Berliner Zeitung 01.11.2019
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Machtmissbrauch am Theater: ein <strong>Berliner</strong> Fall – Feuilleton Seite 22<br />
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Seite 10<br />
-1°/8°<br />
Sonne und Wolken<br />
Wetter Seite 2<br />
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Freitag,1.November 2019 Nr.254 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Noch einTag bis zum Derby: Erfolgserlebnisse im DFB-Pokal<br />
Sport Seite 20<br />
Franz Beckenbauer<br />
Lichtund<br />
Schattengestalt<br />
VonMaik Rosner<br />
Franz Beckenbauer<br />
ist mit neuen<br />
Vorwürfen konfrontiert.<br />
Wer Franz Beckenbauer zuletzt<br />
auf einem seiner seltenen öffentlichen<br />
Auftritte beobachtete, erlebte<br />
nicht jene nonchalante Lichtgestalt,<br />
die er lange abgab.Jedenfalls<br />
äußerlich. Deutlich gealtert wirkte<br />
Beckenbauer, 74, seine dünne<br />
Stimme verstärkte diesen Eindruck.<br />
Gesundheitliche Probleme plagen<br />
ihn schon länger. Operationen an<br />
Hüfte und Herz<br />
hat er hinter<br />
sich, einen Augeninfarkt.<br />
„Seid’s mir<br />
also nicht böse,<br />
wenn ich einen<br />
von euch nicht<br />
sehe und ihn<br />
umrenne“, witzelte<br />
Beckenbauer<br />
im Sommer.<br />
Zumindest<br />
das war noch typisch für ihn.<br />
Bald hieß es, sein Zustand habe<br />
sich dramatisch verschlechtert, sein<br />
Erinnerungs- und Urteilsvermögen<br />
sei sehr beeinträchtigt. Laut Attesten<br />
sei für ihn jede Aufregung lebensgefährlich<br />
und eine Befragung durch<br />
die Schweizer Bundesanwaltschaft<br />
zu den ominösen Geldflüssen in<br />
Höhe von6,7 Millionen Euro im Zuge<br />
der Vergabe der WM 2006 nicht möglich.VomVerfahren<br />
gegen vier andere<br />
ehemalige DFB- und FIFA-Funktionäre<br />
wurde seines abgetrennt. Im<br />
April 2020 könnte die Causa wegen<br />
Verjährung für ihn überstanden sein.<br />
Jetzt fällt ein weiterer Schatten<br />
auf ihn, wenngleich die Vorwürfe zunächst<br />
mit Vorsicht zu betrachten<br />
sind. Angeblich soll sein langjähriger<br />
Wegbegleiter Fedor Radmann Beckenbauers<br />
Stimme für die WM-Vergabe<br />
2018 zum Kauf angeboten haben:<br />
Für drei Millionen Euro zuzüglich<br />
eineinhalb Millionen Euro,<br />
wenn Russland den Zuschlag erhält.<br />
Radmanns Anwalt bezeichnete dies<br />
als eindeutig falsch.<br />
Beckenbauers Image aber leidet<br />
weiter. Lange galt er als Glückskind<br />
des deutschen Fußballs. Geboren in<br />
Münchens Arbeiterviertel Giesing<br />
stieg er beim FC Bayern und in der<br />
Nationalmannschaft zum eleganten<br />
Weltmann des Fußballs auf. Zum<br />
„Kaiser“, dem auch nach der aktiven<br />
Karriere alles zuzufliegen schien, als<br />
Teamchef der Weltmeister-Elf von<br />
1990, als OK-Chef 2006. Wegen seiner<br />
gewinnenden Art sah ihm das Publikum<br />
manche Fehltritte nach. Doch<br />
mittlerweile wird erauch als Schattengestalt<br />
wahrgenommen. Gut geht<br />
es Beckenbauer damit nicht.<br />
Gestatten, Giffey<br />
Ministerin Franziska Giffey behält ihren<br />
Doktortitel und bleibt in der Politik. Wird<br />
sie nun zur Gefahr für Michael Müller?<br />
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Familienministerin Franziska Giffey(SPD): Washat sie, wasernicht hat? Und will sie werden, waserist?<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Es war ein kluger Schritt,<br />
dass Familienministerin<br />
Franziska Giffey (SPD) angeboten<br />
hatte, von ihrem<br />
Amt als Familienministerin zurückzutreten,<br />
sollte ihr der Doktortitel<br />
aberkannt werden. Denn dieser Zug<br />
wurde der 41-Jährigen hoch angerechnet:<br />
Souverän, klar,nicht um jeden<br />
Preis an der Macht hängend. Sie<br />
ist am Mittwoch mit einer Rüge davongekommen,<br />
darf ihren Doktor<br />
behalten. Die Plagiatsvorwürfe sind<br />
vomTisch.<br />
Mit ihrem Rücktrittsangebot hat<br />
sie Druck herausgenommen. Zum<br />
einen. Denn jetzt, wo die Entscheidung<br />
klar ist, hat Giffey, die ohnehin<br />
schon hohes Ansehen innerhalb der<br />
Partei und über diese hinweg genießt,<br />
noch einmal mehr an Stärke<br />
gewonnen. Unddamit könnte sie für<br />
den Regierenden Bürgermeister und<br />
SPD-Landeschef, Michael Müller,<br />
zur Gefahr werden. Kann, soll, wird<br />
und möchte Giffey Müller beerben?<br />
In beiden Ämtern? Oder nur in einem?<br />
In welchem? Diese Fragen stehen<br />
nun wieder im Raum.<br />
Giffey ist Bundesministerin. Und<br />
sie betonte das in der Vergangenheit<br />
–vor allem, wenn sie gefragt wurde,<br />
ob sie sich vorstellen könnte,die angeschlagene<br />
<strong>Berliner</strong> SPD zu retten.<br />
DieSPD-Umfragewerte sind miserabel.<br />
Die Partei ist gespalten. Müller<br />
gilt als angezählt. Ob er als Spitzenkandidat<br />
die SPD 2021 in die Abgeordnetenhauswahl<br />
führen wird, ist<br />
kaum abzusehen. 2018 wurde Müller<br />
zwar im Landesverband mit 64,9<br />
Prozent bestätigt – 2016 waren es<br />
aber noch 81,7 Prozent.<br />
Auch vor der Doktortitel-Debatte<br />
schielten nicht wenige aus der <strong>Berliner</strong><br />
SPD schon auf Giffey, die Frau<br />
aus dem Osten, die Ex-Bezirksbürgermeisterin<br />
in Neukölln, der man<br />
die Attribute „bürgernah“, „sympathisch“<br />
und„zupackend“ zuschreibt.<br />
Wirkliche Nachfolger oder Nachfolgerinnen<br />
für Müller sind nicht in<br />
Sicht. Der Fraktionsvorsitzende<br />
Raed Saleh hat ebenso wie Müller<br />
keine klare Mehrheit hinter sich.<br />
Dass Giffey nun unbeschadet ihrem<br />
Doktor-Dilemma entkommen<br />
konnte, belebt die Diskussion um<br />
ihrePersonalie nun wieder.<br />
Denn über Giffey verliert kaum<br />
einer in der SPD ein schlechtes Wort.<br />
Im Gegenteil: Hochgeschätzt, angesehen,<br />
klare Sprache, so sehen sie<br />
viele Genossen. Doch passt Giffey,<br />
die eher dem konservativen Flügel<br />
der SPD zugeordnet wird, zur <strong>Berliner</strong><br />
SPD? Einem linken Landesverband,<br />
bei dem sich erst vergangenen<br />
Sonnabend beim Parteitag rund 40<br />
„Franziska Giffey genießt<br />
in der gesamten <strong>Berliner</strong> SPD über die Lager<br />
hinweg Respekt. Ich kenne viele,<br />
die in ihr eine Hoffnungsträgerin sehen.“<br />
ClaraWest, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der <strong>Berliner</strong> SPD im Abgeordnetenhaus<br />
Prozent der Delegierten für die Enteignung<br />
großer Wohnungsunternehmen<br />
aussprachen? Giffey bezog<br />
dort klare Position: Ein völlig falsches<br />
Signal sei es,das aus Berlin gesendet<br />
würde, würde man sich hier<br />
für die Enteignung aussprechen. Das<br />
ist zwar auch Müllers Linie, aber es<br />
scheint so, als ob man bei Giffey in<br />
Anbetracht des Mangels an Nachfolgern<br />
über Widersprüche zur eigentlich<br />
linken Ausrichtung der Partei<br />
eher hinwegsieht. Vielleicht aber erkennen<br />
auch einige, dass der Links-<br />
IMAGO IMAGES<br />
drall der Partei nicht zu den gewünschten<br />
Erfolgen geführthat.<br />
„Franziska Giffey genießt in der<br />
gesamten <strong>Berliner</strong> SPD über die Lager<br />
hinweg Respekt. Ich kenne viele,<br />
die in ihr eine Hoffnungsträgerin sehen“,<br />
sagt zum Beispiel die stellvertretende<br />
Fraktionsvorsitzende Clara<br />
West – eine Linke aus der Partei.<br />
Auch Daniel Buchholz, SPD-Mitglied<br />
im Abgeordnetenhaus, sagt,<br />
dass Giffey ein „echtes Naturtalent“<br />
sei, die noch eine große Zukunft vor<br />
sich habe. „Auf Bundes- oder aber<br />
auch auf <strong>Berliner</strong> Landesebene“, bemerkt<br />
er. Und von Ina Czyborra,<br />
stellvertretende SPD-Landesvorsitzende,<br />
heißt es: Giffey repräsentiere<br />
einen Teil der Partei. Siestehe für etwas.<br />
„Aber es ist nicht so, dass die<br />
SPD auf die Entscheidung der FU gewartet<br />
hat, damit wir die Personalien<br />
jetzt neu diskutieren. Für solche Debatten<br />
ist es zu früh“, sagte sie.<br />
So oder so: Giffey kann gelassen in<br />
ihre Zukunft blicken. Ob im Bund<br />
oder im Land. Falls sie wirklich den<br />
Chefsessel im Roten Rathaus anstrebt,<br />
müsste die SPD bis zur Wahl<br />
ihre Zahlen polieren. Vielleicht<br />
braucht die SPD sie daher weit vorder<br />
Wahl. Auch Müller äußerte sich am<br />
Donnerstag:„Ich freue mich für Franziska<br />
Giffey,dass sie nun Klarheit hat<br />
und engagiert weiter ihren Aufgaben<br />
als Bundesministerin nachgehen<br />
kann.“ Kommentar Seite 8<br />
Kongress treibt<br />
Amtsenthebung<br />
Trumps voran<br />
US-Repräsentantenhaus<br />
legt Verfahrensregeln fest<br />
Erstmals seit Beginn der Ermittlungen<br />
für ein mögliches Amtsenthebungsverfahren<br />
gegen US-Präsident<br />
Donald Trump hat sich das<br />
Repräsentantenhaus in einem förmlichen<br />
Beschluss hinter die Untersuchungen<br />
gestellt. Die Kongresskammer<br />
votierte am Donnerstag mit den<br />
Stimmen der Demokraten mehrheitlich<br />
für eine Resolution, die Regeln<br />
für die weiteren Untersuchungen<br />
festlegt und unter anderem öffentliche<br />
Zeugenanhörungen ermöglicht.<br />
Die Republikaner<br />
stimmten dagegen.<br />
Bei dem Votum handelte es sich<br />
nicht um eine Abstimmung über die<br />
Eröffnung eines sogenannten Impeachment-Verfahrens<br />
gegen<br />
Trump. Diese erfolgt erst nach Abschluss<br />
der Ermittlungen – sofern<br />
aus Sicht der Abgeordneten genug<br />
Belege für ein schwerwiegendes<br />
Fehlverhalten Trumps vorliegen.<br />
DasVotum galt aber als wichtiger<br />
Stimmungstest. Damit werden die<br />
Ermittlungen auf eine neue Ebene<br />
gehoben, weil künftig Zeugenanhörungen<br />
öffentlich abgehalten werden<br />
können. Trump schrieb auf<br />
Twitter direkt nach dem Beschluss<br />
erneut von der „größten Hexenjagd<br />
in der amerikanischen Geschichte“.<br />
DieVorsitzende des Repräsentantenhauses,<br />
die Demokratin Nancy<br />
Pelosi, betonte, Impeachment-Ermittlungen<br />
gegen den Präsidenten<br />
zu führen, sei ernst und für die Demokraten<br />
keineswegs ein Grund zur<br />
Freude. „Dies ist ein trauriger Tag.“<br />
Doch die Demokratie des Landes<br />
stehe auf dem Spiel. Die Demokraten<br />
werfen Trump vor, sein Amt<br />
missbraucht zu haben, um die ukrainische<br />
Regierung dazu zu bewegen,<br />
sich zu seinen Gunsten in den US-<br />
Wahlkampf einzumischen. (dpa)<br />
PolitikSeite 4<br />
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2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019<br />
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Tagesthema<br />
Am Donnerstag gab Werner<br />
Henning noch mal ein Interview<br />
– diesmal im<br />
Deutschlandfunk. Und er<br />
gab dort erneut etwas Unerhörtes<br />
von sich. Der 63-jährige Landrat des<br />
katholischen Eichsfeldes am<br />
Ostrand Thüringens sprach sich für<br />
eine Zusammenarbeit mit der Linken<br />
aus.Unerhörtdeshalb,weil Henning<br />
schon als Abiturient Mitglied<br />
der (Ost-)CDU wurde –und blieb.<br />
Nach Lage der Dinge könnten<br />
Linke und Christdemokraten sich einigen,<br />
sagte er also, vier Tage nach<br />
der Landtagswahl. Sie könnten Geschäftsfelder<br />
aufteilen und verlässliche<br />
Verträge herstellen. Sein Erleben<br />
von Ministerpräsident Bodo Ramelow<br />
über die letzten Jahre lasse eine<br />
solche Hoffnung jedenfalls zu, findet<br />
Henning. So oder so sei es nicht hinnehmbar,<br />
Linkspartei und AfD in einem<br />
Atemzug als radikale Ränder zu<br />
bezeichnen. Henning muss es wissen.<br />
Denn in Heiligenstadt wohnt<br />
auch Björn Höcke, radikaler Vorsitzender<br />
der Thüringen-AfD.<br />
Die politische Lage in Thüringen<br />
ist nach dem Urnengang kräftig in<br />
Bewegung geraten. Wo das alles endet,<br />
ist längst nicht ausgemacht.<br />
Auf der einen Seite haben in der<br />
CDU Debatten begonnen – wenn<br />
auch sehr zaghaft. Debatten darüber,wie<br />
man es mit der Linken halten<br />
soll. Dasist ein bemerkenswerter<br />
Vorgang, zumal wenn man noch vor<br />
Augen hat, dass der damalige und inzwischen<br />
verstorbene CDU-Generalsekretär<br />
Peter Hintze 1994 die<br />
sprichwörtlichen roten Socken plakatieren<br />
ließ, um vor der Nachfolgepartei<br />
der SED und derVorläuferpartei<br />
der Linken zu warnen: vor der<br />
PDS. Ein Parteitagsbeschluss<br />
schließt einen Pakt bis heute aus.<br />
Zu der von Henning gebilligten<br />
Zusammenarbeit, mit der sich dem<br />
Vernehmen nach höchstens ein<br />
Fünftel der Landes-CDU anfreunden<br />
könnte, dürfte es mithin kaum<br />
kommen. Allerdings hat CDU-Landeschef<br />
Mike Mohring angekündigt,<br />
mit Ramelow sprechen zu wollen.<br />
Zuvorhatte der einstige thüringische<br />
Ministerpräsident Bernhard Vogel<br />
(CDU) die Parole ausgegeben: „Erst<br />
kommt das Land, dann die Person<br />
und dann die Partei.“ Sein ehemaliger<br />
sächsischer Amtskollege Kurt<br />
Biedenkopf (ebenfalls CDU) hatte<br />
Kommen sie doch noch irgendwie zusammen? MikeMohring (l.) und Bodo Ramelow<br />
sich mit Blick auf Ramelow freundlich<br />
geäußert. „Er kommt mir vernünftig<br />
vor“, sagte er – und auch,<br />
dass die Linke sich verändert habe.<br />
Selbst Alt-Bundespräsident Joachim<br />
Gauck hatte den Ministerpräsidenten<br />
gewürdigt.<br />
Die Kritiker einer Kooperation<br />
mit der Linken argumentieren entweder<br />
prinzipiell, verweisen also auf<br />
die DDR-Vergangenheit und die programmatischen<br />
Unterschiede zwischen<br />
beiden Parteien. Oder aber sie<br />
argumentieren eher strategisch und<br />
sagen, dass eine Zusammenarbeit<br />
mit Rücksicht auf das eigene Profil<br />
Thüringen<br />
Die CDU sträubt sich gegen eine Regierungsbildung mit den siegreichen Linken.<br />
Aber eine andere Konstellation ist schwer vorstellbar.Die FDPbangt um ihre Mandate.<br />
Nachdenken über das Undenkbare<br />
Sitzverteilung 2019<br />
in Klammern Veränderungen gegenüber<br />
2014, vorläufiges Endergebnis<br />
Grüne<br />
5 (–1)<br />
SPD<br />
8 (–4)<br />
Linke<br />
29<br />
(+1)<br />
90 (91)<br />
Sitze<br />
VonMarkus Decker<br />
CDU<br />
21 (–13)<br />
AfD<br />
22 (+11)<br />
FDP<br />
5 (+5)<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: INFRATEST DIMAP<br />
Bündnisse in Thüringen<br />
Sitze gesamt: 88,<br />
absolute Mehrheit: 45 Sitze<br />
Linke CDU SPD Grüne FDP<br />
21<br />
21<br />
29<br />
29<br />
29<br />
8<br />
8<br />
8<br />
5<br />
5<br />
8<br />
34 Sitze<br />
5<br />
5<br />
5<br />
42 Sitze<br />
39 Sitze<br />
21<br />
47 Sitze<br />
50 Sitze<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: FORSCHUNGSGRUPPE WAHLEN<br />
5<br />
IMAGO IMAGES<br />
und die konservative Wählerschaft<br />
nicht in Betracht komme. ImErgebnis<br />
läuft es auf dasselbe hinaus.<br />
Auf der anderen Seite ist Bewegung<br />
aber auch deshalb entstanden,<br />
weil Mohring das Heft des Handelns<br />
in die Hand zu nehmen versucht. Im<br />
ZDF sagte der 47-Jährige am Mittwochabend:<br />
„Es geht offensichtlich<br />
in Thüringen nur noch mit einer<br />
Minderheitsregierung weiter.“ Allerdings<br />
gebe es neben Rot-Rot-Grün<br />
„noch eine zweite Minderheitsoption“,<br />
eben jene mit SPD, Grünen<br />
und FDP, „ohne die Ränder, ohne<br />
links und rechts“. Das sei „der<br />
stärkste Block“ und„eine Minderheit<br />
in der Mitte“.<br />
FDP-Landeschef Thomas Kemmerich<br />
hält das „für eine mögliche<br />
Lösung“. „Wir haben viele Schnittmengen<br />
mit der CDU. Ich werde<br />
mich mit HerrnMohring treffen, um<br />
diese Möglichkeit auszuloten, und<br />
dann auch mit SPD und Grünen darüber<br />
sprechen“, sagte er. Allerdings<br />
muss die FDP noch um den Einzug<br />
in den Landtag bangen: Bei der andauernden<br />
Prüfung des Wahlergebnisses<br />
soll eine Nachzählung in Weimar<br />
vier Stimmen weniger für die<br />
FDP ergeben haben. Damit läge die<br />
Partei nur noch eine einzige Stimme<br />
über der Fünf-Prozent-Hürde. Das<br />
endgültige amtliche Wahlergebnis<br />
wirdamDonnerstag erwartet.<br />
SPD und Grüne signalisierten<br />
deutliche Skepsis. Sie wollen das<br />
Bündnis mit der Linken fortsetzen.<br />
Der aus Erfurt stammende Parlamentarische<br />
Geschäftsführer der<br />
SPD-Bundestagsfraktion, Carsten<br />
Schneider, sagte: „Die CDU hat die<br />
Wahl verloren. Warum sollte sie den<br />
Ministerpräsidenten stellen?“<br />
Koalition neuen Typs<br />
Sicher ist, dass die langjährige Regierungspartei<br />
CDU nur noch drittstärkste<br />
Partei hinter dem Wahlsieger<br />
Linke und der AfD geworden ist.<br />
Ein Minderheitsbündnis aus CDU,<br />
SPD, Grünen und FDP hätte im<br />
Landtag 39 Sitze, Linke, SPD und<br />
Grüne kämen auf 42 Sitze. Während<br />
in den ersten beidenWahlgängen die<br />
absolute Mehrheit zur Wahl eines<br />
Ministerpräsidenten erforderlich ist,<br />
reicht im dritten die einfache Mehrheit.<br />
Für die Verabschiedung des<br />
Haushalts und vonGesetzen müsste<br />
sich eine Minderheitsregierung jeweils<br />
Stimmen aus anderen Parteien<br />
suchen. Sicher ist, dass Ramelow so<br />
lange im Amt bleibt, bis ein Nachfolger<br />
gewählt ist. Fristen gibt es nicht.<br />
Angesichts dieser komplizierten<br />
Lage wäre die von Henning befürwortete<br />
Zusammenarbeit von Linken<br />
und CDU viel einfacher.Eswäre<br />
eine so nur in Ostdeutschland vorstellbaregroße<br />
Koalition neuen Typs.<br />
Markus Decker<br />
findet, dass neue Zeiten<br />
neue Antworten erfordern.<br />
InThüringen scheint es derzeit unmöglich<br />
zu sein, nach der Landtagswahl<br />
eine Regierung zu bilden,<br />
die von einer Mehrheit der Abgeordneten<br />
unterstützt wird. Daher wird<br />
immer häufiger über eine Minderheitsregierung<br />
spekuliert, die bei Abstimmungen<br />
auf die Unterstützung<br />
anderer Fraktionen angewiesen wäre.<br />
In Deutschland sind Minderheitsregierungen<br />
bislang eher selten<br />
–verglichen etwa mit Skandinavien.<br />
Instabile Verhältnisse wie in der Weimarer<br />
Republik werden von Kritikern<br />
heraufbeschworen. Tatsächlich<br />
existieren auf Bundesebene keine<br />
Erfahrungen, ob eine Regierung<br />
ohne eigene absolute Bundestagsmehrheit<br />
über einen längeren Zeitraum<br />
stabil arbeiten kann. Zwar gab<br />
es bisher vier Minderheitsregierungen<br />
(1962, 1966, 1972 und 1982), sie<br />
waren aber nur für eine kurze Übergangszeit<br />
im Amt, meist als Folge des<br />
Rückzugs eines Koalitionspartners.<br />
Am 17. September 1982 hatte der damalige<br />
Bundeskanzler Helmut<br />
Schmidt die FDP-Minister aus der<br />
Regierung entlassen, weil sich die Liberalen<br />
mit der Union auf die Bildung<br />
einer Koalition geeinigt hatten.<br />
Schmidt führte die Minderheitsre-<br />
Vorbild Höppner<br />
gierung zwei Wochen. Danach<br />
wurde Helmut Kohl durch ein konstruktives<br />
Misstrauensvotum zum<br />
Bundeskanzler gewählt.<br />
AufLänderebene allerdings gibt es<br />
funktionierende Beispiele. Das wohl<br />
bekannteste ist das „Magdeburger<br />
Modell“ in Sachsen-Anhalt. 1994 bildete<br />
Reinhard Höppner von der SPD<br />
eine rot-grüne Minderheitsregierung,<br />
die von der PDS toleriert wurde. Sie<br />
musste sich lediglich der Stimme enthalten,<br />
um der Regierung eine Mehrheit<br />
zu verschaffen. Nachdem die<br />
Grünen 1998 aus dem Parlament flogen,<br />
regierte die SPD mit diesemTole-<br />
Minderheitsregierungen<br />
Reinhard Höppner hat in Magdeburg zwei<br />
Minderheitsregierungen geführt. DPA<br />
rierungsmodell allein bis 2002 weiter.<br />
Über den Regierungsstil sagte Höppner<br />
später:„MitBasta ist da nix.“ Und<br />
er wies auf einen wichtigen Punkt hin:<br />
„Im Grunde braucht man mit einer<br />
Minderheitsregierung nur einen<br />
Haushalt durchzubekommen. Dann<br />
lassen sich auch in Sachfragen Mehrheiten<br />
finden.“<br />
Immerhin 25-mal amtierten Minderheitsregierungen<br />
in den Bundesländern<br />
für eine Übergangszeit –in<br />
Brandenburg, Hamburg, Hessen,<br />
Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,<br />
dem Saarland, Schleswig-Holstein<br />
und in drei Fällen auch in Berlin.<br />
Vonlängerer Dauer war dabei die<br />
Tolerierung des West-<strong>Berliner</strong> CDU-<br />
Senats des Regierenden Bürgermeisters<br />
RichardvonWeizsäcker durch die<br />
FDP vonJuni 1981 bis März1983. Im<br />
März wurde die Zusammenarbeit in<br />
eine formelle Koalition überführt.<br />
Walter Momper stand vonNovember<br />
1990 bis nach der ersten GesamtberlinerWahl<br />
im Januar 1991 an der Spitze<br />
eines SPD-Minderheitssenats. Von<br />
Juni 2001 bis Januar 2002 schließlich<br />
führte Eberhard Diepgen einen CDU-<br />
Minderheitssenat, nachdem die SPD<br />
wegen des Bankenskandals die große<br />
Koalition verlassen hatte. (pi. tms.)<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute klettern die Temperaturen auf 7bis 9Grad. Dazu wechseln sich<br />
Sonne und Wolken ab. Sehr vereinzelt sind die Wolken in der Überzahl.<br />
Der Wind weht schwach bis mäßig aus südöstlichen Richtungen. In der<br />
Nacht bringen viele Wolken verbreitet Regen. Die Tiefsttemperaturen belaufen<br />
sich auf 8bis 5Grad.<br />
Biowetter: Die Wetterlage führt zu<br />
beschleunigtem Stoffwechsel. Menschen<br />
mit niedrigem Blutdruck sind<br />
aktiver als sonst üblich. Ein Aufenthalt<br />
an der frischen Luft regt die -1°/9°<br />
Wittenberge<br />
Durchblutung zusätzlich an.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 57 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 14 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 18 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 54%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 8Grad.<br />
Wind: schwach aus Südost.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
-2°/9° -1°/8°<br />
Luckenwalde<br />
-1°/9°<br />
Prenzlau<br />
-2°/7°<br />
Cottbus<br />
-1°/9°<br />
Sonnabend<br />
Sonntag<br />
Montag<br />
Regen Regen Regenschauer<br />
8°/14° 9°/13° 9°/12°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
-1°/9°<br />
Hoch Oldenburgia zieht nach Osteuropa. Damit ist der Weg frei für ein neues atlantisches<br />
Tief. Esbestimmt das Wetter in West- und Mitteleuropa. Zahlreiche<br />
Wolken bringen Regen und aus Südwesten strömt wieder deutliche mildere Luft<br />
nach Mitteleuropa. Die Kälte wird nach Osten abgedrängt.<br />
Sylt<br />
-1°/9°<br />
Hannover<br />
-1°/10°<br />
Köln<br />
3°/12°<br />
Saarbrücken<br />
4°/12°<br />
Konstanz<br />
7°/14°<br />
Hamburg<br />
-1°/9°<br />
Erfurt<br />
-1°/10°<br />
Frankfurt/Main<br />
3°/11°<br />
Stuttgart<br />
5°/13°<br />
Rostock<br />
-1°/7°<br />
Magdeburg<br />
-1°/11°<br />
Nürnberg<br />
0°/11°<br />
München<br />
6°/15°<br />
Rügen<br />
-1°/7°<br />
Dresden<br />
0°/7°<br />
Deutschland: Heute behalten Wolken<br />
oft die Oberhand. Stellenweise folgt<br />
Regen. Dabei werden während des<br />
Tages 7bis 15 Grad erreicht, nachts<br />
kühlt es dann auf 11 bis 5Grad ab.<br />
Der Wind weht schwach bis mäßig<br />
aus Südost. Morgen gibt es viele<br />
Wolken, etwas Sonne sowie schauerartige<br />
Regenfälle, und die Höchstwerte<br />
pendeln sich bei 12 bis<br />
18 Grad ein. Der Wind weht teilweise<br />
in Böen stürmisch aus Südwest.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 7°-11°<br />
Nordsee: 9°-13°<br />
Mittelmeer: 18°-27°<br />
Ost-Atlantik: 14°-19°<br />
Mondphasen: 04.11. 12.11. 19.11. 26.11.<br />
Sonnenaufgang: 07:02 Uhr Sonnenuntergang: 16:37 Uhr Mondaufgang: 11:58 Uhr Monduntergang: 19:45 Uhr<br />
Lissabon<br />
23°<br />
Las Palmas<br />
26°<br />
Madrid<br />
23°<br />
Reykjavik<br />
4°<br />
Dublin<br />
14°<br />
London<br />
17°<br />
Paris<br />
16°<br />
Bordeaux<br />
18°<br />
Palma<br />
23°<br />
Algier<br />
24°<br />
Nizza<br />
20°<br />
Trondheim<br />
6°<br />
Oslo<br />
3°<br />
Stockholm<br />
7°<br />
Kopenhagen<br />
9°<br />
Berlin<br />
8°<br />
Mailand<br />
14°<br />
Tunis<br />
22°<br />
Rom<br />
19°<br />
Warschau<br />
7°<br />
Wien<br />
9° Budapest<br />
9°<br />
Palermo<br />
20°<br />
Kiruna<br />
-6°<br />
Oulu<br />
-3°<br />
Dubrovnik<br />
19°<br />
Athen<br />
19°<br />
St. Petersburg<br />
3°<br />
Wilna<br />
6°<br />
Kiew<br />
5°<br />
Odessa<br />
8°<br />
Varna<br />
12°<br />
Istanbul<br />
16°<br />
Iraklio<br />
24°<br />
Archangelsk<br />
-4°<br />
Moskau<br />
0°<br />
Ankara<br />
11°<br />
Antalya<br />
22°<br />
Acapulco 34° sonnig<br />
Bali 30° Schauer<br />
Bangkok 28° bedeckt<br />
Barbados 29° heiter<br />
Buenos Aires 22° Schauer<br />
Casablanca 21° heiter<br />
Chicago 2° bewölkt<br />
Dakar 33° sonnig<br />
Dubai 33° sonnig<br />
Hongkong 29° heiter<br />
Jerusalem 19° heiter<br />
Johannesburg 28° bewölkt<br />
Kairo 27° heiter<br />
Kapstadt 29° wolkig<br />
Los Angeles 21° sonnig<br />
Manila 31° bewölkt<br />
Miami 32° Schauer<br />
Nairobi 29° heiter<br />
Neu Delhi 33° heiter<br />
New York 19° sonnig<br />
Peking 17° bewölkt<br />
Perth 18° Regen<br />
Phuket 32° Schauer<br />
Rio de Janeiro 27° wolkig<br />
San Francisco 20° sonnig<br />
Santo Domingo 31° heiter<br />
Seychellen 29° Gewitter<br />
Singapur 31° bewölkt<br />
Sydney 31° sonnig<br />
Tokio 23° sonnig<br />
Toronto 8° wolkig
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 3 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Seite 3<br />
Ein Forensiker untersucht das Cockpit des Lkw,indessen Container 39 Menschen starben.<br />
GETTY IMAGES/LEON NEAL<br />
Es tut mir so leid, Mama und Papa –<br />
so beginnt die Serie der Textnachrichten<br />
von Pham Thi TraMyan<br />
ihre Eltern in Vietnam. „Meine<br />
Reise ins Ausland ist gescheitert. Mama, ich<br />
liebe dich so sehr.“ Dann folgt der erschütternde<br />
Satz der Tochter, inder sie alle Hoffnung<br />
aufgegeben hat: „Ich sterbe, weil ich<br />
keine Luft bekomme.“<br />
Es ist 4.28 Uhr inVietnam und 22.28 Uhr<br />
im Vereinigten Königreich, als die Familie<br />
diese Horror-SMS erreicht. Vier Stunden<br />
später, amfrühen Morgen des 23. Oktober,<br />
und beinahe 10 000 Kilometer entfernt werden<br />
Rettungskräfte in das Industriegebiet in<br />
Grays in der Grafschaft Essex gerufen, um in<br />
einem weißen Lastwagen-Container eine<br />
furchtbare Entdeckung zu machen. Darin<br />
liegen 39 Leichen. 31 Männer und acht<br />
Frauen sind tot, alle erfroren in dem bis zu<br />
minus 25 Grad Celsius kalten Kühlsystem im<br />
Innern des Lkw –ein „Metall-Sarg“, wie Medien<br />
den schalldichten Anhänger später<br />
nannten.<br />
Befand sich die 26-jährige Pham Thi Tra<br />
My unter den Opfern? Zwar ist das von den<br />
Behörden nicht bestätigt, doch die verzweifelte<br />
Familie im fernen Vietnam betrachtet<br />
das für sie so qualvolle Schweigen der Tochter<br />
als Bestätigung genug. Seit den Nachrichten<br />
an jenem Morgen gab es keinen Kontakt<br />
mehr,obwohl die junge Frau sich sonst regelmäßig<br />
während ihres Trips, der sie zunächst<br />
nach China und von dort nach Frankreich<br />
führte,gemeldet hat.<br />
Verschifft in Zeebrügge<br />
Der kalte Tod<br />
Der Leichenfund in einem Lkw in der englischen Grafschaft Essex<br />
bleibt weiterhin rätselhaft.<br />
Wurden die39Menschen, die in dem Container starben und<br />
vermutlich aus Vietnam stammten,<br />
Opfer der Organisierten Kriminalität? Sollten sie von<br />
Menschenschmugglern als Sklaven ins Königreich gebracht werden?<br />
Die Polizei in Großbritannien sowie anderen<br />
Ländern ermittelt, um sowohl die Identität<br />
der 39 Toten zu klären als auch mehr über die<br />
Hintergründe der Tragödie zu erfahren. Sie<br />
stellt sich auf eine „langwierige Untersuchung“<br />
ein, da die Migranten kaum Dokumente<br />
dabei hatten. Sie müssen mithilfe von<br />
Fingerabdrücken, DNA-Proben und körperlichen<br />
Merkmalen wie Narben oder Tätowierungen<br />
identifiziertwerden.<br />
Gegen Maurice Robinson, den 25-jährigen<br />
Fahrer des Lkw mit dem bulgarischen<br />
Kennzeichen, wurde am vergangenen Wochenende<br />
Anklage wegen Totschlags erhoben.<br />
Deraus Nordirland stammende Robinson<br />
hatte den Notruf gewählt, kurznachdem<br />
er um halb eins am frühen Mittwochmorgen<br />
den Container am Hafen Purfleet abgeholt<br />
und im nahen Industriegebiet die Leichen<br />
entdeckt hatte. Der Sattelaufleger war zuvor<br />
vom belgischen Zeebrügge auf die Insel verschifft<br />
worden.<br />
Wann und wo die Menschen in den Lkw<br />
gelangten, ist auch mehr als eine Woche<br />
nach dem schrecklichen Fund unklar. Drei<br />
weitereVerdächtige,ein Mann und eine Frau<br />
aus dem nordwestenglischen Cheshiresowie<br />
ein weiterer Mann aus Nordirland, wurden<br />
vorerst auf Kaution aus der Untersuchungshaft<br />
entlassen.<br />
Die Anklage wirft Robinson, der von<br />
Freunden nur „Mo“ gerufen wird, nicht nur<br />
Totschlag in 39 Fällen, sondern auch Menschenhandel,<br />
Geldwäsche und Verstöße gegen<br />
das Einwanderungsgesetz vor. Am Montag<br />
wurde der Nordire dem Gericht vorgeführt.<br />
Da hieß es, ersei angeblich Teil eines<br />
Netzwerks gewesen, das sich darauf spezialisiert,<br />
illegale Migranten nach Großbritannien<br />
zu schmuggeln.<br />
Wurden die 39 Menschen, die vermutlich<br />
aus Vietnam stammen, Opfer einer Gruppe<br />
der Organisierten Kriminalität? Sollten sie<br />
von Menschenschmugglern als Sklaven ins<br />
Königreich gebracht werden? Gehandelt und<br />
verkauft von Gangs, uminRestaurants oder<br />
Bordellen zu schuften?<br />
Der Fall hat auf der Insel eine Debatte<br />
über moderne Sklaverei entfacht. In dem<br />
Report„Precarious Journeys“, den mehrere<br />
Anti-Sklaverei-Organisationen mithilfe des<br />
britischen Innenministeriums erarbeitet<br />
haben, wirddeutlich, dass von2009 bis 2018<br />
mindestens 3187 Menschen aus Vietnam<br />
als potenzielle Schleuseropfer identifiziert<br />
wurden. Die Dunkelziffer, sobetonen Experten,<br />
dürfte weitaus höher liegen. Laut einem<br />
Bericht der Regierung gehen die Behörden<br />
davon aus, dass zwischen 10 000<br />
und 13 000 Menschen im Königreich in irgendeiner<br />
Form von moderner Sklaverei<br />
feststecken. Diedrittgrößte Gruppe der Opfer<br />
ist laut offiziellen Angaben jene der Vietnamesen,<br />
mehr als die Hälfte von ihnen<br />
sind minderjährig. So wie Minh einer war,<br />
als er in die Fänge von Schmugglern geriet,<br />
wie er Medien erzählte.<br />
VonKatrin Pribyl, London<br />
Als der damals 16-Jährige im Sommer<br />
2013 irgendwo nahe Dovervon der Ladepritsche<br />
des Lastwagens springt, ahnt er nicht,<br />
dass er sich im Vereinigten Königreich befindet.<br />
Minh weiß nur,dass er hier ist, um zu arbeiten.<br />
Schmuggler hatten ihn vonVietnam<br />
auf die Insel gebracht. Es ist eine gefährliche<br />
„Meine Reise<br />
ins Ausland ist<br />
gescheitert. Mama, ich<br />
liebe dich so sehr. Ich<br />
sterbe, weil ich keine<br />
Luft bekomme.“<br />
Pham Thi Tra Mystarb vermutlich im Lkw.<br />
Reise, die für viele Menschen immer wieder<br />
im Todendet. Für den Teenager sollte der<br />
wahreHorror jedoch erst mit seiner Ankunft<br />
in England beginnen.<br />
Er wird inein zweistöckiges Haus in der<br />
Grafschaft Derbyshire imNorden Englands<br />
gebracht, das einmal ein gemütliches Familienheim<br />
gewesen sein mag, hinter dessen<br />
Mauern sich aber nun eine Cannabis-Farm<br />
versteckt. Minh, so wird ihm aufgetragen,<br />
soll sich fortan um die Pflanzen kümmern,<br />
die in den Zimmern wuchern. Undsolch einen<br />
starken Geruch verbreiten, dass der<br />
Teenager nach ein paar Tagen Kopfschmerzenbekommt<br />
und vonÜbelkeit geplagt wird.<br />
Die vietnamesischen Männer gehen, sperrendie<br />
Tür ab und ihn ein. Minh ist allein.<br />
Drei Monate lang verbringt der Jugendliche<br />
hier,essind Monate voller Angst, Einsamkeit,<br />
Stress. Hinter den Rollläden gehen Tage<br />
in Nächte und wieder in Tage über.Minh sitzt<br />
in der Dunkelheit, stets getrieben von der<br />
Sorge, dass ihm das Essen ausgehen könnte,<br />
das seine Schlepper tiefgefroren in Kisten dagelassen<br />
haben und das er sich in einer alten<br />
Mikrowelle in der Küche aufwärmt. Minh<br />
weiß, er ist in ernsthaften Schwierigkeiten,<br />
sollten die Pflanzen unter den unzähligen<br />
Lampen sterben, also kümmert ersich noch<br />
mehr um deren Überleben.<br />
Einmal wagt er einen Fluchtversuch,<br />
ohne Erfolg. Die Männer sagen, sie würden<br />
ihn umbringen, sollte er noch einmal versuchen<br />
zu entkommen. „Es war wie eine andere<br />
Welt“, sagte Minh später der <strong>Zeitung</strong><br />
Guardian. „Ich fühlte mich nicht einmal<br />
mehr wie ein Mensch. Ich habe sehr schnell<br />
verstanden, dass die Pflanzen wertvoller warenals<br />
mein Leben.“ Erst als die Polizei während<br />
einer Razzia die Cannabis-Farm entdeckt,<br />
ist sein Sklaven-Dasein vorüber.<br />
Trotzdem, ein Happyend gab es nicht sofort.<br />
Vielmehr fand sich der Jugendliche gefangen<br />
im britischen System, das ihn nicht<br />
als Opfer, sondern als Kriminellen behandelte.<br />
Sein Kampf um Gerechtigkeit hat damals<br />
viele fragen lassen, wie das Land mit<br />
Kindern umgeht, die auf die Insel geschleust<br />
und versklavt werden. Im Jahr 2015<br />
wurde mit dem Modern Slavery Act ein Gesetz<br />
geschaffen, das die Hürden für die Beschäftigung<br />
vonMenschen aus bestimmten<br />
Ländernerhöht. Kritiker klagen jedoch, das<br />
Gesetz sehe zu wenig Opferschutz vor und<br />
konzentriere sich zu stark auf polizeiliche<br />
Maßnahmen.<br />
DasProblem: Da die ins Land geschmuggelten<br />
Menschen wüssten, dass sie illegal im<br />
Königreich seien, hätten sie Angst vorder Polizei<br />
und es sei extrem unwahrscheinlich,<br />
dass sie ihre desperate Lage meldeten, heißt<br />
es im aktuellen Report „Precarious Journeys“.<br />
Manche würden vielleicht nicht einmal<br />
erkennen, dass sie Opfer vonMenschenhandel<br />
seien, da sie selbst entschieden hätten,<br />
nach Großbritannien zu reisen und<br />
Schleuser dafür bezahlten, den Trip zu organisieren<br />
und einen Job für sie zu finden. Die<br />
Kosten für eine Reise liegen dem Bericht zufolge<br />
zwischen umgerechnet 9000 und<br />
36 000 Euro.<br />
DieGründe,warum es so viele Menschen,<br />
insbesondere aus Vietnam, ausgerechnet<br />
nach Großbritannien zieht, sieht die Soziologin<br />
Tamsin Barber von der Oxford Brookes<br />
Universität darin, dass es bereits ein weites<br />
Netzwerkvon Landsleuten gibt, die den Neuankömmlingen<br />
mit Unterkunft und Job helfen<br />
können. Zudem wissen die Menschen,<br />
dass sie im Königreich wahrscheinlich Arbeit<br />
finden und einiges an Geld an ihre Familien<br />
in der Heimat schicken können.<br />
DerBericht des Bruders<br />
Auf der Insel herrsche eine hohe Nachfrage<br />
nach gering qualifizierten Arbeitern, die<br />
dann in vietnamesischen Restaurants,inNagelstudios<br />
oder eben in der illegalen Industrie<br />
des Cannabis-Anbaus tätig sind. Organisationen,<br />
die sich dem Kampf gegen moderne<br />
Sklaverei verschrieben haben, warnen<br />
seit Jahren vor dem wachsenden Problem,<br />
dass vietnamesische Kinder und junge Erwachsene<br />
auf die Inselgeschleust werden.<br />
Sollte oder wollte auch die 26-jährige<br />
Pham Thi TraMy, die vermutlich zu den 39<br />
Toten gehört, in einem Nagelstudio arbeiten?<br />
Ihr Bruder erzählte einem BBC-Reporter,<br />
dass seine Schwester 30 000 Pfund, umgerechnet<br />
knapp 35 000 Euro,anMenschenschmuggler<br />
bezahlt habe. Die hätten ihr ein<br />
gutes,sorgenfreies Leben in Großbritannien<br />
versprochen. Ausgerechnet in jener Nacht,<br />
alsdie ersten Nachrichtenüber die Tragödie<br />
auftauchten, sei das Geld an die Familie zurücküberwiesen<br />
worden.<br />
Katrin Pribyl<br />
hält die Debatte über moderne<br />
Sklaverei für überfällig.
4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Weiteres Urteil gegen den<br />
Mörder von Susanna<br />
DerMörder der Mainzer Schülerin<br />
Susanna ist auch in einem Prozess<br />
um die Vergewaltigung einer Elfjährigen<br />
verurteilt worden. DasLandgericht<br />
Wiesbaden verhängte am Donnerstag<br />
gegen den 22-jährigen Iraker<br />
Ali B. sieben Jahreund sechs Monate<br />
Haft. DieKammer entschied am<br />
Donnerstag zudem, die Anordnung<br />
der Sicherungsverwahrung nach<br />
dem Ende der Haftzeit vorzubehalten.<br />
DerMitangeklagte,ein 15-jähriger<br />
Afghane,wurde zu vier Jahren<br />
und sechs Monaten Jugendstrafe<br />
verurteilt. Diebeiden hatten nach<br />
Überzeugung des Gerichts das Mädchen<br />
2018 vergewaltigt. Vorder Urteilsbegründung<br />
schloss das Gericht<br />
die Öffentlichkeit aus.Ali B. war im<br />
Sommer wegen des Mordes an Susanna<br />
zu lebenslanger Haft verurteilt<br />
worden. Dieses Urteil ist noch nicht<br />
rechtskräftig. (dpa)<br />
AfD-Schiedsgericht lehnt<br />
Ausschluss von Gedeon ab<br />
Derumstrittene baden-württembergische<br />
Politiker Wolfgang Gedeon<br />
darfMitglied in der AfD bleiben. Ein<br />
Parteiausschlussverfahren gegen<br />
den wegen Antisemitismusvorwürfen<br />
vorbelasteten Landtagsabgeordneten<br />
ist erneut gescheitert. Das<br />
Landesschiedsgericht Schleswig-<br />
Holstein teilte mit, dass es den Antrag<br />
des Bundesvorstands als zum<br />
Teil unzulässig und zum Teil unbegründet<br />
abgewiesen habe. (dpa)<br />
Assad lehnt Syrienplan von<br />
Kramp-Karrenbauer ab<br />
Syriens Präsident Baschar al-Assad<br />
hat den Vorschlag vonBundesverteidigungsministerin<br />
Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer für eine internationale<br />
Sicherheitszone im Norden des<br />
Landes abgelehnt. In einem Interview<br />
des syrischen Staatsfernsehens<br />
lobte er am Donnerstagabend das<br />
Abkommen Russlands und der Türkei<br />
zum Abzug der Kurden aus diesem<br />
Gebiet. (dpa)<br />
Selenskyj zieht weitere<br />
Truppen vom Donbass ab<br />
Wolodymyr Selenskyj traf sich in Kiewmit<br />
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. DPA<br />
Derukrainische Präsident Wolodymyr<br />
Selenskyj hat sich zu einem weiteren<br />
Truppenabzug in den umkämpften<br />
Gebieten im Donbass bereiterklärt.<br />
Am 4. November solle es<br />
zu einer Entmilitarisierung am Ort<br />
Petriwske im Donezker Gebiet kommen,<br />
teilte er bei einem Besuch von<br />
Nato-Generalsekretär Jens StoltenberginKiew<br />
mit. (dpa)<br />
IS benennt Nachfolger von<br />
Anführer al-Bagdadi<br />
DieTerrormiliz Islamischer Staat (IS)<br />
hat den Todihres Anführers Abu<br />
Bakr al-Bagdadi bestätigt und einen<br />
Nachfolger benannt. AbuIbrahim al-<br />
Haschimi al-Kuraischi sei der neue<br />
Anführer der Terrororganisation, erklärte<br />
der IS in einer am Donnerstag<br />
veröffentlichten Audio-Botschaft<br />
über seinen Medienkanal Al-Furkan.<br />
DerISbestätigte darin auch den Tod<br />
des weiteren ranghohen Mitglieds<br />
Abual-Hassan al-Muhadschir. (dpa)<br />
Ab jetzt live<br />
US-Abgeordnetenhaus stimmtfür Impeachmentgegen Trump. Anhörungen werden nun im Fernsehen gezeigt<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
Gerade einmal vier Wochen<br />
läuft die parlamentarische<br />
Untersuchung. Doch<br />
die seither gewonnenen<br />
Erkenntnisse zur Ukraine-Affäresind<br />
ebenso atemberaubend wie beunruhigend.<br />
Nach der Vernehmung von<br />
einem guten Dutzend hochrangiger<br />
Beamter,Botschafter und Berater der<br />
Regierung kann ernsthaft kein Zweifel<br />
mehr daran bestehen, dass Präsident<br />
Donald Trump sein Amt für parteipolitische<br />
Zwecke missbraucht,<br />
eine befreundete Regierung mit Steuergeld<br />
zu erpressen versucht und<br />
möglicherweise die Arbeit der Justiz<br />
behinderthat.<br />
Bei einem Normalbürger würde<br />
das für eine Anklage und mutmaßlich<br />
auch für eine Haftstrafe reichen.<br />
Aber Trump ist Präsident. DerRegierungschef<br />
kann nicht vorGericht gestellt<br />
werden. Allerdings kann ihn<br />
der Kongress bei schwerem Fehlverhalten<br />
aus dem Amt jagen. Bei RichardNixon<br />
ist das 1974 nachWatergate<br />
gelungen.<br />
Mitdem Mehrheitsvotum des Repräsentantenhauses<br />
vom Donnerstag<br />
hat das Impeachment-Verfahren<br />
eine erste Hürde genommen. Der<br />
Prozess folgt nun klaren Regeln: Bislang<br />
sammelten die Ausschüsse bei<br />
Befragungen hinter verschlossenen<br />
Türen Material für die Amtsenthebung.<br />
Künftig werden die Zeugen öffentlich<br />
angehört und auch Trumps<br />
Anwälte bekommen ein Fragerecht.<br />
Im Grunde werden damit zentrale<br />
Forderungen der Republikaner erfüllt.<br />
Dass sie die Resolution trotzdem<br />
einstimmig ablehnten, zeigt,<br />
wie vergiftet die Atmosphäre ist.<br />
Trump versucht das Impeachment-<br />
Verfahren als „Lynchprozess“ zu diskreditieren.<br />
Er verweigert jegliche<br />
Zusammenarbeit mit dem Kongress<br />
und verleumdet Zeugen als Verräter.<br />
Schatten-Außenpolitik<br />
Nancy Pelosi sieht die Demokratie auf dem Spiel: „Dies ist ein trauriger Tag.“<br />
Das Amtsenthebungsverfahren<br />
(Impeachment) gegenden<br />
Präsidenten der<br />
USA ist ein komplizierter,<br />
streng geregelter Prozess.<br />
Der Justizausschuss des<br />
Repräsentantenhauses<br />
muss zunächst entscheiden,<br />
ob die Vorwürfe die offizielle<br />
Einleitung eines Verfahrens<br />
rechtfertigen.<br />
DAS VERFAHREN<br />
Gründe für ein Impeachment<br />
können sein: „Verrat,<br />
Bestechung oder andere<br />
schwere Verbrechen“.<br />
Im Repräsentantenhaus<br />
muss eine Mehrheit der Kongresskammer<br />
(218 der 435<br />
Stimmen) dafür stimmen,<br />
dass es den Präsidenten wegender<br />
identifizierten „Anklagepunkte“<br />
belangen will.<br />
Die Anhörungen, die dann<br />
folgen, sind öffentlich und<br />
werden im Fernsehen übertragen.<br />
Der Senat trifft am Ende die<br />
Amtsenthebungs-Entscheidung<br />
mit Zweidrittelmehrheit<br />
der 100 Sitze, das wären 67<br />
Stimmen. Trumps Republikaner<br />
haben allerdings die<br />
Mehrheit von53Sitzen.<br />
Patriotisch, unpolitisch, tolerant<br />
Es gehört eine Menge Zivilcourage<br />
dazu, Trump bei den Anhörungen zu<br />
belasten. Das haben zuletzt die Ex-<br />
US-Botschafterin in der Ukraine,<br />
MarieYovanovitch, und ihr Nachfolger<br />
William Taylor, die frühere Russland-Expertin<br />
des Weißen Hauses,<br />
Fiona Hill, und der Europa-Direktor<br />
des Nationalen Sicherheitsrates,Alexander<br />
Vindman, getan. Die Staatsdiener<br />
schilderten übereinstimmend,<br />
wie Trumps Anwalt Rudy Giuliani<br />
seit dem Frühjahr an den offiziellen<br />
Kanälen vorbei eine<br />
Schatten-Außenpolitik mit Kiew aufbaute.Bis<br />
dahin hatte die Unterstützung<br />
der Ukraine gegen russische<br />
Expansionsgelüste oberste Priorität<br />
besessen. Nunwurden plötzlich persönliche<br />
Interessen verfolgt.<br />
In den Wochen bis zu dem Telefonat<br />
mit dem ukrainischen Präsidenten<br />
am 25. Juli ließ Trump nach den<br />
Schilderungen systematisch Druck<br />
aufbauen: Wolodymyr Selenskyj<br />
sollte sich öffentlich verpflichten, Ermittlungen<br />
gegen den demokratischen<br />
Präsidentschaftsbewerber Joe<br />
Biden und dessen Sohn Hunter einzuleiten,<br />
obwohl es keine Anzeichen<br />
für Gesetzesbrüche gibt. Sowohl einen<br />
Termin im Weißen Haus wie die<br />
Auszahlung von400 Millionen Dollar<br />
Militärhilfen machte Trump demnach<br />
von der Unterstützung Selenskyjs<br />
für seine Intrige abhängig.<br />
DerSenat entscheidet<br />
Bei einem Treffen hochrangiger Regierungsvertreter<br />
im Weißen Haus<br />
Anfang Juli wurde das schmutzige<br />
Koppelgeschäft offenbar so deutlich<br />
eingefordert, dass es selbst John Bolton<br />
zu brenzlig wurde.Trumpsdamaliger<br />
Sicherheitsberater soll die Sitzung<br />
überstürzt abgebrochen und erklärt<br />
haben, er wolle mit „irgendwelchen<br />
Drogen-Deals“ nichts zu tun<br />
haben. Zwei Wochen später bedrängte<br />
Trump Selenskyj am Telefon.<br />
DieAufzeichnung des Gesprächs verschwandineinem<br />
digitalen Geheimordner.<br />
Das inzwischen veröffentlichte<br />
Protokollsoll lückenhaft sein.<br />
In den nächsten Wochen wollen<br />
die Demokraten die Vorwürfe zu einer<br />
Anklage bündeln. Eine Mehrheit<br />
für das Impeachment im Repräsentantenhaus<br />
gilt als sicher. Doch entscheidend<br />
ist, ob der republikanisch<br />
dominierte Senat der Amtsenthebung<br />
zustimmt. Noch scharen sich<br />
die meisten Parteifreunde Trumps<br />
um den Präsidenten. Ob ihre Abwehrfront<br />
aufbricht, hängt ganz von<br />
der Stimmung der Öffentlichkeit ab.<br />
Immerhin: Eine schmale Mehrheit<br />
befürwortet inzwischen die Amtsenthebung.Wenn<br />
dieVorwürfe künftig<br />
im Fernsehen übertragen werden,<br />
könnte es eine Welle geben.<br />
Eine Garantie dafür gibt es nicht.<br />
Doch solche Überlegungen haben<br />
die Demokraten hintangestellt: Würden<br />
sie den Machtmissbrauch im<br />
Weißen Haus austaktischen Motiven<br />
stillschweigend sanktionieren, wären<br />
auch sie moralisch diskreditiert.<br />
Umfrage unter russischen Teenagern. Die meisten wünschen sich bessere Naturschutzgesetze<br />
VonStefan Scholl, Moskau<br />
Die <strong>Zeitung</strong> Kommersant versuchte,<br />
das Beste draus zu machen<br />
und titelte: „Die Schüler verehrenWladimir<br />
Putin.“ Tatsächlich erreichte<br />
der russische Präsident bei<br />
einer am Mittwoch veröffentlichten<br />
Umfrage der Agentur „MP Analitika“<br />
unter russischen Jugendlichen den<br />
höchsten Popularitätswert. Aber als<br />
sympathisch bezeichneten ihn nur<br />
15 Prozent der 1057 befragten 10-<br />
bis 18-Jährigen aus 52 Regionen. Der<br />
Nationalpopulist Wladimir Schirinowski<br />
kam auf 7,3 Prozent, Regierungschef<br />
DmitriMedwedew auf 2,8<br />
Prozent. 15 Prozent fanden keinen<br />
Politiker sympathisch, 56,5 Prozent<br />
antworteten nicht.<br />
Nach der Studie weichen die Ansichten<br />
russischer Teenager zum Teil<br />
stark vom politischen Mainstream<br />
der Öffentlichkeit ab.Laut MP Analitika<br />
interessieren sich 67 Prozent der<br />
Jugendlichen nicht für Politik. 62<br />
Prozent bezeichnen sich als Patrioten,<br />
13 Prozent sind stolz auf die vaterländische<br />
Natur, elf Prozent auf<br />
das riesige Staatsgebiet, zehn Prozent<br />
auf die menschlichen Eigenschaften<br />
ihrer Landsleute, sieben<br />
Prozent auf die Geschichte Russlands<br />
und sechs Prozent auf den Sieg<br />
im Großen Vaterländischen Krieg.<br />
Zum Vergleich: Bei einer Umfrage<br />
des Lewada-Meinungsforschungszentrums<br />
Ende 2018 nannten 87<br />
Prozent der russischen Erwachsenen<br />
den Sieg von 1945 als Hauptgrund<br />
ihres Nationalstolzes.<br />
Stabilität und Niedergang<br />
35 Prozent der Jugendlichen bezeichnen<br />
die Lage im Land als „Stabilität<br />
ohne Veränderung“, 28 Prozent<br />
reden von „Entwicklung“, 25<br />
Prozent von „Niedergang“. 46 Prozent<br />
interessieren ökologische Probleme,<br />
90 Prozent wünschen sich<br />
schärfere Naturschutzgesetze, 31<br />
Prozent einen aktiveren Kampf gegen<br />
die Korruption. Und 48Prozent<br />
fordern ein besseres Bildungssystem.<br />
„Es ist doch paradox“, sagt Alexander,<br />
16, aus Twer an der Wolga,<br />
„dass der Staat die Lehrer,die uns für<br />
die Zukunft vorbereiten, so miserabel<br />
bezahlt.“<br />
Auf manche Fragen antworten<br />
Russlands Jugendliche sehr ähnlich<br />
wie Teenager im Westen. 66 Prozent<br />
von ihnen kennen Altersgenossen,<br />
die bereits sexuelle Kontakte haben.<br />
Knapp die Hälfte glaubt, man sollte<br />
erst mit 16 bis 18 Jahren damit anfangen,<br />
nur drei Prozent halten Sex vor<br />
dem 16. Lebensjahr für angebracht.<br />
Nach einer Umfrage des Marktforschungsinstituts<br />
Ipsos von2017 erleben<br />
deutsche Jugendliche im Durchschnittsalter<br />
von17,2 Jahren den ersten<br />
Sex.<br />
Ein Drittel der befragten russischen<br />
Teenager gibt an, in ihrer Umgebung<br />
gäbe es Homosexuelle. In<br />
Russland ist Propaganda für „nicht<br />
traditionellen Sex“ gesetzlich verboten.<br />
Die Staatsmedien verunglimpfen<br />
LGBT als vondekadenten westlichen<br />
Einflüssen verdorbene Minderheit.<br />
Aber laut MP Analitika besitzen<br />
13 Prozent der jungen Russen ein<br />
„vertrauliches Verhältnis“ zu LGBT,<br />
68 Prozent haben nichts gegen sie,<br />
nur 17 Prozent fühlen sich vonihnen<br />
AP<br />
KarlDoemens bewundert<br />
den Mut der Beamten, die<br />
gegenTrump aussagen.<br />
gestört. „Tatsächlich zielt das Gesetz<br />
gegen die sogenannte Schwulenpropaganda<br />
nicht wirklich darauf, die<br />
Tugend unserer Jugend zu retten“,<br />
sagt Politologe Juri Korgongjuk.<br />
„Sondern eswill die Liberalen, die<br />
das Gesetz kritisieren, als Verteidiger<br />
von Kinderschändern hinstellen.“<br />
Die Pädagogen, die ernsthaft mit<br />
den Kindernarbeiteten, kümmerten<br />
sich nicht um dieses Gesetz. „So wie<br />
sich der Staat nicht um diese Pädagogen<br />
kümmert.“<br />
70 Prozent der russischen Schüler<br />
wissen von den Bürgerrechtsprotesten<br />
in diesem Sommer. 64,5<br />
Prozent glauben, ihre Teilnehmer<br />
kämpften gegen die Ungerechtigkeit<br />
im Land. Aber 75 Prozent würden<br />
nicht an einer ungenehmigten<br />
Demo teilnehmen. „Wenn sie dich<br />
erwischen, hast du einen Haufen<br />
Probleme,dukannst vonder Schule<br />
fliegen oder kriegst keinen Studienplatz<br />
mehr“, erklärt Alexander aus<br />
Twer. Erst wenn er aus diesem problematischen<br />
Alter heraus sei,<br />
könne er sich vorstellen, auf die<br />
Straße zu gehen.<br />
Zeitgewinn<br />
im<br />
Libanon<br />
Hisbollah ist entscheidend für<br />
eine friedliche Lösung<br />
VonKarim El-Gawhary<br />
Der Rücktritt des libanesischen<br />
Premiers Saad Hariri hat die einzige<br />
Tür aus der gegenwärtigen Krise<br />
geöffnet, aber niemand weiß, was<br />
sich dahinter verbirgt. Unklar ist auch<br />
wie schnell sie wirklich aufgeht, nachdem<br />
der Präsident Michel Aoun den<br />
Rücktritt zwar angenommen hat, Hariris<br />
Regierung aber zunächst weiter<br />
als kommissarische Übergangsregierung<br />
bestellt hat. Zwei Wochen lang<br />
haben Hunderttausende Libanesen<br />
demonstriert und den Rücktritt der<br />
Regierung gefordert.<br />
Die Demonstranten verlangten<br />
nicht nur den Rückzug der gesamten<br />
politischen Klasse wegen Korruption<br />
und Misswirtschaft. Sie verlangen<br />
ein Ende des politischen Systems,in<br />
dem die Religionszugehörigkeit im<br />
Mittelpunkt steht und wenige Clans<br />
auf religiöser Basis den Staat repräsentieren<br />
und in ihre eigene Tasche<br />
wirtschaften. Sie wollen weiterdemonstrieren,<br />
ihr größtes Problem:<br />
Sie sind nicht organisiert und können<br />
daher auch nicht über einen<br />
Ausweg aus der Krise verhandeln.<br />
Mitder Einsetzung des zurückgetretenen<br />
Hariri-Kabinetts als kommissarische<br />
Übergangsregierung,<br />
bleibt der Status quo zunächst einmal<br />
erhalten. Eine Frist wurde der<br />
neuen Regierung nicht gesetzt. De<br />
facto ist die Erneuerung des politischen<br />
Systems erst einmal vertagt.<br />
Diese vorläufige Lösung stellt allerdings<br />
für den Libanon bestenfalls<br />
eine Atempause dar.<br />
Erwartet wird ein zweiter Schritt:<br />
die Schaffung einer Regierung aus<br />
Technokraten. Dievon den Demonstrantensoangegriffenen<br />
politischen<br />
Strömungen des Landes wären<br />
dann, so wird esderzeit diskutiert,<br />
nur durch drei zusätzliche Minister<br />
Demonstranten in Beirut forderten auch<br />
am Donnerstag weitere Reformen. AFP<br />
vertreten, die keine Geschäftsbereiche<br />
bekommen. Diese Regierung<br />
hätte vornehmlich drei Aufgaben:<br />
die überfälligen wirtschaftlichen Reformen<br />
einzuleiten, einen Untersuchungsausschuss<br />
zur Bekämpfung<br />
der Korruption ins Leben zu rufen<br />
und Neuwahlen vorzubereiten.<br />
So könnte ein anderes für den Libanon<br />
verheerendes Szenario verhindert<br />
werden. Dass nämlich jene<br />
politischen Kräfte des Landes,die am<br />
meisten Interesse haben, den Status<br />
quo zu behalten, die schiitische<br />
Amal-Bewegung, die Hisbollah und<br />
die Unterstützer desPräsidenten Michel<br />
Aoun versuchen, im Alleingang<br />
eine Regierung zu stellen und gegen<br />
die Demonstranten vorzugehen.Das<br />
wäre dasEnde der libanesischen Einheitsregierung<br />
und würde unmittelbar<br />
zueiner enormen Polarisierung<br />
desLandes führen.<br />
Entscheidend wird am Ende sein,<br />
wiesich die militärisch und politisch<br />
stärkste Kraft des Landes,die Hisbollah,<br />
entscheiden wird. Sie scheint<br />
sich mit der Übergangsregierung zufriedenzugeben,<br />
in dem sie und ihre<br />
Verbündeten weiter sitzen. Sie<br />
könnte möglicherweise auch eine<br />
Technokraten-Regierung akzeptieren.<br />
Dabei hat die Hisbollah eine<br />
zentrale Bedingung für jede neue Regierung:<br />
keine Debatteüberdie Entwaffnung<br />
der Schiiten-Organisation.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 5 *<br />
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Politik<br />
Frank-Walter Steinmeier reist schon zum zweiten Mal als Bundespräsident in die USA. Ein Treffen mit Donald Trump ist auch dieses Mal nicht geplant.<br />
DPA/BRITTA PEDERSEN<br />
Rede an einen Leuchtturm<br />
Bei seiner USA-Reise beschwört der Bundespräsident das liberale Amerika und kritisiert indirekt Donald Trump<br />
VonSteven Geyer,Boston<br />
Es ist eine politische Rarität<br />
und deshalb ein besonderesEreignis,wenn<br />
ein deutscher<br />
Bundespräsident offiziell<br />
die Vereinigten Staaten besucht<br />
und dort eine Rede zum Zustand<br />
des transatlantischen<br />
Verhältnisses hält. Trotzdem kann<br />
man nicht sagen, dass Frank-Walter<br />
Steinmeier seine Beschreibung der<br />
deutsch-amerikanischen Beziehungen<br />
in der ÄraTrump in Watte packt,<br />
als er sich am Donnerstagabend in<br />
Boston an das erlesene Publikum<br />
wendet.<br />
Im Gegenteil: Schon im ersten<br />
Satz der zentralen Rede seiner dreitägigen<br />
Reise nach Neuengland<br />
spricht Steinmeier unumwunden<br />
aus,dass derzeit die„Differenzen das<br />
Alltagsbild der transatlantischen Beziehungen<br />
sehr viel mehr bestimmen<br />
als das, was uns verbindet“. Es<br />
sei „nicht mehr selbstverständlich“<br />
für die US-Regierung, sich in „echter<br />
Partnerschaft und Freundschaft in<br />
gegenseitigem Respekt“ zu begegnen.<br />
In einer klaren Anspielung auf<br />
den US-Präsidenten verweist Steinmeier<br />
auf den Schuldigen, der den<br />
„täglichen Fokus auf Tweets und Tiraden“<br />
ziehe und immer wieder Empörung<br />
auslöse –die jedoch „so erwartbar<br />
wie fruchtlos“ bleibe.<br />
Der Name Donald Trump taucht<br />
in der Rede jedoch ebenso wenig auf<br />
wie in Steinmeiers Besuchsprogramm:<br />
um die Aufmerksamkeit<br />
nicht schon wieder auf den Streit um<br />
Handel und Rüstung zu lenken.<br />
Steinmeiers Reise hat andere Ziele:<br />
„Gerade wenn in der Politik das<br />
Trennende überwiegt“, sagt er in seiner<br />
Ansprache, „brauchen wir die<br />
kulturellen, die wissenschaftlichen,<br />
die zivilgesellschaftlichen Bindungen<br />
umso dringender.“<br />
Austauschmarathon<br />
So ist der offizielle Anlass des Besuchs<br />
das Ende des „Deutschlandjahres“<br />
in den USA, dessen Schirmherr<br />
Steinmeier ist und das er bereits<br />
als Außenminister mit initiierte: Der<br />
transatlantische Austauschmarathon<br />
erreichte mit 2000 Veranstaltungen<br />
in allen 50 Bundesstaaten<br />
mehr als 1,3 Millionen Amerikaner –<br />
nach eigenen Angaben „gerade auch<br />
im Herzen der USA“, wo im Gegensatz<br />
zur Ostküstenmetropole Boston<br />
die Trump-Wähler leben.<br />
Dennoch hält Steinmeier seine<br />
Rede, wie im Mai erst Angela Merkel<br />
nach der Verleihung der Harvard-<br />
Ehrendoktorwürde, hier in der Bildungs-<br />
und Kultur-Metropole, zur<br />
Wiederöffnung des zwei Jahre lang<br />
sanierten und mit 52 Jahren ältesten<br />
Goethe-Instituts der USA.<br />
Ein USA-Besuch ist für ein deutsches<br />
Staatsoberhaupt ohnehin<br />
keine Selbstverständlichkeit. So<br />
hatte es 18 Jahre gedauert, bis nach<br />
der Einladung von Roman Herzog<br />
durch Bill Clinton Joachim Gauck<br />
zum 25. Jahrestags der Deutschen<br />
Einheit einen Termin im Weißen<br />
Haus ergatterte, 2015 bei Obama.<br />
Für Steinmeier ist es der zweite USA-<br />
Besuch als Bundespräsident, erneut<br />
ohne Trump-Treffen.<br />
„Damit Demokratie und Freiheit eine Zukunft<br />
haben in dieser Welt voller Anfechtungen und<br />
Konflikte, damit der ‚Westen‘ mehr bleibt<br />
als eine Himmelsrichtung,<br />
dafür brauchen wir einander.“<br />
Frank-Walter Steinmeier,<br />
Bundespräsident<br />
Dass er einen Termin beim US-<br />
Präsidenten bekommen hätte, darf<br />
ohnehin bezweifelt werden, nachdem<br />
der Deutsche, seinerzeit noch<br />
als Außenminister, den seinerzeit<br />
wahlkämpfenden Trump als „Hassprediger“<br />
bezeichnete.<br />
In Boston wendet sich der Bundespräsident<br />
ausschließlich an das<br />
andere Amerika: jenes, das sich als<br />
Leuchtturm der liberalen Demokratie<br />
sah und deshalb die Nazis mit niederschlug,<br />
und das zumindest Westdeutschland<br />
danach eine neue<br />
Chance gab; das Amerika der Luftbrücke;<br />
das der Präsidenten vonKennedy<br />
bis Bush senior,die die deutsche<br />
Teilung überwinden halfen. „Diesem<br />
Amerika“ sei Deutschland „tief verbunden“,<br />
sagt Steinmeier: „Und wir<br />
bleiben es! Danke,Amerika!“<br />
Gemeinsame Geschichte<br />
Auch das sei Ziel des Besuchs: den<br />
USA im 30. Jahr des Mauerfalls<br />
Dankbarkeit zu zeigen, die gemeinsame<br />
Geschichte zu würdigen und<br />
für eine gemeinsame Zukunft zu<br />
werben. Für beides gelte: „Es gibt<br />
keine Demokratie ohne Amerika“.<br />
In der Vergangenheit steht dafür<br />
der US-Unabhängigkeitskrieg, der<br />
1775 bei Lexington ausbrach, wo<br />
Steinmeier vormittags eine historische<br />
Aufführung der „Freiheitskämpfer<br />
der ersten Stunde“ besucht –dafür<br />
stehtaberauchdie Liste der Emigranten,<br />
die vor den Nazis flohen: von<br />
Bauhaus-Gründer Walter Gropius,<br />
dessen als Museum gezeigtes Wohnhaus<br />
Steinmeier am Morgen besucht,<br />
bis zu Zwölfton-Komponist Arnold<br />
Schönberg, dessen „Verklärte Nacht“<br />
am Abend das Leipziger Gewandhausorchester<br />
gemeinsam mit dem<br />
Schwesterorchester Boston SymphonyOrchestraaufführt.<br />
Für die Zukunft ruft Steinmeier<br />
zur Rückkehr zur engen Partnerschaft<br />
auf –die ihm nicht selbstverständlich<br />
erscheint, so wie er Trump<br />
nicht als Episodeohne Folgen sieht.<br />
Das deutsche Staatsoberhaupt<br />
klingt am Abend bisweilen alarmistisch,<br />
wenn er als „die große Frage<br />
unserer Zeit das Ringen umDemokratie<br />
und Freiheit“ bezeichnet und<br />
„die Gefährdungen derDemokratie“<br />
nicht nurinautoritären Staaten ausmacht,<br />
sondern „mitten unter uns,<br />
hier in den USA und auch in Europa.“<br />
Wozu Steinmeier aufruft, ist,<br />
dass diejenigen zusammenhalten<br />
müssen, die an Demokratie und<br />
Partnerschaft glauben – „egal, wer<br />
gerade im Weißen Haus regiert“. Von<br />
der US-Ostküsten-Elite in Boston<br />
gibt es dafürviel Applaus.<br />
Steven Geyer war beeindruckt<br />
vomAuftritt der beiden<br />
Schwester-Orchester.<br />
Die Unvollendeten<br />
Andrea Nahles und Sigmar Gabriel haben die SPD geprägt und blieben doch immer ein Duo wie Feuer und Wasser.Nun verabschieden sich beide aus der aktiven Politik<br />
VonAndreas Niesmann<br />
Manche Zufälle so verrückt, dass<br />
sie fast schon wie Schicksal anmuten.<br />
Andrea Nahles und Sigmar<br />
Gabriel sind 2005 gemeinsam in den<br />
Bundestag eingezogen, haben 2009<br />
gemeinsam die SPD-Führung übernommen,<br />
saßen ab 2013 gemeinsam<br />
in der Bundesregierung, und sie ziehen<br />
sich an diesem Freitag gemeinsam<br />
aus der Politik zurück.<br />
Vielleicht ist es die Tragik dieser<br />
beiden Ausnahmepolitiker,dass ihre<br />
Gemeinsamkeiten immer nur biografischer<br />
Natur waren. Nahles und<br />
Gabriel stammen aus kleinen Verhältnissen,<br />
sie wuchs als Tochter eines<br />
Maurers auf, er als Sohn einer alleinerziehenden<br />
Krankenschwester.<br />
Bildungsaufsteiger sind beide. Von<br />
der Realschule arbeiten sie sich an<br />
die Spitze des Staates. Klassische<br />
SPD-Geschichten.<br />
Damit allerdings enden die Gemeinsamkeiten<br />
der beiden Politiker,<br />
die die SPD in den vergangenen zehn<br />
Jahren geprägt haben wie niemand<br />
neben ihnen. Schon bei der politischen<br />
Sozialisation gehen die Wege<br />
auseinander.Nahles kommt über die<br />
SPD-Nachwuchsorganisation Jusos<br />
in die große Politik, Gabriel geht den<br />
Weg über den SPD-nahen Jugendverband<br />
Falken. Die Jusos hätten ja<br />
damals vor allem Marx gelesen und<br />
das Strippenziehen geübt, spottet<br />
Gabriel bis heute gerne. Erfuhr mit<br />
den Falken ins Zeltlager und zum internationalen<br />
Jugendaustausch<br />
nach Südfrankreich.<br />
Aufgeteilte Macht<br />
Diefrühe Prägung macht die spätere<br />
Verständigung schwierig. Nach der<br />
schweren Wahlniederlage 2013 beschließen<br />
der damalige Umweltminister<br />
Gabriel und die damalige stellvertretende<br />
SPD-Chefin Nahles in<br />
einer Viererrunde mit Klaus Wowereit<br />
und Olaf Scholz, die Macht untereinander<br />
aufzuteilen. Gabriel<br />
wirdParteichef und Nahles seine Generalsekretärin.<br />
Der Mann aus dem Harz und die<br />
Frau aus der Vulkaneifel werden ein<br />
Sie geht: Andrea Nahles legt –wie auch Sigmar Gabriel –ihr Bundestagsmandat nieder. DPA<br />
Duo wie Feuer und Wasser. Das Verhältnis<br />
ist geprägt vonTiefen und tieferen<br />
Tiefen.<br />
In guten Phasen rauften sie sich<br />
irgendwie zusammen, in schlechten<br />
herrschte offener Krieg. Dabei hätten<br />
sie sich eigentlich gut ergänzt,<br />
der impulsive Gabriel mit seinem<br />
Gespür für Stimmungen und dem<br />
Talent, ganze Parteitagshallen in Ekstase<br />
zu reden. Unddie disziplinierte<br />
Nahles, die eher strategisch vorgeht<br />
und deren Vernetzung in der SPD legendär<br />
ist.<br />
Ihre Zeit an der SPD-Spitzegilt in<br />
der Rückschau als krisengeschüttelt<br />
–auch wegen der ständigen Querelen.<br />
Dabei feiern sie am Anfang<br />
durchaus Erfolge. Neun Landtagswahlen<br />
gewinnt die SPD in Folge,<br />
auch in den Umfragen geht es zunächst<br />
bergauf. Doch die Imagewerte<br />
von beiden bleiben schlecht<br />
und Gabriel entscheidet sich bei der<br />
Bundestagswahl 2013 für Peer<br />
Steinbrück als Kanzlerkandidat –<br />
ein Intimfeind vonNahles.Nach der<br />
krachenden Wahlniederlage raufen<br />
sich Nahles und Gabriel wieder zusammen.<br />
Gemeinsam führen sie die<br />
SPD in die ungeliebte große Koalition.<br />
Befreiungsschlag<br />
Nahles wirdArbeitsministerin –und<br />
erlebt die Zeit im Ministerium als<br />
Befreiung. „Endlich konnte ich zeigen,<br />
was ich draufhatte, ohne dass<br />
mir ständig jemand dazwischengefunkt<br />
hat“, wird sie später einmal<br />
sagen. Das geht andie Adresse von<br />
Gabriel.<br />
Der gibt Anfang 2017 den Parteivorsitz<br />
an Martin Schulz ab und leitet<br />
damit das Anfang vom Ende seiner<br />
Karriere ein –trotz des kurzfristigen<br />
Höhenflugs im Auswärtigen Amt.<br />
Schulz will nach der abermaligen Bildung<br />
der großen Koalition Anfang<br />
2018 selbst Außenminister werden<br />
undschiebt den früheren Freund beiseite.<br />
Das Manöver misslingt zwar,<br />
doch Nahles und Olaf Scholz halten<br />
an der Entscheidungfest, Gabriel aus<br />
dem Kabinett zu befördern. Derrächt<br />
sich danach mit regelmäßiger und<br />
laut vernehmbarer Kritik an der Parteiführung.<br />
An der dauernden Unruhe,<br />
die am Ende zum Sturz von<br />
Nahles geführt hat, hatte auch der<br />
Niedersachse seinen Anteil.<br />
Zu seinem 60. Geburtstag gab<br />
sich Gabriel kürzlich versöhnlich.<br />
„Es ist bitter, mit ansehen zu müssen,<br />
wie ein Engagement dieser<br />
Größesoenden konnte“, sagte er mit<br />
Blick auf Nahles.Erhätte diesen Satz<br />
genauso gut über sich selbst sagen<br />
können. Am Ende sind beide unvollendet<br />
geblieben.
