräfte sind gerade im MINT-Bereich sehr begehrt, zu dem
auch die Spezialchemie gehört. Dementsprechend darfst du dich hier
auf ein ordentliches Gehalt freuen. Als Masterand kannst du bei deinem
Einstieg mit einem durchschnittlichen Lohn von 57.000 Euro brutto im
Jahr rechnen, mit einiger Berufserfahrung klettert er auf etwa 65.000
Euro. Nach der Ausbildung als chemisch-technischer Assistent winken
übrigens erstmal nur 40.800 Euro. Das Studium lohnt sich also!
Denn mit einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt von 50.000 Euro
im Jahr gehörst du als Chemiker zu den Spitzenverdienern unter den
Naturwissenschaftlern.
Übrigens wirkt sich auch der Standort des Unternehmens auf dein Gehalt
aus. Während Chemieingenieure in Hessen, Baden-Württemberg
und Bayern überdurchschnittlich gut entlohnt werden, gibt es in Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt und Brandenburg noch Luft
nach oben.
PETRA ANNI ANGERMANN, SALES MANAGERIN BEI BIESTERFELD, GIBT EINBLICKE
»EIN ALLTAG OHNE SPEZIALCHEMIE WÄRE UNDENKBAR«
Frau Angermann, wie schaut Ihr typischer Arbeitstag aus?
Ich arbeite als Sales Managerin für das Segment ›Personal Care‹ bei Biesterfeld
und betreue unsere Kunden bei anwendungstechnischen Fragen.
Mein Kundenkreis setzt sich aus sämtlichen Bereichen der Personal-
Care-Industrie zusammen: angefangen bei Herstellern von Haarkosmetik
und Hautpflege über Aerosole und Feuchttücher bis hin zu dekorativer
Kosmetik. Einen typischen Arbeitstag gibt es bei mir nicht, da
ich häufig bei den Kunden vor Ort bin. Dort sprechen wir über die laufenden
Projekte sowie neue Rohstoffe und erörtern gemeinsam, welche
Stoffe sich für bestimmte kosmetische Anwendungen am besten eignen.
Wozu braucht es Spezialchemie überhaupt?
Spezialchemie begegnet uns täglich: Ob im Medizinbereich, in Klebstoffen
sowie Lacken und Beschichtungen, in Kosmetik- und Elektronikprodukten
oder in der Lebensmittelindustrie. Ein Alltag ohne Spezialchemie
wäre undenkbar. Spannend ist, dass Spezialchemikalien fast immer
für besondere Anwendungen und kundenspezifische Anforderungen
hergestellt werden. Wenn ich mit einem Kunden beispielsweise Eyeliner,
Haarfarbe oder Aerosole entwickle, erfordert das den Einsatz bestimmter
Spezialchemikalien.
Welche Aufgabe finden Sie derzeit besonders spannend?
Ich schätze vor allem das gemeinsame Arbeiten mit meinen Kollegen, da
viele unterschiedliche Blickwinkel und Erfahrungen einfließen. Ebenfalls
spannend ist, dass ich mich im direkten Kontakt mit den Kunden
immer wieder neu justieren und auf die verschiedenen Kundenbedürfnisse
und -anforderungen einstellen muss. Besondere Freude bereitet es
mir, den Entwicklungsprozess eines Produktes mitzuverfolgen. Zu sehen,
wie aus einer gemeinsam erarbeiteten Idee mit Hilfe meines Knowhows
und meiner Beratung ein Marktprodukt wird, das tatsächlich gekauft
und angewandt wird und das Verkaufserfolge am Markt erzielt, ist
ein tolles Gefühl.
An welches Projekt erinnern Sie sich besonders gerne?
Einer meiner Kunden suchte spezielle ›Aromatic Extracts‹, also duftende
Pflanzenextrakte, die einem kosmetischen Produkt einen besonderen
Vanilleduft verleihen sollten. Die Herausforderung war, dass dieser Duft
besondere regulatorische und sensorische Anforderungen erfüllen
musste. Ich habe bei einem unserer Lieferanten Proben angefordert und
wir haben den Duft so weiterentwickelt, dass der Kunde ihn schließlich
im Endprodukt nutzen konnte. Der gesamte Entwicklungsprozess dauerte
elf Monate. Mittlerweile ist dieser Duft offiziell verfügbar und wird
in unterschiedlichen Produkten eingesetzt. Das macht mich sehr stolz.
Welche Fähigkeiten sollten Absolventen für den Einstieg in Ihre Branche
mitbringen?
Sie sollten die notwendige Flexibilität haben, sich auf neue Anfragen
und Projekte einzulassen, sowie eine große Portion Geduld und Kreativität
mitbringen. Ich habe immer sehr gerne mit Menschen zusammengearbeitet
und bei Biesterfeld habe ich zusätzlich die Möglichkeit,
projektbezogen und eigenständig zu arbeiten. Zu guter Letzt gehört natürlich
auch ein gutes Gespür für Trends und Marktentwicklungen dazu.
Text: Kirsten Borgers | Quelle: get-in-engineering.de | Foto: Biesterfeld | Illustrationen: vecteezy.com
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