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18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 289 · D onnerstag, 12. Dezember 2019<br />
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Sport<br />
Kopfsache: Max Hopp geht als 24. der Weltrangliste in London an den Start. Wenn er weit kommen will, muss er vor allem mental starksein. IMAGO IMAGES (2)<br />
Im Tunnel mit betrunkenen Tieren<br />
Bei der Darts-WM in London treten drei Deutsche an. Vonihnen hat der Wiesbadener Max Hopp die besten Erfolgsaussichten. Dabei ist er gerade mal 23 Jahre alt<br />
VonJakob Lobach<br />
Es wird wieder laut im Norden<br />
Londons. Sogegen 20<br />
Uhr dürfte morgen Abend<br />
erstmals in diesem Winter<br />
der Song Freed From Desireaus den<br />
Boxen des Alexandria Palace dröhnen.<br />
Wenig später wirddann die unendlich<br />
raue Stimme von Russ Bray<br />
ein unendlich langgezogenes Oooonehuuuundreeeedandeeeeighty<br />
verlauten lassen: drei Treffer, 180<br />
Punkte. Während auf der Bühne<br />
dann ein Dartprofi die Hand zur<br />
Faust ballt, werden im Publikum<br />
Prinzessinnen, Polizisten, Tiere, Promis<br />
aller Art, werden fantasievoll<br />
kostümierte Fans in eine Mischung<br />
aus angeheitertem Gebrüll und euphorischem<br />
Jubel ausbrechen.<br />
Vommorgigen Freitag an bis zum<br />
Neujahrstag findet im Londoner Alexandria<br />
Palace, besser bekannt als<br />
Ally Pally, die Darts-WM 2020 statt.<br />
Zweieinhalb Wochen lang messen<br />
sich dortdie besten Dartsprofis weltweit<br />
und spielen um ein Preisgeld<br />
von insgesamt 2,5 Millionen englischen<br />
Pfund. Aber nicht nur das: Im<br />
Zusammenspiel mit den feierwütigen<br />
Zuschauern dürften die Profis<br />
den Ally Pally wie jedes Jahr für zweieinhalb<br />
Wochen in ein Tollhaus im<br />
dauerhaften Ausnahmezustand verwandeln.<br />
Einer, der bereits einiges an Erfahrung<br />
in diesem Tollhaus sammeln<br />
durfte,ist MaxHopp.DerWiesbadener<br />
ist in diesem Jahr einer von<br />
drei deutschen Akteuren im 96 Spieler<br />
starken Teilnehmerfeld. Während<br />
schon der Umstand, dass Hopp mit<br />
seinen gerade mal 23 Jahren bereits<br />
seine siebte WM spielt, für dessen<br />
Qualität spricht, tut dies auch noch<br />
ein weiterer Fakt: Hopps 24. Rang in<br />
der Weltrangliste. Noch nie ist ein<br />
deutscher Spieler voneiner höheren<br />
Position in die WM gestartet.<br />
Bis essoweit ist, muss Hopp sich<br />
allerdings noch ein wenig gedulden.<br />
Ausdem ganz einfachen Grund, dass<br />
die 32 top-gesetzten Spieler erst in<br />
der zweiten Runde in das Turnier<br />
einsteigen. Anders ergeht es da den<br />
weiteren Deutschen im Teilnehmerfeld,<br />
Gabriel Clemens und Nico Kurz.<br />
Sie beginnen am kommenden Mittwoch<br />
jeweils in der ersten Runde.<br />
Für Nico Kurz geht es dann gegen<br />
den Engländer James Wilson, Gabriel<br />
Clemens muss gegen den Niederländer<br />
Benito van de Pas ran.<br />
Während für Kurz allein die WM-<br />
Qualifikation ein riesiger Erfolg war,<br />
macht Clemens sich durchaus Hoffnung<br />
auf mehr.<br />
Der 36-Jährige bildet zusammen<br />
mit Max Hopp dieser Tage die Leistungsspitze<br />
des deutschen Dart.<br />
Hopp ist hierbei das unbestritten<br />
größere Talent und kann bereits mit<br />
einigen Erfolgen wie dem EM-Halbfinale<br />
2018 und dem Sieg der German<br />
DartsOpen 2018 aufwarten. Allerdings<br />
tat sich der zugegebenermaßen<br />
sehr junge Profi zuletzt noch<br />
schwer, endgültig in die Weltspitze<br />
vorzudringen. Clemens hingegen<br />
hat jüngst das mit Abstand beste Jahr<br />
seiner Darts-Karrieregespielt und so<br />