6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019<br />
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Made in Berlin<br />
BERLINER BEKANNTE<br />
NEU IN DER STADT<br />
So ging das<br />
„Maps“ der<br />
Zwanziger<br />
VonJörg Niendorf<br />
Stellen Sie sich vor, in Ihrer Lieblingsserie<br />
„Babylon Berlin“, die<br />
Ende der 20er-Jahre spielt, röhrt der<br />
Kommissar im Auto gerade die Königgrätzer<br />
Straße entlang –und Sie<br />
einfach mit, zumindest mit dem Finger<br />
auf dem Stadtplan. Wo war gleich<br />
die Königgrätzer? Die Stresemannstraße<br />
hieß einst so,das lernen Sieauf<br />
einem „Pharus“ von 1927. Dort, auf<br />
diesem Stadtplan, gibt es auch noch<br />
den richtigen, intakten Anhalter<br />
Bahnhof, eingezeichnet als markante<br />
Halle,und gleich nebenan liegen zwei<br />
weitere Bahnhöfe, direkt am Potsdamer<br />
Platz. Mit feinen Strichen sind<br />
genauso die Fassaden damaliger<br />
Prunkbauten eingezeichnet – solch<br />
ein Plan ist wirklich eine Fundgrube,<br />
man verliert sich in Details. Kein<br />
Wunder also,dass die Nachdrucke alter<br />
Stadtpläne heute so viele Fans haben.<br />
Pardon: die Reprints eben dieser<br />
Pharus-Pläne. Immer stammt das,<br />
was man heute findet, aus diesem<br />
Verlagshaus. Pharus beherrschte vor<br />
100 Jahren den Markt, es war ein Synonym<br />
für „Stadtplan“. So wie heute<br />
Google Maps.<br />
Pharus-Pläne gibt es seit 1902.<br />
Heute sind sie führend in den Neuauflagen.<br />
Geht man in eine Buchhandlung<br />
und sucht den Tisch mit<br />
der Berlin-Literatur, liegt dort mindestens<br />
einer dieser Reprints. Berlin<br />
1902 oder 1905. Oder „Gross-Berlin“<br />
1927. Oder 1930. „Das sind die gängigsten<br />
und nachgefragtesten von<br />
unseren historischen Plänen“, sagt<br />
Rolf Bernstengel, der Eigentümer<br />
des Verlags.Schon seit den 90er-Jahren<br />
gibt Pharus die neu aufgelegten<br />
Karten heraus, und seitdem ist das<br />
Interesse immer ein Stück weit gestiegen.<br />
Aktuelle Stadtpläne vonBerlin<br />
gibt es natürlich auch im Verlagsprogramm.<br />
2000 digitalisierte Stadtkarten<br />
An die 2000 historische Stadtpläne<br />
aus mehr als hundertJahren Firmengeschichte<br />
hat Bernstengel insgesamt<br />
digitalisiert und archiviert, das<br />
ist der echte Fundus. Schon bald<br />
nach seiner Gründung brachte Pharus<br />
für jede größere deutsche Stadt<br />
einen Plan heraus, ebenso für viele<br />
Städte im Ausland. Solche Karten<br />
kann der Verlag, der heute im Süden<br />
von Schöneberg seinen Sitz hat, auf<br />
Wunsch eines Kunden ausdrucken<br />
und verschicken. Manche Leute interessieren<br />
sich zum Beispiel für die<br />
Vorkriegs-Stadtpläne ihres Heimatortes,wenn<br />
sie eine Familienchronik<br />
schreiben oder für ein Buch recherchieren.<br />
Dann können sie sich ein<br />
Bild der Stadt voneinst machen –so,<br />
wie ein Babylon-Berlin-Serien-Fan<br />
sich auf dem Pharus-Papier das alte<br />
Berlin vorAuge führen kann.<br />
Und was speziell hatte diese Karten<br />
eigentlich damals schon so populär<br />
gemacht? Es waren genau jene<br />
teils klitzekleinen „Vignetten“, die<br />
Verzierungen, die zum Beispiel die<br />
Bahnhöfe als hallenförmige Stationen<br />
zeigten oder kleine, räumlich<br />
gezeichnete Paläste und Kirchen.<br />
Diese Illustrationen waren radikal<br />
neu für einen Alltags-Straßenplan<br />
und wurden bald zum Standard.<br />
Einer der am besten verkauften Jahrgänge:<br />
ein Stadtplan von 1927. JÖRG NIENDORF<br />
Unternehmen im DAX<br />
Oktober 2019<br />
Deutsche<br />
Bank<br />
in Berlin gegründet<br />
in 2019 aufgestiegen<br />
größter Börsenwert<br />
DAX Börsenwert gesamt:<br />
1196 079 Mio.Euro<br />
SAP<br />
Volkswagen<br />
MTU<br />
Im September hätte die Deutsche<br />
Wohnen den Sprung in<br />
den Dax fast geschafft und<br />
wäre damit zu einem der 30<br />
wertvollsten Unternehmen<br />
Deutschlands aufgestiegen. Doch<br />
unter anderem die Diskussion um<br />
Enteignungen und Mietendeckel<br />
machten dem Top-Favoriten auf einen<br />
Platz im Dax einen Strich durch<br />
die Rechnung. DerMünchner Triebwerkhersteller<br />
MTU zog vorbei und<br />
setzte sich an die frei werdende Stelle<br />
des Absteigers Thyssenkrupp.Damit<br />
findet sich im Dax neben Siemens –<br />
dessen Konzernzentrale allerdings in<br />
München ist und nur seinen Zweitsitz<br />
in Berlin hat –kein einziges Unternehmen<br />
aus der Hauptstadt.<br />
Blickt man auf die aktuelle regionale<br />
Verteilung der im Dax gelisteten<br />
Unternehmen, wirdschnell klar:Bayern<br />
und Nordrhein-Westfalen haben<br />
die Nase vorn,während im Osten ein<br />
großes Loch klafft. Dashat, wie so oft,<br />
historische Gründe. Nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg und der Teilung Berlins<br />
verlegten nahezu alle großen Unternehmen,<br />
die vormals in Berlin gegründet<br />
worden sind, ihren Sitz in<br />
den Westen. Und dasind Deutsche<br />
Bank, Allianz und Co.noch heute.<br />
Nurmit Siemens ist ein aus Berlin<br />
stammendes Unternehmen im Index<br />
enthalten. Und das, seit es den<br />
Deutschen Aktienindex Daxgibt. Als<br />
er 1988 aufgelegt wurde, war außerdem<br />
der <strong>Berliner</strong> Pharmaspezialist<br />
Schering dabei –bis der Konzern im<br />
Jahr 2006 von Bayer übernommen<br />
wurde. Und das war es dann auch<br />
schon mit der <strong>Berliner</strong> Geschichte in<br />
der Top-Börsenliga.<br />
Hauptstadt-Firmen wie Zalando<br />
und Deutsche Wohnen finden sich<br />
hingegen im MDax und SDax, der<br />
zweiten und dritten Liga an der Börse.<br />
BERLIN<br />
Siemens*<br />
89 063<br />
Mio.Euro<br />
Allianz<br />
*Zweitsitz;<br />
Konzernzentrale<br />
in München<br />
Undvon dortaus aufzusteigen, ist gar<br />
nicht so einfach. Diewichtigsten Kriterien,<br />
die die Deutsche Börse vorgibt,<br />
sind die Höhe der Marktkapitalisierung<br />
(Anzahl der Aktien mal Aktienkurs)<br />
und der Börsenumsatz. Allerdings<br />
muss ein potenzieller<br />
Aufsteiger strengereKriterien erfüllen<br />
als ein bestehendes Dax-Mitglied einhalten<br />
muss,umimIndex bleiben zu<br />
können.„Die Deutsche Börse möchte<br />
so ständige Wechsel vermeiden“, sagt<br />
Uwe Streich, Indexanalyst bei der<br />
Landesbank Baden Württemberg<br />
(LBBW).Das macht es zugleich aber<br />
auch potenziellen Neulingen schwer.<br />
Wereserst einmal geschafft hat,<br />
profitiert. „Unternehmen, die im<br />
Dax mitspielen, haben nicht nur<br />
eine viel größere Liquidität, sie sind<br />
natürlich auch im Blickfeld von internationalen<br />
Investoren wie auch<br />
von Arbeitnehmern“, sagt Andreas<br />
von Brevern, Sprecher der Deutschen<br />
Börse. Letztlich also auch ein<br />
Renommeegewinn, um talentierte<br />
Fachkräfte anzuziehen.<br />
Der Sprung in den Dax wird für<br />
mittelgroße <strong>Berliner</strong> Firmen aber<br />
noch eineWeile dauern.„Bei den <strong>Berliner</strong><br />
Unternehmen Zalando,Delivery<br />
Hero oder Rocket Internet brauchen<br />
wir auf absehbareZeit gar nicht über<br />
einen Wechsel vomMDaxinden Dax<br />
Nur zweite Liga<br />
Warum <strong>Berliner</strong> Unternehmen im Dax kaum<br />
zu finden sind –und wann sich das ändert<br />
VonTheresa Dräbing (Text) und Sabine Hecher (Infografik)<br />
MDAX**<br />
Börsenwerte der <strong>Berliner</strong> Unternehmen<br />
MDax Börsenwert insgesamt: 469 808 Millionen Euro<br />
SDAX***<br />
DeutscheWohnen 12 077 Mio. Euro<br />
Zalando 9677 Mio. Euro<br />
Delivery Hero 7970 Mio. Euro<br />
Rocket Internet 3572 Mio. Euro<br />
**60 Unternehmen, die in Bezug auf Marktkapitalisierung<br />
und Böresenumsatz auf die 30 DAX-Unternehmen folgen.<br />
SDax Börsenwert insgesamt: 109 472 Mio. Euro<br />
nachdenken“, ist sich Aktienexperte<br />
Streich sicher.Die Börsenwerte seien<br />
noch zu klein. Wahrscheinlicher wäre<br />
ein erneuter Anlauf der Deutsche<br />
Wohnen.„Die Chance besteht weiterhin“,<br />
so Streich. Jedes Jahr wird der<br />
Dax neu gemischt. Mehr als einen<br />
Wechsel gibt es aber in der Regel<br />
nicht. „Ob dann die Deutsche Wohnen<br />
am Zugist, lässt sich zurzeit nicht<br />
seriös vorhersagen.“ Wahrscheinlicher<br />
würde dieser Fall, wenn ein bestehendes<br />
Dax-Unternehmen ins<br />
Straucheln gerät.<br />
Siemens zumindest sitzt sicher<br />
im Sattel. „Siemens ist eines der<br />
größten deutschen Unternehmen<br />
und wird seinen Platz auch behalten“,<br />
so Streich. Außerdem ist mit<br />
der Energiesparte Gasand Power ein<br />
weiterer Börsengang für 2020 im Gespräch<br />
–und damit womöglich ein<br />
weiterer Hauptsitz in Berlin.<br />
TLG Immobilien AG 2688 Mio. Euro<br />
Hello Fresh SE 2565 Mio.Euro<br />
Eckert &Ziegler Strahlen- und<br />
Medizintechnik AG 787 Mio Euro<br />
Adler Real Estate AG 741 Mio. Euro<br />
***70 Unternehmen,<br />
die auf die 60 MDAX-<br />
Unternehmen folgen.<br />
QUELLE: DEUTSCHE BÖRSE, BOERSE.DE, STAND: 31.10.2019<br />
Wegweiser<br />
für<br />
Nachhaltigkeit<br />
VonTheresa Dräbing<br />
Nachhaltig einzukaufen, ist gar<br />
nicht so einfach. Für Verbraucher<br />
ist kaum ersichtlich, wie viele<br />
Emissionen beispielsweise bei der<br />
Produktion des neuen T-Shirts erzeugt<br />
worden sind oder welches<br />
Smartphone welcher Firma einen<br />
besseren ökologischen Fußabdruck<br />
hat. Ist eine Flasche Wein nachhaltiger,die<br />
zwar aus Europa stammt, dafür<br />
aber mit dem Lkw transportiert<br />
worden ist, als eine,die vonÜbersee<br />
kommt, dafür aber per Schiff?<br />
Das <strong>Berliner</strong> Start-up Earth Ratings<br />
will genau solche Informationen<br />
zugänglich machen. Und zwar<br />
möglichst einfach. Eine Prozentzahl<br />
zwischen eins und hundertsoll künftig<br />
anzeigen, wie nachhaltig ein jeweiliges<br />
Produkt ist. Gerade befindet<br />
sich das Projekt noch in der Beta-<br />
Phase,der Launch der Appist für Februar<br />
kommenden Jahres geplant.<br />
Doch schon jetzt können Nutzer<br />
über die Website erste Produkte suchen<br />
und gegenüberstellen. Einen<br />
Sneaker von Nike zum Beispiel mit<br />
einem Sneaker von Adidas. Optisch<br />
sind die Modelle ähnlich, die Unterschiede<br />
in derWertung vonEarth Ratings<br />
aber deutlich. Während der<br />
Nike-Schuh in Sachen Umweltverträglichkeit<br />
in den Augen von Earth<br />
Ratings 32 Prozent erfüllt, kommt<br />
Adidas auf 68 Prozent.<br />
„Kein Unternehmen kann hundertprozentig<br />
umweltfreundlich arbeiten,<br />
aber wir wollen Verbrauchernein<br />
Mittel geben, um eine bessere<br />
Entscheidung zu treffen“, sagt<br />
Gründer Carsten Roland. Dafür vergleicht<br />
das Start-up nicht nur die<br />
Umweltverträglichkeit, sondern zusätzlich<br />
drei weitereKategorien: Produktqualität,<br />
Produktinnovation<br />
und soziale Innovation der Firma.<br />
„Auch Qualität ist ein Nachhaltigkeitsfaktor“,<br />
sagt Roland. „Wenn ein<br />
Produkt nach zwei Monaten kaputtgeht<br />
und ein neues produziert werden<br />
muss, ist das nicht nachhaltig.“<br />
Bei der Produktinnovation bezieht<br />
Earth Ratings zum Beispiel Nachhaltigkeitsziele<br />
ein, die sich eine Firma<br />
selbst auferlegt hat –wenn sie diese<br />
denn einhält. Undmit sozialen Innovation<br />
sind die Arbeitsbedingungen<br />
der Mitarbeiter gemeint.<br />
Profite für soziale Projekte gedacht<br />
Die Datenrecherche dafür ist aufwendig.<br />
Während einige Unternehmensinformationen<br />
beispielsweise<br />
in Zentralregistern öffentlich zugänglich<br />
sind, greifen die Gründer<br />
bei Daten zu Treibhausgasemissionen<br />
oder dem Wasserverbrauch auf<br />
Recherchen von Drittanbietern wie<br />
Carbon Disclosure Project zurück.<br />
Auch werden Unternehmen direkt<br />
angefragt.<br />
Zwar steht das Start-up noch ganz<br />
am Anfang, doch das Ziel der Gründer<br />
ist es, esletztlich nicht nur bei<br />
Vergleichen für einzelne Produkte zu<br />
belassen. „In Zukunft wollen wir<br />
Nutzern auch beantworten können,<br />
welcher Supermarkt die zufriedensten<br />
Mitarbeiter mit den besten Arbeitsbedingungen<br />
hat oder welches<br />
Restaurant nur erneuerbare Energien<br />
bezieht“, sagt Roland.<br />
Gewinn soll über Provisionen generiert<br />
werden, die das Start-up erhält,<br />
wenn Produkte, die zuvor verglichen<br />
wurden, über die eigene<br />
Website oder App gekauft werden.<br />
Alle Profite sollen an soziale und<br />
nachhaltige Projekte gehen. Doch<br />
das ist noch Zukunftsmusik.<br />
EARTHRATINGS
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
MÄRKTE<br />
NACHRICHTEN<br />
DAX-30 in Punkten<br />
▼ 12866,79 (–0,34 %)<br />
1.8.19<br />
31.10.19<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
▼ 59,52 (–1,83 %)<br />
1.8.19<br />
31.10.19<br />
Euro in US-Dollar<br />
▲ 1,1154 (+0,43 %)<br />
Apple rechnet mit Plus<br />
im Weihnachtsgeschäft<br />
Apple zeigt sich optimistisch für das<br />
anstehende Weihnachtsgeschäft –<br />
für das angebrochene Quartal prognostizierte<br />
Apple einen Umsatzzuwachs<br />
auf 85,5 bis 89,5 Milliarden<br />
Dollar (77 bis 80,6 Milliarden Euro).<br />
Im Vorjahresquartal hatte ein Einbruch<br />
im China-Geschäft noch für<br />
einen Rückgang auf 84,3 Milliarden<br />
Dollar gesorgt. DasiPhone-Geschäft<br />
schrumpfte auch im abgelaufenen<br />
Vierteljahr –umgut 9Prozent auf<br />
33,4 Milliarden Dollar.Allerdings<br />
konnten die Zuwächse bei tragbaren<br />
Geräten wie Apple Watch sowie Erlösen<br />
aus Onlinediensten den Rückgang<br />
mehr als ausgleichen. (dpa)<br />
1.8.19<br />
Stand der Daten: 31.10.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
Quelle<br />
31.10.19<br />
aus DAX und MDAX vom 31.10. zum Vortag<br />
Rational 682,50 +5,24 WWWWWWWWW<br />
BayerNA 69,58 +3,42 WWWWWW<br />
Qiagen 26,91 +2,99 WWWWW<br />
Fuchs Petrolub Vz. 38,28 +2,68 WWWWW<br />
1&1 Drillisch 23,98 +2,13 WWWW<br />
Scout24 NA 55,45 +1,56 WWW<br />
Verlierer<br />
ausDAX und MDAXvom 31.10. zumVortag<br />
Zalando 38,85 WWWWWWWWWWW –6,88<br />
DeliveryHero 42,03 WWWWWWWW –4,74<br />
GEA Group 27,41 WWWWWWW –3,89<br />
Dialog Semic.NA 40,21 WWWWWW –3,34<br />
Infineon NA 17,38 WWWWW –2,64<br />
DeutscheBank NA 6,49 WWWW –2,24<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 31.10. ±% z. 30.10.<br />
Euro Stoxx 50(EU) –0,44<br />
3638/2909 3604,41<br />
CAC 40 (FR) – 0,62<br />
5778/4556 5729,86<br />
S&P UK (UK) – 1,16<br />
1562/1323 1461,89<br />
RTS (RU) – 0,63<br />
1451/1033 1422,92<br />
IBEX (ES) –0,29<br />
9588/8286 9257,50<br />
Dow Jones (US) –0,52<br />
27399/21713 27046,23<br />
Bovespa (BR) –1,48<br />
108408/83892106799,60<br />
Nikkei (JP) +0,37<br />
23008/18949 22927,04<br />
Hang Seng (HK) +0,86<br />
30280/24897 26851,89<br />
Stx Singap. 20 (SG) +0,33<br />
1657/1390 1611,01<br />
Festgeld für 5.000 Euro<br />
Kundenkontakt 3Mon. 6Mon. 12 Mon.<br />
Crédit Agricole **<br />
ca-consumerfinance.de 0,56 0,66 0,91<br />
Bank11<br />
bank11.de 0,40 0,50 0,60<br />
PrivatBank 1891 **<br />
privatbank1891.com 0,45 0,46 0,51<br />
akf bank **<br />
akf.de 0,20 0,45 0,65<br />
abcbank<br />
abcbank.de - 0,45 0,55<br />
Deutsche Bank*<br />
deutsche-bank.de - 0,01 0,20<br />
Santander<br />
santander.de - 0,01 0,05<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,00 0,00 0,20<br />
ING<br />
ing.de - - 0,01<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de - - 0,01<br />
Isbank<br />
isbank.de 0,35 0,35 0,50<br />
PSD Berlin Brandenburg<br />
psd-bb.de 0,01 0,01 0,01<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
mbs-potsdam.de - - 0,01<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
sparda-b.de - - 0,002<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />
-030/86986969 - - -<br />
Mittelwert von 80 Banken 0,21 0,30 0,40<br />
*12Monate Neukundenangebot<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />
(Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
PSA-Chef Carlos Tavares (l.)imGespräch mit demfranzösischen PräsidentenEmmanuel Macron.Der Portugiesesoll denneuen Megakonzernregieren.<br />
Von Anja Semmelroch<br />
Die Deutsche Bank kann 17 Jahre<br />
nach der Pleite des Medienkonzerns<br />
Kirch einen Schlussstrich ziehen<br />
und Schuldzuweisungen und<br />
Vertuschungsvorwürfe hinter sich<br />
lassen.Der Bundesgerichtshof (BGH)<br />
in Karlsruhe bestätigte am Donnerstag<br />
die Freisprüche der ehemaligen<br />
Vorstandschefs Rolf Breuer (81), Josef<br />
Ackermannund Jürgen Fitschen (beide<br />
71). Damit ist ein Urteil des<br />
Münchner Landgerichts rechtskräftig.<br />
Eine Strafverfolgung muss keiner<br />
der drei mehr befürchten (Az.: 1StR<br />
219/17).<br />
In demVerfahren gegen die frühere<br />
Führungsriegeging es um angeblichen<br />
Betrug. Die Staatsanwaltschaft<br />
hatte die Topmanager in Verdacht, in<br />
Zulasten von Opel<br />
PSA und Fiat Chrysler kündigen ihre Fusion an. Es sind Synergien in Milliardenhöhe geplant<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
AlsvorMonatendieerstenGerüchteüber<br />
eine Fusion von<br />
PSA und Fiat Chrysler (FCA)<br />
die Runde machten, war allenBranchenkennernsofortklar,weran<br />
der Spitze des neuen Konzerns stehen<br />
würde: Carlos Tavares. Jetzt ist der äußerst<br />
ehrgeizige PortugieseamZiel.Der<br />
amerikanisch-italienische Konzern<br />
und die Peugeot Société Anonyme haben<br />
am Donnerstag ihre Fusion angekündigt.Tavares(Jahrgang1958)hatdamit<br />
sein Meisterwerk abgeliefert. Der<br />
bisherige PSA-Chef soll mit großer<br />
Machtfülle an der Spitze des neuen<br />
Unternehmensstehen,daszudenTop5<br />
der weltweiten Autobranche gehören<br />
wird. Ziel des Zusammengehens: Die<br />
beiden Unternehmen wollen sich<br />
gegenseitig stützen, um in einer höchst<br />
komplexen Umbruchphase überleben<br />
zu können.<br />
ZurElektromobilitätundDigitalisierung<br />
kommen drohende Strafzölle,<br />
strengere Emissionsgrenzwerte und<br />
nichtzuletzteinelahmendeAutomobilkonjunktur.<br />
Umsätze und Gewinne<br />
schrumpfen tendenziell,die Kostenfür<br />
die Transformation explodieren zugleich.<br />
Die Eckdaten des Deals: Die Aktionärebeider<br />
Konzerne sollen jeweilsdie<br />
Hälfte der Anteile der neuen Gruppe<br />
halten, deren Sitz in den Niederlanden<br />
sein soll –umSteuernzusparen. Angestrebt<br />
wird, 8,7 Millionen Fahrzeuge<br />
jährlichzufertigen.DaswürdePlatzvier<br />
in der automobilen Weltliga hinter<br />
Volkswagen,Toyota und dem Renault-<br />
Nissan-Verbund bringen. Der AutobauermitMarkenwiePeugeot,Citroën,<br />
Autobauer<br />
Absatz 1. Halbjahr 2019 in Millionen<br />
Fahrzeugen<br />
Volkswagen<br />
Toyota<br />
Renault-Nissan<br />
General Motors<br />
Hyundai<br />
Ford<br />
Honda<br />
Fiat Chrysler<br />
PSA<br />
Daimler<br />
1,51<br />
2,02<br />
2,91<br />
2,81<br />
2,59<br />
4,38<br />
4,13<br />
5,94<br />
5,63<br />
5,29<br />
DS, Opel, Vauxhall, Fiat, Alfa Romeo,<br />
Maserati, Lancia, Jeep,Dodge und Ram<br />
soll es auf einen Börsenwert von rund<br />
50 Milliarden Dollar bringen. Zum Vergleich:<br />
Die aktuelle Marktkapitalisierung<br />
von Volkswagen liegt umgerechnet<br />
bei 97 Milliarden Dollar.<br />
In einer gemeinsamen Erklärung<br />
hieß es am Donnerstag, Werksschließungen<br />
seien nicht geplant.Die französische<br />
Regierung – der Staat ist mit<br />
12,2ProzentanPSAbeteiligt–dringtdarauf,<br />
dass die Jobs in Frankreich gesichert<br />
werden. Tavares wird nicht nur<br />
Vorstandschef werden, sondern auch<br />
im Verwaltungsrat vertreten sein, der<br />
ansonstenmit jeweilsfünfMitgliedern<br />
vonFCA und PSA besetzt sein soll. Die<br />
FCA-Aktionäreerhalten eine Sonderdividende<br />
von 5,5 Milliarden Euro. Die<br />
PSA-Anteilseigner bekommen den 46-<br />
Prozent-Anteil am Zulieferer Faurecia.<br />
Freispruch für die Führungsriege<br />
Manager der Deutschen Bank müssen im Fall Kirch keine Strafverfolgungmehrbefürchten<br />
einem Zivilprozess um Schadensersatz<br />
falsch ausgesagt zu haben –in<br />
Absprache. Damit hätten Breuer,<br />
Ackermann und Fitschen, die von<br />
1997 bis 2016 nacheinander an der<br />
Unternehmensspitze standen, die<br />
DeutscheBank vorMilliardenzahlungen<br />
bewahrenwollen.<br />
DasLandgericht München Ihatte<br />
sich ein ganzes Jahr Zeit genommen,<br />
diese Vorwürfe zu prüfen. Um dann<br />
am 25. April 2016 zu einem klaren<br />
Urteil zu kommen: „Keiner der Angeklagten<br />
wollte falsche Angaben machen.“<br />
Und weiter: „Eine entsprechende<br />
Absprache gab es nicht.“<br />
EinUrteilauf268Seiten,dasfürdie<br />
obersten Strafrichter des BGH keine<br />
Fragen offen lässt. Das Landgericht<br />
habe „sorgfältig und eingehend begründet,<br />
weshalb es von der Schuld<br />
Fiat-Chrysler und PSA<br />
jeweils im 1. Halbjahr 2019<br />
Umsatz<br />
in Milliarden Euro<br />
51,22<br />
Fiat-<br />
Chrysler<br />
38,34<br />
PSA<br />
Gewinn<br />
in Millionen Euro<br />
5271<br />
Fiat-<br />
Chrysler<br />
2048<br />
PSA<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: GESCHÄFTSBERICHTE, DPA, FOCUS2MOVE, AFP<br />
der Angeklagten nicht überzeugt<br />
war“, meint der Senat. Die Beweiswürdigung<br />
sei tragfähig. Widersprüche,Lücken<br />
oder falsche Begründungen<br />
gebe es nicht.<br />
DerVorsitzendeRichterRolfRaum<br />
braucht keine zehn Minuten, um die<br />
Revision der Staatsanwaltschaft abzuschmettern.<br />
Damit geht eine Geschichte<br />
zu Ende, die fast schon unendlich<br />
schien. Siebeginnt mit einem<br />
InterviewBreuers am 3. Februar 2002.<br />
Angesprochen auf die hohen SchuldendesMedienmogulsLeoKirchsagt<br />
er damals dem Sender BloombergTV:<br />
„Was alles man darüber lesen und hörenkann,<br />
ist ja, dass der Finanzsektor<br />
nicht bereit ist, auf unveränderter Basis<br />
noch weitere Fremd- oder gar<br />
EigenmittelzurVerfügungzustellen.“<br />
Zwei Monate spätermuss KirchInsol-<br />
FOTO: REGIS DUVIGNAU/AP<br />
DieFusionbedeutetauch,dasszweitraditionsreiche<br />
Autodynastien künftig<br />
unter einem Dach sind. Die Familie<br />
Peugeot, die noch ein großesAktienpaket<br />
an PSA hält, und der Agnelli-Clan,<br />
derbeidenItaloamerikanerndasSagen<br />
hat.JohnElkann,Enkeldeslangjährigen<br />
Fiat-Bosses Gianni Agnelli, soll der Vorsitzende<br />
des Verwaltungsrats werden.<br />
Die vielleicht wichtigste Zahl des<br />
Megadeals: Mit dem Zusammenschluss<br />
sollen sogenannte Synergien<br />
vonjährlich3,7 Milliarden Euro erreicht<br />
werden.DassindKostensenkungen,die<br />
vorallemmiteinemgemeinsamenEinkaufvonKomponentenangestrebtwerden.<br />
Dasgeht aber nur,wenn die FahrzeugeaufgleichenPlattformen,alsomit<br />
weitgehend identischenBaukastensystemen<br />
hergestellt werden.Dies hat Tavaresschon<br />
nach der Übernahmevon<br />
Opel vorgut zwei Jahren bei dem Rüsselsheimer<br />
Autobauer zügig auf den<br />
Weggebracht. DieFahrzeuge mit dem<br />
Blitz werden künftig mit weitgehend<br />
französischer Technik unterwegs sein.<br />
Überdies setzte Tavaresein hartes KostensenkungsprogrammzumZweckder<br />
Erhöhung der Effizienz durch, das auch<br />
mit Gehaltseinbußenfür viele Beschäftigte<br />
verbunden ist. Zugleich unterzeichneten<br />
in den deutschen Werken<br />
mehr6000BeschäftigteVerträgemitRegelungen<br />
über Vorruhestand, Altersteilzeit<br />
und Abfindungen. So hat es Opel<br />
nach vielen Jahren mit Fehlbeträgen<br />
wieder in die schwarzen Zahlen geschafft.<br />
Nach Ansicht von Autoprofessor<br />
Ferdinand Dudenhöffer von der Uni<br />
Duisburg-Essen drohen nun weitere<br />
Einschnitte bei dem traditionsreichen<br />
hessischen Unternehmen. „Eine EntwicklungsabteilungwirdkünftiginRüsselsheim<br />
nicht mehr benötigt“, sagte<br />
Dudenhöffer.Erfragtsichauch,wasmit<br />
den Überkapazitäten bei Opel werden<br />
soll –Anfang Oktober wurde mangels<br />
Arbeit imRüsselsheimer Stammwerk<br />
Kurzarbeit eingeführt. AufAutos für die<br />
Premiumkategorie könnten die Rüsselsheimer<br />
jedenfalls jetzt nicht mehr<br />
hoffen. Dafür würden wohl die Marken<br />
Alfa Romeo und Maserati demnächst<br />
zuständig sein, so Dudenhöffer.Esblieben<br />
die Volumenmodellefür den Massenmarkt.<br />
Da müsse die deutsche PSA-<br />
Tochter aber künftig mit der internen<br />
KonkurrenzderFiat-WerkeinItalienzurechtkommen.<br />
Trotz des Neins zu Werksschließungen<br />
stelltsich die Frage,was vorallem in<br />
den kleineren Werken in Kaiserslautern<br />
und in Eisenach künftig gefertigt werden<br />
soll.<br />
venzanmelden.DieSchuldwirderbis<br />
zu seinem Tod2011 der Deutschen<br />
Bank und Breuergeben.Esfolgt eine<br />
Welle aufsehenerregender Prozesse.<br />
AbschließendgeklärtwirddieSchuldfrage<br />
nicht. Anfang 2014 einigt sich<br />
das Geldhaus mit den Kirch-Erben<br />
auf einen Vergleich und zahlt 925 Millionen<br />
Euro.<br />
Was bleibt, ist der alte Vorwurf:<br />
Breuer habe Kirchs Kreditwürdigkeit<br />
mit dem Interview absichtlich erschüttern<br />
wollen –umdie ZerschlagungderMediengruppezubetreiben.<br />
DieDeutsche Bank habe es dabei auf<br />
dasMandat für die Umstrukturierung<br />
abgesehengehabt.FürdasMünchner<br />
Landgericht eine Verschwörungstheorie<br />
ohne Grundlage. Breuer sei<br />
vondem Reporter überrascht worden<br />
und habe unbedacht reagiert.<br />
Facebook verdient<br />
glänzend<br />
Trotz Datenskandalenund anhaltender<br />
Kritik am Umgang mit manipulativen<br />
Web-Inhalten hat Facebook<br />
im dritten Quartal glänzend<br />
verdient und Nutzer hinzugewonnen.<br />
DerÜberschuss kletterte im<br />
Jahresvergleich um 19 Prozent auf<br />
6,1 Milliarden Dollar (5,5 Milliarden<br />
Euro). DerErlös wuchs –angetrieben<br />
vonboomenden Werbeeinnahmen<br />
–um29Prozent auf 17,7<br />
Milliarden Dollar.Facebook übertraf<br />
mit seinen Quartalszahlen klar<br />
die Erwartungen der Analysten. Die<br />
Nutzerzahl wuchs in allen Weltregionen.<br />
Zusammen mit anderen<br />
Angeboten wie Whatsapp oder Instagram<br />
greifen jeden Taginzwischen<br />
2,2 Milliarden Nutzer täglich<br />
auf Dienste des Konzerns zu. (dpa)<br />
DIHK fordert mehr Tempo<br />
beim Mobilfunkausbau<br />
Mobilfunkmast mit Antennen verschiedener<br />
Anbieter.<br />
FOTO: JENS BÜTTNER/ZB<br />
DerDeutsche Industrie-und Handelskammertag<br />
hat die Bundesregierung<br />
zu mehr Tempo beimAusbau<br />
des schnellen Mobilfunks aufgefordert.<br />
„Wir müssen hierschnell vorankommen,<br />
sonstdroht der InvestitionsstandortDeutschland<br />
aus Sicht<br />
der Unternehmeniminternationalen<br />
Vergleich zurückzufallen“, sagte<br />
DIHK-Präsident Eric Schweitzer.Die<br />
Unternehmen seien auf einflächendeckendes<br />
schnelles Internet angewiesen.<br />
„Das gilt fürnahezu alle Branchen<br />
undesgiltfür Stadtund Land<br />
gleichermaßen. DerAusbauder Glasfaser-und<br />
5G-Infrastruktur gehört<br />
daher zu den zentralenwirtschaftspolitischenAufgaben<br />
in Deutschland“,<br />
sagteSchweitzer.Gerade in der<br />
Industrie seienMaschinen-und Anlageninvestitionen<br />
starkauf dieAutomatisierung<br />
und Digitalisierung der<br />
industriellenProduktion fokussiert.<br />
Abnahmemenge<br />
in Liter<br />
HEIZÖLPREISE<br />
Durchschnittspreis<br />
je 100 LiterinEuro<br />
(in Klammern Vorwoche)<br />
1000 73,19 (74,13)<br />
3000 68,48 (69,44)<br />
5000 66,85 (67,79)<br />
10 000 65,32 (66,26)<br />
15 000 64,83 (65,87)<br />
incl. MWSt., frei Haus an Abladestelle,<br />
Quelle: www.dieter-maeder.de<br />
Preisermittlung 31.10.2019
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Giffey<br />
ZITAT<br />
Wahlen in Zeiten<br />
des Niedergangs<br />
Elmar Schütze<br />
sieht die SPD-Politikerin vorschwierigen<br />
Entscheidungen.<br />
Ministerin? Kanzlerkandidatin? Regierende<br />
Bürgermeisterin? Am Tag<br />
nach der Entscheidung der FU, ihreDoktorarbeit<br />
zwar zu rügen aber nicht zu verwerfen,<br />
liegen allerlei Optionen vorFranziska<br />
Giffey. Jetzt, da ihre fast schon beendete<br />
politische Karriere doch noch<br />
weitergehen kann, wäre die SPD-Politikerin<br />
aber klug beraten, sich ihre nächsten<br />
und übernächsten Schritte unbedingt<br />
ganz genau zu überlegen.<br />
Es könnte der Tagkommen, an dem<br />
sich die Politikerin, auf die viele in der<br />
SPD ihre Hoffnung setzen, einer Wahl<br />
stellen muss.Eswäreerst ihrezweite.Giffey<br />
müsste also beweisen, dass sie nicht<br />
nur Umfragen gewinnen, sondern für die<br />
Partei auch liefern kann –und das in Zeiten<br />
des stetigen Niedergangs der einst so<br />
stolzen Sozialdemokratie.<br />
Ihre erste und bisher einzige Wahl absolvierte<br />
Franziska Giffey zur Bezirksverordnetenversammlung<br />
von Berlin-Neukölln<br />
im September 2016. Ein Jahr zuvor<br />
war Bezirkslegende Heinz Buschkowsky<br />
aus Altersgründen als Bürgermeister zurückgetreten,<br />
seine politische Ziehtochter<br />
Franziska Giffey übernahm mitten in der<br />
Legislaturperiode.<br />
Nach der Wahl stand Giffey als Hauptverliererin<br />
und Hauptgewinnerin fest. Sie<br />
büßte von Buschkowskys unwiederholbaren<br />
42,8 Prozent gewaltige 12,4 Prozentpunkte<br />
ein und holte 30,4 Prozent.<br />
Das war freilich immer noch berlinweit<br />
das zweitbeste SPD-Ergebnis.Giffey blieb<br />
Neuköllner Bürgermeisterin.<br />
Anderthalb Jahrespäter trug ihr die damalige<br />
SPD-Chefin Andrea Nahles das<br />
Amt der Familienministerin in der ungeliebten<br />
Neuauflage der großen Koalition<br />
an. Franziska Giffey schlug ein. Eine Wahl<br />
war dafür nicht notwendig.<br />
Autofusion<br />
Zwei Schwache<br />
werden nicht stark<br />
Stefan Winter<br />
hält das Zusammengehen vonFCA<br />
und PSA eher für eine Notfusion.<br />
Bei Fiat Chrysler (FCA) ist man immerhin<br />
ehrlich: Seit Jahren macht der Autokonzernkeinen<br />
Hehl daraus,dass er einen<br />
Partner zum Überleben braucht. Zu<br />
dünn ist die Finanzdecke nach vielen Krisen,<br />
zu mager das Know-howinZukunftstechnologien,<br />
zu schwach die Position auf<br />
wichtigen Märkten. Nun ist man bei PSA<br />
gelandet, dem Konzern mit den Marken<br />
Peugeot, Citroën, DS und Opel.<br />
Das Geschäft folgt der alten Logik der<br />
Autobranche: Fiat Chrysler ist starkinden<br />
USA und hat die attraktiveMarke Jeep im<br />
Programm, PSA ist stark inEuropa und<br />
hat das stabilere finanzielle Fundament.<br />
Zusammen würden sie einige Lücken<br />
schließen und auf Stückzahlen kommen,<br />
die die Kosten senken. Es bliebe die<br />
Schwäche in China, die beide gemeinsam<br />
haben, und das Überangebot an Mittelklassemarken.<br />
Dieeigentlich nötigen Einschnitte<br />
bei Fiat wirdman wohl aus politischen<br />
Gründen nicht wagen.<br />
So weit die alte Logik der Autowelt.<br />
Doch die neue fordertDigitalisierung, Vernetzung<br />
und Elektroantrieb. Hohe Stückzahlen<br />
sind für deren Umsetzung zwar immer<br />
noch wichtig, aber dafür muss man<br />
die Technologie erst einmal haben. Oder<br />
einen Partner mit entsprechenden Stärken<br />
finden. In der Allianz von Ford und VW<br />
etwa steuern die Amerikaner Know-how<br />
im autonomen Fahren und die Deutschen<br />
die Elektroplattformbei. FCA und PSA haben<br />
sich gegenseitig wenig zu bieten. Auf<br />
den Zukunftsfeldern hinken beide hinterher.Und<br />
schlimmer noch: Im Fusionsprozess<br />
werden erst einmal andere Themen<br />
auf der Agenda stehen. Konzerne wie VW,<br />
Toyota und inzwischen auch wieder GeneralMotors<br />
werden das Wachsen ihres Konkurrenten<br />
deshalb gelassen beobachten.<br />
Klimaschutzabkommen<br />
Die Niederländer sind ein stolzes Volk.<br />
Besonders stolz sind sie auf drei Dinge:<br />
Sie haben 2001 als erstes Land weltweit die<br />
Homo-Ehe eingeführt, was seitdem immer<br />
wieder als Totschlagargument dafür herhalten<br />
muss, dass die Niederländer auch in allen<br />
anderen Belangen Toleranzweltmeister<br />
sind. Kurioserweise höre ich auch ständig<br />
vonHolländern, wie stolz sie auf die Qualität<br />
ihrer Wege sind. Es erscheint mir zwar etwas<br />
absurd, dass sich durch schlaglochfreie Straßen<br />
solch ein gesamtgesellschaftliches Behagen<br />
erzeugen lässt, aber ich fahre auch<br />
kein Auto,also was weiß ich schon?<br />
Richtig stolz sind Niederländer aber vor<br />
allem auf ihre Englischkenntnisse. Unter allen<br />
Nicht-Muttersprachlern sprechen sie es<br />
weltweit am Besten, das hat wohl eine Studie<br />
ergeben. Ich hätte die Studie, umehrlich zu<br />
sein, nicht gebraucht, denn bei jeder erdenklichen<br />
Gelegenheit schmieren mir meine<br />
niederländischen Freunde aufs Brot, wie<br />
grottenschlecht das Englisch meiner Landsleute<br />
ist. Dass in Deutschland englische<br />
Filme und Serien fast immer synchronisiert<br />
werden, empfinden sie als ein Kapitalverbrechen<br />
an der Kunst. Der Bildungsbürger aus<br />
dem Amsterdamer Grachtengürtel konsumiert<br />
seine seichte amerikanische Romcom<br />
nämlich ausschließlich „OmU“, also im Original<br />
mit Untertiteln, abgeschmeckt mit einer<br />
ordentlichen Prise Selbstherrlichkeit.<br />
Dass ich Synchronsprecher irgendwie auch<br />
für Künstler halte und ein bisschen in die<br />
deutsche Synchronstimme vonKate Winslet<br />
Zehn Debatten in zehn Wochen.<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,der Tagesspiegel und die Bundeszentrale<br />
für politische Bildung feiern30Jahre Meinungsfreiheit.<br />
Diese Woche: Sind wir ein Land?<br />
Argumente und Ideen bitte an<br />
leser-blz@dumont.de; Stichwort: Meinungsfreiheit<br />
Alle Debatten online unter<br />
berliner-zeitung.de/meinungsfreiheit<br />
Aus Fehlern<br />
lernen<br />
Jonathan Tschusch,<br />
hat Ost-West-Eltern. Er kritisiert, dass Deutschland<br />
immer noch nicht als Einheit gesehen wird.<br />
KOLUMNE<br />
Original<br />
mit<br />
Untertiteln<br />
Yulian Ide<br />
Autor<br />
verliebt bin, lasse ich dann meistens unerwähnt.<br />
Für übersetzte Bücher gilt übrigens dasselbe:<br />
ein wahrer Kosmopolit liest englische<br />
Romane nach hiesiger Auffassung im Original.<br />
(Und japanische, arabische, französische<br />
oder russische Bücher dann halt wohl<br />
gar nicht.) Ich lese, höre und spreche gern<br />
Niederländisch, ich habe die Sprache und Literatur<br />
an der Universität studiert. Aber<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
Die innerdeutsche Teilung und<br />
Migration seit 1949, insbesondereaber<br />
seit 1961, hat ihreSpuren<br />
hinterlassen und ist vor allem<br />
in Familien spürbar, die dadurch getrennt<br />
beziehungsweise zusammengeführt<br />
wurden. So auch in meiner Familie: MeinVater<br />
ist in Leipzig geboren und hat einen Teil<br />
seiner Kindheit beziehungsweise Jugend<br />
dortverbracht. 1984 hat er mit meiner Tante<br />
und meinen Großelterndie DDR auf legalem<br />
Wege nach der Bewilligung eines Ausreiseantrags<br />
verlassen. Meine Mutter ist in Solingen<br />
geboren, dort aufgewachsen und somit<br />
in der damaligen BRD sozialisiert. Das<br />
Thema der Ausreise aus der DDR wurde in<br />
meiner Kindheit gelegentlich thematisiert,<br />
meistens auf Treffen der Familie. Eswar jedoch<br />
zu keinem Zeitpunkt omnipräsent.<br />
Ichbin 2002, also 13 Jahrenach dem Mauerfall,<br />
geboren und habe von der innerdeutschen<br />
Teilung und der Wiedervereinigung bereits<br />
im Kindesalter in Form von Anekdoten<br />
erzählt bekommen: Wie inder DDR gewählt<br />
wurde,dass schon die Benutzung einer Wahlkabine<br />
verurteilt wurde,inwieferneine staatliche<br />
Kontrolle bei Handlungen –wie der Positionierung<br />
der Flagge der DDR an einem Feiertag<br />
–stattfand, aber auch, dass man wusste,<br />
dass die zugeschickten Briefe gelesen wurden.<br />
Mir fiel irgendwann auf, dass meine Mutter<br />
und meinVater unterschiedliche Erfahrungen<br />
bezüglich mancher Themen aus der Zeit ihrer<br />
Jugend aufweisen. Teilweise gab es auch intuitiv<br />
andereVerhaltensweisen, die ich beobachtet<br />
habe,etwa, dass meinVater mit Gütern, die<br />
in der DDR Luxusgüter waren, weitaus sparsamer<br />
umgeht als meine Mutter oder auch ich.<br />
AlsKind konnte ich diese Beobachtungen<br />
und Erzählungen nicht einordnen. Das ist<br />
mittlerweile anders. Denn ich nahm am Geschichtswettbewerb<br />
des Bundespräsidenten<br />
teil, für den ich eine Arbeit mit dem Titel „Die<br />
politischen und sozialen Missstände in der<br />
DDR und die daraus resultierenden Motive<br />
einer Ausreise anhand eines Familienbeispiels“<br />
schrieb. Bei meinen Recherchen bemerkte<br />
ich, dass die Anekdoten im Zusammenhang<br />
mit den politischen Missständen<br />
in der DDR stehen, die für viele ein Ausreisemotiv<br />
waren.<br />
Obwohl ich eindeutig durch mein Leben<br />
im westlichen Teil Deutschlands geprägt bin,<br />
gibt es einige ostdeutsche Einflüsse.Die Halorenkugeln<br />
sind in westlichen Teilen<br />
Deutschlands tendenziell unbekannt, meine<br />
Familie und ich kennen sie jedoch. Außerdem<br />
besitzen wir ein DDR-Backbuch, was<br />
wahrscheinlich nicht der Fall wäre, wenn wir<br />
keinen Binnenmigrationshintergrund hätten.<br />
Das mag vielleicht albern klingen, aber<br />
es sind kleine und subtile Einflüsse in meinem<br />
Leben, die mich an die Herkunft meiner<br />
Familie väterlicherseits erinnern.<br />
Ichfinde es sehr wichtig, dass sich auch die<br />
jüngere Bevölkerung mit der innerdeutschen<br />
Geschichte von1949 bis 1989 beschäftigt und<br />
auch die Möglichkeit bekommt, sich damit<br />
auseinanderzusetzen. Viele Gedenkorte bieten<br />
diese Möglichkeiten, etwa an ehemaligen<br />
Grenzübergängen und Museen wie das Haus<br />
der Geschichte in Bonn, die der Öffentlichkeit<br />
teilweise kostenlos zur Verfügung stehen. Ich<br />
denke, dass man nicht nur aus den Ereignissen<br />
der NS-Diktatur für den Aufbau und die<br />
Erhaltung einer demokratischen Gesellschaft<br />
lernen sollte.Auch die SED-Diktatur ist als solches<br />
Negativbeispiel ebenfalls mit einzubeziehen,<br />
um einen Staataufrechtzuerhalten bei<br />
dem Freiheit, Würde und Gleichheit die Kernwertedarstellen.<br />
DieRedewendung „aus Fehlern<br />
lernen“ sollte man in der heutigen Bundesrepublik<br />
umsetzen, beziehungsweise die<br />
Umsetzung jener beurteilen. Allerdings kritisiere<br />
ich die Denkweise, die Deutschland immer<br />
noch in Ost und West einteilt. In meinen<br />
Augen ist Deutschland heute ein Land und<br />
Leipzig gehört für mich zum gleichen<br />
Deutschland wieWuppertal. Mansolltenicht<br />
in der Geschichte verharren, sondernsie vielmehr<br />
studieren, um die Gegenwart und Zukunft<br />
besser zu gestalten.<br />
manchmal bekomme ich fast den Eindruck,<br />
die Niederländer selbst hassen ihre Sprache<br />
regelrecht, so bereitwillig, wie sie sie bei jeder<br />
Gelegenheit, die sich ihnen bietet, ablegen<br />
wie einen kratzigen Pullover. Kürzlich hatte<br />
ich beruflich mit einem jungen Mann zu tun<br />
–nennen wir ihn hier mal Joost –der erst tagelang<br />
nicht bemerkt hat, dass ich Ausländer<br />
bin, während wir auf Niederländisch mailten<br />
und telefonierten. Seitdem ich meine Herkunft<br />
aber mal beiläufig während eines Gesprächs<br />
erwähnt habe,beginnt er jedes Telefonat<br />
mit „Hey, this is Joost. Everything goes<br />
well?“ Ja,Joost, super geht’s,danke der Nachfrage.Aber<br />
hör doch bitte auf, meine Niederländischkenntnisse<br />
mit deinem mittelmäßigen<br />
Polder-Englisch zu beleidigen.<br />
DieNiederländer hassen ihreSprache natürlich<br />
nicht. Das merkt man immer dann<br />
am deutlichsten, wenn andere genau so<br />
achtlos mit ihr umgehen, wie sie selbst. Ständig<br />
regen sich Amsterdamer darüber auf,<br />
dass sie nicht mal mehr ihren Kaffee in einem<br />
Café in ihrer Muttersprache bestellen<br />
können, weil kaum ein Kellner in der Hauptstadt<br />
sie beherrscht. Und wehe, türkischoder<br />
marrokanischstämmige Jugendliche<br />
sprechen nicht sauberstes Oranje-Nassau-<br />
Niederländisch oder Flüchtlinge haben nach<br />
drei Jahren im Königreich noch nicht das<br />
umfangreiche Werk Willem Frederik Hermans<br />
gelesen. Denn so sehr sie hier ihreUntertitel<br />
auch lieben – den Nicht-MuttersprachlernimLand<br />
gestehen die sonst so toleranten<br />
Niederländer sie nicht zu.<br />
„Wir werden mit<br />
unseren Spenden dafür<br />
sorgen, dass Sea-Watch ein<br />
zusätzliches Schiff<br />
einsetzen kann.“<br />
Markus Dröge, Landesbischof der Evangelischen<br />
Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische<br />
Oberlausitz, in einem Interview mit der Märkischen<br />
Allgemeinen <strong>Zeitung</strong> zur Seenotrettung<br />
AUSLESE<br />
Hart<br />
und gemein<br />
Der britische Premierminister Boris<br />
Johnson wollte die vorgezogenen<br />
Neuwahlen unbedingt. Er geht davon aus,<br />
dass er sie gewinnt und mit einer eigenen<br />
Mehrheit im Unterhaus endlich den Brexit<br />
durchziehen kann. Sein Erfolg bei den<br />
Wahlen am 12. Dezember ist aber alles<br />
andere als ausgemacht. „Die Verschiedenheit<br />
der einzelnen Wahlbezirke in<br />
Kombination mit ungewöhnlich starken<br />
Schwankungen bei der Identifizierung<br />
von Wählern mit einer der Parteien machen<br />
das Ergebnis am 12. Dezember weitgehend<br />
unvorhersagbar. Der Brexit hat<br />
herkömmliche Loyalitäten durcheinandergebracht“,<br />
schreibt die Londoner <strong>Zeitung</strong><br />
Guardian.<br />
Die bulgarische <strong>Zeitung</strong> Trud hat<br />
nachgezählt: „Die Briten gehen zu den<br />
Wahlurnen am 12. Dezember zum vierten<br />
Malinden vergangenen fünf Jahren. Dies<br />
ist eine extrem erschöpfende Übung in<br />
parlamentarischer Demokratie.“ Dielettische<br />
liberale Tageszeitung Diena erkennt<br />
den besonderen britischen schwarzen<br />
Humor in dem Wahltermin. „Sosollen die<br />
Ergebnisse der anstehenden Parlamentswahlen<br />
in Großbritannien am Freitag,<br />
dem 13. Dezember,bekannt gegeben werden.“<br />
Auch die belgischen <strong>Zeitung</strong> De Tijd<br />
findet, dass für Boris Johnson ein Erfolg<br />
nicht garantiert ist. „Sicher ist nur, dass<br />
der Wahlkampf in Großbritannien hart<br />
und gemein wird und die Gemüter noch<br />
mehr erregen wird.“ Tobias Miller<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Lokal-Derby: Hier<br />
trinken Unioner und<br />
Herthaner zusammen<br />
Seite 11<br />
Eklat im Abgeordnetenhaus: Richter-Kandidatin der Linken fällt durch Seite 13<br />
Stau am Funkturm-Dreieck: Umbau bringt keine Verbesserung Seite 12<br />
Stadtbild<br />
Eine Pizza für<br />
Papa Punk<br />
Christian Schwager<br />
schaut in seinem alten Neuköllner<br />
Kiez in die Ecken.<br />
Erlebt. Auch in Neukölln, ja wirklich.<br />
Wir mussten zwar sehr genau<br />
in die Ecken sehen, mein Kumpel<br />
und ich, aber dann haben wir ihn<br />
gefunden, exakt so wie es im Song<br />
von The Exploited heißt: Punks not<br />
dead. Wirwaren im Boddin-Kiezunterwegs,<br />
aus dem wir vor drei Jahrzehnten<br />
weggezogen sind. Wir starteten<br />
unweit unserer alten Mietskaserne<br />
in einer Kneipe, aus der keine<br />
Gentrifizierung der Welt den Punk<br />
herauskriegt, diesen nikotingelben<br />
Strolch. Nicht aus den Gardinen,<br />
nicht aus der Atemluft.<br />
Zugegeben, die Einstiegsfrage<br />
meines Kumpels war alles andereals<br />
Punk: „Was habt ihr denn für ein Bier<br />
vom Fass?“ Die Antwort imTonfall<br />
dafür vielsagend: „Kindl?“ Vonwelchem<br />
Planeten kommt ihr beiden<br />
Kasper denn?<br />
Das haben wir uns im weiteren<br />
Verlauf des Abends dann auch selbst<br />
mehrmals gefragt. Beim zweiten<br />
Stopp etwa in einem Laden weiter<br />
die Straße hinauf, dessen Name<br />
nichts zur Sache tut, aber in dem vermutlich<br />
was mit Laptop vorkommt<br />
oder social networking oder Hipsterbart<br />
oder so. Den seltenen Blicken<br />
über den Bildschirmrand hinweg<br />
schien immerhin nicht verborgen zu<br />
bleiben, dass wir Teile unserer Garderobe<br />
erstmals seit 30 Jahren wieder<br />
angelegt hatten, wobei sich dem<br />
Augenaufschlag zufolge hier und da<br />
der Verdacht regte,dass dies am Ausgang<br />
der JVA Tegel passiert sein<br />
könnte. Dabei hatte ich meine Lederjacke<br />
extra mit Sattelseife von<br />
Spuren der Vergangenheit befreit.<br />
Wenigstens wurden wir am Tresen<br />
nach Ablauf von fünf Minuten<br />
bedient, was in den folgenden zwei<br />
Läden nicht der Fall war und in einem<br />
spontanen Boykott unsererseits<br />
endete.Eine kurze Andacht vordem<br />
Praxis-Schild unseres ehemaligen<br />
Hausarztes führte uns vor Augen,<br />
dass Alter erfreulicherweise relativ<br />
ist. Hochgerechnet müsste Doc<br />
Bleibtreu achtzig sein, doch sein<br />
Name ist Programm. Sicher trägt er<br />
noch den seinerzeit sehr beliebten<br />
Herzchen-Button am weißen Kittel.<br />
Punks not dead eben. Deshalb<br />
auch die späte Pizza.WieSidVicious,<br />
Urvater des Punks, indem Streifen<br />
Sid und Nancy, nur ein bisschen anders.<br />
Nämlich in der Trattoria unseres<br />
Vertrauens, das diese nach wie<br />
vorrechtfertigt. DasPreis-Leistungs-<br />
Verhältnis macht Romina und Albano<br />
Power mehr als wett. Ein paar<br />
Takte schneller gedacht, ginge<br />
Felicità ja auch als Pogo-Stück durch.<br />
Dann allerdings unser Lieblingsschuppen<br />
von damals. Als krönender<br />
Höhepunkt geplant, wurde er<br />
zum finalen Tiefschlag. Wahrscheinlich<br />
wäscht hier neuerdings die Cosa<br />
Nostra ihr Geld. Kein Gast, kein<br />
Punk, nicht mal in den Ecken. Und<br />
als wir in der Totenstille mit der Bedienung<br />
ins Plaudernkamen und erfuhren,<br />
dass sie vier Jahrealt war,als<br />
wir das letzte Mal hier herauswankten,<br />
war er fällig, der letzte Toast:<br />
Punks not dead, sometimes.<br />
Es wurde ja auch langsam Zeit.<br />
Am nächsten Morgen ging mal wieder<br />
um sechs Uhr der Wecker. Die<br />
Kleine muss um acht in der Schule<br />
sein. Punks not Dad. Aber das wussten<br />
wir ja vonAnfang an.<br />
Der Straßenstrich an der Kurfürstenstraße sorgt seit Jahren für Ärger und Diskussionsbedarf.<br />
Angst im eigenen Haus<br />
Der Ärger um den Straßenstrich an der Kurfürstenstraße geht weiter.NeueKonzepte stoßen auf Ablehnung<br />
VonAnnika Leister<br />
Seit einem Jahr gibt es den<br />
„Runden Tisch Sexarbeit“.<br />
Das Ziel des Gremiums: Die<br />
angespannte Lage im Kurfürstenkiez<br />
rund um den größten<br />
Straßenstrich Berlins zu verbessern.<br />
Im ersten Schritt für die Prostituierten,<br />
im zweiten auch für Anwohner.<br />
Jetzt sind die Experten fast am Ziel, im<br />
November tagen sie zum sechsten<br />
und letzten Mal. Doch vonvielen Anwohnern<br />
ernten sie für ihre indieser<br />
Woche veröffentlichten Pläne Kopfschütteln<br />
und lautstarken Protest.<br />
Undauch Sozialdienste, die mit den<br />
Frauen arbeiten, hatten sich von der<br />
Arbeit des Gremiums mehr erwartet.<br />
In Garagen-Größe<br />
Unddies sind die Pläne des Runden<br />
Tisches: In Mitte und Tempelhof-<br />
Schöneberg sollen zwei bis drei WCs<br />
aufgestellt werden –Toilette und Sexkabine<br />
in einem. Dievon Bezirksbürgermeisterin<br />
Angelika Schöttler<br />
(SPD) vorWochen ins Spiel gebrachte<br />
Idee von sogenannten Verrichtungsboxen,<br />
die nur für den Sex gedacht<br />
sind, ist damit wieder aus dem Rennen.<br />
In anderen Städten gibt es diese<br />
Boxen als Verschläge in Garagen-<br />
Größe, Freier fahren mit dem Auto<br />
hinein, Sexfindet vonder Öffentlichkeit<br />
abgeschirmt im Auto statt. Manche<br />
Städte haben für den Fall eines<br />
gewalttätigen Freiers Alarmknöpfe in<br />
die Boxen einbauen lassen.<br />
Die Gründe, warum der Runde<br />
Tisch jetzt doch auf die Sexboxen verzichten<br />
will, sind laut Schöttler vielzählig:<br />
DerKurfürstenkiezsei zu dicht<br />
bebaut. Für Verschläge, die groß genug<br />
für Autos sind, sei kein Platz. Es<br />
gebe keine kommerziellen Anbieter –<br />
man müsste die Modelle also selbst<br />
entwerfen und bauen. Für Eltern sei<br />
es außerdem unangenehm, ihren<br />
Kindern zuerklären, was es mit den<br />
Boxen auf sich hat. Bei den Toiletten<br />
sei das anders: „Wir wissen, dass sie<br />
zwei Funktionen haben. Aber die<br />
zweite muss man nicht betonen.“ In<br />
den Toiletten solle es außerdem eine<br />
zweite Tür geben, um in Notsituationen<br />
einen Fluchtweg für die Frauen<br />
zu schaffen.<br />
Außerdem schlägt der Runde<br />
Tisch vor, den Frauentreff Olga, wo<br />
die Frauen duschen, essen und sich<br />
aufhalten können, in Zukunft auch<br />
am Wochenende zumindest für einige<br />
Stunden geöffnet zu halten. Die<br />
Straßen im Kurfürstenkiez sollen<br />
häufiger gereinigt werden als bisher.<br />
DieZahlder Sprachmittler soll erhöht<br />
werden. Bereits bestehende Hilfsstrukturen<br />
sollen gestärkt werden.<br />
Nollendorfplatz<br />
100 km<br />
Derfflingerstr.<br />
Bülowstr.<br />
Bisher stehen die Pläne allerdings<br />
noch unter Vorbehalt. Das Abgeordnetenhaus<br />
müsse im Dezember erst<br />
die nötigen Mittel freigeben, so<br />
Schöttler. „Es ist fraglich, was wir finanzieren<br />
können.“<br />
Beieiner Infoveranstaltung für Anwohner<br />
in dieser Woche reichten die<br />
Reaktionen von ungläubigem Gelächter<br />
bis hin zu lautstarkem Protest.<br />
Viele Anwohner beklagten ähnliche<br />
Zustände: Unbekannte aus dem<br />
Dunstkreis des Straßenstrichs hinterließen<br />
in ihren Hausfluren und Aufzügen<br />
Müll, Fäkalien und Drogenbesteck.<br />
Immer wieder würden Briefkästen,<br />
manchmal auch Keller aufgebrochen.<br />
Die Polizei komme zwar<br />
rasch, greife auch durch –doch sobald<br />
sie wegsei,fange eben alles wieder<br />
vonvorne an. Manfühle sich unwohl<br />
oder gar unsicher im eigenen<br />
Magdeburger<br />
Platz<br />
Genthiner Str.<br />
Kurfürstenstr.<br />
Pohlstr.<br />
B1<br />
Lützowstr.<br />
Potsdamer Str.<br />
Kurfürstenstr.<br />
Nelly-<br />
Sachs-<br />
Park<br />
BLZ/GALANTY<br />
Haus –und fühle sich von der Politik<br />
im Stich gelassen, die die Lage weiterhin<br />
verkenne.<br />
Um gegen den Straßenstrich und<br />
seine Folgen anzugehen, hat sich im<br />
vergangenen Monat sogar ein neuer<br />
Verein für Anwohner gegründet: der<br />
„Lebenswerte Kurfürstenkiez e.V.“.<br />
Seit zwei Jahren arbeite man schon in<br />
einem Arbeitskreis und habe unter<br />
anderem 1600 Unterschriften gegen<br />
den Strich gesammelt, erklärt MitgliedWerner<br />
Ruthenbeck. Nunakquiriere<br />
man Mitglieder für den Verein,<br />
rund 35 Interessenten gebe es bereits.<br />
Die Situation im Kiez ist nach Ruthenbecks<br />
Meinung unhaltbar und<br />
verschlechtert sich zusehends: Weil<br />
zurzeit auch die letzten Freiflächen<br />
im Kiez bebaut werden und Eigentümer<br />
immer häufiger ihre Grundstücke<br />
einzäunen, breite sich das Sex-<br />
Geschäft zurzeit verstärkt aus –indie<br />
Keller, Hauseingänge und Tiefgaragen,<br />
inzwischen bis hin zur Genthiner<br />
Straße und ans Lützowufer.<br />
DerVerein fordert einen SperrbezirkinBerlin<br />
und die Verlagerung der<br />
Prostitution in Gebiete fernab vonInnenstadt<br />
undWohngebieten.<br />
Positiver bewerten diejenigen die<br />
Maßnahmen des Runden Tisches,die<br />
täglich mit den Frauen arbeiten: Von<br />
einem „Schritt in die richtige Richtung“<br />
spricht Lonneke Schmidt-Bink<br />
DPA/WOLFGANG KUMM<br />
vom Frauentreff Olga, der zentralen<br />
Anlaufstelle für Prostituierte. Sie saß<br />
mit am Runden Tisch und freut sich,<br />
dass bestehende Hilfsangebote weiter<br />
gefördertwerden und Olga in Zukunft<br />
auch am Wochenende öffnen<br />
soll. „Am Wochenende gibt es für die<br />
Frauen bisher kaum Angebote“, so<br />
Schmidt-Bink. „So können wir mehr<br />
Frauen erreichen.“<br />
Doch auch Schmidt-Bink übt Kritik<br />
–vor allem an der Zweckentfremdung<br />
von Toiletten als Sexkabinen.<br />
„Toiletten sind keine Verrichtungsorte,<br />
sie werden zweckentfremdet“,<br />
so Schmidt-Bink. „Wir hatten auf die<br />
Verrichtungsboxen gehofft.“ In den<br />
Toiletten seien keine Alarmknöpfe<br />
geplant, keine Aufsicht vorgesehen.<br />
Gereinigt werden sollen sie einmal<br />
proTag. „Wir hätten uns noch sauberere<br />
und sicherereOrtefür die Frauen<br />
gewünscht.“<br />
Für die Tempelhof-Schöneberger<br />
Bezirksbürgermeisterin ist die<br />
scharfe Kritik der Anwohner keine<br />
Überraschung. Sie ist seit vielen Jahren<br />
inunterschiedlichen Ämtern für<br />
den Kurfürstenkiez zuständig: „Das<br />
ist kein Gewinnerthema.“ Schöttler<br />
lehnt einen Sperrbezirk–wiefast alle<br />
politischen Parteien –strikt ab. Für<br />
die Sicherheit in den Wohnhäusern<br />
seien die Wohnungsunternehmen<br />
zuständig –imFall eines Hauses will<br />
Schöttler jetzt mit dem Eigentümer<br />
sprechen und auf Besserung dringen.<br />
Man könne nur „viele, kleine<br />
Schritte“ machen, so Schöttler.<br />
Ob das genügen wird? Schließlich<br />
ist der Kiez im Umbruch und steht<br />
schon vor der nächsten großen Herausforderung:<br />
Das Sexkaufhaus LSD<br />
soll abgerissen werden. Damit verschwinden<br />
auch diegünstigenVideokabinen,<br />
in die sich Prostituierte<br />
günstig füreine halbe Stunde einmietenkönnen.<br />
Denbestehenden Kampf<br />
um den öffentlichen Raum wird das<br />
verschärfen.<br />
Annika Leister<br />
glaubt, dass der Ärger im<br />
Kurfürstenkiez noch wächst<br />
NACHRICHTEN<br />
App Kita-Navigator wird am<br />
6. November vorgestellt<br />
Diehandschriftlichen Wartelisten in<br />
den Kindertagesstätten sollen bald<br />
ausgedient haben: Dieneue App<br />
Kita-Navigator soll Elternzeigen, wo<br />
freie Plätzeexistieren. „Und man<br />
kann über dieses Portal auch Anfragen<br />
an die einzelnen Kita-Tageseinrichtungen<br />
stellen“, sagte Bildungssenatorin<br />
SandraScheeres (SPD) am<br />
Donnerstag im Abgeordnetenhaus.<br />
DieApp solle am 6. November vorgestellt<br />
werden. (dpa)<br />
Warnstreik in Zoo, Tierpark<br />
und Aquarium<br />
Mehr als 100 Beschäftigte vonZoo,<br />
Tierparkund Aquarium haben sich<br />
am Donnerstag nach Gewerkschaftsangaben<br />
an einem Warnstreik<br />
beteiligt. DerKommunale Arbeitgeberverband<br />
Berlin (KAV)reagierte<br />
mit Unverständnis.„AusArbeitgebersicht<br />
sind wir gemeinsam<br />
auf einem gutenWeg“, teilte KAV-Geschäftsführerin<br />
Claudia Pfeiffer mit.<br />
DerVerband gehe daher voneiner<br />
schnellen Einigung aus.Personalleiterin<br />
Adriane Simaitis stellt den Beschäftigten<br />
demnach „Entgeltsteigerungen<br />
vonbis zu fünf Prozent“ in<br />
Aussicht. DieGewerkschaft fordert<br />
eine Erhöhung um 200 Euro proMonat<br />
für die Beschäftigten. (dpa)<br />
Weniger Steuereinnahmen<br />
als erwartet<br />
Finanzsenator Matthias Kollatz<br />
(SPD) geht davon aus,dass Berlin<br />
wegen der schwächelnden Konjunktur<br />
in den Jahren 2020 und 2021 um<br />
161 Millionen Euro beziehungsweise<br />
182 Millionen Euro weniger Steuern<br />
einnimmt als bisher prognostiziert.<br />
„Gegenüber den vergangenen Jahrenentwickelt<br />
sich die Konjunktur<br />
ungünstiger“, erklärte Kollatz zu der<br />
neuen Steuerschätzung am Donnerstag.<br />
„Berlin hatte diese Entwicklung<br />
