DER HUND 03/20
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Gesundheit & Ernährung
Für alle, die „kinesiologisches Taping“ für Hunde nicht kennen:
Worum handelt es sich dabei und wie soll es wirken?
Kinesiologisches Tape besteht aus elastischem Baumwollmaterial,
das auf einer Seite mit Acrylkleber beschichtet ist. Die Tape-
Streifen werden leicht gedehnt aufgeklebt. Gemäß physikalischen
Regeln möchte alles, was gedehnt ist, wieder in seine ungedehnte
Ausgangsform zurück. Zieht sich das Tape wieder zusammen,
schiebt es dabei das Fell mit der darunter liegenden Haut leicht
zusammen – der Vorgang liegt im mikroskopischen Bereich – und
hebt dadurch die Haut etwas an. Durch diesen „Anhebe-Effekt“
wird Platz im Gewebe darunter geschaffen und alles was komprimiert
war, wie Blut- und/oder Lymphgefäße, Fasziengewebe
oder Muskelfasern, wird dadurch dekomprimiert. Die Gefäße weiten
sich und der Blut-/Lymphfluss wird angeregt. Gewebefasern
können sich wieder dehnen und aktiver, besser arbeiten.
Der Beiname „kinesiologisch“ ergibt sich aus seiner griechischen
Bedeutung. „Kinesis“ bedeutet so viel wie Bewegung und „logia“
ist die Lehre. Somit ist Kinesiologie die Lehre der Bewegung! Da
dieses Tape elastisch ist und somit die Bewegung zulässt und
sogar bei entsprechenden Anlagetechniken unterstützt, bekam
das Tape diesen Beinamen.
Bei welchen Beschwerden kann Tape zum Einsatz kommen
und bei welchen nicht?
Das kinesiologische Tape ist bei zahlreichen Problemen einsetzbar.
Bei muskulären Verspannungen lässt sich damit der Muskeltonus
regulieren. Bei faszialen oder narbigen Verklebungen kann das
Gewebe wieder weicher und mobiler gemacht werden. Das Tape
kommt auch häufig bei Arthrosen zum Einsatz. Beim Hund vor
allem bei der Hüftgelenksarthrose, da es durch den „Anhebe-Effekt“
auch den Druck von den Schmerzrezeptoren nimmt und sich das
gereizte Gewebe dadurch entspannt. So kann man die Begleiterscheinungen
der Arthrose etwas mildern. Des Weiteren wird das
Tape auch bei Schwellungen verwendet, zum Beispiel nach einem
Aufpralltrauma oder einer Operation. Durch das Dekomprimieren
der Gefäße wird der Abfluss gestauter Flüssigkeit angeregt.
Nicht zum Einsatz kommen sollte das Taping bei Hauterkrankungen
und offenen Wunden, ebenso wie Fieber und lokalen
Infektionen. Trächtige Hündinnen sollte man nicht am Rumpf
tapen, um nicht eventuell vorzeitige Kontraktionen auszulösen.
Wie erkenne ich eine Fachperson mit guten Taping-Kenntnissen?
Gute Therapeuten sollten sich als allererstes einen Gesamteindruck
von dem Hund machen, mit ausführlicher Anamnese, Gangbildanalyse,
Tastbefund und passivem Bewegen aller Gelenke.
Aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse folgt eine befundorientierte
Behandlung und Tapinganlage. In den meisten Fällen
wird der Hund erst physiotherapeutisch/osteopathisch behandelt
und das Tape kommt gegen Ende der Behandlung zum Einsatz, da
es sich um eine zusätzliche, unterstützende Behandlungsmethode
handelt. Wichtig ist, dass der Therapeut nach Anlage des kinesiologischen
Tapes den Hund noch eine Weile beobachtet. So sieht
er, ob es zu Abwehrreaktionen kommt. Leider gibt es vereinzelt
Hunde, die das Tape nicht mögen. 3
Das sogenannte „Schmerzkreuz“ oder
„Schmerztape“ kann bei Arthrose – etwa im
Hüftgelenk – helfen, Schmerzen zu lindern.
Fachgemäß angebracht, stört das Tape die Hunde in ihren Bewegungen nicht.
www.derhund.de 63