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der gemeinderat_Ausgabe 09_2019

Die September-Ausgabe des gemeinderats beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Digitalpakt Schule. Insgesamt 5,5 Milliarden Euro stehen bereit, eine Reihe von Bundesländern hat die Richtlinien für die Fördermittelanträge bereits in Kraft gesetzt. Jetzt muss es darum gehen, die Ausstattung der Schulen vernünftig zu planen – entlang pädagogischer Konzepte.

Die September-Ausgabe des gemeinderats beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Digitalpakt Schule. Insgesamt 5,5 Milliarden Euro stehen bereit, eine Reihe von Bundesländern hat die Richtlinien für die Fördermittelanträge bereits in Kraft gesetzt. Jetzt muss es darum gehen, die Ausstattung der Schulen vernünftig zu planen – entlang pädagogischer Konzepte.

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Wirtschaft & Finanzen<br />

Energieversorgung<br />

Wirtschaft & Finanzen<br />

Energieträger<br />

Wasserstoff hat viele Talente<br />

Kleines Molekül, großes Potenzial: Wasserstoff wird für den Klimaschutz eine<br />

wichtige Rolle zugeschrieben. Er kann aus Erdgas hergestellt, im Gasnetz<br />

gespeichert und transportiert werden. Für Stadtwerke bietet sich eine hoch<br />

interessante Option für die klimaneutrale Strom- und Wärmeerzeugung.<br />

Im Klimakabinett rauchen die Köpfe,<br />

denn die Zeit drängt: Ende September<br />

<strong>2019</strong> wollen die Minister wesentliche<br />

Entscheidungen treffen, um sicherzustellen,<br />

dass Deutschland seine nächsten Klimaziele<br />

auch erreicht. Eine zentrale Frage<br />

ist dabei, wie das Energiesystem dekarbonisiert<br />

werden kann, ohne während „kalter<br />

Dunkelflauten“, also mehrtägiger Windflauten<br />

bei winterlicher Dunkelheit, die<br />

Versorgungssicherheit zu gefährden. Dann<br />

nämlich können Wind- und Solarstrom<br />

nicht in ausreichendem Maß erzeugt werden.<br />

Als absoluter „Game changer“ wird<br />

dabei <strong>der</strong>zeit Wasserstoff gehandelt. So<br />

verkündete erst kürzlich Bundeswirtschaftsminister<br />

Peter Altmaier, man wolle<br />

bei Wasserstoff „die Nummer 1 in <strong>der</strong> Welt<br />

werden“.<br />

INNOVATIVES VERFAHREN: PYROLYSE<br />

Der Energieträger ist für das deutsche<br />

Energiesystem kein Unbekannter. Bereits<br />

in den 1960er-Jahren wurden in Teilen<br />

Deutschlands große Mengen Wasserstoff<br />

ins Gasnetz eingespeist. Das sogenannte<br />

„Stadtgas“ konnte zeitweise sogar einen<br />

Wasserstoffanteil von bis zu 50 Prozent<br />

aufweisen. Während Wasserstoff damals<br />

noch aus Braunkohle gewonnen wurde,<br />

kann er heute vollständig klimaneutral erzeugt<br />

werden. Und das macht ihn zum<br />

Trumpf <strong>der</strong> Energiewende.<br />

Eine innovative Methode, um Wasserstoff<br />

klimaschonend herzustellen, ist die<br />

noch relativ unbekannte Methanpyrolyse.<br />

Bei diesem Verfahren wird konventionelles<br />

Erdgas durch hoch erhitztes, flüssiges Metall<br />

geleitet und dabei in seine elementaren<br />

Bestandteile – Kohlenstoff und Wasserstoff<br />

– gespalten. Der Kohlenstoff lagert sich in<br />

Pulverform ab und kann als Rohstoff für<br />

an<strong>der</strong>e Prozesse wie<strong>der</strong>verwertet werden.<br />

Die Freisetzung von CO 2 wird dabei vollständig<br />

vermieden.<br />

Ein weiterer Vorteil des Verfahrens: Um<br />

den so gewonnenen Wasserstoff zu transportieren<br />

o<strong>der</strong> zu speichern, braucht es<br />

keine eigene Infrastruktur. Diese Funktion<br />

kann das bereits bestehende Gasnetz übernehmen.<br />

Mit einer Länge von mehr als<br />

500 000 Kilometer und einem Speichervolumen<br />

von 220 Terawattstunden (TWh)<br />

Energie birgt die Gasinfrastruktur ein enormes<br />

Potenzial.<br />

Diese Vorteile hat auch das Bundeswirtschaftsministerium<br />

erkannt und för<strong>der</strong>t<br />

mit den „Reallaboren <strong>der</strong> Energiewende“<br />

<strong>der</strong>zeit unzählige Projekte, welche die industrielle<br />

Erzeugung von Wasserstoff erforschen.<br />

Mit den gewonnenen Erkenntnissen<br />

soll <strong>der</strong> Umbau des Energiesystems<br />

vorangetrieben und Deutschland zum<br />

Vorreiter in Sachen Wasserstoff werden.<br />

Wie das Energiesystem von morgen<br />

schon heute Wirklichkeit wird, zeigt das<br />

Stadtwerk Haßfurt (Bayern). Der Energieversorger<br />

hat kürzlich ein Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) in Betrieb genommen, das<br />