im Rahmen des Haushaltsaufstellungsprozesses<br />
2020/2021 berücksichtigt.“<br />
(dpa)<br />
Notübernachtung in früherer<br />
Gerhart-Hauptmann-Schule<br />
Vondiesem Freitag an baut das Kältehilfe-Netzwerkdas<br />
Angebot an<br />
Notübernachtungen für Obdachlose<br />
deutlich aus.Die Zahl der verfügbarenÜbernachtungsplätzeimWarmen<br />
wachse auf 1018, sagte Regina<br />
Kneiding vonder Senatsverwaltung<br />
für Soziales.Das ist mehr als doppelt<br />
so viel wie im Durchschnitt der letzten<br />
Oktoberwoche (430). Zu den Unterkünften,<br />
die nun in die Saison<br />
starten, zählt zum Beispiel die mit<br />
100 Plätzen große Notübernachtung<br />
in der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule<br />
in Kreuzberg, wie die<br />
Johanniter am Donnerstag ankündigten.<br />
Für den Betrieb würden noch<br />
ehrenamtliche Helfer gesucht. (dpa)<br />
Betten statt Schreibtische in der früheren<br />
Gerhart-Hauptmann-Schule DPA/SOEDER
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
BANK ATM<br />
DER PERFEKTE RUHESTAND<br />
€<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Teil 1: Kassensturz kurz vor der Rente ● Teil 2: Wasbleibt im Portemonnaie ● Teil 3: Wohnen im Alter ● Teil 4: Fitbleiben ● Teil 5: Jede Menge Freizeit ● Teil 6: Alter und Liebe<br />
BLZ/GALANTY<br />
Ein Blog als<br />
Brücke in den<br />
Ruhestand<br />
Gül Oswatitsch schreibt für<br />
Leser 50+ Artikel im Netz<br />
Ein Herbstfoto mit grünen und<br />
braunen Blättern begrüßt den<br />
Leser, wenn er die Internetadresse<br />
berlinab50.com aufruft. „Herbst ist<br />
eine der schönsten Jahreszeiten –<br />
bunt, üppig und voll Genuss!“ heißt<br />
es im Blog-Text. Hier schreibt jemand<br />
von den angenehmen Seiten<br />
des Lebens. Gül Oswatitsch, die Verfasserin<br />
des Blogs, sagt: „Meine Inhalte<br />
sind meine Interessen und das,<br />
vondem ich glaube,dass es wert und<br />
wichtig ist, in die Welt hinausposaunt<br />
zu werden.“<br />
Die ehemalige Dramaturgin und<br />
Redakteurin beim Fernsehen wurde<br />
zufällig Bloggerin. Eine Mitarbeiterindes<br />
Bezirksamts Charlottenburg-<br />
Wilmersdorffragte die 65-Jährige vor<br />
sechs Jahren, ob sie nicht Lust hätte,<br />
ehrenamtlich bei dem zunächst geförderten<br />
Projekt mitzumachen.<br />
Mittlerweile ist das Amt ausgestiegen<br />
und Oswatitsch führt den Blog<br />
weiter.<br />
Im Bode-Museum: Gül Oswatitsch auf Recherche<br />
im James-Simon-Kabinett. PRIVAT<br />
EinBekannter und sie befüllen zu<br />
zweit den Blog. Ein Post pro Woche<br />
ist ihr Ziel und auch ihr Wunsch. Es<br />
sei ein Ansporn, mit offenen Augen<br />
durch die Stadt zu gehen, denn der<br />
Blog solle seine Leser informieren,<br />
sagt sie. Kultur interessiert Oswatitsch<br />
besonders.Kürzlich entdeckte<br />
sie die „Kunstlektionen“ in der Gemäldegalerie,<br />
über die sie begeistert<br />
einen Eintrag verfasste. Mindestens<br />
einmal wöchentlich geht sie zu Führungen<br />
ins Kulturforum.<br />
Im Blog spielen neben den Texten<br />
die Bilder eine große Rolle.„Ich mache<br />
viele Fotos und manchmal inspiriert<br />
mich auch ein Bild zu einem<br />
Post“, sagt sie. Als ehemalige Fernsehmacherin<br />
hat sie einen geschulten<br />
Blick. „Ein bis zwei Tage die Woche<br />
widme ich dem Blog“, sagt sie.<br />
Die technische Seite sei dabei kein<br />
Problem. „Man braucht Geduld, Zeit<br />
und das Interesse.“<br />
Rund 350 regelmäßige Leser,<br />
meist im Rentenalter, hat der Blog.<br />
Nicht sehr viele, aber doch eine Leserschar,<br />
die bedient werden will.<br />
Anzeigen gibt es keine. „Das würde<br />
mich einengen“, sagt sie. Der Blog<br />
war für Oswatitsch auch eine Hilfestellung<br />
beim Übergang in den Ruhestand,<br />
der für sie mit 63,5 Jahren<br />
begann. „Wenn mich niemand sonst<br />
braucht, der Blog braucht mich“,<br />
sagt sie.Das sei eine gute Brücke gewesen.<br />
(mec.)<br />
GülOswatitschs Blog: www.berlinab50.com<br />
Ihr Motto ist Machen<br />
Kaffeekränzchen kommen für Brigitte Gloger nicht infrage. Sie ist im Verein aktiv und liest Kindern vor<br />
VonMechthild Henneke<br />
Brigitte Glogers Rezept für<br />
Lebensfreude ist einfach:<br />
„Ich umgebe mich mit jungen<br />
Menschen.“ Die <strong>Berliner</strong>in<br />
guckt selten fern, geht nie zu<br />
Kaffeekränzchen oder zum Seniorensport<br />
und spricht über keine Malaisen.„Mein<br />
Thema ist das Leben“, sagt<br />
die 73-Jährige aus Pankow. DerRuhestand<br />
ist ihr eine Herausforderung,<br />
der sie sich immer wieder stellt.<br />
Zum Beispiel in ihrem Ehrenamt<br />
als „Lesepatin“ an einer Grundschule.<br />
Jede Woche fährt die elegant<br />
gekleidete Frau in den Wedding und<br />
übt mit den Schülern das Lesen. Da<br />
kommt die Büroleiterin, die Gloger<br />
in ihrem Arbeitsleben war, durch:<br />
„Still sitzen und nicht mit den Füßen<br />
wackeln“, lautet ihre Ansage. Die<br />
richtige Haltung ist für die Atmung<br />
und die Stimme entscheidend, sagt<br />
sie energisch.<br />
Brigitte Gloger legt ein Buch auf<br />
den Tisch und die Kinder müssen<br />
vorlesen. Sie haben häufig Migrationshintergrund<br />
oder sind Flüchtlinge.<br />
Inder Geschichte über magische<br />
Tinte,die sie diese Woche vorlesen<br />
ließ, kam das Wort „Untergrund“<br />
vor. „Was ist das?“, fragte Gloger.„Ein<br />
Bunker?“, fragte ein Kind.<br />
VonSchülernlernen<br />
„Ich lerne viel von den Schülern“,<br />
sagt sie. Über den Islam wusste sie<br />
wenig, bevor sie im Jahr 2011 Lesepatin<br />
wurde.Die Kinder erzählen ihr<br />
begeistert unter anderem vom Zuckerfest<br />
und von Beschneidungsfeiern<br />
und zeigen ihr Fotos. „Die Jungen<br />
werden auf diesen Feiern ausstaffiert<br />
wie kleine Prinzen“, sagt<br />
Gloger. Sie nimmt alles auf, macht<br />
sich Gedanken, freut sich auf die<br />
Mädchen und Jungen, wie die Kinder<br />
auf sie.Sie will den Kindernnoch<br />
mehr geben. Deshalb organisiert sie<br />
Besuche mit ihnen im Planetarium,<br />
im Friedrichstadt-Palast oder sogar<br />
in der Staatsoper. Die ältere Dame<br />
hat Beziehungen. Lesepatin ist nur<br />
eine ihrer Beschäftigungen.<br />
Seit zehn Jahren arbeitet sie außerdem<br />
im „Verein für Pankow“ mit,<br />
fünf Jahre als Schatzmeisterin, seit<br />
2014 als Büroleiterin der Geschäftsstelle.Der<br />
Bürgerverein ist ein Netzwerk<br />
von Geschäftsleuten und Privatpersonen,<br />
die sich um das Gemeinwohl<br />
im Bezirk kümmern. Er<br />
organisiertFeste wie „Jazz im Park“,<br />
Ausstellungen und Veranstaltungen.<br />
Mittendrin ist Brigitte Gloger.<br />
„Standarbeit macht mir Spaß“, sagt<br />
sie und fügt mit einem Augenzwin-<br />
Arbeitende Rentner in Deutschland<br />
Zahl der erwerbstätigen Rentner in Tausend<br />
534<br />
578 584<br />
Brigitte Gloger geht selbstbewusst durch ihre Ruhestandsjahre.<br />
ODER DOCH NOCH EIN BISSCHEN ARBEITEN<br />
SABINE GUDATH<br />
Weiterarbeiten: Werseine reguläre Rente später in Anspruch nehmen und eine Zeit lang weiterarbeiten<br />
möchte, wird vonder Rentenversicherung belohnt. Für jeden Monat, den er oder<br />
sie weiter arbeitet und keine Rente bezieht, gibt es einen Rentenzuschlag von0,5 Prozent.<br />
Rentenzuschlag: Die Rente um ein Jahr hinauszuschieben, bedeutet einen Zuschlag von<br />
sechs Prozent. Zusätzlich erhöht sich die Rente durch die laufende Beitragszahlung zur Rentenversicherung.Beiträgezur<br />
Arbeitslosenversicherung müssen nicht mehr gezahlt werden.<br />
Beispiel: Bernd H. ist Durchschnittsverdiener.Erist 1954 geboren und erreicht seine Regelaltersgrenze<br />
mit 65 Jahren und acht Monaten. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er 45 Jahre lang<br />
Beiträgegezahlt. Er würde aktuell eine Bruttorente von1487,25 Euro in den alten Bundesländernerhalten.<br />
Schiebt er seinen Rentenbeginn um zwei Jahre hinaus und arbeitet weiter<br />
wie vorher,erhöht sich seine Rente nach heutigen Werten auf 1739,75 Euro. Das ist eine<br />
Steigerung um rund 17 Prozent.<br />
701<br />
812 847<br />
’00 ’01 ’02 ’03 ’04 ’05 ’06 ’07 ’08 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 ’18<br />
1097<br />
1235<br />
1403<br />
1445<br />
kern hinzu: „Ich quatsche den ganzen<br />
Tag.“ Mit Besuchern zu sprechen,<br />
Spenden einzuwerben und<br />
sich um die Mitglieder zu kümmern,<br />
darin geht sie auf. Sie strahlt<br />
Disziplin und eine natürliche Autorität<br />
aus. Wosie ist, herrscht Ordnung.<br />
Die zart gebaute Frau hat es gelernt,<br />
ihren Wegzugehen. Ihr Vater<br />
und ihre Mutter lebten mit jeweils<br />
neuen Familien in West-Berlin und<br />
Westdeutschland, während sie bei<br />
den Großeltern im Ostteil Berlins<br />
blieb. Im VEB Stahlwerk- und Walzwerk<br />
Hennigsdorf lernte sie, neun<br />
Jahre hat sie beim VEB Minol Berlin<br />
gearbeitet, dem großen und einzigen<br />
Mineralölbetrieb der DDR. Lange<br />
Jahre war sie dort die rechte Hand<br />
des Betriebsdirektors. Nach der<br />
Wende wechselte sie die Unternehmen<br />
und arbeitete bis zum Eintritt<br />
der Rente bei einer Tochterfirma der<br />
Deutschen Bahn.<br />
Ruhe-Inseln sind wichtig<br />
Eigentlich nicht verwunderlich, dass<br />
der Ruhestandfür sie kein Ausruhen<br />
bedeutet: Schöffin und Vollzugshelferin<br />
sind weitereAktivitäten, die sie<br />
in ihrer Zeit als Rentnerin aufnahm.<br />
Für ersteres ist sie heute zu alt, denn<br />
70 Jahreist die Altersgrenze, letzteres<br />
lässt sie zurzeit ruhen. Der Strafgefangene,<br />
den sie lange betreute, ist<br />
rückfällig geworden. „Erist wieder in<br />
Haft und hat mich als Helferin angefordert,<br />
aber ich möchte im Moment<br />
nicht“, sagt sie.<br />
Ruhe-Inseln benötigt Brigitte<br />
Gloger auch. EinHandy hat sie nicht<br />
und ihreWohnung in Pankow ist ihr<br />
Reich, in dem sie Kraft tankt. Manchmal<br />
fährtsie mit ihrer Tochter, die sie<br />
allein großgezogen hat, in den Urlaub.<br />
Das schafft ihr Erinnerungen,<br />
von denen sie lange zehrt. Ein Urlaub<br />
hat sie nach Tansania geführt.<br />
„Wenn ich mich mal nicht gut fühle,<br />
denke ich daran, wie ich in Afrika<br />
war. Morgens habe ich aus der Tür<br />
geblickt und den Kilimandscharogesehen“,<br />
sagt sie dankbar.<br />
Sie wird nachdenklich. „Es ist ein<br />
merkwürdiges Gefühl zu wissen: Es<br />
ist der letzte Abschnitt des Lebens“,<br />
sagt sie,„ich will mir nicht sagen: Ich<br />
habe es nicht versucht!“ Nurauf dem<br />
Sofa zu sitzen, kommt für sie nicht<br />
infrage. „Machen“, lautet auch ihre<br />
Empfehlung an andere. „Insich reingucken<br />
und rausfinden, was einem<br />
gefällt, wozu man Lust hatund dann<br />
los“, sagt sie. Auf ihrer eigenen Entdeckungsreise<br />
ins Alter lässt sich Brigitte<br />
Gloger auf jeden Fall nicht aufhalten.<br />
Rentner 2018<br />
erwerbstätig<br />
8%<br />
insgesamt<br />
18 124<br />
Tausend<br />
nicht erwerbstätig<br />
92 %<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: STATISTISCHES BUNDESAMT, DPA<br />
Einmal einen<br />
Schlager solo<br />
vortragen<br />
Hans-Joachim Lampe<br />
macht Musik und singt<br />
Mit dem Ruhestand kehrte die<br />
Musik in Hans-Joachim Lampes<br />
Leben zurück. Als Kind hatte er<br />
Klavier gelernt, als Student in Beatbands<br />
gespielt. Doch als er mit<br />
26 Jahren als Maschinenbaukonstrukteur<br />
im VEB Kombinat Dampferzeugerbau<br />
in Berlin anfing, wurde<br />
ihm die Musik zu viel. Er gab das Musizieren<br />
auf. Nach der Wende<br />
schaffte Lampe sich ein E-Piano Roland<br />
RD-300 an und fing langsam<br />
wieder an. 2003 trat er einem Chor<br />
bei, wo er als zweiter Tenor die hohen<br />
Töne zum Schwingen bringt<br />
und 2013, drei Jahrenach Beginn seines<br />
Ruhestands,ging es richtiglos.<br />
Achim Lampe, wie er genannt<br />
wird, trat in Köpenick einem Orchester<br />
als Pianist bei und wurde Mitglied<br />
eines Gesangs-Sextetts. Jetzt, mit 74<br />
Jahren, ist er so aktiv wie nie zuvor:<br />
„Ich habe drei Proben in der Woche:<br />
montags gehe ich zum Kiezorchester<br />
Wendenschloss, dienstags singe ich<br />
bei der Cöpenicker Liedertafel 1875<br />
und freitags beim Bären-Sextett von<br />
Hirschgarten.“<br />
Klavierspielen und Singen -– bei Achim<br />
Lampe sind alle Tage voller Musik. PRIVAT<br />
Am Wochenende gibt es Aufführungen<br />
und hin und wieder Reisen<br />
des Chors oder Orchesters. In der<br />
Woche schreibt Lampe am Computer<br />
Noten und überarbeitet alte<br />
Songs. <strong>Berliner</strong> Lieder von Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts gefallen ihm,<br />
Stimmungslieder, aber auch Adaptionen<br />
vonHits vonSantiano.<br />
„Musik macht einfach Spaß! Man<br />
sitzt nicht den ganzen Tag in der<br />
Ecke und überlegt, wie man den Tag<br />
rumbringt“, sagt der sympathische<br />
Rentner. Und bei Aufführungen mache<br />
man anderen Menschen zudem<br />
noch eine Freude.Allerdings –das ist<br />
ihm wichtig –ist Musik nicht sein<br />
einziges Hobby. Er liebt seine Familie,<br />
hat einen Garten und hat eine<br />
Simson-Schwalbe wieder aufgebaut,<br />
mit der er im Sommer herumkurvt.<br />
Die Musikalität hat er von seiner<br />
Mutter,sagt Lampe.Erselbst sei kein<br />
Solist und doch sei es ein Traum, einmal<br />
ein Lied allein zu singen. Zurzeit<br />
bearbeitet er den alten Schlager„Das<br />
Sumpfhuhn“ von1905, in dem es um<br />
einen zechfreudigen <strong>Berliner</strong> geht,<br />
der die Nächte durchmacht. Das<br />
Lied vorPublikum vorzutragen, wäre<br />
sein Ziel. Eines, das in erreichbare<br />
Nähe gerückt ist. Denn bei einer<br />
Kiezfeier wirdLampe demnächst mit<br />
seinen Freunden auftreten. Das<br />
könnte der richtige Moment für das<br />
Solo sein. (mec.)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 11 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Tipps der Promis<br />
Tipps der Promis<br />
1:1<br />
2:1<br />
Gayle Tufts,<br />
Entertainerin<br />
„Eigentlich bin ich Fan<br />
vonWerder Bremen, was dramatisch<br />
und oft auch deprimierend ist.<br />
Ich finde Fußball toll, das ist so<br />
ein ästhetisches Spiel. Cool, dass es ein<br />
Derbyinder Alten Försterei gibt. Das ist<br />
so, als ob Madonna nicht in der<br />
Mercedes-Benz-Arena spielt, sondern<br />
im Hebbel-Theater.Ich tippe, dass das<br />
Spiel 1:1 ausgeht und<br />
freue mich schon auf die<br />
Bundesliga-Konferenz im Info-Radio.“<br />
3:1<br />
GregorGysi,<br />
Linken-Politiker<br />
„3:1 für Union.<br />
Schon deshalb,weil Hertha wohl Angst<br />
vordem Osten hat.“<br />
2:1<br />
Pierre Besson,<br />
Schauspieler<br />
„Mir als Köpenicker liegen<br />
die Eisernen ziemlich am Herzen.<br />
Die Stimmung ist nach dem Weiterkommen<br />
im Pokal hervorragend und man<br />
hat einen Taglänger Pause.<br />
An der Alten Försterei sollte Hertha keine<br />
Sonne sehen. Die besten Fans der<br />
Stadt werden maßgeblich zum verdienten<br />
2:1-Erfolg Unions beitragen und dann<br />
wird ganz Berlin feiern!“<br />
Der WirtFrank Schafforsvon der Fankneipe „Schwarze Hexe“ in der Paul-Robeson-Straße in Prenzlauer Berg.<br />
Eine für alle<br />
In der Fußballkneipe „Schwarze Hexe“ sind Unioner und Herthaner gleichermaßen willkommen<br />
VonMikeWilms<br />
Zwei Herzen schlagen in der<br />
Brust von Frank Schaffors.<br />
Der Wirt der Fußballkneipe<br />
„Schwarze Hexe“ ist Union-<br />
Fan, aber Hertha-Fans sind bei ihm<br />
genauso willkommen wie Anhänger<br />
der Eisernen. „Zu DDR-Zeiten gab es<br />
über die Mauer hinweg eine Fan-<br />
Freundschaft zwischen den Klubs“,<br />
sagt der gebürtige Ost-<strong>Berliner</strong>. Diesen<br />
alten Geist der Brüderlichkeit will<br />
er in seiner Kneipe in Prenzlauer Berg<br />
am Leben erhalten. Dass Union und<br />
Hertha an diesem Sonnabend erstmals<br />
zum Bundesliga-Derby aufeinandertreffen,<br />
ist für Schaffors etwas<br />
Besonderes.<br />
Fahnen für beide Teams<br />
Links und rechts der Eingangstür hat<br />
Schaffors bereits am Donnerstag zwei<br />
große Fahnen angebracht. Eine rotweiße<br />
Union-Fahne und eine blauweiße<br />
Hertha-Fahne wehen an der<br />
Hausfassade. „Das erinnert mich an<br />
das legendäreFreundschaftsspiel von<br />
1990, zweieinhalb Monate nach dem<br />
Fall der Mauer“, sagt Schaffors. Er<br />
stand selbst als Union-Fan im Olympiastadion,<br />
als Union und Hertha am<br />
27. Januar 1990 vor 51270 Zuschauern<br />
aufeinandertrafen. „Fast 30 Jahre<br />
später kommt nun wieder so ein historisches<br />
Spiel zustande“, sagt Schaffors.<br />
„Nur werde ich dieses Mal am<br />
Tresen stehen und Bier zapfen.“<br />
Der Wirt rechnet damit, dass an<br />
diesem Sonnabend 60 Prozent seiner<br />
Polizei-Großaufgebot: Die<br />
<strong>Berliner</strong> Polizei wird am<br />
Sonnabend nach eigenen<br />
Angaben mit 1500 Kräften<br />
in der Stadt unterwegs sein.<br />
„Wie sich diese verteilen<br />
hängt vomTagesverlauf ab“,<br />
sagte eine Polizeisprecherin.<br />
Gäste Union-Fans und 40 Prozent<br />
Hertha-Fans sein werden. Sein Lokal,<br />
die „Schwarze Hexe“ in der Paul-Robeson-Straße,<br />
befindet sich nur wenige<br />
HundertMeter vomehemaligen<br />
Grenzübergang Bornholmer Straße<br />
entfernt. Zum einstigen Hertha-Stadion,<br />
der Plumpe,inGesundbrunnen<br />
ist es ein Kilometer.„Es gibt hier Fans<br />
beider Teams und alle Kneipenbesucher<br />
wissen, dass man bei mir auf<br />
beide Fraktionen trifft“, sagt Schaffors.Wie<br />
an jedem Bundesliga-Spieltag<br />
seit 16 Jahren wird eramSonnabend<br />
die Großleinwand aufbauen<br />
und Fußball zeigen.<br />
An den gelb gestrichenen Wänden<br />
der Kneipe hängen Union- und Hertha-Schals,<br />
aber auch Schals anderer<br />
Bundesligavereine – Borussia Dortmund,<br />
Borussia Mönchengladbach,<br />
Werder Bremen. „Durch die Zugezogenen<br />
wirddie <strong>Berliner</strong> Fußball- und<br />
ERHÖHTES RISKIO<br />
Gefährder-Ansprachen: Die<br />
Polizei hält dasDerbyfür eine<br />
Veranstaltung mit erhöhtem<br />
Risikound will die Fanlager<br />
voneinander getrennt halten.<br />
„Wir habenGefährderansprachen<br />
im zweistelligenBereich<br />
durchgeführt.“<br />
Alkohol-Verbot: Für das ausverkaufteStadion<br />
wurde ein<br />
Alkoholverbotfestgelegt,so<br />
derUnion-Pressesprecher.<br />
22 000 Tickets seien vergebenworden.<br />
2500 Hertha-<br />
Fans würdenimStadion An<br />
der Alten Förstereierwartet.<br />
Fankultur immer vielfältiger“, sagt<br />
Schaffors. Dies bemerke er auch an<br />
seinem Kneipenpublikum, das friedlich<br />
und ohne Aggressionen auf<br />
„Fremd-Fans“ reagiere. „Diese eingeübte<br />
Toleranz stimmt mich zuversichtlich,<br />
dass es auch beim ersten<br />
Bundesliga-Derby von Union und<br />
Hertha keinen Streit und keine Probleme<br />
geben wird“, sagt Schaffors.In<br />
der „Schwarzen Hexe“ würde im<br />
Höchstfall lautstarkdiskutiert.<br />
Fachsimpelei unter Freunden<br />
ANDREAS KLUG<br />
Über die Frage,wie das Spiel ausgeht,<br />
fachsimpelt Union-Fan Schaffors am<br />
Tresen mit einem alten Bekannten.<br />
Rainer Kant ist Spielautomaten-Aufsteller<br />
und kümmertsich um die Geräte<br />
in der Kneipe.„Wie esder Zufall<br />
will, bin ich Hertha-Fan aus Lichterfelde<br />
und häufig anderer Meinung als<br />
derWirt“, sagt Kant. Im Fall des bevorstehenden<br />
Lokalderbys gestehe er<br />
aber zu, dass Hertha nach dem Pokalspiel<br />
gegen Dynamo Dresden in dieserWoche<br />
noch ziemlich geschlaucht<br />
sein dürfte. Ertippe deshalb ein 2:2-<br />
Unentschieden für das Lokalderby<br />
am Sonnabend.<br />
Wirt Schaffors ist ein Entgegenkommen<br />
in dieser Frage fremd. Er ist<br />
Union-Mitglied seit 1966 und Aktionär<br />
des Klubs. Erspielte selbst Fußball<br />
im Osten, als Hobby-Kicker bei<br />
Blau-Weiß Friedrichshain, und absolvierte<br />
eine Schiedsrichter-Ausbildung.<br />
Er war Dauergast im Union-<br />
Stadion und, obwohl hauptberuflich<br />
Wirtschaftskaufmann bei der HO,im<br />
Herzen vor allem immer Union-Fan.<br />
„Ich bin mir bei aller Toleranz gegenüber<br />
Hertha sicher, dass Union das<br />
Derby mit 2:1 gewinnt“, sagt Schaffors.<br />
Union habe in der Alten Försterei<br />
den Heimvorteil und grundsätzlich<br />
die größereLeidenschaft. Außerdem<br />
habe die Mannschaft zuletzt gegen<br />
Bayern München und Freiburg<br />
ihreTopformunter Beweis gestellt.<br />
So ganz ernst nehmen Schaffors<br />
und Kant ihre Fachsimpelei nicht.<br />
Aber es fühlt sich, seit Union in der<br />
Ersten Liga spielt, endlich wieder<br />
spannend an, über Fußball zu diskutieren.<br />
„Ich glaube zwar nicht, dass<br />
die alten Zeiten wiederkommen, in<br />
denen die verbindende Maxime von<br />
Ost-Fans und West-Fans ,Eisern Berlin’<br />
war“, sagt Schaffors. Aber in der<br />
„SchwarzenHexe“ sei man bereit dafür,<br />
esnoch einmal miteinander zu<br />
versuchen.<br />
IMAGO IMAGES (6)<br />
Alice Brauner,<br />
Filmproduzentin<br />
„Eigentlich bin ich ja Hertha-Fan.<br />
Aber Union habe ich jetzt auch schon ein<br />
paarmal spielen sehen und finde, die<br />
kämpfen noch viel härter als die Hertha.<br />
Diesen Kampfgeist bewundere ich. 3:1 gegenFreiburg<br />
im Pokal! Mein Herz schlägt im<br />
Derbyalso für den Underdog,der sich mit<br />
so viel Leidenschaft und tollen Fans in die<br />
Bundesligahochgearbeitet hat. Mein Tipp:<br />
Das Derbygewinnt Union 2:1.“<br />
2:1<br />
Wolfgang Thierse,<br />
Bundestagspräsident a. D.<br />
„Derbys sind immer etwas Besonderes und<br />
nehmen meist einen überraschenden Verlauf.<br />
Union war immer sehr stark, wenn’s<br />
gegenHertha ging,vermutlich wird das<br />
auch diesmal so sein. Also 2:1 für Union.“<br />
2:3<br />
Frank Zander,<br />
Sänger der Hertha-Hymne<br />
„Ich stelle mir vor,<br />
in der 80. Minute steht es noch unentschieden<br />
2:2 und dann schießt Hertha in den<br />
letzten Minuten noch ein Tor.<br />
Also 3:2 für Hertha. Wenn nichts schiefgeht,<br />
wird man sich auch ganz gut verstehen.<br />
Es gibt vielleicht draußen Rangeleien,<br />
aber die sind nicht der Rede wert.<br />
Das wird ein tolles Spiel, es wird übervoll<br />
sein und Hertha wird gewinnen.“<br />
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2. und3.November 2019,10–17 Uhr<br />
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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019<br />
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Berlin<br />
Heute Stau –morgen Stau<br />
Der Umbau des Autobahndreiecks Funkturm wird mindestens sieben Jahre dauern. Leistungsfähiger wird der Knotenpunkt aber nicht<br />
VonPeter Neumann<br />
Ein paar Jahrenoch, dann ist<br />
es so weit. In den 2020er-<br />
Jahren wird ein großer Teil<br />
des <strong>Berliner</strong> Autobahnnetzes<br />
zur Großbaustelle.Von Heiligensee<br />
im Norden bis Halensee im Süden<br />
müssen Kraftfahrer mit Bauarbeiten<br />
rechnen. Am Donnerstag informierte<br />
die Planungsgesellschaft<br />
Deges in der Urania über ein wichtiges<br />
Teilprojekt: den Umbau des Dreiecks<br />
Funkturm. „Auf die gesamte<br />
Stadt kommt eine gewisse Belastung<br />
zu“, kündigte Bereichsleiter Andreas<br />
Irngartinger an. Eine Untertreibung.<br />
BurkhardPott, der das Projekt leitet,<br />
redete nicht lange um den heißen<br />
Brei herum. Für den Knotenpunkt<br />
am ICC, an dem die Avus auf<br />
den Stadtring trifft, sei das „Ende der<br />
Restnutzungsdauer“ in Sicht, stellte<br />
der Bauingenieur trocken fest.<br />
In der Umgebung wird’sleiser<br />
Potts Bilanz lässt ahnen, wie lange<br />
auch dieserTeil der Infrastruktur vernachlässigt<br />
worden ist. So gelten für<br />
fünf der 25 Brücken Einschränkungen<br />
wie Tempo- oder Lastbegrenzungen.<br />
Für vier Brücken besteht<br />
„kurzfristig Handlungsbedarf“. Vor<br />
sechs Jahrzehnten rechneten die<br />
Planer mit rund 20 000 Kraftfahrzeugen<br />
proTag. Heute sind es im Schnitt<br />
230 000, darunter 12 000 Lastwagen.<br />
Künftig verläuft die Avus über den<br />
heutigen Rasthof-Parkplatz –neben<br />
Wo die Avus die A100 umarmt: Das Dreieck FunkturminCharlottenburg wird umgebaut. Dadurch wird Platz frei –zum Beispiel für neue Wohn- und Bürohäuser.<br />
Spree<br />
Rudolf-Wissell-<br />
Brücke<br />
Heerstr. Bismarckstr.<br />
Grunewald<br />
500 m<br />
Charlottenburg<br />
Spandauer Damm<br />
A115<br />
ICC<br />
A111<br />
A100<br />
A100<br />
Autobahndreieck<br />
Funkturm<br />
Moabit<br />
Großer<br />
Stern<br />
BLZ/HECHER<br />
IMAGO IMAGES/SCHÖNING<br />
dem denkmalgeschützten Motel,<br />
das wie die Avus-Tribüne erhalten<br />
bleibt. Details, die Ortsunkundigen<br />
oft Angstschweiß auf die Stirn treiben,<br />
werden verändert. So sollen<br />
Ein- und Ausfädelspuren verlängert<br />
und für Tempo 60 ausgelegt werden.<br />
Obwohl erwartet wird, dass der<br />
Verkehr bis 2030 auf 250 000 Kraftfahrzeuge<br />
pro Tag zunimmt, soll die<br />
Leistungsfähigkeit nicht steigen.<br />
Eine Kapazitätserweiterung sei für<br />
den Senat politisch kein Thema, hieß<br />
es bei der Deges. Esgebe auch verkehrliche<br />
Argumente, fügte Irgartinger<br />
hinzu.„Zwar könnte man theoretisch<br />
die Kapazität des Dreiecks erhöhen.<br />
Aber das wärenicht sinnvoll,<br />
solange man das <strong>Berliner</strong> Autobahnnetz<br />
nicht auch anderswo ausbaut.“<br />
„Bereits jetzt beeinträchtigen die<br />
Avus und die Jafféstraße die Wohnsituation<br />
im Eichkamp“, sagte Detlev<br />
Ratjen vom Siedlerverein. Skeptisch<br />
sehen die Anwohner den Plan, die<br />
Anschlussstelle Messedamm zu verlegen<br />
und neben der Siedlung neu zu<br />
bauen. Wie berichtet wollen die Planer<br />
und der Senat ihnen zusätzliche<br />
Lärmbelastungen ersparen, indem<br />
dort der Verkehr unter der Avus hindurchgeführt<br />
wird. „Eine Unterführung<br />
ist unsereVorzugsvariante“, bekräftigte<br />
Pott. Doch die Siedler bleiben<br />
„sehr misstrauisch“, so Ratjen.<br />
Eine Brücke dürfe es nicht geben.<br />
UntermStrich werdedie Lärmbelastung<br />
sinken –nahe der Dernburgstraße,<br />
wo erstmals Lärmschutzwände<br />
entstehen, um bis zu acht Dezibel,<br />
so die Deges. Neue Schallbarrieren<br />
entstehen auch entlang der<br />
Siedlung Eichkamp, die Wände an<br />
der Jafféstraße werden um einen Meter<br />
erhöht. Ein Bürgertelefon ist täglich<br />
von8bis 20 Uhrunter der Nummer<br />
(0800) 58 95 24 79 erreichbar.<br />
Sperrungen bei der Bahn<br />
Angesichts des rasant steigenden<br />
Baupreise rechnen die Planer damit,<br />
dass die Kosten deutlich über der<br />
jüngsten Schätzung in Höhe von295<br />
Millionen Euro liegen werden. Wie<br />
berichtet können die Arbeiten frühestens<br />
2023 beginnen. Geschätzte<br />
Dauer: mindestens siebenJahre.<br />
Auch S-Bahn- und andere Fahrgäste<br />
bekommen das Projektzuspüren<br />
–inForm von Sperrungen. Sie<br />
sollen aber jeweils nur wenige Tage<br />
dauern, maximal eine Woche. Die<br />
Einschränkungen für die Kraftfahrer<br />
sollen sich ebenfalls in Grenzen halten.<br />
So werde parallel zur A100 eine<br />
Behelfsautobahn gebaut, die ebenfalls<br />
drei Fahrstreifen pro Richtung<br />
erhält. „Die rechnerische Leistungsfähigkeit<br />
bleibt erhalten“, sagte Pott.<br />
„In diesem Bereich stehen Sie<br />
schon heute morgens im Stau“, so<br />
Andreas Irngartinger.„Künftig auch.<br />
Aber dann an einer Baustelle.“<br />
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Die aktuelle „digito“ jeden ersten<br />
Sonnabend imMonat inder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>!<br />
Morgen in<br />
der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong><br />
Gut angenommen<br />
Vier Notfallpraxen sorgen für Entspannung im Gedränge<br />
um die Rettungsstellen. Neue sollen hinzukommen<br />
VonGerhard Lehrke<br />
Die Rettungsstellen der <strong>Berliner</strong><br />
Kliniken kranken seit Jahren an<br />
Überlastung. Sind die Arztpraxen<br />
der Stadt am Wochenende geschlossen,<br />
suchen Patienten in den KrankenhäusernHilfe,häufig<br />
auch, wenn<br />
das gar nicht notwendig ist. Dann<br />
müssen die Patienten oft stundenlang<br />
auf einen Arzt warten. Ärzte,<br />
Schwesternund Pfleger haben weniger<br />
Zeit, sich um die heiklen Fälle zu<br />
kümmern, die von der Feuerwehr<br />
eingeliefert werden. Doch Entspannung<br />
ist in Sicht. Die Zahl der seit<br />
2016 eingerichteten Notdienstpraxen<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
(KV), die den Rettungsstellen<br />
angegliedertsind, wächst.<br />
Seit Ende September arbeiten<br />
niedergelassene Ärzte, inder Regel<br />
internistische Hausärzte, freiwillig<br />
freitags (15-21 Uhr), sonnabends,<br />
sonn- und feiertags (9-21 Uhr) in der<br />
neuen Notdienstpraxis an der Rettungsstelle<br />
der Vivantes-Klinik im<br />
Friedrichshain. Dort herrscht oft gerade<br />
am Wochenende Gedränge: Mit<br />
60 000 Fällen im Jahr (plus 17 000 in<br />
der Kinderrettungsstelle) ist es die<br />
Rettungsstelle mit dem höchsten Patientenaufkommen<br />
Berlins.<br />
Dr.Philipp Kellner leitet die Rettungsstelle:<br />
„Wir haben als Ziel,<br />
dass bis zu einem Viertel der Patienten,<br />
die zu den Öffnungszeiten<br />
der Notdienstpraxis zu uns kommen,<br />
auf sie verwiesen werden<br />
können.“ Das wären sonnabends<br />
und sonntags jeweils 15 bis 20, freitags<br />
bis zu zehn.<br />
Dr. Heiko Zürcher, niedergelassener<br />
Internist aus Schöneberg, ist<br />
einer der Ärzte, die in der neuen<br />
Praxis Dienst tun: „Wir sind hier<br />
sehr nett aufgenommen worden,<br />
und es gibt keine Probleme, Kollegen<br />
zu finden, die hier arbeiten wollen.<br />
Man bekommt im Monat nur<br />
ein oder zwei Schichten zugewiesen.“<br />
Viele der Patienten, um die er sich<br />
kümmert, hätten sich vorher auf den<br />
Internetseiten der KV Berlin oder<br />
über die KV-Notfallnummer 116117<br />
informiert, dass es die Praxis gibt.<br />
Über die Nummer erreicht man<br />
die Leitstelle der KV. Medizinisches<br />
Fachpersonal klärtimGespräch mit<br />
dem Anrufer, oberbis zur Öffnung<br />
einer normalen Arztpraxis warten<br />
kann, ein Bereitschaftsarzt geschickt<br />
wird, ob er zu einer Notdienstpraxis<br />
fährt oder doch die Telefonnummer<br />
112 der Feuerwehr<br />
wählen soll. Gegebenenfalls wird<br />
der Rat eines Arztes in der Leitstelle<br />
eingeholt.<br />
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Reise<br />
Auf einen Schwatz mit Frau Holle<br />
rund um den Hohen Meißner<br />
Urlaub auf hoher See: Die neuen<br />
Kreuzfahrtschiffe 2020<br />
Mit dem heutigen Tag gibt es<br />
vier Notdienstpraxen für Erwachsene:<br />
Im Unfallkrankenhaus Berlin<br />
(Marzahn), der ersten dieser<br />
Einrichtungen, im Jüdischen<br />
Krankenhaus (Wedding), in Friedrichshain<br />
und neu im DRK-Krankenhaus<br />
Westend.<br />
Für Kinder stehen solche Praxen<br />
im Virchow-Klinikum der Charité<br />
(Wedding), im Sana Klinikum Lichtenberg,<br />
im DRK-Krankenhaus<br />
Westend sowie im St. Joseph-Krankenhaus<br />
(Tempelhof)bereit.<br />
Der Arzt HeikoZürcher untersucht<br />
einen Patienten.<br />
GERD ENGELSMANN
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 13 *<br />
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Berlin<br />
Richterin ohne Mehrheit<br />
Eklat im Abgeordnetenhaus: CDU hielt sich offenbarnicht an Absprachen zur Postenvergabe bei Landesverfassungsgericht und lässt Linke-Kandidatin durchfallen<br />
VonAnnika Leister<br />
Eineeigentlich als sicher geltendeWahl<br />
endete im Abgeordnetenhaus<br />
am Donnerstag<br />
mit einem Eklat, der<br />
weitreichende Folgen für die CDU<br />
haben könnte.Die Christdemokraten<br />
hätten sich nicht an eine zentrale Absprache<br />
gehalten, verkündeten die<br />
Fraktionschefs von SPD, Linken und<br />
Grünen. Man überdenke, obman in<br />
Zukunft überhaupt noch mit der<br />
CDU zusammenarbeiten könne.<br />
Nur86Stimmen<br />
Wasist passiert? Eigentlich sollte das<br />
Parlament am Donnerstag eine neue<br />
Präsidentin und zwei Richter für das<br />
Landesverfassungsgericht bestimmen.<br />
Es ist das höchste Gericht in<br />
Berlin, seine Richter werden auf sieben<br />
Jahre gewählt. Vorschlagsrecht<br />
für die drei Kandidaten hatten turnusmäßig<br />
SPD, Linke und CDU. Im<br />
Voraus galt die Wahl als sicher –auch<br />
weil sich die drei Regierungsparteien<br />
mit der Oppositionspartei CDU im<br />
Vorfeld abstimmten, um für ihre<br />
Im Kammergericht am Kleistparkhat der Verfassungsgerichtshof seinen Sitz.<br />
Kandidaten die Zweidrittelmehrheit<br />
erreichen zu können.<br />
Doch dann folgte die geheime<br />
Wahl im Plenum –und die Kandidatin<br />
der Linken scheiterte. Nur 86 Abgeordnete<br />
stimmten für Lena Kreck,<br />
die Dozentin der Evangelischen<br />
Hochschule Berlin ist. Damit erreichte<br />
die 38-Jährige nicht die nötige<br />
Zweidrittelmehrheit von 100 Stimmen.<br />
Die Kandidatin der SPD für die<br />
Präsidentschaft des Landesverfassungsgerichts,LudgeraSelting,<br />
sowie<br />
der von der CDU vorgeschlagene<br />
Christian Burholt hingegen erhielten<br />
die nötige Mehrheit: Selting 134 Ja-<br />
Stimmen, Burholt 148 Ja-Stimmen.<br />
Die Wahl erfolgte zwar geheim,<br />
das Ergebnis und Aussagen von Abgeordneten<br />
verschiedener Parteien<br />
lassen aber vor allem einen Schluss<br />
zu: Vermutlich wählte die Opposition,<br />
inklusive der CDU, nahezu geschlossen<br />
gegen Kreck. Auch einige<br />
Gegenstimmen aus der rot-rot-grünen<br />
Koalition sind aber möglich. Die<br />
AfD-Fraktion twitterte am späten<br />
Nachmittag, die AfD habe „mit den<br />
Stimmen der CDU die Wahl der radikal-linken<br />
Verfassungsrichterin<br />
Kreck verhindert“ und sprach voneiner<br />
„Sternstunde der Demokratie“.<br />
Nach Verkünden des Ergebnisses<br />
herrschte große Ratlosigkeit. DieSitzung<br />
des Parlaments musste für<br />
rund zwei Stunden unterbrochen<br />
IMAGO<br />
werden, der Ältestenrat und die<br />
Fraktionen zogen sich zu Beratungen<br />
zurück. Danach traten die Fraktionschefs<br />
der rot-rot-grünen Koalition<br />
gemeinsam vor die Presse.<br />
Linke-Fraktionschef UdoWolf sprach<br />
von einem „beschämenden Stück“<br />
und einer „Schande“. Die CDU habe<br />
gegen Absprachen verstoßen. Eine so<br />
wichtige demokratische Aufgabe wie<br />
die Wahl neuer Richter für das Verfassungsgericht<br />
aber dürfte nicht zum<br />
Gegenstand von „parteipolitischen<br />
Spielchen“ werden. „Das wirdFolgen<br />
haben für die weitere Zusammenarbeit<br />
im Haus“, so Wolf. Grünen-Fraktionschefin<br />
Antje Kapek sprach von<br />
„hinterlistigem Verhalten“ der CDU,<br />
SPD-Fraktionschef Raed Saleh vom<br />
offenen Bruch einer Absage: „Die<br />
CDU hat sich heute disqualifiziert.“<br />
CDU-Chef Burkard Dregger<br />
sagte,dass es in seiner Fraktion keine<br />
Probeabstimmung gegeben habe.<br />
Die Abstimmung sei geheim verlaufen.<br />
„Ich will mich nicht an Spekulationen<br />
beteiligen, wie Ergebnisse zustande<br />
gekommen sind.“<br />
Die Kandidaten der drei Parteien<br />
hatten sich am Dienstag in allen<br />
Fraktionen vorgestellt. Aus Kreisen<br />
liberaler und konservativer Abgeordneter<br />
hieß es, dass man dabei den<br />
Eindruck gewonnen habe,dass Lena<br />
Kreck zu aktuellen Themen wie Enteignung<br />
und Vermögen, die durchaus<br />
auch vor dem Verfassungsgericht<br />
landen könnten, eine sehr linke<br />
Einstellung habe. Aus der Linken<br />
hieß es, das sei nicht wahr. ImGegenteil<br />
habe Kreck immer ihreUnabhängigkeit<br />
sowie die Bedeutung der<br />
Gewaltenteilung betont.<br />
Lena Kreck studierte Rechtswissenschaften<br />
an der Humboldt-Universität<br />
und promovierte an der Uni<br />
Bremen. Siearbeitete vorihrer Tätigkeit<br />
an der Evangelischen Hochschule<br />
Berlin unter anderem bei der<br />
Fachstelle für queereGeflüchtete bei<br />
der Schwulenberatung Berlin.<br />
Vermutlich neue Kandidatin<br />
Die Linke kündigte an, sich erst einmal<br />
intensiv beraten zu wollen. Sie<br />
könnte nun gezwungen sein, eine<br />
neue Kandidatin zu finden, um die<br />
Zweidrittelmehrheit zu schaffen.<br />
Selting folgt als Landesverfassungsgerichtspräsidentin<br />
auf Sabine<br />
Schudoma, deren Amtszeit endet.<br />
Die 55-Jährige ist bisher Vizepräsidentin<br />
des Landgerichts. Burholt ist<br />
Mitglied der CDU und Dozent an der<br />
Hochschule fürWirtschaft und Recht.<br />
Spur ins Drogenmilieu<br />
Nach Tötung eines 30-Jährigen Ermittlungen am Kotti<br />
VonPhilippe Debionne und Eric Richard<br />
ImFall des Tötungsdelikts am U-<br />
Bahnhof Kottbusser Torgehen die<br />
Ermittlungen weiter. Laut Staatsanwaltschaft<br />
soll auch ein möglicher<br />
Drogenhintergrund der Tatgeprüft<br />
werden. Das Opfer war wegen<br />
Rauschgiftdelikten polizeibekannt.<br />
Ob auch die Tatselbst direkt mit Drogen<br />
zu tun hat, war nach Polizeiangaben<br />
mit Stand Donnerstagmorgen<br />
offiziell aber noch unklar. Zunächst<br />
müssten weitereZeugen der Tatvernommen<br />
werden, hieß es.<br />
Das Kottbusser Torgilt als Drogenumschlagplatz.<br />
In dem U-Bahnhof<br />
halten sich öfter Gruppen von<br />
Konsumenten auf. Marihuana, Kokain,<br />
Heroin, aber auch legale<br />
Schmerz- und Betäubungsmittel wie<br />
Methadon, Rohypnol oder Subutex.<br />
Dassind Ersatzstoffe,die Drogenab-<br />
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So gelingtdie Abschlussarbeit<br />
neben dem Job<br />
hängigen ärztlich verschrieben werden<br />
können, wenn diese sich zum<br />
Entzug von Heroin oder anderen<br />
harten Drogen entschieden haben.<br />
In der Praxis zeigt sich immer wieder,<br />
dass besagte von Ärzten verschriebene<br />
Ersatzdrogen bei Junkies genauso<br />
hoch im Kurs stehen wie herkömmliches<br />
Rauschgift. So offenbar<br />
auch im aktuellen Fall.<br />
Zwei Bekannte des Rollstuhlfahrers<br />
sagten gegenüber dieser <strong>Zeitung</strong><br />
am Donnerstag, dass der Mann in<br />
der Nacht zu Mittwoch von vier<br />
Rauschgiftsüchtigen angesprochen<br />
worden sei. Man habe sich „locker<br />
gekannt“. Der laut Polizei wegen<br />
Drogendelikten aktenkundige Rollstuhlfahrer<br />
soll demnach legal im<br />
Besitz von verschreibungspflichtigen<br />
Schmerztabletten gewesen sein,<br />
die in der Szene für zwei Euro das<br />
Stück gehandelt werden.<br />
Doch die Männer versuchten offenbar,<br />
die Tabletten zu rauben. Bei<br />
dem anschließenden Gerangel<br />
wurde ein 30-jähriger Begleiter des<br />
Rollstuhlfahrers gegen einen einfahrenden<br />
Zug der Linie U8 geschubst,<br />
geriet zwischen Waggon und Bahnsteigkante<br />
und wurde tödlich verletzt.<br />
Zu der Frage,obvon der Polizei<br />
eine öffentliche Suche mit den Aufnahmen<br />
in Betracht gezogen wird,<br />
wurden am Donnerstag keine Angaben<br />
gemacht.<br />
Stigmatisierung von Familien<br />
Linke gegen Begriff „Clan-Kriminalität“<br />
Bei der Definition und Bekämpfung<br />
der arabischstämmigen<br />
Clan-Kriminalität ist sich die <strong>Berliner</strong><br />
Regierungskoalition nicht mehr<br />
ganz einig. DerLinke-Innenpolitiker<br />
Niklas Schrader bezeichnete den Begriff<br />
„Clan-Kriminalität“ am Donnerstag<br />
in der Aktuellen Stunde des<br />
Abgeordnetenhauses zum Thema<br />
Organisierte Kriminalität (OK) als<br />
„problematisch“. Mit dieser Bezeichnung<br />
würden „ganze Familien<br />
stigmatisiert“.<br />
Innensenator Andreas Geisel<br />
(SPD) ging auf die Kritik nicht ein,<br />
betonte aber, die Polizei würde sich<br />
allen Bereichen der Organisierten<br />
Kriminalität widmen, nicht nur den<br />
Clans. Die Opposition warf dem Senat<br />
vor, nicht konsequent genug vorzugehen<br />
und die Polizei nicht gut genug<br />
für ihreAufgaben auszustatten.<br />
Schrader vonder Partei DieLinke,<br />
die zusammen mit SPD und Grünen<br />
den Senat stellt, monierte: „Kriminell<br />
sind Taten, keine Familien. Straftaten<br />
werden von Personen begangen<br />
oder Gruppen.“ Die Bezeichnung<br />
Clan-Kriminalität richte sich<br />
gegen bestimmte Familien, obwohl<br />
zahlreiche Familienmitglieder völlig<br />
unschuldig seien. Menschen würden<br />
keine Wohnung finden, weil sie einen<br />
Nachnamen einer bestimmten<br />
arabischstämmigen Großfamilie tragen<br />
würden.<br />
Zudem übertreibe es die Polizei<br />
mit ihren ständigen Razzien. Gegen<br />
die Geschäftsfelder der Clans habe<br />
es in diesem Jahr bisher 250 Polizeieinsätze<br />
gegeben, 62 davon zusammen<br />
mit anderen Behörden wie dem<br />
Zoll, den Bezirken oder Finanzämtern.<br />
(dpa)<br />
Bekanntmachungen<br />
Mit Planfeststellungsbeschluss des Landesamts für Bergbau, Geologie und Rohstoffe<br />
vom 30. August 2019 -Az. 27.2-1-110 -ist der Plan für die Errichtung und den Betrieb<br />
des östlichen Teils der 380-kV-Freileitung Neuenhagen-Wustermark-Hennigsdorf (380-<br />
kV-Nordring Berlin) vom Portal Umspannwerk (UW) Neuenhagen bis zum Mast 189 mit<br />
den Einschleifungen UW Malchow und UW Hennigsdorf festgestellt worden.<br />
Auszug aus dem verfügenden Teil des Planfeststellungsbeschlusses:<br />
Gemäß §43Absatz 1Satz 1Nummer 1des Gesetzes über die Elektrizitäts- und Gasversorgung<br />
(Energiewirtschaftsgesetz –EnWG) vom 07.07.2005 (BGBl. IS.1970, 3621),<br />
zuletzt geändert durch Artikel 1des Gesetzes vom 13.05.2019 (BGBl. IS.706) in<br />
Verbindung mit Anlage 1Nummer 19.1.1 des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
(UVPG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 24.02.2010 (BGBl. IS.<br />
94), zuletzt geändert durch Artikel 22 des Gesetzes vom 13.05.2019 (BGBl. IS.706) wird<br />
der Plan der 50Hertz Transmission GmbH in Gestalt der 1. Planänderung für die<br />
Errichtung und den Betrieb der 380-kV-Freileitung Neuenhagen-Wustermark-<br />
Hennigsdorf (380-kV-Nordring Berlin) und der Verschiebung des Mastes 81 im Abschnitt<br />
Neuenhagen bis Mast 189 (im Bereich Hohen Neuendorf) mit Abzweigen in das<br />
Umspannwerk Malchow und das Umspannwerk Hennigsdorf einschließlich der mit diesem<br />
Vorhaben im Zusammenhang stehenden Folgemaßnahmen an anderen Anlagen<br />
nach Maßgabe dieses Beschlusses mit den sich aus diesem Beschluss ergebenden<br />
Änderungen, Ergänzungen, Anordnungen und Vorbehalten festgestellt.<br />
Neben dem 380-kV-Nordring Berlin umfasst das Vorhaben die durch die 50Hertz<br />
Transmission GmbH beantragte Mitnahme/Umverlegung (von Teilen) der folgenden<br />
Leitungen:<br />
• Mitnahme der 380-kV-Leitung Lubmin-Neuenhagen-Malchow zwischen Masten 47-<br />
54 und 58-59 und Rückbau des Gestänges der 380-kV-Freileitung Lubmin-<br />
Neuenhagen-Malchow im Bereich der Mitführung,<br />
• Mitnahme der 110-kV-Bahnstromleitung Priort-Karow zwischen Masten 99-104_2<br />
und<br />
• Aufseilung der 380-kV-Leitung Lubmin-Neuenhagen-Malchow auf den Masten 1-9<br />
des 380-kV-Nordrings Berlin nach Mitnahme des 380-kV-Nordrings Berlin auf dem<br />
Gestänge der 380-kV-Leitung Bertikow-Neuenhagen zwischen Masten 336-342.<br />
Die Vorhabenträgerin ist Betreiberin der vorgenannten 380-kV-Freileitungen. Die<br />
Betreiberin der 110-kV-Freileitung Priort-Karow (Bahnstromleitung) ist die DB Energie<br />
GmbH, deren Einverständniserklärung vom 12.06.2019 vorliegt.<br />
Der Plan ist nach Maßgabe der unter II. aufgeführten Planunterlagen auszuführen,<br />
soweit sich aus diesem Beschluss keine Änderungen, Ergänzungen oder Nebenbestimmungen<br />
ergeben.<br />
Einer Übertragung der Verpflichtung der Vorhabenträgerin zur Pflege der Ausgleichsund<br />
Ersatzmaßnahmen gemäß den Maßnahmenblättern E1, E2, E3 und E4 des<br />
Landschaftspflegerischen Begleitplans mit befreiender Wirkung auf die gemäß §4der<br />
Verordnung zur Durchführung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in Maßnahmenund<br />
Flächenpools in Brandenburg (Flächenpoolverordnung - FPV) anerkannte<br />
Flächenagentur Brandenburg nach Maßgabe der Regelungen im Vertrag zwischen der<br />
Flächenagentur Brandenburg GmbH und der Vorhabenträgerin vom 06.12.2013 wird<br />
zugestimmt.<br />
Dieser Beschluss wirkt auch für und gegen etwaige Rechtsnachfolger der Vorhabenträgerin.<br />
Durch die Planfeststellung wird die Zulässigkeit des Vorhabens einschließlich der notwendigen<br />
Folgemaßnahmen an anderen Anlagen im Hinblick auf alle berührten öffentlichen<br />
Belange festgestellt. Der Planfeststellungsbeschluss konzentriert alle für das<br />
Vorhaben erforderlichen öffentlich-rechtlichen Genehmigungen, Verleihungen, Erlaubnisse,<br />
Bewilligungen, Zustimmungen und Planfeststellungen.<br />
Hinweise zum Planfeststellungsbeschluss:<br />
Der Planfeststellungsbeschluss enthält Nebenbestimmungen.<br />
In dem Planfeststellungsbeschluss ist über die erhobenen Einwendungen und Stellungnahmen<br />
von Vereinigungen entschieden worden.<br />
Rechtsbehelfsbelehrung:<br />
Bekanntmachung des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe, Vom 18. Oktober 2019<br />
Planfeststellungsbeschluss für die Errichtung und den Betrieb des östlichen Teils der 380-kV-Freileitung Neuenhagen-Wustermark-Hennigsdorf (380-kV-Nordring Berlin) vom Portal<br />
Umspannwerk (UW) Neuenhagen bis zum Mast 189 mit den Einschleifungen UW Malchow und UW Hennigsdorf<br />
Gegen diese Entscheidung kann innerhalb eines Monats nach Zustellung Klage beim<br />
Bundesverwaltungsgericht, Simsonplatz 1, 04107 Leipzig, erhoben werden.<br />
Die Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss hat keine aufschiebende Wirkung<br />
(§ 43e Absatz 1Satz 1EnWG). Der Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung<br />
der Klage gegen einen Planfeststellungsbeschluss nach §80Absatz 5Satz 1Verwaltungsgerichtsordnung<br />
(VwGO) kann nur innerhalb eines Monats nach Zustellung des<br />
Planfeststellungsbeschlusses gestellt und begründet werden (§ 43e Absatz 1Satz 2<br />
EnWG).<br />
Hinweise zur Auslegung:<br />
Der Beschluss liegt mit einer Ausfertigung des festgestellten Plans bei den nachstehend<br />
aufgeführten Stellen ab dem 4. November 2019 bis zum 18. November 2019 während<br />
der angegebenen Dienststunden zur Einsicht aus:<br />
Gemeinde Neuenhagen bei Berlin: Am Rathaus 1, 15366 Neuenhagen bei Berlin (Neubau<br />
des Rathauses, Erdgeschoss, Eingangsbereich) Montag von 09.00 bis 12.00 Uhr und<br />
13.00 bis 16.00 Uhr, Dienstag von 09.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch<br />
von 09.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 16.00 Uhr, Donnerstag von 08.00 bis 12.00 Uhr<br />
und 13.00 bis 17.00 Uhr, Freitag von 08.00 bis 13.00 Uhr<br />
Stadt Altlandsberg: Stadtverwaltung Altlandsberg, <strong>Berliner</strong> Allee 6, 15345 Altlandsberg,<br />
Zimmer 22, Montag von 09.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 15.00 Uhr, Dienstag von<br />
09.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch von 09.00 bis 12.00 Uhr und<br />
13.00 bis 15.00 Uhr, Donnerstag von 09.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 15.00 Uhr,<br />
Freitag von 09.00 bis 12.00 Uhr<br />
Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin: Hans-Striegelski-Straße 5, 15562 Rüdersdorf bei Berlin,<br />
Bürgerbüro, Montag von 09.00 bis 17.00 Uhr, Dienstag von 09.00 bis 19.00 Uhr,<br />
Mittwoch von 09.00 bis 17.00 Uhr, Donnerstag von 09.00 bis 17.00 Uhr, Freitag<br />
von 09.00 bis 15.00 Uhr (geschlossen täglich von 12.00 bis 13.00 Uhr)<br />
Stadt Werneuchen: Bauverwaltung, Am Markt 5, 16356 Werneuchen, Montag von 09.00<br />
bis 15.00 Uhr, Dienstag von 09.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 18.20 Uhr, Mittwoch von<br />
09.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 16.00 Uhr, Donnerstag von 09.00 bis 12.00 Uhr,<br />
Freitag von 09.00 bis 12.00 Uhr<br />
Stadt Bernau bei Berlin: Dienstort Zepernicker Chaussee 45, 16321 Bernau bei Berlin,<br />
Erdgeschoss, Montag von 08.30 bis 14.00 Uhr, Dienstag von 08.30 bis 18.00 Uhr,<br />
Mittwoch von 08.30 bis 14.00 Uhr, Donnerstag von 08.30 bis 17.00 Uhr, Freitag von<br />
08.30 bis 12.00 Uhr<br />
Gemeinde Panketal: Schönower Straße 105, 16341 Panketal, Zimmer 104, Montag von<br />
08.30 bis 12.00 Uhr, Dienstag von 09.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 18.30 Uhr,<br />
Donnerstag von 09.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 17.00 Uhr<br />
Gemeinde Wandlitz: Prenzlauer Chaussee 157, 16348 Wandlitz, Hauptamt, Altbau,<br />
Zimmer 1.2.21, Montag von 09.00 bis 14.00 Uhr, Dienstag von 09.00 bis 18.00 Uhr,<br />
Donnerstag von 09.00 bis 14.00 Uhr, Freitag von 09.00 bis 12.00 Uhr<br />
Amt Biesenthal-Barnim: Plottkeallee 5, 16359 Biesenthal, Montag von 07.00 bis 16.00<br />
Uhr, Dienstag von 07.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch von 07.00 bis 16.00 Uhr, Donnerstag<br />
von 07.00 bis 16.00 Uhr, Freitag von 07.00 bis 12.00 Uhr<br />
Gemeinde Mühlenbecker Land: Fachbereich 1 Bauen, Ordnung und Bürgerservice,<br />
Liebenwalder Straße 1, 16567 Mühlenbecker Land/OT Mühlenbeck, Raum 105, Montag<br />
von 08.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 16.00 Uhr, Dienstag von 08.00 bis 12.00 Uhr und<br />
13.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch von 08.00 bis 13.00 Uhr, Donnerstag von 08.00 bis 12.00<br />
Uhr und 13.00 bis 16.00 Uhr, Freitag von 08.00 bis 13.00 Uhr<br />
Stadt Hohen Neuendorf: Stadtverwaltung Hohen Neuendorf, Fachbereich 5Bauen -<br />
Rathausaußenstelle -, Oranienburger Str. 44, 16540 Hohen Neuendorf, 2. Obergeschoss,<br />
Vorraum, Montag von 08.00 bis 12.00 Uhr und 13.30 bis 16.00 Uhr, Dienstag von 08.00<br />
bis 12.00 Uhr und 13.30 bis 18.00 Uhr, Mittwoch von 08.00 bis 12.00 Uhr und 13.30 bis<br />
16.00 Uhr, Donnerstag von 08.00 bis 12.00 Uhr und 13.30 bis 17.00 Uhr, Freitag von<br />
08.00 bis 12.00 Uhr<br />
Gemeinde Birkenwerder: Hauptstraße 34, 16547 Birkenwerder, Montag von 09.00 bis<br />
12.00 Uhr, Dienstag von 09.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag von<br />
09.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 16.00 Uhr, Freitag von 09.00 bis 12.00 Uhr<br />
Stadt Velten: Rathaus der Stadt Velten, Rathausstraße 10, 16727 Velten, Raum 211,<br />
Montag von 09.00 bis 12.00 Uhr, Dienstag von 09.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 18.00<br />
Uhr, Mittwoch von 09.00 bis 12.00 Uhr, Donnerstag von 09.00 bis 12.00 Uhr und 13.00<br />
bis 16.00 Uhr, Freitag von 09.00 bis 12.00 Uhr<br />
Stadt Hennigsdorf: Stadtverwaltung Hennigsdorf, Bürgerbüro, Rathausplatz 1, 16761<br />
Hennigsdorf, Montag von 08.00 bis 15.00 Uhr, Dienstag von 08.00 bis 19.00 Uhr,<br />
Mittwoch von 08.00 bis 15.00 Uhr, Donnerstag von 08.00 bis 17.00 Uhr<br />
Stadt Kremmen: Bauamt, Am Markt 1, 16766 Kremmen, Montag von 08.00 bis 12.00 Uhr<br />
und 13.00 bis 15.00 Uhr, Dienstag von 08.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 18.00 Uhr,<br />
Mittwoch von 08.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 15.00 Uhr, Donnerstag von 08.00 bis<br />
12.00 Uhr und 13.00 bis 15.00 Uhr, Freitag von 08.00 bis 13.00 Uhr<br />
Amt Friesack: Marktstraße 22, 14662 Friesack, Dienstag von 09.00 bis 11.30 Uhr und<br />
13.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch von 09.00 bis 11.30 Uhr, Donnerstag von 09.00 bis 11.30<br />
Uhr und 13.00 bis 16.00 Uhr<br />
Gemeinde Schönwalde-Glien: Rathaus, <strong>Berliner</strong> Allee 7, 14621 Schönwalde-Glien,<br />
Ortsteil Schönwalde-Siedlung, Zimmer 2.17, Montag von 09.00 bis 15.00 Uhr, Dienstag<br />
von 09.00 bis 19.00 Uhr, Mittwoch von 09.00 bis 15.00 Uhr, Donnerstag von 07.30 bis<br />
15.00 Uhr, Freitag von 09.00 bis 12.00 Uhr (ausgenommen ist die Mittagspause von<br />
12.30 bis 13.00 Uhr)<br />
Amt Lindow (Mark): Bauamt, Straße des Friedens 20, 16835 Lindow (Mark), Montag von<br />
08.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 16.00 Uhr, Dienstag von 08.00 bis 12.00 Uhr und 13.00<br />
bis 18.00 Uhr, Mittwoch von 08.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 16.00 Uhr, Donnerstag<br />
08.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 16.00 Uhr, Freitag von 08.00 bis 12.00 Uhr<br />
Gemeinde Ahrensfelde: Rathaus, Lindenberger Straße 1, 16356 Ahrensfelde, Montag<br />
von 08.30 bis 14.30 Uhr, Dienstag von 08.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 18.30 Uhr,<br />
Mittwoch von 08.30 bis 14.30 Uhr, Donnerstag von 08.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis<br />
17.30 Uhr, Freitag von 08.30 bis 12.00 Uhr<br />
Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin: Martin-<br />
Luther-Straße 105, 10825 Berlin, Raum 382, Montag von 08.00 bis 14.00 Uhr, Dienstag<br />
von 08.00 bis 14.00 Uhr, Mittwoch von 08.00 bis 14.00 Uhr, Donnerstag von 08.00 bis<br />
14.00 Uhr, Freitag 08.00 bis 13.00 Uhr, darüber hinaus nach telefonischer Vereinbarung<br />
unter den Telefonnummern 030 9013-8234, 030 9013-8438 und 030 9013-8431<br />
Bezirksamt Lichtenberg: Bürgeramt 4, Große-Leege-Straße 103, 13055 Berlin, Montag<br />
von 07.30 bis 15.30 Uhr, Dienstag von 10.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch von 07.30 bis 14.00<br />
Uhr, Donnerstag von 10.00 bis 18.00 Uhr, Freitag von 07.30 bis 13.00 Uhr<br />
Bezirksamt Pankow: Bürgeramt Karow/Buch, Franz-Schmidt-Str. 8-10, 13125 Berlin,<br />
Montag von 08.00 bis 15.00 Uhr, Dienstag von 11.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch von 08.00<br />
bis 13.00 Uhr, Donnerstag von 11.00 bis 18.00 Uhr, Freitag von 08.00 bis 13.00 Uhr<br />
Bezirksamt Reinickendorf: Amt für Bürgerdienste, Wilhelmsruher Damm 142C, 13439<br />
Berlin, Warteraum des Bürgeramtes, Montag von 08.00 bis 15.00 Uhr, Dienstag von<br />
11.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch von 08.00 bis 13.00 Uhr, Donnerstag von 11.00 bis 18.00<br />
Uhr, Freitag von 08.00 bis 11.00 Uhr<br />
Der Planfeststellungsbeschluss nebst festgestelltem Plan kann mit Beginn der Auslegung<br />
zusätzlich auch im Internet über http://www.lbgr.brandenburg.de (Pfad<br />
Genehmigungsverfahren -> Planfeststellungsverfahren -> „Errichtung und Betrieb des<br />
östlichen Teils der der 380-kV-Freileitung Neuenhagen-Wustermark-Hennigsdorf (380-<br />
kV-Nordring Berlin) vom Portal Umspannwerk (UW) Neuenhagen bis zum Mast 189 mit<br />
den Einschleifungen UW Malchow und UW Hennigsdorf“) aufgerufen werden.<br />
Maßgeblich ist jedoch der Inhalt der zur Einsicht ausgelegten Unterlagen.<br />
Der Beschluss wurde der Vorhabenträgerin zugestellt. Da außer an die Vorhabenträger<br />
mehr als 50 Zustellungen an diejenigen, über deren Einwendungen entschieden worden<br />
ist und an Vereinigungen, über deren Stellungnahmen entschieden worden ist, erforderlich<br />
gewesen wären, werden diese Zustellungen durch öffentliche Bekanntmachung<br />
ersetzt. Mit dem Ende der Auslegungsfrist gilt der Beschluss den Betroffenen und denjenigen<br />
gegenüber, die Einwendungen erhoben oder Stellungnahmen abgegeben haben,<br />
als zugestellt.<br />
Nach der öffentlichen Bekanntmachung kann der Planfeststellungsbeschluss bis zum<br />
Ablauf der Rechtsbehelfsfrist von den Betroffenen und von denjenigen, die<br />
Einwendungen erhoben oder Stellungnahmen abgegeben haben, beim Landesamt für<br />
Bergbau, Geologie und Rohstoffe, Inselstraße 26, 03046 Cottbus, schriftlich oder<br />
elektronisch angefordert werden.
