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People - architektur der Zukunft - architekt - architect - architekten im gespräch - architektinnen - projekte - nachhaltigkeit - architektur der zukunft - planer - bauen - baubranche - wissensgesellschaft - autocad - edv

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architektur FACHMAGAZIN<br />

8<br />

Heinz Neumann<br />

Doch einer<br />

der Großen<br />

Interview mit Architekt Heinz Neumann<br />

© HNP<br />

Einer der bekanntesten österreichischen (Wiener) Architekten ist Heinz Neumann. Er kokettiert zwar gerne damit, kein sogenannter<br />

Stararchitekt zu sein, macht das aber so offensichtlich, dass man um ihn nicht herumkommt. Er hat mittlerweile zwei<br />

Partner (Arch. DI Florian Rode und Arch. DI Oliver Oszwald) und das Architekturbüro firmiert unter HNP architects. Auf der<br />

Homepage ganz oben steht der Slogan: „Wenn Sie über Architektur sprechen wollen ... rufen Sie uns an.“ Sinngemäß auch<br />

auf englisch: „If you want to talk about architecture ... contact us.“ Peter Reischer folgte dieser Aufforderung und führte mit<br />

Architekt Heinz Neumann in einem wunderschön revitalisierten Backsteinbau in Wien Döbling folgendes Gespräch.<br />

Herr Architekt Neumann, hat die<br />

Architektur eine Zukunft?<br />

Eine stehende Redewendung von mir<br />

ist: „Architektur ist ein Spiegelbild<br />

der Gesellschaft.“ Das ist die Realität<br />

und jeder, der daran vorbeibaut,<br />

kann zwar sehr berühmt werden, ist<br />

aber ein dürrer Ast.<br />

Dann will ich meine Frage präzisieren:<br />

Was haben wir jetzt für eine Gesellschaft<br />

und was haben wir für eine<br />

Architektur?<br />

Wenn ich jetzt sehr kritisch bin, dann<br />

sage ich: Wir haben eine Gesellschaft<br />

ohne Werte. Wir haben weder ein<br />

sinnvolles Geld – das wird ständig<br />

abgewertet, noch haben wir Moralbegriffe<br />

wie Treue, Tapferkeit, Mut<br />

usw., die existieren in der heutigen<br />

Zeit nahezu nicht mehr. Wenn Sie<br />

die Aufsätze von Solschenizyn lesen<br />

– er hat in einem kommunistischen<br />

Land gelebt und die westliche Welt<br />

beurteilt – da kommt das klar zum<br />

Ausdruck. Sieger ist der, der sich die<br />

besten Rechtsanwälte leisten kann<br />

und das ist ein trauriges Zeichen.<br />

Welche Architektur ergibt sich aus<br />

dieser Festsetzung? Eine Gesellschaft<br />

ohne Werte, bedingt das auch<br />

eine wertelose Architektur?<br />

Wir haben eine sehr gleichförmige<br />

Architektur, die sich leider internationalisiert<br />

hat, aber das Wunderbare<br />

an den alten Bauwerken ist ja das<br />

Lokalkolorit. Wenn ich mir die Bauten<br />

in der islamischen Welt anschaue,<br />

sprechen die eine andere Sprache<br />

als die Bauwerke, die bei uns stehen.<br />

Französische, deutsche, italienische,<br />

englische Architektur war immer ablesbar,<br />

das ist heute alles zu einem<br />

Einheitsbrei geworden.<br />

Der Architekt Richard Meyer (der sicher<br />

ein großartiger Architekt ist) ist<br />

international ablesbar, er baut seine<br />

weiß gekastelten Häuser in Frankfurt,<br />

in Hongkong, in Amerika und<br />

überall gleich. Es kann doch nicht

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