sowohl Wärme als auch Strom erzeugt.<br />

Der Clou: Das BHKW wird vollständig mit<br />

Wasserstoff betrieben. Produziert wird<br />

dieser in einer angrenzenden Powerto-Gas-Anlage,<br />

die mittels Elektrolyse aus<br />

überschüssigem Ökostrom Wasserstoff erzeugt.<br />

So kann die Energieversorgung<br />

auch an trüben und windstillen Tagen sichergestellt<br />

werden – und das vollkommen<br />

CO 2 -neutral.<br />

Damit ist Haßfurt ein Pionier in Deutschland<br />

und zeigt auf, wie künftig auch Schulen,<br />

Krankenhäuser o<strong>der</strong> Altenheime mithilfe<br />

von dezentralen Mini-BHKWs zu<br />

kommunalen Klimaschutzzentralen werden<br />

können.<br />

Aber auch in den Heizungskellern <strong>der</strong><br />

Privathaushalte schlummert ein enormes<br />

Klimaschutzpotenzial. Hocheffiziente<br />

Brennstoffzellen beispielsweise erzeugen,<br />

ähnlich wie ein BHKW, Strom und Wärme<br />

fürs Eigenheim. Dazu trennen sie den im<br />

Erdgas enthaltenen Wasserstoff ab, können<br />

aber auch direkt mit Wasserstoff betrieben<br />

werden. Und auch die beliebte<br />

Gasbrennwerttechnologie wird <strong>der</strong>zeit fit<br />

für die Zukunft gemacht. So können aktuelle<br />

Gasbrennwertgeräte von Vaillant beispielsweise<br />

schon einen Wasserstoffanteil<br />

von bis zu 30 Prozent mitverbrennen –<br />

Tendenz steigend.<br />

KLIMAZIELE DER EU IM FOKUS<br />

Doch nicht nur Deutschland kann von innovativen<br />

Wasserstofftechnologien profitieren,<br />

wie eine aktuelle Studie des finnischen<br />

Beratungsunternehmens Pöyry<br />

zeigt. Auch die EU-Klimaziele lassen sich<br />

mit Wasserstoff erreichen – und das kostengünstiger<br />

und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit<br />

als in einem Szenario, das<br />

auf eine Vollelektrifizierung setzt. Der<br />

überwiegende Teil des Wasserstoffs wird<br />

dabei durch die kostengünstigere Methanpyrolyse<br />

erzeugt werden. Auch an<strong>der</strong>e<br />

Technologien wie die Elektrolyse spielen<br />

eine Rolle.<br />

Wasserstoff, hergestellt aus Erdgas, ist<br />

somit ein echtes Multitalent für die Energiewende.<br />

Denn auch wenn <strong>der</strong> Wind<br />

nicht weht und die Sonne nicht scheint,<br />

muss eine effiziente und nachhaltige Energieversorgung<br />

gewährleistet werden.<br />

Deutschland legt dafür mit vielzähligen<br />

Wasserstoffprojekten schon heute einen<br />

klimaneutralen Grundstein. Timm Kehler<br />

DER AUTOR<br />

Dr. Timm Kehler ist Vorstand von Zukunft<br />

Erdgas, einer Initiative <strong>der</strong> deutschen<br />

Erdgaswirtschaft<br />

(Kontakt über christina.hess@erdgas.info)<br />

26 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 9/19<br />

„Die Energiewirtschaft steht vor komplexen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen – unser Personal<br />

braucht den Rücken frei, um sie zu bewältigen.<br />

Einfache Routinetätigkeiten<br />

erledigen für uns deshalb schon heute Roboter.<br />

Weitere Innovationen und Einsatzfel<strong>der</strong><br />

werden noch hinzukommen, wie<br />

das Arbeiten mit Hololens – einer Virtual-<br />

Reality-Brille, die eine natürliche Wahrnehmung<br />

mit künstlichen Darstellungen<br />

vermischt. Hier stehen wir noch am Anfang<br />

– aber unsere bisher umgesetzten<br />

Digitalisierungsprojekte zeigen, dass wir<br />

auf dem richtigen Weg sind.“<br />

Markus Kittl, Mitglied <strong>der</strong> Geschäftsleitung,<br />

Thüga Energienetze GmbH<br />

Wie gestalten Sie mit exzellenter<br />

Innovation digitale Transformation?<br />

Mit Spezialisten für intelligente<br />

Zukunfts-Technologie.<br />

Erfahren Sie mehr über die Leistungen und Projekte <strong>der</strong> Thüga<br />

und ihrer rund 100 Partnerunternehmen im Bereich Digitalisierung.<br />

Besuchen <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at Sie uns 9/19 auf: www.thuega.de<br />

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