14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Zwei Zweiradfahrer verletzt.<br />
Beieinem Verkehrsunfall am Mittwochnachmittag<br />
in Charlottenburg-<br />
Nord wurden zwei Männer verletzt.<br />
Ein28-jähriger Mann war gegen 17<br />
Uhrmit einem E-Scooter entgegen<br />
der Fahrtrichtung den Radweg auf<br />
der Mörschbrücke unterwegs.Dabei<br />
stieß er mit einem 34 Jahrealten<br />
Radfahrer zusammen, der ihm entgegen<br />
kam.<br />
Autos durch Flammen beschädigt.<br />
In Lichtenbergsind in der Nacht<br />
zum Donnerstag vier Autos bei Bränden<br />
beschädigt worden. Gegen 3Uhr<br />
bemerkte eine Anwohnerin des<br />
Freesienweges einen Knall, sah aus<br />
ihrem Fenster mehrereinFlammen<br />
stehende Autos und alarmierte die<br />
Feuerwehr und die Polizei. Verletzt<br />
wurde niemand. DiePolizei ermittelt<br />
wegen vorsätzlicher Brandstiftung.<br />
Mann überfallen.<br />
Ein23Jahrealter Mann ist in der<br />
Nacht zum Donnerstag vonmehrerenMännernüberfallen<br />
worden.<br />
Zeugen entdeckten ihn am Bahnhof<br />
Alexanderplatz und halfen dem am<br />
Boden liegenden verletzen Mann. Er<br />
kam in eine Klinik. DieHintergründe<br />
des Überfalls sind unklar.<br />
Dealer überwältigt.<br />
Zivilfahnder haben am Mittwochnachmittag<br />
in der Skalitzer Straße in<br />
Kreuzbergeinen Drogenhändler<br />
festgenommen. Er war zuvor beim<br />
Dealen beobachtet worden. Der<br />
Mann wehrte sich gegen die Festnahme.Den<br />
Beamten gelang es,ihn<br />
zu überwältigen. Drogen und Geld<br />
wurden beschlagnahmt. (ls.)<br />
Ausgebremst<br />
In Köln unterlag der US-Fahrdienst Uber vor Gericht. <strong>Berliner</strong> Taxifahrer hoffen, dass das auch ihnen nutzt<br />
VonPeter Neumann<br />
Mit Taxifahren gutes<br />
Geld verdienen: Das<br />
war einmal. Auch in<br />
Berlin fühlt sich die<br />
Branche durch neue Mobilitätsanbieter<br />
wie Uber, CleverShuttle oder<br />
Berlkönig in die Enge gedrängt. Nun<br />
sorgt eine Entscheidung des Landgerichts<br />
Köln für Aufsehen. Ein Mitglied<br />
der Genossenschaft Taxi Ruf<br />
Köln war vor Gericht gezogen, Uber<br />
unterlag. Steht das Geschäftsmodell<br />
des US-Unternehmens in Deutschland<br />
auf der Kippe? Ja,heißt es in der<br />
Taxibranche. Nein, sagt Uber. Kunden<br />
dürften weiter Fahrten buchen.<br />
Per Uber-App kann man außer<br />
Taxis auch Mietwagen mit Fahrer bestellen<br />
–UberX heißt dieses Angebot.<br />
Wie die Taxis, sogehören auch die<br />
Funkmietwagen nicht Uber, sondern<br />
anderen Firmen. Bei UberX<br />
sind die Fahrpreise aber oft niedriger,<br />
weshalb Taxifahrer eine ruinöse<br />
Konkurrenz heranwachsen sehen.<br />
Biszusechs Monate Haft drohen<br />
Es geht darum, wo und wie Fahrtaufträge<br />
angenommen werden. Laut<br />
Personenbeförderungsgesetz dürfen<br />
mit Mietwagen nur Aufträge ausgeführt<br />
werden, die am Betriebssitz<br />
oder in der Wohnung des Unternehmers<br />
eingegangen sind. Nach jeder<br />
Fahrt müssten die Autos zum Betriebssitz<br />
zurückkehren – es sei<br />
denn, der Fahrer hat bei der Fahrt<br />
per Telefon den nächsten Auftrag angenommen.<br />
Diese Vorgaben würden<br />
Eines von schätzungsweise 3000 Uber-Fahrzeugen in Berlin.<br />
oft ignoriert, sagen Taxifahrer.Fahrer<br />
werden direkt per App mit Push-<br />
Nachrichten über Aufträge informiert,<br />
stellte das Kölner Gericht fest–<br />
und nahm diese Praxis aufs Korn.<br />
Die einstweilige Anordnung verbietet<br />
es nun, die App „für Mietwagenfahrer<br />
und Mietwagenunternehmer<br />
für die Vermittlung vonFahraufträgen<br />
einzusetzen“. Bei Zuwiderhandlung<br />
drohen 250 000 Euro<br />
Ordnungsgeld oder sechs Monate<br />
Haft (Aktenzeichen 81 O74/19). Die<br />
Entscheidung erging ohne mündliche<br />
Verhandlung bereits am 19. Juli,<br />
wurde von Uber in Amsterdam aber<br />
nicht angenommen – weil sie auf<br />
Deutsch verfasst sei. Deshalb wurde<br />
später eine Übersetzung versandt.<br />
Gültig sei sie für ganz Deutschland,<br />
sagte Aleksandar Dragicevic,<br />
IMAGO IMAGES<br />
Vorstand des Taxi-Rufs Köln. „So<br />
wurde der Antrag gestellt.“ Doch es<br />
gebe einen Haken, betonte Leszek<br />
Nadolski von der <strong>Berliner</strong> Taxi-Innung.<br />
Nur der Kölner Unternehmer,<br />
der geklagt hatte,dürfe gegen UberX<br />
in Berlin vorgehen, schätzte er ein.<br />
„Wir prüfen aber, inwieweit wir die<br />
Gerichtsentscheidung in Berlin nutzenund<br />
anwenden können.“<br />
Schon rund 3000 Fahrzeuge,von<br />
denen viele im Umland konzessioniertseien,<br />
seien in Berlin für UberX<br />
unterwegs. Manche Fahrer wären so<br />
frech und arrogant, dass sie sogar Taxihalteplätzebenutzen,<br />
so Nadolski.<br />
Die Stadt werde überschwemmt,<br />
Richard Leipold, Taxibetreiber in<br />
Berlin seit 1981. „Seriöse Taxiunternehmer<br />
sind dabei, ihre Betriebe zu<br />
schließen.“ Die Behörden würden<br />
nichts gegen das „kriminelle Dumping“<br />
unternehmen. „Die Rückkehrpflicht<br />
wird systematisch ignoriert,<br />
weil keine Firma, die sich an diese<br />
Vorschrift hält, überleben kann.“<br />
Unternehmen weist Kritik zurück<br />
„Steuer- und Sozialabgaben werden<br />
gezielt hinterzogen, weil sich nur so<br />
ein Überschuss erwirtschaften lässt.<br />
Das haben uns fünf Zeugen unabhängig<br />
voneinander bestätigt, und<br />
es ergibt sich aus den Fakten.“ Nach<br />
seinen Informationen fordere Uber<br />
für jede Fahrtvermittlung 25 Prozent<br />
Provision –mit Steuern summieren<br />
sich diese Kosten auf 29,75 Prozent<br />
vomNettoumsatz, sagte Leipold.<br />
„Die Kölner Entscheidung ist bisher<br />
nicht bei uns angekommen.<br />
Darum können wir uns noch nicht<br />
dazu äußern“, sagte ein Uber-Sprecher.<br />
Dem Vernehmen nach weist<br />
das Unternehmen die Kritik zurück.<br />
Die Vorschriften würden eingehalten,<br />
so antiquiert manche im Zeichen<br />
der Digitalisierung auch anmuten.<br />
So dürften Uber-Fahrer Aufträge<br />
erst dann annehmen, wenn diese am<br />
Betriebssitz bestätigt worden seien.<br />
Zwar habe die einstweilige Anordnung<br />
aus Köln eine „gewisse Unsicherheit“<br />
bei <strong>Berliner</strong> Uber-Fahrern<br />
verursacht, sagte Leszek Nadolski.<br />
„Aber solange keine Kontrollen<br />
durchgeführt werden, wird sich in<br />
Berlin nichts ändern.“ In Köln werde<br />
UberX weiterhin angeboten, so Aleksandar<br />
Dragicevic. Der Taxiunternehmer,<br />
der sich gewehrt hatte,<br />
ziehe bald erneut vorGericht.<br />
Prozess gegen<br />
YouTube-Star<br />
im November<br />
Mann soll minderjährige<br />
Fans missbraucht haben<br />
Anzeige<br />
Lesen Sie am Wochenende<br />
Mobile Welten<br />
Raus ausder Nische:<br />
Die Alternative Erdgas<br />
EineSündevon Auto:<br />
Der Kia Stinger im Test<br />
Der Prozess gegen den YouTube-<br />
Star und Influencer Junus W.<br />
soll nach Informationen der Staatsanwaltschaft<br />
bereits im November<br />
stattfinden. Dem 25-Jährigen wird,<br />
wie berichtet, schwerer sexueller<br />
Missbrauch minderjähriger Fans<br />
vorgeworfen. Er sitzt seit Juni dieses<br />
Jahres in Untersuchungshaft. Der<br />
Mann soll laut Staatsanwaltschaft<br />
zwischen August 2018 und Juni 2019<br />
in fünf Fällen minderjährige Mädchen<br />
in seinem Pkw sexuell missbraucht<br />
und körperlich misshandelt<br />
haben. Außerdem wird ihm Vergewaltigung,<br />
Körperverletzung und<br />
Freiheitsberaubung zur Last gelegt.<br />
Offenbar hatte sich eines der Mädchen<br />
den Behörden anvertraut –<br />
denn bereits kurznach seiner letzten<br />
TatimJuni nahm ihn die Polizei fest.<br />
Ein Richter erließ kurz darauf Haftbefehl.<br />
(pde.)<br />
Gesundheit<br />
Erdgeschoss<br />
LIFT<br />
1 Zweirad-Center Stadler<br />
2 Sanitätshaus Seeger<br />
3 Vital-Ja-Berlin GmbH<br />
4 Fotobox<br />
5 Björn Schulz Stiftung<br />
6 Doc Darmer<br />
Wohnumfeldverbessernde<br />
Maßnahmen<br />
7<br />
6<br />
5<br />
ATRIUM<br />
8 9 10 11 12<br />
3 2<br />
7 Lichtblick Optik<br />
8 Hörgeräte Jahnecke<br />
9 Eisenmoorbad Bad<br />
Schmiedeberg-Kur-GmbH<br />
10 Swiss Harmony<br />
Deutschland GmbH<br />
11 DOMICIL<br />
Senioren-Residenzen<br />
12 Bad Meisterei Zock UG<br />
1<br />
GARDEROBE<br />
LIFT<br />
EINGANG<br />
Reise<br />
Obergeschoss<br />
19<br />
20<br />
18 17<br />
21<br />
VORTRAGSRAUM<br />
22<br />
23<br />
24<br />
16 14 13<br />
15<br />
13 <strong>Berliner</strong> Verlag<br />
14 Leserreisen<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und<br />
<strong>Berliner</strong> Kurier,<br />
<strong>Berliner</strong> Abendblatt<br />
15 CUP Touristic GmbH &Co. KG<br />
16 PTI Panoramica Touristik<br />
International GmbH<br />
17 Wörlitz Tourist GmbH &Co. KG<br />
18 Marienkäfer Reisen GmbH<br />
19 China Tours<br />
25<br />
26<br />
CATERING<br />
27<br />
20 NEB Betriebsgesellschaft mbH<br />
21 Dr. Herrmann Touristik<br />
GmbH &Co. KG<br />
22 Waterhus charter Rathenow<br />
23 Eberhardt TRAVEL GmbH<br />
24 Tourismus-Vertretung der<br />
Slowakischen Republik<br />
25 Holiday-Reisen GmbH<br />
26 Selta Med GmbH<br />
27 TMD –Travel Management<br />
Division UG /Reisen- 4-me<br />
BERLIN<br />
MESSEN<br />
Das Leben genießen<br />
Reise &Gesundheit<br />
berlinmessen.de/tickets<br />
2. +3.November 2019<br />
10 –17 Uhr<br />
Cafe Moskau<br />
Karl-Marx-Allee 34<br />
10178 Berlin<br />
Vortragsplan Gesundheit<br />
Samstag,2.November 2019<br />
Zeit Thema Stand<br />
Vortragsplan Reise<br />
Samstag,2.November 2019<br />
Zeit Thema Stand<br />
12:00 –12:30<br />
Lichtblick Optik<br />
13:30 –14:00<br />
Nepos GmbH<br />
14:00 –14:30<br />
Hörgeräte Jahnecke<br />
Vorder-und Hintergründe desSehens<br />
Friedemann Preubsch<br />
EinedigitaleWelt füralle<br />
Alexandra Böhmer<br />
PerHörumfeldanalyse Ihr<br />
passendesHörsystem finden<br />
Lars Burmeister<br />
7<br />
8<br />
11:00–11:30<br />
PTI Panoramica Touristik<br />
11:30 –12:00<br />
Selta Med<br />
12:30 –13:00<br />
CUP Touristic<br />
Kreuzfahrten 2020<br />
Flusskreuzfahrten 2020<br />
AnneSiebrecht<br />
Kurreisen<br />
EdwinKauschke<br />
Kururlaub im böhmischen Bäderdreieck<br />
Marina Mögel<br />
16<br />
26<br />
15<br />
14:30 –15:00<br />
Vital-Ja-Berlin GmbH<br />
15:30 –16:00<br />
Die Björn Schulz Stiftung<br />
PhysikalischeGefäßtherapien<br />
René Noack<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 15 · ·<br />
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Bauern wollen mehr Klimaschutz<br />
Ein <strong>Berliner</strong> Gericht weist die Klage gegen die Bundesregierung ab, lässt aber Berufung zu<br />
VonJutta Schütze und<br />
Matthias Arnold, Berlin<br />
Drei<br />
Biobauernfamilien<br />
sind vordas <strong>Berliner</strong>Verwaltungsgericht<br />
gezogen,<br />
um die Bundesrepublik<br />
wegen ihrer „verfehlten Klimapolitik“<br />
zu verklagen. Familie<br />
Lütke aus der südbrandenburgischen<br />
Lausitz, Familie Backsen von<br />
der Nordsee-Insel Pellworm und Familie<br />
Blohm aus Niedersachsen hatten<br />
mit der Umweltschutz-Organisation<br />
Greenpeace die bundesweit<br />
erste Klimaklage gegen die Bundesregierung<br />
angestrengt. Die Kläger<br />
werfen der großen Koalition vor,<br />
nicht genug zu unternehmen, um<br />
den Ausstoß von Treibhausgasen zu<br />
reduzieren. DieRegierung werdedas<br />
2007 selbst gesetzte Ziel nicht schaffen,<br />
bis 2020 den Ausstoß um 40 Prozent<br />
im Vergleich zu 1990 zu senken.<br />
Nach einer mehrstündigen Verhandlung<br />
haben die Richter die<br />
Klage abgewiesen. Richter Hans-Ulrich<br />
Marticke sagte, er sehe nicht,<br />
dass Maßnahmen der Regierung völlig<br />
unzureichend gewesen seien –<br />
etwa 33 Prozent Minderung würden<br />
voraussichtlich erreicht, und die 40<br />
Prozent mit einigen Jahren Verspätung.<br />
Zudem habe der jüngste Kabinettsbeschluss<br />
zum Klimapaket die<br />
alten Beschlüsse „überholt“. Damit<br />
falle die Grundlage der Klage weg.<br />
DasGericht ließ aber Berufung zu.<br />
Kein Schadenersatz gefordert<br />
Greenpeace verweist auf eine Studie<br />
des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung,<br />
dass das Ziel von<br />
2020 erst etwa fünf Jahre später erreicht<br />
werden könne –daran ändere<br />
auch das aktuelle Klimapaket nichts.<br />
DasZiel der Kläger war,den Bund<br />
zu mehr Klimaschutz zu zwingen.<br />
Der Lausitzer Kläger Heiner Lütke<br />
sagte: „Wegen Dürre und Trockenheit<br />
waren unsereErnten in den letzten<br />
zwei Jahren schon jeweils um<br />
etwa ein Drittel reduziert. Wir Bauern<br />
tragen die wirtschaftlichen Konsequenzen<br />
dieser Klimapolitik.“<br />
Schadenersatz wollen die Kläger<br />
nicht. „Sie berufen sich auf ihre<br />
Grundrechte in der Schutzpflichten-<br />
Dimension und sagen: Ihr müsst<br />
mehr tun, um uns zu schützen“,<br />
sagte Anwältin Roda Verheyen.<br />
Parallel zum Urteil wurde in Berlin<br />
eine Studie vorgestellt, in der es<br />
heißt, dass Investitionen von1,8 Billionen<br />
Euro notwendig seien, um die<br />
Treibhausgas-Emissionen bis 2050<br />
um 95 Prozent gegenüber 1990 zu<br />
verringern. Diesen Wert strebt die<br />
Bundesregierung an, die beschlossen<br />
hat: „Deutschlands Langfristziel<br />
ist es, bis zum Jahr 2050 weitgehend<br />
treibhausgasneutral zu werden.“ In<br />
der Studie hat das Forschungszentrum<br />
Jülich berechnet, dass die Kosten<br />
auf die Jahre umgerechnet etwa<br />
2,8 Prozent des Brutto-Inlandsprodukts<br />
ausmachten. Die Forscher<br />
kommen zu dem Schluss, dass die<br />
Entwicklung erneuerbarer Kraftstoffe<br />
besonders teuer werde. Als<br />
wichtiger Energieträger und Grundstoff<br />
für synthetische Kraftstoffe wird<br />
Wasserstoff gesehen. Da der über<br />
elektrische Verfahren gewonnen<br />
wird, würde der Strombedarf beim<br />
95-Prozent-Szenario um mehr als 80<br />
Prozent höher sein als heute.<br />
DerTag vordem Gericht hatte mit<br />
einer Demo mit 100Teilnehmernmit<br />
drei Traktoren begonnen. Im Gericht<br />
ging es vorallem um die Frage,obdie<br />
selbst gesteckten Ziele für die Regierung<br />
bindend und einklagbar sind.<br />
Die Bundesregierung hielt die Klage<br />
für unzulässig – Begründung: Die<br />
Ziele stehen nur in einem „Klimaschutzplan“,<br />
sie sind aber nicht in einem<br />
Gesetz festgeschrieben und damit<br />
nicht rechtlichbindend.<br />
„Wir brauchen Hilfe“<br />
Ganz anders ist die Sicht der Kläger:<br />
Die Beschlüsse einer Regierung<br />
seien keine bloßen politischen Willensbekundungen,<br />
sondern juristisch<br />
verbindliche Rechtsakte. Die<br />
drei Familien sehen ihre Grundrechte<br />
verletzt.<br />
Landwirt Claus Blohm aus dem<br />
Alten Land in Niedersachsen sagte<br />
im Prozess: „Ich bitte Sie, der Regierung<br />
beizubringen, dass wir einen<br />
anderen Weg einschlagen müssen.<br />
Wirbrauchen Hilfe.“<br />
Nach dem Richterspruch bezeichnete<br />
die klimapolitische Sprecherin<br />
der Grünen im Bundestag,<br />
Lisa Badum, das Verfahren als „ein<br />
Armutszeugnis für die Klimapolitik<br />
der Bundesregierung“. DerKlimapolitiker<br />
Lorenz Gösta Beutin (Linke)<br />
sagte: „Das heutige Urteil zeigt: Klimaschutz<br />
und Klimaschutzziele<br />
müssen als Recht verbindlich und<br />
einklagbar sein.“ SPD-Fraktionsvize<br />
Matthias Miersch betonte die Verantwortung<br />
der Politik. „Das Klimaschutzgesetz<br />
wird uns allen Beine<br />
machen –was die Einhaltung der Klimaziele<br />
angeht.“ (dpa)<br />
Klimaschutz in Deutschland<br />
Emissionen in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente<br />
Lücke:<br />
86<br />
Lücke:<br />
168 bis 187<br />
Mio. tCO2<br />
1990 2000 2010 2050<br />
2030 2040<br />
2020<br />
2018<br />
1252<br />
1045<br />
943<br />
375 weitgehende<br />
Treibhausgas-<br />
Neutralität<br />
730<br />
750<br />
543 –<br />
562<br />
836<br />
866<br />
(geschätzt)<br />
Vergleichsjahr<br />
Reduktionsziel<br />
bis 2020:<br />
40 %<br />
Reduktion<br />
bisher: 33,2 %<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: BMU, GREENPEACE, AFP<br />
Projektion<br />
Ziel<br />
Der Lausitzer Biobauer Heiner Lütkeauf seinem Gut Ogrosen.<br />
BLZ/GERD ENGELSMANN<br />
NACHRICHTEN<br />
CDU befragt Mitglieder zur<br />
Kenia-Koalition<br />
DieCDU hat die Befragung ihrer<br />
6000 Mitglieder zum Koalitionsvertrag<br />
des rot-schwarz-grünen Bündnisses<br />
gestartet. DieUnterlagen würden<br />
verschickt, sagte ein Sprecher.<br />
Einsendeschluss sei der 13. November.Anders<br />
als bei den Grünen geht<br />
es nicht um einen Mitgliederentscheid,<br />
sondernumeine Befragung.<br />
Formell entscheidet ein Landesparteitag<br />
am 16. November. (dpa)<br />
Auch Brandenburg<br />
verbietet „Original Play“<br />
Dieumstrittene Erziehungsmethode<br />
„Original Play“ ist vomBildungsministerium<br />
in Potsdam für die Kitas in<br />
Brandenburguntersagt worden. An<br />
alle Kitas ging ein Schreiben, dass die<br />
Anwendung der Methode nicht erlaubt<br />
und durch die Betriebserlaubnis<br />
der Kitas gedeckt sei. Beider Methode<br />
interagieren Erwachsene mit<br />
Kindernauch körperlich, sie balgen<br />
und kuscheln. Es gab in mehreren<br />
Fällen den Vorwurf, dass es zu sexuellen<br />
Missbrauch komme oder kommen<br />
könne.Das Ministerium spricht<br />
vonKindeswohlgefährdung. (BLZ)<br />
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Klasse 7: 32046 x25,10 Euro<br />
Klasse 8: 310063 x11,60 Euro<br />
Klasse 9: 250037 x5Euro<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!<br />
Potsdam ist<br />
Unesco-Stadt<br />
des Films<br />
Damit gehört sie nun zum<br />
Netzwerk kreativer Städte<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
P otsdam gehört nun zum weltweiten<br />
Unesco-Netzwerk der<br />
kreativen Städte. Wie die Organisation<br />
mit Sitz in Paris amMittwoch<br />
mitteilte, wurde Potsdam als Stadt<br />
des Films aufgenommen. Ebenfalls<br />
aufgenommen wurde Karlsruhe als<br />
Stadt der Medienkunst. Als Neumitglieder<br />
kamen 66 Städte dazu, damit<br />
umfasst das 2004 gegründete Netzwerk<br />
nun weltweit 246 Städte. Das<br />
Netzwerkhat das Ziel, Städte zusammenzubringen,<br />
die sich über Erfahrungen,<br />
Strategien und Ideen zur<br />
zeitgenössischer Kunst und Kultur<br />
austauschen wollen.<br />
Deutschland hatte bislang vier<br />
Städte im Netzwerk: Berlin als „Stadt<br />
des Designs“ (2005), dann folgten<br />
Hannover und Mannheim als „Stadt<br />
der Musik“ (2014) und Heidelbergals<br />
„Stadt der Literatur“ (2014).<br />
Die Zahl der Unesco-Filmstädte<br />
erhöht sich auf 14. Eine deutsche<br />
Filmstadt gab es bislang nicht. Dabei<br />
sind Italiens Hauptstadt Rom, das<br />
englische Bradford oder die irische<br />
Stadt Galway. Potsdam hatte sich im<br />
Frühjahr für den Titel beworben. Am<br />
Mittwoch sagte Oberbürgermeister<br />
Mike Schubert (SPD): „Wir freuen<br />
uns über die Anerkennung des Titels.<br />
Potsdam ist die Wiege des Films.“ In<br />
der Stadt sei auch der Film „Metropolis“<br />
entstanden, der bereits zum<br />
Unesco-Weltdokumentenerbe<br />
gehöre.<br />
„Mit unserer vielschichtigen<br />
Filmgeschichte der Ufa, der Defa<br />
und den herausragenden nationalen<br />
und internationalen Produktionen<br />
der Gegenwart ist Potsdam wie<br />
kaum eine andere deutsche Stadt<br />
dazu geeignet, den Titel zu tragen.“<br />
Das Babelsberger Filmstudio war<br />
in den vergangenen 16 Jahren an der<br />
Produktion von Filmen beteiligt, die<br />
15 Oscars gewannen und 46-mal nominiertwaren.<br />
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16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019<br />
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Gesundheit<br />
Bessere Überlebenschancen<br />
Bei Tumor-OP des Magen-Darm-Trakts kommt es entscheidenddarauf an,das richtigeKrankenhaus aufzusuchen.WasPatienten bei derKlinikwahl beachtensollten<br />
VonMichael Timm<br />
Es ist ein Wort, das Angst<br />
macht: Darmkrebs! Jeder<br />
hofft, dass er davon verschont<br />
bleibt. Doch trotz<br />
vieler Vorsorge-Angebote und verbesserter<br />
Früherkennung erkranken<br />
allein in Deutschland pro Jahr immer<br />
noch fast 60 000 Patienten –darunter<br />
33 000 Männer –aneinem Tumor<br />
des Darmtraktes. Erschreckend<br />
dabei: Immer öfter sind auch junge<br />
Menschen zwischen 50 und 70 Jahrenbetroffen.<br />
„Inall diesen Fällen ist die Operation<br />
nach wie vor der wichtigste Behandlungsschritt,<br />
um die Krankheit<br />
erfolgreich zu behandeln“, sagte<br />
Chirurgie-Chefarzt Thomas Schiedeck<br />
aus Ludwigsburg. Essenziell für<br />
den Therapieerfolg sei aber auch,<br />
dass Krebsoperationen in einer auf<br />
das jeweilige Krankheitsbild spezialisierten<br />
Klinik erfolgen. „Doch noch<br />
immer“, klagt Schiedeck, „begeben<br />
sich viele Patienten in nicht ausreichend<br />
qualifizierte Krankenhäuser<br />
und erhalten deshalb nicht die bestmögliche<br />
Therapie.“<br />
Die Heilungschancen bei Darmkrebs<br />
haben sich in den vergangenen<br />
Jahren stetig verbessert: Mehr<br />
als die Hälfte der Patienten überlebt<br />
die Krankheit heute zehn Jahre und<br />
länger. Das wichtigste Verfahren zur<br />
Behandlung von Darmkrebs ist die<br />
vollständige Entfernung des Tumorgewebes.<br />
„Weitere Therapien wie<br />
etwa Chemo- oder Immuntherapie<br />
kommen zwar oft ergänzend hinzu“,<br />
27 000 Frauen und 33 000 Männer erkranken hierzulande jedes Jahr neu an Darmkrebs. GETTY IMAGES<br />
so Schiedeck. „Ohne Chirurgie jedoch<br />
ist beim Darmkrebs keine Heilung<br />
möglich.“ Deshalb sei die Wahl<br />
einer geeigneten Klinik für Krebspatienten<br />
entscheidend.<br />
Das bestätigt auch Siegbert Faiss,<br />
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin<br />
IamSana Klinikum Lichtenberg<br />
und einer von Berlins renommiertesten<br />
Darmkrebs-Spezialisten:<br />
„Krebsoperationen am Magen-<br />
Darm-Trakt werden in Deutschland<br />
an vielen Kliniken angeboten. Der<br />
Operationserfolg aber fällt je nach<br />
Krankenhaus sehr unterschiedlich<br />
aus.Viele Patienten sterben zu früh,<br />
DIE TOP-KLINIKEN<br />
Erfahrene Kliniken: Diese <strong>Berliner</strong>Klinikenführendie<br />
meisten Darmkrebs-Operationen<br />
durch. Die Reihenfolgeentspricht<br />
der Häufigkeit der Eingriffe(2017).<br />
Charité Campus Mitte/Virchow: 559<br />
Charité Benjamin Franklin: 332<br />
Krankenhaus Waldfriede: 324<br />
Sana Klinikum Lichtenberg: 270<br />
DRK Kliniken Westend: 236<br />
DRK Kliniken Köpenick: 225<br />
Vivantes Humboldt Klinikum: 210<br />
Vivantes Auguste Viktoria Klinikum: 189<br />
Parkklinik Weißensee: 181<br />
Vivantes Klinikum Neukölln: 178<br />
BG Unfallklinik Marzahn: 177<br />
Helios Klinikum Buch: 177<br />
Ev.Waldkrankenhaus Spandau: 150<br />
St. Gertrauden Krankenhaus: 136<br />
Zertifizierte Zentren:<br />
Eine Auflistung ist zu finden unter<br />
www.oncomap.de<br />
weil sie in Klinken operiert werden,<br />
die zu wenig Erfahrung mit komplizierten<br />
Krebs-OPshaben. Dasist leider<br />
auch in Berlin so.“<br />
Diese Meinung wird von einer<br />
wissenschaftlichen Studie des Fachgebietes<br />
Strukturentwicklung und<br />
Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen<br />
der Technischen Universität<br />
Berlin bestätigt. Die Forscher<br />
verglichen die Ergebnisse vonKrebsoperationen<br />
zwischen Kliniken, die<br />
viele Darmkrebs-Operationen<br />
durchführen und kleinen Kliniken,<br />
die nur wenige dieser Eingriffe machen.<br />
Das Ergebnis: In den Kliniken<br />
mit den wenigsten Operationen versterben<br />
rund 27 Prozent mehr Patienten<br />
nach dem Eingriff als in den<br />
Kliniken mit den höchsten Fallzahlen.<br />
Hinzu kommt: Menschen mit<br />
fortgeschrittenen Krebserkrankungen<br />
wird inKliniken, die über wenig<br />
Erfahrung verfügen, mitunter gar<br />
keine Operation mehr angeboten.<br />
„Häufig fehlt dortdie Erfahrung und<br />
das Wissen, dass heute sogar Patienten<br />
mit metastasierendem Krebs<br />
durch eine OP geheilt werden können<br />
oder ihr Leben deutlich verlängertwerden<br />
kann“, sagt Schiedeck.<br />
Ausdiesen Gründen ist es wichtig,<br />
nicht nur bei Darmkrebs, sondern<br />
auch mit anderen Tumorerkrankungen<br />
am besten, in spezialisierte Zentren<br />
zu gehen, die über ausreichend<br />
Erfahrung und Routine mit solchen<br />
großen Eingriffen verfügen. „Um<br />
Krebschirurgie auf höchstem Niveau<br />
zu erbringen, müssen diese Kliniken<br />
personell und apparativ hervorragend<br />
ausgestattet sein“, sagt Schiedeck.<br />
„Diese teure Ausstattung, aber<br />
auch das notwendige Personal kann<br />
jedoch selbst in einem Wohlfahrtsstaat<br />
wie Deutschland nicht in jedem<br />
Krankenhaus ausreichend zur Verfügung<br />
gestellt werden.“<br />
Deshalb sollten sich Patienten<br />
und Angehörige genau informieren,<br />
welche Adressen hier infrage kommen.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Experte Siegbert<br />
Faiss rät: „Ein gute Möglichkeit besteht<br />
zum Beispiel darin, Kliniken<br />
auszuwählen, die vonder Deutschen<br />
Krebsgesellschaft DKGfür die jeweilige<br />
Tumorartzertifiziertwurden.“<br />
FRIEDRICHSHAINER SPRECHSTUNDE<br />
6. November 2019<br />
18–20Uhr,Raum 15-1.0.038<br />
Das künstliche Hüftgelenk<br />
Wann ist der richtige Zeitpunktfür die Operation? Welche Verfahren gibt es?<br />
Welche Risiken bestehen und welche Ergebnisse sind zu erwarten?<br />
Referent<br />
Dr. med. A. Moser<br />
Leitender Arzt,Abteilungfür Hüftchirurgieund<br />
Sportorthopädie<br />
Stellen Sie<br />
Ihre Fragen!<br />
Veranstalter<br />
Dr. med. Alexander Moser<br />
Leitender Arzt der Abteilung fürHüftchirurgie<br />
undSportorthopädie<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Fuchs<br />
Chefarzt desZentrums fürMuskuloskelettale<br />
Medizin,Klinik fürOrthopädie, Unfall-,HandundWiederherstellungschirurgie<br />
Bei Rückfragen: Tel. 030 130 23 1306<br />
LandsbergerAllee 49,10249 Berlin<br />
www.vivantes.de/kfh<br />
Keine Anmeldung<br />
erforderlich.<br />
Foto:©psdesign1–Fotolia.com<br />
Die Clique ist wichtig beim Sport<br />
Eine Studie untersucht den Zusammenhang zwischen sozialem Umfeld und Bewegung<br />
Das soziale Umfeld spielt natürlich<br />
eine wichtige Rolle dabei,<br />
ob und wie viel Kinder und Jugendliche<br />
sich bewegen. Doch werder entscheidende<br />
Motivator ist, das ändert<br />
sich je nach Alter –und je nach Art<br />
der körperlichen Aktivität. Dies hat<br />
eine jetzt veröffentlichte Studie der<br />
Universität Erlangen belegt.<br />
Zudem gab es für die Forscher<br />
eine Überraschung: Bislang hatten<br />
Studien gezeigt, dass Jungs sich mehr<br />
bewegen als Mädchen. „Die Unterschiede<br />
scheinen sich zu nivellieren“,<br />
sagte Studienautorin Anne Reimers.<br />
„Sie sind in manchen Bereichen noch<br />
sichtbar,gerade bei den Jugendlichen<br />
ab elf Jahren was Sport imVerein anbelangt,<br />
aber es scheint so zu sein,<br />
dass diese Unterschiede nicht mehr<br />
so vorherrschen wie bisher.“<br />
Spore statt Polle<br />
Auch die herkömmliche Theorie,<br />
dass Kinder sich in puncto Sportund<br />
Bewegung am Elternteil mit dem eigenen<br />
Geschlecht orientieren,<br />
kommt laut Reimers ins Wanken.<br />
„Das konnten wir so nicht feststellen.<br />
Es scheinen beide Geschlechter<br />
für die Kinder relevant zu sein, was<br />
aber vielleicht auch daran liegt, dass<br />
sich die Geschlechterrollen innerhalb<br />
der Familien verändern.“<br />
Für die Studie hatten die Forscher<br />
Daten aus dem Motorikmodul einer<br />
Langzeit-Beobachtungsstudie ausgewertet,<br />
die federführend am Karlsruher<br />
Institut für Technologie (KIT)<br />
betreut wird. Die Frage war, inwieweit<br />
Eltern, Geschwister oder<br />
Freunde einen Einfluss auf die Bewegungsfreude<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
haben. „Im Prinzip haben<br />
wir feststellen können, dass es<br />
Unterschiede gibt, je nachdem welche<br />
körperliche Aktivität man sich<br />
anschaut: Sport in der Schule, im<br />
Verein, außerhalb des Vereins oder<br />
beim Spielen draußen“, erläuterte<br />
Sportwissenschaftlerin Reimers.<br />
So sei beim Spielen im Freien die<br />
Verfügbarkeit von Freunden sehr<br />
wichtig, beim Sporteln im Verein<br />
eher die Unterstützung der Eltern,<br />
die jüngere Kinder hinbringen<br />
müssten, sich aber auch emotional<br />
für die sportlichen Erlebnisse ihrer<br />
Kinder interessieren sollten. Bei den<br />
Jugendlichen hingegen herrsche der<br />
Einfluss der Clique vor. Die Ergebnisse<br />
der Studie sollen helfen, Programme<br />
zu entwickeln beziehungsweise<br />
zu verbessern, die den Nachwuchs<br />
in Bewegung bringen. (dpa)<br />
Dauerschnupfen kann viele Ursachen haben: Experten raten zu einem Symptomkalender<br />
Tränende Augen, gereizte Bindehäute,<br />
laufende Nase: Wird der<br />
Heuschnupfen über Monate nicht<br />
besser, lässt das den Verdacht zu,<br />
dass nicht allein Pollen für die Symptome<br />
sorgen. Dann nämlich wären<br />
die Beschwerden auf bestimmte Jahreszeiten<br />
beschränkt. Darauf macht<br />
die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie<br />
und Beatmungsmedizin<br />
(DGP) aufmerksam. Schimmelpilzsporen,<br />
Milbenkot oder Tierallergene<br />
könnten ebenso die Ursache eines<br />
allergischen Dauerschnupfens<br />
sein wie bestimmte Inhalte in Nahrungsmitteln,<br />
Naturlatex oder<br />
Schadstoffe in der Innenraumluft.<br />
Um die Beschwerden zu dokumentieren<br />
und mit möglichen Auslösern<br />
in Verbindung zu bringen,<br />
können Betroffene einen Symptomkalender<br />
führen. Für den Nachweis<br />
einer Ursache wirddann in der Regel<br />
ein Hauttest gegen häufige Allergene<br />
gemacht.<br />
Auch Pilzsporen und Milben können Allergien<br />
auslösen.<br />
IMAGO<br />
Findet sich damit der Auslöser<br />
nicht, heißt das aber noch nicht,<br />
dass keine Allergie vorliegt. Möglicherweise<br />
sind seltenere Allergene<br />
für die Symptome verantwortlich. In<br />
solch einem Fall klopft der Arzt die<br />
Gewohnheiten der Betroffenen in einem<br />
Gespräch ab: Beruf, Aufenthaltsorte<br />
und Hobbys zum Beispiel.<br />
Kinder und Jugendliche etwa entwickeln<br />
den Angaben nach vergleichsweise<br />
oft eine Allergie gegen<br />
den Schimmelpilz Alternaria alternata.<br />
Die Allergie äußert sich unter<br />
anderem durch Reizhusten und asthmatische<br />
Beschwerden. Bis in den<br />
frühen Herbst könnten die Pilze<br />
reichlich wachsen –und hohe Luftfeuchtigkeit<br />
begünstigt die Freisetzung<br />
der Sporen. Aus diesem Grund<br />
häufen sich die Krankheitsanzeichen<br />
und Asthmaanfälle zum Beispiel<br />
nach Platzregen oder Gewittern.<br />
Ob Schimmelpilzsporen die Ursache<br />
der Beschwerden sind, lässt<br />
sich mit einem sogenannten Provokationstest<br />
herausfinden, bei dem<br />
bestimmte Allergene gezielt eingeatmet<br />
werden. Eine Behandlungsmethode<br />
bei einer Schimmelpilzallergie<br />
ist die spezifische Immuntherapie,<br />
bei der das Immunsystem schrittweise<br />
an das Allergen gewöhnt<br />
werde. Auch bei einer Pollenallergie<br />
ist so eine Hyposensibilisierung<br />
möglich. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 17<br />
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Gesundheit<br />
Alltagshelfer auf vier Pfoten<br />
Straßenüberblicken, Unterzuckerung erkennen:Assistenzhunde können noch mehr.Die Krankenkasse zahlt die teure Ausbildung allerdingsnur in einem Fall<br />
VonMarie von der Tann<br />
Für einen Sehbehinderten ist<br />
ein Blindenführhund fast<br />
ein kleines Wunder – das<br />
ihm weit mehr Freiheit ermöglicht,<br />
als ein Stock es je könnte.<br />
1916 wurde der erste systematisch<br />
ausgebildete Assistenzhund an den<br />
Kriegsblinden Paul Feyen übergeben.<br />
Seitdem hat sich das Konzept<br />
bewährt. „Der Hund ersetzt das Augenpaar,das<br />
der Blinde nicht nutzen<br />
kann, aber gerade heutzutage dringend<br />
braucht“, erklärtChristin Hutteravom<br />
Deutschen Assistenzhundezentrum.<br />
Ein Beispiel: „Am Straßenverkehr<br />
nehmen immer mehr E-Autos<br />
teil. Sie sind so leise, dass der<br />
Blinde sie nicht hört.“<br />
Der Hund sieht die Autos. Selbst<br />
wenn der Blinde ihm das Kommando<br />
gibt, die Straße zu überqueren,<br />
hat der Hund gelernt, sich zu<br />
weigern – ein möglicherweise lebensrettender<br />
Schutz. Unddie Tiere<br />
können noch mehr als das. Auch<br />
wenn sie im Dienst eigentlich nicht<br />
abgelenkt werden sollen, sind sie ein<br />
wichtiger sozialer Faktor, Türöffner<br />
im doppelten Sinne.„Soziale Barrieren<br />
überwinden sie mit Leichtigkeit,<br />
trösten, beruhigen, bauen Stress ab“,<br />
sagt Huttera.<br />
Die sozialen Fähigkeiten bringt<br />
der Hund in der Regel mit, den Rest<br />
muss er lernen. Das ist zeitintensiv<br />
und teuer, meistens kostet die zweijährige<br />
Ausbildung eine fünfstellige<br />
Summe. Die gute Nachricht: Sehbehinderte<br />
haben gute Chancen auf<br />
eine Kostenübernahme durch die<br />
gesetzliche Krankenkasse.<br />
„Auf Rezept übernehmen wir<br />
Blindenführhunde, also deren Anschaffung,<br />
Ausbildung sowie monatlich<br />
177 Euro für Futter und Tierarzt“,<br />
sagt Michael Ihly,Sprecher der<br />
Techniker Krankenkasse. „Die Voraussetzungen<br />
sind, dass eine Sehbehinderung<br />
vorliegt, derjenige dennoch<br />
mobil ist und sich orientieren<br />
kann.“ Gemeinsam mit einem Kostenvoranschlag<br />
eines Ausbildungszentrums<br />
reicht der Versicherte das<br />
Rezept ein.<br />
Zwei JahreAusbildung<br />
Ausbilder,die auch geeignete Welpen<br />
aussuchen, können Interessierte zum<br />
Beispiel über das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum<br />
anfragen. Von der<br />
Geburt des Welpens bis zum Einzug<br />
beim Bedürftigen vergehen allerdings<br />
etwa zwei Jahre. Zunächst<br />
wächst das Tier in einer Pflegefamilie<br />
auf. Wenn es mit etwa zwölf Monaten<br />
kastriert ist, beginnt das ernsthafte<br />
Training. Erst nach der Abschlussprüfung,<br />
frühestens im zweiten Lebensjahr,ist<br />
es in seiner Aufgabe sicher genug,<br />
um den Dienst beim Sehbehinderten<br />
anzutreten.<br />
Dieemotionalen Fähigkeiten, gepaart<br />
mit einer brillanten Nase, ermöglichen<br />
eine ganze Palette an<br />
Hundeberufen. „Wir kennen Signalund<br />
Warnhunde“, so Huttera. Während<br />
der Blindenhund ein Signalhund<br />
ist und agiert, ist beispielsweise<br />
ein Diabetiker-Assistenzhund<br />
einWarnhund, der reagiert. Er macht<br />
Sehbehinderte haben gute Chancen, dass ihre Krankenkasse die Anschaffung,Ausbildung<br />
und den Unterhalt von Blindenführhunden übernimmt.<br />
IMAGO IMAGES<br />
seinen Halter auf eine drohende Unterzuckerung<br />
aufmerksam. Diekann<br />
er mit seiner feinen Nase riechen.<br />
Auch bei Posttraumatischer Belastungsstörung<br />
(PTBS) oder Autismus<br />
können Hunde zu Assistenten<br />
werden. Der PTBS-Assistenzhund<br />
lernt zum Beispiel, Distanz zu Fremden<br />
zu schaffen, er kann auf Kommando<br />
zur Abschreckung bellen<br />
oder Licht in dunklen Räumen anschalten.<br />
Er kann aber auch an Medikamente<br />
erinnern und zur Einnahme<br />
auffordern.<br />
Preis: 25 000Euro<br />
Der Autismus-Hund wird meistens<br />
in Familien mit Kindern eingesetzt.<br />
Er verhindert, dass das Kind einfach<br />
auf die Straße läuft, kann es bei Bedarf<br />
suchen und in emotionalen<br />
Notlagen beruhigen. Bei Gehbehinderungen<br />
haben sich Hunde ebenfalls<br />
bewährt. „Für einen Rollstuhlfahrer<br />
werden heruntergefallene Gegenstände<br />
wie Handy,Schlüssel oder<br />
Geldbeutel zum Problem“, sagt<br />
Laura Anthes vom Verein Vita, der<br />
sich auf Assistenzhunde für körperliche<br />
Beeinträchtigungen spezialisiert<br />
hat.<br />
DiePalette der Fähigkeiten ist dabei<br />
groß: Öffnen und Schließen von<br />
Schubladen oder Türen, das Drücken<br />
von Schaltern, das Ausziehen<br />
von Kleidungsstücken – das alles<br />
kann ein Hund, wenn man es ihm<br />
beibringt. Der Haken: Chancen auf<br />
Erstattung beider Krankenkasse wie<br />
bei einem Blindenführhund gibt es<br />
praktisch nicht. Vita finanziert sich<br />
daher ausschließlich über Spenden,<br />
Fördermitglieder und Sponsoren.<br />
Ein ausgebildeter Assistenzhund<br />
kostet im Durchschnitt 25 000 Euro –<br />
eine Summe,die kaum einer der Bewerber<br />
aufbringen kann. Dass meist<br />
nur bei Sehbehinderten-Führhunden<br />
eine Chance auf Krankenkassen-Erstattung<br />
besteht, hängt auch<br />
damit zusammen, dass die Ausbildung<br />
nur bei diesen Hunden einheitlich<br />
geregelt ist. Assistenzhunde<br />
anderer Professionen genießen aber<br />
trotzdem Sonderrechte im Alltag: Sie<br />
dürfen zum Beispiel meistens mit in<br />
Lebensmittelgeschäfte oder Krankenhäuser,<br />
mitunter auch in die<br />
Flugzeugkabine. Aber nur, wenn der<br />
Halter mit einem Ausweis seine<br />
Schwerbehinderung belegen kann.<br />
Vonden Assistenzhunden abzugrenzen<br />
sind die Therapiehunde.<br />
„Therapiehunde kommen zusammen<br />
mit pädagogischen Fachkräften<br />
zum Einsatz“, erklärt Huttera. Anders<br />
als bei Assistenzhunden ist die<br />
Bezugsperson der Therapeut, nicht<br />
der Hilfesuchende. Therapiehunde<br />
besuchen im Rahmen der tiergestützten<br />
Therapie beispielsweise Seniorenheime<br />
und Palliativstationen.<br />
Die Anforderungen an sie sind<br />
andere als bei Assistenzhunden. Mit<br />
derRasse hat das wenig zu tun, mehr<br />
mit dem Charakter. „Ein Blindenhund<br />
zum Beispiel muss eher souverän<br />
sein als zurückhaltend. Schließlich<br />
muss er ja führen“, sagt Huttera.<br />
„Therapiehunde helfen vor allem<br />
durch sanfte Empathie, hier ist also<br />
mehr Sensibilität gefragt.“ (dpa)<br />
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DIAGNOSTIK UND THERAPIE AUS EINER HAND<br />
Zertifizierte Hautkrebsbehandlung im Helios Klinikum Berlin-Buch<br />
Hautkrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten.<br />
Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland rund<br />
200.000 Menschen neu. Entscheidend für die<br />
Prognose des Betroffenen ist eine frühzeitige<br />
und präzise Diagnose der Krankheit sowie eine<br />
umfassende Therapie. Im Juli dieses Jahres wurde<br />
die Dermatologie im Helios Klinikum Berlin-<br />
Buch und ihr bestehendes Hauttumorzentrum<br />
durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert<br />
und bietet eine umfassende Versorgung bei<br />
Hautkrebs.<br />
Seit Oktober 2019 darf die Dermatologie imHelios<br />
Klinikum Berlin-Buch offiziell das Siegel eines<br />
anerkannten Hautkrebszentrums tragen. Voraussetzungen<br />
für diese Anerkennung sind eine Vielzahl<br />
von Bedingungen. Der Fachbereich muss sich<br />
nachweislichund verbindlich an die Einhaltung von<br />
Leitlinien halten, die von der Krebsgesellschaftherausgegeben<br />
werden. Darüber hinaus muss eine<br />
große Anzahl von Behandlungsfällen und somit<br />
Erfahrung bei Tumorbehandlungen nachgewiesen<br />
werden. Weiterhin muss eine Tumorkonferenz<br />
eingerichtet sein, in der über jeden einzelnen<br />
Krankheitsfall im Team mit verschiedenen Fachrichtungen<br />
entschieden wird. Das Helios Klinikum<br />
Berlin-Buch hat den Status eines Maximalversorgers<br />
und ist ausgewiesen für die Behandlung von<br />
Krebserkrankungen aller Art. Ein etabliertes Onkologisches<br />
Zentrum besteht als Voraussetzung<br />
einer fachübergreifenden Versorgung von Tumorpatienten.<br />
„Ein zertifiziertes Krebszentrum zu sein ist<br />
erstrebenswert, da eine solche Einrichtung eine<br />
hohe Qualität in Diagnostik und Behandlung und<br />
die größte Sicherheit für den Patienten garantiert.<br />
Mit diesem Ziel sind wir angetretenund freuen uns<br />
über den Erfolg alle Bedingungen dafür erfüllt zu<br />
haben“, sagt Dr. med. Kerstin Lommel, Chefärztin<br />
der Dermatologie und Allergologie imHelios Klinikum<br />
Berlin-Buch.<br />
Behandlungsmöglichkeiten von Hautkrebs<br />
Rund 21.000 Menschen erkranken jährlich an<br />
schwarzem HautkrebsinDeutschland und die Tendenz<br />
ist weiterhin steigend. Im fernmetastasierten<br />
Stadium galt dieser als unheilbar. Inzwischen haben<br />
neue Therapieformen die Heilungschancen<br />
drastisch verbessert.<br />
Die Behandlungsmöglichkeiten des schwarzen<br />
Hautkrebses sind vielseitig. Es kommen Operationen,<br />
Bestrahlung oder eine medikamentöse Therapie<br />
in Frage. Eine Chemotherapie spielt beim<br />
metastasierten schwarzen Hautkrebs kaum noch<br />
Dr.med. Kerstin Lommel,Chefärztin der Dermatologie undAllergologie imHelios Klinikum Berlin-Buch im Austausch mit Oberarzt Dr.med. Philipp Rehberger und der leitenden Oberärztin Dr.med. Carolin Bouveret. THOMAS OBERLÄNDER/HELIOS KLINIKEN<br />
eine Rolle. „Bei den medikamentösen Immuntherapien<br />
werden heute Substanzen gegeben, die das<br />
Immunsystem zu einer gezielten Tumorzerstörung<br />
befähigen. Diese Substanzenhabensehr hohe Ansprechraten“,<br />
erläutert Dr. Lommel.<br />
In der Regel verstarben früher die Patienten<br />
mit Metastasen, eine Chemotherapie wirkte bei<br />
rund fünf Prozent der Betroffenen. „Mit den neuen<br />
Therapiemöglichkeiten liegen die Ansprechraten<br />
bei 60 Prozent und wir haben mindestens 20<br />
Prozent Langzeitüberlebende. Da diese Therapien<br />
noch nicht lange verfügbar sind und die Betrachtungszeiträume<br />
relativ kurz, wird sich die Zahl der<br />
Langzeitüberlebenden hoffentlich noch erheblich<br />
steigern“, sagt Dr. Lommel. Die Kosten für die neuen<br />
Therapien werden seit 2019 auch für die Behandlung<br />
in weniger fortgeschrittenen Stadien der<br />
Erkrankungvon den Krankenkassen übernommen.<br />
Auch für den weißen Hautkrebs bestehen nun<br />
neben der operativen und strahlentherapeutischen<br />
Behandlung medikamentöse Therapiemöglichkeiten.Ein<br />
Antikörper ist erst in diesemJahr für<br />
fortgeschrittene Tumore zugelassen worden.<br />
Des Weiteren werden zunehmend Patienten mit<br />
weißem Hautkrebs oder dessen Vorläufer an die<br />
Unfallversicherungsträger gemeldet, bei denen der<br />
begründete Verdacht auf Vorliegen einer Berufskrankheit<br />
besteht. Dies bietet dem Betroffenen<br />
und dem behandelnden Arzt eine größere Palette<br />
an Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Blickdiagnose Sprechstunde<br />
Neben den innovativen medizinischen Therapiemöglichkeiten<br />
ist aber vor allem eine frühe und<br />
präzise Diagnose wichtig, um Hautkrebs optimal<br />
zu behandeln. Einen ersten Hinweis gibt etwa die<br />
ABCDE-Regel: Wer bei Muttermalen eine Asymmetrie,<br />
unscharfe Begrenzung, dunkle Farbe (engl.<br />
Colour), eine besondere Dynamik beimWachstum<br />
oder Erhabenheit entdeckt, sollte eine genauere<br />
Untersuchung durchden Hautarzt in Erwägung ziehen.<br />
Schnelle Hilfe und eine erste Diagnose bieten<br />
die Experten im Helios Klinikum Berlin-Buch<br />
bei der so genannten Blickdiagnose Sprechstunde<br />
an. Diese steht Patienten ohne Termin immer<br />
montags zwischen 8und 10 Uhr in im Helios Klinikum<br />
Berlin-Buch, Poliklinik Dermatologie, Haus<br />
202, Erdgeschoss, Schwanebecker Chaussee 50,<br />
13125 Berlin, offen. Wenn sich der Verdacht bestätigt,<br />
können die Mediziner zügig erste Behandlungsschritte<br />
einleiten.<br />
KREBS-INFOTAG<br />
Am Samstag, den 9. November sprechen<br />
Spezialisten von 9bis 15 Uhr im Helios<br />
Klinikum Berlin-Buch in Seminaren mit<br />
Interessierten über moderne Krebsmedizin.<br />
Arzt und TV-Moderator Dr. Carsten<br />
Lekutat moderiert eine Expertenrunde<br />
zur fachübergreifenden Krebsbehandlung.<br />
Interessierte können sich über die Website<br />
anmelden, aber auch spontane Teilnehmer<br />
sind herzlich willkommen:<br />
www.helios-gesundheit.de/<br />
krebs-weiter-leben
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019<br />
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Lokalsport<br />
„Die haben wir alle gebügelt“<br />
Der SV Stahl Hennigsdorf war der beste Rugbyverein der DDR. Das bekam nur niemand mit. Wasist aus dem 27-maligen Meister geworden?<br />
VonChristian Kattner<br />
Das Sparschwein kurzhinter<br />
dem Eingang ist eher<br />
Zierde und schützt den<br />
darunter liegenden Zettel<br />
davor, wegzufliegen. Ein Euro<br />
Eintritt steht da geschrieben. Es ist<br />
jedem Besucher eines Heimspiels<br />
des SV Stahl Hennigsdorf überlassen,<br />
ob er diesen zahlt oder nicht.<br />
Für das Zweitliga-Derby gegen<br />
Hohen Neuendorf klimpert es im<br />
Sparschwein. 200 bis 300 Fans werden<br />
an diesem Nachmittag erwartet.<br />
Gründungsmitglieder, ehemalige<br />
Spieler, Familien. „Das gab es früher<br />
eigentlich nicht so, dawar Fußball<br />
viel interessanter“, erzählt Abteilungsleiter<br />
Olaf Laetsch.<br />
Früher, das war weit vor dem Fall<br />
der Mauer. Vor beinahe leeren Zuschauerrängen<br />
spielte der erfolgreichste<br />
DDR-Verein damals im<br />
Schatten des benachbarten Stahlwerks<br />
mit der großen, weit sichtbarenWerksuhr.<br />
Und das bei dieser Titelsammlung:<br />
27 MalMeister,mehrfach<br />
DTSV-Pokal-Sieger. Das alles<br />
passierte mehr oder weniger unter<br />
Ausschluss der Öffentlichkeit.<br />
Rugby war nicht olympisch und<br />
wurde deshalb auch nicht gefördert.<br />
Diewenigen Schlagzeilen in den damaligen<br />
<strong>Zeitung</strong>en ließen so manchen<br />
Hennigsdorfer vonVerrückten,<br />
die ihren Gegenspielern Kopf und<br />
Ohren abreißen, sprechen. Frank<br />
Brosowski, der seit 1966 zum Verein<br />
gehört, musste solche Zeilen im<br />
Sportecho zu internationalen Spielen<br />
selber lesen. „Meistens nur negative<br />
Sätze“, sagt der 62-Jährige,<br />
„wenn zum Beispiel ein Spieler einem<br />
anderen das Ohr abgebissen<br />
hat, wurde immer schlecht über<br />
Rugbygeschrieben.“<br />
Typberatung in Toulon<br />
Die Wahrnehmung hat sich geändert.<br />
Heute kann Brosowski seinen<br />
Sport auch im Fernsehen verfolgen,<br />
sehen, wie England das Finale der<br />
aktuellen Weltmeisterschaft erreicht<br />
und dasTrikot an diesem Spieltag gegen<br />
Hohen Neuendorf tragen. Undenkbar,<br />
als er mit Rugby begonnen<br />
hat. Praktisch von der Straße wurde<br />
er in den Verein geholt. Eine Taktik,<br />
die schon bei der Gründung funktioniert<br />
hat. Erwin Thiesies, Gründervater<br />
und erster Trainer,ging sogar in<br />
die Kneipen des Ortes, umdie jungen<br />
Leute anzusprechen.<br />
Klaus Stieg und Gerd Scharn, 84<br />
Jahre alt, kamen so mit Rugby in<br />
Kontakt und haben viel erlebt. Noch<br />
heute sitzen sie gerne im kleinen<br />
Vereinsheim, nur wenige Meter vom<br />
Stadion entfernt, regelmäßig beisammen,<br />
betrachten die Pokale in<br />
den Vitrinen und auf den Regalen<br />
und erzählen Geschichten von früher.<br />
Von den Spielen in Hannover,<br />
Heidelberg, den Kontakten zu Vereinen<br />
in Westberlin und den Fahrten<br />
Zerreißprobe: Richtige Rugby-Shirts gehen so schnell nicht kaputt. OSTKREUZ/SEBASTIAN WELLS (4)<br />
Pyramidenbau in Liga zwei. Reden von alten Zeiten in Hennigsdorf: Heinz Michalzcyk und Klaus Stieg. Heute zählen Muskeln mehr als Masse.<br />
nach Frankreich. Vorallem das Spiel<br />
in Toulon ist Stieg in Erinnerung geblieben.<br />
Beim Empfang des Bürgermeisters<br />
hatte es Sekt, Kekse, einen<br />
Handschlag und einen kleinen Satz<br />
gegeben. „Mir hat er gesagt, dass ich<br />
für einen Rugby-Spieler ganz schön<br />
schmal bin. Aber ihr seid ja hergekommen,<br />
um Rugby zulernen und<br />
nicht, um zu gewinnen“, erinnert<br />
sich der 84-Jährige,während im Hintergrund<br />
die aktuelle Hennigsdorfer<br />
Mannschaft in Rückstand gerät.<br />
Klaus Stieg erspielte sich damals<br />
in Toulon einen 16:9-Erfolg und eine<br />
Revanche. Dass das zeitlich eigentlich<br />
nicht möglich war,daalle Spieler<br />
am Montag im Stahlwerk auf der<br />
Matte hätten stehen müssen, war<br />
kein Problem, da bei solchen Reisen<br />
immer jemand von der Partei oder<br />
Gewerkschaft dabei war. „Der hat<br />
uns gesagt, dass er das mit der Freistellung<br />
regelt“, erzählt Stieg. Daher<br />
bestritt er mit seinen Jungs noch ein<br />
zweites Spiel. Die Schmach der Niederlage<br />
wollten die Franzosen nicht<br />
auf sich sitzen lassen und holten<br />
noch schnell drei Profis dazu, um<br />
den zweiten Vergleich knapp mit<br />
11:9 zu gewinnen.<br />
Stieg war auch dabei, als 1964 bei<br />
einem Turnier in Schweden drei<br />
DDR-Nationalspieler flüchteten und<br />
es in Folge dieser Republikflucht sieben<br />
Jahre überhaupt kein Länderspiel<br />
mehr gab.Nach dem Ende dieser<br />
Strafe ging es zumindest noch in<br />
die Ostblockstaaten. Dennoch erlebte<br />
die Folgegeneration um Frank<br />
Brosowski auch dort noch gewisse<br />
Annehmlichkeiten. „Wenn wir mit<br />
der Nationalmannschaft unterwegs<br />
waren, wurde man von der Arbeit<br />
freigestellt. Da gab es zwei Wochen<br />
vorher ein Trainingslager und dann<br />
ein Turnier in Bulgarien, da war man<br />
schon mal drei, vier Wochen weg.“<br />
Ganz nebenbei konnte man sich<br />
als Rugbyspieler ausrüsten. Neben<br />
den besseren Rugbybällen waren<br />
auch Rugby-Shirts ein beliebtes Mitbringsel,<br />
da eigentlich nur mit Fußballtrikots<br />
gespielt wurde. Aber:<br />
„Wenn du Pech hattest, waren die<br />
Fußballtrikots nach einem Spiel zerrissen.<br />
Die richtigen Rugby-Shirts,<br />
die reißt du nicht kaputt, da reißt du<br />
dir eher die Fingernägel ab.“<br />
Bei Gerätschaften wie einem Gedrängebock<br />
wurde selber Hand angelegt:<br />
Er wurde im Stahlwerk gefertigt.<br />
EinExemplar ist noch heute auf<br />
der Anlage zu sehen. Benutzt wirder<br />
allerdings nicht mehr, die heutigen<br />
Spieler haben andereMöglichkeiten.<br />
Überhaupt sei das Spiel im Vergleich<br />
zu früher unglaublich schnell und<br />
athletisch geworden. „Früher ging es<br />
über Masse, heute sind es Muskeln“,<br />
sagt Frank Brosowski, „wenn man<br />
heute mal die Leute sieht: Da ist ein<br />
Spieler 2,04 Meter groß, wiegt 114 Kilogramm,<br />
aber der könnte noch bei<br />
einer B-Olympiade über 100 Meter<br />
mitsprinten. Ich möchte nicht auf<br />
solche Spieler prallen, da würde ich<br />
nicht mehr aufstehen.“<br />
Mitgliedertendenz steigt<br />
Gemeinsam mit Gerd Scharn ist er<br />
heute noch, wenn es der Körper zulässt,<br />
mit den Alten Herren im Training<br />
aktiv.Brosowski mit einer roten,<br />
Scharnmit einer goldenen Hose,die<br />
signalisiert, dass er nicht mehr körperlich<br />
attackiert werden darf. Spieler<br />
mit einer roten Hose dürfen zumindest<br />
noch leicht angegangen<br />
werden. Doch viel lieber sehen sie<br />
sich heute in der Rolle des Zuschauers.<br />
Heimspiele wie das gegen Hohen<br />
Neuendorfsind Höhepunkte für<br />
die alten Haudegen. „Die älteren<br />
Spieler sind sehr wichtig für den Verein“,<br />
sagt Abteilungsleiter Laetsch,<br />
„sie geben gerne mal Ratschläge,<br />
sind auch immer fast alle bei den<br />
Spielen da und sehr kritisch. Das<br />
Wort ’früher’hörtman öfter.“<br />
Früher hätte die Hennigsdorfer<br />
Mannschaft sicherlich auch nicht<br />
mit 21:48 wie an diesem Nachmittag<br />
gegen Hohen Neuendorf verloren.<br />
Erst recht nicht kurz nach dem Fall<br />
der Mauer. „Dahabenalle westdeutschen<br />
Vereine, der Meister, der Pokalsieger<br />
hier auf unserem Platz verloren.<br />
Die haben wir alle gebügelt“,<br />
sagt Brosowski, „aber irgendwann<br />
wurde unsere Personaldecke immer<br />
dünner.“ 2006 musste Olaf Laetsch<br />
die erste Mannschaft deshalb abmelden,<br />
es gab nur noch 80 Mitglieder.<br />
ImMoment sind es wieder 360,<br />
Tendenz steigend. „Ich bin in die<br />
Schulen gegangen, um vormittags<br />
Werbung dort zumachen“, erzählt<br />
Laetsch, „ich spreche aber auch auf<br />
der Straße Jungs an und frage,obsie<br />
nicht zum Training kommen wollen.“<br />
Wiefrüher.<br />
Christian Kattner<br />
fasziniertdie Historie des<br />
Rugbyinder DDR.<br />
UM DIE ECKE<br />
Abbruch oder Aufbruch?<br />
Derbyhopper aufgepasst!<br />
Hallo, Europa!<br />
Freunde der unfreiwilligen Komik<br />
werden sicherlich ihreFreude an<br />
dem Fakt haben, dass die an diesem<br />
Sonnabend (22.30 Uhr, Sport1) anstehende<br />
Abendveranstaltung des<br />
ziemlich heruntergerockten Sauerland-Boxstalls<br />
als Benefiz-Boxgala in<br />
Kooperation mit der, Achtung, AWR<br />
Abbruch GmbH in Koblenz stattfinden<br />
wird. Werweiß, vielleicht bietet<br />
so ein Abend ja auch Raum für eine<br />
weitereZusammenarbeit?<br />
Unter dem ebenfalls ziemlich<br />
programmatischen Titel „Fighting<br />
for future“ stehen sich zwei <strong>Berliner</strong><br />
Halbschwergewichte im Ring gegenüber.Dabei<br />
hat sich der frühereSauerland-Boxer<br />
Enrico Kölling, 29, aus<br />
Prenzlauer Berg vorgenommen,<br />
dem aktuellen Sauerland-Mann<br />
Leon Bunn, 27, den IBF-International-Titel<br />
abzunehmen.<br />
Beim Kampf um die Zukunft bleiben<br />
für Bunn weitere Fragen offen.<br />
Sein Trainer Ulli Wegner, 77, wurde<br />
von Sauerland zum 31. Dezember<br />
gekündigt. Dessen Assistent Georg<br />
Bramowski, 59, kündigte daraufhin<br />
ebenfalls bei Sauerland, zum 30. November.Ende<br />
des Jahres müssen die<br />
drei, in Berlin verbliebenen Sauerland<br />
Boxer Bunn, Albon Pervizaj und<br />
Abass Baraou das Gym imOlympiaparkräumen.<br />
Wiegeht es für sie weiter?<br />
Kann sein, dass auch sie bald einen<br />
neuen Kooperationspartner<br />
brauchen können: bestenfalls irgendeine<br />
Aufbruch GmbH. (kah.)<br />
Alles Müller, oder was? Nun, Gottes<br />
Mühlen mahlen eben langsam.<br />
Aber 2019 ist Berlin nun soweit:<br />
Derbytime, inder Fußball-Bundesliga!<br />
Gut, so wie es früher im englischen<br />
Mittelalter beim Shrovetide in<br />
Derbyshiremal war,ist’s nicht mehr.<br />
Die Zeiten sind vorbei, in denen es<br />
darum ging, mit dem Ball einen gegnerischen<br />
Mühlstein zu berühren,<br />
der etwa fünf Kilometer vomeigenen<br />
Mühlstein entfernt liegt. Aber die<br />
Zahl der Derbyteilnehmer, die an<br />
diesem Wochenende Wasser oder<br />
Bier auf die Mühlen ihrer Vereine<br />
kippen, liegt an diesemWochenende<br />
in Berlin nach Rechnungen von<br />
Lieschen Müller weit über den 1000<br />
von damals. Denn nicht nur in der<br />
Bundesliga steht ein großes Stadtderby<br />
an. In der Regionalliga Nordost<br />
bietet das Wochenende drei von<br />
diesem Schrot und Korn. Was zusammengemüllert<br />
heißt: ein echter<br />
Derbyhopper reist wie des Müllers<br />
Karren und schafft dabei vonFreitag<br />
bis Sonntag vier! Den Auftakt macht<br />
am Freitagabend (19 Uhr) Hertha<br />
BSC II –Lichtenberg 47, am Sonnabend<br />
(13.30 Uhr) geht’s bei Altglienicke<br />
– FCViktoria weiter, ehe um<br />
18.30 Uhr der 1. FC Union gegen die<br />
ersten Herthamänner kickt. Werdanach<br />
nicht zu viel Korn über Mühlsteine<br />
gießt, schafft am Sonntag<br />
(13.30 Uhr) auch noch BAK –BFC<br />
Dynamo, denn es heißt ja so schön:<br />
Ähre, wemÄhregebührt. (kah.)<br />
Bis auf die Tischtennisspielerinnen<br />
des TTCEastside sind <strong>Berliner</strong><br />
Frauenmannschaften, die sich<br />
sportlich auf europäischer Ebene<br />
messen, rar. Im ersten Jahr ihres Bestehens<br />
haben sich nun die Wasserballerinnen<br />
der Wasserfreunde<br />
Spandau 04 als deutsche Meisterinnen<br />
für die Euroleague qualifiziert<br />
und damit den europäischen Zirkel<br />
erweitert. „Wir möchten unsereVorreiterrolle,<br />
die wir seit 30 Jahren im<br />
Herrenbereich ausfüllen, auf den<br />
Damenwasserball ausweiten. Und<br />
natürlich ist diese Mannschaft auch<br />
eine Bereicherung für die Sportstadt<br />
Berlin“, sagt Vereinspräsident Hagen<br />
Stamm. Noch bis Sonntag findet das<br />
viertägige Vorrundenturnier in der<br />
Schwimmhalle in Berlin Schöneberg<br />
am Sachsendamm mit Teams aus<br />
Spanien, Italien, Ungarn und der<br />
Slowakei statt. Die besten drei<br />
Mannschaften qualifizieren sich für<br />
die nächste Runde.<br />
Stamms Sohn Marko, der die<br />
Wasserballerinnen trainiert, hat vor<br />
der ersten Partie am Donnerstag gegen<br />
die Spanierinnen von CNMediterrani<br />
festgestellt:„Es sind natürlich<br />
alle Mädels vor dem ersten Spiel auf<br />
europäischer Bühne aufgeregt.“<br />
Am Freitag spielen die Spandauerinnen<br />
(19 Uhr) gegen SG Olympia<br />
aus der Slowakei, am Sonnabend (18<br />
Uhr) gegen Plebiscito Padova aus Italien<br />
und am Sonntag (11.30 Uhr) gegen<br />
BVSC Zuglo aus Ungarn. (kah.)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 19 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Saison<br />
der<br />
Gegensätze<br />
Die Washington Nationals<br />
gewinnen die World Series<br />
Auch Donald Trump gratulierte,<br />
und selbstverständlich tat er dies<br />
bei Twitter. „Glückwunsch an die<br />
Washington Nationals für eine großartige<br />
Saison und eine unglaubliche<br />
World Series“, schrieb der US-Präsident,<br />
„Spiel sieben“, ergänzte er,<br />
„war großartig“. Auf die obligatorische<br />
Einladung ins Weiße Haus verzichtete<br />
er zunächst − womöglich ist<br />
er beleidigt, weil er beim fünften<br />
Spiel der Finalserie der Major League<br />
Baseball (MLB) lautstark ausgebuht<br />
wurde.<br />
Als 1924 zum letzten Mal eine<br />
Baseball-Mannschaft aus der US-<br />
Hauptstadt die World Series gewann<br />
und in das Weiße Haus eingeladen<br />
wurde,regierte dortein gewisser Calvin<br />
Coolidge,der Klub hieß Senators<br />
und wurde 1961 zu den Minnesota<br />
Twins. 34718 Tage später gewannen<br />
die Nationals, die von 1969 bis 2004<br />
die Montreal Expos waren, das siebte<br />
und finale Spiel bei den Houston Astros<br />
mit 6:2 −mit dem siebten Auswärtssieg<br />
einer kuriosen Serie.<br />
Triumph der Widerspenstigen<br />
Es war der Triumph der Widerspenstigen.<br />
Denn im Gegensatz zur Behauptung<br />
von Trump war beileibe<br />
nicht die gesamte Saison der Nationals<br />
großartig. Keiner hatte sie auf<br />
der Rechnung, zumal sie im Märzihren<br />
Superstar Bryce Harper an die<br />
Philadelphia Phillies verloren hatten.<br />
Harper wollte endlich einen Titel<br />
gewinnen −bei seiner Vorstellung<br />
in Philadelphia sagte er dann aber<br />
prompt den Satz:„Wir wollen den Titel<br />
nach D.C. zurückholen.“ Einprophetischer<br />
Versprecher des Abtrünnigen.<br />
Ohne Harper ging es den Nats zunächst<br />
mal miserabel. Ende Maihatten<br />
sie eine fürchterliche Bilanz von<br />
19 Siegen und 31 Niederlagen, Chefcoach<br />
Dave Martinez stand vor der<br />
Ablösung und das Management<br />
dachte schon darüber nach, die<br />
Mannschaft komplett umzubauen.<br />
Aber dann kam alles ganz anders.<br />
„Wir haben damals nicht aufgegeben“,<br />
betonte Martinez, „wir haben<br />
jetzt nicht aufgegeben.“ In der Finalserie<br />
hatte seine Mannschaft bereits<br />
2:3 zurückgelegen und feierte dann<br />
ein sensationelles Comeback.<br />
Die Entscheidung in dieser verrückten<br />
Seriefiel im siebten Spielabschnitt<br />
des siebten Spiels. Houstons<br />
Chefcoach A.J. Hinch wirdsich wohl<br />
auf ewig fragen lassen müssen, was<br />
ihn in diesem siebten Inning geritten<br />
hat. Zack Greinke,einer der drei herausragendenWerfer<br />
der Astros,hatte<br />
gerade einen Homerun zugelassen<br />
und es einem Schlagmann ermöglicht,<br />
ohne Treffer zur ersten Base zu<br />
gelangen: Kommt vor, zumal gegen<br />
die treffsichersten Spieler des Gegners.<br />
Krasse Fehlentscheidung<br />
Hinch reagierte trotzdem ungehalten<br />
und holte den ansonsten überragend<br />
werfenden Greinke vom Feld.<br />
„Ich wollte ihn lieber zu früh als zu<br />
spät auswechseln“, sagte er, „es ist<br />
