60 Foto: Heribert Riesenhuber
CAFÉ SÜDSEITE: L I V E „Hier funktioniert eigentlich alles aus Freundschaft…“ Mit viel Begeisterung betreiben zwei Frauen – Marion von Rohland und Christina Brugger – eine Kleinkunstbühne in Hofheim. Wir treffen Paula an einem sonnigen Tag in Hofheim. Paula ist 17 Jahre alt und hat, wie sie gekonnt zum Ausdruck bringt, einen echt anstrengenden Tag hinter sich. Matheklausur, für die sie in den Tagen zuvor viel gelernt hat – ob es das Richtige war, weiß sie noch nicht so genau. Aber Paula ist nicht da, um über die Schule zu plaudern, sie ist gekommen, um ihre Mutter Marion und deren Freundin Tina zu unterstützen. „Wir haben immer damit gerechnet, dass die Mama wieder etwas Neues anfangen wird“, sagt sie. Wir, das sind Paula, ihre Schwester Emma und ihr Vater. Früher haben sie in Obersöchering gewohnt, „und da hatten wir einen alten Kuhstall“, erklärt Paula. Darin hat ihre Mutter, Marion von Rohland, immer mal wieder Veranstaltungen gemacht. Kleine Kunstausstellungen oder auch mal ein Konzert. Aber als die Kinder größer wurden, wollten sie nicht mehr so weit draußen auf dem Land leben und die Familie ist nach Murnau gezogen. In ein Haus ohne Kuhstall. „Ein bisschen habe ich dem Stall schon nachgetrauert“, sagt die Mutter. Und schließlich kam ihr, wie vom Himmel geschickt, die Rettung beim Sport! Denn dabei hat sie Tina kennengelernt, die mit vollem Namen Christina Brugger heißt und in Hofheim lebt. CHRISTINA: „Eigentlich kannten wir uns schon von früher etwas. Beim gemeinsamen Laufen mit einer Freundin hat mir Marion dann erzählt, dass sie es bedauert, keine Veranstaltungen mehr in ihrem Stall machen zu können …“ MARION: „… und Christina sagte mir, dass sie einen Raum habe, der für Events gut geeignet sei.“ Das war schon fast der Anfang vom Café Südseite als Kleinkunstbühne. Bis der erste Star dort auflief, dauerte es allerdings noch eine Weile. Der Raum, um den es ging, war von Christinas Großvater erbaut worden. Zunächst als Schweinestall und dann bald als gutbürgerliche Wirtschaft. „Die Riegseeklause hat es lange gegeben. Sie war berühmt für ihre großen Portionen und für faire Preise“, sagt Christina, und Marion stimmt zu. Davon erzähle man ihr auch heute noch. Davor hat man einen tollen Blick auf das Alpenpanorama. Eine Besonderheit in diesem Raum ist, dass er im hinteren Bereich eine Art Stufe hat. Da, wo jetzt die Bar ist, ist der Raum höher, weil darunter der Keller ist und weil das Grundstück etwas abschüssig ist. Da stand früher der Stammtisch, wie auf dem Präsentierteller. Das ist doch schon fast eine Bühne, fanden Christina und Marion, und sagten sich: Da machen wir was draus. Zunächst war die Idee, hier in Hofheim Poetry Slams zu veranstalten, die damals, 2014, gerade etwas in Mode waren. PAULA: „Meine Mutter und ich gingen zusammen in die Westtorhalle und wir haben uns einen Poetry Slam angeschaut. Der war aber auf Englisch und ich konnte mir das für Hofheim nicht so gut vorstellen.“ Aber Paula sagt zwar ihre Meinung – doch wenn ihre Mutter eine Idee hat, dann ist sie nicht diejenige, ihr die Idee zu vermiesen. Das taten dann andere. CHRISTINA: „Wir haben dann Kontakt mit Poetry Slammern aus München aufgenommen. Die haben uns eine ziemliche Abfuhr erteilt. Wie wir uns das denn vorstellten, da in Hofheim einen Poetry Slam zu veranstalten?“ Doch davon ließen sich Christina und Marion nicht lange abschrecken. Sie starteten einen Aufruf auf ihrer Facebook-Seite: „Auftrittsmöglichkeit für junge Künstler“. CHRISTINA: „Der erste, der sich meldete, war Martin Frank aus Niederbayern, der gerade sein erstes Programm gemacht hatte.“ PAULA: „Ich erinnere mich noch daran, wie aufgeregt wir damals alle waren, als der erste Abend anfing.“ Sie und ihre Schwester und auch Christinas Kinder, Zoe und Quentin, mussten mit- 61