Melange No8
Melange No8 - Das Magazin im Süden Bayerns
Melange No8 - Das Magazin im Süden Bayerns
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Umgeben von blühenden Wiesen – bunte Tupfen in sattem Grün –<br />
liegt in idyllischer Einzellage am Ortsrand von Obersöchering<br />
die Bio-Hofmolkerei „Zum Marx“.<br />
Ein paar Kühe schauen neugierig über den Weidezaun, braunweißes<br />
Fleckvieh mit kleinen Hörnern. Auch der freundliche Hofhund<br />
gibt sich kurz die Ehre und überwacht pflichtbewusst, wie<br />
ich aus dem Auto aussteige und zum Bauernhaus hinüber gehe.<br />
Gerade als ich klingeln möchte, kommt eine ältere Dame zur<br />
Hofeinfahrt herein und winkt aufgeregt mit ihrem Portemonnaie.<br />
„Sie, derf I bei eana schnell bezahlen?“ Sie habe letztes<br />
Mal beim „Westenrieder Sepp“ spontan etwas aus dem Hofladen<br />
mitnehmen dürfen, obwohl sie gar kein Geld dabei gehabt hat.<br />
Da kommt Josef Westenrieder auch schon ums Eck, grüßt lachend<br />
und nimmt das Geld entgegen. Anschließend bittet er<br />
mich in die schöne Bauernstube, wo wir Platz nehmen.<br />
Landwirt wollte Josef Westenrieder schon immer werden. „Wir<br />
waren fünf Geschwister – meine vier Schwestern und ich. Da<br />
wurde es schon irgendwie erwartet, dass der Sohn den Hof übernimmt.“<br />
Als er acht Jahre alt war, kam mal der Pfarrer vorbei<br />
und wünschte sich für den kleinen Sepp eine Zukunft in der<br />
Kirche. „Die Oma hätt sich gefreut“, schmunzelt er.<br />
Doch Sepp hatte andere Pläne. Mit seinem heutigen Betrieb, der<br />
aufgrund seiner Größe aus dem Ort ausgelagert wurde, führt er<br />
die Landwirtschaft der Familie Westenrieder bereits in der vierten<br />
Generation. Hier lebt und arbeitet er mit seiner Frau Regine,<br />
seiner Tochter Regina sowie seinem Sohn Andreas mit Familie.<br />
Sohn Florian ist mit seiner Familie auf den großelterlichen Betrieb<br />
im Ort gezogen und Tochter Christine wohnt in Etting.<br />
Früher hat Sepp den Hof konventionell betrieben. „So wie<br />
man’s in der Schule lernt“, sagt er. „Möglichst viele Tiere im Stall,<br />
möglichst viel Milch. Dabei leidet allerdings die Tiergesundheit.“<br />
Und auch die eigene Gesundheit hat gelitten, wie er mir berichtet.<br />
Vor allem zu Zeiten der Milchpreiskrise. „Da ist es finanziell<br />
sehr eng geworden. Das war eine ständige Belastung für<br />
uns alle.“<br />
2009 – das Jahr der Veränderungen<br />
„Im Frühjahr 2009 haben wir zusammen mit anderen Landwirten<br />
ein eigenes landwirtschaftliches Lager gegründet, denn damals hat<br />
das Raiffeisenlager zugemacht. Dabei wurde mir allerdings erst<br />
richtig bewusst, wie viel Chemie im Landbau tatsächlich gekauft<br />
und verwendet wird.“ Ihm fiel auf, dass das meistverwendete<br />
Spritzmittel von Monsanto vertrieben wird. Da hat etwas in ihm<br />
zugemacht. „Der Monsanto kriegt von mir kein Geld.“<br />
Sepps Frau Regine wollte eigentlich schon lange den Weg in Richtung<br />
biologische Landwirtschaft einschlagen. „Es kam dann der<br />
Zeitpunkt, an dem wir gesagt haben: Jetzt stellen wir einfach um.“<br />
Und das haben sie dann auch getan. Seit 2013 ist der Hof ein<br />
Bio-Heumilchbetrieb mit Weidehaltung. Keine Silage mehr,