auf sich aufmerksam gemacht.<br />
Bemerkenswert ist dies, weil die<br />
beiden Deutschen, sollte Clemens<br />
ein Auftaktspiel gewinnen, bereits in<br />
der zweiten Runde aufeinanderträfen.<br />
„Das wäre mit Sicherheit ein<br />
sehr spannendes Spiel“, sagt Michael<br />
Sandner. Ermuss es wissen.<br />
Seit 2018 amtierterals Präsident des<br />
Deutschen Dart-Verbandes (DDV).<br />
„Dukannst dir jedes Spiel liveanschauen und<br />
bekommst dabei eine großartige<br />
Stimmung vermittelt“<br />
Michael Sandner sieht als Präsident des Deutschen Dart-Verbands die große Chance,<br />
durch die WM seinen Sport hierzulande populärer zu machen.<br />
Spricht man mit ihm über die bevorstehende<br />
WM, wird deutlich, welch<br />
hohen Stellenwertdas Turnier für die<br />
Sportarthat.<br />
Sandner spricht von einer langen<br />
Tradition und der großen Begeiste-<br />
rung der Zuschauer,die „das Turnier<br />
zu einem so besonderen machen.“<br />
Der DDV-Präsident weiß außerdem<br />
um das Potenzial der WM, neue<br />
Leute für Darts zu begeistern, Zuschauer<br />
und vielleicht auch das eine<br />
oder andere Talent. „Du kannst dir<br />
jedes Spiel live anschauen und bekommst<br />
dabei eine großartige Stimmung<br />
vermittelt“, sagt der DDV-Präsident.<br />
Hinzu kommt, dass sowohl<br />
der Sport selbst als auch der Zugang<br />
zu ihm einfacher kaum sein könnten.„Darts<br />
ist nicht schwer.Die Spieler<br />
werfen von 501 runter und beenden<br />
mit einem Doppelfeld. Das<br />
war's“, so Sandner.<br />
Von501 runter werfen und mit einem<br />
Doppelfeld beenden: den<br />
Punktestand von 501 auf Null reduzieren<br />
und zum Abschluss in ein<br />
Doppelfeld treffen, das ist also das<br />
Ziel der diesjährigen WM-Teilnehmer.<br />
Gelingt einem Spieler dies vor<br />
seinem Kontrahenten, gewinnt er<br />
ein Leg. Drei gewonnene Legs wiederum<br />
ergeben einen Satz-Sieg.<br />
Nachdem in der ersten Runde drei<br />
solcher Sätze zum Weiterkommen<br />
benötigt werden, erhöht sich diese<br />
Zahl im Turnierverlauf immer weiter.<br />
Im Finale am Neujahrstag werden<br />
schließlich sieben gewonnene Sätze<br />
zum Titelgewinn erforderlich.<br />
Favorit auf diesen Titelgewinn ist<br />
auch in diesem Jahr derTitelverteidiger<br />
Michael van Gerwen. Dieser hat<br />
zwar mit Spielernwie RobCross,Gerwyn<br />
Price oder Peter Wright sehr fähige<br />
und erfahrene Widersacher, ist<br />
aber dennoch der derzeit unumstritten<br />
beste Dartsspieler der Welt. „Je<br />
länger das Turnier dauert und je<br />
mehr Sätze espro Spiel gibt, desto<br />
schwerer wird es, ihn zu schlagen“,<br />
sagt Michael Sandner.<br />
Eine Erfahrung, die auch Max<br />
Hopp bereits machen musste. Mit<br />
1:4 unterlag der Deutsche dem Niederländer<br />
bei der letztjährigen WM<br />
in Runde drei. Umso besser erscheint<br />
es da, dass Hopp dieses Jahr<br />
frühestens im Viertelfinale auf Van<br />
Gerwen treffen würde. Obdas Erreichen<br />
dieses Viertelfinales für Hopp<br />
realistisch ist, wirdsich zeigen.<br />
Fragt man Michael Sandner, was<br />
nötig ist, damit Hopp es in diesem<br />
Jahr weiter schafft als bei der letztjährigen<br />
WM, spricht der Präsident<br />
von der vielzitierten Kopfsache.<br />
„Max muss es schaffen, sein eigenes<br />
Spiel zu spielen“, sagt Sandner: „Er<br />
muss es schaffen, in diesen Tunnel<br />
zu kommen, in dem man sich nur<br />
noch auf das eigene Spiel konzentriert.“<br />
Mit tausenden laut singenden<br />
und oftmals zumindest angetrunkenen<br />
Giraffen, Panzerknackern<br />
und Politikern im Hintergrund ist<br />
dies zweifelsohne leichter gesagt als<br />
