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der gemeinderat_Ausgabe 09_2019

Die September-Ausgabe des gemeinderats beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Digitalpakt Schule. Insgesamt 5,5 Milliarden Euro stehen bereit, eine Reihe von Bundesländern hat die Richtlinien für die Fördermittelanträge bereits in Kraft gesetzt. Jetzt muss es darum gehen, die Ausstattung der Schulen vernünftig zu planen – entlang pädagogischer Konzepte.

Die September-Ausgabe des gemeinderats beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Digitalpakt Schule. Insgesamt 5,5 Milliarden Euro stehen bereit, eine Reihe von Bundesländern hat die Richtlinien für die Fördermittelanträge bereits in Kraft gesetzt. Jetzt muss es darum gehen, die Ausstattung der Schulen vernünftig zu planen – entlang pädagogischer Konzepte.

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Planen & Bauen<br />

Kommunalbau<br />

Planen & Bauen<br />

Schulraumgestaltung<br />

Der dritte Pädagoge heißt Raum<br />

Warum sind viele Schulen so lieblos gestaltet, ja geradezu verwahrlost? In<br />

seelenloser Umgebung kann we<strong>der</strong> Lernen noch die gewünschte<br />

Zusammenarbeit gelingen. Deswegen müssen Bildungsräume transformiert und<br />

zu „Gewächshäusern <strong>der</strong> Kreativität“ gemacht werden.<br />

Gemeinsam ungezwungen lernen in anregen<strong>der</strong> Umgebung: Schulräume müssen dazu beitragen,<br />

dass junge Menschen neue Erfahrungen machen und sich motivieren können.<br />

DER AUTOR<br />

Professor Jan Teunen, Geisenheim,<br />

unterstützt als sogenannter Cultural<br />

Capital Producer seine Kunden darin,<br />

ihr kulturelles Kapital und ihre<br />

Wirtschaftskraft zu mehren; er ist Fellow<br />

und Mentor <strong>der</strong> Akademie für<br />

Potenzialentfaltung (info@<br />

teunen-konzepte.de)<br />

Was wünschen sich junge Menschen?<br />

Geborgenheit und Berücksichtigung<br />

individueller<br />

Wünsche und Bedürfnisse. Wonach sehnen<br />

sich junge Leute? Nach Verbundenheit<br />

und nach <strong>der</strong> Möglichkeit zur Potenzialentfaltung.<br />

Was brauchen junge Leute?<br />

Zuversicht und Kreativität, Mut und Eigensinn,<br />

Selbstverantwortung und Gemeinsinn.<br />

Das meiste davon wird jungen Menschen<br />

in Bildungseinrichtungen verwehrt.<br />

Damit soll nicht gesagt werden, dass sich<br />

das Schul- und Bildungssystem in einer<br />

Krise befindet. Es steckt vielmehr fest in<br />

einem Dilemma und das bedeutet, dass<br />

Foto: Lumina Images/Adobe Stock<br />

nicht einfach weitergemacht werden kann<br />

wie bisher. Auch ein Zurück auf den gegangenen<br />

Weg geht nicht.<br />

Aus einem Dilemma muss man heraus,<br />

und das gelingt am besten mittels Transformation.<br />

Damit diese erfolgreich ist,<br />

braucht es ein langes Gedächtnis. Woran<br />

muss sich <strong>der</strong>jenige erinnern, <strong>der</strong> das<br />

Schul- und Bildungssystem neu denken<br />

und machen will? An das Universum, an<br />

die Natur, den Menschen und an das Haus.<br />

Das lateinische Universum, das griechische<br />

Kosmos und das mittelhochdeutsche<br />

All sind Bezeichnungen für eine schöne<br />

Ordnung. Erinnert muss daran werden,<br />

dass unsere Ahnen sich in dieser Welt zu<br />

Hause fühlten. Sie sahen sich – so <strong>der</strong> Philosoph<br />

Christoph Quarch – als Masche in<br />

dem einen großen Netz des Lebens. Sie<br />

wussten sich als Akkorde in einer großen<br />

Symphonie des Alls. Und sie erkannten<br />

den Sinn ihres Lebens darin, in diesem<br />

großen Spiel des Ganzen mitzuspielen. Es<br />

wäre schön, wenn dieses Wissen wie<strong>der</strong><br />

Schule macht.<br />

Die Natur hat eine Qualität, die funktionale<br />

und poetische Beziehungen ermöglicht.<br />

Und sie hat eine wun<strong>der</strong>bare Methode:<br />

Potenzialentfaltung. Bildungseinrichtungen<br />

gehören zur zweiten Natur <strong>der</strong><br />

Menschen. Bei ihrer Errichtung und Einrichtung<br />

empfiehlt es sich, eine Orientierung<br />

an <strong>der</strong> Qualität und an <strong>der</strong> Methode<br />

<strong>der</strong> ersten Natur zu wählen.<br />

Bedacht werden muss auch <strong>der</strong> Mensch<br />

selbst als zweifaltiges Wesen. Menschen<br />

möchten gerne einzigartig sein und sehnen<br />

sich deshalb nach Freiheit und nach<br />

Freiraum. Zugleich haben sie den Wunsch<br />

nach Zugehörigkeit und Nähe, sie suchen<br />

nach Verbundenheit und Liebe. All dies<br />

muss bedacht werden, wenn Häuser <strong>der</strong><br />

Bildung geplant, gebaut und eingerichtet<br />

werden.<br />

Zuletzt das Haus: Ursprünglich war es<br />

ein geschrumpfter Kosmos, eine schöne,<br />

geordnete und tugendhafte Welt. Höchste<br />

Zeit, die Häuser <strong>der</strong> Bildung wie<strong>der</strong> in Ordnung<br />

