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SPORTaktiv Dezember 2019

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Foto: Getty Images<br />

RICCO GROSS<br />

Ricco Groß wurde am 22. August 1970 im ostdeutschen Schlema<br />

geboren und ist mit neun Goldmedaillen Deutschlands erfolgreichster<br />

Athlet bei olympischen Winterspielen (zusammen mit Sven Fischer,<br />

ebenfalls Biathlet). In seiner von 1990 bis 2007 dauernden<br />

Karriere gewann er insgesamt 20 Medaillen (9-mal Gold) und wurde<br />

1997 Sieger im Einzelweltcup. Vor der Saison 2018/19 wurde er<br />

Cheftrainer der österreichischen Biathlon-Nationalmannschaft, ein<br />

Posten, den er zuvor schon in Russland ausgeübt hatte. Groß lebt<br />

im bayerischen Ruhpolding, ist verheiratet und hat drei Söhne.<br />

dem der Bundestrainer jeden Einschlag<br />

genau orten kann. Und kommentiert,<br />

was dann so ähnlich klingt wie ein Zahnarztbesuch.<br />

„Treffer 9 oben rechts, Fehlschuss<br />

7 unten links.“<br />

Bevor wir uns um meinen Puls kümmern,<br />

soll ich ohne Belastung ein paar<br />

Schüsse im Liegen wagen, um mich an<br />

das Gewehr zu gewöhnen, schlägt Groß<br />

vor. Und zwar als Trockenübung, ohne<br />

Munition. „Nicht vergessen: Es handelt<br />

sich dabei um eine tödliche Waffe, also<br />

hat die Sicherheit oberste Priorität.“ Dass<br />

das ein weiser Gedanke ist, wird mir spätestens<br />

bewusst, als Groß mich fragt, auf<br />

welche Scheiben ich gerade ziele. „Nummer<br />

acht“, sage ich. „Und auf welcher<br />

Bahn liegst du?“ „Ähem, Nummer fünf.“<br />

Ein Fauxpas, der darin begründet liegt,<br />

dass man sich erst daran gewöhnen<br />

muss,<br />

wie man<br />

durch das<br />

Visier<br />

schaut. Also<br />

macht der<br />

Coach eine Zeichnung (s. Faksimile),<br />

mit der das Prozedere veranschaulicht<br />

werden soll. „Du<br />

schaust durch den Diopter und<br />

zielst, bis das Zentrum der Scheibe in der<br />

Mitte des Rings ist, der vorne am Lauf<br />

des Gewehres steht.“ Und dann: Peng!<br />

Blöd nur, dass man es immer nur für<br />

Sekundenbruchteile schafft, das 50 Meter<br />

entfernte Ziel erfolgversprechend zu<br />

fixieren. Aber dafür ist er ja da, der Bundestrainer,<br />

denn da haben die Biathleten<br />

so ihre Tricks. Denn: Es braucht<br />

einen Druck von 500 Gramm, um<br />

den Schuss auszulösen, „und am<br />

besten du gibst beim Zielen schon<br />

mal 400 Gramm auf den Abzug.<br />

Dann reicht eine minimale Bewegung,<br />

um zu schießen.“ Super Idee, bei der<br />

ohne Vorübung natürlich gleich mal ein<br />

Schuss losgeht, noch bevor die Scheibe<br />

auch nur im Ansatz anvisiert wurde.<br />

„Der Schuss wäre wohl nach hinten losgegangen“,<br />

witzelt Julian Eberhard im<br />

Hintergrund.<br />

Geduldig erklärt Bundestrainer<br />

Ricco Groß<br />

Redakteur Markus Geisler,<br />

worauf es beim Schießen<br />

und Laufen ankommt. Wie<br />

immer im Leben: Alles eine<br />

Frage der Technik!<br />

Zeit, die Waffe scharf zu machen,<br />

denn Biathlon ohne lautes Knallen ist<br />

wie Formel 1 ohne Motordröhnen. Vier<br />

Magazine mit je fünf Patronen hängen<br />

am Lauf des Gewehres, eines davon wird<br />

jetzt hineingeschoben. Mit dem rechten<br />

Zeigefinger wird das Gewehr geladen,<br />

mit dem Daumen entsichert, ein Vorgang,<br />

der sich bei jedem einzelnen<br />

Schuss wiederholt. „Jetzt ist die Waffe<br />

schussbereit – Feuer frei!“ Meine erste<br />

Serie an einem Biathlon-Schießstand,<br />

und während ich noch bedauere, dass<br />

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