5. Naturparkmagazin "Stark"

Oben in ihrem Haus in Wildsteig,
umgeben von fantastisch schöner
Landschaft, hat Johanna
Strauß ein kleines Atelier. Still
ist es hier, sehr still. „Ja, da hör
ich kein Telefon und keine Klingel“,
sagt Johanna Strauß, „Ich
hör bloß, wenn der Hund bellt.
Dann weiß ich, da ist jemand
an der Tür ... aber sonst hör ich
da nix.“
Auf dem Tisch: Farben, Farben,
Farben. In Tuben, kleinen
Behältnissen, als Stifte, Pinsel
in verschiedensten Größen.
Bleistifte, Schreibfedern, Radiergummis.
Und eine große
Schützenscheibe, an der Johanna
Strauß zurzeit, immer mal
wieder, arbeitet. Gleich zuallererst
die Frage: Wie kommt man
als Frau in einer ja doch immer
ziemlich männer-dominierten
„Szene“ dazu, Schützenscheiben
zu bemalen?
„Mein Bruder und mein Mann
waren erster und zweiter Vorstand
von den Wieser Schützen
und redeten immer, dass es so
wenig Schützenscheibenmaler
gibt. Mein Bruder hat zu meinem
Mann gesagt: „Ja, die Johanna,
die hat in der Schule
immer so gerne gemalt.“
Dann bat er mich, einen
Hirsch abzumalen. So kam es
zu meiner ersten Schützenscheibe“,
erzählt sie und lacht.
Das mit der Schule und dem
Malen stimmt. Schon damals
gewann sie Preise bei Malwettbewerben.
Später besuchte sie
spezielle Kurse – zum Beispiel
in Kalligrafie – schaute befreundeten
Malerinnen zu und erlernte
und präzisierte so das
Bemalen von Spanschachteln,
Ikonen, Uhren, Bauern- sowie
Hinterglas-Malerei und Schützenscheiben.
Das Prozedere bei einer
Schützenscheibe ist immer
ähnlich. Der Kunde meldet sich
mit einem bestimmten Motivwunsch.
Je spezieller dieser ist,
desto länger dauert die Anfertigung.
Ein Porträt beispielsweise,
so sagt sie, sei komplex
„
Johanna Strauß beim Bemalen einer Schützenscheibe · © Alle Fotos: Sibylle Kölmel
Ich tät schon eine wissen, die das kann ”
und schwierig, da arbeite sie
oft mit Fotografien. Sie selbst
male am liebsten alte, historische
und Tier-Motive auf die
Schützenscheiben: „Tiere sind
oft drauf, weil man die halt
auch traditionell jagt, zum Beispiel,
einen Hirsch, Rehe oder
Enten. Auch einen Eisvogel habe
ich schon gemalt – das war
ein besonders schönes Motiv.
Der Holzrohling muss grundiert
und abgeschliffen sein –
dann kann er genauso bemalt
werden wie eine Leinwand.
Die Scheiben, die sie verwendet,
sind meistens gedrechselt.
Ein Bekannter von ihr drechselt
als Hobby, vom Drechseln leben
können hier Handwerker kaum
noch.
„Manchmal bemale ich aber
auch glatte Scheiben, die mir
mein Mann aus einer Holzplatte
rausschneidet, je nach Kundenwunsch.
Die gedrechselten
Scheiben gibt es noch gar nicht
so lange. Die ganz alten Scheiben
sind glatt.“ Es gibt Scheiben,
die sind nach zehn Stunden
fertig. Meist aber braucht
Johanna Strauß länger, denn
es sind oft Trockenzeiten zwischen
den einzelnen Arbeitsschritten
nötig. Eine mit Acrylfarben
bemalte Scheibe braucht
nur ein paar Tage. Eine mit Öl
bemalte Scheibe benötigt mehrere
Wochen für die Herstellung,
denn die Ölfarbe braucht
immer ein paar Tage, bis die
nächste Schicht drübergelegt
werden kann und die Farbe
nicht mehr verschmiert. Vollständig
durchgetrocknet ist
sie erst nach ungefähr sechs
Monaten, fertig trocknen kann
sie aber ja auch noch, wenn
sie bereits an der Wand hängt.
Johanna Strauß malt am liebsten
mit Ölfarben. Zu dem jeweiligen
Motiv kommt die Beschriftung
mit einer Tintenfeder
hinzu, die den Anlass des
Stiftens, den Name des Stifters
und später den Namen des
Scheiben-Gewinners umfasst.
„Also ich sag immer: So un-
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