zu bringen.<br />

Im Nachfolgenden soll <strong>der</strong> Blick auf die<br />

Räume in den Bildungseinrichtungen ge-<br />

36 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 9/19<br />

Gehen Sie beim<br />

Dach immer auf<br />

Nummer sicher.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an ein sicheres Dach werden<br />

oft unterschätzt: sowohl was die Qualität<br />

des Dachsystems angeht als auch was die<br />

sichere Planung und Ausführung betrifft.<br />

Ihr Bau<strong>der</strong>-Fachberater weiß, auf was es beim<br />

Dach wirklich ankommt. Nehmen Sie doch<br />

einfach direkt Kontakt mit ihm auf:<br />

www.bau<strong>der</strong>.de/fachberatersuche<br />

gemein<strong>der</strong>at 9/19<br />

richtet werden. Neben Lehrkräften und<br />

Mitschülern ist <strong>der</strong> Raum, in dem gelernt<br />

wird, <strong>der</strong> dritte Pädagoge. Die meisten Bildungsräume<br />

in Schulen und Universitäten<br />

gleichen Wüsten und Todräumen, die<br />

Lehrkräfte und ihre Schutzbefohlenen<br />

schwächen, entkräften, auslaugen. Diese<br />

Räume sind weit davon entfernt, Energie<br />

zu stiften und zu begeistern.<br />

Vielleicht ist das sogar Absicht, vielleicht<br />

werden junge Menschen so auf das<br />

Berufsleben vorbereitet. Die Chance ist<br />

groß, dass sie irgendwann in einem Büro<br />

landen. Denn in <strong>der</strong> fortgeschrittenen, mo<strong>der</strong>nen<br />

Welt ist die Büroarbeit zur eigentlichen<br />

gesellschaftlichen Tätigkeit geworden.<br />

Das Büro ist das „Mastertool“ des<br />

Wirtschaftens, und lei<strong>der</strong> ist dieses „Werkzeug“<br />

überwiegend ungepflegt. Die meisten<br />

Büros sind von <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Rationalität dominiert. In solchermaßen<br />

geprägten Räumen werden Menschen neurotisch,<br />

weil die kulturelle Umgebung<br />

nicht antwortet.<br />

Für Büros und Bildungsräume gilt: In<br />

seelenlosen Räumen gelingt we<strong>der</strong> Lernen<br />

noch gewollte Zusammenarbeit. Deswegen<br />

müssen diese Räume transformiert<br />

und zu Gewächshäusern <strong>der</strong> Kreativität<br />

gemacht werden.<br />

Gerald Hüther, einer <strong>der</strong> bekanntesten<br />

Hirnforscher Deutschlands, sagt, dass es<br />

fatal sei, in Schulen fast nur auf Wissensvermittlung<br />

und Leistung zu setzen. „Das<br />

bringt zwar Einserschüler und Einserstudenten<br />

hervor, die dann im Berufsleben<br />

aber versagen. Auf <strong>der</strong> Strecke bleiben<br />

viele ungenutzte und frustrierte Talente,<br />

und diesen Irrweg beschreiten wir schon<br />

viel zu lange.“ Und: „Die Menschen wachsen<br />

in ihre Lebenswelt, die auch eine<br />

Raumwelt ist, hinein. Bei einer Lebenswelt<br />

handelt es sich um eine nach den Maßstäben<br />

vorangegangener Generationen gestaltete<br />

Welt. Das ist aber nicht zwangsläufig<br />

eine zeitgemäße, humane o<strong>der</strong> schöne<br />

Welt und deswegen auch nicht zwangsläufig<br />

eine Welt, in <strong>der</strong> optimale Bedingungen<br />

für die Entwicklung des Menschen und<br />

seines Gehirns herrschen.“ Es braucht an<strong>der</strong>e<br />

Formen des Unterrichts und diese<br />

bedürfen flexibler Räume, nicht zuletzt<br />

auch, weil die Post-Digitalisierung längst<br />

die Schulräume erreicht hat. Jan Teunen<br />

FORUM BILDUNGSBAUTEN<br />

Ob Neubau o<strong>der</strong> Sanierung – Schulen<br />

und Hochschulen <strong>der</strong> Zukunft bieten<br />

lerneffiziente Raumumgebungen, die<br />

den mo<strong>der</strong>nen pädagogischen Ansprüchen<br />

und den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Digitalisierung gerecht werden. Wie die<br />

Umsetzung innovativer Konzepte gelingt,<br />

wird beim 5. Jahresforum „Bau und<br />

Betrieb von Bildungseinrichtungen“ am<br />

5. und 6. Dezember <strong>2019</strong> in München<br />

vermittelt. Bei <strong>der</strong> Veranstaltung behandeln<br />

hochkarätige Referenten aktuelle<br />

Themen und es wird umfänglich Best<br />

Practice geboten.<br />

Im Rahmen des Besichtigungsprogramms<br />

werden Umsetzungen von Neubau-<br />

und Generalsanierungsprojekten<br />

im Bildungsbereich vorgestellt. – Infos:<br />

www.management-forum.de/<br />

bildungsbau<br />

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