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Entscheidung des BFH - Haufe.de

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KANZLEI & PERSÖNLICHES Serie Unternehmensberatung<br />

Interview<br />

„Marke folgt Strategie“<br />

Prof. Dr. Wal<strong>de</strong>mar A. Pförtsch, Professor für Internationale Unternehmensführung<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule Pforzheim und Professor für Business-Marketing an <strong>de</strong>r China<br />

Europe International Business School Shanghai, über <strong>de</strong>n Kenntnisstand im B2B-<br />

Mittelstand in puncto Markenmanagement, die zentrale Rolle <strong><strong>de</strong>s</strong> Unternehmers<br />

und die Frage, wie sich Markenbe<strong>de</strong>utung mit einfachen Mitteln messen lässt.<br />

SteuerConsultant: Herr Pförtsch, wie steht<br />

es aus Ihrer Sicht um Wissen und Umsetzung<br />

von Markenbildung und -führung im hiesigen<br />

B2B-Mittelstand?<br />

Prof. Dr. Wal<strong>de</strong>mar A. Pförtsch: Wir haben dazu<br />

in <strong>de</strong>r Vergangenheit verschie<strong>de</strong>ne Untersuchungen<br />

durchgeführt. Demnach liegt die<br />

Durchdringung von qualifiziertem Markenmanagement<br />

in Deutschland zwischen 30<br />

und 44 Prozent. Das heißt, die Unternehmer<br />

wissen um die Prinzipien und haben vielfach<br />

Funktionen geschaffen, in <strong>de</strong>nen das Markenmanagement<br />

professionell abgearbeitet wird,<br />

aber das <strong>de</strong>taillierte Wissen und die neuesten<br />

Metho<strong>de</strong>n fehlen. Die Grundlagen sind auch im<br />

B2B vorhan<strong>de</strong>n, und das seit über 100 Jahren,<br />

angefangen mit <strong>de</strong>r Firma Krupp 1886. Die Ringe<br />

in <strong>de</strong>r Bildmarke symbolisieren die Laufrä<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Eisenbahnen. Es war damals <strong>de</strong>r Versuch,<br />

im Logo die Qualität <strong>de</strong>r eigenen Arbeit zu<br />

spiegeln, das hat sich später quer durch die<br />

<strong>de</strong>utsche Industrie gezogen.<br />

SteuerConsultant: Worauf kommt es beim<br />

Aufbau einer B2B-Marke konkret an? Muss<br />

<strong>de</strong>n mittelständischen Unternehmer strategisches<br />

Markenmanagement nicht überfor<strong>de</strong>rn?<br />

Prof. Dr. Wal<strong>de</strong>mar A. Pförtsch: Zunächst gilt<br />

zu beachten, dass <strong>de</strong>r Unternehmer in <strong>de</strong>r Regel<br />

die Marke ist. Er verkörpert durch seine Person<br />

und die Art, wie er Geschäfte macht, <strong>de</strong>n inneren<br />

Kern <strong><strong>de</strong>s</strong> Unternehmens. Problematisch wird es<br />

dort, wo ein Generationswechsel stattgefun<strong>de</strong>n<br />

hat o<strong>de</strong>r wo Unternehmen durch Diversifizierung<br />

respektive Zukäufe eine Größe erreichen,<br />

mit <strong>de</strong>r die Konsistenz nicht mehr gegeben ist.<br />

Das meint einmal die innere Konsistenz, wenn<br />

also die Marke im Haus nicht mehr richtig<br />

bearbeitet und geführt wird. Und zum an<strong>de</strong>ren<br />

betrifft es die äußere Konsistenz, nämlich wie<br />

ich nach außen hin auftrete. Die größte Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

ist, Markeneinheitlichkeit beim Liefern<br />

von Serviceleistungen zu generieren.<br />

SteuerConsultant: Wie hält <strong>de</strong>r Unternehmer<br />

beim Markenmanagement Kurs, und<br />

wie misst er konkret Markenbe<strong>de</strong>utung und<br />

Markenerfolg?<br />

Prof. Dr. Wal<strong>de</strong>mar A. Pförtsch: Um Kurs halten zu<br />

können, sollte man sich an <strong>de</strong>n Grundprinzipien<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Markenmanagements orientieren, da gibt<br />

es einen wesentlichen Satz: Marke folgt Strategie,<br />

sie muss sich Letzterer unterordnen und<br />

kann eine fehlen<strong>de</strong> Strategie nicht ersetzen. Der<br />

Unternehmer braucht also eine klare Konzeption,<br />

wo er hin will, in welchen Produktbereich,<br />

in welche Nischen, in welche Märkte. Und er<br />

muss eine klare Vorstellung davon haben, wie<br />

er diese Märkte bedient. Der beste Indikator<br />

zum Messen <strong>de</strong>r Markenbe<strong>de</strong>utung ist dann<br />

zum einen das Preispremium. Wie viel zahlt<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> mehr für mein Produkt, verglichen<br />

