Gesundheit & ErnährungDr. med. vet. Gregor BergDr. med. vet. Jennifer NehlsUnsere Expertinnen und Experten beantworten Ihre Fragen,hier zu Themen rund um Gesundheit und Ernährung von Hunden.Schreiben Sie uns: Redaktion der Hund, Mandichostraße 18, 86504 Merching, redaktion@derhund.deHühnchen als Proteinquelle oderdoch lieber etwas Exotisches?An IBD erkrankte Hunde profitierenmeist von einer lebenslangenDiät mit einer für sieverträglichen Eiweisquelle.Foto: Coprid/stock.adobe, namsom1988/stock.adobe66 Der Hund 03/2020
Gesundheit & ErnährungWelche Proteinquelleneignen sich bei IBD undUnverträglichkeiten?Meine Hündin, ein Kleiner Münsterländer, hat IBD. Sie verträgtweder Wirbeltiere oder Fisch noch Kartoffeln, Reis, Gluten, Milchprodukte,etc. Sie bekommt ein Futter mit Schwarzer Soldatenfliege,Süßkartoffeln und Karotten. Gibt es noch andere hochwertige Protein-Ernährungsmöglichkeiten?Denn mit dem jetzigen Futter gibtes immer wieder Lieferschwierigkeiten.Eine Inflammatory Bowel Disease ist eine chronische Darmentzündung,bei der die Tiere an Durchfall und Erbrechen leiden. DieSymptome treten häufig in Schüben auf. Die Tiere sind dann oftaufgebläht, haben Bauchschmerzen und der Darm macht lauteGeräusche. Meist ist der gesamte Darm betroffen, es sind alsoDünn- und Dickdarm entzündet, manchmal aber auch nur einAbschnitt des Darms. Bei Beteiligung des Dünndarms wird dasFutter nicht mehr richtig verdaut, die Nährstoffe werden nichtmehr vollständig aufgenommen und die Darmpassage geht zuschnell vonstatten. Dadurch verlieren die Tiere Gewicht undkönnen einen Nährstoffmangel bekommen. Ist der Dickdarmbetroffen, können auch Blut- oder Schleimauflagerungen am Kotgefunden werden.Die Ursache von IBD ist noch nicht genau geklärt. Man gehtdavon aus, dass verschiedene Faktoren zur Entstehung beitragen,auch eine genetische Komponente wird diskutiert. Oft findet manUnverträglichkeiten auf Futterbestandteile, Veränderungen derDarmflora oder auch Darmparasiten. Bei bestimmten Rassen wirdIBD gehäuft festgestellt.Erkrankte Tiere profitieren meist sehr von einer lebenslangenSpezialdiät mit einer für sie verträglichen Proteinquelle. Dieseist am besten durch eine Ausschlussdiät herauszufinden, was Sievermutlich auch gemacht haben. Bluttests sind hier in der Regelwenig aussagekräftig, da ein Tier auch eine Proteinquelle, bei deres im Bluttest reagiert, in der Praxis gut vertragen kann. Wenn Siewegen der Lieferschwierigkeiten ein neues Futter suchen, könnenSie eines mit einer Proteinquelle wählen, die Ihr Hund noch nichtoder zumindest sehr selten gefressen hat. Bei Sorten mit äußerstspeziellen Proteinquellen, die im Rohstoffhandel nur mäßig zubekommen sind, kann es immer wieder zu Lieferschwierigkeitenkommen. Vielleicht wäre es einen Versuch wert, ein Futter mitSäugetierfleisch oder Fisch zu wagen. Auch hoch allergische Tierekommen immer wieder mit Futter zurecht, das keine exotischeProteinquelle enthält – bei meinem Hund ist es schlicht Huhn.Das neue Futter sollte nur diese eine Proteinquelle enthaltenund nur eine einzige Kohlenhydratquelle, sodass Sie einen gutenÜberblick über die Inhaltsstoffe haben. Auch Erbsen und andereProteinträger verstecken sich ab und an in der Zusammen setzungweiter hinten. Das Futter sollte möglichst wenige Zutaten enthaltenund die Inhaltsstoffe sollten so benannt sein, dass Siegenau wissen, was drin ist. Die Protein- und Kohlenhydratquellensollten hochverdaulich sein: Achten Sie bei der tierischen Quelledarauf, dass auch Muskelfleisch verwendet wurde und nicht nurInnereien. Bei Trockenfutter ist extrudiertes Futter meist besserbekömmlich als kaltgepresstes – Ausnahmen gibt es natürlichtrotzdem. Am besten wäre ein Futter, das auch Süßkartoffeln undKarotten beinhaltet (wie Ihr aktuelles).Als direkte Alternativen zu Ihrem Futter gibt es leider nicht soviele Möglichkeiten. Heutzutage sind sehr viele Futter auf demMarkt, darunter eben auch Insektenfutter mit anderen Insektenarten.Allerdings müssen Sie wirklich in die Zusammensetzungschauen, da sehr häufig neben dem Insektenprotein weitereProteinträger verwendet werden. Auch vegetarische Futter undFutter, bei denen das tierische Protein extrem hydrolysiert wurde,könnten funktionieren. Helfen kann eine professionelle Ernährungsberatung.Sie könnten auch versuchen, das Futter selbstzuzubereiten. Denn mancher Allergiker ist auf eine bestimmteZubereitungsart allergisch, das heißt das Säugetier im Trockenfutterverträgt er nicht, die gleiche Tierart im Nassfutter dagegenschon. Entscheiden Sie sich dafür, sollten Sie eine Rationsberechnungdurchführen lassen, damit Ihr Hund alle benötigten Nährstoffebekommt. Auch eine Anpassung des Rohfasergehalts hilftIBD-Patienten häufig.Meine Hündin kratzt sich.Könnten Schrotkugelnschuld sein?Dr. Gregor BergMeine Bolonka Zwetna-Hündin stammt aus Bulgarien. Als sie zu unskam, war sie sehr ängstlich und schreckte auch im Schlaf immer wiederauf. Mit der Zeit ist es uns gelungen, ihr Vertrauen zu gewinnenund ihr ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Allerdings kratzt sie sich,seit sie bei uns ist. Das Problem ist schlimmer geworden. Inzwischenkratzt sie sich regelmäßig blutig. Weder konnten wir Parasiten entdecken,noch auffällige Hautveränderungen. Auf Anraten unsererTierärztin füttern wir ausschließlich Futter aus Pferdefleisch. Dochunsere Hündin kratzt sich immer noch so heftig. Aus einer Untersuchungin der Vergangenheit wissen wir, dass sie aus ihrem früherenLeben einige Schrotkugeln unter der Haut hat. Die Tierärztinmeinte allerdings, sie könnte damit gut leben. Was sollen wir tun?Eine weiterführende Untersuchung der Hündin ist dringendempfehlenswert – optimalerweise bei einem auf Dermatologiespezialisierten Tierarzt. Derart massiver Juckreiz ist sehr belastendfür Ihre Hündin. Sie kann das reflexartige Kratzen nur schwerwww.derhund.de 67