AJOURE / INTERVIEW <strong>AJOURE´</strong>: Für einen amerikanischen Fernsehprogrammanbieter wie HBO eine Serie drehen zu dürfen, ist natürlich sozusagen die Königsklasse dessen, was man als Schauspieler im Serien- und Filmbereich erreichen kann. Jetzt, da du es schon so weit geschafft hast, wo liegt dein nächstes Ziel? Hast du da schon genaue Vorstellungen? Narges: Absolut - spätestens seit „Sopranos“ war es tatsächlich immer ein heimlicher Traum von mir, für HBO, aber auch für Sky zu arbeiten. Ich bin sehr dankbar dafür. Mein Ziel ist es, an interessanten Projekten mit talentierten Menschen vor und hinter der Kamera zu arbeiten und das gerne, bis ich 93 Jahre alt bin. Danach, glaube ich, möchte ich mich zu Ruhe setzen. (lacht) Zum Planen - das Einzige, was ich bisher plane, sind die Weihnachtsfeiertage, weil ich gewiss sein kann, dass jobtechnisch ganz sicher nichts dazwischen kommt. Obwohl, selbst dafür gibt es keine Garantie, denn das Leben ist nicht planbar und meins schon gar nicht. <strong>AJOURE´</strong>: Nächstes Jahr erscheint der Film Eisland und auch hier warst du mit von der Partie. Was darfst du uns über den Film erzählen, worum geht es und für welche Zuschauer ist er am besten geeignet? Narges: Eisland ist meine zweite Zusammenarbeit mit der Regisseurin Ute Wieland, die ich, jetzt muss ich kurz kitschig werden, wirklich sehr lieb habe. Ich habe eine kleine, aber sehr feine Cameo-Rolle. Ich spiele Amira Navid, die Orthopädin des Lieferanten Marko, gespielt vom wunderbaren Axel Prahl, dessen Leben komplett auf den Kopf gestellt wird, als er wegen seines kaputten Rückens in Frührente muss. Und infolge dessen an Altersarmut leidend einiges anstellt, um an Geld zu kommen. Ich würde sagen, eine tragische Komödie für alle Altersgruppen. <strong>AJOURE´</strong>: In Zeiten von Netflix, Amazon Video und diversen weiteren Streaming- Anbietern, die eine Vielzahl an Serien produzieren und zur Verfügung stellen, ist es da als Schauspielerin wünschenswerter, wenn man sich auf Kino- und Fernsehfilme konzentriert oder ist deiner Ansicht nach heute der Sprung zur erfolgreichen Schauspielerin „schneller“ möglich, wenn man es in eine der Top-Serien schafft? Narges: Ich denke persönlich nicht in solchen Kategorien; wie komme ich schnellstmöglich an Erfolg. Mich muss in erster Linie das Drehbuch überzeugen und die Rolle interessant sein. Mir ist dann weniger wichtig, welche Plattform es ausstrahlen wird. Aber klar ist, dass die Streaming-Anbieter den Markt sehr aufgemischt haben und deren Produktionen schnell auch international erfolgreich sein können. <strong>AJOURE´</strong>: Hattest du denn jemals das Gefühl, dass du es als gebürtige Iranerin schwerer in diesem Business hast als andere? Narges: Definitiv, ja! Als ich angefangen habe, gab es kaum Rollen für Menschen, die so aussehen wie ich. Rollen, die keine Klischees und Stigmen bedienten, sowieso gar nicht. Das hat sich über die Jahre gebessert, aber es ist lange nicht da, wo es sein könnte und auch sollte. Die USA und England sind uns diesbezüglich einen, vielleicht aber auch drei Schritte voraus. Diversität wird inzwischen in fast allen Projekten großgeschrieben. Ich bin überzeugt, dass die Zuschauer in Deutschland schon lange offen und bereit dafür sind. Das haben sie oft genug bewiesen. Die „Macher“ müssen sich einfach mehr trauen. <strong>AJOURE´</strong>: Gegen Ende eines Jahres schauen ja viele Menschen immer wieder auf die letzten 12 Monate zurück. Worüber bist du dieses Jahr besonders glücklich gewesen und gibt es etwas, das du für nächstes Jahr vielleicht noch optimieren möchtest? Narges: Meine Highlights in 2019 waren der Dreh zu „Gangs Of London“ , dass ich das Rauchen aufgegeben habe und meine beste Freundin die Liebe ihres Lebens geheiratet hat. Was will man mehr? Was würde ich gerne optimieren? Ich möchte mehr Mentales Training betreiben und etwas wirtschaftlicher mit meiner Zeit umgehen. Sprich: weniger trödeln. Unter Stress gelingt mir das gut, aber wenn ich Zeit habe, dann vertrödele ich die gerne und das nervt mich tierisch. <strong>AJOURE´</strong>: Wenn wir schon bei „Ende des Jahres sind“ – hättest du drei Wünsche zu Weihnachten frei, wovon jeder in Erfüllung ginge, wie würden die Wünsche lauten? Narges: Ich habe viele kleine und große Wünsche, aber mit den Wünschen ist es immer so ein Ding, man soll sie nicht verraten, sonst gehen sie nicht Erfüllung… Aber ok: In Japan unter Kirschblütenbäumen meditieren, das stelle ich mir unfassbar romantisch vor. Drei riesen Eisbecher in Bad Hersfeld in der Eisdiele essen. Ich bin dort aufgewachsen und da gibt es einfach das beste Eis und ich liebe Eiscreme. Anschliessend ein Theaterstück in der Festspielruine anschauen. Ich war lange nicht mehr da und vermisse es sehr. Ich wünsche mir, dass die Zuschauer genau soviel Spaß haben werden, Gangs Of London zu schauen, wie ich Spaß hatte es zu drehen, trotz der grünblau geschwollenen Knie am Ende der Drehtage. (lacht) <strong>AJOURE´</strong>: Wann war das letzte Mal, dass du etwas zum ersten Mal erlebt hast? Narges: Ich habe das Gefühl, ich erlebe so vieles zum ersten Mal, sowohl positiv als auch negativ. Das ist das Aufregende im Leben - man lernt nie aus. Ich durfte Mexico City gerade zum ersten Mal erleben und das war fantastisch. Ich habe dort die verschiedensten Säfte und Saftmischungen probiert und himmlische Churros gegessen. <strong>AJOURE´</strong>: Auf was dürfen sich deine Fans <strong>2020</strong> von dir freuen? Narges: Definitiv auf Gangs Of London. Mehr wird hier noch nicht verraten. <strong>AJOURE´</strong>: Liebe Narges, vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast. Narges: Danke euch und fröhliche Weihnachten. Foto: Tom Wagner AJOURE MAGAZIN SEITE: 32 | JANUAR <strong>2020</strong>
AJOURE / INTERVIEW Interview AJOURE MAGAZIN SEITE: 33 | JANUAR <strong>2020</strong>