mit einem Wettbewerberprodukt? Ein zweiter<br />

Indikator ist die Retention, sprich die Wie<strong>de</strong>rkaufrate.<br />

Natürlich ist das fundierte Messen<br />

viel komplizierter, weil es viele Grün<strong>de</strong> gibt,<br />

warum jemand wie<strong>de</strong>rkommt. Aber Preispremium,<br />

Retention und etwas Bauchgefühl sagen<br />

<strong>de</strong>m Unternehmer recht zuverlässig, ob er mit<br />

seiner Marke in die richtige Richtung steuert.<br />

Firmen wie die Werkzeughersteller Festo,<br />

Stihl o<strong>de</strong>r Hilti. Ihnen ist es gelungen, sich<br />

in ihren Branchen ein<strong>de</strong>utig zu positionieren<br />

und klar zu differenzieren.<br />

Aber auch weniger bekannte Unternehmen<br />

betreiben ein höchst erfolgreiches Branding,<br />

wie etwa <strong>de</strong>r Elektronikzulieferer Assmann<br />

aus Lü<strong>de</strong>nscheid in Nordrhein-Westfalen, <strong>de</strong>r<br />

Maschinenbauer Transfluid in Schmallenberg<br />

in Rheinland-Pfalz o<strong>de</strong>r Adco im nordrheinwestfälischen<br />

Ratingen, Erfin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r mobilen<br />

Toilette mit <strong>de</strong>n Produktmarken „Dixi“ und<br />

„Toi Toi“. Laut Schiller geht es dabei weniger<br />

um „first to market“, son<strong>de</strong>rn um „first to<br />

mind“.<br />

Sicherheit bei subjektiven und<br />

objektiven Kaufentscheidungen<br />

Marken symbolisieren Qualität. Sie böten<br />

damit „Sicherheit bei subjektiven wie objektiven<br />

Kaufentscheidungen“, betont Beraterkollege<br />

Stefan Spöttl von <strong>de</strong>r Stuttgarter<br />

Agentur SSBC, „und sie bil<strong>de</strong>n auch einen<br />

Schutz zur Etablierung eines stabileren<br />

Preisniveaus insbeson<strong>de</strong>re in Krisenzeiten.“<br />

Darüber hinaus haben starke Unternehmensmarken<br />

laut Spöttl „direkten Einfluss auf das<br />

Image als Arbeitgeber“. Nicht umsonst stün<strong>de</strong>n<br />

Firmen wie Bosch, BMW, Audi, Porsche<br />

o<strong>de</strong>r SAP bei Hochschulabsolventen ganz<br />

oben auf <strong>de</strong>r Karrierewunschliste.<br />

Voraussetzung sei aber, erklärt Berater Schiller,<br />

„dass <strong>de</strong>r Aufbau einer Arbeitgebermarke<br />

als strategische Aufgabe <strong><strong>de</strong>s</strong> Top-Managements<br />

verstan<strong>de</strong>n wird, auf die wertegeleitete<br />

I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Marke aufsetzt und das Werteversprechen<br />

<strong>de</strong>r Marke gegenüber <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

und <strong>de</strong>r Öffentlichkeit kontinuierlich<br />

einlöst. Employer Branding schlicht als reine<br />

Imagewerbung zu verstehen, greift zu kurz“.<br />

Richtig umgesetzt, winken <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

echte Vorteile: Zum einen motivierte<br />

Mitarbeiter, zum an<strong>de</strong>ren ein Wettbewerbsvorsprung<br />

im „War for Talents“.<br />

In<strong><strong>de</strong>s</strong>, relativiert Spöttl, beeinflusse eine<br />

starke Arbeitgebermarke Bindung und I<strong>de</strong>ntifikation<br />

<strong>de</strong>r Belegschaft „eher nicht. An diesem<br />

Punkt geht es um Unternehmenskultur,<br />

also um Werte und Normen o<strong>de</strong>r kurz: um<br />

‚Corporate Behavior‘“. Das Verdichten und<br />

Sichtbarmachen dieser Kultur ist Aufgabe <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgebermarke. Fakt bleibt: Die Mitarbeiter<br />

sind auch im B2B-Segment <strong>de</strong>r wichtigste<br />

Werttreiber einer Unternehmensmarke. „Deshalb<br />

brauchen sie klare Leitlinien und Parameter,<br />

an <strong>de</strong>nen sie ihr Han<strong>de</strong>ln ausrichten<br />

können“, so Schiller.<br />

Wie jedoch misst ein Mittelständler, ob er<br />

mit all seinen Bemühungen um Markenaufbau<br />

und -führung Kurs hält und vor allem<br />

36 SteuerConsultant 7 _ 10 www.steuer-consultant.<strong>de</strong>

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