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People - architektur der Zukunft - architekt - architect - architekten im gespräch - architektinnen - projekte - nachhaltigkeit - architektur der zukunft - planer - bauen - baubranche - wissensgesellschaft - autocad - edv
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architektur PEOPLE<br />
12<br />
Univ. Prof. Brian Cody<br />
Antworten auf anstehende<br />
Energiefragen geben<br />
Statement von Univ. Prof. Brian Cody<br />
Ab 2020 muss laut EU-Richtlinie jeder Neubau in<br />
Europa als „Nearly-Zero-Energy-Building“ gebaut<br />
werden. Das ist ein Anfang. Die beschlossenen Ziele<br />
hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung sind<br />
damit alleine natürlich nicht zu erreichen. Vielmehr<br />
bedarf es einer radikalen Umstrukturierung unserer<br />
physischen Infrastruktur; wir müssen die Stadt als<br />
System neu denken. Mit einer bloßen Optimierung<br />
der bestehenden Strukturen werden wir die notwendige<br />
Halbierung unseres derzeitigen Energiebedarfs<br />
in Europa nicht erreichen.<br />
Gebäude stellen jedenfalls bei Weitem den größten<br />
Energieverbraucher der technischen Infrastruktur<br />
unserer Gesellschaft dar und bilden somit einen großen<br />
Teil des Problems ab. Architektur kann damit ein<br />
Großteil der Lösung sein. Alte Architekturkonzepte<br />
mit Wärmedämmung und Fotovoltaik-Paneelen zu<br />
bekleiden, löst das Problem jedoch nicht. Die Architektur<br />
muss architektonische Antworten auf die anstehenden<br />
Energiefragen liefern.<br />
Gebäudeplaner haben sich bisher vorwiegend damit<br />
beschäftigt, die Schutzfunktionen der von ihnen<br />
entworfenen Gebäude zu optimieren. Alleine<br />
die Begriffe, welche im Bauwesen heute verwendet<br />
werden, zeigen die Denkweise des verfolgten Ansatzes:<br />
Wärmedämmung, Sonnenschutz, Windschutz,<br />
Dampfbremsen etc. Es ist an der Zeit, einen Paradigmenwechsel<br />
im Denken und Handeln zu vollziehen –<br />
statt immer effektivere Schutzmaßnahmen gegen die<br />
natürlichen Kräfte, warum diese Kräfte nicht nutzen?<br />
Statt darauf zu fokussieren, wie der negative Impakt<br />
des entworfenen Gebäudes auf die Umgebung minimiert<br />
werden kann, sollten wir versuchen, seinen<br />
positiven Impakt zu maximieren – Gebäude, welche<br />
nicht nur nehmen, sondern auch geben!<br />
Das Energiekonzept für das neue „Science and Technology<br />
Museum“ in Xingtai, China, das wir in Zusammenarbeit<br />
mit dem Architekturbüro Coop Himmelb(l)au<br />
entwickelt haben, zeigt den Ansatz von<br />
„Buildings which give“. Der Entwurf hat den internationalen<br />
Wettbewerb für den neuen Museumsbau<br />
im vergangenen Sommer gewonnen und beinhaltet<br />
eine Vielfalt von passiven und aktiven energetischen<br />
Strategien, welche den thermischen Komfort und<br />
die Luftqualität für Besucher und Angestellte bei<br />
gleichzeitig minimiertem Energiebedarf optimieren.<br />
Das Konzept geht jedoch weit darüber hinaus und ist<br />
weitaus ambitionierter als die bisher bekannte energieeffiziente<br />
Gebäudeplanung.<br />
Xingtai, mit einer Bevölkerung von über 7 Millionen<br />
Menschen, gilt als die am stärksten luftverschmutzte<br />
Stadt in einem Land, das infolge des Industrieausmaßes<br />
und der in den letzten Dekaden rasanten<br />
wirtschaftlichen Entwicklung mit starken Luftverschmutzungsproblemen<br />
in den meisten seiner vielen<br />
Städte und Metropolen kämpft. Das Ziel bei unserem<br />
Konzept war, über die Systemgrenzen des Gebäudes<br />
hinaus zu gehen und das urbane Mikroklima und die<br />
Luftqualität in der unmittelbaren Umgebung des Gebäudes<br />
zu verbessern. Das Gebäude leistet dabei einen<br />
wichtigen Beitrag zur Qualitätsverbesserung der<br />
Luft in seiner Umgebung. Ein Gebäude, das gibt und<br />
nicht nur nimmt. Das entwickelte Konzept zeigt, wie<br />
individuelle Gebäude einen Beitrag zur Optimierung<br />
des Gesamtsystems Stadt leisten können.<br />
Der Gebäudeentwurf sieht eine vertikale Schichtung<br />
der Nutzungen vor, bei der esich in begrünter großzügiger<br />
öffentlicher Außenraum im Zentrum des Gebäudevolumens<br />
befindet. In einem nahegelegenen<br />
Park haben wir zwei hohe Türme geplant, welche die<br />
vorherrschenden Winde einfangen und mithilfe von<br />
Niedrigdruck-Axialventilatoren die Luft anschließend<br />
in einem unterirdischen System von Erdkanälen<br />
durchleiten, wobei sie mittels Luftwäscher und einem<br />
Niedrigdruck-Luftfiltersystem von der atmosphärischen<br />
Luftverschmutzung gereinigt wird. u