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LEO November / Dezember 2019

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FILM<br />

FOTOS: SALZGEBER<br />

KINO<br />

Stéphane Riethausers<br />

MADAME<br />

Schwule, queere Menschen,<br />

mögen starke Frauen, einst<br />

auch aus Mangel an Vorbildern aus<br />

den eigenen Reihen, die aus von<br />

CIS-Männern gemachten Genderkonventionen<br />

und Schubladen ausbrechen.<br />

Das ändert sich natürlich<br />

seit einiger Zeit dank Elton John,<br />

Klaus Wowereit, Years & Years, Sam<br />

Smith und Rosa von Praunheim.<br />

Die Oma von Filmemacher Stéphane<br />

Riethauser war so eine Frau. In der Schweiz<br />

in den 1920er-Jahren befreite sie sich aus<br />

der – arrangierten – Ehe und ging ihren eigenen<br />

Weg als erfolgreiche Geschäftsfrau.<br />

In einer Zeit, als die Frau noch den Mann<br />

um Erlaubnis fragen musste, als Frauen<br />

etwa in der Schweiz nicht wählen durften,<br />

stand sie für ihre Rechte ein.<br />

Der Film „Madame“ ist aber nicht nur eine<br />

Verbeugung vor der Patriarchin Caroline,<br />

die, so hieß es, eine schlechte Mutter war.<br />

Es ist auch die Geschichte des Comingouts<br />

ihres Enkels Stéphane, der erst<br />

unbedingt so sein möchte, wie es die<br />

Familie will. Der Film verbindet anhand<br />

privater Aufnahmen das Porträt einer<br />

emanzipierten Dame mit dem filmischen<br />

Selbstporträt eines Mannes im und nach<br />

dem Coming-out. Die Urlaube an der Côte<br />

d’Azur, als der Enkel nur ein verwöhnter<br />

und reicher Junge ist, treffen auf Bilder<br />

einer „einsamen Prinzessin“ im hohen<br />

Alter, die die Familie regiert. Ein unterhaltsames,<br />

starkes und schön privates<br />

Doppelporträt, das man sehen sollte – sei<br />

es, dass man seine Oma vermisst, seine<br />

Mutter schätzt oder weil man verstehen<br />

will, wie stark auch heute noch scheinbar<br />

längst überholte Stereotypen das Leben<br />

prägen. Ab <strong>Dezember</strong> ist der Film im Kino<br />

zu sehen. *rä<br />

www.salzgeber.de

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