eine Entscheidung, mit der ich leben<br />
muss.“ Er wird wohl schlecht damit<br />
leben, denn: Hinch leitete die Niederlage<br />
ein. Sein erster Ersatzwerfer<br />
patzte, der umgehend eingewechselte<br />
zweite ebenfalls. Als der siebte<br />
Spielabschnitt vorbei war,hatten die<br />
zuvor schon frustrierten Nationals<br />
aus einem 0:2 ein 3:2 gemacht.<br />
„Was für eine Geschichte“, sagte<br />
Washingtons Klubidol Ryan Zimmermann,<br />
„so wie dieses Spiel lief<br />
unsere gesamte Saison ab.“ Und<br />
trotz des World-Series-Triumphs<br />
werden die Nats schon wieder unterschätzt:<br />
Die Buchmacher in Las Vegas<br />
haben bereits die Wettquoten für<br />
die kommende Saison festgelegt: Die<br />
Houston Astros stehen mit einer<br />
Quote von 1:5 ganz vorne −die Washington<br />
Nationals nur auf Rang<br />
sechs (1:14). (sid)<br />
Zeit für Belohnungen<br />
Nach dem mühsamen Erfolg im Pokal hofft Borussia Dortmund auf einen nachhaltigen Aufschwung<br />
VonDaniel Theweleit, Dortmund<br />
Ohne jeden Zweifel sind<br />
die Gedanken, die sich<br />
Julian Brandt über seinen<br />
Beruf macht von einer<br />
größeren Tiefe als das Offensivspiel<br />
von Borussia Dortmund während<br />
der vergangenen Wochen. Der<br />
23 Jahre alte Nationalspieler trägt<br />
immer wieder kluge Berichte zur<br />
Lage vor und ist dabei bemerkenswert<br />
offen. Ein paar Geheimnisse<br />
des Fußballsports bleiben allerdings<br />
auch für ihn ungelöst.<br />
Er denke hin und wieder darüber<br />
nach, ob kriselnde Fußballmannschaften,<br />
die einen Moment der Befreiung<br />
herbeisehnen, am ehesten<br />
durch einen „klassischen, souveränen<br />
4:0-Sieg“ vorankommen, erzählte<br />
er am Mittwochabend nach<br />
dem alles andere als souveränen 2:1<br />
(0:0) gegen Borussia Mönchengladbach<br />
im DFB-Pokal. Oder ob es nicht<br />
besser ist, „als Mannschaft so ein<br />
Spiel zu drehen“, in dessen Verlauf<br />
man „in der Bredouille“ ist. EinSpiel<br />
wie dieses am Mittwoch.<br />
Sollte den Dortmundern als<br />
Mannschaft und Brandt als Spieler in<br />
den kommenden Wochen tatsächlich<br />
eine Art Aufschwung gelingen,<br />
spricht vieles für die zweite These.<br />
Denn es war Brandt, der mit zwei<br />
Treffern in der Schlussphase den<br />
drohenden Sturz auf einem neuen<br />
Tiefpunkt dieser schwierigen Saison<br />
verhinderte. Innerhalb von drei Minuten<br />
verwandelte er einen 0:1-<br />
Rückstand in eine 2:1-Führung, die<br />
bis zum Abpfiff hielt. Es waren seine<br />
ersten Tore für den BVB seit August.<br />
Niemand war so kühn, danach den<br />
Begriff Mentalität in den Mund zu<br />
nehmen, um den es im Dortmunder<br />
Umfeld zuletzt heftige Debatten gegeben<br />
hatte. Dieses schwere Spiel<br />
mit solch immenser Bedeutung für<br />
die Atmosphäre imArbeitsalltag gedreht<br />
zu haben, taugt allerdings bestens<br />
als Indiz für eine tadellose Ein-<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
DFB-Pokal, 2. Runde<br />
Kaisersl. -1.FCNürnb.2:2 (2:2, 1:1) n.V.,6:5 i.E.<br />
SC Verl -Holstein Kiel 1:1 (1:1, 1:1) n.V.,8:7 i.E.<br />
VfL Wolfsburg -RBLeipzig 1:6 (0:1)<br />
Werder Bremen -Heidenheim 4:1 (4:1)<br />
Fortuna Düsseldorf -Erzgeb.Aue 2:1 (1:1)<br />
Bor.Dortmund -M’gladbach 2:1 (0:0)<br />
Hertha BSC -D.Dresden 3:3 (2:2, 0:1) n.V., 8:7 i.E.<br />
FC St. Pauli -Eintr.Frankfurt 1:2 (1:2)<br />
MSV Duisburg -TSG Hoffenheim 0:2 (0:0)<br />
1. FC Saarbrücken -1.FCKöln 3:2 (0:0)<br />
SC Freiburg -1.FCUnion Berlin 1:3 (1:1)<br />
Hamburger SV -VfB Stuttgart 1:2 n.V.(1:1)<br />
VfL Bochum -BayernMünchen 1:2 (1:0)<br />
Darmstadt 98 -Karlsruher SC 0:1 (0:0)<br />
BayerLeverkusen -SCPaderborn 1:0 (1:0)<br />
Bundesliga, 10. Spieltag<br />
1899 Hoffenheim -SCPaderborn Fr.,20.30 Uhr<br />
Borussia Dortmund -VfL Wolfsburg Sa., 15.30 Uhr<br />
RB Leipzig -Mainz 05 Sa., 15.30 Uhr<br />
BayerLeverkusen -M’gladbach Sa., 15.30 Uhr<br />
Eintr.Frankfurt-BayernMünchen Sa., 15.30 Uhr<br />
Werder Bremen -SCFreiburg Sa., 15.30 Uhr<br />
1. FC Union -Hertha BSC Sa., 18.30 Uhr<br />
Fortuna Düsseldorf -1.FCKöln So., 15.30 Uhr<br />
FC Augsburg -Schalke04 So., 18.00 Uhr<br />
2. Bundesliga, 12. Spieltag<br />
Hannover96-SVSandhausen Fr., 18.30 Uhr<br />
Jahn Regensburg -VfL Osnabrück Fr., 18.30 Uhr<br />
FC St. Pauli -Karlsruher SC Sa., 13.00 Uhr<br />
Gr.Fürth -Darmstadt 98 Sa., 13.00 Uhr<br />
ErzgebirgeAue -1.FCHeidenheim Sa., 13.00 Uhr<br />
VfB Stuttgart-Dynamo Dresden So., 13.30 Uhr<br />
Arminia Bielefeld -Holstein Kiel So., 13.30 Uhr<br />
Wehen Wiesbaden -Hamburger SV So., 13.30 Uhr<br />
VfL Bochum -1.FCNürnberg Mo., 20.30 Uhr<br />
Julian Brandt erlöste Borussia Dortmund mit seinem zweiten Treffer.<br />
stellung und eine enorme Willenskraft.<br />
Wobei niemand abstritt, dass<br />
die Darbietung des BVBeine Stunde<br />
lang„viele Fehler im Spiel“ enthalten<br />
hatte, wie Torhüter Marvin Hitz anmerkte.<br />
Favres Jubelakt<br />
Der für seine auf Kontrolle ausgerichtete<br />
Spielweise in der Kritik stehende<br />
Trainer Lucien Favre freute<br />
sich dennoch so sehr über Brandts<br />
Siegtreffer zehn Minuten vor dem<br />
AP/MEISSNER<br />
Ende, dass er sogar seinen unter der<br />
Woche im Training erlittenen Faserriss<br />
im Oberschenkel vergaß und<br />
sich zu einem schmerzhaften Jubelakt<br />
hinreißen ließ. „Er meinte, dass<br />
das in dem Moment schöne Schmerzen<br />
waren“, berichtete Brandt später.<br />
Die Freude über den Einzug ins<br />
Achtelfinale wirdschließlich vonder<br />
Hoffnung verstärkt, dass nun tatsächlich<br />
eine grundsätzliche Wende<br />
zum Guten gelingen könnte.Und die<br />
Figur des Julian Brandt verkörperte<br />
Tankgutschein on Topvom 31.10. bis 02.11.2019<br />
diese Hoffnung geradezu beispielhaft.<br />
Wie die gesamte Mannschaft<br />
hatte der ehemalige Leverkusener 70<br />
Minuten lang gute Momente,immer<br />
wieder war er aber auch an missglückten<br />
Aktionen beteiligt. Wiesein<br />
Team sucht er nach einer Form, auf<br />
deren Grundlage dauerhaft gute<br />
Leistungen möglich werden. Bisher<br />
gehörte der im Sommer für 25 Millionen<br />
Euro aus Leverkusen ins Revier<br />
gewechselte Profi zu den Enttäuschungen<br />
im Kader.„Für mich war es<br />
sehr wichtig, mich selber mal zu belohnen“,<br />
sagte Brandt nun. Nachdem<br />
er in den vergangenen Wochen<br />
mal auf der Außenbahn, mal als Angriffsspitze<br />
aber nur selten im Zentrum<br />
hinter dem Stürmer spielen<br />
durfte, ersetzte er an diesem Abend<br />
den mit muskulären Problemen<br />
pausierenden MarcoReus auf seiner<br />
Lieblingsposition. Brandt „hat hart<br />
dafür gearbeitet“, berichtete Sebastian<br />
Kehl, der Leiter der Lizenzspielerabteilung.<br />
Zwar habe er bei seinen<br />
Treffern auch „ein bisschen Glück“<br />
gehabt,„aber in der zweiten Halbzeit<br />
hat er es sehr, sehr gut gemacht. Die<br />
zwei Tore werden ihm sicher Selbstvertrauen<br />
geben und insgesamt<br />
auch Schwung.“<br />
Tatsächlich bergen die kommenden<br />
Tage das Potenzial zu einer<br />
Wende. Sollte das Ensemble die<br />
kommendeWoche mit Partien gegen<br />
Wolfsburg, Inter Mailand und dann<br />
beim FC Bayern erfolgreich absolvieren,<br />
ist der Ärger des Oktobers<br />
womöglich bald überwunden. Und<br />
bevor Brandt gegen Mitternacht Feierabend<br />
machte, trug ernoch eine<br />
interessante Theorie vor, die solche<br />
Hoffnungen schürt: Der BVB sei ein<br />
Verein mit einem besonders ausgeprägten<br />
Glauben an das Unwahrscheinliche,<br />
denn hier seien „schon<br />
viele schräge Sachen passiert“, sagte<br />
er.Wer kann da schon ausschließen,<br />
dass die Dortmunder anfangen zu<br />
spielen wie Champions?<br />
NULL-KOMMA-FIX-LEASING-Aktionstage<br />
NACHRICHTEN<br />
Eisbären gewinnen mit 3:2<br />
nach Penaltyschießen<br />
EISHOCKEY. DieEisbären haben mit<br />
3:2 nach Penaltyschießen bei den<br />
NürnbergIce Tigers gewonnen und<br />
Platz sechs gefestigt. Denentscheidenden<br />
Strafschuss verwandelte Lukas<br />
Reichel. Überschattet wurde die<br />
Partie vonder Verletzung Sean Backmans,der<br />
nach einem Check mit<br />
Verdacht auf Gehirnerschütterung<br />
ins Krankenhaus musste.<br />
Die Finals 2020 finden in<br />
Nordrhein-Westfalen statt<br />
SPORTPOLITIK.„Die Finals“ werden<br />
2020 in Nordrhein-Westfalen stattfinden.<br />
WieZDF-Sportchef Thomas<br />
Fuhrmann am Donnerstag bestätigte,werde<br />
es am ersten Juni-Wochenende<br />
kommenden Jahres die<br />
Neuauflage der deutschen Meisterschaften<br />
unter dem Namen „Finals<br />
Rhein Ruhr 2020“ geben.<br />
Vehverlässt den 1. FC Köln<br />
zum Saisonende<br />
FUSSBALL. Sportchef Armin Veh, 58,<br />
wirdden 1. FC Köln nach Saisonende<br />
verlassen. Der58Jahrealte Vehkam<br />
im Dezember 2017 als Geschäftsführerzuden<br />
Kölnern. „Der FC hat nun<br />
Planungssicherheit und genügend<br />
Zeit, den richtigen Mann für meine<br />
Nachfolge zu finden“, sagte Veh.<br />
BR Volleys treten im Pokal<br />
bei den Netzhoppersan<br />
0% Zinsen* + 0,– € Anzahlung*+Relax-Service-Paket** +Tankgutschein***<br />
für fast alle Renault Kurzzulassungen<br />
VOLLEYBALL. Im Achtelfinale des<br />
deutschen Pokals treten die BR Volleys<br />
am Sonntag (16 Uhr, sporttotal.tv)<br />
bei den Netzhoppers KW in<br />
Bestensee an. Nach zuletzt sechs Siegen<br />
in sechs Pflichtspielen sagte Manager<br />
KawehNiroomand: „Jetzt wollen<br />
wir am Sonntag an die zuletzt gezeigten<br />
Leistungen anknüpfen.“<br />
Gesamtverbrauch(l/100 km) derbeworbenen Modelle: kombiniert: 7,7 –3,7; CO2-Emissionen kombiniert(g/km): 200 –90; Energieeffizienzklasse D–A+.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 – S eite 20<br />
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Sport<br />
Hertha-Keeper Kraft wehrtimElfmeterschießen den Versuch von Dresdens Kevin Ehlersab.<br />
OTTMAR WINTER<br />
Und alles offen<br />
Union-Coach Fischer istüberzeugt, dassHerthaBSC im Hinblick auf das Stadtderby durchdie Pokalschlacht gegen Dresdenkeinen Nachteil erfahren hat –imGegenteil<br />
VonMarkus Lotter<br />
AmMittwochabend war Urs<br />
Fischer,wie der Trainer des<br />
1. FC Union am Tagdarauf<br />
im prall gefüllten Presseraum<br />
seines Arbeitgebers selbst berichtete,zuGast<br />
im Olympiastadion.<br />
Als Augenzeuge einer Partie, bei der<br />
der Sieger doch tatsächlich erst um<br />
23.44 Uhrfeststand. „Das ist das,was<br />
den Pokal ausmacht, für mich im<br />
Stadion“, sagte der Schweizer,„aber<br />
auch für alle vordem Fernseher.“<br />
Ja, die Spieler von Hertha BSC<br />
und Dynamo Dresden hatten sich<br />
vor etwas mehr als 70 000 Zuschauerninder<br />
Tateinen erinnerungswürdigen<br />
Schlagabtausch geliefert. Mit<br />
einem wechselvollen Verlauf inklusive<br />
Verlängerung und Elfmeterschießen,<br />
das Herthas Jordan Torunarigha<br />
mit seinem Treffer zum 3:3 ja<br />
erst in der Nachspielzeit der Verlängerung<br />
erzwungen hatte. Mit einem<br />
Torhüter namens Thomas Kraft, der<br />
beim Showdown der Nerven zwei<br />
Versuche der Dresdner parierte und<br />
für Hertha das Fortkommen ins Achtelfinale<br />
des nationalen Pokalwettbewerbs<br />
sicherte. Endstand: 8:7<br />
nach Elfmeterschießen. Auswirkungen<br />
auf das Stadtderby am Sonnabend<br />
um 18.30 Uhr imStadion An<br />
der Alten Försterei zwischen Union<br />
und Hertha: ungewiss.<br />
Späte Leistungssteigerung<br />
„Ich glaube, am Schluss, wenn du<br />
dann doch noch gewinnst, dann hat<br />
das einen nicht allzu großen Einfluss<br />
auf das Spiel am Samstag. Da regenerierst<br />
du zwangsläufig auch<br />
schneller, besser, weil du positive<br />
Gefühle mitnimmst. Vondaher hab<br />
ich jetzt nicht das Gefühl, dass die<br />
Verlängerung große Spuren bei Hertha<br />
hinterlässt. Auch dass sie einen<br />
Tag nach uns gespielt haben, das<br />
kannst du wegstecken. Das kriegst<br />
du hin, das haben ja auch wir nach<br />
dem Spiel bei den Bayern in Freiburg<br />
gezeigt“, antwortete Fischer auf eine<br />
entsprechende Frage.<br />
Es sprach da der erfahrene Fußballlehrer,<br />
der um die Wirkung eines<br />
nach allerlei Wirrungen und Irrungen<br />
erzielten Erfolgserlebnisses<br />
weiß. Es sprach da aber auch der<br />
Fußballlehrer, der tunlichst vermeiden<br />
wollte, dass seiner Mannschaft<br />
nach dem schweren Gang des Ortsrivalen<br />
im Hinblick die erste<br />
Union-Coach<br />
UrsFischer<br />
GETTY IMAGES/MUELLER<br />
Bundesliga-Partie zwischen<br />
Rot-Weiß und Blau-<br />
Weiß die Favoritenrolle zugespielt<br />
wird. Für den<br />
Sonnabend kam der 53-<br />
Jährige letztlich zu folgendem<br />
Schluss: „Derby ist<br />
Derby. Aber Stadtderby ist<br />
schon noch ein bisschen<br />
spezieller. Wenn du da<br />
überdrehst, kommt es<br />
nicht gut. Einschlafen aber solltest<br />
du auch nicht. Das Spiel geht nicht<br />
nur über den Kampf, sondern auch<br />
spielerische Lösungen sind gefragt.“<br />
Getragen vomeuphorischen Moment<br />
waren auch die Hertha-Profis,<br />
die sich um Mitternacht in der<br />
Mixed-Zone des Olympiastadions<br />
zum Stelldichein mit den Reportern<br />
eingefunden hatten, zumindest hinsichtlich<br />
der Frage nach der kräfteraubenden<br />
Pokalspätschicht mit Fischer<br />
einer Meinung. „Es wird nun<br />
das Allerwichtigste sein, dass wir uns<br />
gut erholen, was nach so einem intensiven<br />
Spiel nicht einfach wird“,<br />
sagte beispielsweise Mittelfeldspieler<br />
Marko Grujic:<br />
„Aber im Derbywerden<br />
uns die Emotionen sowieso<br />
noch einmal einen<br />
zusätzlichen Push geben.“<br />
Marius Wolf, der Flügelspieler,der<br />
zusammen mit<br />
seinen Kollegen erst durch<br />
eine späte Leistungssteigerung<br />
die Blamage gegen<br />
den von 35000 Fans in<br />
Schwarz und Gelb unterstützten<br />
Zweitligisten abwendet hatte, ging<br />
sogar noch einen Schritt weiter. „So<br />
ein Sieg“, sagte er,„kann auch beflügeln<br />
und ein Vorteil für uns sein. Ich<br />
denke, dass jeder Spieler heiß ist.<br />
Dass sind Spiele, die noch ein paar<br />
Prozent mehr herauskitzeln. Wer<br />
sich da nicht drauf freut –daweiß ich<br />
auch nicht.“<br />
In der nüchternen Analyse dürfte<br />
auch Fischer fernab aller Fitness-<br />
Spekulationen allerdings nicht entgangen<br />
sein, dass Hertha BSC lange<br />
Zeit doch arge Probleme mit dem<br />
energischen und körperbetonten<br />
Spiel des Underdogs aus Sachsen<br />
hatte. Nur in wenigen Situationen<br />
war die Elfseines Pendants Ante Covic<br />
in der Lage, ihre spielerische<br />
Klasse zu entfalten.<br />
Rüffel für Stark<br />
Grujic entglitt im Zentrum immer<br />
wieder die Kontrolle über das Geschehen,<br />
das Spiel über die Außen<br />
wollte nicht so richtig in Gang kommen.<br />
In der regulären Spielzeit eigentlich<br />
nur einmal zwingend, nämlich<br />
in der 48. Minute, als Ondrej<br />
Duda mit einem Pass auf Wolf das<br />
Spiel beschleunigte und Dodi Lukebakio<br />
die Hereingabe von Wolf zum<br />
1:1 verwertete. Letztgenannter war<br />
es auch, der in der 85. Minute an der<br />
Strafraumkante den von Duda im<br />
Anschluss verwandelten Strafstoß<br />
zum 2:1 zog.<br />
Undinder Defensiveoffenbarten<br />
die Herthaner einmal mehr allerlei<br />
Abstimmungsprobleme sowie doch<br />
erstaunliche Schwächen in der Zweikampfführung.<br />
Insbesondere Nationalspieler<br />
Niklas Stark, der in der 90.<br />
Minute sich wie wild auf Moussa<br />
Koné stürzte, obwohl der Dresdner<br />
Stürmer samt Ball eher Richtung<br />
Eckfahne denn Richtung Hertha-Tor<br />
unterwegs war. Vom Trainer bekam<br />
der Abwehrchef dafür gleich mal einen<br />
Rüffel, Covic sprach von einem<br />
„völlig bescheuerten“ Einsteigen,<br />
das den Foulelfmeter durch Patrick<br />
Ebert verwandelten Foulelfmeter<br />
und damit auch die Extraschicht zur<br />
Folge hatte.<br />
DasSchlusswortvertrauen wir an<br />
dieser Stelle aber einem Routinier<br />
an. „Bei einem Stadtderby, das zum<br />
ersten Mal in der Geschichte passiert,<br />
gibt es keinen Favoriten. Ich<br />
glaube, daist alles offen“, sagte Hertha-Kapitän<br />
Vedad Ibisevic am Donnerstag.<br />
Und: „Bei so einem Spiel ist<br />
das, was bislang in der Saison passiertist,<br />
nicht so wichtig.<br />
Derby-Duell im Hintergrund, Teil 4: die Physiotherapeuten<br />
Bleiben, bis alle glücklich sind<br />
VonMarkus Lotter<br />
Frank Placzek ist das,was man ein<br />
Arbeitstier nennt. Einer, der<br />
keine Arbeitsstunden zählt, sondern<br />
seine Arbeit als Berufung versteht. Er<br />
kommt, wenn die Profis des 1. FC<br />
Union noch zu Hause beim Frühstück<br />
sitzen. Er bleibt, bis alle Profis<br />
glücklich sind.<br />
Frank Placzek ist der dienstälteste<br />
von drei Physiotherapeuten bei den<br />
Eisernen. Seit inzwischen fast 16 Jahrenknetet<br />
er in derVor- und Nachbereitung<br />
der Spiele die Muskeln der<br />
Berufsfußballer,legt Tapes an, sprintet<br />
samt Notfall-Box während der<br />
Spiele dem Mannschaftsarzt hinterher,wenn<br />
einer der eisernen Akteure<br />
ein Wehwechen oder eben auch eine<br />
schwereVerletzung erlitten hat. Er ist<br />
Kneten als Berufung:<br />
Frank Placzek<br />
IMAGO IMAGES/CONTRAST<br />
der Mann, dem die Spieler ihren Körper,aber<br />
auch gernmal ein Geheimnis<br />
anvertrauen. Er ist also weitaus<br />
mehr als ein Physiotherapeut, sondernauch<br />
im besten Sinne der Kummerkasten.<br />
Dabei ist es natürlich vonVorteil,<br />
dass Frank Placzek selbst mal Profi<br />
war.Nachdem er im Herbst 1987 von<br />
Vorwärts Dessau zu Union gewechselt<br />
war,absolvierte er insgesamt 217<br />
Pflichtspiele in Rotund Weiß. Als Abwehrmann<br />
war er fast immer<br />
Stammspieler,und doch wurde 1997<br />
sein Vertrag nicht verlängert. Also<br />
was tun? Wiederaufnahme des Pädagogik-Studiums,<br />
das er nach dem<br />
Mauerfall aufgrund der Abschaffung<br />
der Sonderstudienpläne für Leistungssportler<br />
nicht ganz unfreiwillig,<br />
beendet hatte? Undenkbar! Also<br />
der Empfehlung Peter Meiers folgen.<br />
Meier war von1992 bis 1994 Physiotherapeut<br />
bei Union. „Ein super<br />
Typ“, hat Placzek im UNVEU-Magazin<br />
erst vor kurzem erzählt, „einer<br />
mit einem guten Draht zu den Spielern.<br />
Da dachte ich mir:Sowie er das<br />
macht, das kann ich mir auch vorstellen.“<br />
Nicht die schlechteste Idee,<br />
wie sich gezeigt hat.<br />
VonChristianSchwager<br />
Die Spur der Faszien<br />
Geht den Schmerzen auf den<br />
Grund: Michael Becker<br />
Sie liegen noch dichter beieinander,<br />
als sie vermuten werden,<br />
sind sich sehr ähnlich in dem, was<br />
sie tun. Ante Covic, der Cheftrainer<br />
von Hertha BSC, arbeitet mit Strukturen,<br />
die direkt miteinander zusammenhängen.<br />
Genau wie Michael Becker,der<br />
Physiotherapeut bei Hertha<br />
BSC. Der eine muss Mannschaftsteile<br />
zu einem Gesamtbild zusammenfügen,<br />
der andere Körperregionen<br />
eines Fußballers. Die Arbeit des<br />
einen hängt mit der des anderen zusammen,<br />
das sowieso, auch wenn<br />
das Ergebnis dieses Teamworks zuerst<br />
mit dem Trainer in Zusammenhang<br />
gebracht wird.<br />
Michael Becker ist einer von drei<br />
Physiotherapeuten bei den Charlottenburgern.<br />
Er ist außerdem Osteopath,<br />
fünf Jahre lang hat er diese<br />
Form der Medizin studiert. Sein<br />
Werkzeug sind die Hände, sein Augenmerk<br />
gilt sogenannten Faszien,<br />
dünnen, sehnenartigen Hüllen aus<br />
Bindegewebe. Sie hängen miteinander<br />
zusammen.<br />
Deshalb wird ein Schmerz nicht<br />
immer dort spürbar, woerentsteht.<br />
IMAGO IMAGES/THONFELD<br />
Ein zwickendes Knie kann seine Ursache<br />
in einem schiefen Becken haben.<br />
Da befindet sich der Osteopath<br />
wieder nah beim Trainer. „Eine Verkettung<br />
von Problemchen führt am<br />
Ende zu einem Problem“, sagt Becker,wobei<br />
seine Hände die Aufgabe<br />
übernehmen, die bei Covic die Augen<br />
erfüllen, indem er sich Faszie für<br />
Faszie zum Kern der Beschwerden<br />
vortastet.<br />
Michael Becker sowie seine Kollegen<br />
David de Melund Frederick Syna<br />
sind für die Spieler rund um die Uhr<br />
erreichbar. Mit Covic und dessen<br />
Stab stehen sie ständig im Austausch,<br />
damit Problemchen nicht zu<br />
Problemen werden, die am Ende in<br />
der Tabelle sichtbar werden. Damit<br />
die Faszien vor allem eins bleiben:<br />
auf schmerzfreie Artfaszinierend.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 – S eite 21 *<br />
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Feuilleton<br />
Zum 80. Geburtstag<br />
des deutsch-türkischen<br />
Dichters Aras Ören<br />
Seite 23<br />
„Was kann man dem Schlamassel entnehmen?“<br />
Ulrich Seidler sucht nach strukturellen Gründen für die Führungskrise im Theater an der Parkaue Seite 22<br />
Bushido<br />
Schluss mit<br />
lustig<br />
Christian Schlüter<br />
begrüßt ein Gerichtsurteil<br />
gegenden Rapper Bushido<br />
Okay,jetzt ist es amtlich, das Bundesverwaltungsgericht<br />
in Leipzig<br />
hat nach einigem vorinstanzlichen<br />
Hin und Her entschieden, das<br />
gemeinhin am amerikanischen<br />
Gangsta-Rap angelehnte dichterische<br />
Werk des Sprechgesangsartisten<br />
Bushido als jugendgefährdend<br />
einzuordnen. Zumindest in Teilen:<br />
In dem Verfahren ging es um Bushidos<br />
Album„Sonny Black“ (2014) und<br />
eine entsprechende Indizierung der<br />
Bundesprüfstelle am 21. April 2015,<br />
gegen die sich der <strong>Berliner</strong> Künstler<br />
juristisch zur Wehr setzte.„Diehemmungslose<br />
Gewaltdarstellung zieht<br />
sich durch die Titel“, erklärt nun der<br />
Leipziger Richter Thomas Heitz.<br />
Frauen und Homosexuelle würden<br />
durch „vulgäre Sprache“ herabgewürdigt.<br />
Die Indizierung sei deswegen<br />
rechtens.<br />
Bushido gab nach der Verhandlung<br />
zu bedenken, wie schwierig es<br />
sei, mit der Rapper-Sprache in einer<br />
„komplett anderen Abteilung<br />
auf Verständnis zu stoßen“, und bat<br />
damit implizit um Beachtung und<br />
Wertschätzung des künstlerischen<br />
Eigensinns bei seinem Schaffen.<br />
Gleichwohl zeigte er sich trotz<br />
Gangsta-Attitüde als guter Staatsbürger<br />
und akzeptierte die rechtsstaatlich<br />
gezogene Linie: „Ich bin<br />
abgeschmiert auf ganzer Linie.“<br />
Beinahe schon geläutert versprach<br />
der mittlerweile 41-Jährige auch,<br />
künftig weniger Gründe für Indizierungen<br />
zu liefern, sagte aber<br />
auch: „Ich möchte darauf aufmerksam<br />
machen, dass ich nicht frauenund<br />
schwulenfeindlich bin.“<br />
Dass Indizierungen nicht helfen,<br />
die Jugend vondem ausweisbar sexistischen,<br />
homophoben und antisemitischen<br />
Kulturgut fernzuhalten, sondern<br />
imdigitalen Zeitalter leicht zu<br />
befriedigende Anreize schaffen, ist<br />
zwar richtig. Aber darum allein geht<br />
es nicht. Denn: Bushidos Überschreitungsästhetik<br />
setzt aufs Ressentiment,<br />
insoweit es über seine Texte hinausreicht<br />
und -wirkt –erst das ist<br />
Gangsta-Style.Und dafür sind Polizei<br />
und Gerichte zuständig.<br />
Die jugendlichen Öko-Aktivisten bei einer ihrer Aktionen<br />
Gegen die Regeln<br />
Tagesaktualisiert: Die Netflix-Serie „Wir sind die Welle“ hatnur noch wenig mit der Buchvorlage zu tun<br />
VonTorsten Wahl<br />
Großer Jubel im Saal, als<br />
der Politiker Horst<br />
Berndt auf dem Podium<br />
verspricht, nach seinem<br />
Wahlsieg werde inder Stadt endlich<br />
„ausgemistet“. Die Partei<br />
heißt hier „NfD“ und ähnelt in<br />
Symbolik und Vokabular stark der<br />
AfD. Der rote, nach oben zeigende<br />
Pfeil auf dem hellblauen Parteilogo<br />
ähnelt einer Welle.<br />
Wie anfällig gerade junge Menschen<br />
für einen autoritären Führerkult<br />
sind, danach hatte der Kinofilm<br />
„DieWelle“ vorelf Jahren gefragt. Der<br />
Film von Dennis Gansel basierte auf<br />
einem realen Schulexperiment, das<br />
1967 in Kalifornien durchgeführt<br />
worden. Jürgen Vogel spielte in der<br />
nach Deutschland übertragenen Geschichte<br />
einen charismatischen<br />
Lehrer, der eine totalitäre Bewegung<br />
gründet, um seinen Schülern ihre<br />
Verführbarkeit zu demonstrieren.<br />
Der Film mit Max Riemelt, Jakob<br />
Matschenz, Elyas M’Barek und Frederick<br />
Lau war mit 2,5 Millionen Zuschauernein<br />
großer Kinoerfolg.<br />
Dennis Gansel und sein damaliger<br />
Ko-Autor Peter Thorwarth haben<br />
„Die Welle“ nun als Serie für Netflix<br />
neu produziert–und dabei komplett<br />
umgedreht und aktualisiert. Denn<br />
die Helden, die von sich behaupten<br />
„Wir sind dieWelle“, ordnen sich keineswegs<br />
irgendeiner Autorität unter,<br />
sondernorganisieren sich selbst.<br />
Sieverabreden sich zu Aktionen<br />
gegen Plastikmüll, gegen Fastfood,<br />
gegen die sinnlose Vernichtung<br />
von teurer Kleidung, gegen Umweltzerstörer.<br />
Thematisch ist die<br />
Serie damit auf der Höhe der Zeit,<br />
sie war aber schon abgedreht, als<br />
die Bewegung „Fridays for Future“<br />
für anhaltend hohe Wellen sorgte.<br />
Statt um einen Führer schartsich<br />
die Gruppe 17-Jähriger hier um einen<br />
unangepassten Anführer: Tristan<br />
(Ludwig Simon) kommt als Freigänger<br />
aus dem Jugendknast ans Geschwister-Scholl-Gymnasium<br />
im<br />
fiktiven Meppersfeld und spricht gezielt<br />
Außenseiter an: Zazie (Michelle<br />
Bartel) wird als „Psycho“ gemobbt,<br />
Hagen (Daniel Friedl) als dicklicher<br />
Öko im Strickpulli, der gebürtige Libanese<br />
Rahis (Mohamed Issa) als<br />
„Kanake“. Vorallem aber gewinnt er<br />
die smarte Streberin Lea (Luise Befort)<br />
für sich: Sie mistet schon nach<br />
der ersten Lektürevon Naomi Kleins<br />
„No Logo“ ihren Kleiderschrank aus<br />
und stellt dem Zuschauer immer<br />
wieder die entscheidenden Fragen:<br />
„Was würdest du riskieren für deine<br />
NETFLIX<br />
Ideale, deine Zukunft?“ Zugleich behauptet<br />
sie: „Wir werden die Welt<br />
nicht verändern, wenn wir uns an<br />
die Regeln halten!“ Lea ist auch diejenige,<br />
die die eigenen Methoden<br />
immer wieder infrage stellt.<br />
Mag die starke Typisierung der<br />
Fünfer-Clique anfangs noch wie das<br />
Element einer typischen Jugendserie<br />
wirken, so schaffen es die Schauspieler<br />
schnell, sich freizuspielen, echte<br />
Individuen zu verkörpern. Ludwig<br />
Simon strahlt Kraft und Charisma<br />
aus, Luise Befort, in der TV-Serie<br />
„Club der roten Bänder“ als magersüchtiger<br />
Teenager aufgefallen, besitzt<br />
ein ungemein ausdrucksstarkes<br />
Gesicht –die Netflix-Welle wird ihr<br />
großes Talent in alle Welt hinaustragen.<br />
Dabei gestattet sich die Serie<br />
auch viele private Momente. Wie<br />
hier nebenbei drei junge Paare zusammenfinden<br />
und um ihreFreundschaft<br />
kämpfen, das ist anrührend<br />
und komisch zugleich. Selten hört<br />
man so frische, ungekünstelte Dialoge<br />
wie hier.<br />
Viel Sorgfalt verwendet die Serie<br />
darauf, die Protestaktionen der jungen<br />
Anarchisten wirklich kreativ und<br />
originell aussehen zu lassen –ihre<br />
Videos sorgen schließlich schnell für<br />
Nachahmer in ganz Deutschland. So<br />
werden die Anleger eines Immobilienfonds<br />
auf einer Gala erst zu einem<br />
makabren Applaus gegen die Schwachen<br />
der Welt animiert –dann werden<br />
ihnen Heuschrecken auf dem<br />
Silbertablett serviert. Und der<br />
deutschnationale Brandredner aus<br />
der Ouvertüre wird nach einer trickreichen<br />
Entführung auf eine ganz<br />
besondereWeise bloßgestellt.<br />
Dramaturgisch haben Autoren<br />
und Regisseure alles richtig gemacht:<br />
Dramatik und Spannung<br />
steigen, angetrieben von pulsierenden<br />
Elektroklängen, von Folge zu<br />
Folge, weil die Aktionen immer riskanter<br />
werden, ihnen die Polizei immer<br />
näher kommt. Ihr Hauptverfolger<br />
ist ein zynischer Kommissar, der<br />
im Angesicht der jungen Vegetarier<br />
vor dem Schlachthof ein Kalb erschießt,<br />
beim Verhör genüsslich ein<br />
Mettbrötchen kaut –und im übrigen<br />
heimliches Mitglied der NfD ist.<br />
Während der Kommissar durchaus<br />
interessante Züge bekommt, denn er<br />
kämpft verzweifelt um seinen Posten<br />
und um seinen Sohn, werden die<br />
Schulnazis hier stets als hässliche<br />
Deppen vorgeführt. Geschlagen sind<br />
sie jedoch nicht: Der Ausgang bietet<br />
reichlich Anknüpfungspunkte für<br />
eine zweite Staffel.<br />
Wirsind die Welle 6Teile, ab Freitag bei Netflix<br />
NACHRICHTEN<br />
HeikoMaas und Anselm<br />
Kiefer ausgezeichnet<br />
Bundesaußenminister Heiko Maas<br />
und der Künstler Anselm Kiefer werden<br />
vomJüdischen Museum Berlin<br />
mit dem Preis für Verständigung und<br />
Toleranz ausgezeichnet. Maas habe<br />
sich fortwährend für ein vereintes<br />
Europa ausgesprochen und früh<br />
klareWorte im Kampf gegen Rechtspopulismus<br />
und Antisemitismus gefunden,<br />
erklärte das Museum am<br />
Donnerstag in Berlin. Im Falle Kiefers<br />
würdigte das Museum, dass der<br />
Künstler mit seinen monumentalen<br />
Arbeiten schon 1969 das Schweigen<br />
der Deutschen über den Nationalsozialismus<br />
und die Schuld am Holocaust<br />
gebrochen habe.Die Auszeichnungen<br />
werden den Preisträgernam<br />
16. November überreicht. (dpa)<br />
Bischofskonferenz kritisiert<br />
Film über Benedikt XVI.<br />
DieDeutsche Bischofskonferenz hat<br />
eine Kinodokumentation über den<br />
früheren Papst Benedikt XVI. als<br />
„unseriös“ kritisiert.„Der Film zeichnet<br />
insgesamt ein starkverzerrtes<br />
Bild vonKardinal Joseph Ratzinger/Benedikt<br />
XVI.“, ließ der Sprecher<br />
der Bischofskonferenz, Matthias<br />
Kopp ,verlauten. In dem Film „Verteidiger<br />
des Glaubens“ wirft der Regisseur<br />
Christoph Röhl Benedikt XVI.<br />
vor, nicht genug gegen den sexuellen<br />
Missbrauch in der Kirche getan zu<br />
haben. Es sei ihm in erster Linie um<br />
das Ansehen der Kirche und nicht<br />
um den Schutz der Opfer gegangen.<br />
Kopp bezeichnete dies als „fehlerhafte<br />
Interpretation“. Benedikt sei<br />
immer „eine treibende Kraft gegen<br />
Missbrauch“ gewesen. (dpa)<br />
Sting bekommt in Berlin<br />
Preis für sein Lebenswerk<br />
Derbritische Rockmusiker Sting<br />
(68) bekommt beim neuen Musikpreis<br />
IMA den „HeroAward“ für<br />
sein Lebenswerk. DerfrühereSänger<br />
der Band The Police soll zudem<br />
bei der Verleihung am 22. November<br />
in Berlin auftreten. Dievom<br />
Musikmagazin „Rolling Stone“ präsentierten<br />
International Music<br />
Awards sind die ersten Musikpreise<br />
nach dem Ende des Echo voreineinhalb<br />
Jahren. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Freunde<br />
Ich mach ja<br />
Sachen!<br />
VonAndreas Scheffler<br />
HENDRIK JONAS<br />
Eine Organverpflanzung steckt man nicht<br />
so einfach weg, und auch, wenn die<br />
Schläuche weitgehend entfernt und die<br />
Überwachungsgeräte abgebaut worden<br />
sind, könnte niemand behaupten, dass ich<br />
bereits wieder ein voll funktionsfähiges Mitglied<br />
unserer Gemeinschaft sei.<br />
Noch immer begleitet mich ein Gefühl<br />
der Benommenheit und Schwäche, und so<br />
liege ich matt im Krankenbett, während<br />
mein Körper mit seiner Regeneration beschäftigt<br />
ist. Meine Freunde sind allesamt<br />
liebe Menschen, die freilich ab und an unbedacht<br />
handeln. Ichwusste,dass am heutigen<br />
Tagdas jährliche Abgrillen stattfindet und<br />
hatte die im Folgenden dokumentierte<br />
Heimsuchung im Grunde meiner Seele befürchtet,<br />
was mir aber entfallen war, als das<br />
Telefon kurzvor der „Tagesschau“ klingelte.<br />
„Hallo Andreas“, tönt die Stimme von<br />
Herwart, dem Gastgeber der Grillgesellschaft,<br />
„wir wünschen dir alle gute Besserung!“<br />
Es ist auf Raumton geschaltet, und ich<br />
höre imHintergrund jemanden „zwo, drei“<br />
vorzählen, dann Gesang: „Ja, immer, immer<br />
wieder geht die Sonne auf! Undimmer bringt<br />
ein Tagfür uns ein Li-hi-hicht …“ Es klingt<br />
unschön, aber wenigstens belassen sie es<br />
beim Refrain. EinKlassiker vonUdo Jürgens.<br />
Hätte das der Meister gewollt? Dass untalentierte<br />
Chöresein Liedgut übers Telefon an<br />
Krankenbetten grölen? Ein kurz aufgekommener<br />
fröhlicher Impuls ist schon wieder<br />
verschwunden im Bewusstsein, dass es hier<br />
allenfalls in zweiter Linie um persönliche Zuwendung<br />
geht. Irgendjemand ist, auch unter<br />
dem Einfluss geistiger Getränke, plötzlich<br />
auf die Idee gekommen „Lasst und alle zusammen<br />
Andreas im Krankenhaus anrufen.<br />
Der freut sich bestimmt.“ Ich würde mich<br />
über beinahe jeden einzelnen Anruf vermutlich<br />
wirklich freuen, aber zu vermuten, ich<br />
würde einen Gruppenanruf mit Raumton<br />
goutieren, der einen polterigen Eventcharakter<br />
vorgibt, ist eine schwere Verkennung<br />
der Realität. Es ist wie Mitmachtheater,<br />
in das man vollkommen unvorbereitet hinein<br />
expediert wird, nur dass die Initiatoren<br />
des Spektakels genau solche dilettierenden<br />
Laien sind wie ich.<br />
Nun wandert das Telefon reihum, aber<br />
nach wie vor hören alle mit. „Mensch, du<br />
machst ja Sachen!“, höre ich Anne und<br />
denke: Nein, ich mache gar nichts. Ich liege<br />
nur rum. Aber ich sage: „Nun ja, ich hab ja<br />
auch drei Jahre drauf gewartet.“ Der Zyniker<br />
in mir denkt: Kinder,wie die Zeit vergeht.<br />
„Kinder, wie die Zeit vergeht!“, ruft jemand<br />
aus dem Raum,und ich muss beinahe<br />
grinsen. In den nächsten zehn Minuten tausche<br />
ich mit jeden einzelnen ein, zwei Floskeln.<br />
Das Zusammen-Jemanden-Anrufen<br />
erlaubt nur Gemeinplätze.<br />
„Sven will dir auch noch was sagen“, behauptet<br />
schließlich Jutta, und ich sehe den<br />
stillen Sven gleichsam vor mir, wie er kopfschüttelnd<br />
und mit abwehrenden Gesten signalisiert,<br />
dass er bei diesem Quatsch auf<br />
keinen Fall mitmachen will. „Los,Sven, Andreas<br />
freut sich“, wirdder Arme bedrängt, und<br />
jetzt muss ich, der eigentlich Genötigte,auch<br />
noch eingreifen und in die Runde rufen:<br />
„Hallo,Sven, ist schon okay.Wir telefonieren<br />
später noch mal!“ –Erleichterung! –„Jau, so<br />
machenwir das“, höreich seineStimme,und<br />
hoffe, das Gewürge hat nun ein Ende. Tatsächlich<br />
kann ich mich knapp verabschieden,<br />
mache das Licht aus und denke als letzten<br />
Gedanken dieses Tages: Schlafen ist die<br />
beste Medizin.
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019<br />
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Feuilleton<br />
An diesen Zahlen kommt<br />
keiner vorbei: 55 Prozent<br />
der Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter des deutschsprachigen<br />
Theaterbetriebs geben<br />
an, an ihrem Arbeitsplatz unmittelbaren<br />
Machtmissbrauch erfahren zu<br />
haben. Mehr als die Hälfte. Der Anteil<br />
bei Frauen liegt bei knapp 60 Prozent.<br />
In der Gruppe der künstlerischen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
steigt der Wert sogar auf 67<br />
Prozent. Das geht von psychischer<br />
und verbaler bis hin zu sexueller Gewalt;<br />
es ist von Beschämungen die<br />
Rede, von Mobbing, Diskriminierung,<br />
Rassismus und von Drohungen.<br />
Nicht einmal zehn Prozent der<br />
Befragten gaben explizit an, mit<br />
Machtmissbrauch gar nicht in Berührung<br />
gekommen zu sein.<br />
Heuernund feuern<br />
Eine repräsentative Umfrage des<br />
Professors für Theater- und Orchestermanagement<br />
in Frankfurt am<br />
Main, Thomas Schmidt, und seinen<br />
Studierenden („Macht und Struktur<br />
im Theater“, Verlag Springer VS) hat<br />
den erschreckend unterdrückten<br />
Alltag, den auch das Ensemble-Netzwerk<br />
seit seiner Gründung 2015 beklagt,<br />
belastbar beziffert.<br />
Das Buch ist eine profunde Kritik<br />
an dem gängigen Leitungsmodell<br />
mit dem allmächtigen Intendanten.<br />
Diesem Modell liegt der Gedanke zugrunde,<br />
dass ein Intendant sich nur<br />
dann künstlerisch frei entfalten<br />
kann, wenn er auch frei entscheiden<br />
kann, mit wem erzusammenarbeitet<br />
–und wen erentlässt. Dafür gibt<br />
es den so genannten „Normalvertrag<br />
(NV) Bühne“, mit dem die meisten<br />
künstlerischen Mitarbeiter an die<br />
Theater in öffentlicher Trägerschaft<br />
gebunden werden und der alljährlich<br />
aus „künstlerischen“ Gründen<br />
beendet werden darf. Wobei „künstlerische“<br />
Gründe nicht nachprüfbar<br />
und also nicht anfechtbar sind. Und<br />
dass sie auch nicht anfechtbar sein<br />
sollen, weil sonst –siehe oben –die<br />
künstlerische Entfaltungsmöglichkeit<br />
des Intendanten<br />
eingeschränkt wäre.<br />
Damit haben wir das<br />
Grunddilemma des Theaterbetriebs,<br />
dass sich dort<br />
der jeweils von der Politik<br />
installierte Machthaber als<br />
Einzelner im Namen der<br />
Kunstfreiheit auf Kosten<br />
anderer verwirklichen darf<br />
und ja auch muss, denn<br />
die künstlerische Signatur<br />
bestimmt den Marktwert.<br />
Das ist demokratisch installierter<br />
Feudalismus,<br />
und der wird, siehe diese<br />
Studie,offenbar durchaus als solcher<br />
ausgelebt. Das mag unter Umständen<br />
gar nicht aus bösem Willen geschehen,<br />
wie das folgende seltene,<br />
weil öffentlich gewordene Beispiel<br />
von Ohnmachtserfahrung im Theater<br />
zeigt, sondern womöglich auch<br />
aus der Überforderung heraus, die<br />
eine solche Struktur für Intendanten<br />
wohl zuverlässig mit sich bringt.<br />
In Berlin wurde am 4. September<br />
das Ende des Vertrags von Kay Wuschek<br />
als Intendant des Theaters an<br />
der Parkaue bekannt geben. Als<br />
Grund nennt die Pressemitteilung<br />
„gesundheitliche Gründe“. Wuschek<br />
ist seit jenem Tagfür uns nicht zu erreichen.<br />
Sorgen machen müsse man<br />
sich um ihn aber nicht, wurde hinter<br />
vorgehaltener Hand immer wieder<br />
beteuert.<br />
DieNachricht mit derVertragsauflösung<br />
kam nicht aus heiterem Himmel,<br />
war das Haus doch im Sommer<br />
wegen eines rassistischen Vorfalls ins<br />
Gerede gekommen. Es bietet sich an,<br />
diesen Vorfall als Symptom für den<br />
Gesundheitszustand und die Krankheitsanfälligkeit<br />
des Theatersystems<br />
im Ganzen zu betrachten und zu ergründen.<br />
Die Akteure sind in erster<br />
Linie die 1982 in Paris geborene und<br />
in Berlin aufgewachsene Schauspielerin<br />
Maya Alban-Zapata, der 1965 in<br />
Karl-Marx-Stadt geborene Regisseur<br />
und Oberspielleiter des Theaters an<br />
der Parkaue von2016 bis 2019, Volker<br />
Metzler, und der Parkaue-Intendant<br />
Kay Wuschek −inzweiter Linie die<br />
Kulturverwaltung.<br />
Im März 2018 liefen vier Wochen<br />
die Proben zu dem Stück „In 80Tagen<br />
um die Welt“ mit der als Gast engagierten<br />
schwarzen Schauspielerin<br />
Maya Alban-Zapata als einziger Frau<br />
im Ensemble. Inder Inszenierung,<br />
die inzwischen abgesetzt ist, sollte es<br />
auch um Rassismus und Kolonialismus<br />
gehen, Themen, die Alban-Zapata<br />
in besonderer Weise umtreiben.<br />
Schon bei ihrer ersten Arbeit an der<br />
Parkaue,der Übernahme einer Rolle<br />
in „Die kleine Hexe“ im Oktober<br />
2016, hatte sie darum gekämpft, dass<br />
das N-Wort nicht mehr verwendet<br />
wird, so wie es auch der Verlag des<br />
Otfried-Preußler-Klassikers inzwischen<br />
handhabt.<br />
Wenn man heute mit den beiden<br />
einst befreundeten Künstlerntelefoniert,<br />
lässt sich der Konflikt vielleicht<br />
so zusammenfassen: Volker Metzler,<br />
der die Proben zu „80 Tage“ leitete,<br />
mochte auf eine kritisch-reflektierte<br />
Verwendung des Wortes innerhalb<br />
des Stückes nicht verzichten, was Alban-Zapata<br />
ohnehin schon viel abverlangte.<br />
Darüber hinaus sei es<br />
aber, wie Alban-Zapata erzählt, zu<br />
Scherzenund Aussagen gekommen,<br />
die sie nicht anders als rassistisch<br />
verstehen konnte und persönlich<br />
nehmen musste.<br />
Metzler bestreitet, das N-Wort jemals<br />
an die Schauspielerin als Privatperson<br />
adressiert zuhaben. Er fährt<br />
am Telefon ein beeindruckendes psychoanalytisches<br />
Argumentarium auf,<br />
um einmal mehr zu erklären, dass Alban-Zapata<br />
eigentlich keinen Grund<br />
haben dürfte, verletzt zu sein. Die<br />
Aussagen, die sie wiederum protokollierte,<br />
sind allerdings haarsträubend:<br />
Der Regisseur habe sie −das N-Wort<br />
aussprechend − mit „Das könnta<br />
doch, ihr N.!“ gebeten, etwas zu singen.<br />
Er habe,als er die kranke Schauspielerin<br />
anrief, gesagt, dass sie eine<br />
Stimme „wie ein N. im Stimmbruch“<br />
habe. Die Dramaturgin Almut Pape<br />
hat gegenüber der taz, die zuerst über<br />
die Vorfälle berichtete,geäußert, dass<br />
zum Beispiel Bananen-Witze gemacht<br />
worden seien und Stammtischatmosphäre<br />
geherrscht habe.<br />
Dass Alban-Zapata „direkt mit dem<br />
N-Wort bezeichnet wurde, habe ich<br />
einmal im Rahmen der<br />
Proben für eine Szene miterlebt“,<br />
so Pape.<br />
Als Alban-Zapata Metzler<br />
um ein klärendes Gespräch<br />
im Beisein des Personalrats<br />
und der Dramaturgin<br />
bat, lud Metzler die<br />
Die Schauspielerin<br />
Maya<br />
Alban-Zapata<br />
IMAGO/SCHERF<br />
anderen beteiligten<br />
Schauspieler hinzu – für<br />
ihn ein Zeichen, dass man<br />
das Problem in der ganzen<br />
Gruppe klären müsse. Für<br />
Alban-Zapata aber entstand<br />
eine Tribunal-Situation,<br />
die eskalierte.Sie verließ<br />
das Theater, kündigte<br />
die Zusammenarbeit für diese Theaterproduktion,<br />
schlug damit einen in<br />
Aussicht gestellten Vertrag als Ensemblemitglied<br />
in den Wind.<br />
Als sie drei Wochen später mit einem<br />
Anwalt wieder im Theater erschien,<br />
ihre Lage im Beisein von Intendant<br />
Kay Wuschek schilderte,<br />
dem sie während ihrer Arbeit am<br />
Theater kaum begegnet war,schwieg<br />
dieser. Aber er handelte auch. Nach<br />
ihrer Beschwerde bei der Theaterleitung<br />
wurden die Beteiligten um Stellungnahmen<br />
gebeten. Die Untersuchung<br />
ergab, dass Volker Metzler<br />
nicht nur seiner Verantwortung als<br />
Probenleiter nicht gerecht worden<br />
sei und rassistische Diskriminierungen<br />
zugelassen, sondern dass er die<br />
Schauspielerin auch selbst rassistisch<br />
diskriminierthabe.Bis heute ist<br />
er sich dessen nicht bewusst. Er<br />
wurde im August 2018 abgemahnt.<br />
Außerdem wurden Sensibilisierungsworkshops<br />
für die Belegschaft<br />
veranstaltet. Warnun alles gut?<br />
Die Behörde handelt<br />
Am 9. Oktober 2018 wurde bekannt,<br />
dass KayWuscheks Intendantenvertrag<br />
bis 2025 verlängert werden soll.<br />
Am nächsten Tagstiefelte Maya Alban-Zapata<br />
zur Kulturverwaltung<br />
und berichtete der Fachaufsicht von<br />
den Vorfällen, die sich für sie eben<br />
noch nicht erledigt hatten. Am<br />
12.Oktober verschickte Klaus Lederer<br />
einen Brief mit der Überschrift<br />
„Machtmissbrauch an Kultureinrichtungen<br />
verhindern“ an alle institutionell<br />
geförderten Kultureinrichtungen.<br />
Das dürfe durchaus als Reaktion<br />
auf die Beschwerde der<br />
Schauspielerin verstanden werden,<br />
Das einstige Theater der Freundschaft erstrahlte mit<br />
Wuscheks Amtsbeginn in neuem Licht. IMAGO/MARTIN MÜLLER<br />
Gesundheitliche<br />
Gründe<br />
Das deutsche Theatersystem ist strukturell<br />
anfällig für Machtmissbrauch.<br />
Neue Zahlen und ein symptomatisches<br />
Beispiel aus Berlin belegen das<br />
VonUlrich Seidler<br />
Der Saal des Kinder- und Jugendtheatersander Parkaue −gerade groß genug<br />
für den Anspruch eines Staatstheaters.<br />
IMAGO/THOMAS TRUTSCHEL<br />
so die Pressestelle der Kulturverwaltung<br />
schriftlich auf die Frage der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>, was sie auf Alban-Zapatas<br />
Bericht hin unternommen<br />
habe.„Darüber hinaus ist der Intendant<br />
des Theaters an der Parkaue<br />
(TAP) zu Gesprächen beim Staatssekretär<br />
für Kultur gebeten worden,<br />
um dort über seinen Umgang mit<br />
denVorwürfen zu berichten und sein<br />
Vorgehen zu erläutern.“<br />
DasoperativeGeschäft, so Lederer<br />
heute,liege in den Händen der Intendanz,<br />
die Behörde könne nur „Support“<br />
geben und die Ergebnisse zur<br />
Kenntnis nehmen. „Wir haben die<br />
Aussage von Frau Alban-Zapata sehr<br />
ernst genommen und Kay Wuschek<br />
gebeten, sich darum zu kümmern.<br />
Wasdieser auch tat. Es war in unseren<br />
Augen erst einmal kein Vorkommnis,<br />
das dem Intendanten anzukreiden<br />
ist.“ DieVertragsverlängerung wurde<br />
unterschrieben.<br />
Alban-Zapata hätte sich vielleicht<br />
damit abgefunden. Aber dann, ein<br />
Jahr nach der Kündigung, geht sie<br />
doch zur Presse. Auch aus Wutüber<br />
eine von Metzler über die sozialen<br />
Medien verbreitete Kurznachricht,<br />
in der er sich darüber lustig macht,<br />
dass es verletzend sein könnte,wenn<br />
Kinder als „Indianer“ zum Fasching<br />
gehen: „SorryLeute,ich kann diesen<br />
ganzen, inWahrheit unglaublich verlogenen<br />
Diskurs über ,das könnte jemanden<br />
verletzen’-Mist nicht mehr<br />
hören.“ Er, Metzler, sei als Kind als<br />
Koch gegangen, mit weißer Mütze,<br />
und entschuldige sich bei Tim Mälzer<br />
für das Stereotyp. Ein Scherz? Jedenfalls<br />
einer, der zeigt, dass er offenbar<br />
nichts verstanden hat.<br />
Klima der Angst<br />
Lange hatte Alban-Zapata überlegt,<br />
ob sie sich mit ihrer Geschichte der<br />
breiteren Öffentlichkeit aussetzen<br />
will. Ausschlaggebend für die Entscheidung<br />
dafür sei dann ein unterstützender,<br />
anonymer offener Brief<br />
vonJuni 2019 aus der Parkaue-Belegschaft<br />
an Lederer gewesen, in dem<br />
der Intendant Wuschek explizit<br />
in die Verantwortung<br />
für diesen Fall genommen<br />
und das Thema zum Führungsproblem<br />
erklärt<br />
wurde.Eswar darin voneinem<br />
„Klima der Angst“ im<br />
Theater an der Parkaue die<br />
Rede. Die Beispiele zeichneten<br />
ein verheerendes<br />
Bild und deckten sich mit<br />
den Erinnerungen von Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern,<br />
mit denen die <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> sprach und<br />
die auch anonym bleiben<br />
wollen. Er sei führungsmüde,<br />
Konflikten zunehmend ausgewichen,<br />
habe Kollegen gegeneinander<br />
ausgespielt, vorversammelter<br />
Mannschaft angeschrien und verantwortlich<br />
gemacht, wenn Dinge<br />
nicht funktionieren.<br />
Pure Existenzangst habe sie gehabt,<br />
nachdem sie mit der <strong>Zeitung</strong><br />
gesprochen hatte, erzählt Alban-Zapata<br />
am Telefon. Es gebe Kollegen,<br />
die sie nun nicht mehr grüßten. Aber<br />
sie erfahre auch viel Unterstützung<br />
und habe jede Menge neuer Projekte<br />
zu laufen. IhrGang an die Öffentlichkeit<br />
wirkte. Der Vertrag mit Metzler<br />
wurde im Juni 2019 „in beiderseitigem<br />
Einverständnis“ aufgelöst, die<br />
Inszenierung „In 80Tagen um die<br />
Welt“ abgesetzt. Und das Haus bekannte<br />
sich öffentlich zu Alban-Zapata:<br />
„Wir sind, über ein Jahr nachdem<br />
die rassistische Diskriminierung<br />
von Maya Alban-Zapata stattgefunden<br />
hat, immer noch tief<br />
betroffen darüber, dass so etwas an<br />
unserem Haus möglich war.“ So hieß<br />
es in einer Stellungnahme im Juli.<br />
DerIntendant war zu dem Zeitpunkt<br />
nicht im Hause, aber der Inhalt sei<br />
mit ihm abgestimmt worden, so der<br />
Pressechef Julius Dürrwald.<br />
Der öffentlich gewordene Vorfall<br />
löste zusammen mit dem offenen<br />
Brief und internen Beschwerden eine<br />
Lawine aus, die nun auf den Intendanten<br />
zurollte.Der 1963 in Aschersleben,<br />
Sachsen-Anhalt geborene Kay<br />
Wuschek war lange Dramaturg und<br />
Regisseur bei den Freien Kammerspielen<br />
Magdeburg, arbeitete bei Peter<br />
Steins Jahrtausendwende-„Faust“<br />
mit und einige Spielzeiten in Aachen.<br />
2005 trat er mit vollem Elan den Gang<br />
in die Hauptstadt an, um das Theater<br />
Der Ex-Intendant<br />
Kay<br />
Wuschek<br />
an der Parkaue, dieses defizitäre Juwel<br />
des Kinder- und Jugendtheaters,<br />
das einzige Staatstheater in dieser<br />
Sparte,wieder in Gang zu bringen. Er<br />
übernahm das Haus zusammen mit<br />
der Chefdramaturgin Karola Marsch<br />
und dem Oberspielleiter Sascha<br />
Bunge. Bunge beschreibt diesen Anfang<br />
als eine glückliche Fügung: Das<br />
Dreigespann funktionierte als ein<br />
Leitungsteam, das sich Verantwortungsbereiche<br />
aufteilte.Auf informeller,vertrauensvoller<br />
und persönlicher<br />
Ebene,die nicht nach Verträgen fragt,<br />
funktioniertsoeine Machtteilung offenbar.Auf<br />
dem Papier aber trägt der<br />
Intendant die Verantwortung allein.<br />
Natürlich geht so etwas nicht ohne<br />
Konflikte, zumal Wuschek und<br />
Marsch, als sie ans Haus kamen, ein<br />
Paar waren und sich bald trennten. Es<br />
sei auch geschrien worden, aber damit<br />
könne man leben, wenn man auf<br />
Augenhöhe schreie,soBunge.<br />
Als Bunge 2014 das Theater verließ<br />
–nicht im Groll, wie er sagt –geriet<br />
die informelle Machtkonstellation<br />
in Schieflage. Der Vertrag der<br />
neuen Oberspielleiterin Katrin Henschel<br />
wurde nach nur drei Spielzeiten<br />
nicht verlängert. Nach ihr kam<br />
Metzler. Es gab eine zunehmende<br />
Fluktuation in der Dramaturgie, der<br />
Theaterpädagogik und der Presseabteilung<br />
–Indizien für Führungskrisen.<br />
Man hätte diese Indizien wahrnehmen<br />
und ihnen nachgehen können,<br />
aber Berlin hatte anderekulturpolitische<br />
Baustellen im Blick, unter<br />
anderem die Volksbühnenkrise.<br />
Waskann man dem Schlamassel<br />
entnehmen? Ja, esrichtet Schäden<br />
an, wenn man mit Dingen an die Öffentlichkeit<br />
geht, die das Theater eigentlich<br />
intern klären muss. Und es<br />
ist −anders als in unserem speziellen<br />
Beispiel −nicht immer auszuschließen,<br />
dass jemand aus niederen Beweggründen<br />
Schaden anrichten will.<br />
Davor kann man sich als Intendant<br />
nur schützen, indem man seine<br />
Handlungen und seine Kommunikation<br />
transparent und nachprüfbar<br />
hält. Beides ist derzeit<br />
strukturell nicht vorgesehen.<br />
Dass innerbetriebliche<br />
Vertrauensstellen und<br />
Kontrollgremien wie im<br />
Fall von Maya Alban-Zapata<br />
versagen, liegt in der<br />
„Natur“ des Systems,denn<br />
Kollegen, Ensemblesprecher,<br />
Personalrat − alle<br />
sind der Gnade des all-<br />
BERLINER ZEITUNG/STICKFORTH<br />
mächtigen Intendanten<br />
ausgeliefert. Das geht bis<br />
hinauf zum Geschäftsführer,<br />
der zwar wie der Intendant<br />
bei der Behörde unter<br />
Vertrag steht und laut diesem<br />
dem Intendanten ebenbürtig<br />
sein soll, aber seinen Job üblicherweise<br />
dem Intendanten zu verdanken<br />
hat.<br />
Wastun?<br />
Nach der #MeToo-Debatte wurde<br />
die unabhängige Themis-Vertrauensstelle<br />
gegen sexuelle Belästigung<br />
und Gewalt gegründet. Das ließe<br />
sich auf Machtmissbrauch im allgemeineren<br />
Sinn ausweiten. Man<br />
muss unabhängige Stellen mit Befugnissen<br />
schaffen, die helfen, die<br />
Macht des Intendanten zu kontrollieren.<br />
Wenigstens Ensemblevertreter<br />
und Vertrauensleute sollten darüber<br />
hinaus mit festeren Verträgen<br />
ausgestattet werden, sodass ihnen<br />
kein ganz so prompter Rauswurf<br />
droht, wenn sie sich für andere einsetzen.<br />
Antirassistische und antidiskriminierende<br />
Vertragsklauseln, die<br />
jetzt die neue Leitung der Parkaue<br />
aufnimmt, sind zwar kaum justiziabel,<br />
stärken aber das Problembewusstsein<br />
und schaffen Mut für die<br />
Auseinandersetzung. Schließlich ist<br />
es lohnenswert, sich über ein Mehrdirektorensystem<br />
Gedanken zu machen,<br />
wie es der eingangs erwähnte<br />
Kommunikationstheoretiker Thomas<br />
Schmidt schon früher für Kultureinrichtungen<br />
vorgeschlagen hat<br />
und bei dem die Entscheidungshoheiten<br />
in den Bereichen Management,<br />
Produktion, Programm, Technik<br />
und Ensemble in verschiedenen<br />
Händen liegen. Man muss sich darüber<br />
im Klaren sein, dass alle diese<br />
Maßnahmen und Mühen die künstlerische<br />
Freiheit des Alleinintendanten<br />
beschneiden. Aber dies zugunsten<br />
der Freiheit auch der anderen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 23<br />
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Feuilleton<br />
Ein<br />
hinreißendes<br />
Finale<br />
Oksana Lyniv dirigierte<br />
die Staatskapelle<br />
Eine Million<br />
Dollar<br />
für die Kunst<br />
Der Nomura-Art-Preis geht<br />
an Doris Salcedo<br />
VonGerald Felber<br />
Ja, warum denn nicht gleich so? –<br />
Nachdem das blitzblanke,funkensprühende<br />
Finale von Prokofjews<br />
„Symphonie classique“ zum Abschluss<br />
des Abends durch den Saal<br />
gefegt war, konnte man dann doch<br />
fröhlich und bereichertindie Nachtkälte<br />
entschwinden. Derart sportlich<br />
zupackend, rhythmisch pointiert<br />
und farbleuchtend hört man diesen<br />
Repertoire-Renner meist nicht einmal<br />
in Studioeinspielungen. Auch<br />
die hakeligen Kontrapunkte saßen<br />
sicher, und so war diese zwar nicht<br />
besonders graziöse oder elegante,<br />
sondern eher robust-vitale Interpretation<br />
einfach ein großes Vergnügen.<br />
Das war deswegen so aufbauend<br />
und in der Gesamtschau wichtig,<br />
weil das Konzert imBoulez-Saal, für<br />
das sich eine verkleinerte Staatskapellen-Formation<br />
mit der ukrainischen<br />
Dirigentin Oksana Lyniv (aktuell<br />
Musikchefin der Grazer Oper)<br />
zusammenfand, ganz anders begonnen<br />
hatte: mit einem äußerst zaghaften<br />
Wagner’schen „Siegfried-Idyll“,<br />
das in wolkig unscharfen Einsätzen<br />
und einer stumpfen, wenig ausstrahlenden<br />
Farbpalette uninspiriert lau<br />
und lustlos wirkte. Lynivs elegante,<br />
geradezu balletthafte Gestik schien<br />
die Klänge schweben lassen zu wollen<br />
–aber die hatten partout keine<br />
Lust dazu, sondern breiteten sich<br />
eher wie zäher Bodennebel aus.<br />
Eine Vorstellung wie jene, dass<br />
sich die Frau am Pult und das Ensemble<br />
erst schrittweise zusammenfinden<br />
mussten, mag küchenpsychologisch<br />
naiv sein. Tatsache aber<br />
ist, dass es nun nur noch aufwärts<br />
gehen konnte und das auch tat.<br />
Einen guten Anteil daran hatte<br />
Yuri Shadrin, der sich am Piano den<br />
schwindelig machenden Schwierigkeiten<br />
von Liszts „Malédiction“ (einem<br />
frühen Mini-Klavierkonzertdes<br />
Künstlers) mit offensiver Wucht entgegenstemmte.<br />
Für die sensible<br />
Saalakustik und die Balance mit dem<br />
Orchesterklang war das zwar streckenweise<br />
ziemlich heftig, aber zwischendrin<br />
ließ er bei zurückgenommenen<br />
Passagen auch die Fähigkeit<br />
zu sensibler, feingestufter Klangregistrierung<br />
erkennen.<br />
Ankunft eines Transportes jüdischer Frauen und Kinder im Vernichtungslager Auschwitz<br />
Die Vernichtung der Juden<br />
Die umfassendste Dokumentation zum Thema wurde im Centrum Judaicum in Berlin vorgestellt<br />
VonArnoWidmann<br />
Mittwochabend. Etwa<br />
einhundertMenschen<br />
sitzen im großen Saal<br />
des Centrum Judaicum<br />
in der Oranienburger Straße<br />
28/30 und hören: „August 1942. Wir<br />
erhielten um 8abends den Befehl,<br />
uns sofort im Gemeindegebäude<br />
Oranienburger Str. einzufinden.<br />
Dort angekommen, teilt uns die Gestapo<br />
mit, dass ein Transport von<br />
Waisenkindern gehen soll, und da<br />
die erforderliche Anzahl nicht allein<br />
aus den Heimen gedeckt werden<br />
kann, haben wir jetzt sofortnoch die<br />
Waisenkinder abzuholen, die sich in<br />
Privatpflege befinden, und sie im<br />
Sammellager einzuliefern. Wir! Wir<br />
jüdischen jungen Mädels sollten jüdische<br />
Kinder abholen.“<br />
Die 1922 geborene Gerda Schild-<br />
Haas wurde im April1943 nach Theresienstadt<br />
deportiert. Durch einen<br />
Häftlingsaustausch des Roten Kreuzes<br />
entging sie der Vernichtung. Ihren<br />
Bericht schrieb sie 1945 in der<br />
Schweiz. Im Jahr darauf emigrierte<br />
sie in die USA.<br />
Mittwochabend geht es um den<br />
jüngsten Band einer auf 16 Bände<br />
angelegten Dokumentation über<br />
„Die Verfolgung und Ermordung der<br />
europäischen Juden durch das nationalsozialistische<br />
Deutschland<br />
1933–1945“. Sein Titel lautet: „Deutsches<br />
Reich und Protektorat Böhmen<br />
und Mähren Oktober 1941 –<br />
März 1943“. Der Band enthält 329<br />
Dokumente. Also Texte der Mörder<br />
und der Ermordeten. Texte,die voller<br />
Stolz davon berichten, wie reibungslos<br />
man eine Reihe von Judentransporten<br />
organisiert habe oder jüdische<br />
Schilderungen von Transport<br />
und Vernichtung.<br />
Susanne Heim, die Herausgeberin<br />
des Gesamtwerks und die Betreuerin<br />
dieses Bandes betont, wie<br />
wichtig es ist, sich stets beide Perspektiven<br />
vor Augen zu halten. Auch<br />
auf die Daten sei zu achten. „In den<br />
Zeitabschnitt dieses Bandes“, erklärt<br />
sie „fällt die Kernphase der Ermordung<br />
der Juden im gesamten deutsch<br />
beherrschten Europa …Die zentralen,<br />
in Berlin getroffenen Entscheidungen,<br />
die den Wegzur Ermordung<br />
der europäischen Juden markieren,<br />
und ihr Zusammenhang mit dem<br />
Scheitern der deutschen Blitzkriegstrategie<br />
nach demAngriff auf die Sowjetunion<br />
sind Thema des Bandes.“<br />
Überdeutlich werden aber auch<br />
die individuellen Spielräume,die die<br />
DAS BUCH<br />
Susanne Heim (Hrsg.):<br />
Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren Oktober 1941 –März 1943<br />
DeGruyter,Oldenbourg,878 Seiten, 59,95 Euro. Vonder 16-bändigen Gesamtedition fehlen<br />
jetzt noch drei Bände. Sie werden kommendes Jahr erscheinen.<br />
Täter haben. Das große Ziel der Vernichtung<br />
der Juden läuft immer<br />
nach dem gleichen Schema ab: Identifikation<br />
der Juden, Einschränkung<br />
ihrer Lebensmöglichkeiten, Deportation,<br />
Ermordung. Aber jede dieser<br />
Etappen kann ganz unterschiedlich<br />
aussehen. Einmal kostet es ein paar<br />
Lebensmittel an den entsprechenden<br />
Gestapo-Mann und man entkommt<br />
–für diesmal –der Deportation.<br />
Einandermal geht so etwas gar<br />
nicht. Einmal rettet einen das Amt<br />
als jüdischer Ordner vor dem Abtransport.<br />
Ein andermal wird man,<br />
nachdem man dafür gesorgt hat,<br />
dass der Abtransport der anderen<br />
reibungslos lief, zuletzt selbst in den<br />
Waggon gesteckt.<br />
Bertold Rudner (1885–1942)<br />
schildert seinen Abtransport von<br />
Berlin nach Minsk in seinem Tagebuch:<br />
„Als endlich der Zugbestiegen<br />
IMAGO<br />
werden konnte,kam ich neben einer<br />
kleinen, älteren, aber sehr lebendigen<br />
und gefassten, alleinstehenden<br />
Frau, Martha Crohn, zu sitzen, in der<br />
ich eine sehr vielseitig interessierte,<br />
literarisch gebildete Dame kennenlernte.<br />
Der Gesprächsfaden riss<br />
nicht ab,und bald schenkten wir uns<br />
gegenseitig Vertrauen. Die Fahrt<br />
dauerte vier Tage …Jeweiter wir gen<br />
Osten steuerten, umso kälter wurde<br />
es. Die nebenan liegende Toilette<br />
fror ein, die Jauche lief über,und wir<br />
staken teilweise mit unseren Schuhen<br />
in jener Nässe.Die Stimmung an<br />
sich aber war gehoben. Ein mitreisender<br />
Geiger gab gute Konzerte.<br />
Undwenn nachts während der Fahrt<br />
etwa die ,Legende’ von Wieniawski<br />
oder hebräische Lieder erklangen,<br />
die mit Inbrunst mitgesungen wurden,<br />
so ergab sich eine Art heilige<br />
Stimmung einer von Sehnsucht und<br />
nach Erlösung dürstenden Menge.“<br />
Für die meisten war diese Fahrt die<br />
in den Tod. Auch für den Tagebuchschreiber,<br />
den Automechaniker<br />
Berthold Rudner.<br />
In Prag wurde Oskar Löwenstein<br />
1943 wegen Passfälschung zum Tode<br />
verurteilt. Das Urteil wurde unterzeichnet<br />
