DER HUND 03/20
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Erziehung & Training
das, wenn der Hund noch sehr jung ist
oder Mensch und Hund erst seit Kurzem
zusammenleben, die beiden sich also
noch nicht so gut kennen und einschätzen
können.
Mit der Zeit lernen viele Hunde, mit
solch widersprüchlichen Momenten
umzugehen. Sie wissen, dass ihre Menschen
das mit der Körpersprache nicht
so meinen und schaffen es, sich hauptsächlich
an den stimmlichen Signalen zu
orientieren. Es besteht also durchaus ein
Unterschied zwischen der Kommunikation
mit dem eigenen Hund, der gelernt
hat, uns zu „lesen“ und fremden Hunden.
Haben Sie jedoch einen sensiblen Hund,
kann es auch passieren, dass diese Widersprüche
langfristig eine ungünstige Auswirkung
auf die Verständigung haben und
beispielsweise dazu führen, dass Signale
nicht zuverlässig ausgeführt werden. Und
das sorgt für Frust.
Reflektion ist der Schlüssel
Wie können wir es also unseren Hunden
leichter machen, uns zu verstehen?
Zunächst ist es hilfreich, das eigene Verhalten
in Alltags- ebenso wie in Trainingssituationen
zu beobachten und zu reflektieren.
Was sage ich? Was soll mein Hund
tun? Und was drücke ich aus Hundesicht
tatsächlich mit meinem Verhalten aus? Je
mehr wir uns darüber bewusst werden,
desto gezielter können wir unsere Körpersprache
nutzen.
Die richtige Körperhaltung
Aber wie wird unsere Körpersprache für
unsere Hunde besser verständlich? Ähnlich
wie in der Situation des Abrufs bewegen
wir unbewusst aus Hundesicht oft auf
bedrohlich wirkende Arten und Weisen,
die den Hund verunsichern:
■ vorbeugen
■ herunterbeugen
■ über den Hund beugen
■ festes In-die-Augen-schauen
■ teilweise auch schon das
Frontal-zum-Hund-stehen
Besser ist es, neutrale oder sogar ein ladende
Körperhaltungen einzunehmen, die oft
schon kleine Wunder bewirken können:
■ gerade stehen bleiben
■ sich leicht vom Hund wegdrehen
■ am Hund vorbeischauen, statt in die
Augen oder auch
■ in die Hocke gehen
Ein Hund, der in seinem Leben noch nichts
Schlechtes erlebt hat, der also keine negativen
Erfahrungen mit Menschen gemacht
hat, wird nicht in Panik verfallen, wenn der
Mensch ihn durch seine Körper haltung
unbewusst bedroht. Dinge wie das Herunterbeugen
stecken selbstsichere Hunde
durchaus weg.
Unsichere Hunde
Für einen Hund, der womöglich aus dem
Tierschutz kommt und in seinem Leben
nicht so viel Glück hatte, mögen die
genannten Situationen sehr unschön sein.
Wurde er früher geschlagen oder hat Ähnliches
erlebt, gibt es für ihn Grund genug
zu befürchten, dass nach solch einer Drohung
des Menschen schlimme Konsequenzen
folgen. Dieser Hund könnte dann
viel heftiger auf die versehentliche körpersprachliche
Drohung reagieren, als der
behütet aufgewachsene, umsorgte Vierbeiner.
Nehmen Sie einen Hund mit Vorgeschichte
aus dem Tierschutz auf, sollten
Sie sich Ihre Körpersprache noch bewusster
machen. Gerade bei ängstlichen Hunden
reichen oft schon Kleinigkeiten, wie
schnelle Bewegungen oder ein Blick in die
Augen, um sie stark zu verunsichern.
Foto: DoraZett/stock.adobe
Einladend statt verunsichernd wirken:
In die Hocke gehen, anstatt zu
stehen und sich herabzubeugen.
34 Der Hund 03/2020