getan.<br />
Wichtige Information für unsere Anzeigenkunden:<br />
Vorgezogener<br />
Anzeigenschluss<br />
nach Weihnachten2019<br />
Erscheinungstag Anzeigenschluss Rubrik<br />
Freitag, 27.12.2019<br />
Montag, 23.12.2019, 10 Uhr<br />
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Am 25.12 und26.12.2019<br />
erscheintdie<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> nicht.<br />
alle Rubriken<br />
Pech und Pannen<br />
Die BR Volleys kassieren beim 0:3 gegen Novi Urengoi die erste Saisonniederlage<br />
Die BR Volleys hatten ihre 4000-<br />
Kilometer-Reise nach Sibirien<br />
zum russischen Meister Fakel Novi<br />
Urengoi am Montag nicht gerade euphorisch<br />
angetreten. Am Vormittag<br />
hatte sich die Verletzung, die sich Diagonalangreifer<br />
Benjamin Patch im<br />
Pokalhalbfinale am Sonntag beim<br />
letzten Angriffssprung zugezogen<br />
hatte, als Achillessehnen-Anriss erwiesen:<br />
Der Punktelieferant mit der<br />
riesigen Abschlaghöhe fällt für den<br />
Rest des Jahres aus.<br />
Unddann ging es weiter mit Pech<br />
und Pannen: Der Koffer von Nicolas<br />
Le Goff lag beim Umsteigen in Moskau<br />
nicht auf dem Gepäckband. Der<br />
<strong>Berliner</strong> Mittelblocker hatte den Rat<br />
der Teamleitung nicht befolgt, Trikot<br />
und Schuhe im Handgepäck mitzuführen.<br />
Daher schickte der Verein<br />
Edelfan Bernd Paul, der mit fünf anderen<br />
Mitgliedern des Fanclubs<br />
7. Mann einen Tag später als die<br />
Mannschaft nach Sibirien reiste,mit<br />
einem Zweitschlüssel in Le Goffs<br />
Wohnung. Paul packte Ersatzschuhe<br />
und Ersatztrikot ein. Allerdings ging<br />
es Le Goff in der Nacht vonDienstag<br />
zu Mittwoch so schlecht, dass er<br />
kaum schlief und sich morgens blass<br />
wie ein Saunahandtuch krankmeldete.<br />
Trikot und Schuhe blieben bei<br />
der 0:3 (25:22, 25:18, 25:17)-Niederlage<br />
der <strong>Berliner</strong> also ohne Einsatz.<br />
Kein Erbarmen mit Grankin<br />
Dafür kam Georg Klein ins Team.<br />
Und auf der Diagonalposition<br />
musste der junge Kyle Ensing in seinem<br />
ersten Champions-League-<br />
Spiel gleich gegen einen der schwierigsten<br />
Gegner ran. Dafür schlugen<br />
sich die <strong>Berliner</strong> im ersten Satz ziemlich<br />
gut. Zwar zeigten die Spieler von<br />
NoviUrengoi gleich beim ersten Ball,<br />
den sie auf Sergej Grankin im <strong>Berliner</strong><br />
Trikot schlugen, dass sie kein Erbarmen<br />
mit ihrem Landsmann hatten.<br />
Aber der lenkte seine Teamkollegen<br />
selbstbewusst durch den ersten<br />
Durchgang, in dem die <strong>Berliner</strong> beim<br />
19:17 zum letzten MalinFührung lagen.<br />
In der Crunchtime, indie Berlins<br />
Trainer Cedric Enard auch<br />
Champions-League-Neuling Cody<br />
Kessel schickte,setzte sich der Favoritabdem<br />
22:22 durch.<br />
In den folgenden Sätzen machte<br />
sich das Fehlen vonPatch und Le Goff<br />
immer mehr bemerkbar. Im Block<br />
fanden die <strong>Berliner</strong> kaum Zugriff, ihre<br />
Aufschläge waren nicht druckvoll genug.<br />
Die Russen hingegen schickten<br />
einen krachenden Schmetterball<br />
nach dem anderen übers Netz. Teilweise<br />
lag Fakel mit acht Punkten in<br />
Führung. Nach 14 Siegen in 14 Spielen<br />
muss der deutsche Meister diese<br />
Saison erstmals mit einer Niederlage<br />
umgehen. Ehe es am Mittwoch in<br />
Berlin in der Champions-League-<br />
Gruppenphase gegen Kusbass Kemerowo<br />
weitergeht, führtdie 4000-Kilometer-Heimreise<br />
an den Bodensee.<br />
Dort müssen die <strong>Berliner</strong> am Sonnabend<br />
gegen Friedrichshafen in der<br />
Bundesliga ran. (kah.)