vonden RichternKurtBellmann<br />
(1901–1980), Heinrich Hallbauer<br />
(1905–1988) und Bruno<br />
Höhne (1908–1959). In den 60er-Jahrenwurde<br />
gegen sie Strafanzeige gestellt.<br />
Susanne Heim: „Die Ermittlungen<br />
wurden jedoch eingestellt, da<br />
den Beschuldigten nicht individuell<br />
nachgewiesen werden konnte,obsie<br />
in jedem Einzelfall für die Todesstrafe<br />
votiert hatten oder nur überstimmt<br />
worden waren.“<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Der mit einer Million US-Dollar<br />
ausgestattete und erstmals vergebene<br />
Nomura-Kunstpreis geht an<br />
die kolumbianische Künstlerin DorisSalcedo.Eine<br />
unabhängige,internationale<br />
Jury verlieh den höchstdotierten<br />
Preis für zeitgenössische bildende<br />
Kunst am Donnerstag in der<br />
ostchinesischen Hafenstadt Shanghai.<br />
Die 61-jährige Doris Salcedo<br />
hatte auf der Biennale Istanbul im<br />
Jahr 2003 auf sich aufmerksam gemacht,<br />
als sie 1500 Holzstühle zu einer<br />
riesigen Skulptur auftürmte.<br />
Seit über 30 Jahren schafft die lateinamerikanische<br />
Bildhauerin<br />
Werke, die jene Qualen und Ängste<br />
des Bürgerkrieges,all dieVerluste von<br />
Angehörigen ausdrücken. Die Erinnerung<br />
an die traumatischen Ereignisse<br />
in Kolumbien werden in Salcedos<br />
Arbeiten bewahrt. Ihr Einfühlungsvermögen,<br />
ihre allgemeinverständliche<br />
Bildsprache verliehen<br />
ihrer Arbeit<br />
eine universelle<br />
Bedeutung,<br />
urteilte die internationale<br />
Jury,<br />
der auch der<br />
2019 verstorbene<br />
nigerianische<br />
Museumsmann<br />
und Documenta-<br />
DAVID HEALD<br />
Doris Salcedo<br />
aus Kolumbien<br />
Kurator Okwui Enwezorangehörte.<br />
Zählten bislang der japanische<br />
Praemium Imperiale, der britische<br />
Turner-Prize und der Goslarer Kaiserring<br />
zu den höchstdotierten Preisen<br />
für zeitgenössische Kunst, so<br />
toppt diese Innovation alle bisherigen<br />
Trophäen.<br />
Spender des Preises ist Nomura,<br />
ein 1925 gegründetes japanisches<br />
Unternehmen, dessen Patriarch passionierter<br />
Anhänger der Teezeremonie<br />
und Unterstützer des No-Theaters<br />
war. Heute verbindet Nomura-<br />
Finanz-Märkte in Ost und West<br />
durch ein globales Netzwerkinmehr<br />
als 30 Ländern. Wiedie Stifter erklärten,<br />
solle das Preisgeld der Künstlerin<br />
helfen, weitere Herausforderungen<br />
anzunehmen und neue Projekte<br />
ganz oder zeitweise zu finanzieren.<br />
Mit balletthafter Gestik: Die ukrainische<br />
Dirigentin Oksana Lyniv.<br />
IMAGO<br />
Liszt hat dabei dem Solisten nur<br />
eine Streicherbegleitung an die Seite<br />
gestellt. Folglich konnte sich der Rest<br />
des Ensembles hinter den Kulissen<br />
locker machen, um dann bei Prokofjew<br />
mit Glanz neu aufzutauchen –<br />
denn auch die 1978 komponierte<br />
Streicherserenade des ukrainischen<br />
Altmeisters Valentin Silvestrov beschränkt<br />
sich, wie schon der Titel<br />
sagt, auf die Saiteninstrumente. Es<br />
wurde die interessanteste, wenn<br />
auch nicht mitreißendste Begegnung<br />
des Abends: ein lang hinfließendes,<br />
meditativ versonnenes<br />
Klangband, das sich seine eigenen,<br />
in halblauten Echos und Dialogen<br />
entfalteten Räume zwischen Diatonik<br />
und Atonalität schafft – Musik<br />
von spartanisch enthaltsamer Lyrik<br />
als Einspruch gegen allen Lärm, der<br />
schon zur Entstehungszeit des<br />
Stücks die Konzentration auf Wesentliches<br />
behinderte.<br />
Die Leidtragenden unseres Achselzuckens<br />
Zum 80. des Schriftstellers Aras Ören, der das Leben der nach Deutschland gekommenen Türken zu Literatur machte<br />
VonCornelia Geißler<br />
Niyazi fragt: Kennst du Istanbul?,<br />
und spricht über sein Viertel<br />
Bebek. Aber eigentlich erzählt er von<br />
Berlin und seinen Nachbarn dort.<br />
„Als das mit Deutschland aufkam,/<br />
sagte ich mir,/ so wie jedermann, ich<br />
auch:/ Deutschland ist ein kleines<br />
Amerika.“ Seine Worte haben einen<br />
warmen Klang, sind in einen Rhythmus<br />
gesetzt, der wie ein Spaziergang<br />
klingt, ein Stadtspaziergang. Niyazi<br />
ist eine berühmte Figur der deutschen<br />
Literatur des 20. Jahrhunderts.<br />
Weil aber hierzulande Kategorien<br />
der Abgrenzung so beliebt sind, gilt<br />
sein Erfinder Aras Ören als Begründer<br />
der migrantischen Literatur in<br />
Deutschland. Sein Buch „Was will<br />
Niyazi in der Naunynstraße?“, 1973<br />
erschienen, brachte das multikulturelle<br />
Leben in West-Berlin in Poesie.<br />
Aras Ören der an diesem Freitag<br />
80 Jahrealt wird, lebt seit 1969 in Berlin,<br />
arbeitete viele Jahrebeim Sender<br />
Freies Berlin und begründete 1996<br />
die türkische Redaktion des RBB.Seit<br />
Mitte der 70er-Jahre erscheinen<br />
zahlreiche Bücher von ihm, die die<br />
Lebenswirklichkeit der Zugewanderten<br />
in der Inselstadt,<br />
später in Gesamtberlin<br />
begleiten. Bis heute<br />
schreibt er auf Türkisch,<br />
sieht aber die Übersetzungen<br />
ins Deutsche selbst<br />
durch. „Niyazi“ wuchs sich<br />
zur Trilogie aus, esgibt die<br />
Kriminalerzählung „Bitte<br />
nix Polizei“, die zeigt, wie<br />
verschieden die Milieus<br />
sind, die Romane „Eine verspätete<br />
Abrechnung oder Der Aufstieg der<br />
Gündogdus“ und „Berlin Savignyplatz“.<br />
Sein Briefwechsel mit dem<br />
Schriftstellerkollegen Peter Schneider<br />
in „Wie die Spree inden Bosporusfließt“<br />
geht den Unterschieden in<br />
der Wahrnehmung nach.<br />
Der Autor<br />
Aras Ören<br />
DPA/ROBERT SCHLESINGER<br />
Nach dem Mauerfall verlagerten<br />
sich allerdings die Interessen der öffentlichen<br />
Wahrnehmung in Richtung<br />
deutsch-deutscher Probleme,<br />
auch literarisch. Der<strong>Berliner</strong>Verbrecher-Verlag<br />
engagiert sich<br />
dafür,ArasÖrenindie Aufmerksamkeit<br />
zurückzuholen.<br />
Vor zwei Jahren erschien<br />
das Lesebuch „Wir<br />
neuen Europäer“ mit Texten<br />
und Auszügen quer<br />
durch Örens Werk.Eine archaische<br />
Melancholie<br />
herrsche darin, schrieb<br />
Harald Jähner in der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>, „eine harte,<br />
poetische Sprache, die unversehens<br />
zu Momenten heftiger Schönheit zusammenfließen<br />
kann“.<br />
Aras Ören erkundet Berlin im<br />
Rhythmus des Gehens, wie man aus<br />
seiner Lyrik zu hören glaubt; er<br />
nimmt sie mit Augen, Ohren und<br />
Nase auf. Das zeigt die Neuausgabe<br />
der „<strong>Berliner</strong> Trilogie“ um Niyazi.<br />
WieNermin zu Haus auf ihren Mann<br />
Ali wartet und stattdessen der Polizei<br />
die Tür öffnen muss,lesen wir in berührendenVersen.<br />
MitAli, x-mal vertröstet<br />
und betrogen, war die Wut<br />
durchgegangen. Ören schreibt von<br />
Süleyman Öz, vergessen, übersehen:<br />
„Er ist der Leidtragende/ unseres<br />
Achselzuckens“. Er lässt ein 15-jähriges<br />
Mädchen sprechen, das an seiner<br />
Aussteuer arbeiten muss: „Wenn<br />
ich groß bin, kann ich nicht Ärztin<br />
werden,/ nicht Beamtin, nur ein Kissen“,<br />
und sie werde inder Fremde<br />
Fußböden wischen wie ihreMutter.<br />
Im Vorwortschreibt Aras Ören, er<br />
widme sie der ersten und zweiten<br />
Generation von Menschen aus der<br />
Türkei: „Wir sollten diesen bescheidenen<br />
Menschen dankbar dafür<br />
sein, dass sie frischenWind in unsere<br />
alte europäische Kulturlandschaft<br />
gebracht haben.“ Auch ihrem Chronisten<br />
Aras Ören sollten wir danken.<br />
Doris Salcedo: „o. T.“,2003, 1500 Holzstühle,<br />
8. Istanbul Biennale. SERGIO CLAVIJO<br />
TOP 10<br />
Mittwoch, 30. Oktober<br />
1 DFB-Pokal ARD 6,7 23 %<br />
2 Tagesthemen ARD 5,6 19 %<br />
3 Sportschau ARD 4,9 18 %<br />
4 Tagesschau ARD 4,9 17 %<br />
5 Die Toten von S. ZDF 4,7 15 %<br />
6 DFB-Pokal Zus. ARD 4,3 25 %<br />
7 heute ZDF 3,9 16 %<br />
8 SokoWismar ARD 3,6 18 %<br />
9 Wer weiß denn …? ARD 3,3 17 %<br />
10 heute-journal ZDF 3,2 11 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Acud (✆ 44 35 94 97)<br />
20.00: Charms (Theater La Pushkin, St. Petersburg)<br />
Auferstehungskirche (Friedenstr.83)<br />
20.00: 30 Jahre Friedliche Revolution –Mauerfall:<br />
HeimatWUNDE<br />
Ballhaus Naunynstraße (✆ 75 45 37 25)<br />
20.00: Quer &quer(akademie der autodidakten)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
19.30: Endstation Sehnsucht<br />
20.00: Der Lebenslauf des Boxers Samson-Körner<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Der Seelenbrecher<br />
Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />
20.00: Im Menschentrichter –Szenen ausder<br />
Großstadt<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: CryBaby<br />
Dock 11 (✆ 448 12 22)<br />
19.00: Forcefields<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
19.30: In Stanniolpapier<br />
20.00 Box: Fabian. Die Geschichte eines Moralisten<br />
English Theatre Berlin (✆ 691 12 11)<br />
20.00: Noraland<br />
Galerie Spandow (✆ 333 14 14)<br />
20.00 Kunstsalon: UntermBirnbaum (Theodor<br />
Fontane)<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
20.00: Die Männerfalle<br />
GarnTheater (✆ 78 95 13 46)<br />
20.30: Die Sanfte<br />
HAU1(✆25 90 04 27)<br />
19.00: Serenade<br />
Komödie im Schiller Theater (✆ 88 59 11 88)<br />
19.30: Rio Reiser –Mein Name ist Mensch<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />
20.00: Tote reden doch? (Improtheater Foxy<br />
Freestyle)<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
20.00 Container:4.<strong>Berliner</strong> Herbstsalon: Die Verlobung<br />
in St.Domingo–Ein Widerspruch vonNecati<br />
Öziri gegenHeinrich vonKleist<br />
20.00: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon: Rewitching Europe<br />
20.30 Studio: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon: Valeska Gert–<br />
The Animal Show(Schauspieler/-in: Marina Frenk)<br />
Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />
20.00: Giovanni. Eine Passion<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00: Amphitryon<br />
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Ruhe!Wir drehen!<br />
Staatsoper Unterden Linden (✆ 20 35 45 55)<br />
18.00: Barocktage: Il Primo Omicidio<br />
TAK–Theater Aufbau Kreuzberg (✆ 50 56 70 00)<br />
20.00: Schonwieder:Boss werden. Eine Tante, ein<br />
Neffe und die Männlichkeiten (Frl. Wunder AG)<br />
Theaterdiscounter (✆ 28 09 30 62)<br />
20.00: Penthesilea –LoveIsToDie (Theaterkollektiv<br />
Bambi Bambule)<br />
Theaterforum Kreuzberg (✆ 70 07 17 10)<br />
20.00: Die Streiche des Scapin (Gastspiel Neues<br />
Globe Theater)<br />
Theaterhaus Berlin (✆ 28 04 19 67)<br />
20.00: Le roi se meurt(Der König stirbt) (Theta-Théâtre<br />
/Théâtre francophone àBerlin)<br />
Theater im Nikolaiviertel (✆ 017 6/ 40 53 11)<br />
19.30: ZilleseinMilljöh<br />
Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />
19.30: MichaelKohlhaas<br />
Theater O-Tonart (✆ 37 44 78 12)<br />
19.30: Die Grönholm Methode (Theater untermTurm)<br />
Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />
20.00: Spreeperlen. Eine Berlin-Revue<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
19.00 3. Stock: Go BabyGo(P14 Jugendtheater)<br />
19.30: Don’t be evil. (Kay Voges &Ensemble)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />
20.00: Stresssituation 2019 (KurtKrömer)<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: Die 5glorreichen Sieben (Meret Becker,<br />
Anna Fischer,AnnaMateur, Andreja Schneider und<br />
Katharina Thalbach)<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: Zombie Berlin (Benedikt Eichhorn&Unter<br />
Niewo)<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30, 21.30: Die AfDer-Show-Party zum heißen<br />
Wahlherbst (Tilman Luckeund Henning Ruwe)<br />
20.00: Weltretten für Anfänger<br />
Estrel Showtheater (✆ 68 31 68 31)<br />
20.00: StarsinConcert<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />
19.30: Candide<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: KunstparkOst (Andy Ost)<br />
Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />
20.00: Die Bürde des weisen Mannes (Rene Sydow)<br />
Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />
20.00: Die LiveShow<br />
23.00: Quatsch ComedyHot Shot (Mod.: Osan Yaran)<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00: Klangrazzia (Meier und die Geier)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Überall ist besser als nichts!<br />
StageBluemax Theater Berlin (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
19.30: Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />
vonABBA<br />
Tempodrom (✆ 69 53 38 85)<br />
20.00: KeinScherz! (Dieter Nuhr)<br />
TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />
20.00: In My Sixties (Maren Kroymann &Band)<br />
Urania (✆ 218 90 91)<br />
20.00 Humboldtsaal: Ruthe live–Shit happens!<br />
(Ralph Ruthe)<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Mathias Richling #2019<br />
Zimmertheater Steglitz (✆ 25 05 80 78)<br />
20.00: Entführung aus dem Detail (Hendrik Bloch)<br />
KLASSIK<br />
Erlöserkirche Lichtenberg (✆ 426 24 23)<br />
19.30: Internationales Vokalensemble Berlin, Ltg.<br />
Mathias Elger,Musik am Freitag: 30 Jahre Mauerfall,<br />
Chorkonzert<br />
Hochschule für Musik Hanns Eisler im Neuen<br />
Marstall (✆ 203 09 21 01) 18.00: Ein Fest für Clara<br />
–zum 200. Geburtstag vonClara Schumann, Ein<br />
Fest für Klara –Festkonzert, Konzerte, Lesungen u. a.,<br />
Infos: www.hfm-berlin.de/clara<br />
Nikodemus-Kirche (✆ 624 25 54)<br />
20.00: Volker Jaekel (Piano solo), Returning to<br />
Essence –record release<br />
Pfarrkirche Weißensee (✆ 965 22 39)<br />
19.30: Zwei Cembali: Andreas Marti und Thomas<br />
Lanz, Werkevon J.S. Bach u. a.<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
20.00: <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Ltg.Zubin Mehta,<br />
Amihai Grosz (Viola), Ludwig Quandt (Violoncello),<br />
Richard Strauss: „Don Quixote“, Symphonische<br />
Dichtung op. 35; Ludwig vanBeethoven: Symphonie<br />
Nr.3Es-Dur op. 55 „Eroica“<br />
Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />
20.00: Lea Birringer (Violine), Esther Birringer<br />
(Klavier), Di tanti palpiti, Waxman: Carmen Fantasie;<br />
Sarasate: Zigeunerweisen; Paganini: IPalpiti –CD-<br />
Release-Konzert<br />
15. Geburtstag<br />
Gedicht<br />
auf Papier und<br />
im Raum<br />
Hätteman ihn im Jahr 2004<br />
schon einen Netzwerker<br />
genannt? Dieses modische<br />
Wort passt gut zu Martin Jankowski,<br />
der auf verschiedene<br />
Weise in Berlin die Fäden<br />
knüpft zwischen Schriftstellern<br />
verschiedener Sprachen und<br />
Genres,sie in Bücher und Zeitschriften<br />
bringt und auftreten<br />
lässt. Seit 2004 lädt er an jedem<br />
ersten Freitag im Monat Autoren<br />
inden Literatursalon am<br />
Kollwitzplatz. Heute wird der<br />
15. Geburtstag gefeiert; mit<br />
Gerhard Falkner und Volker<br />
Demuth sind zwei Lyriker zu<br />
Gast. Falkner, Jahrgang 1951,<br />
hat auch mit Romanen („Romeo<br />
oder Julia“) Erfolg, er liest<br />
aus dem Band „Schorfheide“.<br />
Demuth, 1961 geboren, befreit<br />
das Gedicht aus der herkömmlichen<br />
Form und zeigt<br />
„RaumPoeme“ als multimediale<br />
Installation. Wir können<br />
sie, soder Dichter, „begehen,<br />
wie man Feste begeht oder<br />
Verbrechen“. Cornelia Geißler<br />
Literatursalon am Kollwitzplatz 20 Uhr,<br />
Theater o.N.,Kollwitzstr.53, 5/3Euro<br />
Ryan Mosleys „Lonely wasthe mountain“ von 2019<br />
GALERIE EIGEN +ART/JULES LISTER<br />
Ingeborg Ruthe<br />
sieht mit Erstaunen und Vergnügen, wie<br />
dieser Londoner Maler sich mit fulminannter<br />
Pinselführungen durch die Kunstgeschicheder<br />
Moderne, vonChagall über<br />
Picasso, Magritte und Mondrian bis Picabia<br />
rudert und surft, aber dabei sein ganz<br />
eigenes Vokabular für die menschliche<br />
Komödie der Jetztzeit findet.<br />
Weltth<br />
in einem le<br />
Der Londoner Maler Ryan<br />
Leinwänden die „Revoluti<br />
Eine so denkwürdige<br />
Ausstellung bei E<br />
Die waghalsige, ungestüme<br />
Unbekümmertheit<br />
der letzten Jahre ist<br />
irgendwie verschwunden<br />
aus Ryan Mosleys anarchischen<br />
Bildwelten. Dafür ist alles noch viel<br />
grotesker, grellbunter und surrealer<br />
geworden: Seine Bartmänner, seine<br />
harlekinartigen, ruderlosen Argonauten<br />
der menschlichen Odyssee<br />
und auch die Sinnsucher mit Magritte-Hut<br />
und -Pfeife scheinen ratlos<br />
ihrer Bootsrouten und Wege zu treiben.<br />
Wieauf der Suche nach der verschwundenen<br />
Heimat oder nach einer<br />
verlorenen Utopie.<br />
Die menschliche Komödie, egal,<br />
auf welchem nahen oder fernen Erdteil<br />
sie spielt, steht an einem Scheideweg,<br />
den ein Caspar-David-Friedrich-Panorama<br />
über einem konstruktivistisch<br />
ausgemalten Kahn<br />
samt Bootsmann mit völlig verdrehten,<br />
eigentlich weder laufen noch<br />
stehen könnenden Füßen markiert.<br />
DieSymbolik des Wassers deutet Gefahr<br />
an. Eine steile,wie mit der Farbe<br />
ins Bild gemeißelte Welle könnte<br />
gleich alles verschlingen: Das komplementärfarbig<br />
markierte Boot, den<br />
seltsam gekleideten Mann, halb Matrose,halb<br />
Clown mit den entstellten<br />
Füßen. Vielleicht verschlingt das aggressive<br />
Wasser auch gleich noch<br />
den Romantiker-Mond am Himmel.<br />
Der seltsame Skipper hält den Schädel<br />
eines Homo sapiens in Händen,<br />
als würde er ihn, kurzvor dem Untergang<br />
des Bootes der Moderne, beschwören.<br />
Wohin steuerst, wohin gehst du,<br />
Adam? Und warum rennt die Welt,<br />
läuft die Natur Amok? Das scheinen<br />
Bilder wie dieses zu fragen. Eine Antwortgibt<br />
es aus dem Malrätsel nicht.<br />
Auch vondem Harlekin mit Picasso-<br />
Jacke und Magritte-Hut auf der Abbildung<br />
rechts weiß man nicht, ob er<br />
in die Szene hinein- oder aus ihr heraussteigt.<br />
Geheimnisvoll bleibt<br />
auch, wieso die Rauchschwaden aus<br />
den Pipen des schwarzen Zylinderund<br />
des weißen Hutträgers rechts<br />
und links der Hauptfigur des Bildes,<br />
gegeneinander anpusten.<br />
Undwas bedeutet der dritte Arm?<br />
Gehört er womöglich einem weiteren,<br />
aber unsichtbaren Harlekin,<br />
dem Geist eines weiteren Narren aus<br />
der Commedia dell'Arte? In vielen<br />
Nuancen zitiertder Maler die Kunstgeschichte<br />
der Moderne.Inweiteren<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Das perfekte<br />
Geheimnis 14.45,17.30,20.15, 23.00<br />
Cinema Paris (✆ 881 3119) Porträt einer jungen<br />
Frau in Flammen 14.50, 17.40, 20.30<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Parasite 14.00,<br />
17.00,20.00<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Parasite (OmU)<br />
15.00, 18.00, 21.00; Parasite (OmenglU) 21.30;<br />
Das perfekte Geheimnis 14.30, 17.15, 20.00,<br />
22.30; Verteidiger des Glaubens 15.00; Der Glanz<br />
der Unsichtbaren 17.15; Systemsprenger 13.50,<br />
18.50; Das Kapital im 21. Jahrhundert 16.30;<br />
Deutschstunde 14.00, 16.45, 19.30; Joker (OmU)<br />
15.00, 20.30,22.40; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />
18.00;Joker (OF) 19.45,21.20,22.10; M.<br />
C. Escher: Reise in die Unendlichkeit 14.15; Lieber<br />
Antoine als gar keinen Ärger 16.15; Downton Abbey<br />
(OmU) 18.40<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 1753) Zwingli –Der Reformator<br />
17.30; Deutschstunde 20.00; Systemsprenger<br />
22.15; After the Wedding 17.45; Ich war<br />
noch niemals inNew York 20.15; Kamikaze 1989<br />
(OmenglU) 22.30<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Das perfekte Geheimnis<br />
12.00,15.00, 17.45, 20.30; Shaun das Schaf:<br />
UFO-Alarm 15.40; Joker 17.40, 20.30; Zoros Solo<br />
15.15, 20.00; After the Wedding 17.20; Ich war<br />
noch niemals in NewYork 14.30,17.15, 20.00; Invisible<br />
Sue 15.15; Nurejew 17.20, 20.00<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Das perfekte<br />
Geheimnis 14.40, 17.20; Joker 20.00, 23.00;<br />
3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 15.00; Joker<br />
17.45; Das perfekte Geheimnis 20.30, 23.15;<br />
Die Addams Family 14.45; 3D: Maleficent: Mächte<br />
der Finsternis 17.00; Ich war noch niemals inNew<br />
York 19.45; Joker(OF) 22.45; Ich war noch niemals<br />
in New York 14.00; Terminator –Dark Fate 17.00;<br />
Das perfekte Geheimnis 20.00; Once Upon aTime<br />
in... Hollywood 22.40; Dem Horizont so nah 14.45;<br />
Joker (OF) 17.30; Terminator –Dark Fate 20.20,<br />
23.15; Shaun das Schaf: UFO-Alarm 15.30; Die<br />
AddamsFamily17.30; Maleficent:Mächte der Finsternis<br />
19.45; Gemini Man 22.40;AdAstra –Zuden<br />
Sternen 15.00; Ich war noch niemals inNew York<br />
17.45; Once Upon aTime in... Hollywood 20.40<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) M. C. Escher:<br />
Reise in die Unendlichkeit –Escher: Het oneindige<br />
zoeken –Journey Into Infinity (OmU) 11.00; Der<br />
Goldene Handschuh 12.30; Synonymes (OmU)<br />
14.15; Shaun das Schaf: UFO-Alarm 16.30;<br />
Der Glanz der Unsichtbaren (OmU) 18.00; Systemsprenger<br />
(DFmenglU) 19.45; Once Upon a Time<br />
in... Hollywood (OmU) 21.50; Und der Zukunft zugewandt<br />
(DFmenglU) 11.00; Easy Love (DFmenglU)<br />
12.45; Born inEvin (OmU) 14.15; Ready orNot?<br />
(OmU) 15.50; Deutschstunde 17.30; Djon Africa<br />
(OmU) 19.40; Halloween Haunt (OF) 21.20; Midsommar<br />
(OmU) 22.50; Leid und Herrlichkeit (OmU)<br />
11.00; After the Wedding (OmU) 13.00; Und der<br />
Zukunft zugewandt (DFmenglU) 15.00; Invisible<br />
Sue 16.45; Joker(OmU) 18.15,20.20;Joker 22.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Das Kapital<br />
im 21. Jahrhundert (OmU) 14.00; Und der Zukunft<br />
zugewandt 16.00; Systemsprenger 18.00; Parasite<br />
(OmU) 20.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 22.45; Congo Calling (OmU) 14.00; Über<br />
Grenzen –Der Film einer langen Reise 15.45; Verteidiger<br />
des Glaubens 18.00; Frau Stern 19.45; Lebe<br />
schon lange hier 21.30<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Ich war noch niemals<br />
in New York 13.45, 16.15, 19.45; Gemini<br />
Man 13.45, 19.30, 22.50; Angry Birds 213.45,<br />
16.45; Shaun das Schaf: UFO-Alarm 14.00; Das<br />
perfekte Geheimnis 14.00, 16.30, 17.00, 19.10,<br />
19.30,20.00,23.00; Terminator –Dark Fate 14.10,<br />
17.10,20.10,23.10; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
14.10; Joker 14.10, 17.10, 19.00, 19.30,<br />
19.45, 20.15, 22.30, 23.15; Bayala –Das magische<br />
Elfenabenteuer 14.15, 16.45; Dem Horizont<br />
so nah 14.20, 17.20; Invisible Sue 14.30; Dora<br />
und die goldene Stadt 14.30, 17.00; Die Addams<br />
Family 14.30; Everest 14.45; Maleficent: Mächte<br />
der Finsternis (OF) 16.15; Downton Abbey 16.30;<br />
Spider-Man: Far From Home 17.00;3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 17.15, 20.00, 22.10; 3D:Die<br />
Addams Family 17.20; Joker (OF) 19.15, 22.20;<br />
Scary Stories toTell inthe Dark 20.20, 23.00; Halloween<br />
Haunt 20.20; Es II 22.10; Terminator –Dark<br />
Fate (OF) 22.30; Sneak Preview 22.30; Angel Has<br />
Fallen 22.50; 47 Meters Down: Uncaged 22.50;<br />
Midnight Movie: Deadly Sins – Date mit einem<br />
Fetisch-Killer 23.00<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Systemsprenger<br />
(OmenglU) 18.00; Joker (OmU) 20.20, 22.40; Weitermachen<br />
Sanssouci (OmenglU) 18.00; Easy Love<br />
(OmenglU) 19.45; Bonnie &Bonnie (OmU) 21.30;<br />
Nevrland (OmU) 23.15<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 13.40, 16.50; Dora und<br />
die goldene Stadt 13.45; Bayala –Das magische<br />
Elfenabenteuer 13.45; Angry Birds 213.50; Das<br />
perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00, 23.00;<br />
Die Addams Family 14.10, 17.10; Everest 14.20;<br />
Terminator –Dark Fate 16.20, 19.45, 22.50; Joker<br />
16.30, 19.30, 22.40; Downton Abbey 16.30; Ich<br />
war noch niemals in NewYork 16.40, 19.40; 7. Kogustaki<br />
Mucize–Das Wunder in Zelle Sieben (OmU)<br />
19.20, 22.50; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
19.50, 22.50; Scary Stories to Tell in the Dark<br />
20.10,22.50; Gemini Man 22.30<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) Deutschstunde 13.00;<br />
Shaun das Schaf: UFO-Alarm 15.10; Eine ganz heiße<br />
Nummer 2.0 16.45; Downton Abbey 18.25<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Das perfekte<br />
Geheimnis 14.15, 17.20, 20.10, 23.00; Dora<br />
und die goldene Stadt 14.20; Maleficent: Mächte<br />
der Finsternis 14.30, 17.40, 20.20, 22.50; Angry<br />
Birds 214.30; Ich war noch niemals in New York<br />
14.40, 16.50, 19.40; Everest 14.45; Invisible Sue<br />
14.50; Die Addams Family 15.00, 17.30; Bayala –<br />
Das magische Elfenabenteuer 15.10; Der König der<br />
Löwen 16.45;Terminator –Dark Fate 17.00, 20.00,<br />
22.30; Scary Stories to Tell in the Dark 17.10,<br />
19.50, 23.00; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
17.15, 19.30; Joker 17.15, 20.00, 22.30; Gemini<br />
Man 19.45; Halloween Haunt 19.50, 23.00;<br />
Justice –Verstrickt imNetz der Macht 22.10; Es II<br />
22.10; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 22.40<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Joker (OmU) 16.45,<br />
19.30, 22.15; B Once Upon aTime in...Hollywood<br />
(OmU) 17.20, 20.40<br />
fsk amOranienplatz (✆ 614 2464) Porträt einer<br />
jungen Frau inFlammen –Portrait de la jeune fille<br />
en feu(OmU) 18.00,20.30; Parasite(OmU) 18.30,<br />
21.00<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) Invisible Sue 10.15;<br />
Porträt einer jungen Frau inFlammen –Portrait de<br />
la jeune fille en feu (OmU) 12.30, 18.00, 20.45;<br />
Porträt einer jungen Frau in Flammen 15.15; Fritzi –<br />
Eine Wendewundergeschichte 14.30; Systemsprenger<br />
16.30, 19.15; Pornfilmfestival: Die traurigen<br />
Mädchen aus den Bergen (OmenglU) 22.00; Das<br />
Kapital im 21. Jahrhundert –Capital in the Twenty-<br />
First Century (OmU) 10.00; Benjamin Blümchen<br />
12.15; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />
14.30; Invisible Sue 16.45; Prachtige Films:<br />
Doodslag (OmenglU)19.00;OnceUponaTime in...<br />
Hollywood (OmU) 21.15<br />
Regenbogen Kino (✆ 69 57 95 17) Herr Zwilling<br />
und Frau Zuckermann (OmU) 18.30; „Mir ist es<br />
egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen“<br />
(OmU) 21.00<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Shaun das Schaf: UFO-<br />
Alarm 11.00; Zwischen uns die Mauer 13.45; Joker<br />
(OmU) 15.45; Litauisches Kino goes Berlin: KurzfilmprogrammII(OmenglU)<br />
18.00;Litauisches Kino<br />
goes Berlin: Animus Animalis (OmenglU) 20.00;<br />
Litauisches Kino goes Berlin: Baltic Midnight Shorts<br />
(OF) 22.00; Deutschstunde 11.00; Systemsprenger<br />
13.15; M. C. Escher: Reise indie Unendlichkeit –<br />
Escher: Het oneindige zoeken –Journey Into Infinity<br />
(OmU) 15.30; Der Glanz der Unsichtbaren –Les<br />
invisibles (OmU) 17.00; Parasite (OmU) 19.00;<br />
Scary Stories toTell inthe Dark (OmU) 21.15; Joker<br />
(OmU) 23.15<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Parasite 14.20, 17.10,<br />
20.00, 22.50; New Der Glanz der Unsichtbaren<br />
16.00,20.50, 23.00; Systemsprenger 18.15<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 5389590) Die Addams Family<br />
14.00, 16.00, 18.00; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />
14.00, 16.00; 3D: Maleficent: Mächte<br />
der Finsternis 14.45, 17.45; Das perfekte Geheimnis<br />
15.00,17.30, 20.15; Invisible Sue 15.15,<br />
18.00; Terminator –Dark Fate 17.30, 20.30; Zwingli<br />
–Der Reformator 20.00; Ich war noch niemals in<br />
NewYork 20.15; Joker 20.30<br />
UnionFilmtheater (✆ 65 01 31 41)Lieber Antoine<br />
als gar keinen Ärger 13.00, 18.00; Ich war noch<br />
niemals in NewYork13.00, 15.20, 20.30;Doraund<br />
die goldene Stadt 14.00; Lino: Ein voll verkatertes<br />
Abenteuer 15.45; Immer und ewig 16.15; Das perfekte<br />
Geheimnis 18.00, 20.30; Eine ganz heiße<br />
Nummer 2.0 18.15; 3D: Gemini Man 20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 14.00; Joker 14.00,<br />
17.00, 20.00, 23.00; Das perfekte Geheimnis<br />
14.00,17.00,19.45,20.00,23.00;Everest 14.15;<br />
Invisible Sue 14.30; Die Addams Family 14.30;<br />
Bayala –Das magische Elfenabenteuer 14.30; Angry<br />
Birds 214.30; Terminator –Dark Fate 16.45,<br />
19.45, 23.00; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
16.45, 19.40, 22.30; Ich war noch niemals<br />
in New York 16.45, 19.45; Dem Horizont so nah<br />
16.45; 3D: Die Addams Family 17.00; Dora und<br />
diegoldene Stadt 17.15; Gemini Man19.45;Scary<br />
Stories toTell in the Dark 20.00; Es II 22.30; Halloween<br />
Haunt 22.45; Midnight Movie: Deadly Sins<br />
–Date mit einem Fetisch-Killer 23.00; 47Meters<br />
Down: Uncaged 23.00<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Alfons Zitterbacke 17.00;<br />
Zwingli 18.45; Deutschstunde 21.00; Born inEvin<br />
(OmU) 17.45;Verteidiger des Glaubens 19.30; Das<br />
Kapital im 21. Jahrhundert (OmU) 21.15<br />
Babylon (✆ 242 59 69) Korea Independent<br />
(OmenglU) 18.15; FFRB: Leap Into the Void<br />
(OmenglU; m. Gast) 18.30; Chinesisches Filmwochenende:<br />
Shen nu: Die Göttliche (OmenglU;<br />
Stummfilm m. Live-Musikbegleitung u. Gästen)<br />
19.30; FFRB: Love Circumstances (OmenglU; m.<br />
Gast) 20.00; Korea Independent: Uri Jigeum Manna<br />
–Let Us Meet Now (OmenglU) 20.00; Korea<br />
Independent: Maggie (OmenglU) 21.45; FFRB:<br />
Kurzfilmprogramm: Politics, Society and Dystopia<br />
(OmenglU; m.Gästen) 22.00<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) El<br />
olivo –Der Olivenbaum (OmU) 10.30; Fritzi 15.00;<br />
Invisible Sue 16.45; Lieber Antoine als gar keinen<br />
Ärger (OmU) 19.00; Joker (OmU) 21.30; Der große<br />
Gatsby 10.00; Invisible Sue 12.45; Joker (OmU)<br />
14.45, 17.30, 20.15, 23.00<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Die Addams<br />
Family 11.00, 13.20, 18.00; Das perfekte<br />
Geheimnis 11.00, 14.00, 17.00, 20.00, 23.00;<br />
Angry Birds 211.00; Der König der Löwen 11.10;<br />
Everest 11.20, 13.50; Dora und die goldene Stadt<br />
11.40, 14.20; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
11.45, 13.45, 16.45; Bayala 11.50, 14.00; Joker<br />
13.30,16.30, 19.30,23.10; Ich war noch niemals<br />
in New York 14.10, 16.20, 19.30; Terminator –<br />
Dark Fate 14.45, 17.00, 19.45, 22.45; Shaun das<br />
Schaf:UFO-Alarm15.40;AdAstra–Zu denSternen<br />
16.20; Downton Abbey 17.20; Scary Stories toTell<br />
in the Dark 17.45,20.30, 23.15; Joker (OF) 19.30;<br />
3D: Maleficent 20.10; Halloween Haunt 20.20,<br />
22.50; Dem Horizont so nah 20.20; Es II 22.30;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 22.40; 7. Kogustaki<br />
Mucize –Das Wunder in Zelle Sieben (OmU)<br />
23.10; Rambo 5: Last Blood 23.15<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Berlin Babylon<br />
(DFmenglU) 14.15; Nurejew(OmU) 16.15; Systemsprenger<br />
(DFmenglU) 19.00; Joker (OmU) 21.30;<br />
Weitermachen Sanssouci (DFmenglU) 15.00,<br />
22.00; Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait<br />
de la jeune fille en feu(OmU) 17.00,19.30; M.<br />
C. Escher: Reise indie Unendlichkeit (OmU) 15.00;<br />
Brittany Runs aMarathon (OmU) 17.00; Parasite<br />
(OmU) 19.15, 22.00; Deutschstunde 14.30; Joker<br />
(OmU) 17.00, 19.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 22.15; Der Glanz der Unsichtbaren<br />
–Les invisibles (OmU) 14.00; Parasite (OmenglU)<br />
16.15; Easy Love 21.15<br />
International (✆ 24 75 60 11)Joker (OmU) 15.00,<br />
21.00; Parasite 18.00<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Wiederentdeckt:<br />
Nebel (OF) 18.30; Nora S. 21.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
Joker 14.05, 17.10, 19.30, 22.30; Das perfekte<br />
Geheimnis 14.15, 17.00, 19.45, 22.30; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 14.20; Die Addams Family<br />
14.20; Angry Birds 214.20; Invisible Sue 14.30;<br />
Everest 14.30; Dora und die goldene Stadt 14.30,<br />
17.00; Bayala 14.50; 7. Kogustaki Mucize (OmU)<br />
16.40,19.45,23.00; 3D:Maleficent 16.55, 20.10;<br />
Gemini Man 17.00; Cinayet Süsü 17.00, 19.50;<br />
Terminator –Dark Fate 17.05, 19.50, 22.50; 3D:<br />
DieAddams Family 17.10; Halloween Haunt 19.40,<br />
22.45; Joker (OF) 20.00, 22.15; Scary Stories to<br />
Tell in the Dark 20.05, 23.00; Merhaba Güzel Vatanim<br />
(OmU) 22.40; Karakomik Filmler (OmU) 23.00<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) Systemsprenger 10.30;<br />
Parasite (OmenglU) 13.00, 21.30; Shaun das<br />
Schaf: UFO-Alarm 15.20; Joker (OmU) 17.00,<br />
23.50; Preview: Pferde stehlen –Utogstjaele hester<br />
(OmU) 19.15<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Porträt einer jungen<br />
Frau inFlammen –Portrait de la jeune fille en feu<br />
(OmU) 16.20; Joker (OF) 19.00; Parasite (OmenglU)<br />
21.45<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Joker (OmU) 17.15,<br />
20.00, 21.20, 22.40; Das perfekte Geheimnis<br />
14.30, 17.15, 20.00, 22.40; Systemsprenger<br />
14.30, 16.00, 18.40<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Parasite (OmenglU)<br />
17.30, 20.30; Joker (OF) 17.00, 19.45, 22.30;<br />
Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portraitdela<br />
jeune fille enfeu (OmenglU) 16.40, 19.20, 22.00;<br />
M. C. Escher: Reise in die Unendlichkeit –Escher:<br />
Het oneindige zoeken –Journey Into Infinity (OF)<br />
16.40; Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait<br />
de la jeune fille en feu (OmU) 18.40, 21.20;<br />
Parasite (OmU) 16.10, 19.00, 21.50<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
Dora und die goldene Stadt 14.00; Das perfekte<br />
Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00, 20.30, 23.00;<br />
Dem Horizont so nah 14.15; Die Addams Family<br />
14.25; Maleficent: Mächte der Finsternis 14.30;<br />
Bayala – Das magische Elfenabenteuer 15.00;<br />
Terminator –Dark Fate 16.30, 19.30, 22.40; Joker<br />
16.50, 19.40, 22.45; Ich war noch niemals in New<br />
York 17.10; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
17.15, 19.50; 3D: Die Addams Family 17.30; Gemini<br />
Man 20.10, 23.00; Es II 22.40
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
eater<br />
cken Boot<br />
Mosley spielt au fseinen<br />
on eines Planeten“ durch.<br />
wie unterhaltsame<br />
igen +Art Berlin<br />
Bildern dieser Ausstellung schlagen<br />
Preisboxer völlig ins Leere, versagen<br />
schwarz-weiße und bunte Geometrien<br />
völlig bei der Orientierung, verspricht<br />
eine leuchtend blaueWasserstraße<br />
das sprichwörtliche „Blaue<br />
vomHimmel“ und droht darüber ein<br />
dystopisch lila Himmel mit einem<br />
erbarmungslos kaltem Mond.<br />
Mosleys „A planets revolution“<br />
ist ein tief melancholisches und zugleich<br />
krachfarbenes Spiegelbild<br />
unserer Welt. Möglicherweise hat<br />
die Shakespeare’sche Brexit-Tragödie,<br />
haben die absurden Wendungen,<br />
Wirrungen, Kapriolen, die des<br />
Malers Heimatinsel derzeit beim<br />
endlosen Scheidungsprozess aus<br />
der Europäischen Union vollführt,<br />
zu diesen Bildwelten beigetragen.<br />
Jedenfalls zeigt der junge Maler das<br />
Welttheater mehrfach in einem<br />
völlig lecken Boot und auch in einer<br />
Bühnen-Kulisse, die jederzeit<br />
einzustürzen droht, was beim Betrachter<br />
halb Lachen, halb Heulen<br />
auslösen könnte.<br />
Dabei aber gibt es weder eine<br />
zeitliche, geografische noch stilistische<br />
Ordnung. Alles geht durcheinander,<br />
wird sozueiner von Grotes-<br />
Ryan Mosley: „Hands turn“, 2019, Öl/Lw.<br />
MEIN BILD DER WOCHE<br />
Der Maler: Ryan Mosley, geboren 1980<br />
in Chesterfield in der Grafschaft Derbyshire,<br />
lebt mit Frau und KinderninLondon.<br />
Er studierte an der Huddersfield Universität<br />
und dann am RoyalCollegeofArt.<br />
Galerist JudyLybkeentdeckte die ungewöhnliche<br />
Stilistik des jungen Malers bereits<br />
2012 für das Eigen+ArtLaboratorium<br />
und stellt ihn nun zum vierten Male<br />
aus. Inzwischen gehörtder Brite fest zum<br />
Künstlerkreis der Galerie.<br />
Die Ausstellung „A planets revolution“<br />
bis 30. November in der Galerie Eigen +<br />
ArtBerlin, Auguststr.26<br />
Di–Sa 11–18 Uhr,Tel.: 280 66 05<br />
Internet: www.eigen-art.com<br />
GALERIE EIGEN + ART LEIPZIG/BERLIN/JULES LISTER<br />
kendurchwobenen Dante’schen Komödie<br />
über das Malen an sich. Und<br />
dafür hält bei dem Briten auch ein<br />
mit bunten Bommeln behängtes Kamel<br />
vor der Kulisse des von Zwist<br />
und Krieg zerrissenen Gelobten<br />
Landes her. Die Satteldecke des<br />
Trampeltieres ist derweil dekorativ<br />
mit den typischen farbigen Vierecken<br />
der weltmarktpreisigen Gerhard-Richter-Abstraktionen<br />
versehen.<br />
Hommage oder Persiflage?<br />
Irritiertund auch amüsiertsehen<br />
wir den so viel ernster gewordenen<br />
Ryan Mosley in der Malerei-Geschichte<br />
herumsteigen, von Daumier<br />
und den Romantikern bis Chagall<br />
und zu Kitaj.VonHogarth bis Degas,von<br />
Manet und Picasso bis Magritte.<br />
Von Leger zu Mondrian und<br />
Richter. Dazwischen streut der Londoner<br />
eine große Prise Dada und<br />
lässt orthodoxe Juden, Muslime und<br />
auch die die komisch-naiven Typen<br />
des Franzosen Henri Rousseau auftreten.<br />
Aber anders als die klassischen<br />
Surrealisten pflanzt Mosley all<br />
seine unwirklichen Typen in eine<br />
sehr reale Welt. Und indieser Welt<br />
lebt, trotz aller Untergangs-Szenarien:die<br />
Malerei.<br />
Szenische Lesung<br />
Eine<br />
literarische<br />
Rekonstruktion<br />
Das<br />
alte Tiergartenviertel<br />
gehörte einst zu den prominentesten<br />
Quartieren Berlins:<br />
Hier lebten von der Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts bis zum<br />
Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
Künstler, Sammler, Bankiers,<br />
Politiker und Journalisten, die<br />
sich in den zahlreichen Salons<br />
des Viertels trafen. Schon seit<br />
den 30er-Jahren verschwanden<br />
Teile des sogenannten Geheimratsviertels<br />
für die vonAlbert<br />
Speer geplante „Welthauptstadt<br />
Germania“. Wenig<br />
später wurden im Zweiten<br />
Weltkrieg große Teile des Viertels<br />
zerstört. An einem der letzten<br />
verbliebenen Orte –der St.<br />
Matthäus-Kirche – kommen<br />
die ehemaligen Bewohnerinnen<br />
und Bewohner des Stadtteils<br />
wieder zu Wort. Eine literarische<br />
Rekonstruktion in<br />
drei Akten. Hannes Langbein<br />
DieverschwundeneStadt<br />
18.15Uhr,St. Matthäus-Kirche, Einführung,19Uhr<br />
Lesung,Matthäikirchplatz.<br />
So, 3. 11.,16.30Uhr,Führung durchdas<br />
Tiergartenviertel,18Uhr Gottesdienst,<br />
info@stiftung-stmatthaeus.de<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902992212)<br />
20.00: Vitaliy Schall (Konzertgitarre), Eine musikalische<br />
Weltreise mit Werken vonJ.S.Bach, D. Scarlatti, I.<br />
Albéniz, A. Alexandrowund A. Barrios Mangore<br />
Spandovia Sacra (✆ 333 80 54)<br />
19.30:Niccolo-Quartett, KonzertuntermDach,<br />
Antonin Dvorak: Streichquartett op. 51 in Es-Dur<br />
St. Elisabeth-Kirche (✆ 44043644)<br />
19.30: 35 Jahre lautten compagneyBerlin, Bach<br />
ohne Worte, Bachkantaten instrumental<br />
Theater im Delphi (✆ 70128020)<br />
19.00: RollOverBeethoven–Revolution: Eckart<br />
Runge(Violoncello), Jacques Ammon (Klavier), Werke<br />
vonBeethoventreffen auf Rock, Popund Jazz<br />
Trinitatis-Kirche Charlottenburg (✆ 3186850)<br />
19.00: Voices: Chor par Coeur,Fugatonale, Die Kleine<br />
<strong>Berliner</strong> Chorversuchung,Kissi-Chor,Young Voices<br />
MDG, 18. Benefiz-Konzertfür AIDS-Waisen in Namibia<br />
Ölbergkirche (✆ 6169310)<br />
20.00: Mauricio Nader,Gast: Benjamin Kiersch,<br />
Solokonzertfür E-Bass mit Werken vonPachelbel,<br />
Bach, Vivaldi, Víctor Jara, Paulinho Nogueira, Horacio<br />
Salinas, Jaime Atria, Mauricio Nader<br />
KINDER<br />
Ballhaus Ost (✆ 44 039168)<br />
18.00: Fennymore oder Wieman Dackel im Salzmantel<br />
macht, Kirsten Reinhardt &Sebastian Mauksch,<br />
InteraktiveSchauspiel-Performance (ab 9J.)<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27596971)<br />
17.00:Aladdin und die Wunderlampe (ab 4bis 14 J.)<br />
Puppentheater Firlefanz (✆ 283 35 60)<br />
16.00: Der Froschkönig,Märchenhaftes Puppentheater<br />
(ab 4bis 9J.)<br />
Schaubude (✆ 4234314)<br />
11.00, 20.00: Anne Frank, Artisanen, dokumentarisches<br />
Theater mit Puppen und Objekten (ab12J.)<br />
Varia Vineta (✆ 43 723244)<br />
16.00: Schneewittchen (ab 3J.). Anm. erf.<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Bibliothek am Luisenbad (✆ 901845610)<br />
20.00 Puttensaal: Der König der Vagabunden, Bea<br />
Davies, Patrick Spät, Lilian Pithan, Buchpremiere,<br />
Lesung &Gespräch<br />
Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />
19.30: „Stolpern, aber bitte nicht fallen“, Lesung mit<br />
GNL-Autor*innen<br />
Figurentheater Grashüpfer (✆ 53 695150)<br />
18.00: <strong>Berliner</strong> Märchentage2019: Langer Märchenabend,<br />
mit Janine Schweiger,NorbertSchwarz, Kristiane<br />
Balsevicius, Sigrid Schubertund Nicola Knappe<br />
Geistesblüten (✆ 49 961792)<br />
19.00:Die jüngsten Tage,Tom Müller,Gespräch:<br />
Simon Strauß (FAZ)<br />
Heinrich-Böll-Stiftung (✆ 285340)<br />
18.30: Europe ’89–The Promise Recalled: Durs<br />
Grünbein liest aus seinen Texten, Lesung und<br />
Gespräch mit Aleida Assmann<br />
KulturCafé (Friedelstr.28)<br />
19.30:Homestories, Klaus Dobler<br />
Lettrétage (✆ 6924538)<br />
20.00: Vonder Schönheit der Welt, Sprechstückemit<br />
Musikbegleitung mit Lioba Happel, Signe Ibbeken,<br />
Sabine Schönfeldt, Moderiertvon Lioba Happel<br />
Planetarium am Insulaner (✆ 790 09 30)<br />
20.00: rbb-Hörspielkino:Das Phantom der Oper,<br />
Autor:Gaston Leroux; Regie: Regine Ahrem Mit: Matthias<br />
Habich, Mirco Kreibich, Fabian Hinrichs u.a.<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55775252)<br />
19.00: Die Kinder,Lesung des Stücks vonPeter<br />
Hacks zum Auftakt des jährlichen Arbeitstreffens der<br />
Peter Hacks Gesellschaft e.V.<br />
Theater o.N. (✆ 4409214)<br />
20.00: Literatursalon am Kollwitzplatz: Volker Demuth<br />
und Gerhard Falkner,Lesung und Gespräch, Mod.:<br />
Martin Jankowski<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 065777)<br />
20.00 Roter Salon: Kabeljau &Talk: Die literarische<br />
Late-Night-Show,<br />
Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 184510)<br />
20.00:Theater ex libris: Dracula, Live-Hörspiel<br />
KONZERT<br />
A-Trane (✆ 3132550)<br />
21.00: Elliot Galvin +melting pot, Jazzfest Berllin<br />
Acud MachtNeu (✆ 98352613)<br />
18.00Kunsthaus: Eufonia Festival 2019<br />
Arcanoa (✆ 67962651)<br />
21.30: Pathetic +Whatremains +Jamie Dark<br />
b-flat (✆ 2833123)<br />
21.30: Tribute to John Coltrane &JohnnyHartman –<br />
Atrin Madani (voc), Finn Wiesner (ts), Tino Derado (p),<br />
Vincent Niessen (b), Sebastian Merk (dr)<br />
Badehaus (✆ 95592776)<br />
19.00:Copia, Near The Abyss +Dispray(Debut)<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 8610080)<br />
21.00: RicoMcClarrin &the Grateful Natives<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.00:Anna Of The North<br />
Bi Nuu (✆ 69566840)<br />
20.00: DICEConference +Festival 2019<br />
Gretchen (✆ 25922702)<br />
20.00:Emma-Jean Thackray’sWalrus +Neue Grafik<br />
Ensemble<br />
Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (✆ 25489100)<br />
18.00:Brian Marsella, Christian Lillinger’s„Open<br />
Formfor Society“, Australian ArtOrchestra feat.Julia<br />
Reidy, Jazzfest Berlin<br />
21.00Oberes Foyer: KIM Collective, Jazzfest Berlin<br />
21.15Kassenhalle: Angel Bat Dawid &The Brothahood,<br />
Jazzfest Berlin –Late Night Plus<br />
22.30:Late Night Lab 1–Kaos Puls, Moskus Trio,<br />
Mopcut, Jazzfest Berlin<br />
Haus der Kulturen der Welt (✆ 39 787175)<br />
21.00: Afro-Sonic Mapping:Eröffnungskonzertmit<br />
TeddyN’singi, Sacerdote, MC Khris, Kiluanji Kia Henda,<br />
Suyá Nascimento, Celo Dut, Satch Hoyt<br />
Kiste (✆ 9987481)<br />
21.00: BirdEatsBaby<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726279333)<br />
20.00: HollowCoves<br />
Kulturbrauerei/Kesselhaus (✆ 44 315100)<br />
20.00: Black/Rosie, The AC/DC’s<br />
Lido (✆ 69 566840)<br />
20.00: Fiva<br />
Mercedes-Benz Arena (✆ 20 60708899)<br />
18.30: Volbeat<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Julien Chang<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 488132)<br />
20.00:GinzburgDynastie, Klezmer Festival<br />
Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />
22.30: TheYoung Mothers, Jazzfest Berlin<br />
Radialsystem (✆ 288 78 8588)<br />
20.00: Hauschka (Piano &Electronics) &Edivaldo<br />
Ernesto (Tanz), Um:laut<br />
CLUB<br />
Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />
23.59:CadenzaxJanus, Minimal Violence (live), New<br />
Frames (live), Evil Grimace, Gabber Eleganza u.a.<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00Ballsaal: Schwoof, Clärchen &Freunde<br />
Kulturbrauerei (✆ 44315100)<br />
22.00:Halloween in der Kulturbrauerei<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 9333)<br />
22.00: Rebel Yell –Lovethe 80s!, Hey, my Commander<br />
&RadioRadau<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59: All YouNeed Is Ears xSonic Groove,Adam X,<br />
Aksamit, Dadub (live), Dasha Rush, Korridor (live),<br />
Orphx (live), Rachel Lyn(hybrid Set) u.a.<br />
KINO<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Easy Love (OmenglU)<br />
12.00; Die Insel der hungrigen Geister –Island of<br />
the Hungry Ghosts (OmenglU) 12.10; Djon Africa<br />
(OmU) 14.00; Weitermachen Sanssouci (OmenglU)<br />
14.20; Kurenai no buta –Porcorosso 16.00; Porträt<br />
einer jungen Frau in Flammen –Portrait de la jeune<br />
fille enfeu (OmU) 16.10, 21.00; Flora, das Leben<br />
ist kein Ponyhof (OmenglU) 19.30; Invasion: Flora,<br />
das Leben ist kein Ponyhof –Flora noescanto la<br />
vida (OmenglU) 19.30; Parasite (OmenglU) 21.10;<br />
Bait (OmU) 23.20<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Systemsprenger<br />
15.00; Parasite 17.40, 20.30; Everest<br />
15.00; Ich war noch niemals in New York 17.15,<br />
20.00<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Das perfekte<br />
Geheimnis 15.00, 17.45, 20.30; Parasite<br />
14.20, 17.10, 20.00; Parasite (OmU) 20.50; Parasite<br />
(OmenglU) 22.30; Systemsprenger 14.40,<br />
18.10; Invisible Sue 16.00; Joker (OmU) 18.00;<br />
Joker 20.45; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />
15.20,17.20,20.00<br />
Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 13.45, 16.10;<br />
Invisible Sue 13.45; Systemsprenger 13.50,<br />
19.00; Joker (OmU) 14.00, 17.00, 20.00, 23.00;<br />
Das perfekte Geheimnis 14.00, 16.50, 19.45,<br />
22.40; Deutschstunde 14.10, 19.15; Shaun das<br />
Schaf: UFO-Alarm 14.15; Bayala –Das magische<br />
Elfenabenteuer 14.15, 16.45; Parasite 16.30,<br />
19.30; Der Glanz der Unsichtbaren 16.30, 19.00;<br />
Porträt einerjungen Frau in Flammen 16.40, 19.30;<br />
Nurejew 17.00; Ich war noch niemals inNew York<br />
20.00; Lieber Antoine als gar keinen Ärger 21.30;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood (OmU) 22.00;<br />
Midsommar (OmU) 22.15; Porträt einer jungen Frau<br />
in Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />
22.30; Parasite (OmU) 22.40; AdAstra –Zuden<br />
Sternen (OmU) 23.00<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Nurejew (OmU) 17.45;<br />
Der seltsame Klang des Glücks 20.00; Vulkan –<br />
Volcano (OmU) 21.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 14.15; Das perfekte<br />
Geheimnis 14.15, 17.15, 20.15, 23.00; Joker<br />
14.20,16.50,19.50, 22.55; Dora und die goldene<br />
Stadt 14.20, 16.45; Die Addams Family 14.20;<br />
Angry Birds 214.30; Der König der Löwen 14.35,<br />
17.15; Everest 14.45; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />
14.45;<br />
Shaundas Schaf:UFO-Alarm 14.50, 17.00;Ich war<br />
noch niemals in NewYork 16.35; Terminator –Dark<br />
Fate 16.55, 19.35, 22.55; 3D: Die Addams Family<br />
17.00; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
17.05, 19.55, 22.55; Dem Horizont so nah 17.20;<br />
Once Upon aTime in... Hollywood 19.20; Systemsprenger<br />
19.25; 25km/h 19.45; Downton Abbey<br />
19.55; Halloween Haunt 20.00, 22.30; Scary Stories<br />
to Tell in the Dark 20.05; Midsommar 22.40;<br />
Midnight Movie: Deadly Sins – Date mit einem<br />
Fetisch-Killer 22.45; 47 Meters Down: Uncaged<br />
22.55; Sneak Preview 23.00<br />
Zeiss-Großplanetarium (✆ 42 18 45 12) Shaun<br />
das Schaf: UFO-Alarm 16.00; Yuli 18.00; Alien<br />
–Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt<br />
(OF) 21.00<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Deutschstunde 14.45; Lieber Antoine alsgar keinen<br />
Ärger 17.35, 20.15<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02)Nurejew18.00;Deutschstunde<br />
20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Porträt einer jungen Frau<br />
in Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />
15.00,17.45,20.30<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Porträteiner jungen Frau in<br />
Flammen 17.30; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />
–Portrait delajeune fille enfeu (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Shaun<br />
das Schaf: UFO-Alarm 10.00, 12.15; Everest<br />
10.00; Die Addams Family 10.00, 12.00, 14.30;<br />
Bayala – Das magische Elfenabenteuer 10.00,<br />
12.00, 14.50; Angry Birds 2 10.00; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 12.10, 14.00; AToy Story:<br />
Alles hört auf kein Kommando 12.15; Das perfekte<br />
Geheimnis 14.00, 16.45, 19.50, 22.40; Joker<br />
14.20, 17.20, 19.30,22.30; Terminator –Dark Fate<br />
16.45, 19.45, 22.45; 3D: Maleficent: Mächte der<br />
Finsternis 16.50, 20.15, 23.00; Ich war noch niemals<br />
in NewYork 17.00, 19.55; Gemini Man 23.00<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />
Und der Zukunft zugewandt 13.00; Downton Abbey<br />
15.15; Systemsprenger 17.45; Deutschstunde<br />
20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Ich war noch niemals<br />
in NewYork 14.00, 17.00, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 0520)<br />
Shaun das Schaf: UFO-Alarm 10.00, 12.05; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 10.00,12.15, 14.25;<br />
Everest 10.00, 12.00; Dora und die goldene Stadt<br />
10.00, 12.10, 14.20; Die Addams Family 10.00,<br />
12.05, 14.20; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />
10.00, 12.35, 15.00; Angry Birds 210.00,<br />
12.10, 14.40; Joker 14.20, 17.10, 20.05, 22.30;<br />
Das perfekte Geheimnis 14.30, 16.35, 17.20,<br />
19.30, 20.05, 23.00; 3D: Die Addams Family<br />
17.00; Terminator–DarkFate17.10, 20.05, 23.00;<br />
3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 17.15,<br />
19.30; Gemini Man 17.20, 23.00; Downton Abbey<br />
20.05; Halloween Haunt 20.10, 23.00; Joker (OF)<br />
22.30; Es II 22.40<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Das perfekte<br />
Geheimnis 15.15, 17.45, 20.30;Maleficent:Mächte<br />
der Finsternis 15.30, 18.00; Everest 15.45; Die<br />
Addams Family 15.45, 18.00; Terminator –Dark<br />
Fate 17.45, 20.30; Sneak Preview 20.15; Joker<br />
20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Rithy Pahn, Eröffnung:<br />
Graves Without aName –Les tombeaux sans noms<br />
(OmenglU; m. Einführung) 20.00; Peter Lilienthal:<br />
David 19.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 806969)<br />
Joker 13.00, 13.30, 16.10, 16.40, 19.20, 19.50,<br />
22.30; Ich war noch niemals in New York 13.00,<br />
13.30, 16.15, 19.20; Das perfekte Geheimnis<br />
13.00, 14.00, 16.00, 17.20, 19.00, 20.30, 22.10,<br />
23.00; Maleficent: Mächte der Finsternis 13.10,<br />
14.00, 17.00; Terminator–Dark Fate 13.15,17.00,<br />
19.50, 23.00; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
13.30, 16.30, 19.40, 22.50; Everest 13.30;<br />
Good Boys 13.40; Shaun das Schaf: UFO-Alarm<br />
13.50; Der König der Löwen 14.00, 16.40, 19.50;<br />
Bayala –Das magische Elfenabenteuer 14.00; Angry<br />
Birds 214.10; Die Addams Family 14.30; Invisible<br />
Sue 14.50; Yesterday 16.10; Downton Abbey<br />
16.10, 19.15; Parasite 16.30, 19.40, 22.20; Dora<br />
und die goldene Stadt 16.30; Dem Horizont so nah<br />
16.30, 19.15; After the Wedding 16.30; Gemini<br />
Man16.50,19.50,23.00;HalloweenHaunt 17.00,<br />
20.20, 23.00; 3D: Die Addams Family 17.10; Scary<br />
Stories to Tell in the Dark 17.20, 19.45, 20.10,<br />
23.00; Gut gegen Nordwind 19.15; Once Upon a<br />
Time in... Hollywood 19.20, 23.00; Systemsprenger<br />
19.25; Es II 20.15, 22.40; Ready orNot? –Auf die<br />
Plätze,fertig,tot 22.20; Midsommar 22.30; Fast &<br />
Furious: Hobbs &Shaw 22.30; 47Meters Down:<br />
Uncaged 22.50, 23.00<br />
CineStar im Sony Center (✆ 04 51/703 0200)<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis (OF) 13.30,<br />
17.15, 22.15; Joker (OF) 13.30, 16.30, 19.30,<br />
20.45, 22.45; Terminator –Dark Fate (OF) 13.40,<br />
16.50, 20.00,23.10; Shaun das Schaf: UFO-Alarm<br />
(OF) 13.40; DieAddams Family (OF) 14.10, 16.30;<br />
Der König der Löwen (OF) 14.10; Dora und die goldene<br />
Stadt (OF) 14.30; Downton Abbey(OF)16.00;<br />
3D: Maleficent: Mächte der Finsternis (OF) 16.20,<br />
19.20; Once Upon a Time in... Hollywood (OF)<br />
17.00, 19.00; Parasite (OmenglU) 19.00, 22.50;<br />
Scary Stories to Tell in the Dark (OF) 20.15, 23.00;<br />
Ad Astra –Zuden Sternen (OF) 22.20<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Buckelwale:<br />
Giganten der Meere 11.45; Terminator –Dark<br />
Fate (OF) 13.00, 19.15, 22.30; Terminator –Dark<br />
Fate 16.10<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Videodrome (OF)<br />
20.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) Die Addams Family 14.00,<br />
16.00; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />
14.00; Dora und die goldene Stadt 14.30; 3D:<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 15.00, 17.30,<br />
20.30; Das perfekte Geheimnis 15.00, 17.30,<br />
20.00, 22.30; Ich war noch niemals in New York<br />
16.00,20.45; Terminator –Dark Fate 17.00, 20.00,<br />
22.30; Joker 18.00, 20.00, 22.30; Halloween<br />
Haunt 19.00,22.45<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) Nurejew 16.15; M.<br />
C. Escher: Reise indie Unendlichkeit 18.45; EsII<br />
20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />
Terminator–DarkFate 14.00,16.45, 20.00,22.50;<br />
Das perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00,<br />
23.00; Maleficent: Mächte der Finsternis 14.10,<br />
17.00; Joker 14.15, 17.15, 20.15, 23.00; Dora<br />
und die goldene Stadt 14.15; Die Addams Family<br />
14.20, 17.10; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />
14.20; Angry Birds 214.30; Everest 14.40;<br />
Ad Astra –Zuden Sternen 16.40, 23.10; Ich war<br />
noch niemals in NewYork 16.50, 19.30; Shaun das<br />
Schaf: UFO-Alarm 17.10; Scary Stories toTell in<br />
the Dark 17.15, 20.00, 22.45; Once Upon aTime<br />
in... Hollywood 19.30; 7.Kogustaki Mucize –Das<br />
Wunder in Zelle Sieben (OmU) 19.35, 22.45; 3D:<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 19.50; Halloween<br />
Haunt 20.15, 23.10;EsII22.30; Gemini Man<br />
23.10<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Die<br />
Addams Family 14.15; Bayala 14.15; Maleficent<br />
14.20; AToy Story 14.20; Everest 14.30; Dora und<br />
die goldene Stadt 14.30; Das perfekte Geheimnis<br />
14.30, 16.35, 20.00, 22.45; Cinayet Süsü 16.30,<br />
19.30; 7.Kogustaki Mucize (OmU) 16.45, 19.30,<br />
22.30; Terminator – Dark Fate 17.00, 20.00,<br />
23.00;Joker 17.10, 20.00, 23.00; 3D: DieAddams<br />
Family 17.10; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
17.15, 19.40; Merhaba Güzel Vatanim (OmU)<br />
19.45; Halloween Haunt 22.30; Gemini Man 22.30<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Premiere:<br />
Eine eiserne Kassette (mit Gästen) 19.00; Systemsprenger<br />
21.15<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 4001) InEx. Filmfestival:<br />
12 Tage –12jours (OmU) 19.30<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Ich war noch niemals<br />
inNew York 12.45; Das perfekte Geheimnis<br />
15.30, 18.00, 20.30; Das perfekte Geheimnis<br />
10.00, 12.30; Invisible Sue 15.00; Ich war noch<br />
niemals inNew York 17.15, 20.00<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) M.C.Escher:<br />
Reise in dieUnendlichkeit 16.00;Der Glanz der Unsichtbaren<br />
–Les invisibles (OmU) 18.00; Systemsprenger<br />
20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Deutschstunde<br />
15.00; Downton Abbey 17.45; Gelobt sei Gott<br />
20.15<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Cleo 16.00; Verteidiger des<br />
Glaubens 18.00; Zwingli –Der Reformator 20.30<br />
Capitol (✆ 831 6417) Parasite 14.50, 20.30;<br />
Nurejew 17.45<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)<br />
Systemsprenger 17.00; Weitermachen Sanssouci<br />
19.15; Once Upon aTime in...Hollywood 21.00<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Wenn wir<br />
erst tanzen 13.45; Shaun das Schaf: UFO-Alarm<br />
13.45; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 13.45;<br />
Invisible Sue 14.30; Porträt einer jungen Frau in<br />
Flammen 15.45, 20.45; Verteidiger des Glaubens<br />
15.45; Das perfekte Geheimnis 15.45, 18.15,<br />
20.45;Code of Survival –Die Geschichte vomEnde<br />
der Gentechnik 16.30; Parasite 17.45, 20.30;<br />
Deutschstunde 18.15; Der Glanz der Unsichtbaren<br />
18.30; Systemsprenger 20.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70) Ich<br />
warnoch niemals in NewYork 13.40, 16.40, 19.50;<br />
Everest 13.50, 17.10; Angry Birds 213.50; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 13.55, 16.45; Das<br />
perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 19.40, 20.00,<br />
23.00; Shaun das Schaf: UFO-Alarm 14.10; Die<br />
Addams Family 14.10; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />
14.20; Terminator –Dark Fate 16.30,<br />
19.45, 23.00; Der König der Löwen 16.50; Joker<br />
16.55, 19.55, 20.15, 23.00; 3D: Die Addams Family<br />
17.15; Gemini Man 19.35, 23.00; 3D: Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 19.50, 23.00; Es II<br />
22.40; Halloween Haunt 23.00<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Die AddamsFamily15.00;Das<br />
perfekte Geheimnis 17.15,<br />
20.00<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />
Nurejew 17.15; Der Glanz der Unsichtbaren 20.00<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Das perfekte<br />
Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00, 23.00;<br />
Shaun das Schaf 14.30; Gut gegen Nordwind<br />
14.30; Everest 14.30; Dora 14.30; Ich war noch<br />
niemals in New York 14.45, 17.00, 20.00; Die Addams<br />
Family 14.45, 17.30; Angry Birds 214.45;<br />
Maleficent 14.50, 17.00; Bayala 15.00, 17.20;<br />
Joker 17.00, 20.00, 23.15; Dem Horizont so nah<br />
17.00; Terminator 17.15, 20.15, 23.00; 3D: Maleficent<br />
17.30, 19.45; Scary Stories toTell in the<br />
Dark 17.45, 20.15,22.45; Es II 19.40, 22.30; 3D:<br />
Gemini Man 19.45; Halloween Haunt 20.15,23.00;<br />
Angel Has Fallen 20.15; Once Upon aTime in...<br />
Hollywood 22.25; Fast &Furious 22.50; AdAstra<br />
23.00; Ready or Not? 23.15<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 15.00; Das perfekte<br />
Geheimnis15.00, 17.45, 20.30; Die Addams Family<br />
15.30; Terminator –Dark Fate 17.45, 20.30; 3D:<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 17.45, 20.30;<br />
Sneak Preview 20.15<br />
FilmpalastOranienburg (✆ 03301/70 48 28) Die<br />
Addams Family 14.30; Maleficent 14.45, 17.15;<br />
Das perfekte Geheimnis 15.00, 17.30, 20.00,<br />
22.30; Ich war noch niemals in New York 15.15,<br />
17.45; 3D: DieAddams Family 16.15; Joker 18.00,<br />
20.30, 23.10; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
19.45; Terminator –Dark Fate 20.15, 23.00;<br />
Justice –Verstrickt imNetz der Macht 23.00<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Shaun das<br />
Schaf: UFO-Alarm 15.00; Everest 15.45; Ich war<br />
noch niemals in New York 17.00; Joker 18.00,<br />
20.00; Systemsprenger 20.30
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
STREAMING<br />
Apples<br />
erste<br />
Angebote<br />
VonMarcus Posimski<br />
Erfahrungsgemäß ist der November<br />
immer vollgepackt mit<br />
neuen Serien. In diesem Jahr gibt es<br />
besonders viel zu sehen, da neben<br />
den üblichenVerdächtigen nun auch<br />
Apple seinen Videostreamingdienst<br />
startet und gleich so richtig groß auffährt.<br />
„The Morning Show“: Das Frühstücksfernsehen,<br />
wie wir es kennen,<br />
kommt ursprünglich aus den USA.<br />
Dorthat die morgendliche Unterhaltung<br />
aus Tratsch, Neuigkeiten und<br />
Nachrichten ein lange Tradition. In<br />
„The Morning Show“ geht es um die<br />
Moderatorin Alex (Jennifer Aniston),<br />
die nach dem Rauswurf ihres Kollegen<br />
Mitch (Steve Carell) die ambitionierte<br />
Bradley (Reese Witherspoon)<br />
an die Seite bekommt, die es wiederum<br />
auf Alex’ Job abgesehen hat.<br />
DieSerie wirft augenzwinkernd einen<br />
Blick hinter die Kulissen einer „Morning<br />
Show“. Das Staraufgebot vor<br />
und hinter der Kamerahat sich Apple<br />
sicher nicht wenig kosten lassen.<br />
Zu sehen bei Apple TV+<br />
„Hache“: In dieser spanischen Serie<br />
geht es um die junge Frau Helena,<br />
die in den 60er-Jahren in Barcelona<br />
ins Heroingeschäft verwickelt wird.<br />
Die Serie basiert auf einer wahren<br />
Geschichte und wurde sehr aufwendig<br />
produziert. Wenn man 60er-<br />
Jahre-Atmosphäreund Mafia-Krimis<br />
mag, ist „Hache“ empfehlenswert.<br />
Zu sehen bei Netflix<br />
Heroingeschäfte in Spanien –darum geht<br />
es in der Serie „Hache“.<br />
NETFLIX<br />
„Watchmen“: Maskierte Polizisten,<br />
staatliche Autorität und ein Alienangriff,<br />
der Amerika und Russland zu<br />
Verbündeten werden lässt. Klingt<br />
verrückt –und das ist es auch. Damon<br />
Lindelofs („Lost“) neue Serie<br />
„Watchmen“ ist eine lose Adaption<br />
der als nicht verfilmbar geltenden<br />
Comicvorlage. Jeremy Irons, Don<br />
Johnson und Regina King sind drei<br />
von vielen großartigen Darstellern,<br />
die dieser Geschichte endlich eine<br />
würdige Adaption verschaffen.<br />
Zu sehen bei SkyAtlantic<br />
Und sonst noch: „Dickinson“ –eine<br />
historische Serie übers Heranwachsen,<br />
in deren Zentrum die junge<br />
Dichterin Emily Dickinson (Hailee<br />
Steinfeld) steht. Geschichtlich, aber<br />
mit modernem Humor.(Apple TV+).<br />
Waswäre, wenn das Wettrennen um<br />
die Vorherrschaft im All zwischen<br />
den USA und der UdSSR nie geendet<br />
hätte? Genau das wird inder Serie<br />
„For all Mankind“ (Apple TV+) behandelt.<br />
Marcus Posimski hat<br />
amerikanische Kultur mit<br />
Schwerpunkt Film studiert.<br />
Ein Begriff, der den meisten<br />
Menschen unheimlich-bizarr<br />
und aufregend-futuristisch<br />
zugleich erscheint,<br />
drängt in die Sphäreder öffentlichen<br />
Aufmerksamkeit. Er kombiniert die<br />
technologische Allmacht des digitalen<br />
Rechnens mit der ehrfurchteinflößenden<br />
Abstraktheit der bedeutendsten<br />
physikalischen Theorie des<br />
20. Jahrhunderts. Die Sprache ist<br />
vom Quantencomputer. Er verspricht<br />
eine technologische Revolution,<br />
die das 21. Jahrhundertähnlich<br />
starkprägen könnte wie die Entwicklung<br />
digitaler Schaltkreise das 20.<br />
Jahrhundert.<br />
Die Leistung der Qubits<br />
Lange waren Quantencomputer<br />
Stoff für Science-Fiction, ihre Realisierung<br />
lag weit in der Zukunft. Doch<br />
bekannterweise nähert sich uns<br />
diese immer schneller.Nun hat Google<br />
durchsickern lassen, dass seinen<br />
Ingenieuren die Konstruktion eines<br />
Quantencomputers gelungen sei,<br />
der zum ersten Mal ein Problem lösen<br />
kann, an dem herkömmliche<br />
Computer gescheitert sind. Konkret<br />
habe der Computer-Chip Sycamore<br />
für eine spezielle Rechenaufgabe,für<br />
die der weltbeste Supercomputer<br />
10 000 Jahre benötigt hätte, gerade<br />
einmal 200 Sekunden gebraucht.<br />
Wirkönnten also gerade Zeuge eines<br />
Sputnik-Moments in der Informationstechnologie<br />
werden. Auch<br />
wenn es sich hier eher um einen<br />
symbolischen Meilenstein handelt,<br />
da das von Sycamore gelöste Problem<br />
doch von sehr akademischer<br />
Natur ist, so könnte die Leistung von<br />
Google die Quanteninformationstechnologie<br />
ähnlich stimulieren wie<br />
der historische Sputnik-Moment der<br />
1950er-Jahredie Raumfahrt.<br />
Obwohl auch herkömmliche<br />
Computer immer kleinere Bauteile<br />
verwenden, bei denen Quantenef-<br />
Der neue Sputnik-Moment<br />
Wiedie Quanten-Computertechnik funktioniert und wie sie unser Leben verändern wird<br />
Kryptographie: Der Informatiker<br />
PeterShorentwickelte1994einen<br />
Algorithmus,<br />
mitdessen Hilfe ein<br />
Quantencomputer die heute<br />
verwendeten Verschlüsselungen<br />
binnen Minutenlösen<br />
könnte. Und auch die<br />
Suchenach Informationen<br />
in großen Datenbanken<br />
könnte deutlich schneller<br />
gehen.<br />
VonLars Jaeger<br />
DIE EINSATZMÖGLICHKEITEN<br />
Komplexe Aufgaben: Der<br />
Versuch, aus vielen Möglichkeiten<br />
die optimale Lösung<br />
zu finden, tritt in heutigen Industrieverfahren<br />
vielfach auf,<br />
beispielsweise in der industriellen<br />
Logistik, im Design<br />
vonMikrochips oder auch in<br />
der Optimierung vonVerkehrsflüssen.<br />
Hier könnten<br />
Quantencomputer ganz neue<br />
Maßstäbe setzen.<br />
fekte eine wichtige Rolle spielen, so<br />
basiert ihre Funktionsweise prinzipiell<br />
vollständig auf der klassischen<br />
Physik. In allen heutigen Computern<br />
werden die einzelnen Rechenschritte<br />
sequentiell abgearbeitet. Die<br />
kleinstmögliche Informationseinheit,<br />
das Bit, nimmt dabei immer einen<br />
wohldefinierten Zustand ein, 0<br />
oder 1. Quantencomputer dagegen<br />
verwenden direkt die Eigenschaften<br />
der Quantentheorie und unterliegen<br />
damit einer völlig anderen Informationstheorie.<br />
Die Entsprechung des<br />
klassischen Bits ist in Quantencomputerndas<br />
Quantenbit, kurzQubit.<br />
Und Qubits haben es in sich: Sie<br />
können beispielsweise verschiedene<br />
Zustände,also 0und 1, simultan annehmen.<br />
Das liegt an den Möglichkeiten<br />
von Quantenzuständen, in<br />
sogenannten Superpositionen zu<br />
existieren. Dies sind Überlagerungen<br />
sich klassisch gegenseitig ausschließender<br />
Zustände. Diese bizarre<br />
Eigenschaft von Quantenteilchen<br />
war einst Auslöser hitziger Diskussionen<br />
unter den Vätern der<br />
Quantenphysik. Dazu kommt, dass<br />
Künstliche Intelligenz: Die<br />
Technik funktioniertauf der<br />
Basis vonvielen Daten, die<br />
vonAlgorithmen ausgewertet<br />
werden. Die verwendeten Algorithmen<br />
könnten von<br />
Quantencomputernweitaus<br />
schneller und effizienter berechnet<br />
werden, was Maschinen<br />
noch einmal um ein<br />
Vielfaches schlauer machen<br />
würde.<br />
sich verschiedene Quantenteilchen<br />
in sogenannte verschränke Zustände<br />
bringen lassen. Es ist dann,<br />
als ob die Qubits mit einer unsichtbaren<br />
Feder aneinandergekoppelt<br />
sind. Jedes Quantenbit weiß, was die<br />
anderen gerade treiben.<br />
Mithilfe eines entsprechenden<br />
Algorithmus lassen sich verschränkte<br />
Qubits gleichzeitig verarbeiten.<br />
In dieser Parallelverarbeitung<br />
liegt die Potenz des Quantencomputers.<br />
Jemehr Qubits miteinander<br />
verschränkt sind, desto mehr<br />
Zustände können parallel verarbeitet<br />
werden. Anders als in herkömmlichen<br />
Computern, deren Rechenleistung<br />
linear mit der Anzahl der Rechenbausteine<br />
steigt, erhöht sich die<br />
Leistung eines Quantencomputers<br />
exponentiell mit der Anzahl der eingesetzten<br />
Qubits. Die Leistung eines<br />
Quantencomputers verdoppelt sich<br />
also nicht erst, wenn zu 100 Qubits<br />
weitere 100 Qubits hinzugeschaltet<br />
werden, sondern bereits, wenn nur<br />
ein einziges Qubit zu den 100 Qubits<br />
hinzugefügt wird. Kommen 10 dazu,<br />
vertausendfacht (genauer 1024-<br />
Twitter verzichtet auf politische Werbung<br />
Bei herkömmlichen<br />
Computernsteigt<br />
die Leistung linear<br />
mit der Anzahl der<br />
Rechenbausteine,<br />
bei Quantencomputernerhöht<br />
sich<br />
die Leistung<br />
exponentiell mit<br />
der Anzahl der<br />
eingesetzten<br />
Qubits.<br />
fach) sich seine Leistung, bei 50<br />
neuen Qubits ist der Quantencomputer<br />
bereits Milliarden Mal so<br />
schnell, und bei 100 neuen Informationsträgern,<br />
wenn sich die Leistungsfähigkeit<br />
eines klassischen<br />
Computers gerade mal verdoppelt<br />
hat, lässt sich die Erhöhung der Leistungsfähigkeit<br />
eines Quantencomputers<br />
kaum mehr in Zahlen benennen.<br />
Neue Medikamente<br />
ADOBE STOCK<br />
Mitdieser enormen Machtder Parallelrechnung<br />
ließen sich Probleme lösen,<br />
die selbst für die heute in Physik,<br />
Biologie, Wetterforschung und anderswo<br />
eingesetzten Supercomputer<br />
noch bei weitem zu schwierig zu sind.<br />
So ließen sich mit Quantencomputern<br />
ganz neue nützliche chemische<br />
Verbindungen ermitteln. Theoretische<br />
Physiker und Chemiker schlagen<br />
sich seit Jahrzehnten mit dem<br />
Problem herum, wie die energetisch<br />
günstigste Konfiguration vonElektronen<br />
in komplexen Molekülen und<br />
Atomverbänden zu finden ist. DerErfolg<br />
ist eher bescheiden.<br />
Für herkömmliche Computer<br />
sind diese Quantengleichungen zu<br />
schwierig zu lösen. Quantencomputer<br />
könnten das Verhalten der beteiligten<br />
Elektronen dagegen ohne<br />
weiteres direkt abbilden, da sie sich<br />
selber wie die Elektronen in einem<br />
Molekül wie ein Quantensystem<br />
verhalten. Mit dem damit möglichen<br />
besseren Verständnis von Molekülen<br />
und den Details der chemischen<br />
Reaktionen ließen sich beispielsweise<br />
neue Medikamente<br />
oder auch weit effizientere Batterien<br />
entwickeln.<br />
Unternehmenschef Jack Dorsey will, dass Parteien die Reichweite erarbeiten und nicht erkaufen<br />
werks prüfen zu lassen. Außerdem<br />
beschloss Facebook, nichts zu unternehmen,<br />
wenn Politiker falsche oder<br />
irreführende Informationen verbreiten.<br />
Im Gegensatz zu Twitter will Facebook-Chef<br />
Mark Zuckerberg auch<br />
weiterhin politische Botschaften als<br />
Werbung verbreiten lassen. Das bekräftigte<br />
er am Mittwoch unmittelbar<br />
nach der Twitter-Ankündigung<br />
in einer Telefonkonferenz zu den<br />
jüngsten Quartalszahlen. Dorsey kritisierte<br />
indirekt die Facebook-Posi-<br />
Lars Jaeger ist Physiker,<br />
Philosoph und Buchautor<br />
(„Mehr Zukunft wagen“).<br />
Twitter wirdweltweit keine politischen<br />
Inhalte mehr als Werbung<br />
verbreiten –und stellt sich damit klar<br />
gegen den großen Rivalen Facebook.<br />
„Wir glauben, dass Reichweite für<br />
politische Botschaften verdient werden<br />
muss, statt erkauft zu werden“,<br />
schrieb Twitter-Chef Jack Dorsey am<br />
Mittwoch.<br />
Werbung bei Twitter sind zum<br />
Beispiel Tweets,die gegen Bezahlung<br />
im Nachrichtenstrom von Nutzern<br />
platziert werden können – auch<br />
wenn sie diesem Account nicht folgen.<br />
Der weltweite Stopp für politische<br />
Werbung soll ab dem 22. November<br />
greifen, die ausführlichen<br />
Regeln dazu sollen eineWoche davor<br />
vorgestellt werden.<br />
Die Debatte über politische Werbung<br />
kommt in den USA ein Jahr vor<br />
der Präsidentenwahl 2020 immer<br />
mehr in Gang. In den vergangenen<br />
Wochen geriet vorallem Facebook in<br />
die Kritik wegen der Entscheidung,<br />
Anzeigen mit politischen Inhalten<br />
grundsätzlich nicht vonden Faktencheck-Partnern<br />
des Online-Netztion.Twitter<br />
würde sich unglaubwürdig<br />
machen, wenn die Firma einerseits<br />
sagen würde,man unternehme<br />
alles,umdie Verbreitung irreführender<br />
Informationen einzudämmen –<br />
sie aber zugleich gegen Bezahlung<br />
verbreiten ließe. Auch das unter anderem<br />
von Facebook vorgebrachte<br />
Argument, es gehe bei politischer<br />
Werbung um die Redefreiheit, ließ<br />
Dorsey nicht gelten. „Hier geht es<br />
nicht um freie Meinungsäußerung.<br />
Hier geht es darum, für Reichweite<br />
zu bezahlen“, schrieb er. (dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
BA setzt auf selbstfahrende<br />
Gepäckwagen<br />
Mitselbstfahrenden Gepäckwagen<br />
zwischen Terminal und Flugzeug<br />
will die Fluggesellschaft British Airways<br />
(BA) ihrePünktlichkeit erhöhen.<br />
Diebritische Fluglinie testet die<br />
fahrerlosen und emissionsfreien Vehikel<br />
am Londoner Flughafen<br />
Heathrow,wie die Airline mitteilte.<br />
Einzentraler Vorteil der Lösung ist,<br />
dass die Gepäcktransporter einzeln<br />
losfahren sollen, sobald sie voll sind<br />
–statt wie heute zu warten, bis alle<br />
Koffer in einen Wagenzug geladen<br />
wurden. (dpa)<br />
Software gewinnt gegen<br />
Gamer bei „StarCraft II“<br />
Beim Strategiespiel „StarCraft II“ ist der<br />
Computer geschickter.<br />
BLIZZARD<br />
DieKünstliche Intelligenz AlphaStar<br />
hat im Computerspiel „StarCraft II“<br />
die besten menschlichen Spieler geschlagen.<br />
DasSystem der zu Google<br />
gehörenden Entwicklerschmiede<br />
DeepMind schnitt dabei besser ab<br />
als 99,8 Prozent der aktiven menschlichen<br />
Gamer,wie aus einer Studie<br />
hervorgeht, die am Mittwoch im<br />
Journal Natureerschien. Bei„Star-<br />
Craft II“, eine Trilogie des US-amerikanischen<br />
Spielentwicklers Blizzard<br />
Entertainment, stehen sich zwei<br />
Kontrahenten auf einer begrenzten<br />
Kartegegenüber und versuchen,<br />
durch die Kontrolle vonEinheiten<br />
und Gebäuden die gegnerische Basis<br />
zu zerstören. (dpa)<br />
Kein Absatzeinbruch für<br />
Huaweinach US-Sanktionen<br />
Dieweitreichenden US-Sanktionen<br />
gegen Huawei haben Käufer von<br />
Smartphones des chinesischen Konzernsaußerhalb<br />
Chinas nach Berechnungen<br />
vonMarktforschern<br />
bisher kaum abgeschreckt. Im zweiten<br />
Quartal setzte Huawei außerhalb<br />
Chinas 25,3 Millionen Smartphones<br />
ab,wie aus Zahlen der Marktforschungsfirma<br />
Canalys hervorgeht.<br />
EinJahr zuvor waren es noch knapp<br />
27 Millionen gewesen. (dpa)<br />
AUSDER REDAKTION<br />
Berlin Mitte,<br />
der Podcast<br />
von<br />
Jochen Arntz<br />
Freitags<br />
ab sechs<br />
Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />
auch was zum Hören –direkt<br />
aus der Chefredaktion. „Berlin<br />
Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />
Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />
morgens Neues aus der Redaktion<br />
und Neues aus Berlin präsentiere.<br />
Diesmal spreche ich mit dem ehemaligen<br />
Bundestagspräsidenten<br />
Wolfgang Thierse über den 9. November,<br />
30Jahre Mauerfall und die<br />
friedliche Revolution.<br />
Wirhören uns,<br />
Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />
bei Twitter @JochenArntz
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 27<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55 (für HG)<br />
Tagesschau 10.00 (für HG) Katholischer<br />
Gottesdienst zu Allerheiligen 11.00 (für HG)<br />
Tagesschau 11.15 (für HG) Werweiß denn<br />
sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />
HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />
Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />
(für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />
Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Fluss<br />
17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />
Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
18.50 (für HG) Quizduell-Olymp 19.45 (für HG)<br />
Sportschau voracht 19.50 (für HG) Wetter 19.55<br />
(für HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Käthe und ich –Dornröschen<br />
Dramareihe, D2019. Mit Christoph<br />
Schechinger,Mona Pirzad. Der<br />
PsychologePaul hat sich mit seiner<br />
Hündin Käthe auf tiergestützte Therapien<br />
spezialisiert.<br />
21.45 (für HG) Tagesthemen<br />
22.00 (für HG) Tatort: Goldbach<br />
Krimireihe, D2017. Mit EvaLöbau,<br />
Hans-Jochen Wagner<br />
23.30 (für HG) Zorn –Todund Regen<br />
Krimireihe, D2014. Mit Misel Maticevic<br />
1.00 (für HG) Tagesschau<br />
RTL<br />
5.00 Der Blaulicht Report 5.25 Exclusiv –Das<br />
Starmagazin 5.35 Explosiv –Das Magazin 6.00<br />
Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG) Gute<br />
Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter<br />
uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was zählt.<br />
Daily Soap 10.00 Der Blaulicht Report 11.00<br />
Der Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –Das<br />
RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler –4<br />
Räume, 1Deal 15.00 Schätze aus Schrott 16.00<br />
Mensch Papa! Väter allein zu Haus 17.00 Herz<br />
über Kopf 17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00<br />
Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />
Starmagazin 18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell<br />
–Das Wetter 19.05 (für HG) Alles was zählt<br />
19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
20.15 (für HG) Ninja Warrior Germany –<br />
Die stärkste Show Deutschlands<br />
Erstmals stehen dank neuer Frauenregelung<br />
mehrere weibliche Athletinnen im<br />
Halbfinale. Im heutigen Parcours treten<br />
54 Athleten auf neun Hindernissen an.<br />
23.05 Carolin Kebekus live! Alpha Pussy<br />
Comedyshow<br />
0.00 RTL Nachtjournal<br />
0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />
0.35 (für HG) Ninja Warrior Germany –<br />
Die stärkste Show Deutschlands<br />
3.00 Carolin Kebekus live! Alpha Pussy<br />
MDR<br />
11.00 (für HG) MDR um 11 11.45 (für HG) In<br />
aller Freundschaft 12.30 (für HG) Die Freischwimmerin.<br />
Drama, D/A 2014 13.58 (für HG)<br />
Aktuell 14.00 (für HG) MDR um 2 15.15 (für<br />
HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um 4<br />
17.45 (für HG) Aktuell 18.05 (für HG) Wetter für<br />
3 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG) Unser<br />
Sandmännchen 19.00 Regionales 19.30 (für<br />
HG) Aktuell 19.50 (für HG) Elefant, Tiger&Co.<br />
20.15 (für HG) Die Schlager des Monats 21.45<br />
(für HG) Aktuell 22.00 (für HG) Riverboat 23.58<br />
Aktuell 0.00 (für HG) MDR Kultur –Filmmagazin<br />
Bayern<br />
14.30 (für HG) Magie der Moore. Doku-Film, D<br />
2015 16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />
WirinBayern 17.45 Gipfeltreffen 18.30 (für HG)<br />
Rundschau 18.45 (für HG) Allerheiligen 19.00<br />
(für HG) VomWoifeund dem Wald 19.30 (für HG)<br />
Landgasthäuser Alpenseen 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) Der BrandnerKaspar<br />
und das ewig’ Leben. Komödie,D1975 22.05<br />
(für HG) RundschauMagazin 22.20 (für HG) Auf<br />
bairisch g’lacht! 23.05 Wieklaut man eine<br />
Million? Komödie, USA 1966 1.05 (für HG)<br />
Magie der Moore. Doku-Film, D2015<br />
Vox<br />
5.20 (für HG) CSI: NY 7.00 (für HG) CSI: Den<br />
Täternauf der Spur 8.55 Verklag mich doch!<br />
10.55 Mein Kind, dein Kind 12.00 Shopping<br />
Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen 14.00<br />
Mein Kind, dein Kind 15.00 Shopping Queen<br />
16.00 4Hochzeiten und eine Traumreise 17.00<br />
Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates<br />
19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />
20.15 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />
22.10 (für HG) Stirb langsam: Jetzt erst recht.<br />
Actionfilm, USA 1995 0.40 (für HG) Stirb<br />
langsam. Actionfilm, USA 1988<br />
Super RTL<br />
5.45 Die Oktonauten 6.25 Super Wings 6.45<br />
Peppa Pig 7.00 PawPatrol –Helfer auf vier<br />
Pfoten 7.30 Caillou 8.00 Jurassic World–Die<br />
Legende der Insel Nublar 10.10 Alvinnn!!! und<br />
die Chipmunks 12.35 Angelo! 14.45 Tomund<br />
Jerry 17.10 Mighty Mops 17.40 Angelo! 18.10<br />
Bugs Bunny&Looney Tunes 18.35 Woozle<br />
Goozle 19.05 Alvinnn!!! und die Chipmunks<br />
19.40 Super ToyClub 20.15 Der kleine Vampir.<br />
Animationsfilm, DK/D/NL 2017 21.50 (für HG)<br />
Muppets Most Wanted. Komödie,USA 2014<br />
0.00 Infomercials<br />
Sport1<br />
5.45 SportClips 6.00 Teleshopping 10.15 Sport<br />
Quiz 13.45 Scooore! –Internationales Fußball<br />
Magazin 14.30 Goooal! –Das internationale<br />
Fußball Magazin 15.00 Basketball. Die BBL. MHP<br />
Riesen Ludwigsburg –Hamburg Towers, live<br />
16.55 Eishockey.DEL: ERC Ingolstadt –AugsburgerPanther,live<br />
19.30 Sport1 News Live 19.45<br />
FC Bayern Inside 20.15 Stihl Timbersports. Team<br />
WM 2019 in Prag,live 22.30 Die 2. Bundesliga<br />
23.30 Sport1 News Live 23.45 Drückglück.de<br />
–Glück für alle 0.00 SportClips<br />
ZDF<br />
5.15 (für HG) hallo deutschland 5.30 (für HG)<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />
9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />
HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />
drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />
Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />
hallo deutschland mondän 17.45 (für HG) Ein<br />
guter Grund zu feiern 18.00 (für HG) SokoWien<br />
19.00 (für HG) heute 19.20 (für HG) Wetter<br />
19.25 (für HG) Bettys Diagnose<br />
20.15 (für HG) Der Kriminalist<br />
Krimiserie.Scherbentod. Die Chefärztin<br />
der plastischenChirurgie, Susanne von<br />
Gastein, ist brutal mit einer Spiegelscherbe<br />
erstochen worden. Ihre Augenwurden<br />
mit einem Seidenschal verbunden.<br />
21.15 (für HG) Soko Leipzig<br />
Krimiserie.Mord im Klassenzimmer<br />
22.00 (für HG) heute journal<br />
22.30 (für HG) heute-show<br />
23.00 aspekte<br />
23.45 heute+<br />
0.00 (für HG) Neo Magazin Royale<br />
Sat.1<br />
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />
11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />
13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />
15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />
am Südring.Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />
–Die Familienhelfer.Doku-Soap. Die Gemeinschaftspraxis.<br />
Eine Auszubildende ist sich sicher,<br />
voneinem One-Night-Stand schwanger zu sein.<br />
Doch die Gynäkologin kann den Verdacht der<br />
Frau nicht bestätigen. 17.30 Klinik am Südring /<br />
oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00 Genial<br />
daneben –das Quiz 19.00 Genial daneben –das<br />
Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />
20.15 Luke! Die Greatnightshow<br />
In der vergangenen Folgezockte<br />
Gastgeber Lukemit Karoline Herfurth und<br />
Florian David Fitz eine Runde „Verbunden<br />
oder Erfunden“. Welche Spiele stehen<br />
wohl heute auf dem Plan?<br />
22.20 Mord mit Ansage –<br />
Die Krimi-Impro Show<br />
Schönheitsklinik. Gäste: KarlDall, Lisa<br />
Feller,Wigald Boning,Olivia Jones, Ruth<br />
Moschner,Sascha Korf<br />
23.15 Nightwash<br />
0.10 Switch reloaded<br />
WDR<br />
10.50 (für HG) 1:0 für das Glück. Komödie, D<br />
2008 12.20 (für HG) Immer lustig! 13.50 (für<br />
HG) Tierärztin Dr.Mertens. Drama, D2003 15.15<br />
(für HG) Die besten Städtereisen 15.45 (für HG)<br />
Unsere Jahreszeiten 17.15 (für HG) Wirinden<br />
wilden Zwanzigern 18.45 (für HG) Aktuelle<br />
Stunde 19.30 (für HG) Lokalzeit-Geschichten<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Die<br />
Römer vomRhein 21.00 (für HG) Köln vonunten<br />
21.45 (für HG) Babylon Berlin 23.55 (für HG)<br />
b.trifft 0.25 (für HG) 1929 –Das Jahr Babylon<br />
1.10 (für HG) Kölner Treff<br />
NDR<br />
12.00 (für HG) Brisant 12.25 (für HG) In aller<br />
Freundschaft 13.10 (fürHG) In aller Freundschaft<br />
–Die jungen Ärzte 14.00 (für HG) Aktuell 14.15<br />
(für HG) die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –<br />
Gejagt 16.00 (für HG) Aktuell 16.20 (für HG)<br />
Mein Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard,<br />
Seebär &Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG)<br />
Hofgeschichten 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) die nordstory 21.15 (für HG) Morddeutschland<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für<br />
HG) NDR Talk Show 0.00 NDR ComedyContest<br />
Kabel eins<br />
8.05 (für HG) Mr.Billion. Abenteuerfilm, USA<br />
1977 9.50 (für HG) Jackie Chan ist Nobody.<br />
Komödie, HK 1998 12.00 Renegade. Actionkomödie,<br />
I1987 13.45 (für HG) Crocodile Dundee<br />
–Ein Krokodil zum Küssen. Komödie, AUS1986<br />
15.35 kabel eins news 15.45 (für HG) Crocodile<br />
Dundee II. Komödie, AUS1988 18.00 Der<br />
Supercop. Actionfilm, USA 1980 20.15 Zwei<br />
außer Rand und Band. Actionkomödie, I1977<br />
22.40 Zwei Asse trumpfen auf. Abenteuerkomödie,<br />
I/USA 1981 0.45 Zwei außer Rand und<br />
Band. Actionkomödie, I1977<br />
RTLZWEI<br />
5.30 Frauentausch 7.10 Frauentausch 9.05<br />
Daniela Katzenberger –Familienglück auf<br />
Mallorca 11.05 Daniela Katzenberger –Familienglück<br />
auf Mallorca 13.05 Daniela Katzenberger<br />
–Familienglück auf Mallorca 15.10 Daniela und<br />
Lucas –Erinnerungen an Costa 17.05 Krass<br />
Schule –Die jungen Lehrer 18.05 Köln 50667<br />
19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Childhood’s<br />
End 21.55 Minority Report. Science-Fiction-Film,<br />
USA 2001 0.45 Vice. Science-Fiction-Film, GB/<br />
USA 2015 2.25 Sin City 2–ADame To Kill For.<br />
Comicadaption, CY/USA 2014<br />
Eurosport 1<br />
7.25 Snooker.World Open in Yushan. Viertelfinale,<br />
live 10.30 Snooker 12.25 Snooker.World<br />
Open in Yushan.Viertelfinale, live 15.30 Snooker<br />
16.30 Ski Alpin FIS Weltcup 2019/20 in Sölden.<br />
Riesenslalom Frauen, 1. +2.Lauf 17.45 Fußball<br />
19.00 Fußball. Bundesligader Frauen: 1. FFC<br />
Frankfurt–SGS Essen, live 21.00 Fußball.<br />
Interviews und Highlights 21.15 Nachrichten<br />
21.20 Fußball Freitag International. Eredivisie:<br />
RKC Waalwijk –Ajax Amsterdam 23.15<br />
Nachrichten 23.20 Fußball 0.30 Ski Alpin<br />
TV-Tipps<br />
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ARD, 20.15 UHR DRAMAREIHE<br />
Käthe und ich –Dornröschen<br />
Der Psychologe Paul (Christoph Schechinger) betreut mit seinem Hund<br />
Käthe Patienten mit einer tiergestützten Therapie.IhreHilfe fordertdie<br />
Krankenhauspflegeleiterin Hildegard (Mariele Millowitsch) an, um Patienten<br />
in schwierigen Situationen zu unterstützen. Pauls besonderes Interesse gilt<br />
der Wachkomapatientin MariaThalbach (Muriel Baumeister), die wie durch<br />
ein Wunder nach fünf Jahren aufgewacht ist. Ausgerechnet jetzt steht ihr ein<br />
Rückschlag bevor,denn es gibt wenig Aussicht, dass sie den Platz aus ihrem<br />
früheren Leben wieder einnehmen kann. Ihr Mann lebt mit einer neuen Frau<br />
zusammen,zuder ihre Tochter ganz selbstverständlich „Mama“ sagt ... Realitätsnah<br />
wird die Zusammenarbeit von Mensch und Tier gezeigt –ohne dass<br />
„Käthe“ unrealistische Fähigkeiten zugeschrieben werden.<br />
(D/2019)<br />
Foto: ARD<br />
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HowIMet Your Mother.Sitcom 10.40 Fresh Off<br />
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Mike&Molly.Sitcom. Molly macht Suppe 11.35<br />
2BrokeGirls. Sitcom 12.30 Mom. Sitcom 13.20<br />
(für HG) Twoand aHalf Men 14.45 The Middle.<br />
Comedyserie 15.40 (für HG) The Big Bang Theory.<br />
Sitcom 17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 (für<br />
HG) Die Simpsons. Zeichentrickserie. Agentin mit<br />
Schmerz /ImRausch der Macht 19.05 Galileo.<br />
Warumdauertdas solange: Fundbüro<br />
20.15 (für HG) Fluch der Karibik<br />
Abenteuerkomödie, USA 2003. Mit<br />
JohnnyDepp. Im Besitz der Gouverneurstochter<br />
Elizabeth befindetsich eine<br />
Münze, auf die es die Piraten Barbossa<br />
und Jack Sparrowabgesehenhaben.<br />
23.05 (für HG) Cowboys &Aliens<br />
Science-Fiction-Film, USA 2011. Mit<br />
Daniel Craig,Harrison Ford<br />
1.25 (für HG) District 9<br />
Science-Fiction-Film, USA/NZ/CDN/ZA<br />
2009. Mit Sharlto Copley, Jason Cope<br />
3.20 Watch Me –das Kinomagazin<br />
Arte<br />
8.45 Stadt Land Kunst 11.15 Unser Bauch<br />
12.15 Re: 12.50 Arte Journal 13.05 Stadt Land<br />
Kunst 13.50 (für HG) Die Spur der Mörder.<br />
Kriminalfilm, D2019 15.20 Wiedas Land, so<br />
der Mensch 15.45 (für HG) Der ewigeGarten<br />
16.40 (für HG) Xenius 17.10 Wiedas Land, so<br />
der Mensch 17.40 Kolumbien 18.35 Vipern<br />
19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 (für HG) Auf<br />
dem falschen Dampfer.Komödie, F2019 21.45<br />
Jane Birkin –Muse, Sexsymbol, Ikone 22.40 (für<br />
HG) David Bowie –Die erstenfünf Jahre. Porträt<br />
0.10 (für HG) Berlin Live<br />
3Sat<br />
12.45 Vonaltem Eisen und neuen Zügen im<br />
Sudan 13.30 VomBlauen Nil ans Rote Meer<br />
14.15 Mit dem Zug durch Mallorca 15.00 Mit<br />
dem Zug entlangder Côte Bleue 15.45 125<br />
Jahre Schwäbische Alb-Bahn 16.30 Der Reblaus<br />
Express 17.15 Kärnten 18.00 Durchs<br />
Böhmische Mittelgebirgenach Prag 18.45<br />
WinterzauberSchweiz 20.15 (für HG) Glacier<br />
Express 21.45 Gletscherwunder Jungfraubahn<br />
22.15 Nevada Pass. Western, USA 1975 23.45<br />
Mit dem Zug vomSt. Lorenz-Strom zum Atlantik<br />
0.30 Durchs Böhmische Mittelgebirgenach Prag<br />
Phoenix<br />
12.00 Alte Fesseln, neue Träume 12.45 Bretter,<br />
die die Welt bedeuten 13.30 Bhutan 14.15<br />
Arme reiche Schatzinsel 15.00 Paradies<br />
Zartbitter 15.45 Schrecklich schöne Einsamkeit<br />
16.30 maybrit illner 17.30 Achtzehn Inseln im<br />
Atlantik 18.00 Die Eissurfer vonKamtschatka<br />
18.45 Alaska im Klimawandel 19.30 Bildung in<br />
Brasilien 19.45 Das Ende der Guerilla 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 Blei im Blut 21.00 Die<br />
Anden Ecuadors 21.45 Die Osterinsel 22.30 Die<br />
Anden der Inkas 23.15 AufLeben und Tod. Doku<br />
0.00 Die Seelensammler vonBangkok<br />
Kika<br />
11.50 The Garfield Show 12.50 Marcus Level<br />
13.15 Die Wilden Kerle 13.40 (für HG) Die<br />
Pfefferkörner 14.10 Schloss Einstein –Erfurt<br />
15.00 100% Coco. Jugendfilm, NL 2017 16.20<br />
Miss Moon 16.45 Die Piraten vonnebenan<br />
17.10 Geronimo Stilton 17.35 Der kleine Ritter<br />
Trenk 18.00 Ein Fall für die Erdmännchen 18.10<br />
(für HG) Der kleine Drache Kokosnuss 18.35<br />
Ernest &Celestine 18.47 Baumhaus 18.50<br />
Unser Sandmännchen 19.00 (für HG) Yakari<br />
19.25 (für HG) logo! 19.30 Halvdan, der<br />
Wikinger.Abenteuerfilm, S/D 2018<br />
Dmax<br />
5.35 Historyinthe Making 6.00 Die Aquarium-<br />
Profis 6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn<br />
9.20 Auction Hunters 9.50 Infomercial 10.15<br />
BaggageBattles 11.15 Die Zwangsvollstrecker<br />
13.15 Dubai Airport 14.15 Ausgesetzt in der<br />
Wildnis 15.15 Lone Star Law 17.15 Combat<br />
Dealers 18.15 Steel Buddies 19.15 A8 –Abenteuer<br />
Autobahn 20.15 Hurricane Man 21.15<br />
YukonMen 22.15 Moonshiners 23.10 DMAX<br />
News 23.15 Caravaning &Cooking 23.45 Man<br />
vs. Food mit CaseyWebb 0.10 DMAX News<br />
Tagesschau 24<br />
5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrich<br />
ten 9.15 Zapp 9.45 Shift 10.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 10.15 quer 11.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 19.15 Mex –Das<br />
Marktmagazin 20.00 Tagesschau 20.15<br />
Panorama 20.45 Zwangseinweisungen in die<br />
Psychiatrie 21.15 Tagesschau 21.17 Erst die<br />
Miete, dann die Moral? 22.00 Tagesthemen<br />
22.15 mehr/wert 22.45 Extra 23.00 Tagesthemen<br />
23.15 Soja statt Kartoffeln? 0.00<br />
Tagesthemen 0.15 Münchner Runde 1.00 Shift<br />
1.15 Tagesschau 1.25 mehr/wert 1.55 Extra<br />
ONE<br />
5.25 Um Himmels Willen 6.15 Morden im<br />
Norden 7.10 Brisant 7.50 BingoimKopf.<br />
Komödie,D2019 9.20 Brisant 10.00 Hot in<br />
Cleveland 10.20 Hot in Cleveland 10.40<br />
Lindenstraße 11.10 Morden im Norden 12.00<br />
Sturmder Liebe 12.45 Sturmder Liebe 13.35<br />
Um Himmels Willen 14.25 Black Beauty.<br />
Abenteuerfilm, GB/E/D1971 15.45 Grzimek.<br />
Biografie,D2015 17.10 Grzimek. Biografie, D<br />
2015 18.35 Dämmerung über Burma. Drama,<br />
A/D 2015 20.15 Nuhr im Ersten 21.00 Lux –<br />
Krieger des Lichts. Tragikomödie, D2018 22.40<br />
Grand Hotel 23.25 Grand Hotel 0.10 Lifjord –<br />
Der Freispruch 0.55 Lifjord –Der Freispruch<br />
ZDF NEO<br />
5.25 ArtofCrime 6.15 ArtofCrime 7.00<br />
Gätjens großes Kino 7.15 Candice Renoir 8.10<br />
Topfgeldjäger 9.05 (für HG) Lafer!Lichter!Lecker!<br />
9.45 (für HG) Bares für Rares 10.40 (für HG)<br />
Bares für Rares 11.35 Dinner Date 12.20 (für<br />
HG) Monk 13.00 (für HG) Monk 13.40 Psych<br />
14.20 Psych 15.00 (für HG) Monk 15.40 (für<br />
HG) Monk 16.20 Psych 17.00 Psych 17.45 (für<br />
HG) Bares für Rares 18.35 Dinner Date 19.20<br />
(für HG) Bares für Rares 20.15 Death in Paradis<br />
21.05 Death in Paradise 22.00 Death in<br />
Paradise 22.50 Countdown Copenhagen II<br />
23.35 Unit 42 0.30 Unit 42 1.15 Unit 42 2.05<br />
Unit 42 2.50 Unit 42 3.40 Unit 42 4.30 Unit 42<br />
ZDF INFO<br />
8.00 (für HG) Frontal 21 8.45 auslandsjournal<br />
9.15 GlaubenskriegumAbtreibung 9.58 heute<br />
Xpress 10.00 Missbrauch im Indianerreservat<br />
10.45 Menschenhandelund Ausbeutung<br />
Zwangsprostitution in Amerika 11.30 Warten auf<br />
den Weltuntergang 12.15 Amerikas verzockte<br />
Renten 13.00 ZDF-History.Die Geheimnisse der<br />
Kennedy-Frauen /Kennedygegen Callas /<br />
Hollywoods wahre Prinzessinnen /Promis vor<br />
Gericht /Promi-Geschwister /Promifamilien<br />
17.30 Beruf: Königin! 18.15 ZDF-History. König<br />
ohne Krone /Versailles 19.30 Spanische Grippe<br />
20.15 1918 –Showdown zum Frieden 21.00<br />
Die SS 0.45 (für HG) heute journal<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Schwerreich und musikalisch –<br />
Händels römischer Mäzen Ruspoli. Mit Bernhard<br />
Schrammek, ca. 46 Min.<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Der Ursprung der Welt (10/16) von<br />
Ulrich Tukur.Gelesenvom Autor, ca. 30 Min.<br />
19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Zeitfragen. Literatur Der Anfang vonEnde:<br />
Michael Ende und sein GeburtsortGarmisch-<br />
Partenkirchen. VonAndi Hörmann, ca. 30 Min.<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Blindverkostung Das heitere Interpretenraten<br />
mit Christian Detig,ca. 116 Min.<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Wendeländer (1/5): Der<br />
böhmischste Böhme vonBöhmen –Jagd nach<br />
Jára Cimrman. VonTabea Soergel und Martin<br />
Becker,ca. 50 Min.<br />
MAGAZIN<br />
9.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Im Gespräch SPD-Politikerin Aydan Özoguz im<br />
Gespräch mit Katrin Heise,ca. 55 Min.<br />
10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lebenszeit Bewusst leben–Unser Umgang mit<br />
der Vergänglichkeit. Gast: Dr.Ina Schmidt,<br />
ca. 50 Min.<br />
15.50 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Schalom Jüdisches Leben heute –Modellprojekte<br />
gegenAntisemitismus vordem Aus, ca. 10 Min<br />
18.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Wortwechsel Rebellischer Frühling am Cono<br />
Sur? Soziale Proteste in Chile und Südamerika.<br />
Moderation: Monika vanBebber, ca.55Min.<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Mikrokosmos –Die Kulturreportage<br />
Literaturzentrum Burg Hülshoff: „Wieso überhaup<br />
noch Lesungen?“ VonAnna Seibt. ca. 45 Min.<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Die US-amerikanische Sängerin und<br />
Schauspielerin Morgana King,ca. 30 Min.<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Konzert Jazzfest Berlin, Liveaus dem<br />
Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele und dem A-Trane.<br />
Mit dem Australian ArtOrchestra /Elliot Galvin /<br />
Angel Bat Dawid. Moderation: Matthias Wegner,<br />
ca.147 Min.<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
On Stage Party-Politik-Partisanen: Die<br />
Ska-Ikonen The Specials. Am Mikrofon: Sven<br />
Töniges, ca. 55 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 254 · F reitag, 1. November 2019 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Sharon Stone (61) ist vomMänner-<br />
Magazin GQ zur „Fraudes Jahres“<br />
gekürtworden. DieSchauspielerin<br />
habe „lange vorder MeToo-Bewegung<br />
für ein moderneres,freieres,<br />
weiblicheres Hollywood gekämpft“,<br />
lässt die Redaktion pflichtschuldigst<br />
zur Begründung verlauten, um dann<br />
zur Sache zu kommen: „Mit einem<br />
Überkreuzen der Beine wurde sie zu<br />
einem Weltstar:Spätestens seit dem<br />
Film ,Basic Instinct‘ ist Sharon Stone<br />
einer der größten Filmstars der<br />
Welt.“ Ja,das Übereinanderschlagen<br />
der Beine in einer sitzenden Position<br />
und die hier beinahe unvermeidlichen<br />
Einblicke müssen fraglos als<br />
schauspielerische Leistung erster<br />
Ordnung angesehen werden. Me-<br />
Too? ScherzamRande!<br />
Smudo (51) stellt 30 Jahrenach dem<br />
Mauerfall fest:„Die Mauer in vielen<br />
Köpfen steht noch.“ Aufdem Portal<br />
einland.net erzählt der Rapper von<br />
den FantastischenVier auch vonunheimlichen<br />
Begegnungen mit ostzonalen<br />
Nazi-Glatzen. UndzeigtVerständnis,„dass<br />
es sich aus Ost-Sicht<br />
doof anfühlt, wenn die ganzeWest-<br />
Kultur so über einen kommt –also die<br />
ganzen Feiertage …[Und] was die Arbeitsplätzeund<br />
die infrastrukturellen<br />
Unterschiede betrifft, ist schon noch<br />
ein weiterWegzugehen“. Smudo bemerkt<br />
allerdings auch eine gewisse<br />
„Opferhaltung“ bei den Ostdeutschen.<br />
Don’t cry. Work!<br />
Olivia Newton-John (71) will sich von<br />
Hunderten Andenken aus<br />
ihrer langen Karrieretrennen<br />
und sie für einen guten<br />
Zweck versteigern.<br />
Diebritisch-australische<br />
Popsängerin und Schauspielerin<br />
stiftet für die<br />
Auktion am Sonnabend<br />
im kalifornischen Beverly<br />
Hills unter anderemdas<br />
berühmte Leder-Outfit<br />
aus dem Hit-<br />
Musical „Grease“ von<br />
1978. You’re the One<br />
That IWant. (schl.)<br />
Sammelt Geld für das<br />
von ihr gegründete Krebs-<br />
Zentrum in Australien.<br />
DPA<br />
TIERE<br />
In Italiens Hochsicherheitsgefängnissen<br />
sitzen rund<br />
1100 Mafia-Verbrecher eine lebenslange<br />
Haft unter verschärften<br />
Bedingungen ab. „Fine<br />
pena mai“ heißt das auf Italienisch:<br />
Die Strafe endet nie. Das gilt bisher<br />
für alle Mafiosi der sizilianischen<br />
Cosa Nostra, der ’Ndrangheta und<br />
der Camorra sowie für Terroristen,<br />
die sich weigern, mit der Justiz zusammenzuarbeiten.<br />
Weder eine vorzeitige<br />
Entlassung noch Hafterleichterungen<br />
wegen guter Führung sind<br />
für sie möglich. So starb der sizilianische<br />
Oberboss Totò Riina nach<br />
knapp 25 Jahren Gefängnis trotz<br />
schwerer Krankheit mit 87 Jahren im<br />
Hochsicherheitstrakt in Parma.<br />
Das deutsche Recht sieht den<br />
Freiheitsentzug bis zum Tod nicht<br />
vor. Einem Verurteilten muss die<br />
Möglichkeit eingeräumt werden, irgendwann<br />
wieder freizukommen.<br />
„Lebenslang“ kann nach 15 Jahren in<br />
eine Bewährungsstrafe umgewandelt<br />
werden.<br />
Anders in Italien. Aber darfeine lebenslange<br />
Strafe für Verbrecher wirklich<br />
lebenslang bedeuten, also bis<br />
zum Todhinter Gittern? Diese Frage<br />
hatte der Europäische Menschenrechtsgerichtshof<br />
im Oktober klar mit<br />
Nein beantwortet. Die nach den großen<br />
Mafia-Anschlägen Anfang der<br />
90er-Jahre eingeführte Strafpraxis sei<br />
entwürdigend und verstoße gegen<br />
die Europäische Menschenrechtskonvention.<br />
Italien müsse sie abschaffen.<br />
Recht auf Resozialisierung<br />
Milde für<br />
Mafiosi?<br />
Lebenslang heißt für Mafia-Verbrecher<br />
in Italien: Gefängnis bis zum Tod.<br />
Doch diese Praxis könnte kippen<br />
VonRegina Kerner,Rom<br />
Manch lebenslänglich Verurteilter dürfte nun Hoffnung schöpfen. GETTY IMAGES<br />
Der italienische Verfassungsgerichtshof<br />
bleibt allerdings vorsichtig.<br />
Er entschied daraufhin<br />
zwar,jeder Inhaftierte habe das<br />
Recht auf Resozialisierung. Ein<br />
Ex-Mafioso, der nachweislich alle<br />
Kontakte zur Organisierten Kriminalität<br />
abgebrochen habe, müsse<br />
deshalb bei guter Führung Hafterleichterungen<br />
bekommen. Die<br />
Regelung „Fine pena mai“ bleibt<br />
vorerst unberührt. Derjuristische<br />
Streit ist damit aber nicht am<br />
Ende.<br />
Auslöser war der wegen mehrfachen<br />
Mordes, Waffenhandels und<br />
Entführungen lebenslang einsitzende<br />
kalabrische ’Ndrangheta-<br />
Clanchef Marcello Viola. Seine Anwälte<br />
hatten sich an das Straßburger<br />
Gericht gewandt, namhafte italienische<br />
Verfassungsrechtler unterstützten<br />
die Klage.Denn keinVerbrechen,<br />
so schwer es auch sei, rechtfertige<br />
eine Verletzung der Menschenwürde,argumentierten<br />
sie.<br />
Die Mafiajäger, die im Kampf gegen<br />
das organisierte Verbrechen oft<br />
ihr Leben riskieren, sowie die Angehörigen<br />
von Opfern sehen das ganz<br />
anders. Obwohl das Straßburger Urteil<br />
nur eine Empfehlung ist und Italiens<br />
Verfassungsgericht zögerlich<br />
bleibt, sind sie entsetzt und sprechen<br />
von einem Geschenk an die Clans.<br />
EinTor sei geöffnet worden.<br />
Federico CafieroDeRaho,Italiens<br />
oberster Anti-Mafia-Staatsanwalt<br />
warnt, es gäbe es keinen Anreiz für<br />
Mafia-Verbrecher mehr, mit dem<br />
Schweigegesetz der Omertá zu brechen<br />
und mit der Justiz zusammenzuarbeiten,<br />
wenn das „Lebenslang<br />
für immer“ wegfalle. Die „Pentiti“,<br />
die reuigen Mafiosi, liefern den Ermittlern<br />
wertvolle Informationen<br />
über das Innenleben der Clans. Die<br />
sizilianische Cosa Nostra konnte so<br />
entscheidend geschwächt werden.<br />
DerBoss hörtnie auf<br />
Nun seien die Erfolge der letzten 30<br />
Jahre inGefahr, sagt De Raho. Die<br />
Vorstellung, dass ein Mafia-Pate tatsächlich<br />
bereut, rehabilitiert wird<br />
und ein neues Leben anfängt, hält<br />
der Anti-’Ndrangheta-Staatsanwalt<br />
Nicola Gratteri sowieso für unrealistisch:<br />
„Ein Boss hörtnie auf, einer zu<br />
sein.“<br />
Auch italienische Politiker aller<br />
Parteien empören sich in seltener<br />
Eintracht über die Justiz. „Sollen wir<br />
jetzt die Rechte derjenigen verteidigen,<br />
die Kinder in Säure aufgelöst<br />
haben? Kommt nicht infrage“, hatte<br />
Außenminister und Fünf-Sterne-<br />
Chef Luigi Di Maio nach dem Straßburger<br />
Urteil geschimpft. Lega-Chef<br />
Salvini nennt die Entscheidung des<br />
Verfassungsgerichts „unwürdig“, der<br />
Chef der Sozialdemokraten, Nicola<br />
Zingaretti, „extravagant“.<br />
Italiens Richter müssen sich nun<br />
weiter mit dem Thema befassen.<br />
Rund 20 Klagen inhaftierter Mafiosi<br />
sind anhängig, weiterekönnten hinzukommen.<br />
Denn die zu „Lebenslang<br />
bis zum Tod“ Verurteilten können<br />
jetzt Hoffnung schöpfen.<br />
Regina Kerner<br />
ist gespannt, ob die lebenslangeHaft<br />
gestrichen wird.<br />
Freispruch für Jugendlichen<br />
im Missbrauchsfall Lügde<br />
DasLandgericht Paderbornhat am<br />
Donnerstag ein jugendliches Opfer<br />
der Missbrauchsserie vonLügde<br />
freigesprochen, dem selbst sexueller<br />
Kindesmissbrauch vorgeworfen<br />
wurde.Der Jugendliche habe die ihm<br />
zur Last gelegten Missbrauchshandlungen<br />
zwar umfassend gestanden,<br />
teilte ein Gerichtssprecher mit. Die<br />
Kammer habe jedoch die nach dem<br />
Gesetz für die Verurteilung eines Jugendlichen<br />
notwendige Verantwortungsreife<br />
nicht feststellen können.<br />
In dem Verfahren hatte die Staatsanwaltschaft<br />
dem zu Prozessbeginn<br />
16-jährigen Angeklagten den Missbrauch<br />
vondreiKindernzur Last gelegt.<br />
DerJugendliche hatte selbst zu<br />
den Opfernder Missbrauchsserie<br />
auf dem Campingplatz gehört. (AFP)<br />
Sechsjähriger kommt in<br />
Frankfurter Kita ums Leben<br />
Durchein mutmaßliches Unglück ist<br />
in einer Kindertagesstätte in FrankfurtamMain<br />
ein sechsjähriger Junge<br />
ums Leben gekommen. Es bestehe<br />
die Vermutung, dass das Kind in der<br />
Einrichtung im Stadtteil Seckbach<br />
am Dienstagnachmittag in eine<br />
Steckdose gefasst und einen Stromschlag<br />
erlitten habe,soeine Sprecherinder<br />
Staatsanwaltschaft am Donnerstag.<br />
Dies stehe aber noch nicht<br />
sicher fest. DerJunge starb den Angaben<br />
zufolge später in einem Krankenhaus.Sein<br />
Leichnam sollte noch<br />
am Donnerstag obduziertwerden.<br />
Ermittelt wirdwegen des Verdachts<br />
der fahrlässigen Tötung. (AFP)<br />
Männer sollen sechs Kinder<br />
missbraucht haben<br />
DiePolizei in Nordrhein-Westfalen<br />
und Hessen ist offenbar einer erneuten<br />
Seriesexuellen Kindesmissbrauchs<br />
auf der Spur,deren Ausmaß<br />
noch nicht abzuschätzen ist. Beieinem<br />
voninsgesamt vier festgenommenen<br />
Männernwurden mehr als<br />
drei Terabyte Datenmaterial gefunden,<br />
wie die Ermittler am Donnerstag<br />
in Köln mitteilten. Bislang seien<br />
sechs Opfer im Alter zwischen weniger<br />
als einem Jahr und zehn Jahren<br />
bekannt. Beiden Opfernsoll es sich<br />
demnach überwiegend um Kinder<br />
oder Stiefkinder der mutmaßlichen<br />
Täter handeln. (AFP)<br />
Der Feinschmecker weiß: Kürbis<br />
kann auch roh verzehrtwerden. DPA<br />
Feierbiest: Paviane haben einen<br />
schweren Stand. In Halloween- und<br />
Gruselzusammenhängen wird’sfür<br />
die Primaten mit der knalligen Kehrseite<br />
besonders bitter.Kein Affenhorror<br />
ohne blutrünstigen Pavian,<br />
der billigste Instinkte bedient. Man<br />
denke an Shakma, den Killerpavian,<br />
der im gleichnamigen B-Movie aus<br />
dem Labor entwischt und reihenweise<br />
Studenten abmurkst. Oder„Im<br />
Schatten des Kilimandscharo“, wo<br />
Zehntausende ausgehungerte Exemplaremit<br />
messerscharfen Zähnen<br />
ein Massai-Dorfangreifen. Wir<br />
dürfen angesichts solcher realitätsverzerrender<br />
Gemeinheiten dem<br />
TierparkHagenbeck dankbar sein,<br />
der seinen Pavianen jetzt eine Halloween-Party<br />
ausrichtete.Kürbis-Spaß<br />
am Affenfelsen –gänzlich unblutig<br />
und garantiertgruselfrei. (avo.)<br />
„Überall brach Feuer aus“<br />
Zugpassagiere in Pakistan bereiten ihr Frühstück zu, als ihr Gaskocher explodiert. Mehr als 70 Menschen sterben<br />
Einer von drei ausgebrannten Zugwaggons.<br />
AFP/WALEED SADDIQUE<br />
Viele Tote nach<br />
Explosion in Zug<br />
AFGHANI-<br />
STAN<br />
PAKISTAN<br />
Arabisches<br />
Meer<br />
Karatschi<br />
Islamabad<br />
Lahore<br />
INDIEN<br />
CHINA<br />
Rahim YarKhan<br />
200 km<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: DPA<br />
Bei einem Brand in einem mit<br />
zahlreichen Pilgern besetzten<br />
Zug inPakistan sind am Donnerstag<br />
mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen.<br />
Einige Fahrgäste seien gestorben,<br />
als sie wegen der Flammen<br />
aus dem fahrenden Zug gesprungen<br />
seien, teilten Rettungskräfte mit. Das<br />
Feuer war in der zentralpakistanischen<br />
Provinz Punjab durch die Explosion<br />
zweier Gaskartuschen verursacht<br />
worden, die in dem Zugverbotenerweise<br />
zum Kochen verwendet<br />
worden waren.<br />
Nach dem jüngsten Stand seien<br />
mindestens 74 Menschen ums Leben<br />
gekommen, sagte Eisenbahnminister<br />
Sheikh Rasheed Ahmed. Die<br />
meisten Opfer stammten demnach<br />
aus den südpakistanischen Städten<br />
Mirpur Khas, Hyderabad, Nawab<br />
Shah und Karachi. Nach Angaben<br />
der Behörden verbrannten mehrere<br />
Todesopfer bis zur Unkenntlichkeit.<br />
Mindestens 40 Menschen sollen verletzt<br />
worden sein. Die Feuerwehr,<br />
Rettungskräfte und Soldaten waren<br />
am UnglücksortimEinsatz.<br />
„Eine Kartusche explodierte und<br />
ich weiß nicht wie, überall brach<br />
Feuer aus“, schilderte der Überlebende<br />
Muhammed Imran, der in Rahim<br />
YarKhan im Krankenhaus behandelt<br />
wurde.„Ichbin aus dem Zug<br />
gesprungen, um mein Leben zu retten.<br />
Hinter mir war eine Schlange von<br />
Leuten, die drängelten.“ Laut Ali Nawaz<br />
von der pakistanischen Bahngesellschaft<br />
bot jeder der drei in Brand<br />
geratenen Waggons Platzfür 88 Fahrgäste.<br />
Bei den meisten Todesopfern<br />
handelte es sich demnach um Pilger,<br />
die zum muslimischen Fest Tablighi<br />
Ijtema in Raiwind in der Nähe der ostpakistanischen<br />
Stadt Lahore reisen<br />
wollten. Zu der dreitägigen religiösen<br />
Veranstaltung werden in diesem Jahr<br />
nach Angaben der Organisatoren bis<br />
zu 500000Teilnehmer aus ganz Pakistanerwartet.<br />
Zugreisen sind bei Pakistanern<br />
wegen regelmäßiger Unfälle und<br />
ständiger Verspätungen eigentlich<br />
eher unbeliebt. Siewerdenvor allem<br />
von jenen genutzt, die Geld sparen<br />
möchten. Wie die Passagiere den<br />
todbringenden Gaskocher in den<br />
Zug bringen konnten, soll nun eine<br />
Untersuchung klären. Das Mitführen<br />
von Gaskochern ist eigentlich<br />
verboten. Nabila Aslam, eine Bahnbeamtin,<br />
sagte dem Sender Dawn<br />
News TV, dass die Passagiere den<br />
Gaszylinder vermutlich beim Einsteigen<br />
in den Zug unter ihrer Kleidung<br />
versteckt hätten. (AFP; dpa)<br />
NewYorkverbietet den<br />
Verkauf von Stopfleber<br />
EinErfolg für Tierschützer,ein Albtraum<br />
für Feinschmecker:Die US-<br />
Großstadt NewYorkverbannt die<br />
umstrittene Delikatesse Foie Gras.<br />
DerStadtrat der Millionenmetropole<br />
stimmte gesternfür ein Gesetz, wonach<br />
der Verkauf vonStopfleber ab<br />
Oktober 2022 verboten wird. BeiZuwiderhandlungen<br />
sollen Strafen zwischen<br />
500 und 2000 Dollar proVerstoß<br />
drohen. Foie-Gras-Produzenten<br />
kündigten juristische Schritte gegen<br />
das Verbot an. (AFP)<br />
400 Kilo Crystal Meth in<br />
Chilisoßenflaschen<br />
Aufeinem Güterbahnhof in Sydney<br />
hat die australische Polizei 400 Kilogramm<br />
derDroge Crystal Meth beschlagnahmt.Vier<br />
Männer seien festgenommen<br />
worden, teilte die Polizei<br />
am Donnerstag mit. DasRauschgift<br />
imWert vonumgerechnet mehr als<br />
185 Millionen Euro sei in 768 Sriracha-Chilisoßenflaschen<br />
entdeckt<br />
worden. Beamte der Grenzschutzbehörde<br />
fanden die Drogen demnach<br />
bereits Mitte Oktober in einer Luftfrachtladung<br />
aus den USA. (dpa)
30 JAHRE<br />
FRIEDLICHE REVOLUTION<br />
ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
Große Bühnenshow<br />
Engagierte Künstler am<br />
Brandenburger Tor<br />
S. 4<br />
Sieben Tage –sieben Orte<br />
So werden die Schauplätze<br />
von 1989 wieder lebendig<br />
S. 6<br />
Das volle Programm!<br />
Veranstaltungen in der<br />
Festivalwoche<br />
S. 8
2 I 30JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION<br />
FREITAG, 1. NOVEMBER 2019 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
ZUR FESTIVALWOCHE<br />
Klaus Lederer,<br />
Kultursenator<br />
Das tritt nach meiner Kenntnis…<br />
ist das sofort, unverzüglich!“<br />
– dieser Schabowski-<br />
Satz vom 9. November 1989 ist die<br />
Wasserscheide jenes Wendeherbstes,<br />
der Fall der Mauer an diesem<br />
Abend teilt die<br />
kollektiven Erinnerungen<br />
in<br />
Ost und West<br />
in Vorher und<br />
Nachher. Und<br />
kaum einer,<br />
der nicht weiß, Klaus Lederer<br />
wo er an jenem<br />
Abend und jener freudentrunkenen<br />
Nacht vor 30 Jahren war. Einer der<br />
glücklichsten Momente der deutschen<br />
Geschichte sei es gewesen,<br />
heißt es. Und als die Politik in den<br />
folgenden Wochen über die Anarchie<br />
siegte, Prozesse in Bahnen<br />
lenkte… dauerte es kaum ein Jahr<br />
bis zur Wiedervereinigung von DDR<br />
und BRD.<br />
Was sich abschliff, recht schnell<br />
abschliff, war, dass jener glückliche<br />
Moment, der die Teilung beendete,<br />
Jahre an Vorlauf hatte. Und nicht<br />
zwingend auf dieses Ziel ausgerichtet<br />
war. Es waren Jahre voller Diskussionen<br />
und Arbeit in Kirchen-und<br />
Umweltgruppen, in Bürgerrechtsgruppen.<br />
Arbeit, die gefährlich war,<br />
für die Mutigen, die sie taten. Und<br />
die mehr wurden, sich raustrauten –<br />
in Leipzigund Berlin, montags, dann<br />
täglich. Der Mut der Wenigen, die<br />
Rufe der Vielen. Der 7. Oktober mit<br />
den brutalen PolizeieinsätzeninBerlin,<br />
der 4. November auf dem Alex<br />
und schließlich der 9. November…<br />
Wegmarken unserer Geschichte.<br />
Der Rückblick nach 30 Jahren lässt<br />
uns staunen: Was wurde geschafft?<br />
So viel! Sowenig! Der Zauber fallender<br />
Mauern übertrug sich nicht auf<br />
die Welt. Aus der Freude über die<br />
friedlicheVereinigung wächst wieder<br />
die feindliche Abgrenzung gegenüber<br />
den vermeintlich Anderen. Und<br />
längst nicht für alle lief es gut in den<br />
letzten 30 Jahren.<br />
Grund genug zum Jubiläum genauer<br />
hinzusehen. Nicht nur den Fall<br />
der Mauer zu feiern. Den Weg dorthin,<br />
die Route der Revolution, und<br />
ihre wichtigen Orte einbeziehen…<br />
ist die richtige Entscheidung, wie<br />
ich finde. Diese Beilage zeigt Ihnen<br />
das Wo und Was, kann Ihnen und<br />
mir helfen den Erinnerungen nachzuspüren,<br />
Neues zu erfahren, alte<br />
und neue Wege zu gehen. Was aber<br />
auf jeden Fall bleibt, ist, dass vor 30<br />
Jahren Menschen mit friedlichem<br />
Protest ein diktatorisches, parteibürokratisches<br />
Regime in die Knie<br />
gezwungen haben. Das feiern wir!<br />
LANDESARCHIV BERLIN<br />
Der 4. November 1989 ist<br />
ein relativ warmer Tag, eine<br />
Durchschnittstemperatur<br />
von 10 Grad meldet die Wetterstation<br />
am Alexanderplatz. Als<br />
Markus Wolf, in Wollpullover und<br />
Trenchcoat gehüllt, die provisorische<br />
Rednertribüne hier betritt und<br />
seineHändezittern,kann dasalso<br />
nicht an niedrigen Temperaturen<br />
liegen. Der Grund sind vielmehr<br />
die Menschenmassen, die sich<br />
seit dem Vormittag auf der größten<br />
nichtstaatlichen Demonstration<br />
drängen, die die DDR je gesehen<br />
hat: Künstler und Schauspieler<br />
haben sie angemeldet, mehrere<br />
Hunderttausenddemonstrieren für<br />
Meinungs-, Versammlungsfreiheit<br />
und für die Demokratisierung der<br />
DDR. Als langjähriger Leiter des<br />
Auslandsgeheimdienstes HVA verkörpert<br />
Wolf, der seit seinem Ausscheiden<br />
aus dem Nachrichtendienst<br />
1986 für Reformen eintritt,<br />
für viele aber die repressive Seite<br />
der DDR –als er aufs Podium tritt,<br />
ertönen Pfiffe.<br />
„Als ich sah, daß seine Hände<br />
zitterten, weil die Leute gepfiffen<br />
haben, da sagte ich zu Jens Reich:<br />
So, jetzt können wir gehen, jetzt<br />
ist alles gelaufen. Die Revolution<br />
ist unumkehrbar“, erinnert sich<br />
die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley<br />
später an ein Gespräch mit dem<br />
Mitbegründer der Bürgerbewegung<br />
„Neues Forum“, Jens Reich.<br />
Tatsächlich gilt die Demonstration<br />
vom 4. November als Meilenstein<br />
der Friedlichen Revolution, in<br />
der DDR-Bürger bislang verwehrte<br />
Freiheiten erkämpften und an deren<br />
Ende die Abschaffung der SED-<br />
Herrschaft stand. „Die historische<br />
Bedeutung dieser Kundgebung für<br />
den Erfolg der Revolution ist hoch<br />
einzuschätzen“, schreibt der Historiker<br />
Ilko-Sascha Kowalczuk.<br />
30 Jahre später lebt die eindrucksvolle<br />
Szenerie am Alexanderplatz<br />
wieder auf: Großflächige<br />
3D-Videoprojektionen mit<br />
historischen Filmaufnahmen und<br />
eindrucksvollen Licht- und Soundeffekten<br />
werfen Besucher mitten<br />
Ein heißer Herbst<br />
Zentrale Ereignisse der<br />
„Friedlichen Revolution“<br />
04.09.1989<br />
In Leipzig kommt es nach<br />
einem Friedensgebet erstmals<br />
zu einer als solchen<br />
bezeichneten Montagsdemonstratration.<br />
Friedlicher Weg<br />
Im Herbst 1989 erkämpften sich mutige Menschen lang verwehrte Rechte<br />
Die Alexanderplatzdemonstration war ein Meilenstein –nun lebt die Szenerie am Originalschauplatz wieder auf.<br />
in die Ereignisse vom November<br />
1989. Die Festivalwoche von<br />
Kulturprojekte Berlin macht an<br />
sieben Tagen die Geschichte der<br />
Friedlichen Revolution und des<br />
Mauerfalls an sieben Orten erfahrbar,<br />
wo sie stattgefunden hat: Von<br />
den Formierungsprozessen der<br />
DDR-Opposition,die an der Gethsemanekirche<br />
im Fokus stehen, über<br />
die größte Protestdemonstration<br />
am 4. November 1989 auf dem<br />
Alexanderplatz, biszuden Freudenszenen<br />
der Maueröffnung am<br />
Brandenburger Tor. Dazu gehören<br />
genauso die ersten Begegnungen<br />
von West- und Ost-<strong>Berliner</strong>n am<br />
Kurfürstendamm.<br />
Der Bogen spannt sich über die<br />
Besetzung der Stasi-Zentrale in<br />
Lichtenberg am 15. Januar 1990<br />
bis zum wohl größten Erfolg der<br />
Friedlichen Revolution, den erstenfreien<br />
Wahlen und der anschließen-<br />
In Prag verkündet der deutsche Außenminister<br />
Hans-Dietrich Genscher DDR-Bürgern,<br />
die in die dortige Botschaft geflohen sind,<br />
„dass Ihre Ausreise heute möglich geworden<br />
ist.“ Bald darauf rollen die ersten Züge<br />
ausTschechien nachWestdeutschland.<br />
30.09.1989<br />
Bild: Bundesarchiv, Bild 183-<br />
1989-1023-022 /Friedrich<br />
Gahlbeck /CC-BY-SA 3.0<br />
02.10.1989<br />
Bei einer erneuten Montagsdemonstration<br />
in Leipzig nehmen<br />
10 000 Menschen teil. Es kommt<br />
zur Gewalt von Sicherheitskräften<br />
gegen Demonstranten.<br />
Die DDR begeht ihr 40-jähriges Jubiläum<br />
–doch manchem ist nicht zum<br />
Feiern zu Mute. In Berlin demonstrieren<br />
Tausende für demokratische Reformen –<br />
und werden unter den Augen anwesender<br />
Medien niedergeknüppelt.<br />
07.10.1989<br />
den Konstituierung des ersten frei<br />
gewählten Parlaments der DDR-<br />
Geschichte am Schlossplatz. Die<br />
East SideGallery steht schließlich<br />
für den symbolträchtigen Akt der<br />
kulturellen Aneignung. „Geschichte<br />
lässt sich am besten an Originalschauplätzen<br />
erzählen. Um die<br />
Friedliche Revolution zu verstehen<br />
und das Mauerfall-Jubiläum zufeiern,<br />
werden wir die Ereignisse von<br />
1989/90 genau dort erzählen, wo<br />
sie passiertsind. An sieben Tagen,<br />
an sieben Orten“, erläutert Moritz<br />
van Dülmen, Geschäftsführer der<br />
Kulturprojekte Berlin GmbH.<br />
Mit über 200 Veranstaltungen,<br />
sieben Open-Air-Ausstellungen,<br />
3D-Videoprojektionen an Häuserfassaden,<br />
30.000 im Himmel<br />
schwebenden Botschaften als Teil<br />
einer Kunstinstallation, Augmented<br />
Reality-Projekten sowie der Bühnenshow<br />
am Abend des 9. November<br />
am Brandenburger Tor erinnern<br />
die Feierlichkeiten auf vielfältigste<br />
Weise an die Menschen, die 1989<br />
in der DDR der SED-Diktatur mutig<br />
die Stirn boten, auf die Straße gingen<br />
und mit einer friedlichen Revolution<br />
die Mauer zu Fall brachten.<br />
Zugleich gedenken sie der Opfer<br />
des tödlichen Grenzregimes und<br />
aller anderen Opfer der kommunistischen<br />
Diktatur.<br />
Vielschichtiger Prozess<br />
Wenn stadtweit die Friedliche<br />
Revolution gefeiert und an die Ereignisse<br />
von 1989 erinnert wird,<br />
rückt dabei ein vielschichtiger<br />
Prozess ins Zentrum, der an vielen<br />
Orten stattfand. Er lässt sich<br />
etwa bis ins Moskau des Jahres<br />
1985 zurückverfolgen, als Michail<br />
Gorbatschow, Chef der Kommunistischen<br />
Partei (KPdSU) unter<br />
den Schlagworten „Glasnost“ und<br />
18.10.1989<br />
Nach der Absetzung Erich Honeckers<br />
wird Egon Krenz neuer Generalsekretär<br />
des Zentralkomitees der<br />
SED und kündigt neue Reisebestimmungen<br />
für die DDR an.
FREITAG, 1. NOVEMBER 2019 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
30 JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION I3<br />
in die Freiheit<br />
–30Jahre später erwachen einige ihrer Handlungsorte in Berlin zum Leben<br />
3 F RAGEN AN...<br />
...Peter Kolski<br />
THOMAS WIESENACK, CC BY-SA 3.0 DE ; KULTURPROJEKTE BERLIN UNTER VERWENDUNG EINES FOTOS VON HARF ZIMMERMANN UND<br />
HISTORISCHEN FOTOS VON ANDREAS KÄMP<br />
„Perestroika“ die Grundlagen für<br />
eine neue politische Kultur legt.<br />
Und er führt ins Leipzig des Herbstes<br />
1989: Die Friedensgebete, die<br />
hier seit Jahren stattfinden, werden<br />
ab Anfang Oktober zum Ausgangspunkt<br />
der Montagsdemonstrationen,<br />
bei denen wöchentlich<br />
zehntausende Menschen auf die<br />
Straße gehen.<br />
Doch gerade in Berlin, das machen<br />
die Angebote an den sieben<br />
Orten deutlich, verdichten sich die<br />
Ereignisse besonders. Zum Beispiel<br />
an der Gethsemanekirche,<br />
wo am 7. Oktober 1989 regelrechte<br />
Menschenjagden auf Demonstranten<br />
stattfinden.<br />
Die Stadt ist an diesem Tag<br />
das Epizentrum der Feierlichkeiten<br />
zum 40. Jahrestag der DDR. Von<br />
einer pompösen Tribüne aus wohnen<br />
Staatschef Erich Honecker<br />
und weitere SED-Honorationen<br />
Auf dem Alexanderplatz findet die<br />
größte nicht-staatliche Massenkundgebung<br />
statt, die es in der DDR je<br />
gab. Unter den Rednern finden sich<br />
Vertreter der Opposition, aber auch<br />
der SED-Führung.<br />
Bild: Bundesarchiv, Bild 183-1984-<br />
0704-400 /CC-BY-SA 3.0<br />
04.11.1989<br />
einer Militärparade zum Jubiläum<br />
bei. Doch wie im Rest des Landes<br />
ist auch in Berlin vielen Menschen<br />
nicht zum Feiern zu Mute. Während<br />
sich die Mitglieder des Politbüros<br />
im Palast der Republik ans<br />
Buffet begeben, rufen draußen<br />
Demonstranten Parolen: „Wir sind<br />
das Volk“ oder „Wir bleiben hier.“<br />
Das klingt wie eine Drohung: Eine<br />
gute Woche zuvor durften DDR-<br />
Bürger, die in die deutsche Botschaft<br />
in Prag geflüchtet waren,<br />
in die Bundesrepublik ausreisen.<br />
Nun fordern sie Reformen, hier<br />
und jetzt. Die Gesprächsbereitschaft<br />
der DDR-Führung hält sich<br />
in Grenzen. Kaum hat der KPdSU-<br />
Vorsitzende Michail Gorbatschow,<br />
der als Reformpolitiker der Hoffnungsträger<br />
vieler Demonstranten<br />
ist, die Feierlichkeiten verlassen,<br />
gibt Stasi-Chef Erich Mielke das<br />
Kommando zum Losschlagen:<br />
06.11.1989<br />
Der Entwurf eines neuen Reisegesetzes<br />
wird veröffentlicht. Vielen<br />
Bürgern gehen die Vorschläge nicht<br />
weit genug, es kommt zu einer<br />
Massendemonstration in Leipzig.<br />
„Jetzt ist Schluss mit dem Humanismus.“<br />
Dynamische Ereignisse<br />
Die Dynamik der Ereignisse zeigt<br />
sich, wenn wenig später ganz andere<br />
Töne angeschlagen werden:<br />
Der am 17. Oktober gestellte Antrag<br />
von mehreren Theaterleuten,<br />
eine Demonstration abzuhalten,<br />
wird genehmigt. Nun ist der Weg<br />
frei für jene legendäre Großdemonstration,<br />
auf der die Hände<br />
des langjährigen HVA-Chefs Markus<br />
Wolf zu zittern beginnen und<br />
auf der auch weitere Vertreter der<br />
bestehenden Ordnung auftreten.<br />
Einer von ihnen wird bald zur zentralen<br />
Figurder Friedlichen Revolution:<br />
Günter Schabowski.<br />
Es ist der Abend des 9. November<br />
1989 und Schabowski,<br />
seit drei Tagen „Sekretär des ZK<br />
der SED für Informationswesen“,<br />
Auf einer Pressekonferenz verkündet<br />
Günter Schabowski, eine neue<br />
Ausreiseregelung sei „ab sofort“<br />
gültig.Tausende <strong>Berliner</strong> stürmen zur<br />
Grenze, die schließlich geöffnet wird.<br />
Die Mauer ist gefallen.<br />
09.11.1989<br />
Bild: Bundesarchiv, Bild 183-<br />
1989-1109-030 /Lehmann,<br />
Thomas /CC-BY-SA 3.0<br />
lädt zur Pressekonferenz. Es geht<br />
um eine neue Übergangsregelung<br />
für die Ausreise aus der DDR.<br />
Schabowski glaubt, ein kurz zuvor<br />
ausgearbeiteter Entwurf sei bereits<br />
bekannt. Indieser falschen<br />
Annahme trägt er der versammelten<br />
Presse und dem Publikum,<br />
das die Konferenz am TV-Bildschirm<br />
und im Radio verfolgt, vor,<br />
dass „es jedem Bürger der DDR<br />
möglich“ sei, „über Grenzübergangspunkte<br />
der DDR auszureisen.“<br />
Als ein Journalist nachhakt,<br />
ab wann diese Regelung gelte,<br />
spricht Schabowski einen legendär<br />
gewordenen Satz: „Das tritt<br />
nach meiner Kenntnis – ist das<br />
sofort, unverzüglich.“ Tausende<br />
Menschen im Ostteil Berlins strömen<br />
daraufhin zur Grenze und<br />
versuchen den verdutzten Sicherheitskräften<br />
Schabowskis Ausführungen<br />
zu verdeutlichen.<br />
Am Grenzübergang Bornholmer<br />
Straße dürfen die ersten Menschen<br />
gegen 21:20 Uhr passieren;<br />
bald werden die Passkontrollen<br />
eingestellt –die Mauer ist offen.<br />
Mittelfristig ist damit das Ende<br />
der DDR besiegelt, die ein knappes<br />
Jahr später der Bundesrepublik<br />
beitritt. Viele der Menschen,<br />
die 1989 auf die Straße gingen,<br />
hatten genau das nicht gewollt, ihnen<br />
schwebte eine Reformierung<br />
des bestehenden Systems vor.<br />
Nicht alle Hoffnungen aus dem<br />
Herbst 1989 sind in Erfüllung gegangen.<br />
Aber vor 30 Jahren wurden<br />
die besten Voraussetzungen<br />
geschaffen, die es jemals gab, um<br />
Deutschland zu gestalten. So geht<br />
es anlässlich des 30. Jubiläums<br />
immer auch um die Inspirationen,<br />
die von den mutigen DDR-Bürgern<br />
bis heute ausgehen.<br />
Wenn Kulturprojekte Berlin nun<br />
an sieben historische Orte lädt,<br />
lässt sich in den nächsten Tagen<br />
auf ihren Spuren wandeln. Wo und<br />
wie welche Veranstaltungen stattfinden<br />
und welche Angebote es<br />
noch geben wird, erfahren Sie in<br />
dieser Beilage!<br />
PhilipAubreville<br />
03.10.1990<br />
Ein knappes Jahr nach dem Fall der<br />
Mauer erfolgt der Beitritt der DDR<br />
zur Bundesrepublik Deutschland. Die<br />
„deutsche Einheit“ ist unter ehemaligen<br />
Oppostionellen umstritten.<br />
Kolski hat mit seiner Firma<br />
BetaRoom die „Mauer-<br />
App“ entwickelt, die per<br />
Augmented Reality auf dem<br />
Smartphone oder Tablet virtuell<br />
erfahrbar macht, wo die Mauer<br />
verlief. Zusätzlich erzählen interaktive<br />
Geschichten vom Leben<br />
mit der Mauer – zur Festivalwoche<br />
gibt es fünf Sonderepisoden!<br />
Die App gibt es kostenlos unter<br />
www.mauar.berlin<br />
Welche Idee<br />
steckt hinter<br />
der MauerApp?<br />
Um das Vergangene<br />
dieser<br />
Stadt für<br />
PRIVAT<br />
die Nachwelt Peter Kolski<br />
erlebbar zu<br />
machen, bietet Augmented Reality<br />
(AR) eine noch nie dagewesene<br />
Form. Man kann durch das Smartphone<br />
das wahrhaftige Gefühl bekommen<br />
vor der Mauer zustehen.<br />
Doch das alleine reichte uns nicht,<br />
um das Gefühl der geteilten Stadt<br />
aufleben zu lassen. Deswegen haben<br />
wir einen AR-Film entwickelt,<br />
bei dem man anhand von zwei Protagonisten<br />
aus Ost und West die<br />
Auswirkungen auf ihr Leben miterleben<br />
kann.<br />
Wie lässt man die heute größtenteils<br />
verschwundene Mauer digital wiederaufleben?<br />
Wir hatten viel Motivation etwas<br />
Nützliches zu schaffen. Es war ja<br />
nicht nur technisch eine große Herausforderung,<br />
sondern bedurfte<br />
jede Menge Recherche. Und den<br />
Pioniergeist, eine neue Kunstform<br />
zu schaffen auf einem Medium,<br />
wo es noch nicht so viel Erfahrung<br />
gibt. Dafür haben wir etliche Versuche<br />
gemach, aber wir haben nie<br />
aufgegeben, da diese App auch ein<br />
Stück unserer <strong>Berliner</strong> Lebensgeschichte<br />
berührt.<br />
Ihre App gibt es seit dem Sommer.<br />
Welches Feedback gab es bislang<br />
und welche Bilanz ziehen Sie selbst?<br />
Letztens hat ein junges Mädchen<br />
durch mein iPad die Mauer in<br />
AR gesehen und mit strahlenden<br />
Augen „WOW“ gesagt. Man konnte<br />
richtig sehen, dass ihr Interesse<br />
für die Geschichte schlagartig auf<br />
eine andere Ebene stieg. Auch gab<br />
es bewegende E-Mails von Leuten,<br />
die sich andie Zeit des geteilten<br />
Berlins zurückversetzt gefühlt haben.<br />
Da diese Art der Erzählung<br />
Neuland ist, findet man immer etwas,<br />
was man noch anpassen will.<br />
Es hat sich jedoch gezeigt, dass<br />
unser Werk richtungsweisend ist.<br />
Die Fragen stellte PhilipAubreville
4 I 30JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION<br />
FREITAG, 1. NOVEMBER 2019 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
Es waren mutige und engagierte<br />
Menschen, unter deren<br />
Druck das Grenzregime<br />
der SED-Diktatur am 9. November<br />
1989 zusammenbrach. Zum 30.<br />
Jahrestag der Friedlichen Revolution<br />
findet am Brandenburger Tor<br />
eine außergewöhnliche Bühnenshow<br />
statt, die von diesem Engagement<br />
erzählt –mit engagierten<br />
Künstlern, die auch im Jahr 2019<br />
etwas zu sagen haben.<br />
Auf das Publikum wartet eine<br />
etwa zweistündige crossmediale<br />
Inszenierung, in denen mit musikalischen<br />
Acts, aber auch mit<br />
Schauspiel- und Lichtperfomances<br />
ein Teil deutscher Freiheitsgeschichte<br />
erzählt wird.<br />
Eröffnet wird das Programm<br />
um 17:30 Uhr von Banda Internationale.<br />
Die gut 15-köpfige Band<br />
aus Dresden wurde einst als<br />
Reaktion auf die immer größer<br />
werdenden Neonaziaufmärsche<br />
in der sächsischen Landeshauptstadt<br />
gegründet und trat diesen<br />
Aufmärschen mit einer Musik<br />
entgegen, die durch internationale<br />
Einflüsse geprägt ist. Auch die<br />
Besetzung zeichnet sich durch<br />
Internationalität aus –seit 2015<br />
stießen zahlreiche Musiker zur<br />
Band, die zuvor aus Ländern wie<br />
Syrien, Iran oder Burkina Faso geflüchtet<br />
waren.<br />
Die eigentliche Bühnenshow<br />
beginnt dann um 18 Uhr. Schon<br />
der Umstand, dass mit Marianne<br />
Birthler die ehemalige Bundesbeauftrage<br />
für die Stasi-Unterlagen<br />
eine Ansprache hält, macht klar:<br />
Hier geht es auch um die Erfahrungen<br />
und Erlebnisse von Zeitzeugen,<br />
die in der Show ebenfalls<br />
eine Rolle spielen. So wird<br />
Michael Heinisch-Kirch zu Wort<br />
kommen, der aufgrund seiner<br />
Herkunft aus einer Pfarrersfamilie<br />
und der Verweigerung der<br />
Mitgliedschaft in DDR-Pflicht-Organisationen<br />
früh Ausgrenzung in<br />
der DDR-Diktatur erfuhr. Von seinen<br />
Eindrücken berichtet er im<br />
Die Staatskapelle Berlin unter Leitung von Daniel Barenboim und Trettmann zählen zu den Acts der Bühnenshow.<br />
Die Freiheit feiern<br />
Das Brandenburger Tor wird zur Kulisse für ein multimediales Bühnenprogramm<br />
Gespräch mit ZDF-Chefredakteur<br />
Peter Frey.<br />
Die Ereignisse der DDR-Geschichte<br />
werden aber auch auf<br />
weitere Arten zum Leben erweckt:<br />
Untermalt mit historischem Bildund<br />
Filmmaterial spielt etwa die<br />
Staatskapelle Berlin unter Leitung<br />
von Daniel Barenboim im Laufe<br />
des Abends Beethovens 5. Sinfonie.<br />
So wird ein zeitgeschichtlicher<br />
Bogen gespannt –vom Bau<br />
der Mauer über die Zeit der getrennten<br />
deutschen Staaten bis<br />
hin zum Mauerfall.<br />
Vor dem imposanten Videodome,<br />
auf den Filme, Fotos und Botschaften<br />
projiziert werden, treten<br />
dann auch weitere Künstler auf,<br />
die den Abendmit einem abwechslungsreichen<br />
Programm gestalten.<br />
Den Anfang macht Dirk Michaelis<br />
– der gebürtige Chemnitzer<br />
war von 1985 bis 1991 Frontmann<br />
der Rockband Karussell, die<br />
weit über die DDR hinaus Kultstatus<br />
erlangte. Der von ihm komponierte<br />
Hit „Als ich fortging“ wurde<br />
1989 zur Hymne der Fluchtbewegung<br />
–beim Auftritt am Brandenburger<br />
Tor wird Michaelis eine Pianonversion<br />
des Songs darbieten.<br />
Neben Michaelis tritt mit den<br />
Zöllnern ein weiterer Act auf, der<br />
in der DDR sozialisiert wurde.<br />
Die Ost-<strong>Berliner</strong> Band um Sänger,<br />
Texter und Komponist Dirk Zöllner<br />
ist seit Mitte der 1980er Jahre<br />
MONIKA RITTERSHAUS; @WWW.KITSCHKRIEG.DE<br />
nin unterschiedlichen Konstellationen<br />
Bestandteil der deutschen<br />
Musikszene. Und mit Anna Loos,<br />
die nicht nur als Moderatorin durch<br />
das Programm führt, sondern auch<br />
selbst auf der Bühne musiziert,<br />
tritt eine weitere Künstlerin auf, deren<br />
Wurzeln in der DDR liegen: (siehe<br />
Interview unten): Aufgewachsen<br />
in Brandenburg an der Havel, flüchtet<br />
die damals 17-Jährige 1988<br />
über die Tschechoslowakei, Ungarn<br />
und Österreich aus der DDR<br />
in die Bundesrepublik Deutschland.<br />
2005 wurde sie Nachfolgerin<br />
von Sängerin Tamara Danz bei<br />
der Ost-<strong>Berliner</strong> Band Silly, eine<br />
der bekanntesten Rockgruppen in<br />
der DDR. Im März 2019 erschien<br />
ihr Soloalbum „Werkzeugkasten“,<br />
aus dem sie am 9. November unter<br />
anderem die Songs „Mut von<br />
Helden“ singen wird.<br />
Mit dem Auftritt politisch aktiver<br />
Musiker, die erst lange nach<br />
dem Ende der DDR begannen Musik<br />
zu machen, schlägt die Bühnenshow<br />
dabei einen Bogen von<br />
1989 in die Gegenwart. Deutlich<br />
macht das etwa der Auftritt von<br />
Trettmann, der in seinen HipHop-<br />
Stücken seine Jugend in der DDR<br />
ebenso thematisiert wie das Erstarken<br />
rechtsextremer Bewegungen<br />
der Gegenwart.<br />
Dieses Thema beschäftigt<br />
auch Zugezogen Maskulin – die<br />
Wahlberliner grim 104 und Testo<br />
kritisieren in ihren Texten gesellschaftliche<br />
Missstände –und engagieren<br />
sich auf Solidaritätskonzerten<br />
gegen Rechtsradikalismus.<br />
Neben Musik, Lichtprojektionen<br />
und Auftritten von Zeitzeugen<br />
hat die Bühnenshow aber noch<br />
mehr zu bieten: Das Schauspiel<br />
“Stimmen der Freiheit“ kreist um<br />
eine Gruppe von Suchenden im<br />
Wandel der Zeiten: Vom stürmischen<br />
Herbst über den Stillstand<br />
im Winter, dem Aufbruch im Frühling<br />
bis zum Sommer. Zudem wird<br />
der Videodome für Tanz- und Lichtperfomances<br />
genutzt. Die crossmediale<br />
Inszenierung des Künst-<br />
Künstlernetzwerks phase7 unter<br />
der Regie von Sven Sören Beyer<br />
wird bis 20:15 Uhr übrigens auch<br />
live im ZDF übertragen. Dann gleitet<br />
die Veranstaltung in die After-<br />
Show mit Westbam und DJs des<br />
Female/non-binary DJ Kollektivs<br />
No Shade über.<br />
Die Veranstaltung am Brandenburger<br />
Tor ist kostenlos. Aus<br />
Sicherheitsgründen sind auf dem<br />
Veranstaltungsgelände jedoch Taschen<br />
nur bis zu einer Größe von<br />
DIN A4erlaubt. Es besteht keine<br />
Möglichkeit zur Aufbewahrung größerer<br />
Gepäckstücke oder sperriger<br />
Gegenstände.<br />
Philip Aubreville<br />
Als 1989 die Mauer fiel, waren Sie kurz zuvor<br />
aus der DDR geflüchtet. Wie haben Sie<br />
die Friedliche Revolution aus der Situation<br />
heraus wahrgenommen?<br />
Ich habe mich in der DDR unfrei gefühlt,<br />
es war keine Demokratie, in der wir dort damals<br />
gelebt haben und ich persönlich fühlte<br />
mich bevormundet und eingesperrt. Die Gewaltbereitschaft<br />
und die Entschlossenheit<br />
KRISTIAN SCHULLER<br />
Anna Loos<br />
der Sicherheitskräfte<br />
der Regierenden damals<br />
war schon viele<br />
Jahre zu spüren. Für<br />
mich war diese friedliche<br />
Revolution wie<br />
ein Wunder. Es gab<br />
ja vorher Gewalt und<br />
Blutvergießen, es gab<br />
Menschen die Ihre<br />
Fluchtversuche mit<br />
Ihrem Leben zahlen mussten. Noch heute<br />
streitet man darum, wieviele es genau waren,<br />
aber war nicht jeder Einzelne Einer zu<br />
viel? Es gab in der DDR nahezu 300.000<br />
politische Häftlinge, die in Gefängnisse gesperrt<br />
wurden. Diese Zahl muss man sich<br />
mal auf der Zunge zergehen lassen. Dass all<br />
dies dann am 9. November 1989 friedlich<br />
in einer Revolution endete, die ohne einen<br />
Tropfen Blut zu vergießen darin mündete,<br />
dass die SED, die Stasi und die gesamten<br />
Grenzen um diese DDR und schließlich sie<br />
selbst, in einer Nacht zu Schutt und Asche<br />
wurden, ist für mich heute immer noch der<br />
absolute Wahnsinn.<br />
Inwiefern haben die Ereignisse des Herbstes<br />
1989 Ihre künstlerische Biographie und Ihre<br />
Musik geprägt und prägen sie bis heute?<br />
Ich bin in Brandenburg aufgewachsen,<br />
3 F RAGEN AN ANNA LOOS<br />
wenn auch heimlich, so konnten wir doch<br />
alle Westfernsehsender empfangen und<br />
RIAS Berlin war damals unser Radiosender,<br />
von dem wir unsere Kassetten-Tapes<br />
mitschnitten. Wenn ich in der DDR geblieben<br />
wäre und später dann auch nicht die<br />
Mauer gefallen wäre, hätte ich meinen Lebenswunsch<br />
Künstler zu werden nie in die<br />
Tat umsetzen können. Ich war damals in<br />
der Pubertät und der Zustand in der DDR<br />
hat mich eher zu anarchistischen Ideen animiert.<br />
Das Lied ist zwar vor meiner Geburt<br />
entstanden, aber die Zeile „Macht kaputt<br />
was Euch kaputt macht“, das war genau<br />
das, was damals viele Jugendliche in der<br />
DDR gespürt haben. Die Wut auf den Staat<br />
und dieses System in der Jugend war groß.<br />
Was erwartet das Publikum bei Ihrem Auftritt<br />
am Brandenburger Tor, inwiefern ist<br />
der Auftritt zu diesem Anlass ein besonders<br />
Konzert für Sie?<br />
Dieser Ort ist ein besonderer Ort für<br />
mich. Mit einem guten Zeugnis gab es den<br />
Besuch der Broilerbar auf dem Alex und<br />
einen Spaziergang zum Brandenburger Tor.<br />
Ich stand oft da und habe mich gefragt, wie<br />
es auf der anderen Seite wohl aussieht,<br />
wie es riecht, wo es dort weiter geht, wie<br />
die Straßen, die Häuser und die Menschen<br />
dahinter wohl sind. Wir Deutschen leben in<br />
einem der schönsten und reichsten Länder<br />
der Welt und unser Leben liegt im Vergleich<br />
zum größten Teil der Welt weit über dem<br />
Standard. Ich bin sehr froh, ein Zeuge dieser<br />
Revolution zu sein, ich bin glücklich in<br />
einer Demokratie und in diesem wunderbaren<br />
Land leben zu dürfen und ich wünsche<br />
mir, dass wir diese, unsere Demokratie, verstehen,<br />
nutzen und dass wir sie schützen.
FREITAG, 1. NOVEMBER 2019 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
30 JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION I5<br />
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t<br />
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r<br />
Vom 4.bis zum 10. November ist „Visions in Motion“ am Brandenburger Tor zusehen.<br />
Bewegende Botschaften<br />
Mit der Kunstinstallation „Visions in Motion“ schweben die Hoffnungen zehntausender Menschen am Brandenburger Tor<br />
Vor dem Mauerfall am 9. November<br />
1989 standen die<br />
Forderungen und Hoffnungen<br />
der protestierenden DDR-Bür-<br />
für mehr Demokratie und Frei-<br />
-ger<br />
-heit. Es war nicht zuletzt ihr Mut,<br />
der die Friedliche Revolution gegen<br />
viele Widerstände ins Rollen<br />
brachte. Ihr Antrieb war damals<br />
-auf Transparenten zu lesen, die<br />
auf Demonstrationen in die Luft<br />
ragten: Es waren Forderungen,<br />
-Hoffnungen und Visionen.<br />
Deshalb lud Kulturprojekte<br />
Berlin den US-amerikanischen<br />
-Künstler Patrick Shearn aus Ber-<br />
Partnerstadt Los Angeles und<br />
-lins<br />
sein Studio Poetic Kinetics ein,<br />
eine einzigartige Kunstinstallation<br />
umzusetzen. Für „Visions in<br />
Motion“, die in diesen Tagen am<br />
Brandenburger Tor zu sehen ist,<br />
startete Kulturprojekte Berlin im<br />
vergangenen Sommer einen Aufruf:<br />
In Anlehnung an die Transparante<br />
bei den Demonstrationen<br />
der Friedlichen Revolution sollten<br />
Menschen ihre Botschaften, Wünsche<br />
und Hoffnungen für die Zukunft,<br />
aber auch Erinnerungen an<br />
die Vergangenheit aufschreiben.<br />
Das Motto: „Deine Vision im Himmel<br />
über Berlin.“<br />
30.000 Menschen folgten<br />
dem Aufruf bis September und<br />
lieferten Material für ein typisches<br />
Shearn-Werk: Aus den<br />
mit diesen Visionen beschrifteten<br />
„Botschaftsbändern“ ist ein<br />
„Skynet“ entstanden, das sich<br />
scheinbar schwerelos vom Lindenrondell<br />
aus bis in die Straße<br />
30.000 Menschen beschrifteten ein „Botschaftsband“ für die Installation.<br />
des 17. Juni in den Himmel der<br />
Hauptstadt spannt.<br />
Botschaften aus aller Welt<br />
Schon die Masse an Botschaften,<br />
die vom 4. bis zum 10. November<br />
an geschichtsträchtigem Ort zu<br />
sehen sein wird, erinnert an das<br />
Engagement von Hunderttausenden,<br />
die während der Friedlichen<br />
Revolution mutig ihre Stimme<br />
erhoben und damit zum Fall der<br />
Mauer beitrugen. Zugleich ist die<br />
Installation in ihrer rechteckigen<br />
Form an die <strong>Berliner</strong> Mauer angelegt<br />
–dabei aber durchlässig und<br />
ständig in Bewegung.<br />
Den entscheidenden Bogen zur<br />
Friedlichen Revolution schlägt „Visions<br />
in Motion“ aber mit seinen<br />
bewegenden Botschaften, die die<br />
30.000 Teilnehmer aufgeschrieben<br />
haben. Es sind Menschen wie<br />
Norbert, 61, aus Prag, die sich<br />
noch immer freudig an den Herbst<br />
1989 erinnern: „Der Tag der Maueröffnung,<br />
vor genau 30 Jahren<br />
war und bleibt der schönste Tag<br />
meines Lebens“, heißt es auf<br />
seinem „Botschaftsband“. Und<br />
Lutz aus Berlin glaubt seit 1989<br />
an Wunder –„ich habe eines miterkämpft,<br />
miterlebt, miterlaufen“,<br />
schreibt der 55-Jährige. Und Elke,<br />
ebenfalls aus Berlin, berichtet,<br />
wie ihr der Mauerfall ermöglichte,<br />
Abitur zu machen und zu studieren<br />
–mangels FDJ-Mitgliedschaft<br />
KUNSTINSTALLATION VON PATRICK SHEARN OF POETIC KINETICS, KURATIERT VON KULTURPROJEKTE BERLIN<br />
KULTURPROJEKTE BERLIN, FOTO OANA POPA<br />
wären der damals 15-Jährigen<br />
überzeugten Christin diese Möglichkeiten<br />
in der DDR verwehrt<br />
geblieben.<br />
Sichtweisen der Nachgeborenen<br />
Doch es sind nicht nur die Erinnerungen<br />
der Zeitzeugen, die<br />
zum Kunstwerk geworden sind.<br />
Auch die Nachgeborenen haben<br />
ihre Sicht auf die Ereignisse des<br />
Herbstes 1989. „Ohne den Mauerfall<br />
hätten sich meine Eltern nie<br />
kennengelernt“, berichtet etwa<br />
die 28-jährige Thuy Mi Dam aus<br />
Berlin, und ihre mexikanische Altersgenossin<br />
Carolina hält ganz<br />
allgemein fest: Mauern halten<br />
Menschen nicht draußen, sie sperren<br />
Menschen ein. Gerade die Teilnehmer<br />
aus dem Ausland haben<br />
häufig eine erweiterte Perspektive<br />
und sehen den Mauerfall in einem<br />
größeren Zusammenhang. „Die<br />
besten Wünsche für das vereinte<br />
Deutschland und das vereinte Europa“,<br />
bringt etwa Adriana Galeotti<br />
aus Italien zum Ausdruck.<br />
Es sind also hochaktuelle Themen,<br />
die für viele Menschen durch<br />
die Erinnerung an die Friedliche Revolution<br />
berührt werden. Darunter<br />
sind prominente Vertreter wie Marianne<br />
Birthler, ehemalige Leiterin<br />
der Stasi-Unterlagenbehörde. Sie<br />
schreibt: „Mir macht neuerdings<br />
eine neue Mauer Kopfzerbrechen –<br />
die Mauer zwischen denen, die die<br />
Freiheit lieben, und denen, die sie<br />
fürchten.“<br />
„Gemeinsam mit Kulturprojekte<br />
Berlin haben wir eine Erzählung<br />
geschaffen, die die Freiheit und<br />
Einheit symbolisiert, die durch den<br />
Fall der Mauer ermöglicht wurden.<br />
Gleichzeitig hält die Installation all<br />
jene Erinnerungen, Wünsche und<br />
Hoffnungen von heute aufrecht –<br />
von Ost- und Westberlinern sowie<br />
von Menschen aus aller Welt.“<br />
sagt Patrick Shearn. Und diese Erzählung<br />
bleibt lebendig: Im Internet<br />
können noch immer Botschaften<br />
eingereicht werden, die während<br />
der Festivalwoche ebenfalls am<br />
Brandenburger Tor gezeigt werden.<br />
Philip Aubreville<br />
Mehr Infos unter<br />
mauerfall30.berlin/<br />
botschaften
6 I 30JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION<br />
FREITAG, 1. NOVEMBER 2019 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
7Tage<br />
Mit der Festivalwoche lädt Berlin ein, sich zu erinnern, zu feiern, mitzumachen und zu diskutieren. An sieben Originalschauplätzen<br />
Rund um die Uhr-Formate wie sieben Open-Air-Ausstellungen an sieben Originalschauplätzen<br />
der Friedlichen Revolution erinnern an die jeweiligen historischen<br />
Hintergründe und liefern das thematische Fundament für eine künstlerische Auseinandersetzung<br />
mit den Ereignissen von 1989/90 in Form von 3D-Videoprojektionen.<br />
Ein vielfältig gestaltetes Veranstaltungsprogramm greift diese Themenschwerpunkte<br />
ebenfalls auf und schlägt die Brücke in die Gegenwart –mit Konzerten, Zeitzeugengesprächen,<br />
Podiumsdiskussionen, Lesungen, Filmreihen, Poetry Slams, einem Filmprojekt<br />
zum Mitmachen für junge Leute, virtuellen Welten mit der App MauAR und<br />
Augmented-Reality-Storys sowie der Kunstinstallation „Visions in Motion“ vor dem Brandenburger<br />
Tor. Alle Veranstaltungen unter mauerfall30.berlin/programm<br />
Brandenburger Tor<br />
Amfrühen Abend des 9. November 1989 gab der SED-Funktionär<br />
Günter Schabowski eher beiläufig eine neue Reiseregelung<br />
bekannt.Das Westfernsehen meldete in den Hauptnachrich-<br />
Aten eine Stunde später: „DDR öffnet Grenze“. Daraufhin strömten<br />
Ostberliner zu den innerstädtischen Grenzübergängen und erzwangen<br />
noch am selben Abend die Öffnung der <strong>Berliner</strong> Mauer. Auch West-<br />
berliner machten sich zur Grenze auf. Obwohl es am Brandenburger<br />
Tor keinen Übergang gab, zog es Tausende Menschen zu diesem<br />
Symbol der Teilung Deutschlands und Europas. Noch in der Nacht<br />
besetzten sie die etwa drei Meter breite Mauer und begannen mit<br />
Hämmern und Meißeln den Grenzwall zu zerstören. Nach 28 Jahren<br />
Teilung konnten die <strong>Berliner</strong> wieder durch die Säulen des <strong>Berliner</strong><br />
Wahrzeichens spazieren.<br />
Platz des 18. März, 10117 Berlin,<br />
S+U Brandenburger Tor, S+U Potsdamer Platz<br />
JUSTIN LEIGHTON / ALAMY STOCK PHOTO<br />
Kurfürstendamm<br />
Zoolog.<br />
Garten<br />
SSchon in den frühen Morgenstunden<br />
des 10. November<br />
1989 herrschte Volksfeststimmung<br />
auf dem Kurfürstendamm. Für<br />
viele DDR-Bürger war der berühmte<br />
Westberliner Boulevard Sehnsuchtsort<br />
und in dieser Nacht sowie an den folgenden Tagen ihr erstes Ziel. Von Westberlinern<br />
wurden sie jubelnd begrüßt. Es kam zu Massenaufläufen und ergreifenden<br />
Szenen. Die Warenwelt des Westens lockte ebenso wie die vielfältigen<br />
kulturellen Angebote. Mit offenen Armen wurden die Ostdeutschen in Westberlin<br />
empfangen.<br />
DAVID HOLT LONDON<br />
Schlossplatz<br />
Der 18. März 1990 markierte den wohl größten<br />
Erfolg der Friedlichen Revolution. Mit<br />
den ersten demokratischen Wahlen der<br />
DDR-Geschichte wurde das SED-Regime endgültig<br />
beseitigt. Die frei gewählte Volkskammer, das<br />
Parlament der DDR, tagte im Palast der Republik.<br />
Hier, an dem heutigen Schloss- und damaigen<br />
„Marx-Engels-Platz“ befand sich das Machtzentrum<br />
der DDR –eine Anlaufstelle für Proteste: In<br />
unmittelbarer Nachbarschaft von Regierungssitz<br />
und Parteizentrale hatte es während der Friedlichen<br />
Revolution immer wieder Proteste gegeben.<br />
Marx-Engels-Forum, 10178 Berlin,<br />
SHackescher Markt<br />
Breitscheidplatz, 10789 Berlin, S+U Zoologischer Garten, UKurfürstendamm<br />
Mehr Informationen<br />
gibt es unter<br />
mauerfall30.berlin/service<br />
BUNDESARCHIV, BILD 183-1990-0111-046 / CC-BY-SA 3.0
FREITAG, 1. NOVEMBER 2019 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG 30 FRIEDLICHEREVOLUTION l 7<br />
–7Orte<br />
der Friedlichen Revolution verwandelt sich die Stadt sieben Tage lang in ein großes Open-Air-Ausstellungs- und Veranstaltungsgelände<br />
Gethsemanekirche<br />
Anfang Oktober 1989 wurde die Gethsemanekirche<br />
inOstberlin zu einem Brennpunkt der<br />
Revolution. Ein Kontakttelefon übernahm die<br />
Aufgaben einer Nachrichtenagentur, zu Informationsveranstaltungen<br />
kamen Tausende Menschen.<br />
Ab dem 2. Oktober organisierten dort Ostberliner<br />
Oppositionsgruppen eine Mahnwache für die Freilassung<br />
von in Leipzig inhaftierten Demonstranten.<br />
Und als die Weltpresse anlässlich des 40. Jahrestages<br />
der DDR am 7. Oktober in Berlin weilte, gingen<br />
Bilder brutaler staatlicher Übergriffe gegen friedliche<br />
Demonstranten nahe der Kirche um die Welt.<br />
GETTY IMAGES/iSTOCKPHOTO<br />
Stargarder Str. 77, 10437 Berlin,<br />
S+U Schönhauser Allee<br />
Am 4.November 1989 kam es auf dem Alexanderplatz zur größten<br />
Protestaktion der DDR-Geschichte. Hunderttausende versammelten<br />
sich, um für eine andere, eine demokratische DDR zu demonstrieren.<br />
Sie forderten Reisefreiheit, freie Wahlen, Meinungs- und<br />
Pressefreiheit sowie die Zulassung von<br />
Oppositionsgruppen und neuen Parteien.<br />
Die Demonstrationen auf dem Alexanderplatz<br />
waren offiziell erlaubt. Hier<br />
sprachen nicht nur Oppositionelle, sondern<br />
auch SED-Funktionäre. Deren Reden<br />
trafen allerdings auf wenig Begeisterung<br />
und wurden vielfach von lauten<br />
Pfiffen und Rufen übertönt.<br />
BUNDESARCHIV, BILD 183-1989-1104-437/<br />
SETTNIK, BERND / CC-BY-SA 3.0<br />
Alexanderplatz<br />
Nähe Weltzeituhr, 10178 Berlin,<br />
S+U Alexanderplatz<br />
Stasizentrale<br />
AAb Dezember 1989 wurden in der ganzen DDR<br />
die Dienststellen der Geheimpolizei besetzt. Am<br />
15. Januar 1990 stürmten schließlich Tausende<br />
die Stasi-Zentrale in Berlin. Der SED wurde ihre wichtigste<br />
Machtstütze endgültig entrissen. Bürgerkomitees versuchten<br />
die Auflösung des Geheimdienstes zu kontrollieren<br />
und die Vernichtungder Stasi-Akten zu verhindern.<br />
Auch wenn damit das Ende der Stasi besiegelt war, die<br />
Diskussionen um den Umgang mit ihren Akten hatten<br />
gerade erst begonnen.<br />
Ruschestraße 103, 10365 Berlin, UMagdalenenstraße<br />
BSTU<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH<br />
Geschäftsführer:<br />
Jens Kauerauf<br />
East Side Gallery<br />
Am 28. September 1990 eröffnete mit der<br />
East Side Gallery die längste Galerie der<br />
Welt. Bereits eine Woche nach dem Fall der<br />
Mauer hatten sich <strong>Berliner</strong><br />
Künstler entschlossen,<br />
aus diesem Bauwerk der<br />
Unmenschlichkeit ein Bauwerk<br />
gegen die Unmenschlichkeit<br />
zu machen. Nach<br />
einigen gescheiterten Versuchen<br />
am Potsdamer Platz<br />
wurde in Absprache mit den<br />
zuständigen DDR-Behörden<br />
der Mauerabschnitt entlang<br />
der Mühlenstraße für das<br />
Projekt gewählt.<br />
Mühlenstraße 70-71, 10243 Berlin<br />
S+U Warschauer Straße<br />
VISITBERLIN, FOTO: PHILIP KOSCHEL<br />
Vermarktung:<br />
BVZ <strong>Berliner</strong> Medien GmbH<br />
Alte Jakobstraße 105<br />
10969 Berlin<br />
Geschäftsführer:<br />
Andree Fritsche<br />
Projektverantwortung:<br />
Manuel Giehler<br />
Tel. 030 23 27 53 56<br />
blz_svoe@mdscreative.berlin<br />
Druck:<br />
BVZ <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>sdruck GmbH<br />
Am Wasserwerk 11,<br />
10365 Berlin<br />
Layout, Produktion: mdsCreative GmbH<br />
Geschäftsführer: Klaus Bartels<br />
Redaktion: Philip Aubreville<br />
Titelbild: ©Kunstinstallation Patrick<br />
Shearn of Poetic Kinetics, kuratiert von<br />
Kulturprojekte Berlin<br />
Waldowalle
8 I 30JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION FREITAG, 1. NOVEMBER 2019 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
Ob Theater, Ausstellung, Film oder Kunst: In der Themenwoche gibt es ein vielseitiges Programm.<br />
FRANK DRECHSLER<br />
Das volle Programm<br />
Die Themenwoche zum Jubiläum der Friedlichen Revolution bietet<br />
EINTAUCHEN IN DIE GESCHICHTE THEATER UND FILM KONZERTE<br />
Die Rolle vonMedientechnikfür die (politische) Bewusstseinsbildung<br />
wird an kaum einem Begriff so deutlich wie<br />
dem des „Westfernsehens“, über das sich DDR-Bürger<br />
lange Zeit mit unabhängigen Informationen versorgten.<br />
Heute sind es nicht nur die transportierten Inhalte, sondern<br />
auch die Darstellungsmöglichkeiten technischer<br />
Innovationen, die ganz neue Perspektiven auf bestimmte<br />
Sachverhalte auftun.<br />
So können Besucher während der Festivalwoche in die<br />
Atmosphäre und Stimmungen von 1989/90 an den Schauplätzen<br />
der Friedlichen Revolution eintauchen. Zum Beispiel<br />
bei 3D-Videoprojektionen an den Originalschauplätzen:<br />
Auf dem Alexanderplatz drängen sich die Demonstranten<br />
–und die Besucher sind live dabei. Hunderttausende<br />
sind an diesem 4. November 1989 zusammengekommen<br />
zur größten Protestaktion in der Geschichte<br />
der DDR. „Es ist, als habe einer die Fenster aufgestoßen“,<br />
sagt Schriftsteller Stefan Heym.<br />
Möglich machen den authentischen Ausflug in die Vergangenheit<br />
Projektionen, die nach Einbruch der Dunkelheit<br />
die Ereignisse zurück an die Hausfassaden holen. Historische<br />
Filmaufnahmen mit eindrucksvollen Licht- und<br />
Soundeffekten ergeben ein besonderes Medienkunsterlebnis.<br />
Sowird die Friedliche Revolution erfahrbar gemacht.<br />
Die Gebäude dienen dabei als architektonische<br />
Zeitzeugen und Leinwand. Die Fassadenprojektionen laufen<br />
an den Festivalorten Gethsemanekirche, Alexanderplatz,<br />
Kurfürstendamm, Stasi-Zentrale, Schlossplatz und<br />
East Side Gallery. Siedauern jeweils etwa 15 Minutenund<br />
wiederholen sich den Abend über.<br />
Erlebbar wird Geschichte zudem etwa auch mit über<br />
30 Augmented-Reality-Storys. Sie werden per QR-Code<br />
über den Facebook Messenger an historischen Orten aktiviert.<br />
Dort entdeckt man bislang unerzählte Geschichten<br />
und trifft auf Skateboarder an der East Side Gallery<br />
oder begleitet „Mauerspechte“ am Brandenburger Tor.<br />
Es waren Mitarbeiter von Film und Theater, die 1989 die<br />
Alexanderplatzdemonstrationen organisierten, die die<br />
Friedliche Revolution noch einmal beschleunigten. 30<br />
Jahre später dienen diese Medien als hervorragendes<br />
Mittel, die Ereignisse von damals noch einmal aufleben<br />
zu lassen und zu reflektieren. Im Rahmen der Revolutionswoche<br />
werden einige neue Produktionen, aber auch<br />
Klassiker gezeigt.<br />
Zum Beispiel „Die Legende von Sorge und Elend.“<br />
Das Stück von Sören Hornung erzählt von einer Familie<br />
im Grenzbereich: In der Nähe des früheren Grenzstreifens<br />
lebt die einst glühende Kommunistin Ines mit ihrem<br />
Mann, dem ehemaligen Grenzer Klaus, in Sorge,<br />
bei Elend. Jedes Jahr zum Geburtstag der Mutter kommen<br />
die Kinder heim: Tochter Lisa sieht keinen Sinn<br />
im kapitalistischen Lebensentwurf und sehnt sich nach<br />
einer Alternative. Sohn Stefan arbeitet als aufstrebender<br />
Polizist im Staatsdienst. Als die Kinder anfangen,<br />
Fragen zur Zeit vor dem Mauerfall zu stellen, gerät die<br />
heile Welt aus den Fugen. Die szenische Lesung findet<br />
am 5. November ab 19:30 im Programmpavillon am<br />
Kurfürstendamm statt.<br />
Der Animationsfilm Fritzi – Eine Wendewundergeschichte<br />
zeigt wiederum die Ereignisse von 1989 aus<br />
dem Blickwinkel eines Kindes. Der Film für Kinder von<br />
8bis 14 Jahren läuft am 6. November um 10 Uhr und<br />
am 9. November ab 14:30 Uhr als Sondervorführung mit<br />
anschließender Fragerunde.<br />
Weitere Inforrmationen unter:<br />
mauerfall30.berlin/programm/die-legende-von-sorge-undelend<br />
mauerfall30.berlin/programm/fritzi-eine-wendewundergeschichte<br />
Der Film „Sonnenallee“ über den Alltag in der DDR der<br />
1970er-Jahre mag überdreht sein –doch wenn eine der<br />
Figuren hier keinen anderen Lebensinhalt zu kennen<br />
scheint, als eine Rolling Stones-Platte zu ergattern, bekommt<br />
man auch als Nachgeborener einen Eindruck, wie<br />
Musik und Freiheitsliebe zusammenhängen können. Es<br />
waren Rockbands wie City oder Silly, die sich in der DDR<br />
Freiräume erkämpften –und nach dem Fall der Mauer<br />
um so ausgelassener feierten. Mit einer Konzertveranstaltung,<br />
die am 9. November am Brandenburger Tor<br />
stattfindet (siehe Seite 4), wird die Freiheit 30 Jahre später<br />
wieder gefeiert. Doch die Auftritte von Anna Loos,<br />
Zugezogen Maskulin und anderen sind nur einige der<br />
musikalischen Highlights während der Themenwoche.<br />
So tritt am 5. November Die Seilschaft auf der Open-<br />
Air-Bühne am Alexanderplatz auf. Die Seilschaft, 1992<br />
im Proberaum gegründet, nahm mit Gundermann ab<br />
1993 mehrere Studioalben auf, die bis heute nichts an<br />
Kraft und Tiefe eingebüßt haben. Mit immer ausgereifteren<br />
Songs traf die Band den Nerv des Publikums, vor<br />
allem live. Nach Gundermanns unerwartetem Tod 1998<br />
sind immer wieder neue, unveröffentlichte Aufnahmen<br />
erschienen, auf denen seine Songs von Leben und Tod,<br />
von Liebe, Heimat, Entfremdung und der Sehnsucht nach<br />
Freiheit erzählen.<br />
Auf der Bühne am Alexanderplatz treten darüber hinaus<br />
noch weitere bekannte Bands auf, etwa die Punkband<br />
Fehlfarben am 6. November oder die Hinterhof-<br />
Rocker von Pankow am 7. November.<br />
Auch in kleinerem Rahmen gibt es zahlreiche musikalische<br />
Darbietungen mit Bezug zum Thema Friedliche<br />
Revolution: Etwa beim Auftritt des Essener Gitarrenduos<br />
an der East Side Gallery mit der Komposition „09. November<br />
1989 Der Mauerfall“ am 8. November oder dem<br />
Konzert der Indierock-Band Isolation Berlin, das am<br />
10. November in der Zionskirche steigt.
FREITAG, 1. NOVEMBER 2019 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
30 JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION I9<br />
WELTKINO FILMVERLEIH, HARF ZIMMERMANN/KULTURPROJEKTE BERLIN, JASCHA FIBIC, KULTURPROJEKTE BERLIN<br />
zum Jubiläum<br />
spannende kulturelle Angebote –hier gibt es einige Highlights<br />
KUNST WORKSHOPS FÜHRUNGEN<br />
Im Jahr 1968 bekam die Verfassung der DDR einen Passus,<br />
der an Eindeutigkeit wenig zu wünschen übrig ließ:<br />
„Die Förderung der Künste und die Verbreitung künstlerischer<br />
Werke und Leistungen sind Obliegenheiten<br />
des Staates und aller gesellschaftlichen Kräfte“, hieß<br />
es dort. Insofern war die Friedliche Revolution auch ein<br />
Schritt in Richtung Kunstfreiheit. Während der Themenwoche<br />
zeigt sich diese Freiheit deutlich, wenn Kunst in<br />
allen Spielarten das 30. Jubiläum aufgreift.<br />
Zum Beispiel bei der Lichtinstallation „Was hier<br />
jetzt ist, was hier einst war“: Der Künstler Rainer W.<br />
Gottemeier installiert in der Spree eine Lichtachse aus<br />
schwimmenden, leuchtenden Stab- und Signalbojen.<br />
Auf etwa 150 Metern symbolisieren 50 Neonstab-Bojen<br />
und 140 blitzende Signalrettungslampen die Reflexion<br />
von Grenzlinie, Sichtachse und die Geschichte dieses<br />
Ortes zwischen dem früheren Westberliner Bezirk<br />
Kreuzberg und dem einstigen Ostberliner Bezirk Friedrichshain.<br />
Damit wird der einstigen unüberwindbaren<br />
Sperre ein durchlässiger Schleier aus Licht gegenübergestellt,<br />
der vom Ufer der East Side Gallery aus sichtbar<br />
ist.<br />
Performancekunst gibt es wiederum ab dem 4. November<br />
am Alexanderplatz zu sehen: Dann werden im<br />
Haus der Statistik die Ergebnisse der Durational-Performance<br />
präsentiert, zu der unter dem Titel „Audition for<br />
aDemonstration“ Menschen eingeladen sind, sich ihrer<br />
persönlichen Geschichten zu erinnern und kollektive Momente<br />
nachzuspielen.<br />
Mitmachen, sich beteiligen – ohne das Engagement<br />
einfacher Bürger jenseits der politischen Elite wäre die<br />
Friedliche Revolution so nicht passiert. Da passt es ins<br />
Bild, dass anlässlich der Themenwoche mehrere Workshops<br />
zum Mitmachen einladen –oder bereits eingeladen<br />
haben.<br />
So sind am 5. November und am 6. November jeweils<br />
von 10 bis 12 Ihr im Programmpavillon am Alexanderplatz<br />
die Filme zu sehen, die bei dem Projekt „Aus<br />
Mut gemacht“ entstanden sind. In drei Workshops in<br />
Kooperation mit dem Filmprojekt-Partner ALEX Berlin<br />
konnten Kinder und Jugendliche Knowhow zu Schnitt<br />
und Kameraführung lernen, Filmideen besprechen und<br />
weiterentwickeln und sich mit der Geschichte auseinandersetzen.<br />
Während dieses Projekt also schon Ergebnisse hervorgebracht<br />
hat, steht der Workshop „Deine Stimme<br />
zählt“ interessierten Jugendlichen offen. Vom 4. November<br />
bis zum 8. November können sie jeweils von 9<br />
bis 13 Uhr im Programmpavillon am Kurfürstendamm<br />
teilnehmen. Gemeinsam mit professionellen Slampoeten<br />
wie Bas Böttcher entwickeln sie in dem Workshop<br />
Bühnentexte über Mauerfall, Grenzen und Grenzenlosigkeit.<br />
In der Themenwoche sind aber auch ältere Semester<br />
zum Mitmachen eingeladen: So laden Lisa Bielawa<br />
und Sheryl Oring alle Interessierten am 4. November<br />
zum Mauer Broadcast Sing-In am Brandenburger Tor<br />
ein.<br />
Schon amAbend des 9. November sprach der Tagesthemen-Moderator<br />
Hanns Joachim Friedrichs davon, dass<br />
dieser Tag ein „historischer Tag“ sei –inden weiteren<br />
Jahrzehnten entdeckte auch die Geschichtswissenschaft<br />
langsam aber sicher das Feld der „Friedlichen Revolution“<br />
als Forschungsgegenstand. Doch was genau im<br />
Herbst 1989 passiert ist, ist längst nicht jedem bekannt,<br />
zumal immer wieder auch für Experten neue Aspekteund<br />
Fragen aufgeworfen werden.<br />
Im Rahmen der Festivalwoche gibt es einen ebenso<br />
kompakten wie lebendigen Überblick über die Friedliche<br />
Revolution und den Mauerfall. Dafür sorgen etwa sechs<br />
Live-Speaker, die täglich von 13 bis 18 Uhr an sechs<br />
Festivalschauplätzen zu finden sind: Am Alexanderplatz,<br />
Schlossplatz (Marx-Engels-Forum), Kurfürstendamm<br />
(Breitscheidplatz), East Side Gallery, Brandenburger Tor<br />
und Gethsemanekirche (bis 7. November) geben sie Antworten<br />
auf Deutsch und Englisch Fragen, die die Orte<br />
und ihre Historie im Kontext der Friedlichen Revolution<br />
und des Mauerfalls betreffen.<br />
In der ehemaligen Stasi-Zentrale können Besucher<br />
wiederum einer ganz besonderen Führung beiwohnen:<br />
Uwe Dähn, Bürgerrechtler und 1989 Mitglied des Neuen<br />
Forums führt hier durch die Open-Air-Ausstellung „Revolution<br />
und Mauerfall“. Sie widmet sich der Geschichte<br />
der Friedlichen Revolution 1989/90 –von den Anfängen<br />
der Proteste über den Fall der Mauer bis hin zur Deutschen<br />
Einheit.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
mauerfall30.berlin/programm/was-hier-jetzt-ist-was-hiereinst-war-lichtinstallation<br />
mauerfall30.berlin/programm/audition-for-a-demonstration<br />
Weitere Informationen unter:<br />
mauerfall30.berlin/programm/aus-mut-gemacht-die-filme<br />
mauerfall30.berlin/programm/deine-stimme-zaehlt<br />
mauerfall30.berlin/programm/mauer-broadcast-sing-in<br />
Weitere Informationen unter:<br />
mauerfall30.berlin/programm/live-speakerinnen/<br />
mauerfall30.berlin/programm/zeitzeugenfuehrung-durchdie-open-air-ausstellung-revolution-und-mauerfall/
10 I 30JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION<br />
FREITAG, 1. NOVEMBER 2019 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
Festivalwoche<br />
Mit zahlreichen Veranstaltungen wird der 30. Jahrestag der<br />
TÄGLICH<br />
Am Telefon sagt man nix<br />
(Kunst): Die Installation zeigt,<br />
wie durch Überwachung gesammelte<br />
persönliche Informationen<br />
die Zeit überdauern und<br />
in einem neuen Kontext wiederverwendet<br />
werden können.<br />
Stasi-Zentrale, ganztägig<br />
Wall of Opinions (Kunst): Die<br />
Videoinstallation Wall of Opinions<br />
zeigt die Menschen hinter<br />
sechs Grenzmauern in aller<br />
Welt, und macht das Leben mit<br />
Barrieren sichtbar und erlebbar.<br />
Brandenburger Tor, 10–22 Uhr<br />
Audition for a Demonstration<br />
(Kunst): Eine immersive Performance<br />
über Protest wird zu<br />
einer Installation.<br />
Alexanderplatz, 16–22 Uhr<br />
Was hier jetzt ist, was hier<br />
einst war – Lichtinstallation<br />
(Kunst): Eine schwimmende<br />
Lichtinstallation mit Neonstabbojen<br />
auf der ehemaligen<br />
Grenzline der Spree.<br />
East Side Gallery, 17–00 Uhr<br />
Interfilm Kurzfilmfestival<br />
(Film): Interfilm Berlin und<br />
Kulturprojekte Berlin haben gemeinsam<br />
6internationale Kurzfilmprogramme<br />
kuratiert, die<br />
vom 5. bis zum 10. November<br />
zu sehen sind — thematisch<br />
passend zu den Spielorten<br />
Gethsemanekirche, Stasi-Zentrale,<br />
East Side Gallery, Alexanderplatz,<br />
Brandenburger Tor<br />
und Kurfürstendamm.<br />
mehrere Orte<br />
Eine Filmreihe kuratiert von<br />
Joachim von Vietinghoff und<br />
Christina Schachtschabel: Mit<br />
Engel aus Eisen, Gorilla Bathes<br />
at Noon, Die Familie Brasch,<br />
Eins Zwei Drei, Echtzeit, Allemagne<br />
année 90 neuf zéro /<br />
Deutschland neu(n) null<br />
mehrere Orte<br />
MONTAG,<br />
04.11.2019<br />
Mauer Broadcast Sing-In<br />
(Workshop): Lisa Bielawa und<br />
Sheryl Oring erarbeiten mit Bürgern<br />
einen Chor.<br />
Brandenburger Tor, 10:30–13 Uhr.<br />
Mauerrisse zum Mitspielen<br />
(Workshop): Der Workshop<br />
richtet sich an Menschen, die<br />
im Straßentheaterstück „Mauerrisse“<br />
mitspielen möchten.<br />
East Side Gallery, 13–16 Uhr<br />
Der Dokumentarfilm „Die Familie Brasch“ ist ein Zeitpanorama der DDR.<br />
40 Jahre sind genug – der<br />
07.10.1989 und was danach<br />
geschah (Führung): Eine Führung<br />
um den Schloßplatz zur<br />
Geschichte dieses Ortes.<br />
Schlossplatz, 15–16 Uhr<br />
Zeitzeugenführung durch die<br />
Open-Air-Ausstellung „Revolution<br />
und Mauerfall“ (Führung):<br />
Zeitzeuge Uwe Dähn schildert<br />
die Geschichte der Friedlichen<br />
Revolution von den Anfängen<br />
des Protests über den Mauerfall<br />
bis zur deutschen Einheit.<br />
Stasi-Zentrale, 16–17Uhr<br />
4-11-89 Theater der Revolution<br />
(Perfomance): Das Theaterkollektiv<br />
PKRK stellt die größte<br />
freie Demonstration der DDR<br />
vom 4.11.89 auf dem Alexanderplatz<br />
nach.<br />
Alexanderplatz, 17–19 Uhr<br />
Das Jahr 1990 freilegen (Lesung):<br />
Der Bildband wird vom<br />
Autor Jan Wenzel und den Fotografinnen<br />
Christiane Eisler und<br />
Ute Mahler vorgestellt.<br />
East Side Gallery, 17:30–19 Uhr<br />
Die internationale Bedeutung<br />
des Mauerfalls (Dialog): Gesprächsrunde<br />
mit internationalen<br />
Gästen.<br />
Brandenburger Tor, 19–20:30 Uhr<br />
Talk über Bluesmessen, anschließend<br />
Konzerte von Engerling<br />
(Dialog, Musik): Es<br />
erinnern sich Musiker und Organisatoren<br />
an den Treffpunkt<br />
der oppositionellen Jugendkultur<br />
in der DDR. Gethsemanekirche,<br />
19–22 Uhr<br />
Die vergangenen 30 Jahre und<br />
die letzten (Lesung): <strong>Berliner</strong><br />
Lesebühnenautoren reflektieren<br />
über die Jahre seit der<br />
Wende.<br />
Alexanderplatz, 19:30–21:30 Uhr<br />
Slam the Wall (Perfomance):<br />
Sechs Slam Poet*innen in einem<br />
Dichterwettstreit und ihrem<br />
ganz persönlichen Blick<br />
auf die Wiedervereinigung.<br />
East Side Gallery, 20–22 Uhr<br />
DIENSTAG,<br />
05.11.2019<br />
Aus Mut gemacht –Die Filme<br />
(Film): Beim Filmprojekt „Aus<br />
Mut gemacht“ zeigen Kinder<br />
und Jugendliche in Kurzfilmen<br />
ihre Perspektive auf den Mauerfall<br />
und die Friedliche Revolution.<br />
Alexanderplatz, 10–12 Uhr<br />
Sidewalks #2 und #4: Lesbisch-Schwule<br />
Liebe und<br />
Emanzipation in Ostberlin<br />
(Führung): Zeitzeugen führen<br />
entlang ihrer eigenen Lebenswege<br />
durch die turbulenten<br />
Jahre queerer Ost-<strong>Berliner</strong><br />
Emanzipationsgeschichte seit<br />
1969. Gethsemanekirche -<br />
Kiez, 11 und 14 Uhr.<br />
Ethnische und religiöse Minderheiten<br />
in der DDR und Wendezeit<br />
(Dialog): Eine Podiumsdiskussion<br />
mit Zeitzeugen und<br />
Wissenschaftlern.<br />
Alexanderplatz, 17–18:30 Uhr<br />
A wall within (Film): Ein Dokumentarfilm<br />
über Familien, in<br />
der die Mauer noch immer als<br />
unsichtbare Trennung zwischen<br />
den Menschen steht.<br />
East Side Gallery, 17–18 Uhr<br />
ANNKATRIN HENDEL<br />
Was aus uns geworden ist (Lesung):<br />
André Herzberg liest aus<br />
seinem Roman und spielt dazu<br />
komponierte Musik.<br />
Stasi-Zentrale, 17:30–19 Uhr<br />
Die Seilschaft (Musik): Die<br />
Band, mit der Rockpoet Gundermann<br />
in den 90er Jahren<br />
ein kritisch-anspruchsvolles Publikum<br />
erreicht hat.<br />
Alexanderplatz, 19–19:45 Uhr<br />
Die Legende von Sorge und<br />
Elend (Performance): Eine szenische<br />
Lesung über Träume,<br />
Lebenslügen und den Preis der<br />
Freiheit.<br />
Kurfürstendamm, 19:30–21 Uhr<br />
Songs –Lieder mit Grips (Musik):<br />
Ein musikalischer Abend<br />
mit erzählten Geschichten über<br />
die Begegnung von Musikern<br />
zwischen Ost und West.<br />
Brandenburger Tor, 19:30–22 Uhr<br />
Duvarlar-Mauern-Walls (Film):<br />
Vorführung von Can Candans<br />
Dokumentarfilm über die deutsche<br />
Wiedervereinigung und<br />
die türkische Gemeinschaft mit<br />
anschließendem Gespräch.<br />
East Side Gallery, 20–21:30 Uhr<br />
MITTWOCH,<br />
06.11.2019<br />
Der Baltische Weg und die<br />
Singende Revolution in Filmen<br />
(Film, Dialog, Musik): Gesprächsrunde<br />
und Konzert mit<br />
jungen baltischen Musikern.<br />
Gethsemanekirche, 13–21 Uhr<br />
Montags in Dresden (Film):<br />
Kinodokumentarfilm über drei<br />
Pegida -Teilnehmer in Dresden.<br />
Alexanderplatz, 14–16 Uhr<br />
Der Weg zufreien Wahlen (Dialog):<br />
Gespräch zum Buch „Finale.<br />
Das letzte Jahr der DDR“<br />
mit dem Autor und Zeitzeugen.<br />
Brandenburger Tor, 15–16:30 Uhr<br />
„Es war einmal…“ –Europäische<br />
Biographien einer geteilten<br />
Stadt: Eine Zeitreise ins<br />
geteilte Berlin, ein Austausch<br />
mit europäischen Zeitzeugen<br />
und eine Reflexion über das<br />
vereinte Europa von heute.<br />
Kurfürstendamm, 16–19 Uhr<br />
Wie erreichen wir die Demokratieverdrossenen?:<br />
Was können<br />
wir tun, um Demokratierverdrossene<br />
zu erreichen und<br />
gleichzeitig eine klare Haltung<br />
für die offene Gesellschaft einnehmen?<br />
Alexanderplatz, 17:30–19 Uhr<br />
B-Movie: Lust &Sound in West-<br />
Berlin 1979–1989 (Film): Ein<br />
Essayfilm über die West-<strong>Berliner</strong><br />
Avantgarde-Szene mit dem<br />
Protagonisten Mark Reeder.<br />
Kurfürstendamm, 19:30–21:30<br />
Uhr<br />
Zerfall (Musik): Die Ost-<strong>Berliner</strong><br />
Punkband, gegründet in der<br />
Galiläa-Kirche im Friedrichshain.<br />
Alexanderplatz, 19:30–20 Uhr<br />
Todesstreifen (Lesung): Eine<br />
Multimedia-Präsentation der<br />
Graphic Novel von Raik Adam<br />
und Dirk Mecklenbeck.<br />
East Side Gallery, 20–21:30Uhr<br />
Fehlfarben (Musik): West-Punk<br />
der 80er Jahre.<br />
Alexanderplatz, 20:15-21:30 Uhr<br />
DONNERSTAG,<br />
07.11.2019<br />
W|EBerlin –Virtual Reality<br />
Dokumentation (Kunst): Eine<br />
Virtual Reality Dokumentation<br />
zu Flucht- und Fluchthilfe in<br />
Zeiten der Deutschen Teilung<br />
anhand der Visualiserung von<br />
Zeitzeugenberichten.<br />
East Side Gallery, 10–17 Uhr<br />
Der Treuhand-Komplex (Dialog):<br />
Eine Buchvorstellung mit<br />
Diskussion über Legenden,<br />
Fakten und Emotionen zur Treuhandanstalt.<br />
Brandenburger Tor, 15–16:30 Uhr<br />
30 Jahre <strong>Berliner</strong> Mitte<br />
(Kunst): Eine Multimedia-Präsentation<br />
zum Fotobuch „30<br />
Jahre <strong>Berliner</strong> Mitte“ mit dem
FREITAG, 1. NOVEMBER 2019 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
30 JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION I11<br />
zum Jubiläum<br />
Friedlichen Revolution feierlich begangen<br />
Fotografen Sven Hagolani.<br />
Alexanderplatz, 15:30–16:30 Uhr<br />
Status Quo der Wiedervereinigung<br />
(Dialog): Nach 30 Jahren<br />
schon wiedervereinigt? Das diskutieren<br />
Wolfgang Thierse, Jan<br />
Böttcher und Sabine Rennefanz.<br />
Alexanderplatz, 17–18:30 Uhr<br />
Ohne Frauen keine Demokratie<br />
– Aufbruch ´89 (Dialog): Ein<br />
Gespräch mit Zeitzeuginnen<br />
über Frauen und ihre Motive<br />
des Handelns in der Friedlichen<br />
Revolution.<br />
Brandenburger Tor, 17:30–19 Uhr<br />
Die Rolle der West-Medien in<br />
der Friedlichen Revolution (Dialog):<br />
Westdeutsche Medien<br />
und Korrespondenten prägten<br />
die Friedliche Revolution stark,<br />
Journalisten erinnern sich.<br />
Kurfürstendamm, 19–20:30<br />
Uhr<br />
Bolschewistische Kurkapelle<br />
Schwarz-Rot (Musik): Politisch<br />
geladene Musik mit Beiträgen<br />
von Jakob Hein und Jürgen<br />
Kuttner.<br />
Zionskirche, 19–21:30 Uhr<br />
Wie werden wir zusammenleben?<br />
(Dialog, Kunst): Gesprächsrunde<br />
und Performance<br />
zum Thema Nachhaltigkeit und<br />
Gerechtigkeit: Wie wird Berlin<br />
2039, 50 Jahre nach dem Mauerfall<br />
aussehen?<br />
East Side Gallery, 19–21 Uhr<br />
Wem gehört die Friedliche<br />
Revolution? (Dialog): Die Podiumsteilnehmer<br />
diskutieren<br />
über das Vermächtnis der<br />
Friedlichen Revolution.<br />
Stasi-Zentrale, 19:30–21 Uhr<br />
Pankow (Musik): Auch nach<br />
über 30 Jahren spielt PANKOW<br />
diesen einzigartigen Hinterhof-<br />
Rock ’n’ Roll.<br />
Alexanderplatz, 19:30–20:30 Uhr<br />
FREITAG,<br />
08.11.2019<br />
Krokodil im Nacken (Performance):<br />
Die Theaterumsetzung<br />
des autobiographischen Romans<br />
von Klaus Kordon schafft<br />
tiefe Einblicke in die Torturen<br />
der DDR-Staatssicherheit.<br />
Stasi-Zentrale, 10–12 Uhr<br />
Helga Paris, Fotografin<br />
(Kunst): Retrospektive der <strong>Berliner</strong><br />
Fotografin Helga Paris mit<br />
ihrem in den Jahren zwischen<br />
Die Installation Audition for ademonstration gibt es am Alexanderplatz zu sehen.<br />
1968 und 2011 entstandenen<br />
Werk.<br />
Brandenburger Tor, 11–19 Uhr<br />
Einblick ins Geheime – Familienführung<br />
(Führung): Familienführung<br />
durch die Ausstellung<br />
„Einblick ins Geheime“<br />
mit Blick ins Stasi-Unterlagen-<br />
Archiv.<br />
Stasi-Zentrale, 12–13 Uhr<br />
Amok oder Koma sein (Perfomance):<br />
Der Monolog von<br />
Andrea Czesienski über einen<br />
Grenzsoldaten, der sich nach<br />
dem Mauerfall in einem Wachturm<br />
verschanzt.<br />
Stasi-Zentrale, 14–14:45 Uhr<br />
Once Upon aTime in The Wild<br />
East (Dialog): Der künstlerische<br />
und politische Aufbruch<br />
von 89/90 wird durch Zeitzeugen<br />
in seiner Genese und Wirkung<br />
kontrovers diskutiert.<br />
East Side Gallery, 15–16:30<br />
Uhr<br />
1989 in Berlin (Lesung): Politikwissenschaftler<br />
Ingo Juchler<br />
im Gespräch über sein Buch<br />
„1989 in Berlin –Schauplätze<br />
der friedlichen Revolution“.<br />
Alexanderplatz, 16–17 Uhr<br />
Die Schwäne vom Schlachthof<br />
(Perfomance): Szenische Einrichtung<br />
des Stückes über die<br />
Geschichte der Kinder, die in<br />
Westberlin in die Spree fielen<br />
und tot in Ostberlin geborgen<br />
wurden.<br />
East Side Gallery,<br />
19:30–21 Uhr<br />
All Along The Watchtower<br />
(Musik): Eine Live-Collage aus<br />
Stimmen, Sounds &Bildern.<br />
Zionskirche, 20–22 Uhr<br />
SAMSTAG,<br />
09.11.2019<br />
Tandem-Führungen an der<br />
East Side Gallery (Führungen):<br />
Tandem-Führungen der Stiftung<br />
<strong>Berliner</strong> Mauer gemeinsam mit<br />
Künstlern der Künstlerinitiative<br />
East Side Gallery e.V. an der<br />
East Side Gallery Berlin.<br />
East Side Gallery, 10–11 Uhr<br />
Mauerschau (Performance):<br />
Ein Stück über eine Suche<br />
nach einer Sprache, die nicht<br />
der Geschichtsschreibung gerecht<br />
werden muss, sich weder<br />
verteidigen noch einkitschen<br />
will.<br />
East Side Gallery, 13–15 Uhr<br />
Ostdeutsch – Westdeutsch<br />
– alles eins? Ein Erfahrungsaustausch<br />
(Workshop): Gelegenheit<br />
für einen Erfahrungsaustausch<br />
darüber, was<br />
ostdeutsch und westdeutsch<br />
sein heute bedeutet.<br />
Kurfürstendamm, 14–17 Uhr<br />
Terra Brasilis, Les Tambas,<br />
Trommelwirbel –Bewegte Begegnung<br />
(Musik): Gelebte Inklusion<br />
mit Samba-Percussion<br />
-ein deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt.<br />
Alexanderplatz, 14–14:30 Uhr<br />
Fritzi – Eine Wendewundergeschichte<br />
(Film): Sondervorführung<br />
des Familienanimationsfilms<br />
mit anschließender<br />
Fragerunde.<br />
Stasi-Zentrale, 14:30–16 Uhr<br />
Zeitzeugen der Friedlichen Revolution<br />
(Dialog): Ein Gespräch<br />
mit Zeitzeugen der Friedlichen<br />
Revolution über die Ereignisse<br />
1989 sowie ihre Hoffnungen<br />
und Wünsche.<br />
Zionskirche, 15:30–17 Uhr<br />
Freiheitsimpulse aus... Prag und<br />
Berlin: JarosloavHutka, Mikoláš<br />
Chadima + MCH Band und<br />
Mona Mur (Musik): Ein deutschtschechisches<br />
Konzert mit Lyriktexten<br />
von Jürgen Fuchs.<br />
Alexanderplatz, 16–17:30 Uhr<br />
SONNTAG,<br />
10.11.2019<br />
©LOLA ARIAS<br />
Zwischen den Zeilen – Verdinglichte<br />
Erinnerungen an die<br />
deutsche Teilung (Workshop):<br />
Ein künstlerisch-praktischer<br />
Workshop zum Potential von<br />
historischen Alltagsgegenständen<br />
als Erinnerungsträger.<br />
Brandenburger Tor, 11–13 Uhr<br />
Ost-<strong>Berliner</strong> Alltag im Licht -<br />
Schattenspiele (Workshop):<br />
Eine spielerische Annäherung<br />
an vergangene Lebensrealitäten<br />
in der DDR.<br />
Stasi-Zentrale, 11–14 Uhr<br />
Frei (Lesung): Eine Vorstellung<br />
eines Romans von Roswitha<br />
Quadflieg und Dr. Burkhart<br />
Veigel, der mehrere Jahrzente<br />
deutsch-deutscher Geschichte<br />
überspannt.<br />
East Side Gallery, 13–14:30 Uhr<br />
Aufbruch, Euphorie und Chaos:<br />
Berlin nach der Mauer (Dialog):<br />
Ein Gespräch mit Zeitzeugen<br />
über die Stimmung jener Tage.<br />
Brandenburger Tor, 13:30–15 Uhr<br />
Preis der Freiheit – Dreiteiler<br />
(Film): Ein Ost-West-Drama, alle<br />
drei Teile der ZDF Produktion<br />
werden hintereinander gezeigt.<br />
Zionskirche, 14–20 Uhr<br />
Westberliner Stimmen (Lesung):<br />
Lesung einer Kurzgeschichte<br />
und Vortrag eines Monologs<br />
zur West-<strong>Berliner</strong> Sicht<br />
auf den Fall der Mauer.<br />
Kurfürstendamm, 14–16 Uhr<br />
Apfeltraum (Musik): Alexanderpatz,|<br />
14–14:45 Uhr<br />
Jugendliche in der DDR im<br />
Blickfeld der Stasi –Familienführung<br />
(Führung): In einer begehbaren<br />
Stasi-Akte lernen die<br />
Besucher das Schicksal eines<br />
unangepassten Jugendlichen<br />
in der DDR kennen.<br />
Stasi-Zentrale, 14:30–15:30 Uhr<br />
Die Zeit ist aus den Fugen<br />
(Film): Eine Filmvorführung und<br />
anschließendes Gespräch mit<br />
dem Regisseur.<br />
Alexanderplatz 15–17:30 Uhr<br />
Selam Berlin (Lesung): Die Autorin<br />
Yadé Kara liest aus ihrem<br />
Roman.<br />
East Side Gallery, 15-16 Uhr<br />
Zwischen Repression und Freiheit<br />
–Punk in der DDR: Talk<br />
mit anschließendem Konzert<br />
von Anti X(Dialog, Musik): Allen<br />
Disziplinarmaßnahmen zum<br />
Trotz verliehen die Punks in der<br />
DDR ihrem Ärger über die Herrschenden<br />
laut Ausdruck.<br />
Stasi-Zentrale, 15:30–19 Uhr<br />
Ostdeutsch-Plus –Die DDR-Migrationsgesellschaft<br />
seit dem<br />
Fall der Mauer (Dialog): Eine<br />
Gesprächsrunde über die Nachwendezeit<br />
aus migrantischer<br />
Perspektive.<br />
East Side Gallery, 16:30–18:30<br />
Uhr<br />
Deine Stimme zählt –Die Show<br />
(Perfomance): Neue <strong>Berliner</strong><br />
Poetry-Slam-Talente präsentieren<br />
mit professionellen Slam-<br />
Poeten eigene Bühnentexte zu<br />
Mauerfall, Grenzen und Grenzenlosigkeit.<br />
Kurfürstendamm, 18–19:30 Uhr<br />
Banda Internationale (Musik):<br />
Alexanderplatz, 19–20 Uhr<br />
Dota (Musik): Brandenburger<br />
Tor, 20–21 Uhr<br />
Isolation Berlin (Musik): Ein<br />
Konzert der jungen Indie-Rock<br />
Band aus Berlin.<br />
20-21 Uhr Zionskirche<br />
Alle Veranstaltungen unter<br />
mauerfall30.berlin/programm
12 I 30JAHRE FRIEDLICHE REVOLUTION FREITAG, 1. NOVEMBER 2019 I VERLAGSBEILAGE<br />
Shortcuts<br />
Sechs Antworten auf die Frage: „Was bedeutet die Friedliche Revolution heute?“<br />
Welche Bedeutung hat die<br />
Friedliche Revolution heute?<br />
Das wollten wir von<br />
sechs Akteuren wissen, die sich<br />
mit spannenden Projekten während<br />
der Themenwoche einbringen.<br />
Darunter sind bekannte Vertreter<br />
wie Roland Jahn, Bundesbeauftragter<br />
für die Stasi-Unterlagen.<br />
In seiner Behörde gibt es in der<br />
Festivalwoche jeweils ab 17.45 Uhr<br />
Führungen durch das Stasi-Unterlagen-Archiv<br />
und Einblicke in ein „Monument<br />
des Überwachunsstaates“,<br />
wie Jahn die Aktenberge der Staatssicherheit<br />
nennt.<br />
Marion Brasch hat ihre eigenen<br />
Aufzeichnungen zur DDR geschaffen.<br />
Ihr Roman ist Grundlage für einen<br />
Film, der während der Themenwoche<br />
gezeigt wird.<br />
Der Verleger Christoph Links hat<br />
wiederum ein Zeitzeugenprojekt verwirklicht,<br />
das in den Ausstellungen<br />
an Gethsemanekirche, Alexanderplatz,<br />
Kudamm und East Side Gallery<br />
zu sehen ist. Er war 1989 selbst<br />
bei den Geschehnissen dabei. Da<br />
war Nele Stuhler gerade geboren.<br />
Ihr Stück „Mauerschau“ thematisiert<br />
den Umstand, am Tag des<br />
Mauerbaus im Jahr des Mauerfalls<br />
auf die Welt gekommen zu sein.<br />
Die Geburtsjahre der Schüler<br />
des Robert-Blum-Gymnasiums lagen<br />
da noch in weiter Ferne. Die<br />
Friedliche Revolution inspiriert sie<br />
dennoch, etwa bei ihrem Filmprojekt<br />
im Rahmen des Workshops „Mut<br />
gemacht“. Mit dem Film „Sorge 87“<br />
gibt es in der Themenwoche einen<br />
weiteren Film einer Nachgeborenen<br />
zu sehen –Thanh Nguyen Phuong<br />
erzählt von ihren Eltern, die als Vertragsarbeiter<br />
in die DDR kamen.<br />
BSTU/MULDERS PRIVAT ORTE-DER-ZEITGESCHICHTE.DE<br />
Roland Jahn (*1953 in Jena), bewahrt als<br />
Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen<br />
die Erinnerung andas Unrecht in der DDR.<br />
„Die Friedliche Revolution zeigt, dass es<br />
Menschen sind, die Gesellschaften verändern.<br />
Sie ist bis heuteeine Inspiration, dass<br />
man scheinbar Unmögliches erreichen kann.<br />
Die Macht von SED und Stasi wurde damals<br />
gebrochen. Die Besetzung der Stasi-Zentrale<br />
war dabei ein wichtiges Ereignis. Die Akten,<br />
die damals gesichert wurden, sind nicht nur<br />
ein Monument des Überwachungsstaates,<br />
sondern auch eine Trophäe der Revolution,<br />
die an dem Ort ihrer historischen Eroberung<br />
zugänglich bleiben werden.“<br />
Schüler des Robert-Blum-Gymnasiums,(*2004-2007)<br />
schlagen beim Filmprojekt<br />
„Aus Mut gemacht“ eine Brücke von<br />
DDR-Umweltgruppen zu „Fridays for future“.<br />
„Die Friedliche Revolution zeigt für uns, dass<br />
sich Dinge ohne Gewalt verändern lassen.<br />
Am Anfang waren esinder DDR nur wenige<br />
mutige Menschen, die gesellschaftliche<br />
Missstände trotz staatlichen Drucks öffentlich<br />
kritisierten. Umweltgruppen spielten dabei<br />
eine große Rolle. 1989 wurden es dann<br />
immer mehr Menschen, die etwas ändern<br />
wollten, und schließlich fiel die Mauer. Das<br />
macht uns Mut, dass wir mit unserem Engagement<br />
noch mehr Menschen ermutigen<br />
können, etwas für denUmweltschutzzutun.“<br />
Christoph Links (*1954 in Caputh) war<br />
1989 unmittelbar in die Geschehnisse involviert<br />
und gründete nach dem Mauerfall seinen<br />
Verlag.<br />
„Dass ich heute als Verleger überhaupt<br />
ohne Zensur und fremde Einflüsse arbeiten<br />
kann, ist nicht zuletzt auf die Friedliche<br />
Revolution zurückzuführen. Darüber hinaus<br />
prägt sie meine verlegerische Arbeit in zweifacher<br />
Hinsicht: Inhaltlich begleiten wir die<br />
Ereignisse von 1989 und ihre Folgen seit<br />
30 Jahren. Und organisatorisch ist der Verlag<br />
so angelegt, dass es wenig Hierarchien<br />
und eine offene Diskussionskultur gibt.<br />
Denn was möglich ist, wenn sich jeder einbringen<br />
kann, habe ich 1989 selbst erlebt.“<br />
© HOLMSOHN PRIVAT WILLIAM MINKE<br />
Marion Brasch (*1961 in Ost-Berlin), ist<br />
Schriftstellerin und Hörfunkjournalistin. Ihr<br />
Roman „Ab jetzt ist Ruhe“ ist Grundlage für<br />
Annekartrin Hendels Film „Familie Brasch“.<br />
„Es wird sehr viel geredet und geschrieben<br />
über dieses 30jährige Jubiläum. Das ist ok,<br />
aber dabei wird oft vergessen, dass es vielen<br />
Leuten im Osten zunächst nicht darum<br />
ging, die DDR abzuschaffen, sondern darum,<br />
sie besser, offener, demokratischer zu<br />
machen. Für mich sind die Demos in Leipzig<br />
und Jena und der 4. November auf dem Alex<br />
viel bedeutsamer als der Fall der Mauer. Im<br />
Grunde war ja damit das Ende einer „anderen“<br />
DDR so gut wie besiegelt, das fand<br />
ich schade. Deshalb haben wir den Abend<br />
an der Volksbühne „Revue einer verpassten<br />
Gelegenheit“ genannt.“<br />
Thanh Nguyen Phuong (*1992 in Werdau)<br />
studierte Kommunikationsdesign. Ihr Film<br />
„Sorge 87“ erzählt von ihren Eltern, die als<br />
Vertragsarbeiter in die DDR kamen.<br />
„Mit dem Fall der Mauer verloren meine Eltern,<br />
die 1987 als Vertragsarbeiter in die<br />
DDR kamen, ihre Arbeit und ihren Aufenthaltsstatus,<br />
bevor der Vertrag überhaupt<br />
auslief. Sie waren im Gegensatz zu ihrem<br />
vorbestimmten Leben in der DDR plötzlich<br />
auf allen Ebenen komplett auf sich alleine<br />
gestellt. Den notwendigen Lebensunterhalt<br />
und Aufenthaltsstatus konnten sie sich nur<br />
durch ihre Selbständigkeit sichern. Mit der<br />
Wende wendete sich auch das gesellschaftliche<br />
Klima, die Ausländer wurden zu Sündenböcken<br />
aller durch die Einheit aufkommenden<br />
Probleme gemacht. Das haben<br />
auch unsere Eltern zu spüren bekommen.“<br />
Nele Stuhler (*1989 in Berlin) ist Regisseurin<br />
und Autorin. Ihr Stück „Mauerschau“<br />
greift ihr besonderes Geburtsdatum auf.<br />
„Wenn ich mit meiner Mutter am U-Bahnhof<br />
Rosa-Luxemburg Platz stehe und sie diese<br />
Plakate für die Veranstaltung sieht, dann<br />
fragt sie sich und oder mich, welche Revolution<br />
denn da gemeint sei. Und da kennt sie<br />
sich vielleicht nicht aus mit den Termini auf<br />
die sich die jüngere deutsche Geschichtsschreibung<br />
geeinigt hat. Aber eben doch<br />
mit ihrem Leben. Oder naja. Und vielleicht<br />
können nur wir darüber sprechen. Hier. Die<br />
da nur geboren wurden. Und dann. Aber mit<br />
denen Aufgewachsen sind, die da gelebt<br />
haben. Vielleicht sogar ganz gut. Und ja. Da<br />
sind wir alles andere als objektiv jetzt. Und<br />
darum geht’s.“